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Nr. 33 - Mai / Juni 2011

Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs Le mans: unerwartet anders Drôme: Palais Idéal du Facteur Cheval die Kraft eines Traumes Provence: die provenzalische Idylle von Saint-Rémy Saint-Denis: Ruhestätte der Könige Nord-Pas-de-Calais: Jardin Mosaïc, ein Spaziergang wird zur Reise Rezept: Quiche Lorraine Wein: A.O.C. Fitou

Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs
Le mans: unerwartet anders
Drôme: Palais Idéal du Facteur Cheval die Kraft eines Traumes
Provence: die provenzalische Idylle von Saint-Rémy
Saint-Denis: Ruhestätte der Könige
Nord-Pas-de-Calais: Jardin Mosaïc, ein Spaziergang wird zur Reise
Rezept: Quiche Lorraine
Wein: A.O.C. Fitou

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Unterwegs in Frankreich Drôme<br />

Die Wände und Decken des Palastes sind mit Muscheln,<br />

Ornamenten und Figuren aufwendig gestaltet. S. 36: Die<br />

Ostfassade schmücken drei Riesen, die Cäsar, Vercingetorix und<br />

Archimedes darstellen sollen. S. 37: Inmitten des üppigen Grüns<br />

wirkt der Palast noch verwunschener, als er ohnehin schon ist.<br />

Die Tochter scheint auch von diesem Erklärungsansatz<br />

nicht vollends überzeugt zu sein, verzichtet aber trotzdem<br />

darauf, ihre Eltern mit weiteren Fragen zu nerven. Vielmehr<br />

macht sie sich auf den Weg in das Innere des Gebäudes.<br />

Schon kurz darauf sieht man, wie sie mit anderen Kindern<br />

voller Bewunderung und Freude den Palast erkundet. Kinder<br />

scheinen sich in dem Haus des Postboten sofort wohlzufühlen.<br />

Vielleicht gibt das einen Hinweis darauf, was man<br />

unter einem « idealen Palast » verstehen könnte: Ein Haus,<br />

das der Fantasiewelt von Kindern entspricht.<br />

Die Geschichte, die sich hinter diesem bizarren Gebäude<br />

in dem kleinen Dorf Hauterives im Departement Drôme<br />

verbirgt, ist jedenfalls unglaublich. Einem « einfachen »<br />

Briefträger, Louis-Ferdinand Cheval, der allgemein aber<br />

nur Ferdinand Cheval genannt wird, ist es mit seinen bescheidenen<br />

Mitteln gelungen, ein Kunstwerk zu schaffen.<br />

Um dies zu verstehen, muss man sich mit dem Lebensweg<br />

des Mannes beschäftigen.<br />

Geboren wird der kleine Ferdinand im April 1836 in<br />

dem Dorf Charmes-sur-l’Herbasse, das sich ganz in der<br />

Nähe von Hauterives befindet. Seine Eltern sind bescheidene<br />

Bauern, die ihm keine großartige Schulausbildung<br />

ermöglichen können, so dass der Junge in einem Umfeld<br />

aufwächst, das man heute als bildungsfern bezeichnen würde.<br />

Im Alter von elf Jahren verliert Ferdinand seine Mutter<br />

Rose-Françoise. Nur acht Jahre später stirbt auch sein Vater<br />

Jean-François. Diese harten Schicksalsschläge führen dazu,<br />

dass Ferdinand früh lernen muss, sich in einer nicht immer<br />

einfachen Welt zu behaupten.<br />

Weitere Todesfälle prägen auch sein späteres Leben. So<br />

verliert Ferdinand Cheval seine erste Frau, seinen ersten<br />

Sohn im Alter von gerade einmal einem Jahr sowie seine<br />

Tochter Alice im Alter von 15 Jahren. Während der ersten<br />

43 Lebensjahre führt Ferdinand Cheval ein insgesamt beschwerliches<br />

Leben, bei dem es mehr ums Überleben denn<br />

um Lebensfreude geht.<br />

Beruflich entscheidet Ferdinand Cheval sich gegen die<br />

Übernahme des elterlichen Bauernhofs. Er wird zunächst<br />

Bäcker in Valence. Acht Jahre lang führt er dieses Metier<br />

aus, bevor er schließlich als Feldarbeiter anheuert. Doch<br />

die Geburt des zweiten Kindes 1866 drängt ihn dazu, eine<br />

sicherere und besser bezahlte Arbeit zu finden. Ferdinand<br />

Cheval wird Postbote. Ein Schritt, der Stabilität in sein<br />

Leben bringt. Doch als seine erste Frau im Alter von 32<br />

Jahren 1873 verstirbt und er den Sohn – wie es die damalige<br />

Tradition vorgibt – den Pateneltern überlässt, destabilisiert<br />

sich sein Leben wiederum. Erst seine erneute Vermählung<br />

mit der 40-jährigen kinderlosen Witwe Claire-Philomène<br />

fünf Jahre später bringt seinen Alltag zurück in geordnete<br />

Bahnen.<br />

Es ist in dieser Lebensphase, als der Briefträger unerwartet<br />

einen neuen Sinn für sein Leben entdeckt. An einem<br />

Tag macht er auf seiner täglichen Strecke von 32 Kilometern,<br />

die er für das Verteilen der Briefe zurücklegt, eine an<br />

sich harmlose Entdeckung, die für ihn aber von tiefgreifender<br />

Bedeutung wird. « Eines Tages im April 1879 », schreibt<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>

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