Nr. 33 - Mai / Juni 2011
Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs Le mans: unerwartet anders Drôme: Palais Idéal du Facteur Cheval die Kraft eines Traumes Provence: die provenzalische Idylle von Saint-Rémy Saint-Denis: Ruhestätte der Könige Nord-Pas-de-Calais: Jardin Mosaïc, ein Spaziergang wird zur Reise Rezept: Quiche Lorraine Wein: A.O.C. Fitou
Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs
Le mans: unerwartet anders
Drôme: Palais Idéal du Facteur Cheval die Kraft eines Traumes
Provence: die provenzalische Idylle von Saint-Rémy
Saint-Denis: Ruhestätte der Könige
Nord-Pas-de-Calais: Jardin Mosaïc, ein Spaziergang wird zur Reise
Rezept: Quiche Lorraine
Wein: A.O.C. Fitou
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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>33</strong> · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><br />
Die 10 schönsten<br />
Naturwunder<br />
Drôme<br />
Kurioser Fantasiepalast eines Briefträgers<br />
Provence<br />
Idyllisches Saint-Rémy<br />
Saint-Denis<br />
Letzte Ruhestätte für Könige<br />
Gastronomie Ist das Bistrosterben aufzuhalten?<br />
Städtevergleich Cannes versus Saint-Tropez<br />
Genuss Köstliche Backpflaumen aus Agen<br />
Tour de<br />
France<br />
Etappenplan<br />
<strong>2011</strong><br />
www.frankreicherleben.de<br />
Deutschland 4,90 €<br />
Österreich 5,50 €<br />
Schweiz 9,60 CHF<br />
Frankreich & Benelux 5,90 €<br />
Italien 6,20 €
Nordfrankreich<br />
ein wahrer<br />
Geheimtipp<br />
Lange verkannte man das NORD - PAS DE CALAIS.<br />
Der Kinohit “Willkommen bei den Sch’tis“ richtete jedoch die Spots<br />
auf die französische Region zwischen Ärmelkanal und belgischer Grenze.<br />
Neben dem Charme und der Heiterkeit der Sch’tis gibt es eine Menge<br />
touristischer Höhepunkte zu entdecken...<br />
- Siret 783 710 130 00056 – Copyrights : Xavier Alphand, Samuel Dhote,<br />
Matthieu Langrand, Eric Lebrun/ Light Motiv, Frédéric Astier – Mars <strong>2011</strong>.<br />
Ein Wochenende<br />
bei den Sch’tis<br />
Bergues<br />
Ab 79€ pro Person<br />
2 TAGE/1 NACHT<br />
• 1 Nacht in Bergues im<br />
Doppelzimmer (Logis de<br />
France) inkl. Frühstück<br />
• 1 Essen im flämischen<br />
Restaurant «Le Bruegel»<br />
• Teilnahme an der «Sch’ti<br />
Tour» und Besichtigung des<br />
Belfriedes der Stadt Bergues<br />
• 1 Flasche Bier der Marke<br />
«Ch’ti» und 1 Dose<br />
«Ch’ti»-Waffeln<br />
• Strandsegel-Session im<br />
Seebad Malo-les-Bains<br />
(kann zu einem Preis von<br />
26 € dazugebucht werden)<br />
Regionaler<br />
Kunst-Genuss in<br />
Valenciennes<br />
Ab 79€ pro Person<br />
2 TAGE/1 NACHT<br />
• 1 Übernachtung im<br />
Doppelzimmer „Prestige“<br />
im 4* Hotel l’Auberge<br />
du «Bon Fermier»,<br />
inkl. Frühstück<br />
• 1 gastronomisches Menü<br />
„Sch’ti“<br />
• 1 Eintritt im Museum<br />
Matisse in le<br />
Cateau-Cambrésis<br />
www.nordfrankreich-tourismus.com<br />
Charme et<br />
Gastronomie<br />
im Herzen des<br />
Calais Landes<br />
Ab 169 € pro Person<br />
4 TAGE/3 NÄCHTE<br />
• 3 Übernachtungen im Hotel<br />
oder im B&B mit Frühstück<br />
• 4 Mahlzeiten<br />
• 1 Eintritt für Internationales<br />
Spitzen- und Modezentrum<br />
in Calais<br />
Aktivurlaub<br />
an der<br />
Opalküste<br />
Ab 163 € pro Person<br />
4 TAGE/3 NÄCHTE<br />
• 3 Übernachtungen im Hotel<br />
oder im B&B mit Frühstück<br />
• 3 Mahlzeiten<br />
• 1 Pick Nick<br />
• 1 Wasseraktivität<br />
Tourismus<br />
City-Pass<br />
Lille<br />
Ab 69€pro Person<br />
2 Tage/1 Nacht<br />
• 1 Übernachtung im Hotel<br />
im Doppelzimmer,<br />
inkl. Frühstück<br />
• Ein «City-Pass» für 2 Tage<br />
• 1 Touristenhandbuch<br />
«Lille Bienvenue»
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
in der letzten Ausgabe stellten wir<br />
Ihnen die zehn schönsten Gärten meines Heimatlandes<br />
vor. Wir erhielten sehr viel positive Resonanz auf diesen<br />
Artikel. Deshalb wollen wir Ihnen auch dieses Mal<br />
wieder eine Gartenanlage präsentieren, den Jardin<br />
Mosaïc im Ballungsraum von Lille. Dieser Park<br />
ist nicht nur eine wunderschöne grüne<br />
Oase in einer vom Tourismus noch viel zu<br />
wenig beachteten Region, sondern auch<br />
ein gärtnerisches Plädoyer für eine weltoffene,<br />
multikulturelle Gesellschaft. Wer hätte gedacht,<br />
dass ein Park Übermittler einer<br />
derartig wichtigen gesellschaftlichen<br />
Botschaft sein könnte? Ein Besuch<br />
ist jedenfalls sehr empfehlenswert.<br />
Um Natur geht es auch in<br />
unserer diesmaligen Auflistung<br />
der zehn schönsten Naturwunder<br />
Frankreichs. Wie bei den<br />
Gärten in der letzten Ausgabe<br />
fiel uns die Auswahl wieder einmal<br />
sehr schwer. Trotzdem sind wir<br />
zu einem Ergebnis gekommen,<br />
mit dem wir in der Redaktion sehr<br />
zufrieden sind. Wenn Ihr ganz persönliches<br />
Naturwunder auf französischem<br />
Boden nicht darunter ist, scheuen Sie<br />
sich nicht, mir darüber zu berichten.<br />
Botschaft<br />
haben kann.<br />
Gebäude vermögen<br />
dies ebenfalls. Jedenfalls<br />
würde das der Briefträger<br />
Cheval sagen, der im Departement Drôme<br />
einen bizarren Palast errichtet hat. Der Postbote<br />
sah darin den Beweis, dass auch einfache, vom Leben<br />
weniger privilegierte Menschen Großartiges vollbringen<br />
können. Ist sein Haus Ausdruck eines übersteigerten<br />
Selbstbewusstseins oder der Beleg dafür, dass Leidenschaft<br />
Berge versetzen kann? Wie auch immer,<br />
der Palast ist so eigenartig, dass man ihn mit Worten<br />
kaum beschreiben kann. Vielleicht halten Sie bei Ihrer<br />
nächsten Reise ans Mittelmeer dort einfach mal<br />
für eine Besichtigung an. Der Palast liegt nicht<br />
weit von der Rhône-Tal-Autobahn entfernt.<br />
Apropos Autobahn: Wir widmen gleich<br />
zwei kleine Artikel diesen Hauptverkehrsadern<br />
des Landes. Einmal<br />
auf humoristische Weise in unserer<br />
Rubrik Kulturschock, das andere Mal<br />
ganz praktisch mit ein paar Hinweisen<br />
zu den Mautstellen entlang der französischen<br />
Autobahnen. Außerdem veröffentlichen wir in<br />
dieser Ausgabe wie versprochen einen weiteren<br />
Teil der vielen Zuschriften, die wir anlässlich<br />
unseres fünfjährigen Jubiläums Anfang des<br />
Jahres erhalten haben. Ich möchte nochmals<br />
allen, die geschrieben haben, im Namen<br />
des Verlages ganz herzlich dafür danken.<br />
Nun bleibt mir nur noch, Ihnen bei der Lektüre<br />
dieser und der vielen weiteren Themen im Heft viel<br />
Spaß zu wünschen. Genießen Sie den Frühling!<br />
Eben habe ich davon gesprochen,<br />
dass ein Park eine politische<br />
Titelblatt: Les Calanques de Marseille (Provence)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 3
Inhalt<br />
Saint-Denis · 52<br />
Hotel · 44<br />
Die 10 schönsten Naturwunder · 14<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval · 36<br />
Saint-Rémy-de-Provence · 46<br />
Le Mans · 30<br />
Jardin Mosaïc · 60<br />
Backpflaumen · 88<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
14 · Naturwunder<br />
60 · Jardin Mosaïc<br />
14 · Naturwunder<br />
14 · Naturwunder<br />
30 · Le Mans<br />
88 · Backpflaumen<br />
52 · Saint-Denis<br />
46 · Saint-Rémy<br />
44 · Hotel<br />
14 · Naturwunder<br />
84 · Fitou<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
36 · Palais Idéal<br />
14 · Naturwunder<br />
14 · Naturwunder<br />
78 · Cannes<br />
78 · Saint-Tropez<br />
Frankreich heute<br />
70 Wirtschaft<br />
Naht das Ende der Bistros?<br />
Sie gehören zu Frankreich wie guter Käse und Wein: die<br />
Bistros. Doch immer mehr müssen schließen, da ihr Betrieb<br />
nicht mehr wirtschaftlich ist. Das große Bistrosterben ist ein<br />
Verlust französischer Lebensqualität und lässt Dörfer veröden.<br />
74 Ehrenlegion<br />
Geht es noch um Verdienste?<br />
Die Ehrenlegion ist die ranghöchste Auszeichnung, die<br />
die Französische Republik zu vergeben hat. Allerdings<br />
sorgt die Vergabe der Verdienstkreuze immer wieder<br />
für Schlagzeilen, denn nicht jede Auszeichnung scheint<br />
auf außergewöhnlichen Verdiensten zu beruhen.<br />
78 Städtevergleich<br />
Cannes versus Saint-Tropez<br />
Es sind die Rückzugsorte der Schönen und Reichen<br />
an der Côte d’Azur. Doch in welchem der beiden Orte<br />
geht es glamouröser zu? Der dritte Teil der Serie porträtiert<br />
den Wettstreit zwei ungleicher Schwestern.<br />
14 Naturwunder<br />
Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs<br />
Frankreich ist ein Land, das reich an landschaftlichen<br />
Höhepunkten ist. Eine Reise zu den zehn Naturwundern,<br />
die man auf jeden Fall einmal besuchen sollte.<br />
30 Le Mans<br />
Unerwartet anders<br />
Viele verbinden mit der Hauptstadt des Departements Sarthe<br />
nur das 24-Stunden-Autorennen. Doch Le Mans hat noch viel<br />
mehr zu bieten und überrascht jeden neugierigen Besucher.<br />
36 Drôme<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval,<br />
die Kraft eines Traumes<br />
Wer den Palast des Briefträgers zum ersten Mal sieht, reibt<br />
sich ungläubig die Augen: Was soll dieses bizarre Bauwerk<br />
wohl darstellen? Ein Haus für Menschen mit Fantasie.<br />
4 4 H o te l<br />
Attrap’Rêves, Allauch (Provence)<br />
46 Provence<br />
Die provenzalische Idylle von Saint-Rémy<br />
Vincent van Gogh lebte einst in der Nervenheilanstalt<br />
des Städtchens. Heute kann man auf einem<br />
Bilderpfad seinem Wirken nachspüren. Mitnichten die<br />
einzige Attraktion von Saint-Rémy-de-Provence.<br />
52 Saint-Denis<br />
Ruhestätte der Könige<br />
Im nördlichen Pariser Speckgürtel, einer wenig attraktiven<br />
Umgebung, lockt eine ganz besondere Sehenswürdigkeit:<br />
die letzte Ruhestätte der französischen Könige.<br />
60 Nord-Pas-de-Calais<br />
Jardin Mosaïc, ein Spaziergang wird zur Reise<br />
Dieser Park im Großraum von Lille hat eine politische<br />
Bestimmung: Er will der multikulturellen Gesellschaft<br />
ein gärtnerisches Denkmal setzen.<br />
Art de vivre<br />
84 Wein<br />
A.O.C. Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden<br />
Lange Zeit hatten Weine aus dem Languedoc keinen<br />
außergewöhnlichen Ruf. Dies hat sich inzwischen geändert.<br />
Weine aus dem A.O.C. Fitou haben ihren Anteil daran.<br />
86 Chantals Rezept<br />
Quiche Lorraine<br />
88 Genuss<br />
Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen<br />
In der Antike kam der Pflaumenbaum nach Frankreich,<br />
heute ist das Land der zweitgrößte Produzent<br />
dieser Frucht auf der Welt. Die Backpflaumen aus<br />
Agen sind dabei eine ganz besondere Köstlichkeit.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
51 Abonnement<br />
68 Kulturschock<br />
82 Kulturszene<br />
90 Frankreich praktisch<br />
91 Arte-Programm<br />
92 Leserbriefe<br />
94 Impressum<br />
95 Nachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 5
On En Parle<br />
Urlaubsziele <strong>2011</strong><br />
Jedes Jahr veröffentlicht das auf Konsumverhalten spezialisierte<br />
Beratungsunternehmen Benchmark eine Studie über<br />
die Urlaubsgewohnheiten der Franzosen für den kommenden<br />
Sommer. Darin zeigt sich, dass die Franzosen auch<br />
<strong>2011</strong> reisefreudig sind. Ein Drittel der Franzosen hatte<br />
bereits im Februar den Sommerurlaub gebucht. Insgesamt<br />
werden 61 Prozent der Franzosen, die in Urlaub fahren<br />
werden, an die Küsten aufbrechen, bevorzugt ans sonnige<br />
Mittelmeer. Ähnlich wie 2010 wollen nur rund ein Drittel<br />
der Franzosen das eigene Land überhaupt verlassen. Wegen<br />
der aktuellen politischen Situation in Nordafrika weichen<br />
viele nach Spanien, Italien, Griechenland und in die Türkei<br />
aus. War Tunesien letzten Sommer noch an dritter Stelle<br />
der beliebtesten Urlaubsländer, befindet es sich dieses Jahr<br />
nur noch an zehnter Position der Hitliste. Unter den Fernreisezielen<br />
lockt vor allem Nordamerika.<br />
Château de Versailles:<br />
3-D-Besichtigung im Internet<br />
17 der renommiertesten<br />
Mu se en der<br />
Welt , d ar u nter d ie<br />
A lte Nat iona l-<br />
ga le rie in Berlin,<br />
die Her mi tage in<br />
Saint-Pe ters burg,<br />
das Mu seo Reina<br />
Sofia in Madrid und<br />
das Rijksmuseum<br />
i n A msterd a m, si nd<br />
eine Partnerschaft<br />
mit Google eingegangen, dank der ein virtueller 3-D-Rund gang<br />
der Häuser im Internet möglich wird – ähnlich wie für Straßen<br />
bei Google Streetview. In Frankreich nimmt das Schloss von Versailles<br />
an diesem Projekt teil. Man muss nun nicht mehr in den<br />
südwestlichen Vorort von Paris reisen, um die unglaubliche Pracht<br />
des Schlosses und die dort ausgestellten Kunstwerke zu entdecken.<br />
Eines der spektakulärsten Gemälde auf Google ist ein Porträt von<br />
Marie-Antoinette und ihren Kindern von Vigée-Lebrun: Es wurde<br />
mit einer Auflösung von sieben Milliarden Pixel fotografiert, was<br />
dem Tausendfachen herkömmlicher Aufnahmen entspricht. Dadurch<br />
lässt sich jedes noch so kleine Detail heranzoomen, was dem<br />
Betrachter ganz neue Erkenntnisse ermöglicht.<br />
www.googleartproject.com<br />
Windkraft<br />
an Frankreichs Küsten<br />
Noch bevor die Atomkatastrophe von Fukushima<br />
in Japan die Welt erschütterte, die selbstverständlich<br />
auch in Frankreich eine neue Diskussion über<br />
die Nutzung der Kernenergie entfachte, kündigte<br />
Nicolas Sarkozy die baldige Ausschreibung von<br />
neuen Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität<br />
von 3.000 Megawatt und einer Investitionssumme<br />
von rund zehn Milliarden Euro an. Eine<br />
Premiere für Frankreich ist dabei, dass Windkrafträder<br />
auf dem Meer gebaut werden sollen.<br />
Wer den Zuschlag erhält, wird 2012 feststehen.<br />
2015 sollen sich die Räder drehen. Fünf Standorte<br />
wurden bisher festgelegt: Saint-Nazaire an der Atlantikküste,<br />
Saint-Brieuc in der Bretagne sowie Le<br />
Tréport, Fécamp und Courseulles-sur-Mer in der<br />
Normandie.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Hoffnung für<br />
Tageszeitungen<br />
Frankreichs Zeitungsverlage<br />
können wieder aufatmen. Nach<br />
2009, einem Jahr, das die Branche<br />
schwer traf, ging es 2010<br />
wieder bergauf: Im Vergleich<br />
zum Vorjahr wurden 1,6 Prozent mehr Zeitungen verkauft, im<br />
Durchschnitt 1,598 Millionen Exemplare pro Tag. Le Figaro<br />
bleibt mit einer durchschnittlich verkauften Auflage von 316.732<br />
Exemplaren pro Tag die Nummer eins in Frankreich, gefolgt von<br />
Le Parisien mit 290.785 Exemplaren und Le Monde mit 286.348<br />
Exemplaren. Allerdings entwickelten sich nicht alle Titel in<br />
die gleiche Richtung. Während Libération um 1,36 Prozent auf<br />
113.099 Exemplare und La Tribune um 2,3 Prozent auf 68.813<br />
Exemplare bei den Verkäufen zulegen konnten, mussten Le Monde<br />
einen Rückgang von 0,59 Prozent und Le Parisien sogar von<br />
4,65 Prozent verkraften.<br />
Rangliste der bestbezahlten Sänger<br />
Die Tageszeitung Le Figaro hat die Liste der 2010 am besten bezahlten Sängerinnen<br />
und Sänger in Frankreich veröffentlicht:<br />
Platz 1: Christophe Maé, 4,7 Millionen Euro. Sein Album « On trace la route » war<br />
das meist verkaufte Album des Jahres, seine Single « Dingue, dingue, dingue »<br />
schaffte es auf Platz 9 der Liste der am meisten verkauften Singles.<br />
Platz 2: Matthieu Chédid, bekannt als M, 4,0 Millionen Euro. Für sich selbst hat<br />
der Künstler im Laufe seiner Karriere nur zwei, drei wirkliche Hits produziert. Er<br />
komponiert aber für viele Kollegen.<br />
Platz 3: David Guetta, 3,4 Millionen. Einer der meist gefeierten DJs der Welt,<br />
der schon zahlreiche Musikpreise einheimste. Seine Aktivitäten als DJ, Produzent<br />
und Berater werden von seiner Frau Cathy gemanagt.<br />
Platz 4: Mylène Farmer, 2,4 Millionen Euro. Die 49-Jährige schafft es regelmäßig<br />
an die Spitze dieser Rangliste. Da sie letztes Jahr aber keine Konzerte gab, waren<br />
ihre Einnahmen dreimal geringer als im Jahr zuvor. Doch der Verkauf ihrer CDs<br />
und DVDs garantieren ihr regelmäßige Einnahmen, die nicht zu verachten sind.<br />
Platz 5: Eddy Mitchell, 2,1 Millionen Euro. Seine Tournee mit 45 Konzerten und<br />
250.000 verkauften Eintrittskarten war ein großer Erfolg.<br />
Ein anderer Platzhirsch unter den am besten verdienenden Sängern und Sängerinnen,<br />
Johnny Halliday, schaffte es 2010 mit Einnahmen in Höhe von 1,2<br />
Millionen Euro nur auf den zehnten Platz der Rangliste. Er kann sich aber<br />
damit trösten, dass Frankreichs Radiosender seine Lieder 2010 am meisten<br />
spielten.<br />
13 Millionen +++ Franzosen begeben<br />
sich jedes Jahr ins Ausland, entweder für eine<br />
Urlaubs- oder eine Geschäftsreise.<br />
45.000 +++ Videokameras sollen bis Ende<br />
des Jahres das öffentliche Leben in Frankreich<br />
überwachen. Bisher waren es lediglich 10.000.<br />
8 Stunden und 50 Minuten +++<br />
schlafen die Franzosen im Durchschnitt jeden<br />
Tag nach Auskunft der OECD. Das ist mehr<br />
Schlaf, als die US-Amerikaner (8 Stunden und<br />
38 Minuten), die Spanier (8 Stunden und 34<br />
Minuten), die Polen (8 Stunden und 28 Minuten),<br />
die Belgier (8 Stunden und 25 Minuten) oder<br />
die Deutschen (8 Stunden und 12 Minuten)<br />
haben.<br />
99 Milliarden +++ Euro geben die<br />
Franzosen für ihre Freizeitaktivitäten aus, sagt<br />
das nationale Statistikinstitut INSEE.<br />
4,4 +++ Sexpartner haben Französinnen im<br />
Laufe ihres Lebens nach Auskunft des Institut<br />
National de la Santé et de la Recherche<br />
Médicale durchschnittlich. Die Männer<br />
kommen dagegen auf 11,6 Sexpartner. Wie<br />
das gehen kann, ließ das Institut offen.<br />
57,2 Prozent +++ Marktanteil haben<br />
laut des französischen Automobilverbandes<br />
die einheimischen Autobauer in Frankreich.<br />
In Deutschland kommen die einheimischen<br />
Produzenten auf einen Marktanteil von 49,3<br />
Prozent, in Italien sogar nur auf 32,8 Prozent.<br />
1,5 Millionen +++ Auslandsfranzosen<br />
gab es am 31. Dezember 2010, meldete der<br />
französische Senat. Eine Zahl, die immer größer<br />
wird (plus 61 Prozent in 14 Jahren). Allerdings<br />
wagen sich die meisten Auslandsfranzosen<br />
nicht weit von der Grenze weg. Die meisten<br />
leben in der Schweiz (143.870), in den USA<br />
(113.127), in Großbritannien (113.127) sowie in<br />
Deutschland (111.742).<br />
1,2 Millionen +++ Vereine sind laut des<br />
nationalen Statistikinstituts INSEE in Frankreich<br />
offiziell eingetragen. 15,8 Millionen Franzosen<br />
sind Mitglied in wenigstens einem Verein, d.h.<br />
rund einem Drittel der Über-16-Jährigen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 7
On En Parle<br />
Typischer Internetpirat:<br />
Männlich, jung und<br />
ohne Schuldgefühl<br />
Die Haute Autorité pour la diffusion<br />
des œuvres et la protection des<br />
droits sur internet (HADOPI), die<br />
französische Behörde zur Wahrung<br />
von Urheberrechten im Internet, hat<br />
ein « Phantombild » des typischen<br />
Franzosen veröffentlicht, der illegal<br />
Dateien im Internet herunterlädt.<br />
Danach ist der Täter männlichen<br />
Geschlechts (nur 42% sind Frauen)<br />
und zwischen 15 und 24 Jahre alt<br />
(zu 70 Prozent). Er lädt zuallererst<br />
Musik illegal aus dem Netz (in 57<br />
Prozent der Fälle), dann Videos (in<br />
48 Prozent der Fälle), Fotos (in 44<br />
Prozent der Fälle) und schließlich<br />
TV-Serien (in 38 Prozent der Fälle).<br />
Dabei verspürt er wenig Unrechtsbewusstsein:<br />
59 Prozent der<br />
Internetpiraten wollen ihr Verhalten<br />
nicht verändern und rechtfertigen<br />
ihr Tun mit zu hohen Verkaufspreisen<br />
der Werke (in 37 Prozent der<br />
Fälle), einer zu begrenzten Auswahl<br />
andersweitig (in 21 Prozent<br />
der Fälle) oder schlicht Gewohntheit<br />
(in 13 Prozent der Fälle). Die<br />
Internetpiraterie ist insgesamt ein<br />
weit verbreitetes Problem, denn jeder<br />
zweiter Internetnutzer gibt zu,<br />
schon einmal illegal Dateien heruntergeladen<br />
zu haben.<br />
Marie-Antoinettes<br />
Schreibtisch<br />
zurück in Versailles<br />
217 Jahre nach der Französischen Revolution,<br />
als der Schreibtisch von Marie-Antoinette wie<br />
auch die anderen Möbel des Château de Versailles<br />
verkauft worden waren, kehrt er ins Schloss zurück. Für 6,75 Millionen<br />
Euro wurde das Möbelstück zurückgekauft. Die Konzerne Sanofi-Aventis und<br />
LVMH traten dabei als Mäzene auf. Sowohl Jean-Jacques Aillagon, der Präsident<br />
des Schlosses, als auch Frédéric Mitterrand, Frankreichs Kulturminister,<br />
sind über diese Rückkehr äußerst erfreut.<br />
Museum für die Marseillaise<br />
in Marseille<br />
Bisher gab es in Frankreich keinen Ort, an dem exklusiv<br />
der französischen Nationalhymne, der Marseillaise,<br />
gedacht wurde. Dies hat sich nun mit der Eröffnung<br />
eines entsprechenden Museums in Marseille geändert.<br />
Im Herzen der Stadt, im 1. Arrondissement, dort wo<br />
die Hymne einst geboren wurde, lockt nun auf einer<br />
Fläche von 300 Quadratmetern ein multimedialer<br />
Rundgang, der über die Marseillaise und die Französische<br />
Revolution informiert. Die Revolutionäre<br />
trafen sich einst an diesem Ort, von wo sie 1792<br />
auch nach Paris loszogen, wobei sie den von Rouget<br />
de Lisle komponierten « Chant de guerre pour l’armée<br />
du Rhin », wie die Marsaillaise damals noch hieß, anstimmten.<br />
Aus dem Lied wurde am 14. Juli 1879 die<br />
Nationalhymne des Landes. In dem neuen Museum<br />
geht es aber nicht nur um die französische Hymne,<br />
sondern auch um revolutionäre Ereignisse in anderen<br />
Staaten der Welt. Mémorial de la Marseillaise,<br />
23-25 rue Thubaneau, 13001 Marseille, www.vertmarine.com/memorial-marseillaise-marseille-13<br />
J Erste Pariser Weinbar für Spitzenweine K<br />
Der Anbieter Ô Chateau ist seit einigen<br />
Jahren für seine Weinkurse bekannt.<br />
Nun eröffnet er in der französischen<br />
Hauptstadt eine 3.000 Quadratmeter<br />
große Weinbar für einheimische<br />
und ausländische Spitzenweine. Zwar<br />
herrscht an Weinbars, die sich dadurch<br />
auszeichnen, dass man Weine<br />
glasweise probieren kann, nicht gerade<br />
ein Mangel an der Seine. Doch zum ersten Mal können<br />
nun nicht mehr nur « normale » Weine genossen werden,<br />
sondern auch die großen Namen, die das Herz eines jeden<br />
Weinliebhabers höher schlagen<br />
lassen. « Spitzenweine eröffnen uns<br />
andere Sphären, bringen andere Emotionen<br />
mit sich », meint Olivier Magny,<br />
der Gründer der Weinbar, dazu. Auf<br />
der Weinkarte stehen entsprechend<br />
Kostbarkeiten wie Pétrus, Yquem,<br />
Mouton-Rothschild, Romanée-Conti,<br />
Dom-Pérignon, Margaux und Haut-<br />
Brion. Wer hungrig ist, kann auch Speisen zu seinem Glas<br />
Wein bestellen. Ô Chateau, 68 rue Jean-Jacques Rousseau,<br />
75001 Paris, www.o-chateau.fr<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
VIELE WEGE<br />
FÜHREN NACH<br />
FRANKREICH<br />
BRUNO NIMMT DEN DURCH DEN KANAL.<br />
ERLEBEN SIE DAS ABENTEUER VON DOVER NACH CALAIS AUF SWIM.DE,<br />
DEM NEUEN PORTAL RUND UMS SCHWIMMEN: MIT SPANNENDEN REPOR<br />
TAGEN, TRAININGSTIPPS, TECHNIKVIDEOS, MATERIALTESTS, EVENTS<br />
UND VIEL SERVICE ZUM NASSEN ELEMENT. UND MIT BRUNOS BLOG.
On En Parle<br />
Tour de France<br />
<strong>2011</strong><br />
CARHAIX<br />
Dienstag,<br />
5. Juli<br />
LORIENT<br />
Mittwoch,<br />
6. Juli<br />
Start der Tour<br />
VENDÉE<br />
PASSAGE DU GOIS<br />
La Barre-de-Monts<br />
CAP<br />
FRÉHEL<br />
DINAN<br />
MÛR<br />
DE-BRETAGNE<br />
OLONNE-SUR-MER<br />
REDON<br />
Montag, 4. Juli<br />
Freitag,<br />
15. Juli<br />
Donnerstag,<br />
7. Juli<br />
Sonntag, 3. Juli<br />
LES ESSARTS<br />
MONT<br />
DES<br />
ALOUETTES<br />
Les Herbiers<br />
Samstag, 2. Juli<br />
PAU<br />
LISIEUX<br />
LOURDES<br />
LE MANS<br />
Freitag,<br />
8. Juli<br />
SUPER-BESSE<br />
SANCY<br />
Sonntag, 10. Juli<br />
AURILLAC<br />
Dienstag<br />
12. Juli<br />
CARMAUX<br />
LAVAUR<br />
CUGNAUX<br />
PARIS<br />
Champs-Élysées<br />
Sonntag,<br />
24. Juli<br />
CHÂTEAUROUX<br />
AIGURANDE<br />
CRÉTEIL<br />
Samstag, 9. Juli<br />
ISSOIRE<br />
SAINT<br />
FLOUR<br />
Erholungstag<br />
Le Lioran Cantal<br />
Montag, 11. Juli<br />
BLAYE<br />
LES-MINES<br />
Mittwoch,<br />
13. Juli<br />
Sonntag,<br />
17. Juli<br />
GRENOBLE<br />
Samstag, 23. Juli<br />
MONTPELLIER<br />
Freitag, 22. Juli<br />
ALPE-D’HUEZ<br />
Dienstag 19. Juli<br />
GAP<br />
SAINT-PAUL-TROIS-CHÂTEAUX<br />
©2010 Graphi-Ogre Copyright A.S.O.<br />
ITALIEN<br />
MODANE Donnerstag,<br />
21. Juli<br />
GALIBIER<br />
SERRE-CHEVALIER<br />
Erholungstag -<br />
Département de la Drôme<br />
Montag, 18. Juli<br />
PINEROLO<br />
Mittwoch,<br />
20. Juli<br />
LEGENDE<br />
Start der Tour<br />
Ziel der Tour<br />
LUZ-ARDIDEN<br />
Donnerstag, 14. Juli<br />
Etappenstart<br />
Etappenziel<br />
Erholungstag<br />
SAINT<br />
GAUDENS<br />
LIMOUX<br />
PLATEAU DE BEILLE<br />
Samstag, 16. Juli<br />
Etappe<br />
Einzelzeitfahren<br />
Gruppenzeitfahren<br />
Mayotte wird 101. französisches Departement<br />
Seit dem 31. März ist Mayotte offiziell ein französisches<br />
Departement, das 101. in der Republik und das fünfte in<br />
Übersee (neben Martinique, Guadeloupe, Französisch-<br />
Guayana und La Réunion). Damit hat sich die Insel im<br />
Indischen Ozean endgültig von der föderalen islamischen<br />
Republik der Komoren losgesagt. Eine Entscheidung, für<br />
die sich 95 Prozent der Bewohner in einem Referendum<br />
am 20. März 2009 ausgesprochen hatten. 25 Jahre soll es<br />
dauern, bis auf der Insel mit ihren 186.000 Einwohnern,<br />
die von 19 Abgeordneten vertreten werden, ähnliche Zustände<br />
herrschen, insbesondere bezüglich der Höhe der<br />
Sozial leistun gen, wie im Rest Frankreichs. Dieser Integrationsprozess<br />
wirkt sehr langsam, wird aber von der<br />
französischen Regierung als notwendig erachtet, unter<br />
anderem da 41 Prozent der Bevölkerung Mayottes aus illegalen<br />
Einwanderern besteht.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Aufstieg der Loire-Weine<br />
nicht zu bremsen<br />
Schon mehrmals hat Frankreich erleben Weine aus dem<br />
Loire-Tal vorgestellt. Nicht ohne Grund: Weine aus<br />
dieser Gegend bieten viele positive Überraschungen<br />
und sind nicht überteuert. Vorzüge, die sich von Jahr<br />
zu Jahr mehr herumsprechen. Bester Beweis ist die<br />
lokale Weinmesse, die kürzlich in Angers stattfand:<br />
600 Aussteller und 10.000 Fachbesucher waren vor<br />
Ort. Zahlen, um die das Loire-Tal schon von anderen<br />
Weinregionen im Land beneidet wird. Mit 77 Appellationen<br />
ist die Loire inzwischen das drittgrößte Weinanbaugebiet<br />
Frankreichs. Im Gastronomiebereich<br />
haben die Loire-Weine sogar die Weine aus Bordeaux<br />
überholt. Ein Erfolg, der sich auch international bestätigt:<br />
20 Prozent der Produktion, was 73 Millionen<br />
Flaschen entspricht, gehen inzwischen ins Ausland.<br />
Insgesamt eine Entwicklung, von der der Tourismus<br />
in der Region ebenfalls profitiert: Neben dem Rhône-<br />
Tal ist die Loire die Region Frankreichs, wohin es die<br />
meisten Weintouristen zieht.<br />
Augen zu und da:<br />
im City Night Line<br />
über Nacht nach Paris.<br />
ANZEIGE<br />
Marianne zeigt<br />
Gesicht für<br />
Burkaverbot<br />
Um für das Burkaverbot zu<br />
werben und es zu erklären,<br />
wurde von der französischen<br />
Regierung eine Informationskampagne<br />
gestartet.<br />
Auf Plakaten sieht man das<br />
Gesicht der Marianne und den Slogan: « Die<br />
Republik lebt mit unverhülltem Gesicht », gefolgt<br />
vom Gesetzestext, der seit dem 11. April<br />
<strong>2011</strong> rechtskräftig ist und der bestimmt, dass<br />
man im öffentlichen Raum kein Kleidungsstück<br />
tragen darf, das dazu bestimmt ist, sein<br />
Gesicht zu verhüllen. Bei Verstößen gegen das<br />
neue Burkaverbot können die Ordnungskräfte<br />
ein Bußgeld von 150 Euro und ein Seminar in<br />
Bürgerschaftskunde verordnen.<br />
Im Liegewagen ab<br />
59 Euro<br />
durch Europa (p. P.)<br />
Champs-Elysées und Montmartre, Eiffelturm und<br />
Louvre: Die Stadt der Liebe verführt mit Boutiquen,<br />
Cafés und Savoir-Vivre. Und damit Sie das Beste<br />
nicht verpassen, reisen Sie doch einfach nachts:<br />
Der City Night Line bringt Sie ans Ziel! Sie schlafen<br />
während der Fahrt, kommen ausgeruht an und<br />
genießen Ihren Urlaub ab dem ersten Tag.<br />
Insgesamt 15 Verbindungen in acht europäische<br />
Länder machen Lust aufs Planen und Verreisen.<br />
Info und Buchung überall, wo es Fahrkarten gibt,<br />
unter 0180 5 9966<strong>33</strong>* und unter<br />
www.bahn.de/citynightline<br />
Die Bahn macht mobil.<br />
* 14 ct/Min. aus dem Festnetz, Tarife bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.
