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Nr. 19 - Januar / Februar 2009

Atlantikküste: Ile de Ré Elsass: Rosheim, Idylle am Fuß der Vogesen Aigues-Mortes Paris: für drei Euro mit dem Mietfahrrad entlang der Seine Guadeloupe: ein Stück Frankreich in der Karibik Bretagne: Carnac: die mystische Aura von Hinkelsteinen Rezept: Poulet Vallée d'Auge

Atlantikküste: Ile de Ré
Elsass: Rosheim, Idylle am Fuß der Vogesen
Aigues-Mortes
Paris: für drei Euro mit dem Mietfahrrad entlang der Seine
Guadeloupe: ein Stück Frankreich in der Karibik
Bretagne: Carnac: die mystische Aura von Hinkelsteinen
Rezept: Poulet Vallée d'Auge

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>19</strong> · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong><br />

Atlantikküste<br />

Diskreter Luxus auf der Ile de Ré<br />

Paris<br />

Mit dem Mietfahrrad<br />

entlang der Seine<br />

Jubiläumsausgabe<br />

3 Jahre<br />

16 Extra-<br />

Seiten<br />

Bretagne<br />

Die mystische Aura von Hinkelsteinen<br />

Guadeloupe<br />

Frankreichs karibische Seite<br />

Politik Eva Joly, engagierte Kämpferin gegen Korruption<br />

Wein Côtes du Ventoux aus der Provence<br />

Mode Espadrilles, mehr als simple Leinenschuhe<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 4,90 €<br />

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Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Sie halten unsere Jubiläumsausgabe in den Händen, denn<br />

mit diesem Heft feiern wir unseren dritten Geburtstag.<br />

Wir haben dies zum Anlass genommen, unser Layout<br />

ein wenig aufzufrischen und ein paar konzeptionelle<br />

Veränderungen vorzunehmen. So wurde aus unserem<br />

Kulturprogramm beispielsweise unser neuer<br />

Frankreichkalender, den Sie künftig gleich<br />

auf den ersten Seiten des Magazins finden<br />

werden. Um die große touristische Vielfalt<br />

Frankreichs besser zu berücksichtigen, haben<br />

wir unsere Rubrik Unterwegs in Frankreich<br />

stark ausgebaut. Neu hinzugekommen<br />

ist die Rubrik Frankreich<br />

praktisch, in der wir Ihnen nützliche<br />

Tipps geben wollen. Eines hat sich<br />

aber nicht verändert: die Köpfe<br />

hinter dem Magazin. Auch in<br />

Zukunft möchten wir Ihnen –<br />

wie schon in den letzten drei<br />

Jahren – alle zwei Monate<br />

Informatives und Unterhaltsames<br />

aus Frankreich berichten.<br />

Dieses Mal gehört dazu unter anderem<br />

ein Exklusivinterview mit Eva Joly.<br />

Ein Name, der im deutschsprachigen<br />

Raum vielleicht weniger bekannt ist,<br />

den in Frankreich aber jeder kennt. Als<br />

Richterin hat die Norwegerin einen der<br />

größten Wirtschaftsskandale der französischen<br />

Geschichte aufgedeckt.<br />

Heute kämpft sie gegen<br />

die weltweite Korruption und tritt<br />

sogar bei den europäischen Parlamentswahlen<br />

als Kandidatin an. Eine andere ungewöhnliche<br />

Frau, die allerdings nicht mehr unter uns weilt, war<br />

Françoise Sagan. Den gerade erschienenen Film<br />

über sie nahmen wir zum Anlass, das Leben der<br />

Schriftstellerin Revue passieren zu lassen.<br />

Touristisch bieten wir Ihnen dieses Mal einige äußerst<br />

spannende Reiseziele an. Wie wäre es im nächsten<br />

Sommer etwa mit einem Urlaub auf der Ile de<br />

Ré am Atlantik? Eine Mischung aus Ursprünglichkeit<br />

und diskretem Luxus macht die Insel<br />

besonders reizvoll. Im Koffer sollten ein<br />

Paar Espadrilles nicht fehlen. Wenn Sie<br />

jedoch nicht mehr auf die warme Jahreszeit<br />

warten, sondern sich sofort auf<br />

einer Insel erholen wollen, bietet Ihnen<br />

Guadeloupe nicht nur eine Pause vom<br />

europäischen Winter, sondern auch französisches<br />

Lebensgefühl mitten in der Karibik. Alle, die<br />

mystische Orte lieben, sollten einen Abstecher<br />

nach Carnac mit seinen Menhiren in der Bretagne<br />

einplanen. Außerdem entführen wir Sie nach<br />

Rosheim im Elsass, nach Aigues-Mortes<br />

in der Camargue und natürlich nach Paris.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim<br />

Lesen dieser Ausgabe. Sie können mir gerne<br />

schreiben, wie Ihnen unsere kleinen Veränderungen<br />

im Heft gefallen. Wie immer freuen wir uns<br />

über Lob und hören uns Kritik aufmerksam an.<br />

Titelblatt: Saint-Martin-de-Ré (Ile de Ré)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 3


Inhalt<br />

Paris · 42<br />

Carnac · 68<br />

Ile de Ré · 14<br />

Aigues-Mortes · 34<br />

Françoise<br />

Sagan · 82<br />

Guadeloupe · 54<br />

Biscotte · 100<br />

Espadrilles · 104<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


42 · Paris<br />

68 · Carnac<br />

14 · Ile de Ré, 28 · Hotel<br />

100 · Biscotte<br />

34 · Aigues-Mortes<br />

54 · Guadeloupe<br />

30 · Rosheim<br />

96 · Wein<br />

Frankreich heute<br />

76 Eva Joly<br />

Eine Frau will die Korruption besiegen<br />

Sie wurde berühmt durch das Aufdecken der Elf-Affäre,<br />

die ganz Frankreich erschütterte. Nun will die ehemalige<br />

Richterin ins Europaparlament, um dort ihren Kampf gegen<br />

die weltweite Korruption fortzusetzen … Ein Exklusivinterview.<br />

82 Françoise Sagan<br />

Innere Einsamkeit und der Drang nach Freiheit<br />

Die Autorin von « Bonjour Tristesse » verkörperte<br />

das Lebensgefühl einer ganzen Generation:<br />

Freiheit, Emanzipation, Lebenshunger. Nun<br />

erscheint ein Film über ihr bewegtes Leben.<br />

86 Marianne<br />

Umkämpftes Symbol der französischen Republik<br />

Die Geschichte einer Figur, die für die französische<br />

Republik mehr ist als nur ein Symbol.<br />

90 Kulturwirtschaft<br />

Frankreichs Museen entdecken den Profit<br />

Zeitenwende auch in der französischen Kulturlandschaft.<br />

Die Museen sind nichts mehr ohne ihre Museumsshops.<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

