Nr. 19 - Januar / Februar 2009
Atlantikküste: Ile de Ré Elsass: Rosheim, Idylle am Fuß der Vogesen Aigues-Mortes Paris: für drei Euro mit dem Mietfahrrad entlang der Seine Guadeloupe: ein Stück Frankreich in der Karibik Bretagne: Carnac: die mystische Aura von Hinkelsteinen Rezept: Poulet Vallée d'Auge
Atlantikküste: Ile de Ré
Elsass: Rosheim, Idylle am Fuß der Vogesen
Aigues-Mortes
Paris: für drei Euro mit dem Mietfahrrad entlang der Seine
Guadeloupe: ein Stück Frankreich in der Karibik
Bretagne: Carnac: die mystische Aura von Hinkelsteinen
Rezept: Poulet Vallée d'Auge
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Unterwegs in Frankreich Aigues-Mortes<br />
auf, doch sein zweiter Aufbruch wurde eine Reise ohne<br />
Wiederkehr. Der König verstarb vor den Toren von Tunis<br />
an einer Infektionskrankheit.<br />
Seine Nachfolger trieben das Projekt einer Hafenstadt<br />
an der Mittelmeerküste für die französische Krone zwar<br />
weiter voran, doch bereits kurz nach der Fertigstellung<br />
versandete der Hafen. Die Stadt « saß auf dem Trockenen »<br />
und konnte ihre ursprüngliche Bestimmung langfristig<br />
nicht beibehalten. Aigues-Mortes war quasi eine Totgeburt.<br />
Als sei dies nicht schon schlimm genug gewesen, brachen<br />
in der sumpfigen, öden Umgebung Malariaepidemien aus.<br />
Aigues-Mortes wurde zu einem unwirtlichen Ort, der<br />
schnell an Bedeutung verlor. Da verwundert es nicht, dass<br />
die dicke Stadtmauer ihre Belastbarkeit niemals unter Beweis<br />
stellen musste. Wer sollte schon diesen Ort einnehmen<br />
wollen? Aigues-Mortes wirkt von Weitem bedrohlich und<br />
mächtig und ist doch nicht mehr als eine Kulisse, die sich<br />
nie im Kampf beweisen musste.<br />
Doch einige Städte erleben die Gunst der späten Stun-<br />
La Pointe de l’Espiguette: Endloses Strandvergnügen<br />
de. Aigues-Mortes musste viele Jahrhunderte auf seinen<br />
Durchbruch warten. Mit der Entwicklung des Tourismus<br />
emanzipierte sich die Hafenstadt ohne wirklichen Hafen<br />
von ihrem eigenen Schicksal und etablierte sich als eine<br />
der Hauptsehenswürdigkeiten der Camargue. Nur wenige<br />
europäische Städte können heute eine derart vollkommene<br />
Stadtmauer aufweisen. Sie gilt als ein Meisterwerk aus dem<br />
13. Jahrhundert.<br />
Wahrscheinlich war es auch das Fehlen großer kriegerischer<br />
Auseinandersetzungen, das das mittelalterliche<br />
Flair bis heute bewahrte. Die rechteckige Altstadt ist ein<br />
wunderbares Ensemble. Es gibt kaum moderne Bauten, die<br />
den Gesamteindruck schmälern könnten. Geruhsam lässt<br />
es sich durch die Gassen im Schachbrettmuster schlendern.<br />
Verlässt man dabei ein wenig die vielbesuchten Hauptrouten,<br />
kann man noch ganz gut die einstige Ruhe dieses Ortes<br />
nachempfinden. Autolärm oder andere Nebenwirkungen<br />
der modernen Zivilisation sind hier fern. Am Hauptplatz<br />
des Ortes, die Place Saint-Louis, wo sich auch das Rathaus<br />
befindet, stellen<br />
Restaurantbesitzer<br />
– wie auch in vielen<br />
angrenzenden Gassen<br />
– ihre Stühle<br />
und Tische vor<br />
die Tür. Aigues-<br />
Mortes zeigt sich<br />
durch und durch<br />
idyllisch. Auch ein<br />
paar wenige Hotels<br />
gibt es innerhalb<br />
der Festungsmauern<br />
– für alle, die<br />
abends nicht in die<br />
Neustadt wechseln<br />
möchten, sondern<br />
in der mittelalterlichen<br />
Welt verweilen<br />
wollen.<br />
Zum Pflichtprogramm<br />
eines<br />
jeden Besuchs<br />
sollte natürlich ein<br />
Rundgang auf der<br />
Stadtmauer gehören.<br />
Die Befestigungsanlage<br />
ist von<br />
keinem Punkt der<br />
Altstadt weit entfernt<br />
– meist sieht<br />
man die mächtige<br />
Mauer bereits am<br />
Ende der Gasse.<br />
Der Zugang ist<br />
allerdings kostenpflichtig<br />
und nicht<br />
Wer einen Besuch von Aigues-Mortes mit einem Bad im Mittelmeer verbinden möchte, sollte die Pointe<br />
de l’Espiguette südlich von Le Grau-du-Roi aufsuchen. Ein kilometerlanger und gerade anfangs endlos<br />
breit wirkender feiner Sandstrand lässt keine Wünsche offen – egal ob nach einem Sonnenbad oder<br />
einem langen Strandspaziergang. Der südliche Abschnitt wird von FKK-Anhängern frequentiert.<br />
Anfahrt: Von Aigues-Mortes über die D979 nach Le Grau-du-Roi. Am Kreisel ortseingangs nach links auf die<br />
D62b. Am dritten Kreisel die Route de l’Espiguette nehmen und bis zum Ende fahren. Der große Parkplatz ist<br />
kostenpflichtig.<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>