Frankreichkalender<br />
Van Dongen,<br />
Fauve, anarchiste<br />
et mondain<br />
Paris, bis 17.07.<strong>2011</strong><br />
Les Abattoirs<br />
Toulouse, bis 21.08.<strong>2011</strong><br />
Rues et Cies<br />
Epinal, 03.06 – 05.06.<strong>2011</strong><br />
Der Holländer Kees van Dongen gehörte<br />
zu den anarchistischen Kreisen<br />
von 1895 und beschäftigte sich in<br />
seinen Karikaturen mit den sozialen<br />
Missständen seiner Zeit. Als avangardistischer<br />
Künstler interessierten ihn<br />
überwiegend der weibliche Körper und<br />
vor allem das geschminkte Gesicht.<br />
Selbst die Verunstaltung der Köpfe<br />
durch ungünstigen Lichteinfall nahm er<br />
dafür in Kauf – eine Technik, die er von<br />
Degas und Toulouse-Lautrec übernommen<br />
hatte. In Paris erfuhr van Dongen<br />
große künstlerische Anerkennung und<br />
wurde in den 1920er-Jahren eine der<br />
prägenden Figuren der Kunstszene. Die<br />
Ausstellung versammelt 90 Gemälde,<br />
Zeichnungen und Keramiken.<br />
Musée d’art moderne<br />
de la Ville de Paris<br />
11, avenue du Président Wilson<br />
75116 Paris<br />
Telefon: + <strong>33</strong> (0)1 53 67 40 00<br />
www.mam.paris.fr<br />
Di, Mi, Fr – So 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Do 10.00 – 22.00 Uhr<br />
(letzter Einlass 45 min vor Schluss)<br />
10,00 Euro, ermäßigt 7,50 Euro,<br />
Kinder unter 14 Jahren kostenlos<br />
Auf Anregung der Stadt Toulouse<br />
und mit Unterstützung von der Region<br />
Midi-Pyrénées hat man die<br />
alten Schlachthäuser von Toulouse in<br />
einen Kulturbetrieb verwandelt, der<br />
innerhalb weniger Jahre zu einem anerkannten<br />
Zentrum für Kunst geworden<br />
ist. <strong>2011</strong> werden in den Abattoirs<br />
Sammlungen der Werke von Künstlern<br />
gezeigt, die zu den bedeutendsten<br />
Vertretern der modernen und zeitgenössischen<br />
Kunst gehören. Ihre Verschiedenheit<br />
und Inspiration zeigen<br />
die große Reputation, die das Zentrum<br />
inzwischen genießt. Zu sehen unter<br />
anderem der «Bühnenvorhang des 14.<br />
Juli» von Pablo Picasso.<br />
Les Abattoirs<br />
76, allée Charles-de-Fitte<br />
31300 Toulouse<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)5 62 48 58 00<br />
www.lesabattoirs.org<br />
Mi – Fr 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Sa & So 11.00 – 19.00 Uhr<br />
7,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro, Kinder<br />
und Jugendliche unter 17 Jahren<br />
kostenlos; freier Eintritt jeden ersten<br />
Sonntag im Monat<br />
Seit 28 Jahren wird in Epinal am Rande<br />
der Vogesen ein Straßentheaterfest<br />
veranstaltet, das zu den ältesten Frankreichs<br />
gehört. Dieses Jahr nehmen<br />
32 professionelle Gruppen aus dem<br />
In- und Ausland daran teil. Sie veranstalten<br />
mehr als 130 Aufführungen<br />
auf den Straßen und Plätzen der Stadt:<br />
Konzerte, Theater, musikalischer und<br />
akrobatischer Zirkus, Clownerie,<br />
Zauber künstler, Marionettenspiel,<br />
Chansons. Die komischen und oft<br />
rührenden Aufführungen können kostenlos<br />
besucht werden. « Rues et Cies »<br />
(sprich « Rues et compagnies ») ist ein<br />
charmantes Festival, das man nicht<br />
verpassen sollte.<br />
Im gesamten Stadtgebiet von Epinal<br />
Office de Tourisme<br />
6, place Daint-Goëry<br />
88000 Epinal<br />
Telefon: + <strong>33</strong> (0)3 29 82 53 32<br />
www.tourisme-epinal.com<br />
Fr (03.06.) mit Beginn des Abends<br />
Sa (04.06.) 10.30 – 01.00 Uhr<br />
So (05.06.) 14.00 – 22.30 Uhr<br />
Eintritt kostenlos<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Splendeurs des<br />
collections princières<br />
du Liechtenstein<br />
Evian-les-Bains, 04.06. – 02.10.<strong>2011</strong><br />
Big Brother, l’artiste<br />
face aux tyrans<br />
Dinard, 11.06. – 11.09.<strong>2011</strong><br />
Les Feux de Chantilly,<br />
duel pyrotechnique<br />
Domaine de Chantilly,<br />
17. & 18.06.<strong>2011</strong><br />
Brueghel, Rembrandt, Rubens: Der<br />
Palais Lumière in Evian stellt zum<br />
ersten Mal überhaupt in Frankreich<br />
die Meisterwerke der Liechtensteiner<br />
Sammlung aus, die sonst in Wien<br />
beherbergt ist. Sie gilt als die bedeutendste<br />
private Sammlung unserer Zeit<br />
in Europa. Der Barock ist in ihr durch<br />
Werke der italienischen (u.a. Canaletto)<br />
und der flämischen Malerei und<br />
Bildhauerei (Rubens, Rembrandt, Van<br />
Dyck) vertreten. Ein zweiter großer<br />
Teil der Sammlung ist dem Klassizismus<br />
und dem Biedermeier gewidmet.<br />
Diese Epoche der Malerei aus dem 19.<br />
Jahrhundert wird durch so namhafte<br />
Künstler wie Amerling, Winterhalter<br />
oder Gauermann repräsentiert. Ein<br />
ganzer Raum ist der Familiengeschichte<br />
Liechtensteins vorbehalten.<br />
Palais Lumière Evian<br />
Quais Albert-Besson<br />
74500 Evian-les-Bains<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)4 50 83 15 90<br />
Di – So 10.30 – 19.00 Uhr<br />
Mo 14.00 – 19.00 Uhr<br />
10,00 Euro, ermäßigt 7,00 Euro,<br />
Kinder unter 10 Jahren kostenlos<br />
Die kleine Stadt Dinard im bretonischen<br />
Departement Ille-et-Vilaine inspirierte<br />
schon viele Künstler. Vielleicht<br />
ist das der Grund, weshalb man zum<br />
dritten Mal in Folge eine Ausstellung<br />
über zeitgenössische Kunst veranstaltet.<br />
Dieses Jahr ist die Beziehung von<br />
Kunst und Macht Thema der Ausstellung,<br />
das von George Orwells « 1984 »<br />
angeregt wurde. Ein Thema, das ganz<br />
zu dem Wunsch der Initiatoren passt,<br />
Werke zu präsentieren, die die Neugierde<br />
anregen und die heutigen Probleme<br />
antizipieren und veranschaulichen<br />
sollen. Bilder und Objekte von<br />
mehr als 30 Künstlern sind in diesem<br />
Jahr zu diesem Zwecke zusammengetragen<br />
worden, die in fünf Kategorien<br />
gezeigt werden (u.a. Revolution, Medienmacht<br />
und Ödipus).<br />
Palais des Arts et du Festival<br />
2, boulevard du Président Wilson<br />
35800 Dinard<br />
Telefon: + <strong>33</strong> (0)2 99 46 50 63<br />
Di – Do, Sa, So 11.00 – 19.00 Uhr<br />
Fr 11.00 – 21.00 Uhr<br />
5,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro,<br />
Kinder unter 15 Jahren kostenlos<br />
Schon im 17. Jahrhundert war es in<br />
Chantilly Tradition, im Schlossgarten<br />
regelmäßig Feuerwerke aufzuführen.<br />
Diese wird ein paar Jahrhunderte später<br />
nun erneuert. An den zwei Abenden<br />
des Feux de Chantilly findet ein<br />
extravaganter Wettstreit zweier Meister<br />
der Feuerwerkskunst statt: Fabrice<br />
Chouillier und Joseph Couturier. Sie<br />
werden ihre Kreationen zu klassischer<br />
Musik und von einem Live-DJ sowie<br />
Multimedia-Animationen begleitet<br />
in den nächtlichen Himmel schießen.<br />
Auf jeweils ganz eigene Art werden die<br />
beiden versuchen, das eindrucksvollste<br />
Pyrotechnikkunstwerk zu entzünden<br />
und die Besucher zu begeistern. Das<br />
prächtige Schloss bildet dafür genau<br />
den richtigen stilvollen Hintergrund.<br />
<br />
Chateau de Chantilly<br />
7, rue Connétable<br />
60500 Chantilly<br />
www.feuxdechantilly.com<br />
Einlass ab 19.30 Uhr, Beginn 22.30 Uhr<br />
Karten zwischen 18,00 und 90,00 Euro,<br />
Reservierung unter www.fnac.com<br />
empfohlen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 13
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Naturwunder<br />
Die 10 schönsten<br />
Naturwunder Frankreichs<br />
Was ist ein Naturwunder und welches ist eines der schönsten in einem Land? Eine Definition,<br />
die nicht einfach ist. Wie bei einem Gemälde kann eine Einstufung letztendlich nie ganz<br />
objektiv sein, spielen doch persönliche Vorlieben und Geschmäcker eine Rolle. Wir möchten<br />
Ihnen zehn Naturwunder in Frankreich vorstellen, die uns ganz besonders beeindruckt haben.<br />
Aber natürlich ist auch diese Auswahl subjektiv.<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 15
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Naturwunder<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Calanques<br />
(Provence)<br />
Zwischen Marseille und Cassis erstreckt<br />
sich eine Küste mit Buchten, steilen Felswänden<br />
und pittoresken Felsformationen,<br />
die spektakulärer kaum sein könnte: die Calanques.<br />
Hier findet man etwas, was es am<br />
Mittelmeer leider immer seltener gibt: eine<br />
intakte wilde Natur in einer einzigartigen<br />
Landschaft. Die Unwegsamkeit des Gebietes,<br />
die sich im Fehlen von Straßen zeigt,<br />
hat eine Erschließung für den Massentourismus<br />
verhindert. Wer diese wunderschöne<br />
Landschaft sehen möchte, muss sich zu Fuß<br />
auf den Weg machen. Die Calanques sind<br />
deshalb vor allem ein Paradies für Wanderer,<br />
für die diverse Wege zur Auswahl stehen.<br />
Port-Miou, Port-Pin, En Vau, Sugiton,<br />
Morgiou und Sormiou sind fjordähnliche<br />
Buchten mit glasklarem Wasser inmitten<br />
bizarrer Kalksteinfelsen. Um diese traumhafte<br />
Landschaft für nachfolgende Generationen<br />
zu bewahren, entschloss man sich<br />
kürzlich zur Schaffung eines Nationalparks,<br />
der bis zum Ende dieses Jahres eingerichtet<br />
sein soll. Nach Sydney und Kapstadt wird<br />
Marseille damit die dritte Millionenmetropole<br />
der Welt, die so dicht vor der eigenen<br />
Haustür mit einem Nationalpark aufwarten<br />
kann. Um einen alten Streit zu umgehen, bei<br />
dem es darum geht, ob es die Calanques de<br />
Marseille oder die Calanques de Cassis sind,<br />
heißt der neue Park schlicht Parc national<br />
des Calanques.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 17
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Naturwunder<br />
Orgues d’Ille-sur-Têt<br />
(Languedoc-Roussillon)<br />
Rund 25 Kilometer westlich von Perpignan wachsen bis zu 30 Meter<br />
hohe Felsnadeln in die Höhe, die an Orgelpfeifen erinnern. Beim<br />
Anblick dieses Meisterstücks der Natur könnte man fast glauben, sich<br />
im US-amerikanischen Bryce Canyon National Park oder im türkischen<br />
Kappadokien zu befinden, wären nicht die Pyrenäen mit dem<br />
Mont Canigou in der Ferne zu sehen. Die Felsnadeln sind sehr fragil<br />
und bestehen überwiegend aus feinem Sand, der sich schon seit vier bis<br />
fünf Millionen Jahren ablagert.<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Dune du Pyla (Aquitanien)<br />
Wie in der Wüste fühlt man sich, wenn man die Dune du Pyla an der Atlantikküste<br />
südlich des Bassin d’Arcachon besteigt, für die auch die Schreibweise Pilat existiert.<br />
Die riesige Düne ist die höchste Europas. Doch trotz ihrer Größe – die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt<br />
2,7 Kilometer, die West-Ost-Ausdehnung 500 Meter – ist der Sandkoloss jünger und vergänglicher,<br />
als man auf den ersten Blick vermuten mag. Die 60 Millionen Kubikmeter Sand haben sich<br />
an dieser Stelle vor noch gar nicht so langer Zeit angehäuft. Ein Prozess, der erst im 18. Jahrhundert<br />
begann. Heute ragt die Düne 107 Meter in die Höhe, doch sie ist kein statischer Berg, denn 1930<br />
waren es noch 130 Meter. Außerdem wandert die Düne langsam in Richtung Süden, was im Sand<br />
fast verschwundene Pinien bezeugen. Ein Schicksal, das bald auch ein paar Gebäude, die zu nah an<br />
dem Sandberg stehen, teilen könnten. Die Dune du Pyla gehört zum Welterbe der UNESCO.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 19
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Naturwunder<br />
Colorado Provençal<br />
de Rustrel (Provence)<br />
Im Departement Vaucluse, 65 Kilometer östlich von<br />
Avignon, lockt eine Landschaft, die man so in Frankreich<br />
kaum erwarten würde: Felsen, die in allen möglichen<br />
Rot- und Orangetönen leuchten. Von den diversen Ocker-<br />
Steinbrüchen in der Gegend, in denen man Pigmente für<br />
die natürliche Herstellung von Farben gewinnt, ist der von<br />
Rustrel mit einer Fläche von 30 Hektar einer der größten<br />
und abwechslungsreichsten. Der Rundweg führt hinunter<br />
ins Tal und entlang erstaunlicher Felsen, die wie Skulpturen<br />
wirken. Allerdings sollte man möglichst keine weißen<br />
Schuhe tragen, denn der Staub würde sofort farbenfrohe<br />
Spuren darauf hinterlassen.<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Falaises<br />
d’Etretat<br />
(Normandie)<br />
An der Côte d’Albâtre zwischen Le<br />
Havre und Dieppe sah der Schriftsteller<br />
Guy de Maupassant beim Anblick der<br />
Falaise d’Aval und des Aiguille einen Elefanten,<br />
der seinen Rüssel ins Meer hielt.<br />
Seit jeher beflügelt die malerische Steilküste<br />
von Etretat die Fantasie der Menschen.<br />
Ob Maler oder Schriftsteller, ob<br />
Erwachsener oder Kind, man kann dem<br />
Charme dieser wunderschönen Steilküste<br />
einfach nur erliegen. Gebildet wurde<br />
dieses Naturwunder durch das Zusammenspiel<br />
der Meeresströmung und eines<br />
unterirdischen Flusses. Ein Spaziergang<br />
entlang der Felsen von Etretat, egal ob<br />
unten am Kieselstrand oder oben entlang<br />
der Abbruchkante (Sentier des Douaniers),<br />
ist ein unvergessliches Erlebnis.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 21
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Naturwunder<br />
Gorges du<br />
Verdon<br />
(Provence)<br />
Bei der Gorges du Verdon im Departement<br />
Alpes-de-Haute-Provence scheint<br />
von der Natur alles so eingerichtet worden<br />
zu sein, dass man als Besucher einfach beeindruckt<br />
sein muss. Zunächst einmal wäre<br />
da die unglaubliche Dimension dieses Canyons,<br />
dann die teilweise 400 Meter in die<br />
Höhe ragenden Steilwände und schließlich<br />
die Farbe des blau-grün schimmernden<br />
Verdon, diesem Fluss, dem man gar nicht<br />
zutraut, dass er in Millionen Jahren diese<br />
Schlucht in die Felsen gegraben hat. Egal<br />
ob man sich unten im Canyon oder oberhalb<br />
der Felswände befindet, bei der Gorges du<br />
Verdon kommt man sich als Mensch klein<br />
und unbedeutend vor.<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Calanche di Piana<br />
(Korsika)<br />
Entlang der Straße von Piana nach Porto an der korsischen<br />
Westküste, rund 72 Kilometer nördlich von Ajaccio, gibt es eine<br />
natürliche Attraktion der ganz besonderen Art: Nach einer Kurve<br />
tauchen plötzlich bizarre rote Felsformationen auf. Die unter dem<br />
Schutz des Welterbes der UNESCO stehende Landschaft heißt<br />
auf Korsisch Calanche di Piana, Festlandsfranzosen nennen sie<br />
aber auch Calanques de Piana. Die roten Felsspitzen wirken dank<br />
des azurblauen Mittelmeeres im Golfe de Porto besonders malerisch.<br />
Am besten man kommt zu unterschiedlichen Tageszeiten an<br />
diesen Ort, denn mit dem Wechsel der Lichtverhältnisse ändern<br />
die Felsen auch ihre Farbe. Besonders rot wirken sie natürlich bei<br />
Sonnenuntergang. Dann könnte man fest meinen, die Steine würden<br />
glühen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 23
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Naturwunder<br />
Pointe du Raz (Bretagne)<br />
Am westlichsten Punkt Frankreichs fühlt man sich wie am<br />
Ende der Welt. Ob an einem sonnigen Sommertag oder an einem<br />
stürmischen Wintertag, hier spürt man sofort die unglaubliche Kraft des<br />
Ozeans und bekommt man Ehrfurcht vor dem Mut der Fischer. Die Strömungen<br />
an der Pointe du Raz sind berüchtigt. Unaufhörlich schlagen die Wellen<br />
an die pittoresken Felsen, Wind und Wasser lassen das Gestein erodieren.<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Cirque de<br />
Gavarnie<br />
(Pyrenäen)<br />
Noch mehr als jeder andere<br />
Ort flößt der Cirque de Gavarnie<br />
Respekt vor der Natur ein. 52 Kilometer<br />
südlich von Lourdes im<br />
Departement Hautes-Pyrénées<br />
liegt dieser imposante Talkessel,<br />
der am Fuß einen Durchmesser<br />
von 800 Metern und auf Gipfelhöhe<br />
von 4.000 Metern hat. Er wird<br />
umzingelt von vier Bergen, die die<br />
3.000-Meter-Marke überschreiten.<br />
Wenn man sich zu Fuß oder auf<br />
dem Rücken eines Pferdes bzw.<br />
Esels in den Talkessel begibt, geht<br />
es irgendwann nicht mehr weiter.<br />
Der Cirque de Gavarnie ist eine<br />
Sackgasse. Nur das Plätschern von<br />
15 Wasserfällen « stört » die himmlische<br />
Ruhe unterwegs. Einer der<br />
Wasserfälle ist sogar der höchste<br />
Frankreichs. Das Wasser fällt bei<br />
ihm 423 Meter in die Tiefe.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 25
Unterwegs in Frankreich Frankreichs schönste Naturwunder<br />
Pont d’Arc<br />
(Ardèche)<br />
Als Zeuge einer Epoche vor über<br />
zwölf Millionen Jahren, als der Fluss<br />
Ardèche noch unterirdisch verlief,<br />
blieb ein Felsbogen mit einer Breite<br />
von 59 Metern und einer Höhe von<br />
34 Metern bis heute erhalten. Er<br />
bildet das majestätische Eingangstor<br />
zur Gorges de l’Ardèche. Im Sommer<br />
verwandelt sich der Ort wegen seines<br />
klaren und frischen Wassers in ein<br />
immenses natürliches Freibad, das<br />
vor allem von Kindern geliebt wird,<br />
die sich hier austoben. Doch trotz des<br />
Trubels hinterlässt der Anblick der<br />
Pont d’Arc eine bleibende Erinnerung.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Calanques<br />
Die Calanques sind frei zugänglich.<br />
Die Zufahrt erfolgt von Marseille oder<br />
Cassis aus. Diverse Parkplätze stehen<br />
zur Verfügung, von wo aus Wege zu<br />
den einzelnen Buchten führen. Man<br />
sollte über eine gute Kondition verfügen<br />
und festes Schuhwerk tragen. Da man<br />
fast nirgendwo Schutz vor der Sonne<br />
findet, dürfen Sonnenbrille, -hut, -milch<br />
und ausreichend Wasser für unterwegs<br />
nicht fehlen.<br />
Orgues d’Ille-sur-Têt<br />
Um zu den Orgelpfeifen zu gelangen,<br />
nimmt man vom Dorf Ille-sur-Têt die D2<br />
bzw. D21 in Richtung Bélesta. Von der<br />
Straße aus führt ein Wanderweg zu<br />
einer Aussichtsplattform. Der Zugang ist<br />
kostenpflichtig.<br />
www.ille-sur-tet.com<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)4 68 84 13 13<br />
Eintrittspreis: 2,70 Euro,<br />
ermäßigt 2,20 Euro<br />
Dune du Pyla<br />
Der Zugang zur Dune du Pyla ist kostenlos,<br />
lediglich die Parkplätze im Umkreis<br />
sind gebührenpflichtig. Man kann die<br />
Düne sowohl von der flachen Meerseite<br />
als auch von der steilen Landseite<br />
her besteigen. In beiden Fällen sollte<br />
man aber nicht unterschätzen, wie<br />
anstrengend ein Aufstieg ist. Von April<br />
bis Anfang November wird von der<br />
Landseite her eine mobile Plastiktreppe<br />
auf der Düne installiert, die den Aufstieg<br />
erleichtern soll. Besonders schön ist es,<br />
den Sonnenuntergang von der Düne<br />
aus zu erleben.<br />
jedoch aufpassen, der Abbruchkante<br />
niemals zu nahe zu kommen. Es besteht<br />
Absturzgefahr.<br />
Gorges du Verdon<br />
Der Canyon ist frei zugänglich. Zwei<br />
Optionen bieten sich für die Erkundung<br />
der Gorges du Verdon an: Für alle<br />
Sportlichen lohnt sich eine Wanderung<br />
entlang des Flusses in der Schlucht auf<br />
dem Sentier Martel. Wenn man den Weg<br />
ganz ablaufen will, sollte man rund zwölf<br />
Stunden dafür einplanen. Wer es gerne<br />
bequemer mag, kann den Canyon mit<br />
dem Auto entlang der Höhenstraße<br />
erkunden. Unterwegs locken diverse<br />
Aussichtspunkte zum Aussteigen. Im<br />
Hochsommer ist auf der Straße allerdings<br />
mit viel Verkehr zu rechnen.<br />
Calanche di Piana<br />
Die Calanche di Piana erreicht man<br />
über die D81 von Ajaccio nach Porto.<br />
Entlang der Straße gibt es Parkplätze,<br />
von wo aus Wanderwege durch die<br />
Felslandschaft führen.<br />
Pointe du Raz<br />
Von einem im Sommer kostenpflichtigen<br />
Parkplatz führt ein schön angelegter<br />
Weg zu einer Aussichtsplattform an<br />
der Pointe du Raz. In der Hochsaison<br />
verkehrt zudem ein Shuttlebus. Mutige<br />
können von dort aus bis zur äußersten<br />
Spitze weitergehen. Aber Achtung:<br />
Der Weg ist nicht ganz ungefährlich,<br />
gutes Schuhwerk unabdingbar.<br />
<strong>Mai</strong>son du site de la Pointe du Raz<br />
29770 Plogoff<br />
www.la-pointe-du-raz.com<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)2 98 70 67 18<br />
Cirque de Gavarnie<br />
Der Zugang zum Cirque de Gavarnie<br />
ist kostenlos. Mit dem Auto kommt<br />
man aber nur bis zu einem Parkplatz<br />
am Ortseingang von Gavarnie. Man<br />
durchquert das Dorf zu Fuß und<br />
folgt danach dem ausgeschilderten<br />
Wanderweg. Obwohl die Felswände<br />
des Talkessels nahe wirken, sollte man<br />
die Entfernung und die 400 Meter<br />
Höhenunterschied, die man bewältigen<br />
muss, nicht unterschätzen. Unterwegs<br />
kann man Pferde und Esel mieten. Rund<br />
vier Kilometer hinter dem Parkplatz<br />
lädt das Hôtel de la Cascade zu einer<br />
Pause ein.<br />
Pont D’Arc<br />
Der Pont d’Arc ist frei zugänglich. Sein<br />
Auto kann man auf einem Parkplatz<br />
entlang der D1 abstellen. Von dort führt<br />
ein schmaler Weg zum Ziel.<br />
Colorado Provençal de Rustrel<br />
Von Rustrel erreicht man über die D22<br />
einen kostenpflichtigen Parkplatz, von<br />
wo aus man zum Steinbruch gelangt.<br />
Die Parkgebühr beinhaltet den Eintritt.<br />
www.colorado-provencal.com<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)4 90 04 96 07<br />
Parkgebühren: Auto 4,00 Euro,<br />
Campingcar & Minibus 10,00 Euro<br />
Falaises d’Etretat<br />
Die Steilküste ist frei zugänglich. Auf<br />
dem Küstenhöhenweg sollte man<br />
Die Ardèche:<br />
100% Natur<br />
Sie sind auf der Suche nach einer<br />
Unterkunft: Soll es ein Ferienhaus<br />
sein oder eher eine Bed & Breakfast-<br />
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Urlaub mit Ihrer Familie oder Ihren<br />
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tél 00 <strong>33</strong> 4 75 64 70 70<br />
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Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 27
Erleben Sie Frankreich mit einer Exklusiven<br />
Garantiert kleine<br />
Reisegruppen<br />
(maximal 25 Personen)<br />
Besuchen Sie mit uns die schönsten Plätze Frankreichs, die wir Ihnen in den vergangenen<br />
Ausgaben unseres Magazins vorgestellt haben. Treffen Sie mit uns Menschen, die<br />
Ihnen einen neuen Blick auf das Land ermöglichen. Lassen Sie sich von unseren Reiseführern<br />
in Gegenden führen, die abseits der bekannten Touristenpfade liegen.<br />
Reise 1 Zauberhafte Provence<br />
Wo Wein, Lavendel und Olivenöl zum Alltag gehören 30. Juli - 6. August <strong>2011</strong><br />
1. Tag: Individuelle Anreise nach<br />
Basel Badischer Bahnhof. Weiterfahrt<br />
im deutschen Fernreisebus<br />
nach Bourg-en-Bresse.<br />
2. Tag: Fahrt nach Montelimar im<br />
Département Drôme. Besichtigung einer<br />
Nougat-Manufaktur mit Verkostung.<br />
Besuch eines Trüffelmuseums. Abschluss<br />
des Tages mit einer Weindegustation.<br />
Gegen Abend Ankunft am Standorthotel<br />
Safari in Carpentras und Abendessen<br />
im hoteleigenen Restaurant Hibiscus.<br />
3. Tag: Besuch des Lavendelmuseum<br />
von Coustellet. Fahrt in die Höhenlagen<br />
des Vaucluse zur Lavendelernte<br />
(je nach Witterungsverlauf) und<br />
Mittagessen. Besichtigung einer<br />
Destillerie. Rückreise nach Carpentras<br />
entlang des Mont Ventoux.<br />
4. Tag: Ausflug nach Avignon und<br />
Besichtigung der Brücke Saint-Bénézet<br />
und des Papstpalastes, anschließend<br />
Weinprobe. Am Abend Besuch der<br />
Opernfestspiele von Orange.<br />
5. Tag: Ausflug nach Marseille mit Besuch<br />
des Altstadtviertel Quartier du Panier.<br />
Gemeinsames Mittagessen mit den<br />
Chefredakteur von Frankreich erleben im<br />
berühmten Le Miramar. Rückfahrt über die<br />
Gärten der Färberpflanzen im Luberon.<br />
6. Tag: Ausflug nach Sénanque mit<br />
Besuch der Abbaye Nôtre-Dame, danach<br />
Weiterfahrt durch die Lavendelfelder zu<br />
den Ockersteinbrüchen von Roussillon.<br />
Zum Abschluss ein Bummel durch<br />
das romantische Dorf Gordes.<br />
7. Tag: Rückfahrt nach Deutschland<br />
mit Station in der Hauptstadt des<br />
Olivenöls, Nyon. Besichtigung einer<br />
Ölmühle mit Verkostung. Weiterfahrt und<br />
Übernachtung in der Alpenstadt Annecy.<br />
8. Tag: Rückkehr nach Basel, Badischer<br />
Bahnhof gegen 13.30 Uhr. Individuelle<br />
Heimreise per ICE oder Flug.<br />
UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />
• 1 x Halbpension mit Frühstücksbüffet<br />
im ***-Hotel in Bourg-en-Bresse<br />
• 5 x Halbpension mit Frühstücksbüffet<br />
im ***-Hotel in Carpentras<br />
• 1 x Übernachtung mit Frühstücksbüffet<br />
im ***-Hotel in Annecy<br />
• Unterbringung in Doppelzimmern<br />
mit Bad oder Dusche/WC<br />
• Fahrt ab/bis Basel Bahnhof<br />
im Fernreisebus<br />
• Alle Eintrittsgelder und<br />
Besichtigungen laut ausführlicher<br />
Reisbeschreibung<br />
• Mittagessen rund um das<br />
Thema Lavendel<br />
• Bouillabaisse-Mittagessen im<br />
Restaurant Miramar in Marseille<br />
• 3-Gang Abendessen in einem<br />
Restaurant in der Altstadt von Annecy<br />
• Durchgehende deutschsprachige<br />
Studienreiseleitung ab/bis Basel<br />
• Kompensationsbeitrag für die 100%<br />
klimaneutrale Gruppenreise<br />
• Preis pro Person im DZ 2090,00 Euro<br />
(EZ-Zuschlag 288,00 Euro)<br />
• Eigene An- und Abreise mit der<br />
Deutschen Bahn an / ab Basel<br />
• Oper „Rigoletto“ am 02.08.<strong>2011</strong><br />
60,00 - 250,00 Euro pro Person<br />
• Preis für Fluganreise auf Anfrage<br />
Veranstalter im Sinne des Reiserechts für diese Reisen ist die Kopp & Spangler oHG, Seeleitn 65, 82541 Münsing/Ambach, Tel.: 08177-99 81 04.
Ausführliche Informationen<br />
zu Reisen und Buchung:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
E-<strong>Mai</strong>l: leserreisen@frankreicherleben.de<br />
Telefon: 08177-99 81 04<br />
Fax: 08177-99 81 06<br />
Reise 2 Languedoc-Roussillon<br />
Weinseliges Dreieck zwischen Nîmes, Perpignan und Carcassonne 8. - 15. Oktober <strong>2011</strong><br />
1. Tag: Anreise im Flugzeug nach<br />
Montpellier. Bustransfer in die<br />
Region von Narbonne zum Hotel<br />
Domaine de l’Hospitalet.<br />
2. Tag: Ausflug in den Naturpark von<br />
Narbonne und Besichtigung der Stadt.<br />
Nachmittags ausführliche Weinprobe<br />
in der Domaine de l'Hospitalet.<br />
3. Tag: Ausflug zu den Festungsanlagen<br />
von Carcassonne. Nachmittags<br />
Weinprobe. Abschließend<br />
Besuch der Zisterzienserabtei<br />
Sainte-Marie-de-Fontfroide.<br />
4. Tag: Besuch des mittelalterlichen<br />
Dorfes Saint-Guilhem-le-Désert.<br />
Mittagessen im ehemals befestigten<br />
Bauernhof Blancardy (12./13. Jh.).<br />
Weiterfahrt zur Grotte des Demoiselles<br />
mit der unterirdischen Cathédrale<br />
Souterraine. Am späten Nachmittag<br />
Ausflug nach Montpellier und<br />
Abendessen mit dem Chefredakteur<br />
von Frankreich erleben.<br />
5. Tag: Ausflug an die Côte Vermeille<br />
mit Süßweinverkostung. Besuch des<br />
Fischerdorfs Collioure mit Besichtigung<br />
des Espace Fauve. Nachmittags<br />
Weiterfahrt nach Perpignan und<br />
Besichtigung der Altstadt.<br />
6. Tag: Ausflug in die Mittelalterstadt<br />
Aigues-Mortes. Rundfahrt mit der<br />
Besucherbahn zu den Salzwiesen<br />
der Stadt. Fahrt durch die<br />
Carmargue zu den Stierzüchtern<br />
von Manade. Dort Besichtigung<br />
und Mittagessen. Nachmittags<br />
Weiterfahrt in die Römerstadt Nîmes.<br />
7. Tag: Ausflug nach Marseillan<br />
zum Wermut-Hersteller von Noilly<br />
Prat (Verkostung). Rundgang<br />
am Fischerhafen von Sète.<br />
Am Nachmittag Besuch bei<br />
Austernzüchter mit Verkostung.<br />
8. Tag: Transfer zum Flughafen von<br />
Montpellier und Rückflug via Paris.<br />
UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />
• Air France Linienflug ab MUC / FFM<br />
/ DUS via Paris nach Montpellier<br />
und zurück (weitere Abflughäfen<br />
auf Anfrage möglich)<br />
• Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />
• Rundreise im Reisebusbus ab/<br />
bis Flughafen Montpellier<br />
• 7 x Übernachtung mit<br />
Frühstücksbüffet im ***-Domaine<br />
de l'Hospitalet - Hôtel Restaurant,<br />
• Unterbringung in Doppelzimmern<br />
mit Bad oder Dusche/WC,<br />
Telefon und Farb-TV<br />
• 6 x 3 Gang-Abendessen im Hotel<br />
• Mittagessen auf einem<br />
Land- und Weingut<br />
• Besuch einer Stierzucht<br />
mit Leiterwagenfahrt und<br />
3-Gang Menü inkl. Apéritif<br />
• Besichtigung der Produktion mit<br />
anschließender Degustation<br />
der 3 verschiedenen Noilly<br />
Prat Apéritifsorten<br />
• Austernprobe und Besichtigung<br />
am Etang du Thau<br />
• Durchgehende deutschsprachige<br />
Studienreiseleitung ab/bis Montpellier<br />
• Kompensationsbeitrag für die 100%<br />
klimaneutrale Gruppenreise<br />
• Preis pro Person im DZ: 1990,00 Euro<br />
EZ-Zuschlag 215,00 Euro<br />
Es gelten ausschließlich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters.