14 Ile de Ré<br />

Diskreter Luxus mit maritimem Flair<br />

Die von manchen als das « Saint-Tropez der Atlantikküste »<br />

bezeichnete Insel bezaubert mit pittoresken Hafenorten<br />

und schöner Landschaft.<br />

28 Hotel<br />

Le Richelieu, Ile de Ré<br />

30 Rosheim<br />

Idylle am Fuß der Vogesen<br />

Im Mittelalter eine aufstrebende Stadt, versank sie irgendwann<br />

in einen tiefen Dornröschenschlaf. Eine Erweckung.<br />

34 Aigues-Mortes<br />

Später Ruhm für die Stadt der « Toten Wasser »<br />

Eine Reise in die Vergangenheit: Bis heute umgibt eine<br />

komplett erhaltene Stadtmauer Aigues-Mortes und die<br />

Gassen der Altstadt verströmen mittelalterliches Flair.<br />

42 Paris<br />

Für drei Euro mit dem Mietfahrrad<br />

entlang der Seine<br />

Alle 300 Meter kann man sich in Paris ein Fahrrad fast<br />

kostenlos ausleihen. Ideal für eine Stadterkundung<br />

auf dem Zweirad.<br />

54 Guadeloupe<br />

Ein Stück Frankreich in der Karibik<br />

Traumhaft schöne Strände mit smaragdgrünem Wasser,<br />

dichte tropische Wälder, tosende Wasserfälle – Guadeloupe<br />

bietet Exotik und französisches Lebensgefühl in einem.<br />

68 Carnac<br />

Die mystische Aura von Hinkelsteinen<br />

Seit sechs Jahrtausenden existieren die Menhire<br />

von Carnac. Ihre Bedeutung konnte bis heute<br />

nicht bis ins letzte Detail geklärt werden.<br />

Art de vivre<br />

96 Wein<br />

Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg<br />

Die Geschichte eines Weins, den schon im<br />

Mittelalter die Päpste in Avignon rühmten.<br />

98 Chantals Rezept<br />

Poulet Vallée d’Auge<br />

100 Genuss<br />

Biscotte, ein Brot der besonderen Art<br />

Für die einen ist es Zwieback, für die anderen die<br />

Biscotte. Auf den Spuren eines nationalen Lebensmittels.<br />

104 Mode<br />

Die Espadrille, mehr als ein Schuh<br />

Von der Kunst, mit dem Einfachsten einen leichten<br />

Schuh zu kreieren, der die Menschen begeistert –<br />

nicht nur im Sommer.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

51 Abonnement<br />

74 Kulturschock<br />

92 Kulturszene<br />

108 Frankreich praktisch<br />

109 Arte-Programm<br />

110 Leserbriefe<br />

110 Impressum<br />

111 Nachbestellungen<br />

114 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 5


On En Parle<br />

Mehr<br />

Verkehrsberuhigung<br />

Ein verkehrspolitisches Konzept aus<br />

der Schweiz soll nun auch in Frankreichs<br />

Städten Einzug halten: die Begegnungszone<br />

– vergleichbar mit dem verkehrsberuhigten<br />

Bereich in Deutschland,<br />

umgangssprachlich gerne als Spielstraße<br />

bezeichnet, bzw. mit der Wohnstraße in<br />

Österreich. In derartig gekennzeichneten<br />

Bereichen dürfen sich Fußgänger frei<br />

bewegen und haben Vorrang. Autofahrer<br />

dürfen dagegen maximal 20 Stundenkilometer<br />

fahren. Saint-Malo, Chambéry,<br />

Metz und Straßburg zeigten sich bereits<br />

an der Einrichtung solcher Begegnungszonen<br />

interessiert. Bleibt abzuwarten, ob<br />

französische Autofahrer für solche Konzepte<br />

ausreichend diszipliniert sind.<br />

Champagner vom<br />

Meeresboden<br />

Eine ungewöhnliche Aktion spielt sich in der Bucht<br />

von Mont-Saint-Michel ab. Taucher deponierten auf dem<br />

Meeresgrund in 15 Metern Tiefe einige Kisten Champagner<br />

der Marke Roederer Brut Premier, die dort ein Jahr<br />

lang bleiben. Im Anschluss soll eine Verkostung zeigen,<br />

wie sich die Aufbewahrung auf dem Meeresboden im<br />

Vergleich zur konventionellen Lagerung auswirkt.<br />

Korruption auf dem Vormarsch<br />

Bei der jährlichen Bewertung der Korruption<br />

in 180 Ländern von Transparency International<br />

rutscht Frankreich vom <strong>19</strong>. auf den 23. Platz. In<br />

Europa verschlechtern sich ebenfalls Großbritannien<br />

und Italien. Laut des Präsidenten des<br />

französischen Ablegers der Organisation, Daniel<br />

Lebegue, erklärt sich dies vor allem durch das<br />

Auftreten einiger stark medialisierter Skandale<br />

im Land.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Kostenloser<br />

öffentlicher<br />

Nahverkehr<br />

Ab dem ersten Halbjahr <strong>2009</strong> muss man für die<br />

Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs in Aubagne<br />

(Provence) nicht mehr bezahlen. Da die Einnahmen<br />

bisher nur neun Prozent der Kosten deckten, entschied<br />

sich die Gemeinde zu diesem bürgerfreundlichen<br />

Schritt. Die Mehrkosten von 700.000 Euro<br />

werden aus dem kommunalen Haushalt bestritten.<br />

Ein Dutzend weiterer Städte in Frankreich haben<br />

Gleiches vor, darunter Compiègne, Châteauroux<br />

und Vitré. Das Modell könnte Schule machen...<br />

Viel Lärm um<br />

Vodoo-Puppe<br />

mit Sarkozy-Gesicht<br />

Nicolas Sarkozy wollte den Verkauf einer blauen<br />

Vodoo-Puppe mit seinem Gesicht gerichtlich<br />

verbieten lassen und erlitt damit eine Niederlage<br />

in erster Instanz. Nach Meinung des Gerichts falle<br />

die Herstellung in den Bereich der Meinungsfreiheit.<br />

Außerdem wäre der humoristische, satirische<br />

Charakter der Puppe erkennbar. Der französische<br />

Staatspräsident berief sich dagegen auf den Missbrauch<br />

seines Bildes und die Verletzung seiner<br />

Würde. Er will nun in Berufung gehen. Neben<br />

der blauen Puppe, die zusammen mit Nadeln und<br />

Bedienungsanleitung verkauft wird, existiert auch<br />

eine rote Puppe mit dem Gesicht seiner einstigen<br />

Herausforderin, der Sozialisten Ségolène Royal. Sie<br />

scheint die ganze Sache aber mit mehr Humor zu<br />

nehmen und erklärte, dass sie nicht vor Gericht klagen<br />

wolle, sondern das Ganze als Scherz betrachte.<br />

Schnappschüsse<br />

Trend zur Einäscherung ++ Während am Anfang der<br />

<strong>19</strong>80er-Jahre nur 20 Prozent der Franzosen nach dem Tod lieber<br />

eingeäschert als begraben werden wollten, scheinen sich die<br />

Vorlieben in den letzten drei Jahrzehnten umgekehrt zu haben. Nach<br />

einer Umfrage der Bestattungsunternehmen zieht eine knappe Mehrheit<br />

(51 Prozent) nun die Einäscherung der Erdbestattung vor. Besonders im<br />

Pariser Großraum steht diese Bestattungsform hoch im Kurs.<br />

Leistungsbasierte Bezahlung für 200.000<br />

Beamte ++ Eine kleine Revolution findet gerade innerhalb der<br />

französischen Behörden statt. Ein Teil der Beamten des Landes,<br />

und zwar alle, die in der Verwaltung arbeiten, beispielsweise<br />

Juristen in Ministerien oder Mitarbeiter der Personalabteilung einer<br />

Präfektur, erhalten zukünftig einen leistungs abhängigen variablen<br />

Gehaltsanteil, der bis zu 14.400 Euro pro Jahr ausmachen kann.<br />

Schwere Zeiten für kleine Hotels ++ Das nationale<br />

Statistikinstitut INSEE hat herausgefunden, dass kleine Hotels mit bis<br />

zu zehn Angestellten heute nur noch 42 Prozent der Arbeitsplätze<br />

im Hotelgewerbe stellen, im Gegensatz zu 51 Prozent im Jahre<br />

<strong>19</strong>93. Einen wahren Beschäftigungsboom gab es dagegen bei<br />

Campingplätzen und anderen Unterkünften wie Ferienwohnungen<br />

und Gästezimmern. Arbeiteten <strong>19</strong>93 nur 9.500 Menschen in diesem<br />

Sektor, sind es heute 34.300.<br />

Eingeklemmter Arm in der Zugtoilette ++ Die<br />

tragische Geschichte ist nicht ohne Komik: Ein Fahrgast im TGV von<br />

La Rochelle nach Paris wurde in der Zugtoilette mit einem in der<br />

Toilettenschüssel eingeklemmten Arm aufgefunden. Nach eigenen<br />

Aussagen wollte er nur sein Handy retten, das ihm zuvor in die Toilette<br />

gefallen war. Dabei verklemmte sich der Arm, so dass der arme<br />

Reisende auf Gedeih und Verderb an die Toilette gebunden war.<br />

Zwei Stunden brauchten die Feuerwehrleute im nächsten Bahnhof,<br />

um die Toilette auszubauen. Erst danach konnte der Arm, außerhalb<br />

des Zuges, wieder befreit werden.<br />

Betrüger erwischen versehentlich Sarkozys<br />

Konto ++ Betrüger, die ein ausgeklügeltes System etabliert hatten,<br />

Geld von den Konten ihrer Opfer abzuheben, hatten nicht viel Glück:<br />

Eines der betroffenen Konten war zufällig das von Nicolas Sarkozy. Es<br />

dauerte danach nicht lange, bis das Betrügernetzwerk aufgedeckt<br />

werden konnte.<br />

Franzosen weniger ernährungsbewusst als<br />

gedacht? ++ Eine neue Analyse des nationalen Statistikinstituts<br />

INSEE beunruhigt die Feinschmeckernation Frankreich. Danach hat<br />

sich der Verkauf von Fertigprodukten bei Fleisch, Fisch und Gemüse<br />

in den Jahren von <strong>19</strong>60 bis <strong>19</strong>86 verdoppelt, während der Konsum<br />

von frischen, vorbereitungsintensiven Lebensmitteln abnahm. Heute<br />

geben die Franzosen nur noch zwölf Prozent ihres Budgets für frische<br />

Produkte aus, in Deutschland sind es immerhin 15, in Italien gar 17<br />

Prozent.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 7


On En Parle<br />

Kaffee im Zug wird billiger<br />

Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF hat ihren Cateringdienstleister gewechselt.<br />

Wurden die Bistros in den Zügen bisher von der Firma Compagnie des Wagons-Lits (ein<br />

Unternehmen der französischen Accor-Gruppe) betrieben, hat nun der italienische Konzern<br />

Cremonini die Konzession für drei Jahre und vier Monate erhalten. Positiver Nebeneffekt für<br />

die Reisenden: Der Kaffee verbilligt sich in Frankreichs Zügen von 2,40 Euro auf 2,10 Euro,<br />

das fast schon legendäre Schinkensandwich von 4,10 Euro auf 3,50 Euro. Außerdem gibt es nun<br />

dreimal im Jahr eine neue Speisekarte und es werden Bio-Produkte ins Angebot aufgenommen.<br />

