Nr. 33 - Mai / Juni 2011

Unterwegs in Frankreich Le Mans
Unerwartet anders
Le Mans im Departement Sarthe, rund 200 Kilometer westlich von Paris, ist
lange Zeit eine unscheinbare Stadt gewesen. Die meisten verbanden mit ihr nur
zwei Dinge: die kulinarische Spezialität rillettes sowie das berühmte 24-Stunden-Autorennen.
Doch seitdem der TGV vor zwei Jahrzehnten die Fahrzeit aus der französischen Hauptstadt
auf gerade einmal 54 Minuten verkürzte, ist eine neue Dynamik in Le Mans zu spüren,
die die Mentalität der Einheimischen und das Bild der Auswärtigen über die Stadt
verändert. Das historische Zentrum gehört ohnehin zu einem der am besten
erhaltenen in Frankreich und lohnt definitiv einen Besuch.
Le Mans, Le Mans, zwei Minuten Aufenthalt. Anschluss
auf dem gleichen Gleis nach Tours, Saint-Pierre-des-Corps,…
». Wie oft habe ich diese Ansage
«
aus den Lautsprechern auf dem Bahnsteig in Le Mans gehört!
Sie ist ein Teil meines Lebens geworden.
Ich bin in Le Mans geboren und habe dort meine Kindheit
und Jugend verbracht, bevor ich nach dem Abitur nach
Paris gezogen bin. Damals, in den 1960er-Jahren, war es
üblich, so schnell wie möglich in die französische Hauptstadt
zu gehen. Die Metropole an der Seine wirkte wie ein
Eldorado voller Möglichkeiten. Für uns junge Leute war
ein Umzug wie eine Befreiung aus einer vielleicht glücklichen,
aber wenig spektakulären Kindheit im langweiligen
Le Mans.
30 · Frankreich erleben · Mai / Juni 2011