Unterwegs in Frankreich Le Mans<br />
Unerwartet anders<br />
Le Mans im Departement Sarthe, rund 200 Kilometer westlich von Paris, ist<br />
lange Zeit eine unscheinbare Stadt gewesen. Die meisten verbanden mit ihr nur<br />
zwei Dinge: die kulinarische Spezialität rillettes sowie das berühmte 24-Stunden-Autorennen.<br />
Doch seitdem der TGV vor zwei Jahrzehnten die Fahrzeit aus der französischen Hauptstadt<br />
auf gerade einmal 54 Minuten verkürzte, ist eine neue Dynamik in Le Mans zu spüren,<br />
die die Mentalität der Einheimischen und das Bild der Auswärtigen über die Stadt<br />
verändert. Das historische Zentrum gehört ohnehin zu einem der am besten<br />
erhaltenen in Frankreich und lohnt definitiv einen Besuch.<br />
Le Mans, Le Mans, zwei Minuten Aufenthalt. Anschluss<br />
auf dem gleichen Gleis nach Tours, Saint-Pierre-des-Corps,…<br />
». Wie oft habe ich diese Ansage<br />
«<br />
aus den Lautsprechern auf dem Bahnsteig in Le Mans gehört!<br />
Sie ist ein Teil meines Lebens geworden.<br />
Ich bin in Le Mans geboren und habe dort meine Kindheit<br />
und Jugend verbracht, bevor ich nach dem Abitur nach<br />
Paris gezogen bin. Damals, in den 1960er-Jahren, war es<br />
üblich, so schnell wie möglich in die französische Hauptstadt<br />
zu gehen. Die Metropole an der Seine wirkte wie ein<br />
Eldorado voller Möglichkeiten. Für uns junge Leute war<br />
ein Umzug wie eine Befreiung aus einer vielleicht glücklichen,<br />
aber wenig spektakulären Kindheit im langweiligen<br />
Le Mans.<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Oben links: Eine typische Hausecke in der Rue des Chanoines in Le Vieux-Mans. Rechts: Die « <strong>Mai</strong>son suspendue » (dt. das hängende<br />
Haus) in der Rue Saint-Pavin de la Cité. Robert Doisneau, der insbesondere für ein Bild mit einem küssenden Paar vor dem Pariser<br />
Rathaus bekannt ist, fotografierte es 1962 ebenfalls. Linke Seite: Einer der Zugänge in die Altstadt, die Escalier des Ponts-Neufs.<br />
Wenn ich an das Le Mans meiner Kindheit zurückdenke,<br />
erinnere ich mich vor allem an das Bahnhofsviertel und<br />
die Rue Guillemare, in der ich mit meinen Eltern lebte.<br />
Es war eine schnurgerade Straße, die von schmucklosen,<br />
nicht sehr hohen Häusern gesäumt war, die alle recht gleich<br />
aussahen und somit vor allem monoton wirkten. Die trostlose<br />
Atmosphäre erinnerte an englische Bergbaustädte. In<br />
der ganzen Straße gab es zudem keinen einzigen Laden.<br />
Man musste mindestens einen Kilometer laufen, um ein<br />
Baguette kaufen zu können, und traf unterwegs meist keinen<br />
einzigen Menschen. Dieses Bild resümierte für mich<br />
den Charakter von Le Mans. Trotz der Tatsache, dass der<br />
Ort die Hauptstadt eines Departements war, blieb Le Mans<br />
tiefste Provinz. Kein Wunder, dass ich nach der Schule den<br />
ersten Zug nach Paris nahm, um dort mit meinem Studium<br />
zu beginnen.<br />
Als meine Eltern nicht mehr in Le Mans lebten, zog<br />
auch mich für viele Jahre nichts mehr dorthin. In jenen Jahren<br />
hörte ich selten in der Presse und Öffentlichkeit etwas<br />
über die Stadt. Mit einer Ausnahme: die Artikel über das<br />
legendäre 24-Stunden-Rennen, die alle Jahre wieder die<br />
Zeitungen füllten. Doch davon abgesehen, schien Le Mans<br />
vor sich hinzudösen. Ich würde sogar behaupten, die Stadt<br />
lag im Koma. Frankreich veränderte sich, doch Le Mans<br />
blieb genauso provinziell und piefig wie immer.<br />
Doch es gab einen Tag, der den Grundstein dafür legte,<br />
dass sich das ändern sollte. Es war ein Ereignis im Jahre<br />
1989. Nicht der Fall der Mauer sorgte dafür, nein, es war die<br />
Eröffnung einer Zugstrecke. Im Rahmen der Dezentralisierungspolitik,<br />
die nach der Machtübernahme der Sozialisten<br />
1981 eingeleitet worden war, profitierte Le Mans vom Anschluss<br />
an das französische Hochgeschwindigkeitsnetz der<br />
Bahn. Eine neue TGV-Strecke aus Paris endete plötzlich in<br />
Le Mans. Die Fahrzeit an die Seine verkürzte sich dadurch<br />
von zweieinhalb Stunden auf gerade einmal 54 Minuten.<br />
Es war ein Glücksfall für Le Mans. Ich weiß noch, was<br />
François Mitterrand bei der Eröffnung im <strong>Mai</strong> 1989 zu den<br />
Einheimischen sagte: « Dies ist der Zug Ihrer Epoche. In Le<br />
Mans bewegt sich etwas. Sie haben bewiesen, dass Sie vor<br />
vielen anderen die Herausforderungen der Zukunft verstanden<br />
haben. » Le Mans konnte von nun an zu einem « Vorort »<br />
der Hauptstadt werden, worum die Stadt später von vielen<br />
anderen Kommunen beneidet wurde. Vor allem der Satz « In<br />
Le Mans bewegt sich etwas » fiel mir auf. Er widersprach<br />
derart meiner eigenen Kindheitserfahrung, dass er mich auf<br />
meine alte Heimatstadt neugierig machte. So begann ich<br />
wieder, mich für die Stadt zu interessieren und dort hinzufahren.<br />
Etwas, was ich seitdem regelmäßiger tue.<br />
Wer heute am Bahnhof der Stadt ankommt, wird das<br />
Le Mans aus früherer Zeit nicht mehr wiedererkennen. Der<br />
Platz davor, der früher mit Autos zugeparkt war, düster und<br />
wenig einladend wirkte, ist heute ein kleines, freundliches,<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 31
Unterwegs in Frankreich Le Mans<br />
Impressionen aus der Altstadt. Die schmalen<br />
Gassen und Treppen von Le Vieux-Mans<br />
sind ein Paradies für Flaneure. Autos<br />
haben in der Altstadt nichts zu suchen.<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
für Fußgänger reserviertes Schmuckstück. Die dem Bahnhofsgebäude<br />
vorgesetzte Glasfassade verleiht dem Platz<br />
zudem eine sehr moderne Aura. Im Gegensatz dazu wirkt<br />
die Pariser Gare Montparnasse, wo man vor weniger als einer<br />
Stunde in den TGV eingestiegen ist, altbacken. Trotzdem<br />
wurde dem Ort ein gewisser, diesmal aber angenehm<br />
provinzieller Charme gelassen. Der Platz wurde renoviert,<br />
ohne dass er dabei seine Authentizität verloren hat. Dafür<br />
sorgen auch ein paar der angrenzenden Restaurants, die von<br />
den neuen Zeiten in der Stadt noch nichts mitbekommen<br />
zu haben scheinen und ihre Gäste unverändert im vergilbten<br />
Dekor der 1980er-Jahre empfangen.<br />
Ein zweiter Hinweis auf eine neue Epoche in der Stadtgeschichte<br />
von Le Mans ist die Tram, die regelmäßig über<br />
den Platz fährt. Zwar gab es bereits in den Jahren von 1896<br />
bis 1947 ein Straßenbahnnetz in der Stadt. Doch wie in<br />
vielen anderen Gemeinden im Land wurde es abgeschafft<br />
und durch ein Busnetz ersetzt. Aber mit inzwischen fast<br />
150.000 Einwohnern, eine Zahl, die wegen der Nähe zu<br />
Paris und den noch relativ günstigen Immobilienpreisen<br />
beständig wächst, war die Zeit gekommen, den öffentlichen<br />
Nahverkehr auszubauen.<br />
Zwar entspricht die gewählte Farbe der Straßenbahnen,<br />
ein Orangeton, nicht dem Geschmack aller Manceaux, wie<br />
die Einheimischen im Französischen heißen. Dafür aber<br />
sind sie alle sehr stolz darauf, das neue Tramnetz recht kostengünstig<br />
bekommen zu haben. In Le Mans kostete ein<br />
Kilometer der neuen Straßenbahnlinie 20 Millionen Euro.<br />
Zwar mehr als in Besançon mit 16 Millionen Euro, aber<br />
deutlich günstiger als in der Nachbarstadt Tours, wo der<br />
Kilometer mit 25 Millionen Euro zu Buche schlug, oder<br />
gar Paris, wo bis zu 74,5 Millionen Euro fällig wurden. Auf<br />
jeden Fall ist die Straßenbahn die beste Wahl, wenn man<br />
sich in Le Mans fortbewegen will.<br />
Dabei muss man als Besucher gar keine großen Entfernungen<br />
zurücklegen, will man die Hauptsehenswürdigkeiten<br />
erkunden. Vom Bahnhof fährt man einfach ein paar<br />
Stationen mit der Tram oder läuft rund 20 Minuten zu Fuß<br />
und man kommt in die 20 Hektar große Altstadt, einer der<br />
am besten erhaltenen im Land. Le Vieux-Mans, auch Cité<br />
Plantagenêt genannt, erstreckt sich entlang des Flusses Sarthe<br />
und ist eine echte Perle hinter einer beeindruckenden<br />
Befestigungsanlage: kopfsteingepflasterte Gassen, Häuser<br />
aus dem Mittelalter, sehenswerte Stadtpaläste im Stil der<br />
Renaissance mit mehr oder weniger versteckten Gärten sowie<br />
eine alles überragende Kathedrale. Viele Besucher sind<br />
überrascht, ein solches Kleinod inmitten von Le Mans zu<br />
finden. Die Zufahrt mit dem Auto ist nur für Anwohner<br />
gestattet und wegen der engen Gassen und vielen Treppen<br />
ohnehin nur sehr beschränkt möglich. So ist Le Vieux-<br />
Mans ein Paradies für Flaneure.<br />
Geschichtsinteressierte stoßen in diesem mittelalterlichen<br />
Quartier auf mehr oder weniger bekannte Namen. Die<br />
Königin Bérangère ist ein solcher Name, Witwe von Richard<br />
Löwenherz. Ihr sind ein Museum, eine Straße und eine Abtei,<br />
wo sie auch ihre letzte Ruhestätte fand, gewidmet.<br />
Auch so manche Kuriosität versteckt sich in dem Viertel<br />
mit seiner beeindruckenden Bausubstanz. Etwa die <strong>Mai</strong>son<br />
des deux Amies, eines der schönsten Häuser von Le Vieux-<br />
Mans. Es verfügt über zwei Eingänge nebeneinander, hat<br />
aber nur eine gemeinsame Treppe in die oberen Stockwerke.<br />
Es gehörte einst zwei Händlern. Außerdem kann man bis<br />
heute große Steine an den Rändern der Gassen entdecken,<br />
die chasse-roues, eine Art Anprallschutz. Sie sollten verhindern,<br />
dass die Kutschen die Fassaden der Häuser beschädigten<br />
und boten auch den Fußgängern Schutz.<br />
Zum Glück hat man niemals versucht, diesen Stadtteil<br />
autogerecht umzugestalten oder daraus ein buntes Shoppingviertel<br />
mit großen Leuchtreklamen zu machen. Die<br />
Menschen von Le Mans wussten den besonderen Charme<br />
der Cité Plantagenêt zu bewahren und die Häuser behutsam<br />
zu erhalten. Vorbildlich ist auch die kürzliche Sanierung der<br />
Fassade der Cathédrale Saint-Julien. Die Kathedrale ist eine<br />
der größten im gotisch-romanischen Stil. Sie wird oft mit<br />
den Gotteshäusern in Reims und Chartre verglichen. Ihr 64<br />
Meter hoher Turm ist das höchste Bauwerk der Stadt. Die<br />
Decke der Chapelle de la Vierge zieren musizierende Engel<br />
aus dem 14. Jahrhundert.<br />
Da die Altstadt von Le Mans so gut erhalten ist, wurde<br />
sich auch von der Filmindustrie als Kulisse entdeckt. Zu<br />
den berühmtesten Filmen, die hier gedreht wurden, zählt<br />
« Cyrano von Bergerac » (1990). Die Manceaux erinnern<br />
sich gerne daran, wie sie damals Gérard Depardieu in den<br />
Restaurants der Stadt trafen. Der französische Autor Pierre<br />
Arditi zeigte sich nach dem Dreh eines anderen Films von<br />
den Gassen von Le Vieux-Mans ebenfalls beeindruckt:<br />
« Wenn man in Le Mans dreht, hat man das Gefühl, dass<br />
die ganze Stadt im Rhythmus der Filmleute lebt. Während<br />
man woanders eher das Gefühl hat zu stören, sieht man hier<br />
in den Gesichtern der Menschen eine Faszination, wovon<br />
jeder Schauspieler nur träumen kann »<br />
Den allgemeinen Wandel in der Stadt bemerkt man<br />
auch, wenn man an einem Sommerabend während einer der<br />
Nuits des Chimères durch die Gassen der Cité Plantagenêt<br />
flaniert. In wenigen Jahren hat es die Stadt geschafft, dieses<br />
Licht-, Bild- und Tonspektakel zu etablieren, zu dem inzwischen<br />
mehr als 200.000 Besucher kommen. Bilder werden<br />
dabei auf die Fassaden der Häuser, die Stadtmauer und die<br />
Kathedrale projiziert. Zwischen den einzelnen Höhepunkten<br />
weisen Lichtspiele den Weg. Die Straßenlampen in Le<br />
Vieux-Mans sind zudem dekoriert. Oft wird von der Fête<br />
des Lumières in Lyon gesprochen. Die Nuits de Chimères<br />
in Le Mans, wenn sie auch kleiner sind, müssen sich nicht<br />
dahinter verstecken.<br />
Wenn ich heute mit den Einwohnern der Stadt spreche,<br />
bemerke ich, dass sie – auch dank solcher Events – einen<br />
gewissen Lokalstolz entwickelt haben. Ich fühle, dass sie<br />
endlich den Reichtum und das kulturelle Erbe ihrer Stadt<br />
entdeckt haben. Eine schöne Entwicklung, die sich langsam<br />
im Land herumspricht.<br />
Der neue Präfekt des Departements Sarthe unterschrieb<br />
kürzlich ein Dekret, das Le Mans sogar als ville touristique<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · <strong>33</strong>
Unterwegs in Frankreich Le Mans<br />
Oben und links Mitte: Während der Nuits des chimères werden Bilder auf Fassaden und Mauern projiziert. Links unten<br />
und rechts: Im Inneren der Kathedrale Saint-Julien. An der Decke der Chapelle de la Vierge musizieren 47 Engel.<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
(dt. touristische Stadt) anerkennt. Es unterstreicht die touristische<br />
Bedeutung, die die Stadt heute bereits besitzt. Außerdem<br />
ist es ein erster Schritt für eine Kandidatur der Cité<br />
Plantagenêt um den Titel als Weltkulturerbe. Ein Traum<br />
für viele Manceaux. Wer hätte eine solche Entwicklung vor<br />
ein paar Jahren vorausgesehen? Wohl fast niemand.<br />
Was mich an Le Mans jedoch ganz besonders fasziniert,<br />
ist der Umstand, dass sich die Stadt nicht nur äußerlich,<br />
sondern auch von innen heraus verändert. Natürlich<br />
sind die neue Straßenbahn oder Neubauten wie die<br />
MMArena, das neue Stadion von Le Mans, die als erstes<br />
sichtbaren Zeichen des Wandels. Das MM im Namen<br />
steht übrigens für den Sponsor – auch eine Premiere in<br />
Frankreich – und einen der Hauptarbeitgeber der Stadt:<br />
die Mutuelles du Mans, eine große Versicherungsgesellschaft.<br />
Doch über diese äußerlichen Veränderungen hinaus<br />
hat sich die Mentalität der Menschen von Le Mans<br />
ebenfalls gewandelt.<br />
Ein Zeichen dafür sind die Aufkleber, die man an vielen<br />
Türen in der Stadt – an Hotels, Bars, Restaurants, Geschäften<br />
usw. – sehen kann. Auf ihnen sieht man ein Lächeln<br />
Calais Dunkerque<br />
auf einem regenbogenfarbigen Hintergrund. Dieses 2002 in<br />
der Stadt eingeführte Logo symbolisiert, dass ein Boulogne Etablissement<br />
die Charta für einen freundlichen Empfang schwuler<br />
und lesbischer Menschen unterschrieben hat. Le Mans war<br />
in Frankreich eine der ersten Städte dieser Größe, der es<br />
wichtig war, gayfriendly zu sein.<br />
Ein weiteres Beispiel für die neue Weltoffenheit der<br />
Stadt und ihr Interesse an innovativen Lösungen ist ein<br />
neuartiges, auf Audioguides basierendes Besuchersystem in<br />
der Cité Plantagenêt, das in diesem Sommer in Betrieb gehen<br />
soll. Der Besucher wird dank dieses Systems durch die<br />
Gassen flanieren können und unterwegs Informationen zu<br />
Bauwerken und Sehenswürdigkeiten erhalten, ohne dabei<br />
einer festen Route zu folgen, da die Audioguides automatisch<br />
den aktuellen Standort erkennen. Das System ist in<br />
dieser Dimension einzigartig in Europa und wird in Frankreich<br />
nur noch in der Abbaye de Fontevreaud getestet. Die<br />
Kopfhörer kann man sich ab Juli oder August im örtlichen<br />
Fremdenverkehrsbüro ausleihen.<br />
Keine Frage, ich werde diesen Sommer wieder nach Le<br />
Mans fahren und das System ausprobieren.<br />
Antwerpen<br />
Ich hätte niemals<br />
gedacht, dass sich meine Heimatstadt einmal so innovativ<br />
und weltoffen zeigen könnte. Zwar kann man in der<br />
Gent<br />
Rue Guillemare noch immer kein Baguette kaufen, doch<br />
mit dem Wandel der letzten Jahre kann ich heute sagen: Ich<br />
Bruxel<br />
mag Le Roubaix Mans, ich bin stolz, aus dieser Stadt zu kommen.<br />
Liege<br />
Was für Lille eine Entwicklung!<br />
Charlroi<br />
ennes<br />
Nantes<br />
A83<br />
Saint-Lô<br />
A84/E401<br />
Avranches<br />
A11/E60<br />
A87<br />
Cholet<br />
Aus<br />
<br />
Norddeutschland erreicht man Le<br />
Mans über Belgien, Nordfrankreich und<br />
Paris, aus Süddeutschland, Österreich<br />
und der Schweiz über den Osten<br />
Frankreichs und Paris. Von Paris aus<br />
führt die Autobahn A11 A29/E44 nach Le Mans.<br />
Le Havre<br />
Honfleur A131<br />
Rouen<br />
Angers<br />
A11/E501<br />
Caen<br />
Alençon<br />
A86/E60<br />
A13/E46<br />
A28/E402<br />
Le Mans<br />
A28/E502<br />
Tours<br />
A11/E50<br />
A10/E5-E60<br />
Azay-le-Rideau<br />
Le Mans …<br />
… Berlin 1.257 km<br />
… Hamburg 1.107 km<br />
… Köln 692 km Amiens … München 1.040 km<br />
… Wien 1.440 km … Zürich 828 km<br />
Der nächste aus dem deutsch sprachigen<br />
Raum angeflogene Flughafen<br />
A1/E15-E19<br />
Beauvais<br />
ist in Paris. Vom Flughafen Paris-CDG<br />
verkehren direkte TGV-Züge nach<br />
Le Mans, die man auch mit einer Air<br />
A16<br />
France-Flugnummer buchen kann.<br />
A4/E50<br />
A13/E5<br />
Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />
PARIS<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
nach Le Mans. Die Stadt ist aber gut ans<br />
französische TGV-Netz angebunden.<br />
Chartres<br />
A5/E54<br />
www.lemanstourisme.com<br />
A6/E15<br />
A10/E5<br />
Office de Tourisme<br />
Rue de l’Etoile<br />
Orléans 72000 Le Mans<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)2 43 28 17 22<br />
A71/E9<br />
Die Nuits des Chimères finden im<br />
Juli und August jeden Abend außer<br />
sonntags und montags nach Einbruch<br />
A85 der Dunkelheit statt.<br />
Arras<br />
Bourges<br />
Sens<br />
Lesetipp für einen<br />
Ausflug in die Umgebung<br />
A26/E17<br />
Epernay<br />
Reims<br />
Ausgabe Charleville-Mézières <strong>Nr</strong>. 30<br />
Angers: Einfach A4/E25<br />
A34/E46l(i)ebenswert<br />
Angers, die idyllische<br />
Stadt;<br />
Angers,<br />
die grüne<br />
A4/E50 Stadt;<br />
Angers,<br />
die Stadt,<br />
in der es<br />
sich gut leben lässt – alles Attribute,<br />
die man der Hauptstadt des Anjou<br />
in der A26/E17 Region Pays de la Loire gerne<br />
zuschreibt. Regelmäßig erreicht<br />
Troyes<br />
Angers in Rankings zu Städten mit<br />
hoher Lebensqualität A5/E17-E54 den ersten<br />
Platz. Doch was macht Angers<br />
so besonders? Eine Suche nach<br />
Antworten.<br />
Auxerre<br />
nt-Saint-Michel<br />
A84<br />
erbourgteville<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
Fontenay<br />
Informationen zur Bestellung dieser und<br />
A6/E15<br />
A31/E17-E21<br />
anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
VézelayAvallon<br />
Flavigny<br />
Dijon<br />
A38<br />
Beaune<br />
Luxembou<br />
A31/E21-E2<br />
Me<br />
A31/E21-E23<br />
Na<br />
A31/E21-E23<br />
Bes<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Frankreich Chalon-sur-Saône<br />
erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 35<br />
les-<br />
A10/E5<br />
A6/E15
Unterwegs in Frankreich Drôme<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Le Palais Idéal du Facteur Cheval<br />
Die Kraft eines Traumes<br />
Zwischen Lyon und Valence im Departement<br />
Drôme steht eines der kuriosesten Bauwerke<br />
Frankreichs: der ideale Palast des Briefträgers<br />
Cheval. Es ist das Werk eines einzigen<br />
Mannes, eines einfachen Postboten, der damit<br />
zeigt, was Kreativität und Entschlossenheit<br />
bewirken können. Ein Fantasiepalast, dessen<br />
Architektur keinem bestimmten Stil folgt, der<br />
heute aber als Kunstwerk anerkannt ist und<br />
seinem Erbauer posthum Ruhm beschert.<br />
Mama, was ist das denn? », fragt ein kleines Mädchen<br />
beim Anblick des Gebäudes des Briefträgers<br />
« Cheval. Eine Frage, die sich aufzwingt, wenn man<br />
dieses ungewöhnliche Bauwerk zum ersten Mal sieht. « Ein<br />
Palast », antwortet die Mutter, wird sich dann aber schnell<br />
bewusst, dass diese Antwort für ihre Tochter sicherlich nicht<br />
ausreichend sein wird. « Ein Palast? Aber wo ist der Eingang?<br />
Wo sind die Fenster? Wo der Schornstein? », fährt die Kleine<br />
erwartungsgemäß mit ihren Fragen fort. Die Mutter zuckt<br />
mit den Achseln und schaut ratlos ihren Mann an. Dieser<br />
versucht einen zweiten Anlauf, um eine überzeugendere<br />
Antwort zu liefern: « Das ist kein Palast wie jeder andere,<br />
mein Schatz, das ist ein Fantasiepalast, der Traum eines alten<br />
Mannes ».<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 37
Unterwegs in Frankreich Drôme<br />
Die Wände und Decken des Palastes sind mit Muscheln,<br />
Ornamenten und Figuren aufwendig gestaltet. S. 36: Die<br />
Ostfassade schmücken drei Riesen, die Cäsar, Vercingetorix und<br />
Archimedes darstellen sollen. S. 37: Inmitten des üppigen Grüns<br />
wirkt der Palast noch verwunschener, als er ohnehin schon ist.<br />
Die Tochter scheint auch von diesem Erklärungsansatz<br />
nicht vollends überzeugt zu sein, verzichtet aber trotzdem<br />
darauf, ihre Eltern mit weiteren Fragen zu nerven. Vielmehr<br />
macht sie sich auf den Weg in das Innere des Gebäudes.<br />
Schon kurz darauf sieht man, wie sie mit anderen Kindern<br />
voller Bewunderung und Freude den Palast erkundet. Kinder<br />
scheinen sich in dem Haus des Postboten sofort wohlzufühlen.<br />
Vielleicht gibt das einen Hinweis darauf, was man<br />
unter einem « idealen Palast » verstehen könnte: Ein Haus,<br />
das der Fantasiewelt von Kindern entspricht.<br />
Die Geschichte, die sich hinter diesem bizarren Gebäude<br />
in dem kleinen Dorf Hauterives im Departement Drôme<br />
verbirgt, ist jedenfalls unglaublich. Einem « einfachen »<br />
Briefträger, Louis-Ferdinand Cheval, der allgemein aber<br />
nur Ferdinand Cheval genannt wird, ist es mit seinen bescheidenen<br />
Mitteln gelungen, ein Kunstwerk zu schaffen.<br />
Um dies zu verstehen, muss man sich mit dem Lebensweg<br />
des Mannes beschäftigen.<br />
Geboren wird der kleine Ferdinand im April 1836 in<br />
dem Dorf Charmes-sur-l’Herbasse, das sich ganz in der<br />
Nähe von Hauterives befindet. Seine Eltern sind bescheidene<br />
Bauern, die ihm keine großartige Schulausbildung<br />
ermöglichen können, so dass der Junge in einem Umfeld<br />
aufwächst, das man heute als bildungsfern bezeichnen würde.<br />
Im Alter von elf Jahren verliert Ferdinand seine Mutter<br />
Rose-Françoise. Nur acht Jahre später stirbt auch sein Vater<br />
Jean-François. Diese harten Schicksalsschläge führen dazu,<br />
dass Ferdinand früh lernen muss, sich in einer nicht immer<br />
einfachen Welt zu behaupten.<br />
Weitere Todesfälle prägen auch sein späteres Leben. So<br />
verliert Ferdinand Cheval seine erste Frau, seinen ersten<br />
Sohn im Alter von gerade einmal einem Jahr sowie seine<br />
Tochter Alice im Alter von 15 Jahren. Während der ersten<br />
43 Lebensjahre führt Ferdinand Cheval ein insgesamt beschwerliches<br />
Leben, bei dem es mehr ums Überleben denn<br />
um Lebensfreude geht.<br />
Beruflich entscheidet Ferdinand Cheval sich gegen die<br />
Übernahme des elterlichen Bauernhofs. Er wird zunächst<br />
Bäcker in Valence. Acht Jahre lang führt er dieses Metier<br />
aus, bevor er schließlich als Feldarbeiter anheuert. Doch<br />
die Geburt des zweiten Kindes 1866 drängt ihn dazu, eine<br />
sicherere und besser bezahlte Arbeit zu finden. Ferdinand<br />
Cheval wird Postbote. Ein Schritt, der Stabilität in sein<br />
Leben bringt. Doch als seine erste Frau im Alter von 32<br />
Jahren 1873 verstirbt und er den Sohn – wie es die damalige<br />
Tradition vorgibt – den Pateneltern überlässt, destabilisiert<br />
sich sein Leben wiederum. Erst seine erneute Vermählung<br />
mit der 40-jährigen kinderlosen Witwe Claire-Philomène<br />
fünf Jahre später bringt seinen Alltag zurück in geordnete<br />
Bahnen.<br />
Es ist in dieser Lebensphase, als der Briefträger unerwartet<br />
einen neuen Sinn für sein Leben entdeckt. An einem<br />
Tag macht er auf seiner täglichen Strecke von 32 Kilometern,<br />
die er für das Verteilen der Briefe zurücklegt, eine an<br />
sich harmlose Entdeckung, die für ihn aber von tiefgreifender<br />
Bedeutung wird. « Eines Tages im April 1879 », schreibt<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
ust Drôme<br />
So ist die Drôme<br />
Zwischen Alpen und Provence.<br />
Die Drôme ist einfach unglaublich.<br />
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PARIS<br />
LYON<br />
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©New Deal - RC Grenoble France - Photos : © ADT26 / L. Pascale, A. Mejia
Unterwegs in Frankreich Drôme<br />
Die Architektur des Palais Idéal du Facteur Cheval folgt keinem bestimmten Stil. Vielmehr nimmt sie Anleihen<br />
aus verschiedenen Epochen und traditionellen Bauweisen aus unterschiedlichen Kontinenten.<br />
er später in einem Brief, der wahrscheinlich aus dem Jahre<br />
1897 stammt, « blieb ich mit meinem Fuß an etwas am Boden<br />
hängen, was mich ins Rutschen brachte. Ich bemerkte,<br />
dass ich über einen Stein gestolpert war. Ein Stein von bizarrer<br />
Form und Schönheit. Ich schaute mich um und sah<br />
weitere eigenartige Steine. Ich hob den Stein auf, wickelte<br />
ihn in mein Taschentuch und nahm ihn mit nach Hause. »<br />
Ohne es zu ahnen, beginnt für den Postboten von diesem<br />
Moment an ein neues Leben. Wie ein Sklave seiner<br />
eigenen Leidenschaft sammelt er von nun an Steine. Nach<br />
seiner täglichen Tour als Postzusteller, während der er bei<br />
jedem Wetter acht Stunden unterwegs ist, macht er sich<br />
dafür erneut auf den Weg. Schließlich müssen für das, was<br />
er vorhat, so viele Steine wie möglich in seinen Garten gebracht<br />
werden. Dadurch legt er jeden Tag weitere zehn bis<br />
zwölf Kilometer zurück, nicht selten in der Nacht. Doch<br />
ihm macht das nichts aus. Er ist glücklich, endlich einen<br />
Traum zu verwirklichen.<br />
Sobald Ferdinand Cheval einen genügend großen Vorrat<br />
an Steinen zusammen hat, beginnt er mit dem Bauen.<br />
Zunächst mit der Errichtung von Tierskulpturen, gefolgt<br />
vom Bau einer Kaskade, einer Grotte, einer zweiten Kaskade.<br />
Er errichtet Säulen, die manchmal an die Antike erinnern,<br />
manchmal fernöstlich anmuten. Weitere Skulpturen<br />
entstehen. Der Briefträger folgt dabei keinem festen Plan,<br />
sondern baut, was ihm gerade in den Sinn kommt. Ohne<br />
besondere Ausbildung wird aus dem Postboten Cheval in<br />
der Freizeit der Architekt und Handwerker Cheval. Aus<br />
dem anfänglichen Hobby wird eine Obsession, was er später<br />
selbst zugibt: « Ich kannte keine Pause mehr, nie mor-<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
gens, nie abends ». Ferdinand Cheval baut so viel, dass 1888<br />
zum ersten Mal der Platz nicht mehr ausreicht. Er muss von<br />
einem Nachbarn Land dazukaufen, was sich ein paar Jahre<br />
später wiederholt.<br />
Sein Tun hinterlegt er dabei – wie viele Künstler – mit<br />
einem fast schon philosophischen Ansatz. In einem Brief<br />
vom 15. März 1905 über sein Leben schreibt er: « Als Sohn<br />
eines Bauern möchte ich leben und sterben, um zu beweisen,<br />
dass es auch in meiner Schicht Menschen mit Genialität<br />
und Energie gibt. 29 Jahre bin ich Briefträger auf dem<br />
Land gewesen. Arbeit ist mein Stolz und meine Ehre, mein<br />
einziges Glück. Bei meiner sonderbaren Geschichte wird<br />
nach 40 Jahren der Traum zur Wirklichkeit. » Für ihn war<br />
die Konstruktion des Palastes also mehr als ein persönliches<br />
Hobby, es war eine politische Botschaft: Auch ein simpler<br />
Bauernsohn, der später Briefträger wurde, kann mit Mut<br />
und Begabung Außergewöhnliches erschaffen.<br />
Dabei fühlt sich Ferdinand Cheval auch als ein « Fürsprecher<br />
» der Natur, die er über alles liebt. Nach seiner Auffassung<br />
liefert sie alles, was er für den Bau seines Palastes braucht. « Da<br />
die Natur Skulpturen machen will, kümmere ich mich um die<br />
Maurerarbeiten und die Architektur », erklärt er einmal auf<br />
das Warum seines Tuns. So heißt der Palais Idéal anfangs<br />
auch Temple de la nature (dt. Tempel der Natur).<br />
Im Dorf bleibt sein ganzes Arbeiten und Sammeln von<br />
Steinen natürlich nicht unentdeckt. Zahlreiche Gerüchte<br />
zirkulieren und der Postbote, den fast jeder wegen seines<br />
Berufs kennt, gilt alsbald als ein leicht Verrückter, der seine<br />
Freizeit damit verbringt, seinen Garten mit Steinen vollzupacken.<br />
Zudem ist Ferdinand Cheval ein Einzelgänger, der<br />
sich nur selten unters Volk mischt, und wenn, dann meist<br />
nur auf einen kurzen Kaffee im Bistro nahe des Bahnhofes.<br />
Doch je mehr sein sonderbares Haus in die Höhe wächst,<br />
umso mehr verstummen die Gerüchte.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 41
Unterwegs in Frankreich Drôme<br />
Das Grabmal von Ferdinand Cheval auf dem Friedhof von<br />
Hauterives. Rechte Seite: Impressionen von der Bautätigkeit.<br />
Die Schubkarre war der treue Begleiter des Postboten.<br />
Da man damals noch ohne amtliche Baugenehmigung<br />
bauen darf, kann der Briefträger und Hobby-Architekt seiner<br />
eigenen Fantasie freien Lauf lassen. Es entsteht ein Stil,<br />
der bisher nirgends gesehen wurde. Dabei weiß Ferdinand<br />
Cheval selbst nicht, woher er die Inspiration genau nimmt.<br />
« Kommt sie aus Indien, aus China, dem Orient oder der<br />
Schweiz, keine Ahnung », schreibt er 1911 dazu. « Denn<br />
Stile aus allen Ländern und allen Epochen sind miteinander<br />
vermischt. » Wie wahr, alles scheint bunt zusammengewürfelt<br />
zu sein. Man findet Elemente, die an die Gärten<br />
und Herrenhäuser erinnern, die Ferdinand Cheval während<br />
seiner täglichen Touren passiert. Aber auch solche, die an<br />
Architekturtraditionen auf anderen Kontinenten angelehnt<br />
sind. Denn unter der Post, die Ferdinand Cheval jeden Tag<br />
verteilt, befinden sich auch immer wieder Magazine und<br />
Broschüren mit Architekturbeispielen aus fernen Ländern<br />
und Kolonien.<br />
In die Wände des Palastes graviert Ferdinand Cheval<br />
zahlreiche Sätze und Zeichnungen oder befestigt Muscheln<br />
an ihnen. An einige Stellen bohrt er Löcher in die Wände<br />
oder baut Hohlräume und platziert riesige Steine oder Statuen<br />
darin, etwa von unbekannten Göttern, deren Bedeutung<br />
nur er kennt. So wird aus dem Postboten, den viele am<br />
Anfang als verrückt halten, ein Künstler und Architekt, den<br />
man nicht unbedingt versteht, dessen Bau aber neugierig<br />
macht.<br />
Am Ende seines Wirkens, nach mehr als 30 Jahren Bautätigkeit,<br />
steht ein eigentümliches Bauwerk mit einer Länge<br />
von 26, einer Tiefe von 14 und einer Höhe von zehn Metern.<br />
Dafür waren nach den eigenen Aufzeichnungen von Ferdinand<br />
Cheval 65.000 Arbeitsstunden und 4.000 Kalk- und<br />
Zementsäcke notwendig. An der Innenseite der westlichen<br />
Fassade meißelt Ferdinand Cheval den Spruch « Das Ende<br />
eines Traumes » in den Stein. In einer Ecke des Palastes<br />
mauert er zudem seine legendäre Schubkarre ein, um sicher<br />
zu sein, dass sie nicht in fremde Hände gelangen kann. Es<br />
ist der Moment, in dem für den Postboten die Arbeiten zu<br />
Ende sind und er sich endlich ausruhen kann. Für die Besichtigungen<br />
seines Palastes stellt er eine Dienerin ein.<br />
Doch ein endgültiger Abschied von der Arbeit ist es am<br />
Ende doch nicht. Denn 1914 holt der Briefträger die Werkzeuge<br />
wieder hervor und beginnt damit, ein Grab für sich<br />
zu errichten, das im gleichen Stil wie der Palast entstehen<br />
soll. Es befindet sich auf dem Friedhof des Dorfes, etwa einen<br />
Kilometer von seinem Anwesen entfernt. Die Arbeiten<br />
dauern acht Jahre an. Ferdinand Cheval schafft es trotz seines<br />
hohen Alters, das Bauwerk alleine zu Ende zu führen.<br />
Zwei Jahre später stirbt er am 19. August 1924.<br />
Seitdem beeindruckt sein Erbe die Menschen. Der<br />
Postbote, der anfangs keinerlei künstlerischen Hintergrund<br />
hatte, wurde ein Wegbereiter der Art Brut. Sein Palast inspirierte<br />
Künstler wie Max Ernst und Pablo Picasso, die<br />
gerne dorthin pilgerten. Allerdings ist selbst mit etwas zeitlichem<br />
Abstand nicht ganz klar, welchen Nutzen Ferdinand<br />
Cheval wirklich seinem Werk geben wollte. Auf jeden Fall<br />
träumte er davon, dass es bekannt werden würde. Er wollte<br />
sogar eine Broschüre darüber anfertigen und posierte für<br />
eine Postkartenserie.<br />
Manche sehen aber auch einen gewissen Größenwahn<br />
hinter diesem Bauwerk, der sich in einigen Schriften des<br />
Briefträgers widerspiegelt, beispielsweise: « Wenn man mit<br />
dieser immensen Arbeit beschäftigt ist, bei der man von der<br />
Fantasie beflügelt wird, dann fragt man sich, ob man nicht<br />
in eine andere Hemisphäre, in der alles übermenschlich,<br />
phänomenal und großartig ist, transportiert wird. Man<br />
kann sich nicht vorstellen, dass das ein einzelner Mann<br />
ohne Hilfe alles erschaffen hat. »<br />
Was auch immer die wirkliche Motivation des Briefträgers<br />
Cheval war, eine Sache ist unstrittig: Hinter der Realisierung<br />
dieses Bauwerks steckt eine Entschlossenheit, die<br />
als außergewöhnlich gelten kann. Die Kraft eines Traumes,<br />
der Realität geworden ist und der Kinder und Erwachsene<br />
gleichermaßen fasziniert.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Boulogne<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
Bruxel<br />
Liege<br />
Charlroi<br />
Arras<br />
Amiens<br />
Guyencourt-Saulcourt<br />
Charleville-Mézières<br />
A4/E25<br />
Luxembourg<br />
A29/E44<br />
Le Havre<br />
A131 Jumièges<br />
Honfleur<br />
Rouen<br />
Beauvais<br />
A1/E15-E19<br />
A26/E17<br />
A34/E46<br />
Saarbrücken<br />
Caen<br />
ô<br />
A84/E401<br />
A13/E46<br />
A28/E402<br />
A13/E5<br />
A16<br />
PARIS<br />
A4/E50<br />
Epernay<br />
Reims<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A4/E50<br />
A4<br />
Metz<br />
A31/E21-E23<br />
Nancy<br />
Alençon<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
A10/E5<br />
A6/E15<br />
A5/E54<br />
Sens<br />
Troyes<br />
A26/E17<br />
A5/E17-E54<br />
A31/E21-E23<br />
France<br />
Co<br />
Le Mans<br />
A11/E501<br />
Orleans<br />
Auxerre<br />
Mulh<br />
A3<br />
Belfo<br />
ngers<br />
A86/E60<br />
A28/E502<br />
Tours<br />
A10/E5-E60 Chambord<br />
Cheverny<br />
A85<br />
Chenonceau<br />
A71/E9<br />
A6/E15<br />
Vézelay Avallon<br />
Flavigny<br />
A38<br />
A31/E17-E21<br />
Dijon<br />
Besançon<br />
olet<br />
Monts<br />
Bouges-le-Château<br />
Bourges<br />
Beaune<br />
83<br />
iort<br />
E5/A10<br />
7<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
A20/E9<br />
Der Palais Idéal du Facteur Cheval<br />
A10/E5 in Hauterives befindet sich östlich<br />
der Rhône-Tal-Autobahn von Lyon<br />
Poitiers<br />
ans Mittelmeer, die man aus dem<br />
deutschsprachigen Raum via den<br />
Nordosten Frankreichs bzw. Genf<br />
erreicht. Die Autobahn verlässt man an<br />
der Abfahrt <strong>Nr</strong>. 12, um auf der D519 in<br />
Richtung Osten zu fahren. Von dieser<br />
zweigt nach rund 20 Kilometern die<br />
D538 nach Hauterives Limoges ab.<br />
Angoulême<br />
Hauterives …<br />
… Berlin 1.310 km … Hamburg 1.260 km<br />
… Köln 805 km … München 790 km<br />
… Wien 1.220 km … Zürich 475 km<br />
A89/E70<br />
Der nächste internationale Flughafen ist<br />
in Lyon. Air France bietet Nonstopflüge<br />
aus Düsseldorf, Frankfurt a.M., Hamburg,<br />
München und Stuttgart in die Rhône-<br />
Metropole an. EasyJet verbindet Berlin<br />
A71/E11 mit Lyon. Lufthansa fliegt direkt ab<br />
Düsseldorf, Frankfurt a.M. und München<br />
an die Rhône, Austrian ab Wien, Swiss<br />
ab Zürich.<br />
Hauterives ist nicht ans französische<br />
Montluçon<br />
Bahnnetz angeschlossen. Der nächste<br />
Bahnhof ist A71/E11 in Saint-Vallier-sur-Rhône.<br />
Von dort aus verkehren Busse nach<br />
Hauterives. Clermont-<br />
Ferrand<br />
A72/E70<br />
Puy de Dôme<br />
<br />
Le A89/E70 Palais Idéal du Facteur Cheval<br />
A75/E11<br />
26390 Hauterives<br />
le Mont-Dore<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)4 75 68 81 19<br />
www.facteurcheval.com<br />
Täglich 9.30 – 12.30 Uhr & 13.30 –<br />
16.30/17.30/18.30/19.00 Uhr, je nach<br />
Saison<br />