Segways für<br />

Frankreichs<br />

Polizisten<br />

Die Franzosen haben sich bereits<br />

an einige ungewöhnliche Fortbewegungsarten<br />

ihrer Polizisten, beispielsweise<br />

auf dem Pferd, mit dem Fahrrad und selbst<br />

mit Rollerblades, gewöhnt. In Montpellier<br />

kommt nun eine weitere hinzu: Segways,<br />

auch Selbstbalance-Roller genannt. Bisher<br />

sah man auf diesen elektrisch betriebenen<br />

« Zweirädern » vor allem<br />

Touristen in europäischen<br />

und US-amerikanischen<br />

Großstädten. Wegen der<br />

Geschwindigkeit von<br />

bis zu 30 Stundenkilometern<br />

und der etwas<br />

erhöhten Stehposition<br />

findet die Polizei dieses<br />

Gefährt für ihre Einsätze<br />

interessant.<br />

Frankreichs älteste<br />

Fernsehsendung wird 60<br />

Die wenigsten Franzosen wissen es,<br />

aber die älteste Sendung im französischen<br />

Fernsehen, die seit Dezember <strong>19</strong>48 regelmäßig<br />

ausgestrahlt wird, ist der « Jour du Seigneur »,<br />

die sonntägliche Übertragung eines katholischen<br />

Gottesdienstes auf France 2. Seit <strong>19</strong>86 haben die<br />

beiden öffentlich-rechtlichen Sender France 2<br />

und France 3 sogar die gesetzliche Verpflichtung,<br />

den wichtigsten Religionen Sendeplätze im<br />

Programm einzuräumen, egal wie hoch die<br />

Einschaltquoten sind. Die Franzosen können<br />

am Sonntagmorgen daher zwischen<br />

sieben religiösen Sendungen wählen.<br />

Mehr Radarkontrollen<br />

Die automatischen Radarkontrollen auf Frankreichs Straßen<br />

feiern ihren fünften Geburtstag. Für die Regierung ist<br />

dies ein Anlass, das einst mit großer Polemik eingeführte System<br />

auszubauen. Bis 2012 sollen 500 weitere Radarfallen im<br />

ganzen Land aufgestellt werden. Außerdem werden in zwölf<br />

Städten, darunter Paris, Lyon, Marseille, Bordeaux, Toulouse,<br />

Straßburg, Metz und Nancy, erstmalig Starenkästen<br />

gegen Rotlichtsünder sowie automatische Radarkontrollen<br />

zur Überwachung des Sicherheitsabstandes in Tunneln eingeführt.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


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On En Parle<br />

Bordkarte aufs Handy<br />

Während Mobilfunktelefone in der Luft (noch) ausgeschaltet<br />

sein müssen, testet Air France auf dem Boden einen neuen Service<br />

für Handy-Nutzer. Ab sofort können sich Flugpassagiere auf der<br />

Seite http://mobile.airfrance.com einchecken, um die Bordkarte anschließend mit einem Barcode<br />

direkt auf ihr Handy geschickt zu bekommen. Am Flugsteig muss man sein Handy dann<br />

nur noch vor einen Scanner halten und schon geht es ins Flugzeug. Zurzeit ist dieser Service<br />

aber nur auf der Strecke zwischen Paris und Amsterdam und auch nur für Fluggäste ohne<br />

Anschlussflug möglich.<br />

Eine<br />

neue<br />

Pyramide für<br />

Paris .<br />

Neue<br />

Kontakte<br />

über den Wolken<br />

Inspiriert durch den zunehmen den Erfolg von Netzwerken wie Facebook, schuf Air<br />

France-KLM für seine Kunden eine eigene Plattform zum Kennenlernen. Auf der Seite<br />

www.bluenity.com können Passagiere der beiden Fluggesellschaften ihr eigenes Profil<br />

mit Namen, Alter, Herkunftsland, Vorlieben, Hobbys etc. sowie den geplanten zukünftigen<br />

Flügen kreieren. So können Reisende schon im Vorfeld mit anderen<br />

Reisenden des gleichen Fluges in Kontakt treten. Neben dem bloßen Schließen<br />

neuer Bekanntschaften kann man dabei auch praktische Angelegenheiten<br />

regeln, etwa die gemeinsame Weiterfahrt mit einem<br />

Mietwagen oder das gemeinschaftliche Nutzen eines Taxis<br />

zum gleichen Hotel. Da Air France-KLM jedes<br />

Jahr mehr als 75 Millionen Menschen befördert,<br />

gibt es bestimmt viel zu<br />

kommunizieren...<br />

Der Pariser Bürgermeister Bertrand<br />

Delanoë überraschte mit der Vorstellung eines<br />

pyramidenförmigen Hochhausprojektes in<br />

der französischen Hauptstadt. Der Tour Triangle<br />

soll mit einer Höhe von 180 Metern (zum Vergleich:<br />

der Tour Montparnasse misst 210 Meter, der Eiffelturm<br />

325 Meter) unweit der Porte de Versailles im 15. Arrondissement<br />

errichtet werden. Es ist der erste neue Wolkenkratzer<br />

im historischen Zentrum von Paris seit 30 Jahren. Entworfen<br />

wurde das Gebäude von den Schweizer Stararchitekten Herzog<br />

und de Meuron, von denen unter anderem das Olympiastadion von<br />

Peking und<br />

die Allianz-<br />

Arena in München<br />

stammen. Die<br />

Fertigstellung ist für<br />

2012 vorgesehen. In der<br />

letzten Etage wird ein Panoramarestaurant<br />

einziehen.<br />

Air<br />

France-KLM<br />

verschlechtert<br />

Meilenprogramm<br />

Flying Blue, das Meilenprogramm<br />

von Air France-KLM, wird ab nächstem<br />

Frühjahr weniger attraktiv. Für<br />

alle Karteninhaber mit dem niedrigsten<br />

Status « Ivory » gilt ab April <strong>2009</strong>, dass<br />

die gesammelten Meilen nur noch 20<br />

anstatt derzeit 36 Monate gültig sind,<br />

es sei denn, man reist innerhalb dieses<br />

Zeitraums erneut mit der Airline<br />

oder einer der Partnerfluggesellschaften.<br />

Diese Veränderung<br />

betrifft nicht die Mitglieder<br />

mit einem höheren Status<br />

(« Silber », « Gold » und<br />

« Platinum »).<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Marseille bekommt seinen Meerzugang zurück<br />

In der französischen Mittelmeermetropole hat mit dem Abriss der autobahnähnlichen Hochstraße nahe dem<br />

Zentrum einer der großen, aktuell geplanten Stadtumbauten begonnen. Die Passerelle autoroutière de la Joliette<br />

war eine Bausünde aus den <strong>19</strong>70er-Jahren. Über die Hochstraße, die sehr an US-amerikanische Städte erinnerte,<br />

strömten bis zu 40.000 Fahrzeuge täglich in die Innenstadt. Doch während die Autofahrer den freien Blick auf das<br />

Meer genießen konnten, schnitt sie die Stadt von der Küste ab und verstellte den Blick aus den angrenzenden Gebäuden.<br />

Bis 2010 wird nun für 117 Millionen Euro ein Tunnel gebaut, dank dessen in ein paar Jahren eine schlimme<br />

städtebauliche Narbe vergessen sein wird.<br />

Frühling und Sommer im Périgord<br />

Ideen für einen Aufenthalt in jeder Jahreszeit<br />

Fotos: OT intercommunal du Périgord Noir<br />

INFORMATIONEN:<br />

www.dordogne-perigord-tourisme.fr<br />

RESERVIERUNGEN:<br />

www.perigord-reservation.com<br />

COMITE DEPARTEMENTAL DU TOURISME DE LA DORDOGNE – 25 RUE WILSON – BP2063 – 24002 PERIGUEUX CEDEX


Frankreichkalender<br />

Repartir à zéro<br />

Lyon, bis 02.02.<strong>2009</strong><br />

Gainsbourg<br />

Paris, bis 01.03.<strong>2009</strong><br />

Reflets de la Seine<br />

Impressionniste<br />

Rueil-Malmaison, bis 09.03.<strong>2009</strong><br />

<strong>19</strong>45: das Jahr Null in der Kunst<br />

nach dem Ende des 2. Weltkrieges.<br />

Die Ausstellung « Repartir à zéro »<br />

in Lyon widmet sich mit der Periode<br />

<strong>19</strong>45 bis <strong>19</strong>49 einer Phase der Kunstgeschichte,<br />

in der versucht wurde,<br />

die Kunst vom ideologischen Ballast<br />

zu befreien. Man strebte nach einem<br />

« Neuanfang » in der Malerei, als hätte<br />

es sie vorher noch nicht gegeben. Bei<br />

all der Offenheit und Freiheit spürt<br />

man in ihr dennoch die Erinnerung an<br />

den Krieg. Es ist die Zeit, in der die<br />

Karrieren einiger der größten Künstler<br />

des 20. Jahrhunderts begannen, allen<br />

voran die von Pollock und Newman.<br />

Eine Ausstellung, um die Werke dieser<br />

Epoche nicht in Vergessenheit geraten<br />

zu lassen.<br />

Musée des Beaux Arts de Lyon<br />

16, rue Edouard Herriot<br />

69001 Lyon<br />

Telefon: +33 (0)4 72 10 17 40<br />

www.mba-lyon.fr<br />

Mi, Do, Sa, So, Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Fr 10.30 – 18.00 Uhr<br />

