16.04.2020 Aufrufe

blickpunkt-2020-online

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

BLICKPUNKT.

TRAUER –

WAS TRÖSTET?

Wie man mit dem Tod eines nahen Menschen umgeht

Von Klaus Lang, Svenja Ritzer und

David Theil

„Es gibt nichts, was die Abwesenheit

eines lebenden Menschen ersetzen

kann, und man sollte es auch gar

nicht versuchen, man muss es einfach

aushalten und durchhalten. Das

klingt zunächst sehr hart, aber es ist

doch zugleich ein großer Trost, denn,

indem die Lücke unausgefüllt bleibt,

bleibt man durch sie miteinander verbunden.

Es ist verkehrt, wenn man

sagt, Gott füllt die Lücke aus. Er füllt

sie gar nicht aus, sondern er hält sie

vielmehr gerade unausgefüllt und

hilft uns dadurch, unsere alte Gemeinschaft

miteinander – wenn auch

unter Schmerzen – zu bewahren“

(Dietrich Bonhoeffer).

Der Geist Bonhoeffers zog sich durch

einen Vortrags- und Diskussionsabend

zum Thema Trauer und Trost, zu dem

Dekan David Theil und der Psychotherapeut

Dr. Klaus Lang im Trauermonat

November in den Pfarrsaal St. Ursula

eingeladen hatten. Moderiert wurde

die Veranstaltung von Svenja Ritzer.

Vor mehr als zwanzig Zuhörern betonten

beide Redner, dass Trauer

nicht einfach weggetröstet werden

könne. Im Gegenteil: Für Trauernde

liege oft der einzige Trost darin, dass

ihre Untröstlichkeit anerkannt werde.

Biblisch sei dies im Buch Hiob bezeugt,

wo es heiße: „Sieben Tage

und sieben Nächte saßen sie neben

ihm auf der Erde, und keiner sprach

ein Wort zu ihm. Denn sie sahen,

dass sein Schmerz übergroß war“

(Hiob 1,12).

Keine Sorgen um den Verstorbenen

Erst als die Freunde Hiobs sich später

in klugen Erklärungen des Leids

versuchen, werden sie zu „leidigen

Tröstern“. Heutzutage erlebten viele

Trauernde ähnliches: Allerdings

machten Tröstungsversuche wie „Sie

ist doch jetzt erlöst!“, „Für irgendetwas

wird es gut sein!“ oder „Das

Leben geht weiter!“ das Leid nicht

kleiner – aber den Trauernden einsamer.

Deshalb wirkte die Botschaft,

dass Trauer völlig normal ist und

auch Jahre nach einem Verlust noch

28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!