5,60 Euro, ermäßigt 4,00 Euro<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Cluny<br />
Genève<br />
A6/E15<br />
Annecy<br />
Lyon<br />
A43/E70<br />
Chambéry<br />
St. Etienne<br />
Hauterives<br />
Grenoble<br />
A49/E713<br />
Valence<br />
A7/E15<br />
Lausanne<br />
S<br />
Ita<br />
Brianço<br />
Gagnières<br />
Orange Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 43<br />
Franc<br />
A9/E15<br />
Avignon<br />
Apt
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
Attrap’Rêves<br />
Eine Nacht unterm Sternenhimmel<br />
Für alle, die davon träumen, eine<br />
Nacht mit freiem Blick auf die<br />
Sterne zu verbringen, aber keine<br />
Lust aufs Campen haben und nicht auf<br />
ein bequemes Bett verzichten wollen,<br />
ist Attrap’Rêves in der Provence der<br />
perfekte Ort. Seit Jahren ist es im Tourismus<br />
Mode, nach ausgefallenen Attraktionen<br />
zu suchen. Es gibt kaum ein<br />
regionales Fremdenverkehrsamt in<br />
Frankreich, das auf seiner Website<br />
nicht eine entsprechende Rubrik eingerichtet<br />
hat, gerade auch bezüglich<br />
ungewöhnlicher Beherbergungsbetriebe.<br />
Manchmal ist es als Reisender<br />
aber schwierig zu erkennen, ob etwas<br />
wirklich besonders ist oder ob es sich<br />
vielmehr um geschicktes Marketing<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
s<br />
10<br />
10<br />
E72<br />
Le Mans<br />
A11/E501<br />
A86/E60<br />
A28/E502<br />
A10/E5-E60<br />
Orleans<br />
handelt. Bei Attrap’Rêves, Cheverny einige Kilometer<br />
nordöstlich von Marseille, kann A71/E9<br />
Tours<br />
A85<br />
man sich darauf Chenonceau verlassen, dass eine<br />
Übernachtung in dieser Herberge ein<br />
unvergessliches Erlebnis sein wird. Geschlafen<br />
wird in Kugeln aus Kunststoff,<br />
Bouges-le-Château<br />
A20/E9<br />
die eine durchsichtige Außenhaut besitzen.<br />
A10/E5 Nichts hindert den Blick auf die<br />
Sterne in der Nacht und die provenzalische<br />
Natur am Tag.<br />
Es war der Wunsch von Murielle<br />
Giovansili und ihrem Bruder Bruno,<br />
den Eigentümern von Attrap’Rêves,<br />
etwas Neuartiges ins Leben zu rufen.<br />
Am Anfang dachten sie an Baumhäuser.<br />
Doch die Idee haben sie schnell<br />
wieder verworfen, Limoges wie sich Murielle<br />
Angoulême erinnert: « Es gab in Frankreich einfach<br />
schon zu viele vergleichbare Projekte.<br />
Außerdem war die Gemeinde<br />
nicht sehr angetan, da noch keine Bauordnung<br />
für derartige Konstruktionen<br />
existierte. Wir mussten also etwas anderes<br />
finden. » Die beiden Geschwister<br />
A89/E70<br />
begannen damit, diverse Messen abzuklappern<br />
und zu schauen, was es an<br />
neuen Ideen gibt. Dabei entdeckten sie<br />
lustige Kugeln aus Kunststoff. Murielle<br />
war sofort begeistert: « Ein Minimum<br />
an Material, eine Kugel wiegt nur 60<br />
Kilo, aber ein Maximum an Komfort<br />
und an Interaktivität mit der Natur.<br />
Wir hatten unsere Idee gefunden. »<br />
Die beiden stellten sich vor, wie sie<br />
solche Kugeln auf ihrem Grundstück<br />
aufstellen und mit richtigen Betten<br />
ausstatten würden. Eine neue Form<br />
Toulouse<br />
der Beherbergung entstand: eine Art<br />
Luxuscamping, bei dem man die Vorzüge<br />
des Campens genießen kann,<br />
insbesondere die Nähe zur Natur, ohne<br />
zu große Komforteinbußen erleiden zu<br />
müssen.<br />
Für die Geschwister war aber klar,<br />
dass ein solches Projekt keine Belastung<br />
für die Umwelt darstellen dürfte.<br />
Schließlich lieben sie die Natur und<br />
diese typisch mediterrane<br />
Andorra<br />
Landschaft<br />
mit ihren Hügeln rund um Allauch.<br />
Kein Baum sollte für ihre Idee gefällt<br />
werden müssen. Sie wollten einen<br />
nachhaltigen Tourismus. Die Spanien Kugeln<br />
waren dafür geradezu ideal. Mit einem<br />
Durchmesser von nur vier Metern<br />
nehmen sie nicht viel Platz ein und<br />
lassen sich einfach montieren. Durch<br />
Monts<br />
Poitiers<br />
Chambord<br />
France<br />
A6/E15<br />
A31/E17-E21<br />
A31/E21-E23<br />
einen leichten Überdruck Vézelay im<br />
Avallon<br />
Inneren,<br />
Flavigny<br />
eine kleine Küche mit Mikrowelle und<br />
der gleichzeitig für einen beständigen Kühlschrank<br />
Dijongibt.<br />
A38<br />
Besançon<br />
Zufluss an frischer Luft sorgt, bewahren<br />
Für Murielle ist die Endausbau-<br />
sie ihre Form. Dafür ist aber nur stufe der Anlage erreicht: « Bis <strong>Juni</strong><br />
wenig Bourges Energie notwendig. Nur soviel, bekommen wir noch eine fünfte<br />
Beaune<br />
wie eine 75-Watt-Glühbirne verbrauchen<br />
Kugel. Dann soll Schluss sein. Wir<br />
würde. Außerdem entstehen kei-<br />
ne störenden Geräusche.<br />
Die Gäste des Attrap’Rêves sind<br />
vor allem Naturliebhaber. Aber solche,<br />
wollen Chalon-sur-Saône nicht zu einer Art Club Med<br />
aus Kugeln werden. Der Ort soll seine<br />
natürliche Aura behalten, schließlich<br />
wohnen wir hier auch. Allerdings<br />
die am nächsten Morgen nicht mit Rü-Clunckenschmerzen<br />
wollen wir unser Konzept auf andere<br />
aufwachen wollen. Die Standorte zwischen Perpignan und<br />
Montluçon<br />
Zimmer verfügen über richtige Betten Menton ausdehnen. » Genève<br />
mit bequemen A71/E11 Matratzen. Außerdem A6/E15 Ein Detail darf bei einer derartigen<br />
ist der Sternenhimmel über einem echt Unterkunft aber natürlich Annecy nicht fehlen:<br />
und nicht Clermont- künstlich. Selbst<br />
A72/E70<br />
wenn die Jede Kugel ist mit einem Teleskop und<br />
Sterne<br />
Ferrand<br />
mal nicht zu sehen sind, was einer Sternenkarte ausgestattet. Als<br />
Lyon<br />
in<br />
A89/E70<br />
der Region Puy aber de selten Dôme vorkommt, Gast kann A43/E70 man es sich im Bett gemütlich<br />
machen und vor dem Chamébry Einschlafen<br />
A75/E11<br />
erlebt man eine ganz besondere Nacht<br />
le Mont-Dore<br />
in der Natur, denn eine Regennacht in<br />
St.<br />
in<br />
Etienne<br />
Ruhe den grandiosen Sternenhimmel<br />
über einem bewundern. Wie<br />
diesen transparenten Kugeln ist nicht<br />
Hauterives<br />
weniger romantisch.<br />
könnte man besser einschlafen, als mit<br />
Grenoble<br />
Zurzeit stehen vier Kugeln zur einem letzten A49/E713 Blick auf die Milchstraße<br />
Auswahl, wobei jede ihren eigenen<br />
Stil besitzt. Die Kugel « Zen » befindet<br />
oder die Ringe des Saturns. Und wem<br />
es schwerfällt, ValenceSchlaf zu finden, der<br />
sich inmitten von Eichenbäumen. zählt einfach Sterne statt Schafe.<br />
A7/E15<br />
Dies ist nicht nur eine wunderschöne<br />
Umgebung für ein solches « Zimmer »,<br />
sondern auch für die Intimsphäre notwendig,<br />
ist die Außenhülle dieser Kugel<br />
doch rundherum durchsichtig, Gagnières was<br />
bei den anderen Kugel nur nach oben<br />
Orange<br />
hin der Fall ist. Naturmöbel aus Holz<br />
A9/E15<br />
und die Farben der Ausstattung nehmen<br />
diese Nähe zur Natur im Inneren<br />
A7/E15<br />
Avignon<br />
Apt<br />
A75/E11<br />
Nîmes<br />
A51/E712<br />
der Kugel auf.<br />
Lodève<br />
Arles<br />
Die Kugel « Mille et Montpellier<br />
Une Nuits » A54/E805 Aix-en-<br />
Provence<br />
wartet mit einem ganz besonderen<br />
A9/E15<br />
Lichtspektakel auf, das nachts im Inneren<br />
für eine sehr gemütliche Atmo-<br />
Allauch<br />
A52 A8/E80<br />
Bézier<br />
A55<br />
A57<br />
sphäre Narbonne sorgt, wenn sich die Lichtstrahlen<br />
A81/E80<br />
auf der Haut der Kugel spiegeln.<br />
Die Kugel « Glamour » ist dagegen<br />
vor allem in rot gehalten, was verführerisch<br />
Marseille A50<br />
Toulon<br />
wirken soll. Sie ist deshalb bei Attrap’Rêves<br />
<br />
verliebten PerpignanPaaren begehrt.<br />
Chemin de la Ribassière<br />
Schließlich A9/E15 Collioure gibt es noch die 13190 Allauch<br />
Port-Vendres<br />
Kugel « Suite Chic Banyuls-sur-Mer et Design », die Telefon: +<strong>33</strong> (0)6 88 43 68 25<br />
luxuriöseste der vier Cerbère Kugeln. Sie ist<br />
AP7/E15<br />
ganz in weiß gehalten und besonders www.attrap-reves.com<br />
elegant. Außerdem verfügt sie über<br />
eine Badezimmerkugel gleich nebenan.<br />
Gäste der drei anderen Kugeln<br />
DZ ab 99 Euro, Suite ab 179 Euro, jeweils<br />
inkl. Frühstück<br />
müssen dagegen ein Sanitärhaus aus<br />
Holz aufsuchen, in dem es Toiletten, 4 Zimmer (ab <strong>Juni</strong> 5 Zimmer), Whirlpool<br />
Waschbecken und Duschen, aber auch<br />
A71/E11<br />
Carcassonne<br />
Limoux<br />
Auxerre<br />
Lausanne<br />
Sch<br />
Itali<br />
France<br />
A<br />
Mulhouse<br />
A36/E60<br />
Belfort<br />
Briançon<br />
Cann<br />
A8/E80<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 45
Unterwegs in Frankreich Saint-Rémy<br />
Der Charme von Saint-Rémy-de-<br />
Provence lockt viele Besucher in<br />
die provenzalische Kleinstadt<br />
zwischen Arles und Avignon. Sie<br />
finden hier eine lebendige<br />
Altstadt, Spuren zweier großer<br />
Männer und den Hauch der<br />
Geschichte, der aus der Antike<br />
ins Heute herüberweht.<br />
Der Parkweg zum Kloster Saint-<br />
Paul-de-Mausole ist schattig.<br />
Vereinzelte Vogelrufe durchbrechen<br />
die Stille, im Park spazieren<br />
nur wenige Besucher. Ein Ort des Friedens<br />
– heutzutage. Ein solcher war die<br />
Nervenheilanstalt für ihren berühmtesten<br />
Bewohner einstmals nicht.<br />
Vincent van Gogh lebte hier von 1889<br />
bis 1890 in einer spartanischen Zelle,<br />
die nur durch ein vergittertes Fenster<br />
den Blick auf den Klostergarten erlaubte.<br />
Als ein « Verrückter », ein « Besessener<br />
», galt der Maler, der hoffte, in<br />
Saint-Paul-de-Mausole von seinem<br />
Wahn genesen zu können.<br />
Noch heute befindet sich im linken,<br />
für Besucher nicht zugänglichen<br />
Teil des Klosters eine Psychiatrie. Das<br />
historische Klinikgebäude aber beherbergt<br />
eine Ausstellung. Karg, klein und<br />
kalt ist die Zelle van Goghs im ersten<br />
Stock, die im Originalzustand erhalten<br />
geblieben ist. Gleich nebenan liegt<br />
der Behandlungsraum, wo die eisernen<br />
Wannen stehen, in denen die Patienten<br />
mit Kälteschockbädern geheilt<br />
werden sollten. Die wirren Schreie der<br />
Kranken sind beinahe noch zu hören,<br />
so eindringlich geben die Räume und<br />
Utensilien von den Zuständen von vor<br />
120 Jahren Auskunft.<br />
Für die Anstaltsinsassen und für<br />
den im Nachhinein prominentesten<br />
unter ihnen (van Gogh wurde erst<br />
nach seinem Tod zum Malersuperstar,<br />
zu Lebzeiten war er unbekannt und<br />
arm), lag der friedvollste Ort des um<br />
900 gegründeten Klosters im romani-<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Die schmalen Straßen und Plätze von Saint-Rémy laden zu einem gemütlichen Bummel ein. Den Nostradamus-Brunnen kann man<br />
dabei schnell übersehen (oben Mitte). Der stand schon hier, als Van Gogh (oben rechts) Patient der Psychiatrie von Saint-Rémy war.<br />
schen Baustil hinter den Mauern des<br />
Krankenhauses – im Klostergarten. Besonders<br />
van Gogh schöpfte in der Regelmäßigkeit<br />
der Kräuter- und Gemüsebeete<br />
Ruhe und Kraft. Stundenlang<br />
saß er dort sinnend und malend. So ist<br />
« Der Klostergarten von Saint-Paul-de-<br />
Mausole » auch eines der bekanntesten<br />
Gemälde des Impressionisten aus dieser<br />
Zeit. Gleich gefolgt von der berühmten<br />
« Sternennacht », die ebenfalls unter dem<br />
Himmel von Saint-Rémy entstand.<br />
Van Gogh verließ die Nervenheilanstalt<br />
von Saint-Rémy-de-Provence<br />
nach einem Jahr auf eigenen Wunsch.<br />
Er hatte hier zwar zweimal durch das<br />
Schlucken giftiger Farben den Freitod<br />
gesucht, hielt sich aber soweit für<br />
stabil, um unter ärztlicher Betreuung<br />
außerhalb von Klinikmauern zu leben.<br />
Er siedelte nach Auvers-sur-Oise in<br />
der Nähe von Paris um, wo er nach<br />
wenigen Monaten rasender Schaffenskraft<br />
seinem Leben durch einen<br />
Gewehrschuss ein Ende setzte.<br />
Die Tourismusverwaltung von<br />
Saint-Rémy wuchert mit dem touristischen<br />
Faustpfand, den die van Gogh-<br />
Episode der Stadt beschert hat. Das<br />
muss sie natürlich tun. Sie tut es jedoch<br />
auf unaufdringliche Weise, so dass die<br />
Besucher nie so übersättigt werden,<br />
wie es bei manch anderen touristischen<br />
Anziehungspunkten der Fall sein kann.<br />
In Saint-Rémy gibt es neben der Ausstellung<br />
in der Heilanstalt natürlich<br />
auch ein kleines van Gogh-Museum<br />
(das Musée Estrine), vor allem aber<br />
gibt es den Bilderpfad. Entlang diesem<br />
sind Schilder mit Abbildungen von<br />
van Gogh-Gemälden so in der Landschaft<br />
platziert, dass der Betrachter im<br />
Hintergrund des Bildes den gleichen<br />
Blick auf die Umgebung hat, wie sie der<br />
Maler einst hatte. Eine Annäherung an<br />
das Werk des Impressionisten, wie sie<br />
lebendiger kaum sein kann.<br />
Dem Bilderpfad folgend nähert<br />
man sich unweigerlich dem zweiten<br />
touristischen Höhepunkt von<br />
Saint-Rémy-de-Provence. Unweit der<br />
Klosteranlage befinden sich die gut<br />
erhaltenen Ruinen der antiken Stadt<br />
Glanum. Ein etwa zehnminütiger<br />
Spaziergang entlang der Avenue Pasteur,<br />
die in die Avenue Vincent Van<br />
Gogh übergeht, führt zum beeindruckenden<br />
römischen Triumphbogen,<br />
der wie vergessen mitten auf einem<br />
von Busparkplätzen begrenzten Platz<br />
steht. Das Tor wurde in der Antike für<br />
Prozessionen genutzt. Sein auffälliges,<br />
flaches Dach aus Steinquadern ist allerdings<br />
erst im letzten Jahrhundert<br />
hinzugefügt worden und gehört nicht<br />
zur Originalkonstruktion.<br />
Der markante Turm daneben hatte<br />
die Funktion eines Mausoleums. Er<br />
wurde von den Söhnen einer vermögenden<br />
Familie gestiftet, die damit ihrem<br />
verstorbenen Vater ein Denkmal errichten<br />
wollten. Diese beiden Bauten (sie<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 47
Unterwegs in Frankreich Saint-Rémy<br />
Links: Landschaft zwischen Saint-Paul-de-Mausole und Glanum. Mitte: Die Kirche Saint-Martin ist der größte<br />
Sakralbau von Saint-Rémy. Rechts und rechte Seite: Die bizarren Überreste der alten Römerstadt Glanum.<br />
sind als « Les Antiques » ausgeschildert)<br />
waren die einzigen bekannten Reste<br />
von Glanum, die nach der Römerzeit<br />
von der Stadt übrig geblieben waren.<br />
Sie gehörten schon im 16. Jahrhundert<br />
zum Besucherprogramm, wenn sich<br />
Nordeuropäer zu einer Bildungsreise in<br />
den Süden Frankreichs aufmachten.<br />
Erst in den 1920er-Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts entdeckte man<br />
weitere Reste von Glanum am Fuß des<br />
Mont Gaussier. Ausgrabungen förderten<br />
die Ruinen einer ganzen Stadt<br />
zutage. Seit 1980 hat man die Ausgrabungen<br />
so hergerichtet, dass Besucher<br />
sie besichtigen können. Seitdem kommen<br />
jährlich viele Interessierte, um<br />
sich die Thermalbäder, den Zwillingstempels<br />
und das Forum anzusehen.<br />
Man erreicht die Ausgrabungsstätte,<br />
wenn man dem Weg auf der dem<br />
Triumphbogen gegenüberliegenden<br />
Straßenseite einige hundert Meter<br />
folgt. Vor dem Empfangsgebäude lädt<br />
ein großzügiger Picknickplatz mit verstreut<br />
stehenden Bänken und Tischen<br />
zu einer Rast unter Pinienbäumen ein.<br />
Glanis nannten die Römer unter<br />
Kaiser Augustus die griechische<br />
Handelsstadt Glanum, als sie sie im<br />
ersten Jahrhundert nach Christus in<br />
ihr Territorium übernahmen. Schon<br />
zu diesem Zeitpunkt war der Ort<br />
mehrere Jahrhunderte alt und verfügte<br />
über eine Agora, einen Tempel und<br />
viele Steinhäuser. Unter den Römern<br />
wuchs die Stadt zu einer wichtigen<br />
Handelsmetropole an den südlichen<br />
Alpillen, wie die westlichen Ausläufer<br />
der Alpen hier genannt werden, heran.<br />
Sie errichteten das typische Forum,<br />
ein Amphitheater sowie den Triumphbogen<br />
und das Mausoleum.<br />
Mittels einer Staumauer wurde<br />
in der Antike das Wasser einer nahen<br />
Quelle aufgefangen, die vorher bei den<br />
Griechen als heilig galt und dem Ort<br />
seinen Namen gab. Dadurch war die<br />
Wasserversorgung der Stadt gesichert.<br />
Selbst für die Entwässerung sorgten<br />
die römischen Baumeister – die Straßen<br />
waren schon damals zum großen Teil<br />
mit unterirdischen Abwasserkanälen<br />
versehen. Wenn man sich die Mühe<br />
macht, im Ausstellungsgelände den<br />
Weg zum Mont Gaussier zu besteigen,<br />
gewinnt man eine wunderbare Sicht<br />
auf die Reste der Stadt, die im 3. Jahrhundert<br />
von Alemannen gestürmt und<br />
zerstört wurde. Die Bewohner flohen<br />
und errichteten wenige Kilometer weiter<br />
eine neue Siedlung: Saint-Rémyde-Provence,<br />
deren Dächer von dem<br />
Aussichtspunkt aus gut zu sehen sind.<br />
Bei einem Spaziergang durch die<br />
Altstadt von Saint-Rémy ist ein Stadtplan<br />
nicht nötig. Da sie sich innerhalb<br />
der kreisförmigen Avenue Marceau befindet,<br />
kann man sich gut orientieren.<br />
Man sollte sich sowieso etwas treiben<br />
lassen: Die Sehenswürdigkeiten kommen<br />
ganz von alleine auf den Besucher<br />
zu. Wie zum Beispiel die kleine Gasse<br />
hinter dem Musée des Alpilles. Dort,<br />
wo sich die Häuser aus Altersschwäche<br />
zueinander neigen, spielen Kinder miteinander<br />
Fangen, als gäbe es die Welt<br />
der Gameboys und Computerspiele<br />
nicht. Eine Szene, die besser ins vorige<br />
Jahrhundert zu passen scheint als in unsere<br />
moderne, durchtechnisierte Zeit.<br />
Das Stadtmuseum Musée des Alpilles<br />
befindet sich in einem restaurierten<br />
Haus aus der Renaissance. In ihm<br />
fallen die unverputzten Steinwände<br />
auf, die den drei Etagen des Museums<br />
eine angenehme Kühle geben. Besichtigen<br />
kann man hier Ausstellungen<br />
zeitgenösicher Künstler und Exponate,<br />
die das Leben in der Provence während<br />
der vergangenen Jahrhunderte zeigen.<br />
Ein paar Schritte vom Museum entfernt<br />
stößt man auf die idyllische Place<br />
du Docteur Favier. Mehrere Gassen<br />
münden auf den Platz, der von einigen<br />
Bäumen beschattet wird. In der Mitte<br />
erfrischt ein Springbrunnen die Luft.<br />
Rundherum auf den Bänken sitzen<br />
die Alten, die Hände auf Gehstöcke<br />
gestützt. Eine Idylle, die bei den Besuchern<br />
ein beliebtes Fotomotiv ist. An<br />
einer Ecke befindet sich ein charmantes<br />
Café, das ein geradezu idealer Ort ist,<br />
um Zeitung zu lesen oder Postkarten in<br />
die Heimat zu schreiben.<br />
Der größte Sakralbau der Stadt<br />
ist die Kirche Saint-Martin an der<br />
Place de la République. Ihr auffälliger<br />
Säuleneingang, der an einen antiken<br />
Tempel erinnert, wird häufig von Jugendlichen<br />
genutzt, die dort sitzen und<br />
den Tag verbummeln. Der Bau ist von<br />
1620, während der Glockenturm noch<br />
aus dem 14. Jahrhundert stammt. Besuchenswert<br />
ist Saint-Martin auch wegen<br />
seiner beiden großen Altäre, die um<br />
1500 entstanden sind. Außerdem ist<br />
die große Orgel eine Sehenswürdigkeit.<br />
Wegen ihres weithin berühmten Klangs<br />
wird in Saint-Martin das jährliche Orgelfestival<br />
ORGANA veranstaltet.<br />
Eine Sehenswürdigkeit, die mehr<br />
von sich reden macht, als sie an Sensa-<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
tion wirklich bietet, ist der Nostradamus-Brunnen.<br />
Beinahe läuft man an<br />
der unauffälligen Straßenecke vorbei,<br />
an der in einen steinernen Brunnen<br />
drei Wasserstrahlen plätschern. Über<br />
dem Brunnen prangt eine Skulptur<br />
des wohl berühmtesten Sohnes der<br />
Stadt. Der Naturwissenschaftler Nostradamus,<br />
auf den noch die Bezeichnung<br />
eines Universalgelehrten zutraf,<br />
wurde 1505 in Saint-Rémy geboren.<br />
Bekannt ist er heute vor allem für seine<br />
astrologischen Weissagungen der<br />
Zukunft, derer sich schon Katharina<br />
von Medici versicherte. Auch mit ihrer<br />
Hilfe gelang es ihr im 16. Jahrhundert,<br />
Frankreichs Geschicke 40 Jahre lang<br />
als Königin und später als Königinmutter<br />
zu lenken.<br />
Der kleine Nostradamus soll von<br />
seinem Urgroßvater schon als Dreijähriger<br />
mit auf den Mont Gaussier<br />
genommen worden sein, wo er in den<br />
Lauf der Sterne eingewiesen wurde.<br />
Als junger Mann verließ Nostradamus<br />
seine Heimatstadt, um in Arles, später<br />
in Montpellier zu studieren. Er wurde<br />
Arzt, Apotheker, Mathematiker,<br />
Astrologe und Philosoph. Eine seiner<br />
berühmtesten Weissagungen, die er<br />
aus dem Stand der Planeten berechnete,<br />
soll auf das drohende Unheil<br />
hingewiesen haben, das dem König<br />
Heinrich II. bevorstand. Tatsächlich<br />
fiel dieser wenig später einem friedlichen<br />
Turnierkampf zum Opfer.<br />
Vom Nostradamus-Brunnen ist es<br />
nicht mehr weit zum Musée Estrine.<br />
Eine Stiftung macht hier seit 1980 einen<br />
Teil der Arbeiten von van Gogh der<br />
Öffentlichkeit zugänglich. Unter den<br />
Exponaten befinden sich Arbeitsmaterialien<br />
und Skizzen. Zwei Räume sind<br />
für einen anderen bekannten Maler, der<br />
in Saint-Rémy gewirkt hat, mit einer<br />
Dauerausstellung reserviert. Es handelt<br />
sich um Albert Gleitzes, der einer der<br />
bedeutendsten Vertreter des Kubismus<br />
in Frankreich war. Er lebte in der Stadt<br />
von 1939 bis zu seinem Tode 1953.<br />
In der Altstadt des 10.000-Einwohner-Städtchens<br />
sind die Restaurants<br />
und Bars überall gut besucht.<br />
Von Touristen, aber auch von vielen<br />
Einheimischen. Saint-Rémy ist keine<br />
der touristischen Puppenstuben der<br />
Provence, die bei all ihrem Liebreiz<br />
auch das schale Gefühl einer gewissen<br />
Künstlichkeit hinterlassen. In Saint-<br />
Rémy hat das Leben für den Tourismus<br />
und das Leben neben dem Tourismus<br />
eine Balance gefunden.<br />
Gut zu erkennen ist das am zentralen<br />
Marktplatz, der Place de la<br />
République. Dort finden an Sonntagen<br />
kleinere Veranstaltungen statt: Flohmärkte,<br />
Volksfeste, Sportwettkämpfe.<br />
Der Platz wird dann von lärmenden<br />
Kindergruppen beherrscht, an mobilen<br />
Bretterbuden und an quietschenden<br />
Karussells plärren ununterbrochen<br />
Lautsprecher. Schön ist das nicht.<br />
Aber authentisch. Von der Terrasse<br />
der Brasserie du Commerce, wo der<br />
typische eisgekühlte Roséwein der<br />
Provence serviert wird, hat man einen<br />
idealen Blick auf dieses Treiben. Wer<br />
das eher ungeleckte Leben der Provence<br />
erfahren will, für den ist Saint-<br />
Rémy der ideale Ort für eine solche<br />
Erkundung.<br />
MUSÉE-ATELIER<br />
WERNER LICHTNER-AIX<br />
84830 Sérignan-du-Comtat (Vaucluse)<br />
1. April bis 15. Oktober<br />
Mittwoch bis Samstag von 14 -18 h<br />
So bis Di und an Feiertagen geschlossen<br />
www.musee-lichtner-aix.com<br />
Hôtel-Restaurant 3 zwischen Avignon - Arles - St Rémy de Provence - Nîmes - Tél. : +<strong>33</strong> (0)4 66 59 13 12<br />
contact@lesvignesblanches.com - www.lesvignesblanches.com<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 49
iort<br />
5/A10<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
e<br />
u<br />
Unterwegs in Frankreich Saint-Rémy<br />
<br />
Die Provence erreicht man Limoges aus Deutschland<br />
Angoulême und der Schweiz über das Rhône-<br />
Tal. Aus Österreich ist die Anreise via<br />
Norditalien und entlang der Côte d’Azur<br />
vorteilhafter. Um nach Saint-Rémy-de-<br />
Provence zu gelangen, verlässt man<br />
die Autobahn A7 (Lyon-Marseille) an<br />
A89/E70<br />
der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 25. Von dort führt die<br />
D99 ans Ziel.<br />
Saint-Rémy-de-Provence …<br />
… Berlin 1.484 km<br />
… Köln 970 km<br />
… Wien 1.410 km<br />
… Hamburg 1.430 km<br />
… München 984 km<br />
… Zürich 680 km<br />
Der nächste aus dem deutsch sprachigen<br />
Raum angeflogene Flughafen ist<br />
in Marseille. Lufthansa bietet Direktver<br />
bindungen ab Frankfurt a.M. und<br />
München nach Marseille an. Germanwings<br />
bedient die Strecke im Sommer Toulouse ab<br />
Köln/Bonn. Air France bindet Marseille<br />
via Paris an den deutschsprachigen<br />
www.saintremy-de-provence.com<br />
Office de Tourisme<br />
Place Jean Jaurès<br />
13210 Saint-Rémy-de-Provence<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)4 90 92 05 22<br />
<br />
<strong>Mai</strong>son de Santé Saint-Paul-de-Mausole<br />
Route de Baux<br />
13210 Saint-Rémy-de-Provence<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)4 90 92 77 00<br />
www.cloitresaintpaul-valetudo.com<br />
<br />
Site archéologique de Glanum<br />
Route des Baux-de-Provence<br />
A75/E11<br />
13210 Saint-Rémy-de-Provence Lodève<br />
Montpellier<br />
<br />
Musée Estrine<br />
Centre d‘art Présence Van Gogh<br />
Raum an.<br />
8, rue Estrine Bézier<br />
A81/E80<br />
13210 Carcassonne Saint-Rémy-de-Provence<br />
Narbonne<br />
Der DB Autozug verkehrt nach Avignon.<br />
Dort befindet sich Foix auch der Durban-Corbières Port-la-Nouvelle<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)4 90 92 34 72<br />
Limoux<br />
Puivert<br />
Roquefixade Belvis Tuchan<br />
Montségur<br />
Cucugnan<br />
Comus Caudiès Prugnanes Lesetipps<br />
Perpignan<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28 A9/E15<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />
Andorra<br />
Spanien<br />
Auvers-sur-Oise<br />
– Van Goghs<br />
letzte<br />
Seien Sie<br />
mal ganz<br />
ehrlich:<br />
Wissen Sie, wo sich Vincent<br />
van Goghs Grab befindet?<br />
Es ist in Auvers-sur-Oise. Doch<br />
nicht nur Vincent van Gogh<br />
verweilte in diesem Dorf,<br />
das heute längst zu einem<br />
Vorort von Paris geworden<br />
ist. Auch andere Maler ließen<br />
sich hier inspirieren, so dass<br />
die Kommune an der Oise<br />
noch heute das Image eines<br />
Künstlerdorfes innehat.<br />
Provence – Ein<br />
AP7/E15<br />
kleines<br />
wird<br />
groß<br />
Geduld<br />
und Entschlossenheit sind<br />
die Schlüsselwörter, wenn<br />
man den Aufstieg der noch<br />
recht jungen Appellation<br />
« Baux-de-Provence » in den<br />
letzten Jahren analysiert.<br />
Das Weingebiet südlich von<br />
Avignon liegt im Umkreis<br />
eines der malerischsten und<br />
bekanntesten Dörfer der<br />
Provence.<br />
France<br />
Montluçon<br />
A71/E11<br />
Gagnières<br />
Durch die<br />
Provence auf<br />
Rappen!<br />
Es gibt<br />
viele<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
nächste TGV-Bahnhof. Saint-Rémy-de- A72/E70<br />
A89/E70 Puy de Dôme<br />
Provence selbst ist nicht ans Bahnnetz<br />
A75/E11<br />
angeschlossen.<br />
le Mont-Dore<br />
Ruhestätte<br />
Baux-de-<br />
Weingebiet<br />
Schusters<br />
Möglich<br />
keiten, die einzigartige<br />
Landschaft der Provence zu<br />
erkunden. Auf den eigenen<br />
Füßen und mit einem<br />
Wanderstock in der Hand<br />
wird eine Entdeckungstour<br />
zum Erlebnis für alle Sinne.<br />
Eine Wanderreise zum Pont<br />
du Gard, durch den Lubéron<br />
und die Camargue.<br />
A9/E15<br />
Nîmes<br />
Cluny<br />
Mâcon<br />
A6/E15<br />
Lyon<br />
Saint-Etienne<br />
A7/E15<br />
A7/E15<br />
A54/E805<br />
A42<br />
Valence<br />
Orange<br />
Avignon<br />
A55<br />
Marseille<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />
Ein Tag in der<br />
Stadt der Päpste<br />
Wo die<br />
Durance<br />
in die<br />
Rhône<br />
mündet<br />
und<br />
sich drei Departements<br />
treffen, liegt Avignon. Der<br />
monumentale Palast der<br />
Päpste erinnert an die<br />
glorreiche Vergangenheit der<br />
Stadt, die bis heute für viele<br />
ein Sehnsuchtsziel geblieben<br />
ist. Ein Rundgang durch die<br />
Altstadt einer lebendigen<br />
provenzalischen Stadt.<br />
A51/E712<br />
Apt<br />
Aix-en-Provence<br />
France<br />
A52<br />
Annecy<br />
Saint-Gervais<br />
A41/E712<br />
Albertville<br />
A430<br />
Chambéry<br />
Val d’Isè<br />
Grenoble<br />
A51/E712<br />
A51/E712<br />
Saint-Rémy-de-Provence<br />
Arles<br />
A8/E80<br />
A50<br />
Toulon<br />
Genève<br />
A46/E70<br />
Chamonix<br />
A57<br />
Brianço<br />
C<br />
A8<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
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Unterwegs in Frankreich Saint-Denis<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Die Basilika von<br />
Saint-Denis<br />
Letzte Ruhestätte der französischen Könige<br />
So richtig bewusst ist es wenigen Parisbesuchern:<br />
Nur ein paar Metrostationen vom Zentrum entfernt befindet<br />
sich Frankreichs bedeutendste Begräbnisstätte. In der Basilika von<br />
Saint-Denis, der ältesten gotischen Kirche des Landes, ruhen<br />
nicht weniger als 46 Könige, 32 Königinnen, 63 Prinzen und<br />
Prinzessinnen und zehn sogenannte Große Diener<br />
des Königreichs. Ein Besuch lässt Frankreichs<br />
Geschichte lebendig werden.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 53
Unterwegs in Frankreich Saint-Denis<br />
Wenn man in die Stille von Saint-Denis eintaucht,<br />
hat man schnell den Reflex, die vielen Sarkophage<br />
zu zählen. Das ist aber nicht nötig, denn<br />
wirklich so gut wie alle Könige Frankreichs haben hier ihre<br />
letzte Ruhestätte gefunden. Beginnend mit dem ersten, König<br />
Dagobert (602-638), der die Nekropole gegründet hat,<br />
bis zum letzten, Ludwig XVIII. (1755-1824). Ihre Gräber<br />
rufen uns in der nördlichen Banlieue von Paris die Vergangenheit<br />
wieder in Erinnerung.<br />
Ein faszinierender Anblick: Die lange Reihe der Sarkophage,<br />
Gräber und Mausoleen lässt an uns die Jahrhunderte<br />
vorbeiziehen, auf die die in Marmor oder Kalkstein<br />
gehauenen Namen verweisen. Zwar haben sich die meisten<br />
sterblichen Überreste inzwischen in Staub aufgelöst, doch<br />
die monumentalen Gräber vermögen es, Stille und Respekt<br />
einzuflößen. Dabei hat der Ort etwas Paradoxes. Während<br />
die Gräber trotz ihrer Größe etwas Schlichtes an sich haben,<br />
sticht die im besten gotischen Stil erbaute elegante<br />
Basilika durch ihre riesigen Fenster hervor, die das Licht in<br />
vollen Strahlen in den Raum treten lassen.<br />
Aber die Zeiten ändern sich. Die Stadt Saint-Denis<br />
war jahrhundertelang für die Basilika berühmt, seit 1998<br />
hat ihr ein anderes Gebäude den Rang abgelaufen. Im Stade<br />
de France, dem größten Stadion des Landes, holte die<br />
französische Fußballnationalmannschaft während der WM<br />
im eigenen Land den Weltmeistertitel. Seitdem verbinden<br />
viele den Namen Saint-Denis mit Fußball und weniger mit<br />
alten Königsgräbern. Wenn man heute aus der U-Bahn der<br />
Linie 13 steigt, die einen vom Pariser Stadtzentrum in einer<br />
knappen halben Stunde nach Saint-Denis bringt, muss man<br />
zudem erkennen, dass die alte Architektur der Basilika von<br />
der Stadt nicht besonders gewürdigt zu sein scheint. Gleich<br />
neben und gegenüber der Basilika hat man eine Vielzahl<br />
von plumpen Gebäuden aus Zement und Beton errichtet,<br />
bei denen man von guter Architektur kaum sprechen kann.<br />
Das Viertel ist außerdem berüchtigt für seine Kriminalität,<br />
besonders in der Nacht. Trotzdem sollte sich der<br />
Besucher deswegen nicht abschrecken lassen. Saint-Denis<br />
befindet sich zwar in der berüchtigten nördlichen Banlieue.<br />
Es gibt sicherlich auch schönere und sicherere Stadtteile in<br />
Paris. Doch täglich nutzen Tausende Pariser die Linie 13<br />
und leben und arbeiten ohne Probleme in Saint-Denis. Man<br />
sollte als Besucher vielleicht ein bisschen aufmerksamer sein<br />
als anderswo und seinen Fotoapparat oder sein Portemonnaie<br />
nicht allzu offen vor sich her tragen. Wenn man das<br />
beachtet, kann man einen exzellenten Nachmittag in Saint-<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Im ältesten Teil der Basilika. Die Säulenkapitellen (oben rechts)<br />
verweisen auf den romanischen Ursprung der Kirche.<br />
Linke Seite: Das durch die hohen Fenster einfallende Licht war<br />
die bedeutendste Neuerung der gotischen Sakralbauten.<br />
Denis und seinem historischen Schmuckstück verbringen.<br />
Begonnen hat hier alles vor langer Zeit. Bevor in Saint-<br />
Denis 1136 die erste gotische Kirche Frankreichs gebaut<br />
wurde, die später Kathedrale<br />
wurde, befand sich dort ein<br />
schlichtes Gotteshaus, das um<br />
Basilika oder Kathedrale?<br />
475 auf Betreiben der heiligen<br />
Geneviève (423-502) gebaut<br />
wurde. Sie ist vor allem dafür<br />
berühmt, dass sie als 28-Jährige<br />
Paris vor dem schrecklichen<br />
Attila gerettet haben soll. Eine<br />
Tat, die aus ihr eine Heilige<br />
und die Schutzpatronin von<br />
Paris (wie auch der französischen<br />
Gendarmerie) machte.<br />
Damals war noch nicht zu ahnen,<br />
dass aus der kleinen Kirche<br />
später einmal die Begräb-<br />
damit Bischofssitz geworden.<br />
niskirche der französischen<br />
Könige werden sollte.<br />
Es dauerte noch bis zum Erscheinen Dagobert I. (602-<br />
638), damit diese Bestimmung ihren Lauf nehmen konnte.<br />
Historisch gesehen war Saint-Denis zunächst<br />
eine Abtei. In der Merowinger-Zeit wurde sie zu<br />
einer Basilika. Eine solche bezeichnete seit dem<br />
4. Jahrhundert eine Kirche, deren Grundriss<br />
denjenigen eines römischen Prachtgebäudes<br />
entsprach, in dem man Handel trieb und Gericht<br />
hielt. Solche Gebäude standen häufig außerhalb<br />
der Städte oder über den Gräbern von Heiligen.<br />
Erst seit 1966 ist Saint-Denis durch die Errichtung<br />
der Diozöse Saint-Denis eine Kathedrale und<br />
Dagobert befahl, in der Kirche von Saint-Denis den Leichnam<br />
des heiligen Denis, des ersten Bischofs von Paris, beizusetzen.<br />
Gemeinsam mit seinen Gefährten, Rustique und<br />
Eleuthère, war er als Märtyrer<br />
gestorben. Die drei wurden<br />
die ersten « Bewohner » der<br />
Grabstätte.<br />
Ihre Gräber in der Basilika<br />
waren wohl der ausschlaggebende<br />
Grund, weshalb die<br />
späteren französischen Könige<br />
Saint-Denis als ihre Ruhestätte<br />
wählten. Damals war der<br />
Glaube noch weit verbreitet,<br />
dass ein Grab neben einem<br />
heiligen Märtyrer dabei helfe,<br />
nach dem Tode schneller im<br />
Paradies Einlass zu finden.<br />
Man hält deshalb Dagobert<br />
für den eigentlichen Begründer<br />
der königlichen Begräbnisstätte Frankreichs, wenn sich<br />
Saint-Denis diesen Titel auch bis zum 10. Jahrhundert noch<br />
mit einigen anderen Kirchen im Land teilen musste, darun-<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 55
Unterwegs in Frankreich Saint-Denis<br />
Die steinernen Plastiken auf den Sarkophagen werden<br />
Gisants genannt. Befinden sich drei von ihnen auf einem Sarg,<br />
symbolisieren sie Herz, Eingeweide und Körper des Verstorbenen.<br />
ter jener von Saint-Germain-des-Prés. Der Sarkophag von<br />
Dagobert wurde in der Mitte des zentralen Chors aufgestellt<br />
Er ist der einzige, der so positioniert ist, dass er direkt<br />
auf die Reliquien des Heiligen Denis ausgerichtet ist.<br />
Die Basilika wurde später noch einige Male umgebaut<br />
und vergrößert. Es war aber vor allem der Abbé Suger<br />
(1080-1151), der von 1135 bis 1144 die größten Baumaßnahmen<br />
durchführen ließ, um die Reliquien besser zur<br />
Geltung zu bringen. Als unermüdlich Reisender hatte<br />
er die Idee einer neuen Architektur mitgebracht, die die<br />
Synthese der europäischen Erfahrungen zu jener Zeit war,<br />
und die insbesondere Wert auf die Wirkung des Lichtes<br />
legte: die Kunst der Gotik. Auch Suger wollte eine lichtvolle<br />
Basilika und sorgte dafür, dass Saint-Denis zu einer<br />
der schönsten französischen Kirchen ihrer Zeit wurde.<br />
Außerdem gelang ihm damit, einem Problem Herr zu werden,<br />
mit dem viele Kirchen zu kämpfen hatten. Die große<br />
Schar der Pilger, die nach Saint-Denis strömte, drängte<br />
sich in dem dunklen, stickigen Kirchenraum dermaßen,<br />