An Feiertagen geschlossen<br />

8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro<br />

Eine neue Ausstellung in Paris<br />

würdigt das Talent der komplexen<br />

Persönlichkeit Serge Gainsbourgs.<br />

Dank der Unterstützung der Familie<br />

und vor allem der Tochter, Schauspielerin<br />

Charlotte Gainsbourg, kann man<br />

sich dem Mann nähern, der sich selbst<br />

als « guter Mensch » und Außenseiter<br />

zugleich verstanden hat. Indem er<br />

die moralischen Grenzen eines konservativen<br />

Frankreichs überschritt,<br />

hat Gainsbourg in der französischen<br />

Kultur tiefe Spuren hinterlassen. Die<br />

versammelten Werke bringen uns die<br />

Arbeit eines Künstlers näher, der nie<br />

das machte, was man von ihm erwartete.<br />

Besonders beeindruckend sein<br />

Selbstporträt aus dem Jahre <strong>19</strong>57, das<br />

zum ersten Mal ausgestellt wird.<br />

Cité de la Musique<br />

221, avenue Jean Jaurès<br />

750<strong>19</strong> Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 84 44 84<br />

www.cite-musique.fr<br />

Di – Do 12.00 – 18.00 Uhr<br />

Fr – Sa 12.00 – 22.00 Uhr<br />

So 10.00 – 18.00 Uhr<br />

8,00 Euro, ermäßigt 4,00 Euro<br />

Die Ausstellung im westlichen<br />

Pariser Vorort Rueil-Malmaison (nahe<br />

dem Hochhausviertel La Défense)<br />

widmet sich der impressionistischen<br />

Sicht auf die Seine. Am Ende des<br />

<strong>19</strong>. Jahrhunderts und in der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts nutzten<br />

viele Maler die Ufer des berühmten<br />

Flusses als Modell. Die 80 Gemälde<br />

und ebenso viele Radierungen, Aquarelle<br />

und Plakate transportieren die<br />

Leidenschaft von Malern wie Claude<br />

Monet, Camille Pissarro und anderen,<br />

auch weniger bekannten Künstlern für<br />

die schönen Landschaften am Rande<br />

von Paris. Thematisch und chronologisch<br />

geordnet lassen sie uns heute die<br />

Veränderungen dieser beliebten Orte<br />

erlebbar werden.<br />

Atelier Grognard<br />

6, avenue du Château de Malmaison<br />

92500 Rueil-Malmaison<br />

Telefon: +33 (0)1 41 39 06 96<br />

www.mairie-rueilmalmaison.fr<br />

Mi – Mo 13.30 – <strong>19</strong>.00 Uhr<br />

5,00 Euro, kostenlos für Kinder und<br />

Jugendliche unter 18 Jahren und<br />

Studenten<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Kitsch Catch<br />

Sète, bis 12.05.<strong>2009</strong><br />

Emil Nolde<br />

Montpellier, 07.02. – 24.05.<strong>2009</strong><br />

Salon International de<br />

l’Agriculture<br />

Paris, 21.02. – 01.03.<strong>2009</strong><br />

Catchen ist kitschig. Ist es jedoch<br />

auch geschmacklos? Im Gegensatz zu<br />

den USA und Japan genießt das Catchen<br />

in Europa einen eher schlechten<br />

Ruf. Das internationale Museum für<br />

« unprätentiöse » Kunst, das die Grenzen<br />

des hergebrachten Kunstbetriebes<br />

überschreiten will, versucht genau diese<br />

Klischees zu überwinden, um dem<br />

Besucher die Sportart näher zu bringen.<br />

Auf halbem Weg zwischen Sport<br />

und Theater ist das Catchen immer<br />

auch die große Show. Masken, Paillette,<br />

außergewöhnliche Namen sowie<br />

die beeindruckenden Kunstflüge sind<br />

dabei überaus facettenreiche Elemente.<br />

Eine kulturelle und künstlerische<br />

Entdeckungsreise in die Welt des …<br />

Catchens.<br />

Musée des Arts Modestes<br />

23, quai Maréchal<br />

de Lattre de Tassigny<br />

34200 Sète<br />

Telefon: +33 (0)4 67 18 64 00<br />

www.miam.org<br />

Di – So 10.00 – 12.00 Uhr &<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

5,00 Euro, ermäßigt 1,50 Euro<br />

Nach dem Grand Palais in Paris<br />

empfängt das Museum Fabre in Montpellier<br />

die erste Retrospektive des Expressionisten<br />

Emil Nolde. 90 Gemälde,<br />

70 Aquarelle, Radierungen und Zeichnungen<br />

werden hier in chronologischer<br />

Anordnung präsentiert und stammen<br />

von Gemäldesammlungen aus aller<br />

Welt. Für Kunstliebhaber und Neueinsteiger<br />

ist diese Ausstellung ein guter<br />

Anlass, einen umfassenden Überblick<br />

über das vielseitige Werk Noldes zu bekommen<br />

und dabei das nach vier Jahren<br />

Renovierungszeit wiedereröffnete<br />

Museum zu besichtigen.<br />

Musée Fabre<br />

13, rue Montpelliéret<br />

34000 Montpellier<br />

Telefon: +33 (0)4 67 14 83 00<br />

http://museefabre-en.montpellieragglo.com<br />

Di, Do, Fr, So 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Mi 13.00 – 21.00 Uhr<br />

Sa 11.00 – 18.00 Uhr<br />

An Feiertagen geschlossen.<br />

Sonderöffnungszeiten möglich,<br />

genauere Angabe lagen bei<br />

Redaktionsschluss noch nicht vor.<br />

12,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro<br />

Frankreich ist ein Land, dessen Entwicklung<br />

stark von der Landwirtschaft<br />

geprägt wurde. Ein Grund, warum<br />

viele Franzosen bis heute fürs ländliche<br />

Leben schwärmen. Die internationale<br />

Landwirtschaftsmesse empfängt in<br />

diesem Jahr zum 46. Mal Tausende von<br />

Besuchern, um diesen Sektor vorzustellen.<br />

Alle französischen Regionen sind<br />

hier vertreten, um ihre gastronomischen<br />

Spezialitäten zu präsentieren. Für<br />

kulinarisch Interessierte werden auch<br />

Verkostungen organisiert. Übrigens ist<br />

die Schau eine perfekte Gelegenheit,<br />

um Weidevieh und Hühnerhoftiere zu<br />

sehen und somit dem Pariser Alltag<br />

zu entfliehen. Ein echtes Paradies, vor<br />

allem auch für die Kinder. Letztes Jahr<br />

kamen in den neun Ausstellungstagen<br />

mehr als 600.000 Besucher.<br />

Paris Expo<br />

Porte de Versailles<br />

75015 Paris<br />

www.salon-agriculture.com<br />

Täglich 9.00 – <strong>19</strong>.00 Uhr<br />

(am 27.02.<strong>2009</strong> bis 23.00 Uhr)<br />

12,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 13


Unterwegs in Frankreich Ile de Ré<br />

Ile de Ré<br />

Diskreter Luxus mit<br />

maritimem Flair<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Manche nennen die Ile de Ré das « Saint-Tropez der Atlantikküste<br />

». Doch der Vergleich beschreibt den Charme des<br />

kleinen Eilands vor der Küste von La Rochelle nur unzureichend.<br />

Zwar ist ein gewisser Wohlstand nicht zu übersehen<br />

und die Orte auf der Insel wirken sehr gediegen, doch Luxus<br />

wird auf der Ile de Ré nicht protzig zur Schau gestellt.<br />

Vielmehr konnte sich die Insel eine eher heimelige Atmosphäre<br />

bewahren. Hübsche Dörfer und viel Natur verzaubern<br />

die Besucher. Ein erstes Kennenlernen – 12 Stunden<br />

auf der Ile de Ré.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 15


Unterwegs in Frankreich Ile de Ré<br />

8.45 Uhr – Reif für die<br />

Insel ++ Die Sonne blinzelt durch<br />

die weißen Schleier am Himmel. Der<br />

Wetterbericht hatte gestern Abend<br />

also Recht, als er nach einer längeren<br />

Regenphase für heute einen schönen<br />

Sonnentag an der mittleren Atlantikküste<br />

ankündigte. Voller Vorfreude<br />

verlasse ich mein Hotel am Stadtrand<br />

von La Rochelle und begebe mich mit<br />

meinem Mietwagen auf die vierspurige<br />

Umgehungsstraße der Hafenstadt.<br />

Die Richtung steht fest: Ich will nach<br />

Westen.<br />

Schon einiges habe ich von der<br />

kleinen Insel vor der französischen<br />

Atlantikküste gehört. Sie ist nicht<br />

das einzige Eiland an der Küste, auch<br />

nicht das größte oder das kleinste, aber<br />

vielleicht das exquisiteste. Einige gut<br />

situierte Franzosen, oft aus Paris, haben<br />

sich auf der Ile de Ré ein kleines<br />

edles Refugium gebaut – meist versteckt<br />

hinter den unscheinbaren Mauern<br />

alter Fischer- und Bauernhäuser.<br />

Auch einige berühmte Personen wie<br />

der ehemalige Premierminister Lionel<br />

Jospin zählen zu den Hausbesitzern<br />

dieses Fleckchens Erde mitten im Atlantik.<br />

Durch den Flughafen von La Rochelle,<br />

an dem ich gerade vorbeifahre,<br />

haben sich die Besucherströme im<br />

letzten Jahrzehnt zunehmend internationalisiert.<br />

Zwar ist La Rochelle<br />

weder an das Flugnetz von Air France<br />

angeschlossen, noch gibt es direkte<br />

Flugverbindungen von Paris aus, dafür<br />

sorgte der Boom der Billigfluggesellschaften<br />

für zahlreiche Direktflüge aus<br />

Großbritannien und Irland. Ryanair,<br />

EasyJet & Co. bringen erholungssüchtige<br />

Briten und Iren, die diese neuen<br />

Reisemöglichkeiten gerne nutzen,<br />

quasi bis an die Haustür der Ile de Ré.<br />

9.22 Uhr – Kassenhäuschen<br />

am Eingang zum kleinen Paradies<br />

++ Nun dauert es nur noch wenige<br />

Minuten und ich erreiche endlich<br />

die Küste. Seit <strong>19</strong>88 ist die Anreise<br />

auf die Ile de Ré sehr viel leichter geworden,<br />

denn seit diesem Jahr spannt<br />

sich eine schon von Weitem sichtbare<br />

Brücke über die rund drei Kilometer<br />

breite Wasserstraße, die die Insel vom<br />

Festland trennt. Doch der Zugang<br />

zum vermeintlichen Paradies auf der<br />

anderen Seite ist nicht gratis zu haben.<br />

Und da man hier im Westen Frankreichs<br />

die Regeln der Marktwirtschaft<br />

gut verstanden hat, auch nicht immer<br />

gleich teuer. Kostet die Überfahrt von<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Mitte September bis Mitte Juni 9,00<br />

Euro (Hin- und Rückfahrt), verteuert<br />

sich der Spaß während der stark frequentierten<br />

Urlaubswochen von Mitte<br />

Juni bis Mitte September auf stolze<br />

16,50 Euro – zu entrichten an einer<br />

Mautstelle, wie man sie von den französischen<br />

Autobahnen gewöhnt ist.<br />

Aber welches Paradies ist schon zum<br />

Schnäppchenpreis zu haben? Außerdem<br />

soll die Maut dafür sorgen, dass<br />

nicht noch mehr Touristen die gerade<br />

einmal 30 Kilometer lange und fünf<br />

Kilometer breite Insel bevölkern.<br />

Die Brücke hat die Insel stark verändert.<br />

Musste man früher mühsam<br />

mit einer Fähre übersetzen und dafür<br />

gerade in der Hochsaison oft lange<br />

Wartezeiten in Kauf nehmen, ist eine<br />

Überfahrt heute ein Kinderspiel. Die<br />

bessere Erreichbarkeit hatte einen<br />

Anstieg der Besucherzahlen zur Folge.<br />

Häuser wurden renoviert, ganze Ortskerne<br />

neu herausgeputzt. Der bis in die<br />

<strong>19</strong>80er-Jahre leicht morbide Charme<br />

wich einem adrett maritimen Flair.<br />

Dank restriktiver Auflagen wurde ein<br />

Zubetonieren der Insel verhindert.<br />

Dies hatte aber auch zur Folge, dass<br />

die Immobilienpreise stiegen und stiegen,<br />

so dass sich viele Alt-Insulaner die<br />

Preise schon lange nicht mehr erlauben<br />

können. Aber dies war in Saint-Tropez<br />

einst auch nicht anders und scheint<br />

zum Schicksal attraktiver Landstriche<br />

zu gehören.<br />

Während ich die Brücke hochfahre,<br />

zolle ich innerlich den Radfahrern<br />

an der Seite Respekt, die mit eigener<br />

Muskelkraft die Insel erkunden wollen.<br />

Für einen kurzen Moment quält<br />

mich sogar mein schlechtes Gewissen,<br />

ist die überwiegend flache und mit<br />

einem hervorragenden Radwegenetz<br />

ausgestattete Ile de Ré doch geradezu<br />

ideal fürs Fahrradfahren. Stattdessen<br />

rausche ich mit meinem Mietwagen<br />

über die Asphaltpiste. Aber der<br />

Mensch besitzt nicht ohne Grund die<br />

Gabe, sich Dinge schönzureden und<br />

gute Ausreden zu finden. So entschuldige<br />

ich meine Bequemlichkeit vor<br />

mir selbst mit der Tatsache, dass ich<br />

für diese erste Spritztour auf die Insel<br />

nur einen Tag Zeit habe, ein Auto also<br />

unabdingbar ist, will ich möglichst viel<br />

entdecken.<br />

9.28 Uhr – Am anderen Ufer<br />

++ Es dauert nur wenige Minuten und<br />

ich bin auf der Ile de Ré angekommen.<br />

Parkplätze rechts und links der Straße<br />

säumen den Weg. Daran schließen<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 17