dass manche Frauen Luftnot bekamen und in Ohnmacht<br />
fielen. Mit dem neuen lichten Bau und der doppelten Fläche<br />
gehörte das der Vergangenheit an.<br />
Bei den Glasarbeiten scheute Abbé Suger keine Kosten.<br />
Kurios ist, dass seit dem 12. Jahrhundert durchgehend<br />
Glasermeister mit dem Unterhalt der Fenster beauftragt<br />
wurden, was sicherlich insgesamt mehr Geld gekostet haben<br />
dürfte als die Steinkonstruktion des Gebäudes selbst.<br />
Allerdings befinden sich heute nur noch fünf originale<br />
Fenster aus dem 12. Jahrhundert in der Basilika. Der Rest<br />
sind nachträglich eingebaute Ersatzfenster, die mit Folien<br />
bezogen sind. Die meisten französischen Herrscher haben<br />
bis zum 19. Jahrhundert ihre letzte Ruhestätte in Saint-<br />
Denis gefunden. Ludwig XVIII., der 1824 gestorben ist,<br />
wurde als letzter in der Kirche begraben.<br />
Unter Ludwig dem Heiligen (Ludwig XI., 1214-1270)<br />
im 13. Jahrhundert wurde Saint-Denis offiziell zur königlichen<br />
Begräbnisstätte. Er stellte dafür strikte Regeln auf.<br />
So durften nur Könige und gekrönte Königinnen in der<br />
Basilika beigesetzt werden. Ihre Söhne und Töchter wurden<br />
in der Abtei von Royaumont begraben. Erst mit der<br />
Dynastie der Bourbonen lockerte man diese Regel. Seitdem<br />
wurde die gesamte königliche Familie in Saint-Denis<br />
begraben und selbst einige Männer, die sich besonders<br />
um das Königreich verdient gemacht hatten, erfuhren die<br />
Ehre eines solchen Begräbnisses. Von Ludwig dem Heiligen<br />
stammt auch die Anweisung, die Sarkophage seiner<br />
Vorfahren mit den so genannten Gisants zu schmücken<br />
(steinerne, auf den Sarkophagen liegende Figuren).<br />
Die ehrfürchtige Stille, die heute in Saint-Denis<br />
herrscht, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die<br />
Kirche auch dunkle Zeiten erlebt hat. Die schlimmsten<br />
Jahre waren jene nach der Französischen Revolution. 1793<br />
entschieden die Revolutionäre im Konvent, die prachtvollen<br />
Mausoleen und Gräber der Monarchie in Saint-Denis<br />
zu zerstören. Ohne großes Aufhebens wurden die Gruften<br />
geräumt. Man scheute sich nicht einmal, die Särge zu<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
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Unterwegs in Frankreich Saint-Denis<br />
Das Grab von Franz I. (1494-<br />
1547) und seiner Frau Claude<br />
de France (1499-1524).<br />
Rechte Seite: Das Grab von<br />
Ludwig XVI. (1754-1793) und<br />
Marie-Antoinette (1755-1793).<br />
In der Kristallvase befindet<br />
sich neuesten Erkenntnissen<br />
zufolge das vertrocknete<br />
Herz von Ludwig XVII., der<br />
als Zehnjähriger starb, ohne<br />
jemals regiert zu haben.<br />
öffnen und die Überreste der Leichen, die man darin fand,<br />
in einem anonymen Massengrab zu verscharren.<br />
Der Schriftsteller Lorant Deutsch enthüllt in seinem<br />
Werk « Métronome, l’histoire de France au rhyme du métro<br />
parisien » (dt. « Metronom, die Geschichte Frankreichs im<br />
Rhythmus der Pariser U-Bahn »), dass der Revolutionsführer<br />
Robespierre (1758-1794), der bei den Graböffnungen<br />
zugegen war, zufällig dem Sarg mit den Überresten von<br />
Heinrich IV. gegenüberstand. Bei der Gelegenheit soll er<br />
dem berühmten König ein Haar aus dem Bart gezogen und<br />
es in seine Brieftasche gelegt haben.<br />
Heinrich IV. hatte aber mehr Glück als viele seiner königlichen<br />
« Kollegen ». Als man während der Restauration<br />
im frühen 19. Jahrhundert die königlichen Leichen wieder<br />
exhumierte, fand man die Reste des Guten Königs, konnte<br />
sie identifizieren und bestattete sie ein weiteres Mal in der<br />
Basilika von Saint-Denis. Der Bericht des Mönches Dom<br />
Poirier aus Saint-Denis, der bei der Exhumierung anwesend<br />
war, erwähnt, dass Heinrich IV. schwarz wie Tinte gewesen<br />
sei, während der Leichnam Ludwig XV., der bei der Beerdigung<br />
sorgfältig in Leinentücher gewickelt worden war,<br />
sich in einem guten Zustand zu befinden schien. « Als man<br />
ihn aber anheben wollte, zerfiel der Körper zu Staub. »<br />
Im 19. Jahrhundert, als die Basilika fast schon eine Ruine<br />
zu werden drohte, war die Kirche Betätigungsfeld einiger<br />
abenteuerlicher Versuche der Restauration historischer Monumente.<br />
Um die Außenmauern zu reinigen, kratzte man<br />
das Gestein bis zu zehn Zentimeter ab. Noch heute kann<br />
man an einigen Stellen die Spuren dieser « Restaurierung »<br />
sehen. Schließlich rief man Eugène Viollet-le-Duc (1818-<br />
1879), den Architekten, der schon die Basilika von Vézelay,<br />
die Kathedrale Nôtre-Dame in Paris und die Burganlage<br />
von Carcassone restauriert hatte. Unter seiner Leitung wurden<br />
die Arbeiten abgeschlossen und Saint-Denis so gestaltet,<br />
wie wir es heute kennen.<br />
Beim Besuch der Basilika und ihrer berühmten Gräber<br />
und Sarkophage lassen sich viele Spuren der französischen<br />
Architekturgeschichte finden. Von den Resten der ersten<br />
Kirche der heiligen Geneviève, die wohl Maße von 20<br />
x 9 Metern Länge aufwies, sind heute nur noch ein paar<br />
Grundmauern erhalten. In der Krypta befindet sich der<br />
Graben, in dem die sterblichen Überreste und die Reliquien<br />
des Heiligen Denis aufbewahrt werden. Es ist das eigentliche<br />
Zentrum der Kirche, um das herum sich alle späteren<br />
Anbauten zentrieren. Ebenfalls in der Krypta befinden sich<br />
mit den Kapitellen einige der wenigen Spuren romanischer<br />
Baukunst der Ile-de-France.<br />
Von den tiefgreifenden Umbauten des Abbé Suger hat sich<br />
vor allem der faszinierenden Lichteffekt der hohen Fenster<br />
erhalten, aber auch die schönen sich kreuzenden Spitzbögen.<br />
Vom gotischen Stil, in dem die Basilika bis 1281 ausgebaut<br />
wurde, erstaunt heute vor allem die schiere Höhe des Gebäudes.<br />
Das Auge des Besuchers wird unweigerlich vom Grund<br />
der Säulen bis zur Deckenwölbung gelenkt. Dabei wirken die<br />
28 Meter Höhe viel höher als sie wirklich sind. Ein schönes<br />
Beispiel für die Blütezeit der gotischen Architektur, die man<br />
seither als die « französische Kunst » bezeichnet.<br />
Unter den vielen Sehenswürdigkeiten, die in Saint-Denis<br />
auf die Geschichte verweisen, erregt besonders eine kristallene<br />
Vase die Aufmerksamkeit. Sie enthält ein merkwürdiges<br />
Etwas, das mit bloßem Auge nicht zu identifizieren ist. Nach<br />
den jüngsten DNA-Untersuchungen dürfte es sich um das<br />
Herz von Ludwig XVII. (1785-1795) handeln, zweitältester<br />
Sohn von Ludwig XVI. und Marie-Antoinette, der mit zehn<br />
Jahren im Gefängnis starb, ohne jemals regiert zu haben. Er<br />
wurde von den Royalisten seiner Zeit dennoch als rechtmäßiger<br />
Erbe der französischen Krone angesehen. Nach seinem<br />
Tod wird das Herz von einem Chirurgen heimlich herausgenommen<br />
und in Alkohol eingelegt worden sein. Nachdem<br />
dieser im Laufe der Jahrzehnte verdunstet war, trocknete das<br />
Organ aus. Seit <strong>Juni</strong> 2004 liegt es in der Basilika unter einem<br />
Porträt, das den jungen König zeigt.<br />
So viele Details sind im Inneren der Basilika zu entdecken,<br />
dass die Besucher, die sich die Kirche vielleicht nur<br />
kurz ansehen wollten, die Zeit oft völlig vergessen und sich<br />
auf eine stundenlange Entdeckungsreise begeben. Auch<br />
Kinder lassen sich von einem Rundgang durch die Kirche<br />
begeistern, denn an den Särgen finden sich viele steinerne<br />
Tiere. Bei den Königinnengräbern sind es meist Hunde, die<br />
Treue symbolisieren sollen. Der Löwe hingegen schmückt<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
vielfach die Särge der Könige. Er verkörpert Macht und<br />
Stärke, häufig aber auch die Wiedergeburt. Eine Legende<br />
besagt, dass ein Löwenjunges erst drei Tage nach der Geburt<br />
das erste Mal die Augen öffnet.<br />
Besonderes Augenmerk sollte man auch den Gisants<br />
(die erwähnten Skulpturen auf den Sarkophagen) schenken.<br />
Studien haben gezeigt, dass es im Mittelalter üblich<br />
war, einem Verstorbenen den Bauchraum zu öffnen und die<br />
Gedärme und das Herz herauszunehmen. So fertigte man<br />
meistens drei Gisant an: einen für die Eingeweide, einen<br />
für das Herz und einen für den Körper. Ein König wurde<br />
also mit drei Grabskulpturen geehrt. Man kann den Gisant,<br />
unter dem das Herz beerdigt ist, daran erkennen, dass die<br />
Skulptur in ihrer linken Hand ein steinernes Herz hält. Der<br />
Gisant, unter dem die Eingeweide liegen, ist durch einen<br />
kleinen Sack, den die Skulptur trägt, gekennzeichnet. Der<br />
prächtigste Sarkophag und Gisant wiederum ist dem Körpers<br />
des Königs gewidmet.<br />
Während die Herrscher aus dem Mittelalter beziehungsweise<br />
der Renaissance direkt unter den Skulpturen beerdigt<br />
wurden, liegen die Bourbonen seit Heinrich IV. an einem<br />
zentralen Platz unter der Krypta. Sie ruhen in einfachen,<br />
mit Holz ummantelten Bleisärgen.<br />
Auffällig ist außerdem, dass die drei doppelstöckigen<br />
Gräber von Ludwig XII., Franz I. und Katharina von<br />
Medici alle gleich gebaut sind. Beim Grab von Franz I.<br />
und seiner Gattin Claude de France bemerkt man, dass<br />
das königliche Paar in lebensechter Körpergröße und mit<br />
packend-realistischen Zügen gestaltet ist. Franz I. maß zu<br />
Lebzeiten fast zwei Meter – eine für die damalige Zeit ungewöhnliche<br />
Größe.<br />
Eine Anekdote besagt, dass Katharina von Medici ihr<br />
Grab noch zu Lebzeiten bei den größten Künstlern der Renaissance<br />
in Auftrag gegeben hatte. Sie befand das Ergebnis<br />
zunächst aber für nicht annehmbar und befahl, eine neue<br />
Skulptur zu erschaffen, die heute in Saint-Denis zu sehen<br />
ist. Die erste Skulptur befindet sich im Louvre und unterscheidet<br />
sich von der in Saint-Denis, die das Paar in süßem<br />
Schlaf zeigt, dadurch, dass sie das Paar mit weit geöffneten<br />
Calais Dunkerque<br />
Augen zeigt.<br />
Die Basilika von Saint-Denis ist also überhaupt kein<br />
finsterer und steifer Ort. Zwar strahlt Boulogne auch die Kirche Respekt<br />
und eine gewisse Heiligkeit aus, macht aber auch neugierig<br />
darauf, die Geschichte besser zu verstehen – und zwar<br />
nicht nur die der hier begrabenen Königsfamilien, sondern<br />
auch die der Gesellschaften, in denen letztere lebten.<br />
Arras<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
G<br />
uimper<br />
<br />
Basilique de Saint-Denis<br />
1, rue de la Légion d’honneur<br />
93200 Saint-Denis<br />
Telefon: +<strong>33</strong> (0)1 48 09 83 54<br />
<br />
www.pantheon.monuments-nationaux.fr<br />
<br />
April – September täglich 10.00 – 18.15<br />
Uhr (sonntags ab 12.00 Uhr)<br />
und historisches Monument ist, kann<br />
der Teil, der für Gottesdienste genutzt<br />
wird, kostenlos besucht werden. A29/E44 Der<br />
Zugang zur Begräbnisstätte Le der Havre Könige<br />
A131<br />
ist kostenpflichtig: 7,00 Honfleur Euro, ermäßigt Jumièges<br />
4,50 Euro, Kinder und Jugendliche unter<br />
Caen A13/E46<br />
18 Jahren kostenlos. Audioguide in<br />
Saint-Lô<br />
Deutsch erhältlich<br />
A84/E401<br />
Oktober – März täglich 10.00 – 17.15 Uhr<br />
<br />
Die Metrolinie 13 führt aus der Pariser<br />
Lannion (sonntags ab 12.00 Uhr) Dinard Saint-Malo Innenstadt nach Saint-Denis. A28/E402 Austeigen<br />
Avranches<br />
N12/E50<br />
bei der Station « Basilique de Saintle<br />
Mont-Saint-Michel<br />
N176/E401<br />
<br />
Da die Saint-Brieuc Basilika zugleich Kathedrale Denis ».<br />
A84<br />
Dinan<br />
N12/E50<br />
Alençon<br />
N164<br />
D768<br />
Rennes<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
Rouen<br />
A13/E5<br />
Chartres<br />
A11/E50<br />
Amiens<br />
A1/E15-E19<br />
Beauvais<br />
A16<br />
Saint-Denis<br />
PARIS<br />
A5/E54<br />
A6/E15<br />
A10/E5<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 59<br />
A4/E50<br />
Sens<br />
N165/E60<br />
N24<br />
Le Mans<br />
Orléans
Unterwegs in Frankreich Jardin Mosaïc<br />
Jardin Mosaïc<br />
Ein Spaziergang wird zur Reise<br />
Der Jardin Mosaïc im Departement<br />
Nord-Pas-de-Calais wurde anlässlich<br />
des 2004 in Lille stattgefundenen<br />
europäischen Kulturhauptstadtjahres<br />
geschaffen. Es ist ein Park, der sich von<br />
anderen im Land unterscheidet. Denn<br />
die diversen Themengärten innerhalb<br />
desselben sind eine Hommage an die<br />
Männer und Frauen aus vielen Nationen,<br />
die im Großraum Lille eine neue<br />
Heimat gefunden haben und die<br />
Region heute prägen. Der Besucher<br />
kann im Jardin Mosaïc daher nicht nur<br />
einen wunderschönen Spaziergang in<br />
grüner Umgebung unternehmen, sondern<br />
auch eine Reise zur kulturellen<br />
Vielfalt Nordfrankreichs machen.<br />
Wer nach dem Eingang in den Jardin Mosaïc Ausschau<br />
hält, der sollte nicht nach einem klassischen<br />
Tor oder den sonst üblichen Kassenhäuschen suchen.<br />
Der Zugang in den Park, der sich rund 20 Kilometer<br />
südlich von Lille befindet, führt durch einen alten Eisenbahnwagon.<br />
Man könnte darin den ersten Hinweis sehen,<br />
dass ein Besuch des Parks mehr als ein gewöhnlicher Spaziergang,<br />
vielmehr eine Reise wird. Eine Reise in die multikulturelle<br />
Welt von heute.<br />
Wie bei jeder Reise braucht man jedoch einen Fahrschein.<br />
Im Falle des Jardin Mosaïc scheint er mit fünf Euro<br />
pro Person auf den ersten Blick nicht gerade günstig, sonntags<br />
kostet er sogar sechs Euro. Selbst wenn es inzwischen<br />
wenigstens eine verbilligte Familienkarte gibt, mögen sich<br />
viele fragen, ob dieser Preis für einen Spaziergang im Grünen<br />
nicht ein wenig übertrieben ist. Schließlich locken in<br />
unmittelbarer Umgebung ganz kostenlos zahlreiche Wege<br />
und Wälder. Doch wenn man den Park erst einmal kennengelernt<br />
hat, versteht man, warum der Eintrittspreis<br />
durchaus seine Berechtigung hat.<br />
« Ich heiße Rosa. Ich bin in Belgien geboren,<br />
und zwar in der Nähe von Antwerpen.<br />
Ich lebe seit 1970 im Großraum Lille. Ich<br />
bin in meiner Wahlheimat glücklich.<br />
Meine Kenntnis der flämischen Sprache und Kultur hat mir<br />
erlaubt, interessante und vielfältige Jobs zu finden. »<br />
« Ich heiße Mariame. Ich komme aus dem Senegal. Ich<br />
lebe seit 1986 in Tourcoing. Ich bin hierher gekommen, um<br />
mit meinem Ehemann zu leben. Ich war froh, endlich bei<br />
ihm zu sein, und ein wenig traurig, meine Familie zu verlassen.<br />
Ich war neugierig auf dieses Land, das ich<br />
nicht kannte. »<br />
« Ich heiße Tommaso, geboren<br />
in Italien. Ich lebe seit 1958<br />
in Marcq-en-Barœul.<br />
Weggehen ist für<br />
j e m a n d e n<br />
von uns<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 61
Unterwegs in Frankreich Jardin Mosaïc<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
ganz natürlich. Wie sagte Lino Ventura:<br />
Meine Heimat geht von Lille bis Palermo. »<br />
Rosa, Mariame und Tommaso haben<br />
etwas gemeinsam: Sie kamen ursprünglich<br />
aus fremden Ländern und sind heute im<br />
äußersten Norden Frankreichs zu Hause.<br />
Ihre Gesichter und Zitate (auf Französisch<br />
und Englisch) begrüßen die Besucher des<br />
Jardin Mosaïc kurz hinter dem Eingang. Sie<br />
sind auf Planen abgebildet, die wie Gemälde<br />
inmitten der Bäume aufgehängt wurden<br />
und den Weg säumen, der ins Innere des<br />
<strong>33</strong> Hektar großen Parks führt. Sie machen<br />
neugierig auf das, was einen in dieser Anlage<br />
erwartet. Man fragt sich, was es mit<br />
diesen Menschen wohl auf sich hat, was<br />
sie einem zu sagen haben. Auf jeden Fall<br />
versteht man, dass der Jardin Mosaïc kein<br />
gewöhnlicher Park ist, obwohl er natürlich<br />
über wunderschöne 100 Jahre alte Bäume,<br />
Wasserflächen und Tiere verfügt, sondern<br />
dass man hier auf spannende « Begegnungen<br />
» hoffen darf. Genau dies macht seinen<br />
Reiz aus.<br />
Einer der ersten Themengärten im Park<br />
ist der Jardin Premier. Er ist den Urbewohnern<br />
der Region gewidmet. Als die Erdarbeiten<br />
für das Anlegen des Parks begannen,<br />
fand man archäologische Spuren einer Besiedlung<br />
aus neolithischer Zeit. Die Planer<br />
der Anlage wollten diesen ersten Einwohnern<br />
ihre Ehre erweisen und schufen einen<br />
Bereich, der an ihre damalige Welt erinnert.<br />
So grasen heute Schafe in diesem Garten.<br />
Nicht weit entfernt davon, nachdem man<br />
einen Weiher passiert hat, gelangt man zur<br />
Galeries du Scolyte, einem natürlichen Labyrinth,<br />
in dem man den Splintkäfer suchen<br />
kann.<br />
Danach kommt man zum Jardin de Pierre<br />
Auvente, mit dem die eigentlichen Gärten<br />
zum Thema Immigration beginnen. Der<br />
Jardin de Pierre Auvente ist den belgischen<br />
Zuwanderern gewidmet, die sehr zahlreich<br />
in der Region sind. In seiner Mitte steht<br />
ROUEN NORMANDIE<br />
Seit 130 Jahren und<br />
5 Generationen im<br />
Familienbesitz<br />
Gegenüber vom Bahnhof, nur wenige<br />
Schritte vom Zentrum, dem Musée<br />
des Beaux Arts und der Place du Vieux<br />
Marché gelegen<br />
Das elegante Restaurant « Le quatre<br />
saisons » bietet u.a. das berühmte Gericht<br />
« Caneton Rouennais à la presse » aus<br />
der Rezeptsammlung von Claude Monet<br />
Die Bar im Stil typischer Nachkriegsclubs<br />
offeriert leckere Cocktails wie den<br />
bekannten « Ambiance »<br />
41 modern ausgestattete Zimmer mit<br />
LCD-Bildschirm, kostenlosem WLAN und<br />
Schallisolierung<br />
Privaträume für Familienfeiern, Empfänge<br />
oder Geschäftsmeetings<br />
Eindrücke von den einzelnen Themengärten.<br />
Der Kopf oben links gehört zu den Terrasses<br />
de la Méditerrannée. Daneben der Rain<br />
Garden. In der Mitte sieht man die Porträts,<br />
von denen die Besucher am Parkeingang<br />
begrüßt werden. Daneben die Skulptur mit<br />
Windrad aus dem Jardin de Pierre Auvente.<br />
Unten rechts der Jardin du dragon mit<br />
fernöstlicher Anmutung. S. 60: Der Zugang zum<br />
Park erfolgt durch einen Eisenbahnwagon.<br />
S. 61: Die Terrasses de la Méditerrannée.<br />
Gastfreundlichkeit und Professionalität<br />
sind unsere Stärken!<br />
Place Bernard-Tissot<br />
(Gegenüber vom Bahnhof)<br />
76000 Rouen<br />
Tel: 0235 71 96 00<br />
Fax: 0235 89 65 21<br />
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Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 63
Unterwegs in Frankreich Jardin Mosaïc<br />
eine bizarre orangefarbene Skulptur aus Metall, auf deren<br />
Spitze sich ein Windrad dreht – Symbol für den Wind, der<br />
im flachen Belgien oft weht. Am Fuße der Skulptur gibt<br />
es einen Gemüsegarten mit Lauch, Bohnen, Salatköpfen,<br />
Rhabarber, aber auch Blumen und Sträuchern. Geißblätter<br />
und Glyzinien verströmen einen wohlriechenden Duft.<br />
Ein Beet, wie man es in vielen Privatgärten im nördlichen<br />
Nachbarland findet. Da jeder Themengarten zudem typische<br />
Tiere beherbergt, gibt es im Jardin de Pierre Auvente<br />
Ställe mit Zwergkaninchen sowie flämischen Riesenkaninchen.<br />
Zwei Rassen, die für Belgien typisch sind. Meist<br />
dösen die Tiere vor sich hin, wenn sie nicht gerade von ein<br />
paar Kindern geweckt werden.<br />
Ein anderer Themengarten ist der Jardin des Figuiers.<br />
Er stellt eine Hommage an die Bewohner Nordfrankreichs<br />
mit tunesischen, algerischen und marokkanischen Wurzeln<br />
dar. In diesem Garten wachsen Gewürze wie Salbei und<br />
Thymian. Die Ile Africa Mama bezieht sich dagegen auf<br />
Immigranten aus Ländern in Schwarzafrika. Dieser Garten<br />
ist um einen Baum herum angeordnet. Bunte Tücher wehen<br />
im Wind. Das Geräusch, das sie dabei machen, wetteifert<br />
mit dem Rauschen der Bambushalme und dem Gezwitscher<br />
von Wellensittichen. Bei der Gestaltung des Jardin La<br />
Quinta des Délices ließ man sich wiederum von spanischen<br />
und portugiesischen Farmen inspirieren. In ihm gedeihen<br />
Rosen, Narzissen, Nelken und exotische Gewächse aus<br />
Übersee, die in Gedenken an die großen Weltentdecker aus<br />
den beiden Ländern gepflanzt wurden.<br />
Die Terrasses de la Méditerranée sind einem weiteren<br />
südeuropäischen Land gewidmet. Es geht in dem Garten<br />
um die vielen Einwanderer aus Italien, die vor allem in den<br />
1950er-Jahren kamen und die geholfen haben, Lille nach<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Großes Bild links: Ile Africa Mama, eine Hommage an die Einwanderer aus<br />
Schwarzafrika. Oben: Die Terrasses de la Méditerrannée und der Jardin tissé. Unten:<br />
Auch außerhalb der Themengärten wird der Besucher von ungewöhnlichen Skulpturen<br />
überrascht. S. 66: Ein kleines Restaurant im Park lockt mit leckeren Speisen.<br />
dem Krieg wieder aufzubauen. Eine singende Betonmischmaschine<br />
gedenkt der vielen italienischen Maurer aus der<br />
Epoche. Heilpflanzen sind ebenfalls ein Verweis auf das<br />
Land im Süden.<br />
Den Immigranten aus Zentraleuropa setzt man ein<br />
Denkmal mit dem Jardin tissé. Er besteht aus Streifen von<br />
Blumen, Büschen und Erde, die sich abwechseln. Sie sollen<br />
an die Trachten dieser Länder erinnern. Der Jardin du dragon<br />
ist eine Hommage an den Südosten Asiens. In diesem<br />
Garten findet man vor allem Installationen aus Bambus.<br />
Die himmlische Ruhe wird nur von einem Wasserplätschern<br />
durchbrochen. Gerade in den 1980er-Jahren kamen<br />
zahlreiche Menschen aus Südostasien nach Lille und in die<br />
Umgebung.<br />
Gegenüber dem Jardin du dragon befindet sich der Rain<br />
Garden, eine humorvolle Hommage an die Briten in der Region.<br />
Fahrräder unter überdimensionierten Regenschirmen<br />
prägen ihn. Wenn man sich auf diese setzt und strampelt,<br />
fängt es an zu regnen. Ein Spektakel, das vor allem Kinder<br />
fasziniert. Alles unter den wachsamen Augen von den<br />
Kühen, die zur kleinsten Kuhrasse der Welt gehören und<br />
die natürlich aus England stammen. Und noch ein Detail<br />
erinnert an die Insel: Wenn man das Tor zu diesem Garten<br />
aufstößt, erklingt das Läuten vom Big Ben.<br />
Heute ist es ein knappes Dutzend Gärten, das die kulturelle<br />
Vielfalt der Region in Szene setzt. Langfristig ist<br />
geplant, die Zahl auf 20 zu erhöhen. So soll dieses Jahr ein<br />
Jardin de la Méditerranée orientale dazukommen. Die Türkei<br />
wird dafür wilde Tulpen zur Verfügung stellen.<br />
So wird sich der Park weiter entwickeln und die Gärtner<br />
stehen vor immer neuen Herausforderungen, müssen<br />
sie doch mit Pflanzen und Techniken aus der ganzen Welt<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 65
Unterwegs in Frankreich Jardin Mosaïc<br />
umgehen können. Eine Parkbesucherin,<br />
Malika, Französin und Tochter<br />
algerischer Eltern, die in den 1970er-<br />
Jahren nach Lille ausgewandert waren,<br />
brachte ihren Eindruck vom Jardin<br />
Mosaïc einmal sehr gut auf den Punkt:<br />
« Dieser Garten beweist, das die Pflanzen<br />
genauso sind wie die Menschen<br />
hier im Norden. Wenn man ihnen<br />
Zeit lässt, sich an die neue Umgebung<br />
anzupassen, und ihnen die notwendige<br />
Aufmerksamkeit zukommen lässt,<br />
dann entwickeln sie sich so gut, dass<br />
man glauben könnte, sie kämen ursprünglich<br />
von hier. » So gesehen hat<br />
der Jardin Mosaïc fast eine politische<br />
Bedeutung, eine wunderbare Reise<br />
bietet er auf jeden Fall.<br />
Aus<br />
<br />
Norddeutschland erreicht man<br />
Houplin-Ancoisne via Belgien, aus<br />
Süddeutschland, Österreich und der<br />
Schweiz über den Osten Frankreichs.<br />
Man verlässt die Autobahn A1 (Lille-<br />
Paris) am besten an der Abfahrt <strong>Nr</strong>.<br />
19. Von dort sind es nur noch wenige<br />
Kilometer bis ans Ziel.<br />
Houplin-Ancoisne …<br />
… Berlin 866 km<br />
… Köln <strong>33</strong>0 km<br />
… Wien 1.225 km<br />
… Hamburg 695 km<br />
… München 895 km<br />
… Zürich 770 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Lille, wohin<br />
es aus dem deutschsprachigen Raum<br />
allerdings keine Direktverbindungen<br />
gibt. Der nächste aus Deutschland,<br />
Österreich oder der Schweiz<br />
angeflogene Flughafen ist in Paris.<br />
Alter nativ bietet sich der Flughafen von<br />
Brüssel an.<br />
Houplin-Ancoisne ist nicht ans<br />
französische Bahnnetz angeschlossen.<br />
Der nächste Bahnhof ist im nahen<br />
Seclin.<br />
www.chateau-de-st-fargeau.com<br />
<br />
Mosaïc, le jardin des cultures<br />
Rue Guy Mocquet<br />
59263 Houplin-Ancoisne<br />
Telefon: +49 (0)3 20 63 11 24<br />
A29/E44<br />
Le Havre<br />
A131 Jumièges<br />
Honfleur<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><br />
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Saint-Lô<br />
Rouen<br />
03.04. – 30.05. & 01.09. – 31.10.:<br />
Mi – Sa 10.00 – 18.00 Uhr<br />
So 10.00 – 19.00 Uhr<br />
01.06. – 31.08.:<br />
Mo – Sa 10.00 – 19.00 Uhr<br />
So 10.00 – 20.00 Uhr<br />
Letzter Einlass jeweils 1 Std. vor Schluss<br />
Werktags 5,00 Euro, ermäßigt 3,00<br />
Euro; sonntags 6,00 Euro, ermäßigt 4,00<br />
Euro; Kinder bis drei Jahre kostenlos.<br />
Familienkarte (zwei Erwachsene, zwei<br />
bis drei Kinder) 15,00 Euro.<br />
<br />
Im Herzen des Parks gibt es ein<br />
sympathisches Restaurant mit leckeren<br />
Speisen. Ideal für eine kleine Pause<br />
zwischendurch.<br />
Boulogne<br />
A16/E402<br />
Beauvais<br />
Calais Dunkerque<br />
A16<br />
Amiens<br />
Lille<br />
Houplin-Ancoisne<br />
Arras<br />
A1/E15<br />
A26/E17<br />
Roubaix<br />
Lesetipp<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />
Die 10 schönsten<br />
Gärten Frankreichs<br />
Die Franzosen<br />
sind stolz auf<br />
ihren grünen<br />
Daumen. Ihre<br />
Leidenschaft<br />
für Gärten<br />
und<br />
Parks hat sich seit Mitte der<br />
1970er-Jahre, als sich einige<br />
Eigentümer herrschaftlicher<br />
Anlagen dazu entschlossen,<br />
ihre Gärten der Öffentlichkeit<br />
zugänglich zu machen, stark<br />
entwickelt. Im ganzen Land<br />
wurden Grünanlagen Antwerpen zu<br />
Besuchermagneten. Man schätzt<br />
Gent heute die Anzahl der Parks, die<br />
auch für Auswärtige einen Besuch<br />
lohnen, auf über 1.000. Es ist also<br />
Bruxel<br />
nicht einfach zu sagen, welche<br />
die schönsten darunter sind. Liege<br />
Wir präsentieren Ihnen deshalb<br />
eine Auswahl Charlroi an Gärten, deren<br />
Charme wir am meisten erlegen<br />
waren.<br />
Informationen zur Bestellung dieser und<br />
anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 95.<br />
Charleville-Mézières<br />
A4/E25<br />
A34/E46<br />
Reims<br />
A4/E50<br />
Luxembourg<br />
A31/E21-E23<br />
A4<br />
Metz
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Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 67
Kulturschock<br />
Deutsche Autobahnen<br />
Von wegen Spitzenklasse!<br />
140, 150, 160,… Es ist lange her, dass ich gesehen habe,<br />
wie ein Tacho diese Geschwindigkeiten anzeigt. Ich<br />
weiß, das sorgt oft für mitleidsvolle Blicke in Deutschland,<br />
aber wir armen Franzosen dürfen auf unseren Autobahnen<br />
nicht schneller als mit 130 Stundenkilometern unterwegs<br />
sein. Dabei sind die Straßen in einem exzellenten<br />
Zustand. Wir zahlen für ihre Benutzung sogar viel Geld.<br />
Trotzdem war bisher jede Regierung der Meinung, dass das<br />
Tempolimit aus Gründen der Verkehrssicherheit unerlässlich<br />
sei. Fahren wir schlechter Auto als die Deutschen? Ich wüsste<br />
eigentlich nicht warum. Sind unsere Autos älter und unsicherer?<br />
Früher vielleicht, doch auch in Frankreich gibt es seit<br />
Jahren eine TÜV-Pflicht. Der Fuhrpark der Franzosen hat<br />
sich stark modernisiert. Ich glaube nicht, dass wir uns mit<br />
unseren Kraftfahrzeugen heute hinter anderen Nationen<br />
verstecken müssen. Doch es nützt nichts, in Frankreich ist<br />
bei 130 Stundenkilometern Schluss.<br />
Sie verstehen deshalb vielleicht, warum ich so gespannt<br />
auf meine Reise nach Deutschland war. Endlich kann ich<br />
mal wieder erleben, wie es ist, schneller unterwegs zu sein.<br />
Wie heißt es in Deutschland so schön: freie Fahrt für freie<br />
Bürger. Ich möchte diese Freiheit auch spüren. Voller Vorfreude<br />
fahre ich deshalb auf die Autobahn A1 von Hamburg,<br />
wo ich gelandet bin, nach Bremen, wo ich Freunde für<br />
ein Wochenende besuchen will.<br />
Glauben Sie jetzt aber nicht, dass ich ein Raser bin. Ganz<br />
im Gegenteil. Zwar habe ich auf meinem Führerschein ganz<br />
viele Punkte, genauer gesagt die Maximalzahl, aber keine<br />
Angst, das ist ein gutes Zeichen, denn in Frankreich funktioniert<br />
das System genau andersherum. Man bekommt bei<br />
schlimmen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung<br />
keine Punkte, sondern man verliert sie. Sind alle weg, drohen<br />
ähnliche Sanktionen, als wenn man in Deutschland die<br />
Maximalzahl erreicht hätte. Ebenso habe ich noch nie ein<br />
Bußgeld wegen zu schnellen Fahrens zahlen müssen. Der<br />
letzte Beweis schließlich, dass ich kein Raser bin, ist mein<br />
Auto zu Hause. Ein bescheidener Renault Clio, sicherlich<br />
nicht der Traumwagen aller Freunde des schnellen Fahrens.<br />
Doch ich muss zugeben, dass ich mir in Hamburg extra<br />
einen BMW gemietet habe. Wenn ich schon auf deutschen<br />
Autobahnen unterwegs sein darf, dann doch in einem standesgemäßen<br />
Auto. So gleite ich quasi über den Asphalt.<br />
Der Verkehr ist nicht sehr dicht. Ich drücke aufs Gaspedal.<br />
Nicht, was Sie jetzt vielleicht denken. Ich habe mir als mein<br />
persönliches Oberlimit eine Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern<br />
gesetzt. Ich will nicht übertreiben. Doch es<br />
ist ein herrliches Gefühl, diesen symbolischen Wert von 130<br />
zu überschreiten. Ich fühle mich ein wenig wie damals als<br />
Kind, als ich heimlich an der Keksdose meiner Großmutter<br />
genascht habe. Dabei bin ich ja ganz legal unterwegs.<br />
Doch welch große Enttäuschung folgt schon wenige<br />
Kilometer später! Ein Schild begrenzt die Geschwindigkeit<br />
plötzlich auf 120 Stundenkilometer. Nach einigen Kilometern<br />
ist die Begrenzung wieder aufgehoben, doch weitere<br />
Kilometer später geht es wieder von vorne los. Dieses<br />
Mal darf man sogar nur 100 Stundenkilometer fahren. Ich<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
lerne den ersten großen Vorteil der Autobahnen in meiner<br />
Heimat kennen. Einmal auf der Autobahn außerhalb der<br />
Ballungsräume und man kann sich auf eines verlassen: Die<br />
Höchstgeschwindigkeit liegt stets bei 130 Stundenkilometern.<br />
Hier in Deutschland merke ich dagegen, wie ich verkrampft<br />
darauf achte, wie schnell ich denn nun fahren darf.<br />
Ich habe ständig Angst, ein Schild übersehen zu können,<br />
zumal viele Begrenzungen mir nicht logisch erscheinen.<br />
Entspanntes Fahren sieht anders aus. Die Freiheit auf deutschen<br />
Autobahnen scheint eine sehr überwachte zu sein.<br />
Immer wieder passiert es aber auch, dass ich selbst auf<br />
den Strecken mit Tempolimit von anderen Fahrzeugen<br />
überholt werde, die mit sehr viel höherer Geschwindigkeit<br />
als erlaubt unterwegs sein müssen. Überhaupt, die Raser …<br />
Es hat für mich etwas Beängstigendes, von Autos überholt<br />
zu werden, die mit 200 Sachen oder mehr unterwegs sind.<br />
Wie Raketen tauchen sie in meinem Rückspiegel auf, meist<br />
mit eingeschaltetem Licht, so dass ich nur noch panisch<br />
versuche, auf die rechte Spur zu kommen, obwohl ich mit<br />
meinem BMW gar nicht so langsam unterwegs bin. Erneut<br />
muss ich sagen, dass das Fahren auf französischen Autobahnen<br />
sehr viel entspannter ist, ohne dass ich das Gefühl<br />
habe, im Durchschnitt viel langsamer voranzukommen.<br />
Intuitiv reduziere ich nach einiger Zeit meine Geschwindigkeit<br />
wieder auf die gewohnten 130 Stundenkilometer. Allerdings<br />
befinde ich mich damit ständig zwischen der rechten<br />
Spur, wo Lkws regelmäßig zum Überholen zwingen, und der<br />
linken, für die ich bei diesem Tempo zu langsam bin. Trotzdem<br />
fühle ich mich mit 130 Stundenkilometern wohler. Außerdem<br />
habe ich nun mehr Augen für die Autobahn selbst.<br />
Ich merke etwa, dass die Strecke gar nicht eingezäunt ist.<br />
Wildtiere könnten jederzeit die Fahrbahn überqueren. Ein<br />
undenkbarer Zustand in Frankreich, wo immer Zäune vor<br />
Wildtierüberquerungen schützen. Ich möchte mir gar nicht<br />
ausmalen, was passiert, wenn ein Reh oder ein Wildschwein<br />
die Fahrbahn just dann überquert, wenn ein Autofahrer mit<br />
200 Stundenkilometern angerast kommt.<br />
Aber lange Zeit, über solche Gefahren zu philosophieren,<br />
habe ich nicht, denn der erste kleine Stau erwartet<br />
mich, obwohl die Straße vorher gar nicht so voll war.<br />
Meine Freunde hatten mich schon gewarnt: « Die Fahrt ist<br />
lang, obwohl es gar nicht so viele Kilometer sind. Aber auf<br />
der Strecke wird gebaut ». Doch die Ankündigung einer<br />
Baustelle auf einer Autobahn hatte mich eigentlich nicht<br />
geschockt. Ich weiß zwar gar nicht so genau, wie die französischen<br />
Autobahngesellschaften es schaffen, aber Baustellen<br />
stören zu Hause eigentlich fast nie den Verkehrsfluss<br />
– anders als etwa die Mautstellen an verkehrsreichen Tagen.<br />
Meist wird nachts gebaut, dann auch nur auf kurzen Abschnitten,<br />
so dass am nächsten Morgen der Verkehr wieder<br />
rollt. Also unterm Strich nichts Schlimmes.<br />
Wie verblüfft bin ich deshalb, als ich nach vielen weiteren<br />
Kilometern merke, dass die Autobahn von Hamburg<br />
nach Bremen eigentlich nur eine einzige große Baustelle ist.<br />
Ich höre irgendwann auf zu zählen, wie oft die Geschwindigkeit<br />
dafür reduziert werden muss, sich die Spuren verengen,<br />
man sich ob der vielen gelben und weißen Linien<br />
auf der Fahrbahn kaum noch zurechtfindet und der Verkehr<br />
stockt. Für mich wirkt das wie ein großes Chaos, bei dem<br />
ich mich frage, wie die Menschen damit zurechtkommen.<br />
Ich hätte mir nie vorzustellen gewagt, dass eine deutsche<br />
Autobahn so aussehen kann.<br />
Als ich dann irgendwann bei meinen Freunden in<br />
Bremen ankomme und ihnen vom meinem Abenteuer auf<br />
der Autobahn erzähle, müssen sie doch fast glauben, dass<br />
ich nicht in Deutschland unterwegs war. Doch sie scheinen<br />
meine Erzählungen ganz nüchtern und gelassen aufzunehmen.<br />
Ich mag dafür aber nicht glauben, was sie mir<br />
anschließend erzählen: Die Bauarbeiten dauerten bereits<br />
seit 2008 an und seien auch morgen noch nicht fertig. Ich<br />
glaube, wenn man den Franzosen zumuten würde, dass der<br />
Ausbau einer wichtigen Autobahn drei Jahre und länger<br />
dauern würde, hätten sie längst eine neue Revolution angezettelt.<br />
Eines ist klar: Auf meine Rückfahrt nach Hamburg<br />
freue ich mich nicht mehr wirklich. Vielleicht sollte ich die<br />
Landstraße nehmen?<br />
Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war inspiriert vom berühmten<br />
französischen Karikaturist und Zeichner Jean-Jacques Sempé,<br />
der 1932 in Bordeaux geboren wurde. Und dieses Mal?<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 69
Frankreich heute Bistrosterben<br />
Naht das Ende der Bistros?<br />
Der Befund ist alarmierend: Immer mehr klassische Bistros, die so<br />
typisch für Frankreich sind, müssen schließen. Im Durchschnitt machen<br />
zwei Läden pro Tag dicht. Eine Entwicklung, die auf dem Land noch<br />
rasanter verläuft als in den großen Städten. Dies hat aber nicht nur<br />
Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, vielmehr ist das kulturelle Erbe<br />
einer ganzen Nation bedroht.<br />
Es gab in Frankreich einmal 500.000 Bistros. Das war<br />