Unterwegs in Frankreich Ile de Ré<br />

sich mit Gräsern bewachsene Dünen<br />

an. Dahinter fällt mein Blick auf den<br />

gar nicht rauen Ozean und ein paar<br />

Kitesurfer. Es ist ein unspektakuläres<br />

Ankommen und dennoch erfüllt mich<br />

gleich dieses sonderbare Gefühl,<br />

auf einer Insel zu<br />

sein – weit weg von den<br />

Sorgen des Alltags. Inzwischen<br />

strahlt auch<br />

die Sonne von einem<br />

blauen Himmel.<br />

Die Straße gabelt<br />

sich. Ich wähle die Strecke<br />

nach rechts und folge dem<br />

Verlauf der nördlichen Küste. Schon<br />

kurz danach erreiche ich den ersten<br />

Ort: Rivedoux-Plage. Die Kommune<br />

feiert sich gerne als das « Tor zur Ile<br />

de Ré ». Geografisch betrachtet gibt<br />

es keinen Grund für Widerspruch.<br />

Die Straße schlängelt sich durch den<br />

Ort. Rechts eine breite, neu angelegte<br />

Promenade. Der Blick gleitet übers<br />

Meer mit der Brücke zur Ile de Ré im<br />

Hintergrund – ein beeindruckendes<br />

Panorama. Links fast durchgängig<br />

zweistöckige Häuser im inselüblichen<br />

Stil: Fassaden aus weißem Putz oder<br />

großen Natursteinen und Dächer mit<br />

blassroten Ziegeln. Die Fensterläden<br />

sind meist grün gestrichen. Alles wirkt<br />

adrett und ordentlich, aber trotzdem<br />

nicht übersaniert.<br />

Einige Touristen spazieren auf der<br />

Promenade und in den Cafés treffen<br />

sich ein paar Einheimische und Neubürger<br />

auf ein Croissant. In Rivedoux-<br />

Plage geht das Leben noch recht<br />

geruhsam zu. Selbst in der absoluten<br />

Hochsaison, wenn man sich in den<br />

Hauptorten der Insel durch die Gassen<br />

schiebt, bleibt der Trubel überschaubar.<br />

Viele Besucher genießen im Sommer<br />

vor allem den schönen Plage Nord, an<br />

dem ich vorher gerade vorbeigefahren<br />

war. Auch ich lasse mir in Rivedoux-<br />

Plage zum ersten Mal eine frische Brise<br />

vom Meer um die Nase wehen und<br />

begrüße den Tag zum zweiten Mal mit<br />

einem Kaffee auf einer Bistroterrasse.<br />

10.45 Uhr – Die puristische<br />

Schönheit einer Klosterruine<br />

++ Nach Rivedoux-Plage führt die<br />

Landstraße an Wäldern vorbei, bis auf<br />

der rechten Seite plötzlich eine Klosterruine<br />

inmitten weitläufiger Felder<br />

auftaucht. Ein malerischer Anblick.<br />

Ich nehme die kleine Stichstraße zur<br />

Ruine und stelle mein Fahrzeug auf<br />

einem kleinen Parkplatz ab. Die Abbaye<br />

Notre-Dame-des-Châteliers war<br />

einst ein Zisterzienserkloster mit großer<br />

Bedeutung für die Insel und eine<br />

der größten Abteien an der mittleren<br />

Atlantikküste Frankreichs. Mönche<br />

gründeten an dieser Stelle bereits im<br />

12. Jahrhundert das erste Kloster. Die<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


h e u t i g e n<br />

Ruinenreste<br />

stammen<br />

jedoch<br />

ü b e r w i e g e n d<br />

aus dem 14. Jahrhundert, da die<br />

vorherigen Gebäude Angriffe der Engländer<br />

nicht überstanden.<br />

Doch auch in den folgenden Jahrhunderten<br />

blieb es nicht ruhig. Diverse<br />

Scharmützel sowie die Religionskriege<br />

sorgten dafür, dass die Abtei schließlich<br />

zerstört und aufgegeben wurde.<br />

Die Anlage verfiel im Anschluss zunehmend,<br />

diente aber lange Zeit als<br />

Landmarke für die Schifffahrt, bis sie<br />

heute zu einem beliebten Ausflugsziel<br />

für Touristen wurde. Der am besten<br />

erhaltenen Teil der Ruine ist die damalige<br />

Klosterkirche. Ihre Ausmaße<br />

lassen sich noch sehr gut erkennen.<br />

Vom ehemaligen Konventgebäude ist<br />

dagegen fast gar nichts übrig geblieben.<br />

Auch vom Refektorium steht nur<br />

noch eine Mauer. Der einstige Kreuzgang<br />

lässt sich dagegen noch ganz gut<br />

erahnen.<br />

Ich genieße es, in der sanften Vormittagssonne<br />

zwischen den Mauern<br />

herumzuspazieren. Außer mir haben<br />

sich nur noch zwei andere Pärchen<br />

hierher verirrt. Die Kombination aus<br />

zerstörtem Bauwerk und friedlicher<br />

Natur übt einen ganz besonderen<br />

Reiz aus. Ich meine, die Geschichte<br />

des Ortes spüren zu können und fühle<br />

mich an Klosterruinen in Schottland<br />

erinnert. Wer hätte gedacht, dass eine<br />

Ruine eine derart puristische Schönheit<br />

besitzen kann? Wer die Stätte<br />

lieber mit sachkundiger Begleitung<br />

erkunden möchte, kann an einer der<br />

Führungen teilnehmen, die von der<br />

Maison du Platin, ein liebenswertes<br />

Museum im nahen La Flotte, organisiert<br />

werden.<br />

11.30 Uhr – La Flotte, ein<br />

Bilderbuchdorf ++ Nächstes Ziel:<br />

La Flotte. Die Gemeinde zählt zu den<br />

beiden Orten auf der Ile de Ré, die von<br />

den Touristen besonders geschätzt werden.<br />

Und dies nicht ohne Grund, denn<br />

La Flotte ist wahrhaft ein Dorf wie im<br />

Bilderbuch. Am Ortsrand kann man<br />

sein Auto auf einem der großen Parkplätze<br />

abstellen, um das überschaubare<br />

Zentrum zu Fuß zu erkunden. Ich<br />

fahre jedoch kühn weiter und finde<br />

direkt am Hafen einen Stellplatz. Dies<br />

ist allerdings großer Zufall, von einem<br />

Nachahmen ist dringend abzuraten.<br />

Das Herz von La Flotte bildet ein<br />

malerisches Hafenbecken. Wo früher<br />

Fischerboote ankerten, liegen heute<br />

vor allem kleine Jachten und Segelboote.<br />

Das Klimpern der Segelmasten<br />

unterstreicht das maritime Flair.<br />

Eine sichelförmige Mole mit einem<br />

weiß-grünen Leuchtturm wurde im<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · <strong>19</strong>


Unterwegs in Frankreich Ile de Ré<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


S. 14/15: Der alte Fischerhafen von La<br />

Flotte. Wo früher Fischerboote ein- und<br />

aus fuhren, ankern heute vor allem Freizeitboote.<br />

In den umliegenden Gebäuden<br />

im inseltypischen Stil laden Bistros und<br />

Rest aurants zum Verweilen ein.<br />

S. 16/17: Zwischen Rivedoux-Plage und La<br />

Flotte lohnt die Abteiruine Notre-Damedes-Châteliers<br />

einen Abstecher. Malerisch<br />

liegt sie inmitten von Getreidefeldern.<br />

S. 18/<strong>19</strong>: Blick auf Rivedoux-Plage, dem « Tor<br />

zur Ile de Ré ». Im Vordergrund der Plage<br />

Nord, der auch bei Kitesurfern beliebt ist.<br />

S. 20: In den Gassen von Saint-Martinde-Ré<br />

hat man das Gefühl, die Zeit sei<br />

stehengeblieben. Schon wenige Schritte<br />

vom Trubel am Hafen entfernt scheint der<br />

Ort im Dornröschenschlaf zu verharren.<br />

323264<br />

Ile<br />

d<br />

e Ré<br />

HÔTEL<br />

& spa<br />

<strong>19</strong> Lodges<br />

Sainte-Marie-de-Ré - Tel.: +33 (0)5 46 30 20 30 - www.lesvignesdelachapelle.com<br />

Jahre 1840 ins Meer hinaus gebaut.<br />

Die hohen Kaimauern geben einen<br />

Hinweis auf das Spiel der Gezeiten. Je<br />

nachdem, ob Ebbe oder Flut ist, wirkt<br />

der Hafen anders. Um das rechteckige<br />

Hafenbecken herum stehen dreigeschossige<br />

Häuser. Die hellen Fassaden<br />

sind herausgeputzt, die Fensterläden<br />

erstrahlen in Blau-, Grün und Grautönen.<br />

Im Erdgeschoss befinden sich in<br />

fast allen Gebäuden Restaurants oder<br />

Bistros, die ihre Tische und Stühle<br />

auf die promenadenartige Uferstraße<br />

stellen. Pittoresker könnte der Anblick<br />

nicht sein.<br />

Ich umrunde das anmutige<br />

Hafenbecken und erkunde die verkehrsberuhigten<br />

Gassen im Umkreis<br />

sowie die schöne Promenade, die<br />

sich im Westen an das Hafenbecken<br />

anschließt. Auch ein mittelalterlicher<br />

Markt lohnt einen Abstecher.<br />

In La Flotte kann man sich wunderbar<br />

treiben lassen. Und wenn der Ort<br />

inzwischen vor allem vom Tourismus<br />

lebt, im Gegensatz zu früher, als<br />

die Austernzucht und Fischerei die<br />

Haupteinnahmequelle war, konnte er<br />

dennoch einen recht authentischen<br />

Charme bewahren. Wie schon in Rivedoux-Plage<br />

ist alles sehr gepflegt,<br />

aber nicht zu künstlich herausgeputzt.


Unterwegs in Frankreich Ile de Ré<br />

Von links nach rechts, von oben<br />

nach unten: Saint-Martin-de-Ré<br />

aus der Vogelperspektive; gut<br />

erkennbar ist die sternförmige<br />

Befestigungsanlage sowie die<br />

heute als Gefängnis genutzte<br />

Zitadelle links im Bild.<br />

Die Uferpromenade von La Flotte.<br />

Vaubans Befestigungsanlage<br />

in Saint-Martin-de-Ré.<br />

Robin und Paul mit ihren<br />

Staffeleien im alten Fischerhafen<br />

von Saint-Martin-de-Ré.<br />

In allen Orten der Insel<br />

laden zahlreiche Bistros und<br />

Restaurants zum Verweilen ein.<br />

12.50 Uhr – Frische Austern<br />

++ Ich merke kaum, wie die Zeit<br />

vergeht. Inzwischen hat die Mittagszeit<br />

begonnen und die ersten Gäste<br />

finden sich in den Restaurants am<br />

Hafenbecken ein. Auch ich suche mir<br />

ein Bistro aus und nehme auf der Terrasse<br />

Platz – mit Blick auf den Hafen.<br />

Meine Wahl auf der Speisekarte fällt<br />

natürlich auf einen Teller Austern.<br />

Schließlich ist die Insel – gerade die<br />

Nordküste – für ihre Austernzucht<br />

bekannt.<br />

Während ich auf mein Essen warte,<br />

komme ich mit dem Kellner ins<br />

Gespräch: Jean-Christophe, 24 Jahre<br />

jung und gebürtig aus Les Portes-en-<br />

Ré, sozusagen dem « letzten » Ort auf<br />

der Insel. Er arbeitet seit vier Jahren in<br />

dem Bistro und erzählt mir ein wenig<br />

aus seinem Leben. Davon, dass die<br />

Einheimischen immer weniger mit der<br />

Preisentwicklung auf der Insel mithalten<br />

können und dass viele seiner Kumpels<br />

aufs Festland abgewandert sind –<br />

nach La Rochelle oder auch Paris. Er<br />

berichtet aber auch von seinen lustigen<br />

Erlebnissen mit den Gästen, die aus<br />

ganz Europa hierher kommen. Als bedürfe<br />

diese Aussage einer Bestätigung,<br />

nimmt am Nachbartisch gerade eine<br />

Spanisch sprechende Familie Platz.<br />

La Flotte hat in dieser Zeit einen kosmopolitischen<br />

Anstrich. « Ich bin eigentlich<br />

froh über die Entwicklungen<br />

der letzten Jahre, denn so konnte ich<br />

wenigsten einen Job in der Gastronomie<br />

finden », meint Jean-Christophe<br />

am Ende unseres Gespräches. Ein versöhnlicher<br />

Blickwinkel.<br />

14.10 Uhr – Saint-Martinde-Ré,<br />

die heimliche Hauptstadt<br />

++ Gut gestärkt erreiche ich<br />

kurz danach die heimliche Hauptstadt<br />

der Ile de Ré: Saint-Martin-de-Ré, die<br />

nur rund vier Kilometer westlich von<br />

La Flotte liegt. Es dauert nicht lange,<br />

um zu erkennen, dass es hier mit<br />

der Ruhe vorbei ist. Obwohl ich noch<br />

nicht einmal im Juli oder August hier<br />

bin, sind die Straßen voller Touristen.<br />

Überall herrscht lebhafter Trubel.<br />

Saint-Martin-de-Ré war einfach zu<br />

schön, um unentdeckt zu bleiben. So<br />

ging es dem Ort wie vielen anderen mit<br />

außergewöhnlichen Reizen: Er wurde<br />

vom Tourismus geradezu überrannt.<br />

Wer vor Besuchermassen aber keine<br />

Angst hat, kann auch in Saint-Martinde-Ré<br />

eine wunderbare Zeit erleben.<br />

Schon bei der Annäherung fällt<br />

eine der Sehenswürdigkeiten auf: die<br />

beeindruckenden Festungsmauern, die<br />

den ganzen Ort umgeben. Denn in<br />

Saint-Martin-de-Ré hat der berühmte<br />

Festungsbauer Vauban, auf dessen<br />

Spuren man in ganz Frankreich trifft,<br />

seine Handschrift hinterlassen. Der<br />

« Stararchitekt » des Sonnenkönigs<br />

durfte im 17. Jahrhundert eine bereits<br />

bestehende Befestigungsanlage umbauen<br />

und verstärken. Die für Vauban<br />

typische Sternform ermöglichte<br />

dabei eine optimale Positionierung<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