vor 60 Jahren. In den 1960er-Jahren existierten immerhin<br />
noch 200.000. Heute sind es dagegen kaum<br />
mehr als 38.000. Diese Zahlen sprechen für sich. Frankreichs<br />
Bistros, Brasserien, Bars und Cafés werden immer weniger<br />
und sie verschwinden mehr und mehr aus dem Straßenbild.<br />
Viele Experten sehen darin eine unausweichliche Entwicklung.<br />
« Andere Zeiten, andere Gewohnheiten, hören wir auf<br />
mit der Nostalgie », meinen vor allem die Franzosen, die<br />
schon lange nicht mehr ein « café-croissant » am Morgen im<br />
Bistro um die Ecke zu sich genommen haben, bevor es zur<br />
Arbeit geht.<br />
Doch nicht alle sind dieser Meinung. Sicherlich verändern<br />
sich die Zeiten und damit auch die Gewohnheiten.<br />
Viele Franzosen haben aber Angst, dass mit dem Bistrosterben<br />
auch eine Tradition verschwinden könnte. Schließlich<br />
tragen die Bistros, so wie einst die Tante-Emma-Läden, die<br />
es heute meist nicht mehr gibt, zur Belebung der Dörfer und<br />
Städte bei. Außerdem ist es Bestandteil des französischen<br />
Alltags, sich am Sonntagmittag auf einen Apero auf dem<br />
Dorfplatz zu treffen oder in der Woche abends bei einem<br />
Glas Pastis zu diskutieren. Auch viele Büroangestellte machen<br />
gerne mal eine Pause, um im Bistro um die Ecke einen<br />
Espresso zu trinken und die Tageszeitung durchzublättern.<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Es sind Bilder wie aus<br />
dem Film « Die wunderbare<br />
Welt der Amélie », die seit<br />
Jahrzehnten das Selbstverständnis<br />
der Franzosen und<br />
das Bild vom Land im Ausland<br />
prägen. Ob Verlaine,<br />
Baudelaire, Zola, Prévert<br />
oder Brassens, um nur die<br />
Berühmtesten zu nennen,<br />
sie alle haben die einzigartige<br />
Atmosphäre der Bistros<br />
und ihre Bedeutung für ein<br />
Stadtviertel oder Dorf beschrieben<br />
bzw. besungen.<br />
Wie könnte man also einfach<br />
hinnehmen, dass diese<br />
französische Kultur zu Ende<br />
gehen könnte?<br />
Immerhin weiß man<br />
auch von offizieller Seite zu<br />
gut, sich dieses Klischees zu<br />
bedienen. Man muss sich<br />
nur die Marketingstrategien<br />
der öffentlichen Institutionen<br />
anschauen, die<br />
Frankreichs Bild in die Welt<br />
tragen sollen. Sehr gerne<br />
spielt man dort die nostalgische<br />
Karte, zu der die legendäre Ente genauso gehört wie<br />
das Genießen eines Kaffees in der Sonne vor einem Bistro.<br />
Wie erklärt es sich aber, dass die Politik, obwohl sie sich der<br />
Bedeutung der Bistros für eine Lebensart à la française bewusst<br />
ist, nichts gegen die Schließungswelle unternimmt?<br />
Warum wirbt man mit einer Tradition, die man gleichzeitig<br />
verschwinden lässt?<br />
Natürlich muss man<br />
akzeptieren, dass sich die<br />
Gewohnheiten der Menschen<br />
ändern. Nicht jede<br />
Schließung eines Bistros<br />
ist unbegründet. Um das<br />
Phänomen insgesamt zu<br />
erklären, werden immer<br />
wieder die gleichen Gründe<br />
genannt: repressive Gesetze<br />
zum Alkoholkonsum, das<br />
Rauchverbot in Gaststätten,<br />
der allgemeine Schwund der<br />
Kaufkraft, immer höhere<br />
Ausgaben der Wirte für Sicherheitsauflagen<br />
und andere<br />
Vorschriften. Selbst wenn<br />
diese Aspekte wie etwa der<br />
Nichtraucherschutz ihre<br />
Berechtigung haben, so tragen sie doch mit zur Entwicklung<br />
bei.<br />
Dabei werden in der Branche immer noch beachtliche<br />
Umsätze erzielt. 2009 waren es 6,4 Milliarden Euro, die in<br />
den Bistros und Restaurants des Landes umgesetzt wurden.<br />
Oftmals sind die Bistros sogar von großer wirtschaftlicher<br />
Bedeutung für kleine Dörfer, tragen sie doch beispielsweise<br />
zu einer für das Anlocken von Touristen notwendigen<br />
Infra struktur bei.<br />
Es wäre auch übertrieben, ein völliges Verschwinden der<br />
Bistros zu erwarten. Trotzdem kann man nicht leugnen, dass<br />
ihre Anzahl immer geringer wird. Es ist nicht abzusehen, ob<br />
diese Tendenz ein Ende findet oder sich gar umkehrt. Wenn<br />
neue Bistros aufmachen, so geschieht dies meist nur in den<br />
großen Städten. In der Hauptstadt etwa öffnen zwar viele<br />
neue Design-Bistros und Lounges. Am Ende verdrängen sie<br />
aber vor allem die klassischen Bistros. Bei den Neueröffnungen<br />
geht es meist nur um pure wirtschaftliche Interessen,<br />
ein Konzept für eine bestimmte Zielgruppe. Die Idee des<br />
Bistros als Treffpunkt in der Nachbarschaft, wo jeder willkommen<br />
ist, geht immer mehr verloren.<br />
Manch ein klassisches Bistro versucht durch technische<br />
Neuerungen zu überleben, etwa mit Spielautomaten oder<br />
Internetstationen. Auf dem Lande dehnen einige Wirte<br />
auch ihre Aktivitäten aus und bieten Produkte des täglichen<br />
Bedarfs an. Diverse Ansätze werden ausprobiert, doch die<br />
ersten Ergebnisse dieser Aktionen sind eher ernüchternd.<br />
Sie reichen meist nicht aus, um genügend Kunden zu behalten.<br />
So wird es am Ende wahrscheinlich nur die soziale<br />
Komponente sein, die ein Bistrosterben verhindern kann.<br />
Gerade auf dem Land haben die Bistros unverändert eine<br />
wichtige gesellschaftliche Funktion, entwickeln sich in<br />
ihren Räumen doch Beziehungen zwischen den Menschen.<br />
Die Zukunft wird zeigen, ob dies reichen wird, oder ob sich<br />
die Zahl der Bistros in zehn Jahren weiter reduziert hat.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 71
Frankreich heute Bistrosterben<br />
Relais 113, ein Bistro als Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft<br />
Gerade auf dem Land findet man noch Bistros, die eine<br />
gesellschaftliche Rolle wahrnehmen, wo Menschen miteinander<br />
in Kontakt kommen. Ein solches Bistro ist das Relais<br />
113 in Arbanats, einem Dorf mit rund 1.000 Einwohnern,<br />
30 Kilometer südlich von Bordeaux. Wir sprachen mit der<br />
Inhaberin Dominique Sourillan, die 52 Jahre alt ist und<br />
sich vor eineinhalb Jahren in das Abenteuer gewagt hat, ein<br />
Café-Tabac zu betreiben. Als wir ihr Reich an einem Sonntagnachmittag,<br />
wenn sich die Bewohner in ihren Räumen<br />
traditionell zum Kartenspiel treffen, betreten, merken wir<br />
sofort, welche Bedeutung das Relais 113 für die Inhaberin<br />
und das Dorf hat.<br />
Madame Sourrillan, wie sind Sie auf die Idee gekommen,<br />
dieses Bistro zu betreiben?<br />
Vollkommen zufällig. Ich muss sagen, dass ich keinen<br />
sehr klassischen Werdegang habe. Sicherlich, weil ich niemals<br />
nein zu einem Job gesagt habe. So arbeitete ich im<br />
Schuhhandel, im Immobilienbereich, im IT-Sektor. Doch<br />
eines Tages wurde ich plötzlich arbeitslos. Ich war zuvor<br />
neun Jahre lang Sekretärin in einer Schule, immer mit befristeten<br />
Verträgen. Eines Tages erklärte man mir, dass eine<br />
Verlängerung nun nicht mehr möglich sei. Damals erzählten<br />
mir meine Schwester und ihr Mann, die nur einige Kilometer<br />
entfernt wohnen, dass diese Bar schließen würde.<br />
Mein Schwager bot mir an, sie gemeinsam mit ihm weiter<br />
zu betreiben. Ich habe zugestimmt. So haben wir hier zu<br />
zweit begonnen. Später wollte er dann nicht mehr weitermachen.<br />
So betreibe ich das Bistro heute allein.<br />
Was bedeutet ein Bistro für Sie?<br />
Es wird Sie vielleicht zum Schmunzeln bringen, aber<br />
ich habe Bistros schon immer geliebt. Frauen sagen so<br />
etwas normalerweise nicht. Ich bin immer schon gerne in<br />
ein Bistro gegangen und habe dort einen Kaffee getrunken.<br />
Wissen Sie, ich liebe das Zwischenmenschliche. Ein Bistro<br />
ist ein wunderbarer Ort, um Menschen zu beobachten.<br />
Man sieht, wie sie hereinkommen, sich einen Platz suchen,<br />
etwas trinken und miteinander ins Gespräch kommen. So<br />
lernt man viel über sich und andere.<br />
Ich weiß natürlich, dass diese Vision heute nicht mehr<br />
überall der Realität entspricht. Doch für mich ist ein Bistro<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
immer noch ein Ort geblieben, an den man nicht unbedingt<br />
kommt, um etwas zu trinken, sondern um zu reden, um<br />
unter Menschen zu sein. Ich erinnere mich noch an meine<br />
Kindheit: Selbst Kinder kamen ins Bistro, wo sie den<br />
Geschichten lauschten, die über das Dorf erzählt wurden.<br />
Man sprach viel miteinander, man erfuhr Dinge. Es war ein<br />
Ort, wo Werte vermittelt wurden. Das fehlt heute meines<br />
Erachtens.<br />
Ist es das, was Sie heute in Ihrem Bistro versuchen?<br />
Ich versuche es, ja. Für mich ist dieses Bistro ein Ort<br />
des Austausches. Ich weiß nicht, ob ich meinen Kunden viel<br />
bringe, aber sie geben mir ganz viel. Ganz ehrlich, ich habe<br />
diese Bar nicht übernommen, um Geld zu machen. Wenn<br />
ich dieses Bistro übernommen habe, dann wegen der sozialen<br />
Komponente. Es ist wunderbar, auf dem Land einen<br />
Ort zu erhalten, wo die Menschen sich treffen und miteinander<br />
sprechen können.<br />
Ihr Bistro hat also eine gesellschaftliche Bedeutung?<br />
Selbstverständlich. Und wenn dem nicht so wäre, hätte<br />
ich kein Interesse daran. Um Soziales geht es bei mir den<br />
ganzen Tag in sehr unterschiedlicher Form: Es gibt einen<br />
Klempner, der hier einen Teil seiner Ware lagert, ich nehme<br />
regelmäßig die Post für Menschen aus dem Dorf entgegen,<br />
die verreist sind, oder man gibt bei mir die gebügelte Wäsche<br />
für andere Dorfbewohner ab. Es sind ganz viele kleine<br />
Gefälligkeiten, die mir ganz selbstverständlich vorkommen.<br />
Ich habe sogar einen Stammkunden, der jeden Tag zu mir<br />
kommt. Er bleibt meist von 9.00 bis 14.00 Uhr im Bistro.<br />
Viel Zeit, um über alles Mögliche zu reden. Für ihn ist es<br />
die Gelegenheit, andere Menschen zu treffen.<br />
Ändert die Tatsache, dass Sie eine Frau sind, etwas daran,<br />
ein Bistro zu führen?<br />
Sicherlich habe ich nicht die gleiche Kraft wie ein Mann<br />
gegenüber einem Kunden, der zu betrunken oder gewalttätig<br />
ist. Aber ich lehne es auch immer ab, Alkohol an jemanden<br />
zu verkaufen, der schon zu viel davon getrunken<br />
hat. Um ehrlich zu sein, ich glaube, dass ich als Frau sogar<br />
eine Distanz schaffe, die hilft, dass man mir mehr zuhört.<br />
Ich nehme mir die Zeit, solchen Kunden zu erklären, warum<br />
ich sie nicht bedienen will. Nicht selten danken sie mir<br />
am Ende. Ich bin für sie manchmal so etwas wie eine gute<br />
Mutter. Außerdem kommen mir andere Stammgäste im<br />
Notfall zur Hilfe.<br />
Es kann auch von Vorteil sein, eine weibliche Wirtin zu<br />
sein. Viele Frauen kommen ins Relais 113, weil es von einer<br />
Frau geführt wird. Jeden Freitagmittag essen wir Frauen sogar<br />
zusammen hier. Wir planen, einen gemeinsamen Freizeitnachmittag<br />
ins Leben zu rufen. Sie sehen, wir Frauen<br />
amüsieren uns hier ebenfalls!<br />
Das Führen eines Bistros bedarf aber eines großen persönlichen<br />
Einsatzes, oder?<br />
Ja, das ist richtig. Ich muss zugeben, dass es sehr schwer<br />
ist, wenn der Wecker morgens um 6.30 Uhr klingelt, zumal<br />
ich eher eine Langschläferin bin. Das Bistro ist an sieben<br />
Tagen der Woche geöffnet, immer von 7.30 bis 20.00 Uhr,<br />
ohne Unterbrechung. Am Ende, wenn die Tür verschlossen<br />
ist, muss noch alles aufgeräumt und geputzt werden. Ich<br />
muss mich um die Kasse und die Buchführung kümmern<br />
und natürlich auch etwas essen. Das lässt nicht viel Freizeit<br />
in meinem Leben zu. Doch ich bin derart mit meinem Geschäft<br />
verwoben, dass ich das gar nicht mehr merke. Das<br />
ist wahrscheinlich auch die größte Gefahr. Meine Tochter<br />
Laetitia und mein Bruder Stéphane unterstützen mich aber<br />
sehr. Sie haben mich seit letztem November zudem davon<br />
überzeugt, dass ich jeden Dienstagvormittag schließe. Sie<br />
hatten Recht damit, das tut mir gut. Aber wissen Sie, wenn<br />
ich am Dienstag um 14.30 Uhr aufmache, warten manchmal<br />
schon Kunden vor der Tür. Sie können sich einfach<br />
nicht vorstellen, dass ihr Café mal geschlossen hat.<br />
Bereuen Sie, dieses Abenteuer begonnen zu haben?<br />
Nein, ganz und gar nicht! Ich bin sehr glücklich über<br />
die Beziehungen, die sich in relativ kurzer Zeit zwischen<br />
mir und den Dorfbewohnern, insbesondere meinen Kunden,<br />
bilden konnten. Es stimmt, manchmal fühle ich mich<br />
müde. Doch wenn ich dann diese neuen Kontakte sehe, bin<br />
ich gleich wieder motiviert. Außerdem sind es meine Kunden,<br />
die mich als Erstes unterstützen, wenn die Stimmung<br />
mal nicht so gut ist. Sie sagen mir: « Wir sind hier ». Das tut<br />
gut.<br />
Was ist Ihrer Meinung nach der Grund, dass seit Jahren immer<br />
mehr Bistros in Frankreich schließen?<br />
Es gibt externe Gründe: Das Rauchverbot spielt eine<br />
große Rolle, genauso die Versuche, den Alkoholkonsum<br />
der Menschen zu reduzieren. Gesetzliche Vorschriften<br />
sind zum Teil sehr einschränkend und belastend. Wussten<br />
Sie, dass ein Wirt für seinen Gast bis nach Hause verantwortlich<br />
ist? Wenn ein Kunde mit zuviel Alkohol hinterm<br />
Steuer nach einem Barbesuch erwischt wird, so kann das<br />
Bistro sogar von Amtswegen geschlossen werden, ganz zu<br />
schweigen von den Bußgeldern. Ich verstehe, was man damit<br />
bewirken will. Aber wie kann man so weitgehend für<br />
einen Gast verantwortlich sein?<br />
Doch der wichtigste Grund ist für mich hausgemacht:<br />
Wenn ein Bistro seine gesellschaftliche Rolle einbüßt,<br />
verliert es seine Daseinsberechtigung. Für mich ist das, als<br />
würde es seine Seele verlieren. Dann bleibt nur noch die<br />
Schließung. Ich glaube, dass hat man heute leider ein wenig<br />
vergessen.<br />
Madame Sourillant, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 73
Frankreich heute Ehrenlegion<br />
Die Ehrenlegion<br />
Geht es noch um Verdienste?<br />
1802 von Napoleon Bonaparte ins Leben gerufen,<br />
ist die Ehrenlegion die ranghöchste nationale<br />
Auszeichnung, die es in Frankreich gibt. Mit ihr sollen<br />
besondere Verdienste ziviler oder militärischer Art<br />
zum Wohle der Nation gewürdigt werden. So legt<br />
es zumindest das zugrundeliegende Regelwerk<br />
fest. Ausgezeichnet werden kann man nur<br />
vom Staatspräsidenten, was der Ehrenlegion<br />
einen politischen, für einige zu politischen<br />
Beigeschmack verleiht. Viele Träger des<br />
französischen Verdienstkreuzes zeigen stolz<br />
ihre Auszeichnung zu jeder Gelegenheit,<br />
die sich bietet. Andere haben die<br />
Annahme von Anfang an verweigert.<br />
Porträt einer 209 Jahre alten Tradition,<br />
die bis heute regelmäßig für<br />
leidenschaftliche Diskussionen<br />
im Land sorgt.<br />
Frankreich ist bisweilen stolz darauf, anders zu sein.<br />
Ein Beispiel dafür ist die Ehrenlegion. Während in<br />
vielen westlichen Demokratien Verdienstorden aus<br />
der Mode gekommen sind oder nur noch eine untergeordnete<br />
Rolle spielen, besitzt die Légion d’honneur jenseits des<br />
Rheins eine unverändert starke Strahlkraft, selbst wenn das<br />
Image einige Kratzer abbekommen hat. Bis heute schmücken<br />
sich viele Ausgezeichnete gerne mit ihrem Verdienstorden.<br />
Man ist stolz darauf.<br />
Die Franzosen haben es sogar geschafft, die Insignien<br />
der Ehrenlegion den modernen Zeiten anzupassen. Da es<br />
heute allgemein als wenig praktisch erachtet wird, mit einer<br />
schweren Medaille durch den Alltag zu gehen, schuf man<br />
« Zusatzprodukte »: kleine Anstecknadeln und Ordensbänder,<br />
die sich diskret an der Kleidung befestigen lassen, so<br />
dass sie für den Träger nicht störend sind, trotzdem den<br />
wissenden Betrachter auf die eigenen Verdienste hinweisen.<br />
Dabei gibt es für das Anlegen dieser Nadeln und Bänder<br />
klare Vorschriften. Gewöhnlich befestigt man sie am Loch<br />
des Revers des Sakkos. Nicht zu verwechseln sind diese Insignien<br />
aber mit Anstecknadeln, die manchmal bei internationalen<br />
Gipfeltreffen zum Kennzeichnen von Teilnehmern<br />
benutzt werden.<br />
Wenn man aufmerksam die französischen Nachrichtensendungen<br />
im Fernsehen verfolgt, stellt man fest, wie<br />
beliebt diese roten und blauen Bänder und Nadeln sind und<br />
wie viele<br />
P o l i t i k e r ,<br />
Wis sen schaft ler,<br />
Schrift stel ler, Un ter nehmenschefs, Journalisten, Schauspieler<br />
oder Sänger bereits mit der Ehrenlegion ausgezeichnet<br />
wurden. Unweigerlich stellt man sich die Frage, welche<br />
Verdienste für eine derartige Ehrung notwendig sind. Um<br />
darauf eine Antwort zu geben, sollte man zunächst die historischen<br />
Hintergründe der Ehrenlegion kennen.<br />
Geschaffen wurde die Ehrenlegion von keinem Geringeren<br />
als Napoleon Bonaparte. Man schrieb das Jahr<br />
1802. Die Französische Revolution hatte die alten Orden<br />
des Ancien Régime abgeschafft. Es gab für die Mächtigen<br />
keine Möglichkeit mehr, Bürger für besondere Verdienste<br />
zu ehren. Für Napoleon war das Fehlen dieser Orden ein<br />
unhaltbarer Zustand. « Man nenne mir einen Staat, in dem<br />
es keine Auszeichnungen für Verdienste gibt », erklärte er.<br />
« Die Franzosen haben nur ein Bedürfnis, und zwar geehrt<br />
zu werden. Darauf braucht es eine Antwort: Auszeichnun-<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Links: Im Palais de Salm gibt es auch ein Museum. Rechts: Eine der lizenzierten Boutiquen in Paris.<br />
gen. » Für ihn war die Einführung der Ehrenlegion Teil<br />
einer umfassenden Neuorganisation des Staates, so wie die<br />
Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuches, des Staatsrates<br />
(Conseil d’Etat), des Rechnungshofes (Cour des Comptes),<br />
der Präfekturen oder der Eliteuniversitäten (Grandes<br />
Ecoles).<br />
Napoleon sah die ganze Sache sehr pragmatisch und<br />
machte keinen Hehl daraus: « Man behauptet, die Ehrenlegion<br />
sei Firlefanz. Na und, dann ist es eben mit Firlefanz,<br />
womit man die Menschen führt. » Um das Bedürfnis nach<br />
Anerkennung zu befriedigen, führte Napoleon gleich ein<br />
vierstufiges System ein: Chevalier (Ritter), Officier (Offizier),<br />
Commandant, heute Commandeur (Kommandeur)<br />
und Grand Officier (Großoffizier). Als er Kaiser war, ergänzte<br />
er 1805 das System um eine fünfte Stufe: Grand<br />
Aigle, heute Grand-Croix (Großkreuz).<br />
Bis heute hat sich das Regelwerk hinter diesen unterschiedlichen<br />
Auszeichnungen nicht grundlegend geändert.<br />
Der Staatspräsident ist der Grand Maître (Großmeister)<br />
der Ehrenlegion. Er hat in allen Angelegenheiten das letzte<br />
Wort und nur er kann Bürger auszeichnen. Es ist nicht<br />
möglich, sich selbst um einen Verdienstorden zu bewerben.<br />
Vielmehr erhält der Staatspräsident über seine Minister<br />
Vorschläge für die Ernennung. Praktisch gesehen hat jeder<br />
Minister ein gewisses jährliches Kontingent an möglichen<br />
Kandidaten. Ihm werden diese meist über die Präfekturen,<br />
Vereine oder Unternehmen zugetragen. Seit 2008 gibt es<br />
aber eine Neuerung, nachdem auch Bürger andere Bürger<br />
vorschlagen können. Dafür muss ein Antrag ausgefüllt werden,<br />
in dem die Gründe für die Empfehlung dargelegt werden.<br />
Anschließend muss dieser von mindestens 49 anderen<br />
Personen unterschrieben werden, bevor er in der Präfektur<br />
eingereicht werden kann.<br />
Ein Minister übermittelt die von ihm ausgesuchten<br />
Namen dem Rat der Ehrenlegion (Conseil de l’Ordre de la<br />
Légion d’honneur), der im herrschaftlichen Palais de Salm<br />
am Ufer der Seine neben dem Musée d’Orsay untergebracht<br />
ist. Der Rat überprüft anhand einiger Grundsätze, ob ein<br />
Vorschlag entgegengenommen werden kann. So muss ein<br />
Anwärter auf die Ehrenlegion Franzose sein und über eine<br />
mindestens 20-jährige Berufserfahrung oder andersartige<br />
Tätigkeit verfügen, während derer er sich besondere Verdienste<br />
erworben hat. Ebenso wird überprüft, ob ein Kandidat<br />
integer ist.<br />
Die Vorschläge, die dieser Überprüfung standhalten,<br />
werden danach dem Staatspräsidenten übermittelt, der<br />
letztendlich darüber entscheidet. Fünfmal im Jahr setzt er<br />
seine Unterschrift unter die entsprechenden Dekrete zur<br />
Auszeichnung. Für Orden im zivilen Bereich immer am 1.<br />
Januar, zu Ostern und am 14. Juli, für Auszeichnungen im<br />
militärischer Bereich stets Anfang <strong>Mai</strong> und Anfang Juli.<br />
Allerdings wird der geehrte Bürger nicht gerade verwöhnt.<br />
Die Zeremonie für die Verleihung des Verdienstordens<br />
muss er selbst organisieren. Überreicht werden kann<br />
der Orden dabei nur von jemandem, der bereits zur Ehrenlegion<br />
gehört und einen Orden besitzt, der mindestens<br />
dem gleichen Niveau angehört. Auch die Medaillen muss<br />
der Auserwählte selbst kaufen. Er hat dafür die Auswahl<br />
zwischen drei Boutiquen in Paris, die dafür lizenziert sind,<br />
und der staatlichen Münzprägeanstalt (Monnaie de Paris).<br />
Je nach Grad der Auszeichnung haben die Verdienstorden<br />
einen Durchmesser zwischen 40 und 90 Millimetern, was<br />
sich auch in den Preisen widerspiegelt. Sie fangen bei 50<br />
Euro an und gehen hoch bis zu 900 Euro. Die zusätzlichen<br />
Anstecknadeln und Ordensbänder sind dagegen erschwinglicher<br />
und kosten meist nur einige Euro. Hinzu kommen<br />
noch Gebühren, die von der Großen Kanzlei der Ehrenlegion<br />
(Grande Chancellerie de la Légion d’honneur) erhoben<br />
werden und sich auf 20 bis 102 Euro belaufen.<br />
Finanziell betrachtet ist die Auszeichnung mit einem<br />
Verdienstkreuz also eher unattraktiv. Denn außer für Militärangehörige,<br />
die eine jährliche Zahlung von 35 Euro<br />
erhalten, wenn sie ausgezeichnet wurden, verdient man mit<br />
der Ehrenlegion keinen einzigen Euro. Das einzige konkrete<br />
Privileg besteht darin, dass man seine Töchter, Enkelinnen<br />
oder Großenkelinnen an einer der beiden konservativen<br />
Mädcheninternate der Ehrenlegion anmelden kann. Das<br />
Tragen von Schuluniformen ist in diesen Einrichtungen<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 75
Frankreich heute Ehrenlegion<br />
obligatorisch. Die<br />
dung zwischen Nicolas<br />
Schülerinnen sind<br />
und Cécilia<br />
die Demoiselles de la<br />
Légion d’honneur (dt.<br />
Fräulein der Ehrenlegion).<br />
Eine Aufnahme<br />
des Nachwuchses<br />
ist aber nicht automatisch<br />
Sarkozy zuvor äußerst<br />
geräuschlos über die<br />
Bühne gebracht hat?<br />
Ein anderer Trend,<br />
der in letzter Zeit<br />
festzustellen und der<br />
garantiert,<br />
zum Imageverfall der<br />
vielmehr muss ein<br />
Ehrenlegion beiträgt,<br />
Auswahlprozess bestanden<br />
ist, dass die Welt des<br />
werden. Au-<br />
ßerdem fallen saftige<br />
Showbusiness immer<br />
mehr Einzug in den<br />
Schulgebühren von<br />
Kreis der Geehrten<br />
bis zu 2.000 Euro pro<br />
Jahr an, zusätzlich der<br />
Kosten für die Uniformen<br />
natürlich.<br />
Das Schaufenster der Boutique Bacqueville.<br />
hält. So wurden etwa<br />
die Schauspieler Jean<br />
Reno und Christian<br />
Clavier oder die Sängerin<br />
Der Wert der Ehrenlegion ist also vor allem symbolischer<br />
Natur. Wahrscheinlich hatte Napoleon Recht, als er<br />
meinte, dass man ein wenig Firlefanz zum Regieren eines<br />
Volkes braucht.<br />
Doch wer gehört eigentlich zur Ehrenlegion? Bis heute<br />
wurden um die 100.000 Menschen damit ausgezeichnet.<br />
Ein wirklich verbindendes Element zwischen den Auserwählten,<br />
außer dem allgemeinen Verweis auf die besonderen<br />
Verdienste, gibt es allerdings nicht. Manchmal kann<br />
man sogar das Gefühl haben, dass einige Prominente nur<br />
genügend Geduld brauchten, um den Verdienstorden früher<br />
oder später zu bekommen. So steht mancher Name auf<br />
der Liste der Ehrenlegion, bei dem man sich fragt, welcher<br />
besondere Verdienst an der Nation sich wohl dahinter verbergen<br />
mag.<br />
Die Entwicklung, die dahin geführt hat, begann bereits<br />
Ende des 19. Jahrhunderts. Der Staatspräsident Jules Grévy<br />
musste 1887 auf öffentlichen Druck hin sogar zurücktreten,<br />
da sein Schwiegersohn den Verkauf von Auszeichnungen<br />
organisiert hatte. Das Image der Ehrenlegion hat darunter<br />
gelitten, dass Minister im Laufe der Jahrzehnte immer wieder<br />
Freunde auf die Vorschlagsliste gesetzt haben und dass<br />
Staatspräsidenten sich zum Ende ihrer Amtszeit bei Unterstützern<br />
mit einer Auszeichnung bedankten.<br />
Diese Art von Vetternwirtschaft scheint bis heute Bestand<br />
zu haben. Man muss über einige Nominierungen aus<br />
letzter Zeit einfach staunen. So gehören zu den Auserwählten<br />
der letzten Jahre Köche, bei denen Nicolas Sarkozy gern<br />
gesehener Gast ist. Selbst wenn der Präsident es geschafft<br />
hat, die französische Mahlzeit von der UNESCO als Welterbe<br />
anerkennen zu lassen, so kann man schon Zweifel<br />
äußern, ob die Gerichte dieser Köche wirklich ein besonderer<br />
Dienst an der Nation sind. Etwas fragwürdig ist auch,<br />
warum der Werbefachmann Jacques Séguéla ausgezeichnet<br />
wurde, der zufälligerweise Carla Bruni einst Nicolas Sarkozy<br />
vorstellte. Und sollte man es nicht auch merkwürdig<br />
finden, wenn ein bis dahin unbekannter Richter, Nicole<br />
Choubrac, die Ehrenlegion erhält, nachdem er die Schei-<br />
Didier Barbelivien mit Orden bedacht, ohne dass man<br />
den außergewöhnlichen Verdienst dieser Künstler an der<br />
Nation wirklich zweifelsohne bejahen müsste. Auch Paco<br />
Rabanne könnte man in diesem Zusammenhang nennen,<br />
es sei denn, seine Weltuntergangsvorhersagen werden als<br />
besonderer Verdienst am Volk angesehen.<br />
Außerdem werden Regeln missachtet. So legt das Regelwerk<br />
beispielsweise eindeutig fest, dass der Orden wieder<br />
aberkannt werden kann, wenn der Träger eine Straftat begeht<br />
und zu einer mindestens einjährigen Gefängnisstrafe<br />
verurteilt wird. Wenn man sich die Namenliste der Ehrenlegion<br />
aber anschaut, findet man auf ihr einige Namen von<br />
Verurteilten, ohne dass ihnen der Orden weggenommen<br />
wurde – meist weil es berühmte Politiker waren und man<br />
eine Rücknahme der Auszeichnung für nicht angemessen<br />
oder notwendig empfand.<br />
Dies alles hat dazu beigetragen, dass die Ehrenlegion etwas<br />
von ihrem Glanz verloren hat. Sogar die Große Kanzlei<br />
der Ehrenlegion ist sich dessen inzwischen bewusst, selbst<br />
wenn man vor offener Kritik noch zurückschreckt. Das<br />
Missfallen über diese Entwicklung hat man trotzdem schon<br />
diskret zum Ausdruck gebracht.<br />
Schließlich kommt es heute mehr und mehr vor, dass<br />
Nominierte die Auszeichnung von vorneherein ablehnen.<br />
Dies ist zwar nicht neu, auch Albert Camus, Pierre und<br />
Marie Curie, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir oder<br />
Léo Ferré verweigerten ihre eigenen Auszeichnungen,<br />
doch die Entwicklung ist beunruhigend. Als der Dichter<br />
Aragon seinen Orden ablehnte, schrieb Jacques Prévert den<br />
berühmt gewordenen Satz: « Es ist sehr gut, die Ehrenlegion<br />
abzulehnen. Noch besser ist, sie gar nicht verdient zu<br />
haben. » Die Kandidaten, die dieser Tage ablehnen, berufen<br />
sich meist auf ihren Widerwillen gegenüber der Politik von<br />
Nicolas Sarkozy und eine Ehrenlegion, die durch Skandale<br />
zu wenig ihrem einstigen Ideal entspricht.<br />
Doch trotz aller Kritik, eines ist auch sicher: Solange<br />
Menschen sich gerne mit Auszeichnungen schmücken, hat<br />
die Ehrenlegion noch eine lange Zukunft vor sich.<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
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Frankreich heute Städtevergleich<br />
Serie: Städtevergleich (3)<br />
Cannes versus Saint-Tropez<br />
Nachdem wir uns in den letzten<br />
beiden Ausgaben mit der Frage<br />
beschäftigt haben, wer die Nummer<br />
2 im Land ist (Lyon versus Marseille)<br />
und wer den Ton im Südwesten<br />
angibt (Bordeaux versus Toulouse),<br />
geht es dieses Mal um eine<br />
Rivalität zweier Kommunen im<br />
Südosten Frankreichs.<br />
Auf den ersten Blick wirken Cannes und Saint-Tropez<br />
wie zwei sehr ungleiche Schwestern. Beide<br />
Orte gelten als die Perlen der Côte d’Azur. Wenn<br />
es aber um die Frage geht, wer mondäner ist und wer mehr<br />
Reiche und Schöne anlockt, entsteht durchaus ein gewisses<br />
Konkurrenzverhältnis. Grundsätzlich fühlen sich Millionäre<br />
sowie Stars aus dem Show-<br />
Business in beiden Orten sehr<br />
wohl. Die jeweiligen Ortsnamen<br />
sind schließlich ein Synonym für<br />
Glamour und Luxus. Nur 44 Kilometer<br />
Luftlinie trennen die beiden<br />
Rivalen an einer der bekanntesten<br />
Küsten der Welt. Die folgenden<br />
Vergleiche beziehen sich jeweils<br />
auf die beiden Kommunen und<br />
nicht auf ihre Großräume.<br />
Wo haben die<br />
Einwohner mehr<br />
Platz?<br />
Es mag erstaunlich klingen,<br />
aber flächenmäßig ist<br />
der Unterschied zwischen<br />
Cannes und Saint-Tropez<br />
weniger groß, als man angesichts<br />
der Einwohnerzahlen vermuten würde. Dies wirkt sich<br />
natürlich auf die Bevölkerungsdichte aus.<br />
Fläche in Quadratkilometern<br />
Cannes: 19,62<br />
Saint-Tropez: 11,18<br />
Bevölkerungsdichte in Einwohnern pro Quadratkilometer<br />
Cannes: 3.610<br />
Saint-Tropez: 505<br />
Wo leben mehr Menschen?<br />
Ganz eindeutig und mit viel Abstand: in<br />
Cannes. Allerdings schwillt die Anzahl der<br />
Menschen, die sich im Sommer dort aufhalten,<br />
in beiden Orten enorm an.<br />
Cannes: 70.829 Einwohner<br />
Saint-Tropez: 5.640 Einwohner<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Wo ist man reicher?<br />
Klein, aber oho, könnte das Motto von<br />
Saint-Tropez heißen. Die Einwohner<br />
haben einkommensmäßig die Nase<br />
vorn. Das zu versteuernde jährliche<br />
Einkommen liegt pro Haushalt um<br />
durchschnittlich fast 10.000 Euro über<br />
dem von Cannes. Hierin zeigt sich aber<br />
auch, dass Cannes eine « richtige » Stadt<br />
ist, wo die Bevölkerung naturgemäß heterogener<br />
ist.<br />
Cannes: 37.128 Euro<br />
Saint-Tropez: 46.678 Euro<br />
Filmfestival<br />
versus Brigitte Bardot<br />
Sowohl Cannes als auch Saint-Tropez haben<br />
ihre « Botschafter », die zur Berühmtheit<br />
der Orte beigetragen haben. In Cannes ist es das<br />
internationale Filmfestival, das<br />
seit 1946 stattfindet und als das<br />
wichtigste der Welt gilt. Jeden<br />
<strong>Mai</strong> lockt die Goldene Palme<br />
Filmstars und Regisseure von allen<br />
Kontinenten an die Croisette.<br />
Der rote Teppich auf der Treppe<br />
Wo werden mehr<br />
Steuern bezahlt?<br />
Wo mehr Geld ist, zahlt man mehr<br />
Steuern. Eine These, die sich im<br />
Fall von Cannes und Saint-Tropez<br />
bestätigt, wenn man den Anteil der<br />
Haushalte vergleicht, die Steuern<br />
bezahlen.<br />
Cannes: 52,1 %<br />
Saint-Tropez: 59,8 %<br />
zum Palais des Festivals ist dann ein Muss für alle, die dazugehören<br />
wollen. Saint-Tropez verdankt sein Image ebenfalls<br />
der Filmwelt, aber in Form einer Schauspielerin und Sängerin,<br />
die auch Vorkämpferin der Emanzipation war und bis<br />
heute leidenschaftliche Tierschützerin ist: Brigitte Bardot.<br />
Sie wohnt seit 1958 in der Villa Madrague. In den 1960er-<br />
Jahren erhielt sie von der Gemeinde die Ausnahmegenehmigung,<br />
den Strand vor ihrem Haus mit einer Mauer zu<br />
beiden Seiten vor neugierigen Blicken zu schützen. Bis<br />
heute ist ihre Villa eine der am besten abgeschirmten<br />
im Dorf.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 79
Frankreich heute Städtevergleich<br />
Wo sind die Immobilienpreise höher?<br />
Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für den<br />
Kauf einer Eigentumswohnung ist in Saint-Tropez<br />
signifikant teurer als in Cannes. Zudem ist das Angebot<br />
an kaufbaren Objekten sehr viel beschränkter.<br />
Cannes: 4.913 Euro<br />
Saint-Tropez: 6.989 Euro<br />
Wo findet man mehr<br />
Ferienwohnungen bzw. -häuser?<br />
Da Cannes sehr viel größer ist als Saint-Tropez,<br />
existieren dort natürlich auch mehr Ferienwohnungen<br />
bzw. -häuser. Setzt man die Zahl jedoch in<br />
Relation zu der Anzahl der insgesamt existierenden<br />
Wohnungen und Häuser in den beiden Kommunen,<br />
kehrt sich das Verhältnis um. In Saint-Tropez dient<br />
jede zweite Wohnung bzw. jedes zweites Haus nur<br />
als Zweitwohnsitz.<br />
Stadt<br />
versus Fischerdorf<br />
Cannes ist eine Stadt, die urbanes Lebensgefühl<br />
bietet. Hier gibt es alles, was eine Großstadt<br />
ausmacht, vom Shoppingcenter über soziale<br />
Brennpunkte bis zu Verkehrsstaus. Im Sommer stauen<br />
sich zwar auch die Autos auf dem Weg nach Saint-Tropez,<br />
doch ansonsten legt die Gemeinde unverändert viel<br />
Wert darauf, ein Fischerdorf zu bleiben. Die Dimensionen<br />
sind überschaubar und das Leben entsprechend geruhsam,<br />
wenn auch<br />
Wo leben mehr Singles?<br />
Anders als in vielen<br />
Großstädten ist der Anteil<br />
von Singles an der<br />
Bevölkerung in beiden<br />
Orten relativ gering.<br />
Cannes: 32,7 %<br />
Saint-Tropez: 34,0 %<br />
Wo leben mehr Rentner?<br />
Zwar leben in Cannes mehr junge<br />
Menschen als in Saint-Tropez, aber<br />
auch mehr Rentner haben dort ihr<br />
Zuhause. In beiden Orten sind es oft<br />
vor allem wohlhabende Senioren, die<br />
sich dort zur Ruhe gesetzt haben.<br />
Cannes: 35,8 %<br />
Saint-Tropez: <strong>33</strong>,4 %<br />
Anzahl Ferienwohnungen/-häuser<br />
Cannes: 24.618 von insgesamt 67.458<br />
Saint-Tropez: 3.356 von insgesamt 6.635<br />
mit einer sehr<br />
stark mondänen<br />
Ausprägung.<br />
Wo ist es wärmer?<br />
Beide Orte besitzen sehr günstige<br />
klimatische Bedingungen. Während<br />
es in punkto Sonnenschein mit jeweils<br />
knapp 2.750 Sonnenstunden<br />
pro Jahr keine Unterschiede gibt,<br />
kann Saint-Tropez bei den Durchschnittstemperaturen<br />
höhere Werte<br />
aufweisen, was sich primär durch<br />
die geschütztere Lage erklärt.<br />
Durchschnittstemperaturen im Januar<br />
Cannes: 7,9°<br />
Saint-Tropez: 9,3°<br />
Durchschnittstemperaturen im August<br />
Cannes: 22,1°<br />
Saint-Tropez: 23,4°<br />
Jahresmitteltemperatur<br />
Cannes: 14,6°<br />
Saint-Tropez: 15,6°<br />
Anteil am Immobilienbestand<br />
Cannes: 36,5 %<br />
Saint-Tropez: 50,6 %<br />
Wo leben mehr junge<br />
Leute?<br />
Die Stadt Cannes ist für junge<br />
Menschen und Familien attraktiver<br />
als das Fischerdorf Saint-Tropez.<br />
Der Anteil der Unter-20-Jährigen<br />
ist an der Croisette um fast drei<br />
Prozentpunkte höher.<br />
Cannes: 17,0 %<br />
Saint-Tropez: 14,4 %<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Wo gibt es mehr Luxushotels, wo mehr Campingplätze?<br />
Sowohl in Cannes als auch in Saint-Tropez spielt der Tourismus<br />
eine wichtige Rolle. Zwar ist das Angebot an Unterkünften<br />
in Cannes insgesamt größer, in Saint-Tropez ist es – relativ<br />
betrachtet – aber luxuriöser.<br />
Anzahl der Campingplätze<br />
Cannes: 1<br />
Saint-Tropez: 0<br />
Wo gibt es mehr Geschäfte und<br />
Restaurants?<br />
Natürlich hat Cannes – absolut betrachtet – einen<br />
Vorsprung. Rechnet man die Anzahl aber auf die<br />
Einwohnerzahl um, führt Saint-Tropez die Hitliste<br />
in jeder Kategorie an. (Stand: 31.03.<strong>2011</strong>)<br />
Anzahl der Hotels ohne Sterne<br />
Cannes: 3 (von insgesamt 100 Hotels, Stand: 01.01.2010)<br />
Saint-Tropez: 0 (von insgesamt 23 Hotels,<br />
Stand: 01.01.2010)<br />
Anzahl von 4- und 5-Sterne-Hotels<br />
Cannes: 27 (entspricht 27 %)<br />
Saint-Tropez: 9 (entspricht 39 %)<br />
Anzahl Restaurants<br />
Cannes: 354 (eins pro 200 Einwohner)<br />
Saint-Tropez: 88 (eins für 64 Einwohner)<br />
Anzahl Bistros<br />
Cannes: 90 (eins für 787 Einwohner)<br />
Saint-Tropez: 15 (eins für 376 Einwohner)<br />