der Kanonen. Ludwig XIV. wollte verhindern,<br />

dass die Engländer die Insel<br />

erneut einnehmen und sich in die französische<br />

Politik einmischen konnten.<br />

Die eigentliche Zitadelle am östlichen<br />

Stadtrand wird bis heute als Gefängnis<br />

benutzt – ein wichtiger Arbeitgeber auf<br />

der Insel. Einst wurden von dort Sträflinge<br />

in die Überseegebiete verschifft.<br />

Die gesamte Befestigungsanlage gehört<br />

seit 2008 zusammen mit anderen<br />

Bauten von Vauban im ganzen Land<br />

zum Weltkulturerbe der UNESCO.<br />

Doch die meisten Besucher kommen<br />

nicht wegen Vauban nach Saint-<br />

Martin-de-Ré, sondern wegen des<br />

malerischen Hafens und der wunderschönen<br />

Gassen. Auch ich habe mein<br />

Auto wieder einmal abgestellt und<br />

begebe mich zu Fuß auf Erkundungstour.<br />

Auf den ersten Blick erinnert das<br />

Dorf an La Flotte – ein tideabhängiger<br />

Hafen mit zahlreichen Jachten und<br />

Segelbooten, zwischen denen noch ein<br />

paar wenige Fischerboote auszumachen<br />

sind, eine drei- bis viergeschossige<br />

Randbebauung im inselüblichen<br />

Stil und viele Restaurants und Bistros,<br />

in denen lokale und nationale Spezialitäten<br />

angeboten werden. Doch im<br />

Gegensatz zu La Flotte ist alles ein<br />

bisschen größer, ist das Treiben pulsierender.<br />

Auch ist das Hafenbecken<br />

kein bloßes Rechteck, sondern wie ein<br />

mehreckiger breiter Kanal angelegt,<br />

der eine über Brücken zugängliche Insel<br />

in der Mitte umschließt.<br />

14.45 Uhr – Robin und Paul,<br />

zwei begeisterte Hobbykünstler<br />

++ Während ich die Kaianlagen<br />

entlangschlendere, fallen mir einige<br />

Senioren mit ihren Staffeleien und<br />

Campingstühlen auf, die die Hafensilhouette<br />

auf Leinwand verewigen. Darunter<br />

Robin und Paul aus Manchester.<br />

Sie haben sich das gegenüberliegende<br />

Ufer mit hell leuchtenden Fassaden,<br />

einem süßen kleinen Restaurant mit<br />

zwei großen Sonnenschirmen vor der<br />

Tür und einem weiß-roten Fischerboot<br />

an der Kaimauer als Motive ausgesucht.<br />

Beide sind bereits im Rentenalter<br />

und kommen jedes Jahr wieder auf die<br />

Ile de Ré. « Das Klima, das Licht, die<br />

Dörfer, die Landschaft, einfach alles<br />

ist hier wunderbar », strahlt mich Robin<br />

in feinstem Englisch an. « Und die<br />

Menschen auf der Insel sind auch sehr<br />

herzlich », ergänzt ihr Mann Paul zugleich.<br />

« Auch wenn natürlich viele nur<br />

temporär auf der Insel leben. Wir fühlen<br />

uns hier sehr geborgen. » « Und interessante<br />

Motive gibt es quasi an jeder<br />

Straßenecke », fügt Robin noch hinzu.<br />

Wir plaudern noch ein wenig weiter,<br />

bis ich mich schließlich verabschiede<br />

und wieder auf den Weg mache.<br />

Mein nächstes Ziel ist die gotische<br />

Kirche des Ortes, deren Kirchturm<br />

man schon vom Hafen aus erblickt.<br />

Der Weg dorthin führt über kopfsteingepflasterte<br />

Gassen, die von alten<br />

Häusern gesäumt werden. Es ist die<br />

Hôtel Le Chat Botté<br />

Charme, Ursprünglichkeit, Eleganz<br />

Wohlbenden<br />

Reexzonenmassage<br />

Farblichttherapie<br />

Tel.: +33 (0)5 46 29 21 93<br />

E-Mail:hotelchatbotte@wanadoo.fr<br />

Internet: www.hotelchatbotte.com<br />

perfekte Dorfidylle. Je weiter man sich<br />

vom Hafen entfernt, desto ruhiger<br />

wird es. Die Kirche selbst wird von<br />

einem kleinen Platz umgeben, auf<br />

dem Autos unter Bäumen parken. Ein<br />

Schild weist auf die Möglichkeit hin,


Unterwegs in Frankreich Ile de Ré<br />

den Kirchturm zu besteigen. In mir<br />

erwacht der sportliche Ehrgeiz und<br />

ich beginne mit dem Aufstieg. Zum<br />

Glück ist die Mittagszeit gerade vorbei,<br />

so dass der Turm wieder zugänglich<br />

ist. Nach 117 Stufen werde ich<br />

schließlich mit einem wunderbaren<br />

Rundblick über Saint-Martin-de-Ré<br />

für diese kleine körperliche Anstrengung<br />

belohnt. Ein würdiger Abschluss<br />

für meinen Besuch in diesem wunderschönen<br />

Hafenort.<br />

16.00 Uhr – An Salzwiesen<br />

entlang zum Leuchtturm der<br />

Wale ++ Es ist Zeit, wieder aufzubrechen<br />

und an die äußerste Westspitze<br />

der Insel zu fahren. Schon nach einigen<br />

Kilometern tauchen auf der rechten<br />

Seite die ersten Salzwiesen auf.<br />

Das kostbare Gut trug früher zum<br />

Wohlstand der Inselbewohner bei.<br />

Der lehmhaltige Boden der Meeresbuchten<br />

und die vielen Sonnenstunden<br />

waren geradezu ideal zur Salzgewinnung.<br />

Im Hafen lagen damals<br />

Schiffe, die das Salz bis nach Holland<br />

oder Skandinavien brachten. Doch<br />

die Erfindung des Kühlschranks hat<br />

die Bedeutung von Salz als Konservierungsstoff<br />

zunichte gemacht.<br />

Längst lässt sich das Produkt auch<br />

kostengünstiger herstellen, so dass<br />

viele Salzgärten aufgegeben wurden.<br />

Und dennoch wurde die alte Tradition<br />

auf der Ile de Ré gepflegt und es<br />

gibt bis heute Salzbauern. Außerdem<br />

sind brachliegende Salzwiesen ein<br />

Paradies für Vögel, die sich hier ebenfalls<br />

wohl fühlen.<br />

Ich genieße es, durch die Landschaft<br />

aus Feldern, Sümpfen und<br />

Salzgärten zu fahren. Mit etwas Abstand<br />

passiere ich auf der rechten Seite<br />

den kleinen Ort Loix, der weniger<br />

spektakulär als La Flotte und Saint-<br />

Matin-de-Ré, dafür aber vielleicht<br />

authentischer ist. Knapp zehn Kilometer<br />

später tauchen in der Höhe der<br />

Ortschaft Ars-en-Ré auf der linken<br />

Seite eine Reihe merkwürdiger Häuser<br />

auf. Sie sehen aus wie Mühlen, denen<br />

man die Mühlenflügel entfernt hat.<br />

Ich bin neugierig und biege auf einen<br />

schmalen Feldweg ein, um mir die<br />

Bauten aus der Nähe anzuschauen.<br />

Viel schlauer werde ich durch diesen<br />

Von links nach<br />

rechts, von oben<br />

nach unten: Kirche<br />

von Saint-Martinde-Ré;<br />

vom Turm<br />

hat man einen<br />

schönen Rundblick.<br />

Wohnhäuser, die<br />

an ehemalige<br />

Mühlen erinnern.<br />

Im Hintergrund<br />

der schwarzweiße<br />

Kirchturm<br />

von Ars-en-Ré.<br />

Bis heute wird<br />

Salz auf der Ile de<br />

Ré gewonnen.<br />

Phare des Baleines.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Ein Paradies für Fahrradfahrer<br />

Die höchste natürliche Erhebung der Ile de Ré misst gerade einmal <strong>19</strong> Meter über dem<br />

Meeresspiegel. Rund 100 Kilometer ausgeschilderte Fahrradwege oder gut zu befahrende<br />

Feldwege sorgen für ein entspanntes Fortkommen jenseits des Autoverkehrs. In vielen<br />

Orten gibt es auch Fahrradverleihstationen und -werkstätten, möchte man nur einen<br />

kleinen Ausflug auf dem Zweirad unternehmen oder hat man eine Panne mit seinem<br />

eigenen. Dank der überschaubaren Distanzen zwischen den einzelnen Ortschaften, die<br />

meist über eine große Bandbreite an Übernachtungsmöglichkeiten verfügen, bieten sich<br />

auch Rundreisen mit dem Fahrrad über die ganze Insel an. Ein besonderer Service ist der<br />