La Tropézienne<br />
versus ...<br />
Natürlich gibt es in Cannes viele Spezialitäten<br />
aus der Region, etwa eine bekannte Kräuterpastete<br />
(tourte aux herbes), die pissaladière, eine Art<br />
Pizza, oder diverse Aufläufe (farcis). Aber keines der Gerichte<br />
ist fest mit dem Namen der Stadt verbunden, anders als in Saint-<br />
Tropez, wo die tropézienne die Rolle des kulinarischen Botschafters<br />
übernimmt. Es handelt sich dabei um eine Brioche mit Zuckerguss und<br />
Crème-Füllung. Das Rezept dafür ist ein wohlgehütetes Geheimnis, das<br />
sogar patentiert wurde. Die Geschichte dahinter passt zum Mythos des<br />
Fischerdorfs: Der polnische Konditor Alexandre Micka kommt Anfang der<br />
1950er-Jahre in die Provence. In Saint-Tropez eröffnet er eine Konditorei,<br />
in der er Gebäck anbietet, das nach Rezepten seiner Großmutter hergestellt<br />
wird. Eines Tages hat er die Gelegenheit, eine Brioche nach Art des Hauses<br />
Brigitte Bardot anzubieten. Sie schlägt vor, diese Köstlichkeit tarte de<br />
Saint-Tropez zu taufen. Der Konditor macht daraus die tropézienne, für<br />
deren Rezept er sofort ein Patent anmeldet und deren Namen er sich<br />
markenrechtlich schützen lässt.<br />
Anzahl Bäckereien/Konditoreien<br />
Cannes: 31 (eine für 2.285 Einwohner)<br />
Saint-Tropez: 3 (eine für<br />
1.880 Einwohner)<br />
Anzahl Fischhändler<br />
Cannes: 12 (einer für<br />
5.902 Einwohner)<br />
Saint-Tropez: 8 (einer<br />
für 705 Einwohner)<br />
Anzahl Juweliere<br />
Cannes: 78 (einer für<br />
908 Einwohner)<br />
Saint-Tropez: 21 (einer<br />
für 169 Einwohner)<br />
Gemeinsam einzigartig<br />
Sowohl in Cannes als auch in Saint-Tropez liebt man den<br />
Luxus. Die Schönen und Reichen der Welt fühlen sich<br />
hier wohl. Wie kaum andere Städte im Land sind Cannes<br />
und Saint-Tropez so etwas wie die Vitrinen eines Luxuslebens<br />
à la française. Allerdings gibt es Unterschiede,<br />
wie der Reichtum nach außen getragen wird. In Cannes<br />
schieben sich Ferraris und andere Luxusautos über die<br />
Croisette, zeigt man gerne teuren Schmuck oder trägt<br />
Kleider der Haute-Couture. In Saint-Tropez versteckt<br />
sich der Luxus dagegen ein wenig. Zwar kosten die Häuser<br />
im Dorf ein Vermögen, von außen sieht man es ihnen<br />
aber nicht unbedingt an. Wenn es allerdings um die<br />
großen Jachten im Hafen geht, ist auch in Saint-Tropez<br />
jeglicher Hang zur Bescheidenheit schnell verflogen.<br />
Quelle: Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques (INSEE) 2010 (weitgehend basierend auf der letzten verfügbaren<br />
Datenerhebung aus dem Jahre 2007), außer wenn gesondert gekennzeichnet.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 81
Kulturszene<br />
CDs<br />
Unsere Auswahl stellt heute CDs des Independent-Labels Totoutard<br />
vor, das interessante französische Künstler vertritt und deren Alben<br />
unter www.totoutard.com zum Kauf per Download oder Versand<br />
angeboten werden.<br />
Têtes Raides: L’An Demain<br />
Die Têtes Raides wurden 2002 bekannt, als bei der Präsidentschaftswahl<br />
die extreme Rechte in die Stichwahl<br />
gelangte. Das lang erwartete neue Album der engagierten<br />
Band präsentiert nun poetische Texte, die zu einer<br />
nuancierten Musik mit eindrucksvoll charakteristischer<br />
Stimme gesungen werden. Ein reines Hörvergnügen!<br />
Thomas Fersen: Je suis au paradis<br />
Thomas Fersen ist einer der großen Sänger, die zur Erneuerung<br />
des französischen Chansons beigetragen haben. In seinen Liedern<br />
besingt er die Liebe zu Comic-Helden, deren Träume und<br />
Verrücktheiten und ihren manchmal schwarzen Humor. Fersens<br />
neues Album ist wie ein guter Roman, in den man sich mit Vergnügen<br />
stürzt und fürchtet, dass er zu schnell enden könnte.<br />
L: Initiale<br />
Raphaële Lannadère, die lange die großen Klassiker von Barbara, Piaf und<br />
Brel interpretiert hat, veröffentlich nun ihr neues Album mit eigenen Songs.<br />
Das « L », mit dem sie sich benennt, soll uns ermuntern, die Geschichten<br />
hinter den Dingen zu entdecken. Wenn man diese Musik hört, kann man<br />
sich gut vorstellen, wie die Sängerin in ihrer Dachkammer vor sich hinträumt.<br />
Eine Entdeckung.<br />
Barfuß auf Nacktschnecken<br />
Frankreich 2010, 103 min • Originaltitel: Pieds nus sur les limaces • Ein Film von Fabienne Berthaud<br />
mit Diane Kruger, Ludivine Sagnier, Denis Ménochet u.a. • Kinostart 05. <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong>, im Verleih<br />
von Alamode<br />
Lily lebt in einer skurrilen Fantasiewelt und macht meistens das, wozu sie gerade Lust<br />
hat. Als ihre Mutter plötzlich stirbt, übernimmt ihre strenge ältere Schwester Clara<br />
die Erziehung. Aber unter dem Einfluss der eigenwilligen Lily findet Clara mehr<br />
und mehr Geschmack an der von Lily vorgelebten Ungebundenheit. Sie beginnt, ihr<br />
konformes Leben in Frage zu stellen. Ein wunderbar verspielter Sommerfilm mit<br />
Starbesetzung.<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Sempé:<br />
Für Gartenfreunde<br />
Zeichnungen, 80 Seiten, Diogenes Verlag<br />
Bücher<br />
In seiner unvergleichlich subtilen und poetischen Art skizziert der Vater des « Kleinen<br />
Nick », der französische Zeichner Sempé, die Beziehungen und Wechselwirkungen<br />
zwischen Mensch und Natur auf dem Land oder in der Großstadt. Ein<br />
Buch für alle, die einen grünen Daumen haben.<br />
Amélie Nothomb: Winterreise<br />
Roman, 115 Seiten, Diogenes Verlag<br />
Sie ist der schillernde Superstar unter den französischen Schriftstellern: Amélie<br />
Nothomb. Jedes ihrer Bücher wird breit diskutiert und erzielt Millionenauflagen.<br />
Die Frau mit dem extravaganten schwarzen Hut hat nun mit dem Beziehungsroman<br />
« Winterreise » ihr neuestes Werk veröffentlicht. Ein verrückter Minnesang<br />
über das schönste Thema (der Literatur) überhaupt – die Liebe.<br />
Jean-Michel Guenassia:<br />
Der Club der unverbesserlichen Optimisten<br />
Roman, 685 Seiten, Insel Verlag<br />
Der preisgekrönte Debütroman des Theater- und Fernsehmanns Guenassia nimmt uns<br />
mit in das Paris der 1950er-Jahre. Existenzialismus, Kalter Krieg, Algerienkonflikt<br />
– die Zeiten sind für einen Zwölfjährigen verwirrend. Bis Michel im Hinterzimmer<br />
einer Kneipe auf eine merkwürdige Versammlung von Emigranten trifft. Eine völlig<br />
neue Welt tut sich für den Heranwachsenden auf. Sehr lesenswert.<br />
Filme<br />
Der Name der Leute<br />
Frankreich 2009, 104 min • Originaltitel: Le Nom des gens • Ein Film<br />
von Michel Leclerc mit Sara Forestier, Jacques Gamblin, Carole<br />
Franck u.a. • Kinostart 14. April <strong>2011</strong>, im Verleih von X-Verleih<br />
Die junge attraktive Politaktivistin Bahia kämpft mit aufbrausender Leidenschaft<br />
für alle gerade verfügbaren Randgruppen. Das Motto « Make love, not<br />
war » nimmt sie wörtlich und schläft mit politisch rechts stehenden Männern,<br />
um sie ideologisch umzudrehen. Beim bekennenden Linkswähler Arthur<br />
macht sie eine Ausnahme. Arthur muss sich daraufhin nicht nur mit Bahias mitreißendem<br />
Idealismus, sondern auch mit der wahren Geschichte seiner Familie auseinandersetzen. Eine<br />
hintersinnige und charmante Komödie über die grenzüberschreitende Wirkung der Liebe.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 83
Art de vivre Wein<br />
A.O.C. Fitou<br />
Qualitätsgarant<br />
aus dem Süden<br />
Ein Wein, der einen träumen lässt: von<br />
südfranzösischer Sonne, duftendem Heideland<br />
und dem blauen Meer. Obwohl der Fitou zu<br />
einem geschützten Weinanbaugebiet gehört<br />
(A.O.C.), wachsen seine Trauben sowohl direkt<br />
am Mittelmeer als auch in den Höhenzügen des<br />
Corbières-Massivs. Für viele ist der Charakterwein<br />
eine Liebe auf den ersten Blick.<br />
Es ist sprichwörtlich, dass das Thema Wein in Frankreich<br />
komplex ist. Doch wundert das? In kaum einem<br />
Land wird so viel Weinanbau betrieben wie hier. In<br />
eigentlich jeder Region wird Wein produziert. Und überall<br />
sind die Winzer stolz darauf, ihren Tropfen zu einer Spezialität<br />
auszubauen. Mit mehr oder weniger Objektivität und<br />
Redlichkeit demonstrieren sie die Überlegenheit ihres Produktes<br />
gegenüber den anderen französischen Weinen, und<br />
ganz besonders gegenüber denen aus dem Ausland.<br />
Weine aus dem Elsass, aus Bordeaux, Burgund und der<br />
Côte-du-Rhône, um nur die berühmtesten zu nennen, sind<br />
zu Referenzweinen geworden. Die kleineren Weinbaugebiete<br />
hingegen haben es schwer, neben diesen Schwergewichten<br />
zu bestehen und sich auf einem Markt zu behaupten,<br />
der mehr und mehr von Konkurrenzdruck geprägt ist.<br />
Trotzdem, wenn man die bekannten Weinregionen verlässt,<br />
kann man kleinere, etwas versteckte Anbaugebiete finden,<br />
die ihrerseits Weine mit hervorragender Qualität zu akzeptablen<br />
Preisen hervorbringen.<br />
Der Languedoc im Süden Frankreichs, gelegen zwischen<br />
Nîmes und Perpignan, galt lange als uninteressante<br />
Weinregion. Mit einer gewissen Herablassung lächelten die<br />
Leute – besonders in Paris –, wenn Weine aus dem Languedoc<br />
zur Sprache kamen. Diese « Weinkenner » hielten den<br />
Wein aus dieser Region für einen gros rouge, einen plumpen<br />
Roten, für einen Wein also, der ziemlich schwer und kaum<br />
ausgebaut ist. Ein Durstlöscher ohne große Besonderheit.<br />
Oder, noch weniger schmeichelhaft: Ein Wein, der bloß<br />
Flecken macht (auf dem Tisch).<br />
Aber da hätte es schon mehr gebraucht, um die engagierten<br />
Winzer des Languedoc zu entmutigen. Innerhalb<br />
von 30 Jahren haben sie es nicht nur verstanden, ihre traditionelle<br />
Weinanbauweise zu bewahren und weiterzuentwickeln,<br />
sondern eine echte Kulturrevolution auszulösen: Die<br />
Weine aus dem Languedoc gehören heute zu den großen<br />
Weinen des Landes. Nicht weniger als 18 geschützte Weinanbaugebiete<br />
(A.O.C.) gibt es inzwischen, die sich auf<br />
40.000 Hektar erstrecken. Die Traubensorten Grenache,<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Mourvèdre, Carignan und Syrah wurden die Stars dieser<br />
Erneuerung und sorgen für einige Überraschungen in<br />
der kleinen Welt der französischen Weinkritik. Aus dem<br />
Languedoc kommen seitdem Weine, deren Namen allein<br />
die Augen der Kenner leuchten lassen: Saint-Chinian,<br />
Faugères, Corbières. Allesamt Qualitätsgaranten, die inzwischen<br />
den Stolz einer eigenen A.O.C. Languedoc ausmachen,<br />
die die Region in ihrer Gesamtheit – welch große<br />
Ehre! – seit 2007 tragen darf.<br />
Zwischen all den geschützten Anbaugebieten des<br />
Languedoc ist die 1948 verliehene A.O.C. Fitou die älteste.<br />
Zwar bezeichnet Fitou den Namen eines kleinen, typischen<br />
Mittelmeerdorfs, in der A.O.C. werden darunter aber neun<br />
Kommunen zusammengefasst: Cascastel, Caves, Fitou, La<br />
Palme, Leucate, Paziols, Treilles, Villeneuve et Tuchan, die<br />
sich auf zwei recht verschiedene Gebiete aufteilen. Das eine<br />
erstreckt sich am Meer zwischen Narbonne und Perpignan<br />
in der Nähe des Etang de Leucate. Das andere liegt in den<br />
Höhen des Corbières-Massivs. Viele Touristen kennen<br />
diese Gegenden, wenn sie vom klaren Wasser des Etang de<br />
Leucate durch die thymianreiche Heidelandschaft hinunter<br />
zur Küste des Mittelmeeres fahren. Das Anbaugebiet des<br />
Fitous hat also sehr unterschiedliche Lagen, was innerhalb<br />
einer A.O.C. selten ist.<br />
Wie kann eine solch variantenreiche Landschaft zu einem<br />
Anbaugebiet werden? Die Antwort ist schnell gefunden.<br />
Es liegt vor allem an der intensiven Sonne, der sich<br />
beide Lagen erfreuen. Sie scheint hier fast das ganze Jahr<br />
hindurch (durchschnittlich 350 Tage im Jahr). Außerdem<br />
macht der Nordwind eine wichtige Gemeinsamkeit aus. Der<br />
für die Region berühmte tramontane kann scharf und kalt<br />
sein, oder aber weich und mild. In Leucate wird deswegen<br />
nicht ohne Grund jedes Jahr ein internationales Kite- und<br />
Windsurfer-Festival (Mondial du Vent) veranstaltet.<br />
Der Fitou gilt heute in Frankreich als ein anerkanntes<br />
Anbaugebiet, dessen Weine sich mehr und mehr auf den<br />
Speisetafeln finden. Lange aber wurden sie als zweite Wahl<br />
angesehen. Kaum bekannt und kaum geliebt. Bis 1974 die<br />
Winzer des Fitou die Erlaubnis erhielten, Mourvèdre und<br />
Syrah in ihre Weinverschnitte hinzu zu geben; zwei Traubensorten,<br />
die die Verkäufe beflügelten und dem Wein aus<br />
dem Fitou eine ganz eigene Finesse verliehen.<br />
Inzwischen ist der Fitou ein weicher Rotwein mit verschiedenen<br />
Fruchtnoten. Man trinkt ihn jung mit einer<br />
Temperatur von 16 oder 17 Grad. Die Bestimmungen der<br />
A.O.C. erlauben einen Verkauf ab dem 1. <strong>Mai</strong> nach dem<br />
Erntejahr. Man trinkt ihn aber in der Regel als zwei- oder<br />
dreijährigen Wein. Manche beginnen inzwischen, ihn lagern<br />
und reifen zu lassen, was unter den Anbaugebieten des<br />
Mittelmeeres eine Besonderheit ist.<br />
Mit 63 Jahren hat die A.O.C. Fitou inzwischen ein respektables<br />
Alter erreicht. Die Zeiten sind vorbei, in denen<br />
man sich über einen Fitou lustig gemacht hat. Kein Wunder,<br />
dass die Weinfreunde im Laufe der Jahre immer höheren<br />
Preise zu zahlen haben. Früher gab es einen Fitou für einen<br />
Euro pro Flasche, heute muss man schon mit sechs bis 15<br />
Euro rechnen. Doch Winzer und Weinliebhaber sind hier<br />
einer Meinung: Beide erfreuen sich an einem Qualitätswein,<br />
der sich langsam aber sicher zu einem wahren Weingenuss<br />
entwickelt.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 85
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
Die ursprünglich aus Lothringen stammende Quiche<br />
Lorraine ist heute ein in ganz Frankreich beliebtes<br />
Gericht. Man isst sie als Vorspeise oder als Hauptgericht,<br />
dann meist begleitet von einem Salat, oder<br />
als Häppchen bei einem Aperitif oder Empfang.<br />
Dutzende von Rezepten existieren für die Quiche<br />
Lorraine. Ich möchte Ihnen eines vorstellen, das in<br />
meinen Augen am authentischsten ist und zudem den<br />
Vorteil bietet, nicht zu kalorienhaltig zu sein. Diese<br />
Quiche kommt ohne Käse, Schinken und Kartoffeln<br />
aus, ist aber nicht weniger lecker. Bon appétit!»<br />
Quiche Lorraine<br />
Für 6 Personen • Vorbereitungszeit: 30 min • Backzeit: 30 min<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Zutaten<br />
Für den Teig:<br />
1 Ei<br />
250 g Mehl<br />
125 g Butter (schwach gesalzen)<br />
1 EL sehr kaltes Wasser<br />
Für den Belag:<br />
4 Eier<br />
250 g geräucherter Speck<br />
300 ml Crème fraîche<br />
geriebene Muskatnuss<br />
Salz und Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
• Mit Mehl, Butter, Ei und Wasser einen Mürbeteig<br />
anrühren. Den Teig anschließend zu einer Kugel formen,<br />
in Frischhaltefolie einpacken und eine Stunde lang auf<br />
der untersten Ebene des Kühlschranks ruhen lassen.<br />
• Speck in Würfel schneiden und fünf Minuten<br />
in einer Pfanne in Butter anbraten. Anschließend<br />
in einem Sieb abtropfen lassen.<br />
• Die vier Eier in einer Schüssel gut verrühren. Anschließend<br />
die Crème fraîche unterrühren. Alles leicht salzen,<br />
stark pfeffern und mit etwas Muskatnuss würzen.<br />
• Tarteform (24 cm) einfetten. Den Teig gleichmäßig<br />
ausrollen und anschließend in die Form<br />
legen. Den Boden mit einer Gabel einstechen. Den<br />
Speck auf dem Teig verteilen. Danach die Masse<br />
aus Eiern und Crème fraîche darüber geben.<br />
• Die Quiche 30 Minuten bei 200 Grad im Ofen backen<br />
lassen, dabei den Backfortschritt regelmäßig<br />
überprüfen. Gegebenenfalls Tarteform mit Alufolie<br />
überdecken, damit die Quiche nicht zu trocken wird.<br />
Serviervorschlag<br />
• Es bietet sich an, zu einer Quiche Lorraine<br />
einen grünen Salat zu reichen.<br />
Weinempfehlung<br />
• Ein guter Weißwein, wie beispielsweise ein<br />
Chablis, passt perfekt zur Quiche Lorraine.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 87
Art de vivre Genuss<br />
Diskrete<br />
Früchtchen<br />
Backpflaumen aus Agen<br />
Es ist eine Frucht, die nicht viel Aufhebens von sich macht. Sie ist kein<br />
sexy Hingucker, so wie Kirschen oder Erdbeeren mit ihrem verführerischen<br />
Rot. Der dicke Kern schreckt selbst wohlwollende Gourmets ab,<br />
das schlaffe Fruchtfleisch ist empfindlich und schnell zerdrückt. Sie ist<br />
eben nur eine Pflaume. Dabei hat diese diskrete Frucht einen wahren<br />
Siegeszug rund um die Welt angetreten.<br />
Die Geschichte ist schon ziemlich unglaublich. Wie<br />
konnte es einer so kleinen und unscheinbaren Frucht<br />
gelingen, über Jahrhunderte und Kontinente hinweg<br />
den Geschmack von so vielen verschiedenen Völkern zu erobern?<br />
246.000 Tonnen werden weltweit pro Jahr durchschnittlich<br />
geerntet. Die französische Pflaume aus Agen ist dabei mit<br />
50.000 Tonnen europäischer Spitzenreiter.<br />
Begonnen hat alles in der Antike. Als auf der legendären<br />
Seidenstraße edelste Stoffe zwischen Syrien und China<br />
ausgetauscht wurden, reiste quasi inkognito die Pflaume<br />
von einem Kontinent zum anderen mit. Später waren es<br />
die Griechen und Römer, die sich ihrer intensiver annahmen<br />
und sie im ganzen Mittelmeerraum verbreiteten. Sie<br />
machten die Frucht populär und überlieferten das Wissen,<br />
wie sie getrocknet und – damals von enormer Wichtigkeit<br />
– haltbar gemacht werden konnte. Und tatsächlich war<br />
der Pflaumenbaum der einzige kultivierte Obstbaum, der<br />
bei den Galliern in der Antike bekannt war. Ein Obelix,<br />
wenn er denn wirklich gelebt hat, wird sich ganz bestimmt<br />
auch an Pflaumen gelabt haben können. Jedenfalls wurden<br />
in archäologischen Ausgrabungen Pflaumenkerne in Grabbeilagen<br />
antiker gallischer Gräber gefunden, die von der<br />
Bedeutung, die man der Frucht damals zuschrieb, zeugen.<br />
Es mag verwundern, dass die Pflaume bei unseren Vorfahren<br />
einen so hohen Stellenwert hatte. Fakt ist aber, dass<br />
zwischen Damaskus und Athen, zwischen Rom und Granada<br />
in den Schriften der großen Schriftsteller und Historiker<br />
immer wieder ihr Name auftaucht. Herodot, Plinius<br />
der Ältere, Hippokrates, Ibn Sina – sie alle beschrieben die<br />
Pflaume. Man wusste wie nahrhaft sie ist und hatte schnell<br />
herausgefunden, dass sie in getrocknetem Zustand gut über<br />
weite Strecken transportiert werden kann. An den Ufern<br />
der Garonne im Südwesten des heutigen Frankreichs lag in<br />
der gallisch-römischen Zeit das bedeutendste Pflaumenanbaugebiet.<br />
Die Pflaume wurde aber auch als Pflanze weiterentwickelt.<br />
Als die so genannte Damaskuspflaume während der<br />
Kreuzzüge im 13. Jahrhundert aus Syrien nach Europa gelangte,<br />
waren es die Mönche aus Clairac, die die lokalen<br />
Pflaumensorten mit den Neuankömmlingen aus Nahost<br />
durch Propfen kreuzten und die sehr süße Sorte Prunes<br />
d’Ente züchteten. Diese größere Pflaume mit einer rotvioletten,<br />
feinen Haut war besser an das Klima nördlich des<br />
Mittelmeeres angepasst und ließ sich leichter trocknen.<br />
Die Produktion von Trockenobst war es auch, die aus<br />
der Prune d’Ente die Pruneau d’Agen werden ließ. Der<br />
neue Name rührte von der Stadt Agen in Aquitanien, von<br />
deren Hafen aus die Backpflaume ihren weiteren Zug durch<br />
die Kontinente antrat. Die Pflaumen wurden mit Booten<br />
auf der Garonne entlang nach Bordeaux exportiert, von wo<br />
aus sie über England und Nordeuropa in die ganze Welt<br />
verkauft wurden. Die kleine, süße Frucht war außerdem ein<br />
unersetzlicher Teil des Proviants, den die Seeleute für ihre<br />
langen Fahrten auf dem Meer zusammenstellten.<br />
Die vielen Kriege im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
waren es schließlich, die die Backpflaume beinahe<br />
völlig in Vergessenheit geraten ließen. Die Männer, die<br />
auf den Feldern für die Pflaumenbäume zuständig waren,<br />
wurden fast alle an die Front geschickt. Mit den Toten an<br />
der Front starb auch langsam das Wissen über den Pflau-<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
menanbau. Die Produktion kam zum Erliegen und die<br />
Pruneau d’Agen verschwand fast völlig aus dem Handel. In<br />
den Mangeljahren der Nachkriegszeit erinnerte man sich<br />
dann wieder der alten Pflaumenfelder. Eine Gruppe von<br />
Forschern nahm zwischen 1943<br />
und 1946 die Nährstoffwerte der<br />
Pflaume genauer unter die Lupe.<br />
Man entschied, die zahlreichen<br />
Obstfelder im Departement<br />
Lot-et-Garonne wieder zu bewirtschaften.<br />
Etwa 60 Bäume<br />
fand man, die inmitten wilder<br />
Gräser und Unkrauts in einem<br />
guten Zustand geblieben waren.<br />
Die Forscher studierten die<br />
Bäume genauestens, grenzten sie<br />
noch einmal auf 30 Bäume ein<br />
und identifizierten unter ihnen<br />
sechs Sorten der Prune d’Ente.<br />
Die Zukunft dieser Pflaumenart<br />
war von da an gerettet.<br />
Seitdem ist die kleine dunkle<br />
Frucht aus unserem Obstangebot<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
Etwa 37 Prozent der weltweiten<br />
Produktion wird in den USA<br />
konsumiert, 34 Prozent in der<br />
Europäischen Union, zwölf Prozent<br />
in Asien und 17 Prozent in<br />
der restlichen Welt. Frankreich<br />
gebührt dabei ein Ehrenplatz,<br />
denn das Land ist der zweitgrößte<br />
Produzent der Welt: 20<br />
Prozent der Pflaumenproduktion<br />
kommt aus Frankreich, der allergrößte<br />
Teil aus dem Südwesten.<br />
Aber auch aus den Departements<br />
Kleine Backpflaumenkunde<br />
Aude, Hérault, Gard und Korsika gelangt die Pflaume<br />
in die Welt. Der aber mit Abstand größte Produzent des<br />
weltweiten Pflaumenanbaus ist mit 61 Prozent Kalifornien.<br />
Die französische Pflaume bleibt aber nichtsdestotrotz ein<br />
Die echten Pruneaux d’Agen werden aus getrockneten<br />
Pflaumen der Sorte Prune d’Ente hergestellt.<br />
Sie enthalten maximal 35 Prozent Wasser. Im Handel<br />
werden zwei Arten von Backpflaumen unterschieden.<br />
Die klassischen Pruneaux d’Agen:<br />
Sie sind gut an ihrer Größe zu erkennen und werden<br />
danach in drei Kategorien aufgeteilt:<br />
gros: 500 Gramm entsprechen 55 bis 66 Pflaumen.<br />
Sie werden als Garnitur und zum Kochen<br />
verwendet.<br />
très gros: 500 Gramm entsprechen 44 bis 55<br />
Pflaumen. Verwendung ebenfalls als Garnitur und<br />
zum Kochen.<br />
géant: 500 Gramm entsprechen 28 bis <strong>33</strong> Pflaumen.<br />
Diese werden als gefüllte Backpflaumen und für in<br />
Alkohol eingelegte Backpflaumen genutzt.<br />
Die Pruneaux d’Ente:<br />
Sie werden ebenfalls zum Kochen verwendet,<br />
dürfen aber nicht Pruneaux d’Agen genannt<br />
werden. Sie sind viel kleiner als die klassischen<br />
Pruneaux d’Agen (500 Gramm entsprechen 77 bis<br />
99 Backpflaumen) und werden eigentlich nur für<br />
Fruchtsaft oder Kompott benutzt.<br />
Aushängeschild für die heimische Gastronomie (besonders<br />
von Lot-et-Garonne) und ist ein durchaus wichtiger ökonomischer<br />
Faktor. Die Umsätze erreichen fast 100 Millionen<br />
Euro pro Jahr.<br />
Dass sich die Pflaume heute<br />
wieder so gut verkauft, hat sicher<br />
auch damit zu tun, dass die<br />
Frucht den Bedürfnissen einer<br />
sich wandelnden Konsumgesellschaft<br />
entspricht. Leicht zu verpacken,<br />
leicht zu transportieren,<br />
energiereich, natürlich und mit<br />
aromatischem Geschmack. Es<br />
ist die perfekte kleine Köstlichkeit<br />
für zwischendurch, bei deren<br />
Verzehr man kein schlechtes<br />
Gewissen zu haben braucht. Und<br />
da es sich ja um Trockenfrüchte<br />
handelt, kann man sie unabhängig<br />
von der Saison das ganze<br />
Jahr hindurch genießen.<br />
Im Handel sind die Pruneaux<br />
d’Agen in verschiedenen Formen<br />
erhältlich. In Trockenfruchtmischungen,<br />
eingelegt in Alkohol,<br />
als Fruchtbrei und als Fruchtsirup<br />
– aber am authentischsten<br />
ist sie natürlich als Backpflaume<br />
natur. Es ist zwar längst noch<br />
nicht selbstverständlich, dass<br />
man im Büro vor den Kollegen<br />
eine Schachtel Backpflaumen<br />
hervorholt, wenn einen der kleine<br />
Hunger packt. Eher noch verzehrt<br />
man die Backpflaume bei<br />
solcher Gelegenheit mit Schokolade<br />
ummantelt als Konfekt.<br />
Aber in Zeiten, in denen die Menschen ihre Ernährung<br />
immer mehr an natürlichen, unbehandelten Lebensmitteln<br />
und Früchten ausrichten, haben die Pruneaux d’Agen vielleicht<br />
wieder große Zeiten vor sich.<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 89
Frankreich praktisch<br />
Autobahnmautstellen<br />
Mit fast 10.000 Kilometern verfügt Frankreich über ein<br />
beachtliches Autobahnnetz. Fast durchweg sind die Strecken<br />
in einem exzellenten Zustand, was ein schnelles Fortkommen<br />
ermöglicht und das Reisen angenehm macht. Für den<br />
Unterhalt sorgen Autobahngesellschaften, die dafür vom<br />
Staat eine Konzession erworben haben. Für den Autofahrer<br />
bedeutet dies jedoch, dass er fast immer Maut zahlen muss.<br />
Ausnahmen bestehen nur in Ballungsräumen, in Grenznähe<br />
sowie auf ein paar wenigen weiteren Strecken. Eine Übersicht<br />
der Schilder, die man an Mautstellen findet.<br />
Dieses Schild zeigt an,<br />
sobald eine Autobahn<br />
gebührenpflichtig wird. Die nächste<br />
Mautstelle ist dann meist nicht mehr<br />
weit, allerdings befindet sie sich nicht<br />
immer genau an der Stelle, an der die<br />
Gebührenpflicht beginnt. Es kann<br />
auch sein, dass man erst einige Kilometer<br />
fährt, bis man zur Kasse gebeten<br />
wird bzw. ein Ticket ziehen muss.<br />
Dieses Schild kündigt<br />
eine Mautstelle an. So<br />
kann sich der Autofahrer<br />
darauf einstellen, gleich zur Kasse<br />
gebeten zu werden bzw. ein Ticket zu<br />
ziehen.<br />
Bei den meisten Autobahnen<br />
ist das Bezahlen<br />
der Maut so organisiert,<br />
dass man am Anfang<br />
der Gebührenpflicht ein Ticket zieht,<br />
das man beim Verlassen der Autobahn<br />
bezahlt. Wenn dem so ist, wird dies<br />
vor der Mautstelle mit diesem Schild<br />
angezeigt.<br />
An einigen Autobahnauffahrten<br />
und -abschnitten<br />
muss die Maut<br />
sofort gezahlt werden.<br />
Es handelt sich dann grundsätzlich<br />
um kleine Beträge bis fünf Euro. Dieses<br />
Schild zeigt an, dass man den Betrag,<br />
der ebenfalls angekündigt wird,<br />
in einen Korb werfen muss, damit<br />
sich die Schranke automatisch öffnet.<br />
Dafür ist es aber notwendig, passendes<br />
Kleingeld zur Hand zu haben. Gab es<br />
früher an jeder Mautstelle mindestens<br />
eine Spur, wo man die Maut auch bei<br />
einem Mitarbeiter bezahlen konnte,<br />
der Wechselgeld herausgibt, so ist dies<br />
heute nicht mehr überall der Fall.<br />
Dieses Schild zeigt an<br />
einer Mautstelle an,<br />
dass man die Autobahngebühr<br />
bei einem<br />
Mitarbeiter bezahlen kann, der auch<br />
Wechselgeld herausgibt oder Kreditkarten<br />
akzeptiert.<br />
Wer aber mit Kreditkarte<br />
bezahlen will,<br />
kann gleich eine der dafür<br />
reservierten Spuren<br />
benutzen, da auf ihnen die Wartezeit<br />
meist kürzer ist. Diese Spuren werden<br />
durch dieses Schild gekennzeichnet.<br />
An einem Automaten schiebt man in<br />
einen Schlitz das Ticket (wenn es sich<br />
um eine solche Autobahn handelt)<br />
und in einen zweiten die Kreditkarte.<br />
Wenn man es wünscht, erhält man<br />
eine Quittung. Dafür drückt man auf<br />
den Knopf « Reçu ». Akzeptiert werden<br />
Mastercard und Visa, aber nicht<br />
EC-Karte oder Maestro.<br />
Wer an Mautstellen<br />
noch schneller voran<br />
kommen und<br />
nicht jedes Mal<br />
das Portemonnaie<br />
oder die Kreditkarte zücken will, kann<br />
sich beim Télépéage-System anmel<br />
den. Der Autofahrer erhält nach<br />
erfolgreicher Anmeldung einen kleinen<br />
Sender, der an der Wind schutz scheibe<br />
seines Fahrzeugs an ge bracht wird.<br />
Passiert man eine Maut stelle, wird dies<br />
automatisch er fasst. Einmal im Monat<br />
erhält man eine Rechnung nach<br />
Hause, die alle ge bührenpflichtigen<br />
Fahrten auflistet. Der große Vorteil des<br />
Systems liegt vor allem darin, dass<br />
man über spezielle Spuren durch<br />
die Mautstellen fährt (mit langsamer<br />
Geschwindigkeit, ein Stoppen ist aber<br />
nicht notwendig), vor denen es quasi<br />
nie Staus gibt. Diese Spuren werden<br />
durch dieses Schild angezeigt. Die<br />
Anmeldung und der Sender sind<br />
in den Kundenbüros entlang der<br />
Autobahnen erhältlich oder können<br />
im Internet bestellt werden (www.<br />
telepeagelibert.com). Das System<br />
ist auf allen Autobahnen landesweit<br />
gültig, unabhängig davon, welche<br />
Autobahngesellschaft die Autobahn<br />
betreibt. Zusätzlich funktioniert es in 200<br />
Vinci-Parkhäusern im ganzen Land. In<br />
den Monaten, in denen das System<br />
in Anspruch genommen wird, fällt<br />
eine Grundgebühr von zwei Euro pro<br />
Monat an. In den anderen Monaten<br />
entstehen keine Fixkosten. Der Sender<br />
wird für eine Bearbeitungsgebühr von<br />
zwölf Euro auch ins Ausland verschickt,<br />
allerdings ist Grundvoraussetzung<br />
für eine Anmeldung, dass man über<br />
ein Bankkonto in Frankreich oder<br />
Monaco verfügt. Hat man keine<br />
Bankverbindung in Frankreich, kann<br />
man am Télépéage-System nicht<br />
teilnehmen!<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
Arte-Programm<br />
Mittwoch, 04.05.<strong>2011</strong>, 19.30 Uhr<br />
Gartenträume – Das Grün der Provence<br />
Dokumentation von Régis Sauder<br />
Die Dokumentation stellt den wohl bekanntesten Garten der Provence vor,<br />
den Jardin de la Louve in Bonnieux. Ein besonderes Merkmal dieses Gartens<br />
sind seine Terrassen und seine pflanzlichen Skulpturen, die sich harmonisch<br />
in die Landschaft einfügen. Ursprünglich von der Hermès-Designerin Nicole<br />
de Vésian angelegt, befindet er sich heute in den Händen der Kunsthändlerin<br />
Judith Pillsbury, die ihn als lebendiges Kunstwerk erhält und weiterverwandelt<br />
– stets darauf bedacht, die Vorstellungen seiner Schöpferin zu respektieren<br />
und in die Gestaltung aufzunehmen.<br />
Mittwoch, 04.05.<strong>2011</strong>, 20.15 Uhr<br />
François Mitterrand – Sozialist,<br />
Patriot, Weltpolitiker<br />
Dokumentarfilm von Patrick Barbéris<br />
14 Jahre lang war François Mitterrand Präsident der Republik Frankreich<br />
und somit auch verantwortlich für die Außenpolitik seines Landes. Unter<br />
diesem Aspekt hat Filmemacher Patrick Barbéris Mitterrands Verhältnis zur<br />
weltpolitischen Lage betrachtet, die während seiner Amtszeit großen politischen,<br />
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen<br />
war. Der Dokumentarfilm fügt das internationale Wirken des Politikers zu<br />
einem Mosaik zusammen, untermalt von Archivbildern aus unterschiedlichen<br />
Quellen sowie den Aussagen zahlreicher Zeitzeugen und Protagonisten der<br />
Weltpolitik der 1980er- und 1990er-Jahre.<br />
Donnerstag, 12.05.<strong>2011</strong>, 20.15 Uhr<br />
Chansons d’amour<br />
Spielfilm von Christophe Honoré, Frankreich 2007<br />
Ismaël und Julie sind seit vielen Jahren ein Paar. Um der Routine zu entgehen,<br />
sind die beiden eine « Ménage à Trois a» mit Ismaëls Kollegin Alice eingegangen,<br />
was naturgemäß einiges verkompliziert. Ausgang ungewiss. Doch der<br />
unerwartete Tod Julies ändert alles. Nicht nur Ismaël und Alice müssen lernen,<br />
mit ihrer Trauer zurechtzukommen, auch Julies Familie sieht sich nun einer<br />
Hilflosigkeit ausgesetzt, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.<br />
Donnerstag, 16.06.<strong>2011</strong>, 20.15 Uhr<br />
2 Tage Paris<br />
Spielfilm von Julie Delpy, Frankreich/Deutschland 2006<br />
Jack und Marion sind ein amerikanisch-französisches Paar, das eigentlich<br />
in New York lebt. Bei ihrem ersten Besuch in Marions Heimatstadt Paris muss<br />
Jack sich nicht nur mit Marions unkonventionellen Eltern, sondern auch mit<br />
den ihm unbekannten Sitten der Franzosen herumschlagen. Die amüsante<br />
Culture-Clash-Comedy ist das Regiedebut der großartigen Julie Delpy.<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
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Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 91
Leserbriefe<br />
Im Folgenden der zweite Teil der Briefe (aus Platzgründen zum Teil leicht gekürzt), die wir anlässlich<br />
unseres fünfjährigen Jubiläums erhalten haben. Erneut ist es nur ein kleiner Ausschnitt aller Zuschriften.<br />
Wir waren wirklich überwältigt von den vielen tollen Briefen, die wir bekommen haben, teilweise<br />
sogar mit Bildern und Zeichnungen, und wollen uns an dieser Stelle nochmals herzlich bei allen<br />
dafür bedanken! Die Auswahl der abgedruckten Briefe erfolgte nach dem Zufallsprinzip.<br />
Herzlichen Glückwunsch zum fünften<br />
Geburtstag und vielen Dank für 30<br />
tolle Ausgaben Ihrer Zeitschrift! Auch<br />
dank Ihrer Hilfe haben wir viele wunderschöne<br />
Momente in Frankreich erlebt, sei<br />
es in Aigues-Mortes, in Montpellier, in<br />
Nîmes, in der Ardèche oder eben in der<br />
Bretagne, wovon auch die beiliegenden<br />
Fotos zeugen. Sei es in Carnac, wo wir<br />
begeistert waren vom « Obelix-Steingarten<br />
», oder in Auray, einem wunderschönen<br />
Ort zwischen Carnac und Vannes.<br />
Thomas Zybell, Wegberg<br />
Es war Sommer, es war 1977 – süße<br />
22 Jahre jung. Meine neue Freundin aus<br />
dem ersten Semester und ich wollten das<br />
erste Mal in unserem Leben alleine in<br />
die große Welt. Gesagt, getan: Interrail<br />
machte es möglich. Vier Wochen mit dem<br />
Zug durch ganz Europa für 245 DM, ja<br />
das war’s! Wir starteten in Lübeck, unserem<br />
Studienort, am 13. August 1977<br />
mit einem schweren Rucksack und null<br />
Plan. Hauptsache weit weg, ganz weit.<br />
Unser erster Stopp war in Rotterdam.<br />
(…) Weiter ging es über Paris (logo!),<br />
Bordeaux (total betrunken vom zu guten<br />
Rotwein, aber der Flirt mit den Matrosen<br />
hoch oben auf der Kaimauer war lustig),<br />
Arcachon, Biarritz, Sète, Nîmes, weiter<br />
nach Arles, wo wir natürlich die Pont du<br />
Gard überschritten (fast heruntergeweht).<br />
Wo wir nun schon einmal da waren, entschlossen<br />
wir uns als gute Architekturstudentinnen<br />
auch gleich die Loire-Schlösser<br />
« mitzunehmen ». Es gab nur ein Problem:<br />
null Zug, also mussten wir trampen. Alles<br />
gutgegangen. Außer dass wir in Blois<br />
so spät am Abend ankamen, dass wir<br />
zwar noch das letzte Bett bekamen, aber<br />
nix zu essen und in der Küche war niemand<br />
mehr. So gingen wir erschöpft und<br />
frustriert von der Jugendherberge weg.<br />
Die Straße Richtung City, wo wir hofften,<br />
noch ein Restaurant zu finden – oder<br />
wenigstens eine Pommesbude. Als wir an<br />
eine Weggabelung gelangten, wussten<br />
wir nicht, ob wir nun nach rechts oder<br />
nach links gehen sollten. Direkt gegenüber<br />
dieser Weggabelung lag ein Haus.<br />
Aus dem offenen Fenster hörten wir Geschirrgeklapper.<br />
Ich rief hinauf: « Hallo! ».<br />
Aus dem Fenster schaute eine Frau mit<br />
fragendem Blick. Ich: « Pardon, Madame,<br />
excusez-moi, où est un restaurant pour<br />
manger quelque chose? » Sie schaute auf<br />
uns herunter. Gerade wollte sie uns nach<br />
rechts leiten, aber sie meinte dann, dass<br />
wir für das Restaurant falsch angezogen<br />
seien und es wohl auch zu teuer für uns<br />
sei. Ein günstiges gebe es unten in der<br />
Stadt, aber das habe schon zu. Plötzlich<br />
sagte sie: « Un moment, s.v.p. ». Weg war<br />
sie. Nach einer halben Minute kam sie<br />
wieder und reichte uns ein Baguette aus<br />
dem Fenster. Wir: « Ah non Madame, das<br />
ist nicht nötig ». Wieder verschwand sie<br />
und erschien erneut mit einer Dose Eintopf.<br />
Sie fragte, ob wir einen Öffner hätten.<br />
Nein. Schon kam ein Öffner aus dem<br />
Fenster, dann noch eine Flasche Wein.<br />
Wir waren sprachlos! Ich fragte, warum<br />
sie das tue? Da antwortete sie: « Mein<br />
Sohn ist als Soldat in Deutschland ». Und<br />
dass es sie freuen würde, wenn auch er<br />
einmal Hilfe erhielte, wenn er mal in Not<br />
sei. Noch heute rollen mir dabei die Tränen.<br />
Es war so beglückend, berührend,<br />
erfreulich, dieses Licht, diese Freude in<br />
uns allen dreien. Wir liefen vollbepackt<br />
mit unserem Schatz in die Jugendherberge<br />
zurück (…) und genossen in der lauen<br />
Abendluft das beste Abendbrot dieses<br />
Abenteuerurlaubs. Am nächsten Morgen<br />
schrieben wir den Namen an der Haustür<br />
der Frau ab und merkten uns die Straße.<br />
Wir schrieben dieser Mutter noch aus<br />
einigen Stationen. Ich war seitdem noch<br />
sechsmal in Frankreich, aber nur diese<br />
Geschichte ist in meinem Herzen für alle<br />
Ewigkeit, wenn ich an Frankreich denke.<br />
Ulrike Kohlmorgen, Preetz<br />
Ihre Berichte über die vielen bezaubernden<br />
Orte in Frankreich sind immer<br />
sehr persönlich und vor allem inspirierend,<br />
so dass es mich und meinen Freund<br />
letztes Frühjahr nach Etretat zog. Das<br />
Wandern auf den Steilfelsen hoch über<br />
dem Ozean und der frische Wind im<br />
Haar waren wirklich einmalig. Die leckeren<br />
Muscheln im Weißweinsud und<br />
der fantastische Sonnen untergang ließen<br />
zusätzlich daraus ein unvergessliches Erlebnis<br />
werden.<br />
Brigitte Schneble, Gottmadingen<br />
Mein Name ist Susanne Bruns, ich<br />
bin 42 Jahre alt und habe seit über einem<br />
Jahr Ihr Magazin für mich entdeckt. Mit<br />
meiner Familie war ich bereits dreimal<br />
in Frankreich. Uns hat es besonders die<br />
Bretagne angetan. Die Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />
habe ich nachbestellt, weil auf dem Titelblatt<br />
die Felsen von Etretat abgebildet<br />
sind. In diesem idyllischen Ort machten<br />
wir im Sommer 2008 auf unserer Reise<br />
in die Bretagne Zwischenstation und<br />
ich versprach mir einiges Erlebte und<br />
Gesehene in diesem Artikel wiederzufinden.<br />
Doch besonders beeindruckt<br />
hat mich der Artikel « Übers Watt zum<br />
Mont-Saint-Michel ». Seit ich zum ersten<br />
Mal ein Bild vom Mont-Saint-Michel<br />
gesehen und den Klang dieses Namens<br />
gehört habe, bin ich fasziniert von dieser<br />
Klosterinsel im Meer. Im Sommer 2006<br />
besuchten wir diesen Besuchermagneten<br />
in der Normandie und wurden mit den<br />
Massen von Touristen durch die engen<br />
Gassen geschoben. Für meine Kinder und<br />
meinen Mann war es eine Tortur und sie<br />
gaben bald genervt auf. Ich sah mir das<br />
Kloster allein an. Vom Kreuzgang überblickte<br />
ich die Bucht, die in einem sanften<br />
Licht fast unwirklich türkis erschien.<br />
Diesen Anblick werde ich nie vergessen<br />
und deshalb blieb mir der Artikel über<br />
die Baie du Mont-Saint-Michel so gut in<br />
Erinnerung. Das wäre mal was, so über<br />
das Watt zum Klosterberg zu laufen. Ein<br />
Traum, den ich mir im Urlaub 2010 erfüllen<br />
konnte. (…) Dieser Weg übers Watt<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
zum Mont-Saint-Michel war wirklich<br />
der krönende Abschluss unseres dritten<br />
Frankreichurlaubes und mein persönlich<br />
schönstes Erlebnis in dem Jahr. (…) Ich<br />
kann dem Autor des Artikels nur zustimmen,<br />
dass ich an diesem Tag eine ganz<br />
besondere Erfahrung in meinem Leben<br />
gemacht habe. Vielen Dank!<br />
Susanne Bruns, Dessau-Roßlau<br />
Hier kommt ein Brief der « ganz<br />
anderen Reise-Art ». Zuvor dieses: 2000<br />
lernte ich einen Franzosen kennen, der<br />
dann wieder heimfuhr nach Frankreich.<br />
2003 kam eine Einladung. Mein erster<br />
Flug, meine erste Auslandsreise, ich war<br />
sehr aufgeregt. Es war wunderschön<br />
und so ganz anders. Eine Woche volles<br />
Programm. (…) Jahrelang vorher sah ich<br />
jährlich die Tour de France und kannte<br />
schon einiges (aus der Helikoptersicht).<br />
Mein geliebtes « Hexagon » entdeckte ich<br />
im Fernsehen und habe bis heute 60 Kassetten<br />
aufgenommen. Und nun kommt<br />
das « andere Reisen ». Ich bin seit 40<br />
Jahren ertaubt durch einen Hörsturz. Ihr<br />
Heft ergänzt mir bestens meine Kassetten,<br />
denn die Untertitel der Sendungen<br />
kann ich nicht mit aufnehmen und bin<br />
somit beim Wiederanschauen ohne Info.<br />
Zu jedem Heft suche ich das Entsprechende<br />
raus und wenn ich es noch nicht<br />
habe, bin ich in Zukunft aufmerksam<br />
« auf der Jagd ». Das hätten Sie wohl nie<br />
gedacht, wozu Ihr Heft auch gut ist!<br />
Christina Gehrmann, Magdeburg<br />
Ich hatte schon vor Längerem überlegt,<br />
im November mit einem alten<br />
Freund nach Paris zu fahren. Sehr inspirierend<br />
fand ich den Artikel über die Pariser<br />
Friedhöfe und die Bemerkung, dass<br />
ein grauer Novembertag perfekt zu einem<br />
Spaziergang über die parkähnlichen Anlagen<br />
passt. Tatsächlich war es dann ein<br />
wunderschönes, perfekt melancholisches<br />
Erlebnis in verhältnismäßiger Einsamkeit,<br />
das Jahr bei einem Spaziergang über<br />
den Friedhof von Montmartre Revue<br />
passieren zu lassen. Und das mitten in<br />
Paris. Danke für diesen Tipp!<br />
Matthias Kiel, Köln<br />
Wegen des Heftes <strong>Nr</strong>. 23 haben wir<br />
letztes Jahr eine Reise in die Vergangenheit<br />
gemacht. Ende August sind wir in<br />
die Ardèche gefahren, wo wir vor 30 Jahren<br />
zum ersten Mal waren. Übernachtet<br />
haben wir im Hotel Helvie in Vals-les-<br />
Bains. Es ist wirklich ein nettes, kleines<br />
Hotel. Die Betreiber haben sich auch<br />
über den Artikel aus dem Heft gefreut,<br />
den wir als Kopie dabei hatten. Abends<br />
haben wir uns das « Kastanien-Menü »<br />
einverleibt – wirklich lecker. Wiederholung<br />
folgt bestimmt.<br />
Sabine Fischer, Oldenburg<br />
Eine sehr gelungene Exkursion mit<br />
dem Rennrad rund um die faszinierenden<br />
Pässe von Barcelonette im August<br />
dieses Jahres ist einem Ihrer – von uns<br />
stets aufbewahrten – Hefte zu verdanken.<br />
Generell sind Ihre Tipps oft sehr<br />
nützlich und leicht wiederzufinden, dank<br />
der Übersicht der Reisethemen am Heftende!<br />
Wir freuen uns schon auf die neue<br />
Ausgabe!<br />
Susanne Woll, Schmelz<br />
Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch<br />
zum fünfjährigen Jubiläum. Nun<br />
zu meinem schönsten Erlebnis mit Ihrem<br />
Magazin. Das war, als ich die Ausgabe<br />
<strong>Nr</strong>. 27 bzw. auch <strong>Nr</strong>. 28 las und ich<br />
dann im Spätsommer 2010 mit meinem<br />
Oldtimer eine Tour von Berlin aus durch<br />
Frankreich machte und dabei viele der<br />
Orte besuchte, die Sie in Ihren Magazinen<br />
beschrieben haben. Nochmals vielen<br />
Dank und für die Zukunft: Weiter so!<br />
Klaus D. Poerschke, Berlin<br />
Das schönste Erlebnis mit Ihrem Magazin<br />
war für mich und meine Familie ein<br />
Ausflug zum Cap de la Hague. Bevor ich<br />
den Artikel über das Cap gelesen habe,<br />
war mir La Hague – wie vielen anderen<br />
wahrscheinlich auch – nur als Standort<br />
einer Atomaufbereitungsanlage bekannt.<br />
Nach unserer Visite des Caps denke ich<br />
bei La Hague an einen überwältigenden<br />
Ausblick von der Spitze des Caps aus, an<br />
Lavendelfelder, die ich vorher hier nicht<br />
vermutet hätte und an den herrlichen<br />
Strand von Vauville, der auch im Sommer<br />
nicht überlaufen ist. Für mich ist das Cap<br />
de la Hague das absolute Highlight der<br />
Normandie, das ich auf jeden Fall wieder<br />
besuchen werde. Vielen Dank für Ihren<br />
Artikel!<br />
Stefan Brüser, Hamm<br />
Nur drei Kilometer von der französischen<br />
Grenze entfernt bin ich im<br />
Saarland aufgewachsen. So ist mir die<br />
Liebe zu Frankreich gewissermaßen in<br />
die Wiege gelegt worden. Auch wenn<br />
ich nun schon seit 20 Jahren in Bayern<br />
wohne, ist Frankreich immer noch mein<br />
liebstes Urlaubsziel. Ende <strong>Juni</strong> 2009 fiel<br />
mir in der Buchhandlung erstmals die<br />
Zeitschrift Frankreich erleben ins Auge.<br />
Nach flüchtigem Durchblättern stellte ich<br />
fest, dass die aktuelle Ausgabe einen Artikel<br />
über Saint-Malo enthielt, wo ich für<br />
Anfang August meinen Urlaub geplant<br />
hatte. Zuhause staunte ich allerdings<br />
noch mehr, dass dort genau jenes Hotel<br />
empfohlen wurde (Oceania), in welchem<br />
ich meinen Urlaub gebucht hatte. Es war<br />
ein herrlicher Urlaub und Ihre Zeitschrift<br />
mit ihren zahlreichen Anregungen und<br />
guten Artikeln über unser Nachbarland<br />
möchte ich seither nicht missen.<br />
Georg A. Oblinger, Ichenhausen<br />
Letztes Jahr haben wir uns einen<br />
Traum erfüllt. Inspiriert durch die Übertragungen<br />
der Tour de France wollten wir<br />
uns schon lange die schönsten Alpenübergänge<br />
aus der Nähe ansehen. Wie immer,<br />
wenn wir unsere Reisen nach Frankreich<br />
planen, werden die Zeitschriften Frankreich<br />
erleben, die wir von der Ausgabe <strong>Nr</strong>.<br />
1 besitzen, durchgesehen. Die <strong>Nr</strong>. 11 und<br />
15 haben uns dann sehr geholfen, die<br />
Reise zu planen. Wir waren begeistert<br />
von der Strecke, die wir allerdings von<br />
Norden nach Süden durchführten. Die<br />
abwechslungsreiche Tour führte uns auf<br />
die noch schneebedeckten Pässe, durch<br />
liebliche Täler, vorbei an riesigen Befestigungsanlagen<br />
und wunderschönen<br />
Orten. Jede Nacht haben wir in einer anderen<br />
Unterkunft gewohnt. (…) Ihre Reisebeschreibungen<br />
haben uns, wie schon<br />
so oft, sehr geholfen, die Route zu planen<br />
und auch durchzuführen. Der letzte Abschnitt<br />
zur Côte d’Azur steht noch aus.<br />
Wir werden diese Tour in den nächsten<br />
Jahren machen. Heuer ist die Normandie<br />
an der Reihe, die wir mit Freunden<br />
besuchen wollen. Gerade habe ich die<br />
entsprechenden Hefte durchgesehen und<br />
die Reisebeschreibungen herausgesucht.<br />
Danke für Ihre sehr interessanten Magazine.<br />
Wir sind begeistert.<br />
Anna und Hans Jörg Weiß, Weiden<br />
Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> · 93
Leserbriefe · Impressum<br />
Seit über zehn Jahren sind wir<br />
begeisterte Frankreichreisende und<br />
haben in diesem wunderbaren,<br />
vielseitigen Land sowohl schöne<br />
Familienurlaube im Ferienhaus als<br />
auch mittlerweile Campingurlaube<br />
im eigenen Wohnwagen verbracht.<br />
Ihre Zeitschrift habe ich eher per<br />
Zufall, als mein ICE von Hamburg<br />
nach Stuttgart Verspätung hatte, vor<br />
etwa drei Jahren in der Bahnhofsbuchhandlung<br />
in Hamburg entdeckt<br />
und damit meine Fahrt- und Wartezeit<br />
in den Süden verkürzt. Gleich<br />
darauf wurde ich Abonnentin Ihres<br />
wunderschönen und informativen<br />
Magazins. Deshalb zunächst<br />
herzlichen Glückwunsch zu Ihrem<br />
fünfjährigen Jubiläum. Nun fragen<br />
Sie nach dem schönsten Erlebnis<br />
mit Ihrem Magazin und da fällt mir<br />
eine Antwort wirklich schwer. Immer<br />
wieder erlebe ich bei der Lektüre<br />
schöne Momente. Sei es beim<br />
Wiederfinden bekannter Bilder und<br />
Regionen, sei es beim « Appetitmachen<br />
» auf neue Reiseziele oder sei es<br />
bei den Literatur- und Musiktipps,<br />
die ich schon mehrfach erworben<br />
und genossen habe. Ein besonderes<br />
Erlebnis im Jahr 2010 wäre aber<br />
vielleicht doch berichtenswert und<br />
passend. Zu unserer fünfköpfigen<br />
Familie gehörte auch ein Schäferhundmischling,<br />
der uns auf vielen<br />
Reisen begleitete und den wir leider<br />
im März 2010 einschläfern lassen<br />
mussten. Von der doch sehr großen<br />
Trauer um unser vierbeiniges Familienmitglied<br />
überschattet waren<br />
dann auch unsere Reisepläne für<br />
den Auftakt in die Campingsaison.<br />
Irgendwie hatten wir überhaupt keine<br />
richtige Lust zu verreisen und es<br />
fehlte auch die Motivation, uns nach<br />
einem passenden Ziel umzusehen.<br />
Doch der Wohnwagen stand bereits<br />
vor der Haustür. An Karfreitag<br />
saßen wir also immer noch ohne<br />
richtigen Plan und Ziel eher lustlos<br />
beisammen und überlegten, wohin<br />
uns die Reise denn führen sollte. Ich<br />
blätterte etwas gedankenverloren<br />
in der März/April-Ausgabe Ihres<br />
Heftes, das aufgrund der traurigen<br />
Ereignisse ebenfalls noch ungelesen<br />
neben mir lag. Darin entdeckte<br />
ich einen Bericht über den Canal<br />
Saint-Martin in Paris und ich fragte<br />
meinen Mann, was er denn von<br />
einer Städtereise nach Paris hielt.<br />
Unser letzter Aufenthalt dort war<br />
noch zu Studentenzeiten und lag<br />
bereits über 25 Jahre zurück. Mein<br />
Mann stutzte kurz, setzte sich an<br />
den PC und fand im Internet einen<br />
netten Campingplatz vor den Toren<br />
von Paris. « So eine Reise würden<br />
wir mit einem Hund ohnehin nie<br />
unternehmen », meinte er und somit<br />
ging es also recht spontan am<br />
Ostermontag 2010 los in Richtung<br />
Seine-Metropole. Dort verbrachten<br />
wir fünf wunderschöne Tage bei<br />
bestem Frühlingswetter. (…) Den<br />
Canal Saint-Martin haben wir auch<br />
gefunden. Übrigens: Bereits Ende<br />
April 2010 hatten wir wieder einen<br />
jungen Welpen im Haus, der uns im<br />
<strong>Mai</strong> auf unsere Reise an die Côte<br />
Vermeille begleitete und sich als<br />
begeisterter Anhänger von Baguette<br />
und Croissants entpuppte.<br />
Ulrike Staub, Ebersbach<br />
Das Heft ist das Erlebnis. Alle<br />
zwei Monate kommt Frankreich zu<br />
mir nach Hause. Sehr amüsant fand<br />
ich den Kulturschock im letzten<br />
Heft. Mit 1,80 Meter Körperlänge<br />
sind viele französische Betten für<br />
mich grenzwertig. Schön, dass das<br />
Franzosen auch so geht. Weiter so!<br />
Elisabeth Pelzer, Aachen<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />
oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
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Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />
und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />
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einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />
findet die Nennung im Impressum statt.<br />
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• S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Attrap'rêves, DR; Sten Beneke,<br />
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Mémorial de la Marseillaise; Ô Château • S.10: Graphi-Ogre &<br />
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89: Bureau Interprofessionnel du Pruneau (BIP) • S.91: Arte, DR<br />
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Margot Sibilaud<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />
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von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen<br />
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Übersicht der Reisethemen, nach Regionen geordnet:<br />
7<br />
9<br />
8<br />
6<br />
5<br />
1<br />
10<br />
2<br />
12<br />
4<br />
3<br />
11<br />
13<br />
1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />
14<br />
Pantheon: Großes Gebäude für die Großen<br />
32<br />
Frankreichs<br />
Aus der Mitte entsprang ein Fluss: Das Pariser 31<br />
Stadtviertel Butte-aux-Cailles<br />
Serie: Designrestaurants 31<br />
Serie: Kiezrestaurants 30<br />
Pariser Friedhöfe: Museen unter freiem Himmel 30<br />
Gärten in Paris: Oasen der Ruhe 29<br />
Serie: Weinbars 29<br />
Batobus: Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />
Stadtentwicklung: Neugestaltung der Seine-Ufer 28<br />
Serie: Ungewöhnliche Restaurants 28<br />
Versailles: Das eigentümliche Paradies der <strong>Mai</strong>re- 27<br />
Antoinette<br />
Serie: Restaurants mit Ausblick 27<br />
Das Geheimnis rosafarbener Schuhe<br />
26<br />
Entdeckungen am Pariser Canal Saint-Martin<br />
Eine Riesin im Bistro: Das Bistro Germain in Paris 25<br />
Serie: Die Restaurants der Stars 25<br />
Pariser Stadtentwicklung: Seine Métropole – Reicht 25<br />
Paris bald bis ans Meer?<br />
Hauptstadt der Liebe: Ist Paris noch sexy? 25<br />
Paris bei Nacht: Eine romantische Reise<br />
24<br />
durch die Metropole<br />
Mehr als nur Kino: Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />
französischen Hauptstadt<br />
Le Marais: 11 ultimative Tipps fürs Pariser Szeneviertel 22<br />
Austellung: Der Louvre im Zweiten Weltkrieg 22<br />
Ile de la Cité & Ile Saint-Louis: Idyllische Inseln 21<br />
inmitten einer Weltstadt<br />
Das Grand Palais erwacht aus dem<br />
20<br />
Dornröschenschlaf<br />
An den Ufern der Seine: Für drei Euro mit dem 19<br />
Mietfahrrad entlang der Seine<br />
Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />
18<br />
Luxusherbergen<br />
Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />
Tuilerien: Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />
alten Stadtschlosses<br />
Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung: Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration: Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte: Wenn Größenwahn zum Verhägnis 12<br />
wird<br />
Barbizon: Nabel der französischen<br />
12<br />
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />
Fontainebleau: Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux: Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet: Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye: Sinnbild eines elitären 12<br />
Lebensgefühls<br />
Parc de Saint-Cloud: Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise: Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly: Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds: Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />
Fondation Le Corbusier: Das Erbe eines<br />
12<br />
polarisierenden Architekten<br />
Gastronomie: Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense: Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />
Paris-CDG: Hinter den Kulissen des Pariser<br />
8<br />
Flughafens Charles-de-Gaulle<br />
Opéra National de Paris 7<br />
Paris Rive Gauche: Zukünftiges 7<br />
Café Marly: Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour: Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />
einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />
Palais-Royal: Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne: Nächtlicher Bum mel über die 6<br />
Pariser Luxusmeile<br />
Kaufhäuser: Mythos Grands Magasins: vom<br />
6<br />
«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />
<strong>Mai</strong>son de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />
5<br />
Fondation Cartier<br />
Mac/Val: Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />
Vorort von Paris<br />
Gastronomie: Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview: Anne Hidalgo 1<br />
Märkte: Jedem seinen Markt 1<br />
Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />
Hotel<br />
Hotel Lutetia, Paris <strong>33</strong><br />
The Five Hotel, Paris 26<br />
Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />
2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />
Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />
Côte d’Opale: Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier: Die Geschichte des<br />
14<br />
Bergbaus erleben<br />
Amiens: Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme: Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
Karneval in Dünkirchen: Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />
urigem Humor<br />
La Piscine: Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />
die Welt der Kunst<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung 6<br />
geht weiter<br />
Lille: Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel<br />
L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />
Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />
Epinal: Stadt der Parks und Museen 25<br />
Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />
Nancy: Geschichtsbewusst und modern 22<br />
Charleville-Mézières: Dichterleben und<br />
21<br />
Marionettenkunst<br />
Rosheim: Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />
Ardennen: Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />
Sesenheim: Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />
Gedenkkult: Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />
Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel: Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains: Thermale Freuden in den 12<br />
Vogesen<br />
Straßburg: Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />
Wein: Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />
und charaktervollen Weinen<br />
Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz: Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen: Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße: Eine Weingegend zeigt 8<br />
sich volksnah<br />
Mulhouse: Europäische Hauptstadt der<br />
8<br />
Technikmuseen<br />
Dominikanerkloster Guebwiller: Wo Musik Grenzen 8<br />
überwindet<br />
Golf im Elsass: Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben: Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern 8<br />
des Elsass<br />
Colmar: Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines: Besuch einer Silbermine 8<br />
aus dem 16. Jahrhundert<br />
Bugatti in Molsheim: Die Wiederentdeckung einer 8<br />
automobilen Legende<br />
Straßburg: Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />
treffen<br />
Skifahren in den Vogesen 7<br />
Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Champagner: Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher: der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel<br />
Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />
Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />
4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die 32<br />
Kulissen erlaubt ist<br />
Mönchsstille: Die Abtei von Fontenay 30<br />
Fort Saint-Antoine: In der Kathedrale des Comté 30<br />
Belfort: charaktervolle Kleinstadt mit bewegter 26<br />
Geschichte<br />
Cluny und Flavigny: Eine Reise ins<br />
24<br />
mittelalterliche Burgund<br />
Genuss: Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />
Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />
Anis de Flavigny: der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />
Morvan: Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />
Bibracte: Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />
Guédelon: Die spinnen, die Burgunder! 17<br />
Wein: Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />
Skifahren im Jura: Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale: die Saline von Arc-et-Senans 7<br />
Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />
Chablis: weißes Gold Burgunds 1<br />
Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />
5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Angers: Einfach l(i)ebenswert 30<br />
Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />
Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />
Loir-Tal: Die Poesie der Natur 14<br />
Wein: AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein: Vouvray 9<br />
Gastronomie: Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein: Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren: Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen: Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein: Domaine de Beauséjour 3<br />
Hotel<br />
Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />
6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />
Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />
Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />
Seebad Etretat: Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />
Landungsküste: Eine Reise zur Küste der Landung 25<br />
der Alliierten<br />
Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />
Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20
Les Bains des Docks: Le Havres weißer Badetempel 18<br />
Mont-Saint-Michel: Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague: Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />
Pays d’Auge & Côte Fleurie: Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte: Die Normandie unter<br />
16<br />
Wilhelm dem Eroberer<br />
Mont-Saint-Michel: Die spektakuläre Rettung des 10<br />
Klosterbergs<br />
Trouville-sur-Mer: Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre: Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />
Ile de Bréhat 29<br />
Dinan: Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />
Saint-Malo: Auferstanden aus Ruinen 22<br />
Halbinsel Quiberon: Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />
Carnac: Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />
Halbinsel Rhuys: Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer: Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers: Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />
Fjorden wie im hohen Norden<br />
Rennes: Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal: Und aus der Mitte entspringt 9<br />
ein Kanal<br />
Bretonische Lebensart: Mehr als nur Klischees? 9<br />
Lichouseries,: zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />
Bretagne<br />
Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />
Hotel<br />
Oceania Saint-Malo 22<br />
Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />
La Rochefoucauld: Eine Familiensaga 30<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
La Rochelle: Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />
Vergangenheit<br />
Ile de Ré: Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />
Saint-Nazaire: Der Blick nach vorne 11<br />
Nantes: Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />
4<br />
Metamorphose<br />
Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu: das Leben vor 4<br />
der Küste<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Hotel<br />
Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />
9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein<br />
32<br />
baskisches Schmuckstück<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der<br />
28<br />
Austernzüchter<br />
Saint-Emilion: Ein Besuch mit Freunden 26<br />
Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
Lillet: ein Aperitif für Kenner 21<br />
Cannelés: knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />
Bassin d’Arcachon: Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais: Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz: Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre: Die schönste Annäherung an<br />
13<br />
Bordeaux<br />
Typisch Bordeaux: Wenn Kleinigkeiten zum<br />
13<br />
Markenzeichen werden<br />
Bordeaux-Saint-Michel: Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux: Wenn das 21.<br />
13<br />
Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />
Bordeaux Rive Droite: Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan: Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits: Salzbauern, Austernzüchter,<br />
4<br />
Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />
Hossegor: Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />
Seebades begründet<br />
La Leyre: « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />
lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />
Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Bordeaux: Das Erwachen einer schlafenden<br />
1<br />
Schönheit<br />
Hotel<br />
The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />
Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Im Katharerland: Ein Wanderweg zwischen<br />
30<br />
Mittelmeer und den Pyrenäen<br />
Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />
Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />
Puy de Dôme: Die ewigen Reize erloschener<br />
26<br />
Vulkane<br />
Volvic: Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />
Rhune-Bergbahn: Südamerikanisches Flair<br />
24<br />
in den Pyrenäen<br />
Zentralmassiv: Die Natur als Kunstraum 21<br />
Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />
Dordogne-Tal: Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />
Rouffignac: Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />
Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat: Unterwegs 18<br />
in den Städten des Périgord<br />
Cordes-sur-Ciel: Am Ende einer langen Reise 17<br />
Albi: Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux: Weltberühmte Felszeichnungen von<br />
15<br />
Zerstörung bedroht<br />
Moissac: Ein Glanzlicht der europäischen<br />
13<br />
Kunstgeschichte<br />
Toulouse: Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur: Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />
11<br />
am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />
Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv 7<br />
Skifahren in den Pyrenäen 7<br />
Land der Katharer: Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau: Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel<br />
Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />
Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />
Val d'Isère: Internationale Skistation auf 1.850 30<br />
Metern Höhe<br />
Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />
Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />
Lyon: Fête des Lumières 2008 18<br />
Wein: Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon: Stadt auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy: Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées: Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette: Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes: Höhenrausch und<br />
11<br />
Fernsicht<br />
Grenoble: Frankreichs Alpenmetropole auf<br />
11<br />
Schönheitskur<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains: Legendäre Kurbäder 11<br />
der Belle Epoque<br />
Yvoire: Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Skifahren in den Südalpen 7<br />
Skifahren in den Nordalpen 7<br />
Wein: Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon: Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel<br />
Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />
Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />
l’ermitage, Lyon 18<br />
Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane 23<br />
Lebensfreude<br />
Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />
Aigues-Mortes: Später Ruhm für die Stadt der «Toten 19<br />
Wasser»<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Cevennen: Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert: Auf den Spuren des eigenen 6<br />
Namens<br />
Narbonnaise: Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />
Bambouseraie: Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />
Bambusgartens<br />
Hotel<br />
La Mîne d'Or, Gagnières 24<br />
Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />
Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />
13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />
Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />
Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die<br />
29<br />
Provence<br />
Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />
Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />
Mont Ventoux: Ein Berg und sein Mythos 26<br />
Luberon: Eine Spritztour durch die einsamen Hügel 25<br />
der Provence<br />
Cannes hors Saison 24<br />
Provence: Und ewig lockt der Lavandel 22<br />
Cassis: Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />
Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />
Aix-en-Provence: Auf den Spuren von Cézanne 18<br />
Marseille: Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins: Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza: Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film: Auf den Spuren von 10<br />
«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Luberon: Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume: Auf dem Dach der 10<br />
Provence<br />
Camargue: Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille: 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />
Confiserie: Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />
werden<br />
Villages perchés: Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez: Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel<br />
La Coquillade, Gargas 25<br />
Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />
HI, Nizza 8<br />
Le Delos, Bandol 4<br />
14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi: Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant: A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich: Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel<br />
Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />
Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />
La Réunion: Imposante Vulkaninsel<br />
24<br />
im Indischen Ozean<br />
Guadeloupe: Ein Stück Frankreich in der Karibik 19<br />
Hotel<br />
Cap Est Lagoon Resort & Spa – Luxusresort auf den<br />
französischen Antillen<br />
30
VoRschau<br />
Die 10 schönsten Inseln<br />
Frankreichs<br />
Normandie<br />
Dieppe, von der Geschichte<br />
gezeichnet<br />
Genuss<br />
Le gâteau basque<br />
Provence<br />
Mit dem Mountainbike durch<br />
die Dentelles de Montmirail<br />
... und viele<br />
weitere Themen<br />
Ardèche<br />
Schmucke Dörfer zum Verlieben<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34 – Juli / August <strong>2011</strong> erscheint am 28. <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong>
DAS NEUE<br />
<strong>Nr</strong>. 1 Herbst/Winter 2010/11<br />
KU’DAMM / OPERNUMZUG / FRIEDRICHSHAIN / HACKESCHE HÖFE / POTSDAM / NATURKUNDEMUSEUM / MODE / 22 BESTE CAFÉS<br />
<strong>Nr</strong>. 12<br />
Herbst/Winter Frühjahr <strong>2011</strong> 2010/11<br />
DER das neue Berlin<br />
KU’DAMM LEBT<br />
CHARMEOFFENSIVE<br />
szenekiez<br />
IN DER CITY WEST<br />
AUSGEHVIERTEL<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
SPAZIERGANG<br />
HACKESCHE<br />
HÖFE<br />
DIE 22 BESTEN CAFÉS<br />
Mode: Gastronomie: Gibt es 9 den Restaurants Berliner Style? zum guten Speisen<br />
Potsdam: Umland: Baumblütenfest Erkundungstour in im Werder Holländischen Viertel<br />
Naturkundemuseum: Radtour: Entlang der ehemaligen 200 Jahre Saurier Mauer& Co<br />
WWW.BERLIN-SAISONAL.DE<br />
AUS DEM<br />
VERLAG VON<br />
Frankreich erleben<br />
REISEMAGAZIN<br />
FÜR DIE<br />
HAUPTSTADT<br />
100<br />
SEITEN<br />
FÜR<br />
BERLIN-<br />
REISENDE<br />
potsdamer platz<br />
kastanienallee<br />
ClärChens<br />
Ballhaus<br />
sChwofen wie zu omas zeiten<br />
Masterplan<br />
MuseuMsinsel<br />
WIE FÜR BERLINER<br />
DAS REISEMAGAZIN<br />
FÜR DIE HAUPTSTADT<br />
1. fC union<br />
fussBallkult<br />
aus köpeniCk<br />
EINE OPER ZIEHT UM<br />
Deutschland: 5,90 5,90 Euro Euro<br />
Österreich: 6,50 6,50 Euro Euro<br />
Schweiz: 11,50 11,50 CHF CHF<br />
Benelux: 7,00 7,00 Euro Euro<br />
Frankreich: 7,50 7,50 Euro Euro<br />
Italien: Italien: 7,20 7,20 Euro Euro<br />
Dänemark: 63,00 63,00 DKK DKK<br />
JETZT IM<br />
ZEITSCHRIFTENHANDEL
Evian<br />
Eine Geschichte über das Wasser.<br />
Eine Geschichte des Wohlbefindens,<br />
der Begegnung und der Entspannung<br />
zwischen dem Genfer See und<br />
den Alpen.<br />
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Tourismusbüro Evian<br />
Place d´Allinges / Postfach 18 / 74501 Evian cedex<br />
Telefon: 00<strong>33</strong> 4 50 75 04 26 / Fax: 00<strong>33</strong> 4 50 75 61 08<br />
www.ville-evian.fr / info@eviantourism.com