Vélobus, dank dem man einzelne Strecken mit dem Fahrrad im Bus zurücklegen kann,<br />

beispielsweise die Rückfahrt nach einem langen Ausflug.<br />

Domaine Hôtelier<br />

Les Grenettes<br />

kleinen Abstecher jedoch nicht. Hohe<br />

Steinmauern umgeben die Anwesen,<br />

die anscheinend, was immer sie auch<br />

früher waren, zu schicken Wohnhäusern<br />

umgebaut wurden.<br />

Zurück auf der Landstraße fällt<br />

mein Blick auf den markanten spitzen<br />

Kirchturm von Ars-en-Ré. Er ist nicht<br />

nur wegen seiner Form auffallend,<br />

sondern auch wegen seiner schwarzweißen<br />

Farbe. Der Grund dafür ist<br />

simpel, denn der Kirchturm dient den<br />

Seefahrern zur Orientierung. Im Hafen<br />

von Ars-en-Ré holten holländische<br />

und skandinavische Schiffe früher das<br />

Salz ab. Heute liegen dort – wie auch<br />

in den anderen Orten der Insel – vor<br />

allem Freizeitboote. Ich fahre aber direkt<br />

weiter zum Phare des Baleines (dt.<br />

Leuchtturm der Wale).<br />

17.00 Uhr – Am Ende der<br />

Welt ++ Schon im 17. Jahrhundert<br />

wurde an der Westspitze der Insel ein<br />

Leuchtturm errichtet. Er stammt von<br />

Vauban und war von 1682 bis 1854 zuverlässiger<br />

Wegweiser für die Seeleute.<br />

1854 wurde er dann durch den höheren<br />

großen Leuchtturm ersetzt. Beide<br />

zusammen bilden bis heute eine schon<br />

von weitem auffallende Silhouette. Der<br />

Name geht auf eine Legende zurück,<br />

nach der an diesem Küstenabschnitt<br />

zu Zeiten der Römer einmal 300 Wale<br />

gestrandet sind. Zum letzten Mal<br />

wurde der große Meeressäuger hier im<br />

Jahre <strong>19</strong>20 gesichtet.<br />

Der Phare des Baleines ist zugleich<br />

der westlichste Punkt der Ile de Ré.<br />

Ich bin hier also am Ende der (Insel-)<br />

welt. Vor mir nichts als der weite Atlantik.<br />

Dieser Umstand hat aber auch<br />

dazu geführt, dass viele Besucher hierher<br />

strömen und ich nicht wirklich das<br />

Gefühl bekomme, am Ende von irgendetwas<br />

zu sein. Ein im Jahre 2007<br />

eröffneter musealer Erlebnisbereich am<br />

Fuße des alten Leuchtturms verstärkt<br />

Ihr nächstes Reiseziel<br />

auf der Ile de Ré …<br />

Hôtel ***<br />

45 geräumige und gemütliche Zimmer<br />

Feinschmecker<br />

Restaurant<br />

Speisen aus frischen Meeresprodukten…<br />

Hotel unter freiem<br />

Himmel**<br />

Mobil Homes und Stellplätze zu vermieten<br />

Freizeit<br />

Beheiztes Hallenbad mit Wasser-Rutschbahn<br />

2 Tennisplätze und Fahrad-Vermietung, um die 80 km<br />

langen Radfahrwege der Insel zu entdecken…<br />

Wir empfangen<br />

Seminare, Kongresse, Hochzeiten,<br />

Geburtstage, Banketts<br />

Erlebnisreiche Aufenthalte<br />

ILE DE RE: LE BISTROT DU MARTRAY<br />

Charme und Geschmack · Bistro im zeitgenössischen Design<br />

ausgefallene Zimmer, zwischen Meer und Salzwiesen gelegen<br />

Hotel Le Martray · 8 Route d'Ars · 17590 Ars-en-Ré · Tel.: +33 (0)5 46 29 40 04 · www.hotel-le-martray.com<br />

Route du Bois Plage<br />

17740 Sainte Marie de Ré<br />

Ile de Ré<br />

Tel : 05.46.30.22.47<br />

Fax : 05.46.30.24.64<br />

www.hotel-les-grenettes.com<br />

contact@hotel-les-grenettes.com


Unterwegs in Frankreich Ile de Ré<br />

Ein langer Befestigungswall lädt<br />

zu schönen Sparziergängen<br />

entlang der Südküste ein.<br />

noch den Trubel. Der Leuchtturm der<br />

Wale ist also nichts für Menschen,<br />

die die Einsamkeit und Verlassenheit<br />

suchen, außer vielleicht an einem stürmischen<br />

Regentag im Winter.<br />

Nordöstlich des Phare des Baleines<br />

schließt sich der lange Plage de<br />

la Conche an. Neben Überresten aus<br />

dem Zweiten Weltkrieg findet man an<br />

dem Strand auch Fischschleusen, die<br />

heute unter Denkmalschutz stehen.<br />

Fischschleusen sind Anlagen, dank<br />

derer man Fische ganz ohne Netze,<br />

Boote und Angeln fangen kann. Sie<br />

wurden seit dem Mittelalter vielerorts<br />

an geeigneten Küstenbereichen<br />

gebaut, die sich einerseits durch ausreichend<br />

große Gezeitenunterschiede<br />

auszeichneten, gleichzeitig aber<br />

auch flach genug für die Anlage der<br />

Fischschleusen waren. Das Prinzip ist<br />

simpel: Durch Steinwälle wird verhindert,<br />

dass Fische, die bei Flut bis<br />

an die Ufer gespült wurden, bei abfließendem<br />

Wasser wieder zurück ins<br />

Meer finden. Nur das Wasser selbst<br />

kann durch kleine Öffnungen in den<br />

Wällen abfließen. Die Fische bleiben<br />

zurück und müssen anschließend nur<br />

noch eingesammelt werden.<br />

18.10 Uhr – Strandspaziergang<br />

an der Südküste ++ Ich<br />

sehne mich nach so vielen Steinen<br />

und Bauten nach ein wenig Ruhe und<br />

suche mir auf der Rückfahrt ein stilles<br />

Plätzchen an der Südküste. Ein Parkplatz<br />

auf einem Feldweg abseits der<br />

Hauptroute ist schnell gefunden. Vor<br />

mir erhebt sich ein befestigter Wall,<br />

auf dem es sich vorzüglich spazieren<br />

lässt. Die Sonne taucht die Landschaft<br />

in ein warmes Licht. Zeit, die<br />

Gedanken schweifen zu lassen und<br />

die Meeresluft tief einzuatmen. Ich<br />

laufe und laufe und merke, wie mein<br />

Kopf immer freier und leerer wird. Ein<br />

wunderbares Gefühl.<br />

Hier an der Südküste findet man<br />

einige der beliebtesten Strände der Ile<br />

de Ré. Besonders schön ist der Strand<br />

von Le Bois-Plage-en-Ré. In der Umgebung<br />

des Dorfes gibt es zahlreiche<br />

Weinstöcke, denn auf der Ile de Ré<br />

wird dank der vielen Sonnenstunden<br />

im Jahr auch Wein angebaut. Reizvoll<br />

für Badefreunde ist ebenfalls der<br />

Küstenabschnitt bei Sainte-Mariesde-Ré.<br />

Die Südküste bietet Erholung<br />

für die ganze Familie – egal, ob es eher<br />

sportlich aktiv oder faul in der Sonne<br />

liegend zugehen soll.<br />

20.15 Uhr – Au revoir, Ile<br />

de Ré! ++ Für mich ist nun aber der<br />

Augenblick gekommen, von der Ile de<br />

Ré Abschied zu nehmen. Es war ein<br />

langer Tag voller wunderbarer Eindrücke.<br />

Natürlich bin ich mir bewusst,<br />

dass meine Fahrt über die Insel nur ein<br />

erstes Kennenlernen sein konnte – so<br />

etwas wie das erste Date einer vielleicht<br />

langen Liebesbeziehung. Es gibt noch<br />

so viel mehr auf der Insel zu entdecken<br />

und Gesehenes lohnt eine noch viel intensivere<br />

Beschäftigung damit. Daher<br />

werde ich wiederkommen und länger<br />

bleiben. Und während ich gerade über<br />

die Brücke nach La Rochelle fahre,<br />

versinkt hinter mir tief im Westen die<br />

Sonne im Atlantik.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Angers<br />

la Baule<br />

Die<br />

<br />

Ile de Ré liegt vor der Küste<br />

von La Rochelle. Aus den meisten<br />

deutschen Regionen sowie Österreich<br />

erreicht man die Insel am besten via<br />

Brüssel bzw. Metz, Paris und Tours. Aus<br />

der Schweiz sowie dem äußersten<br />

Südwesten Deutschlands sollte man<br />

Frankreich weiter südlich durchqueren.<br />

Von La Rochelle aus geht es über eine<br />

mautpflichtige Brücke, die direkt an die<br />

Umgehungsstraße angebunden ist, auf<br />

die Ile de Ré.<br />

Ile de Ré …<br />

… Berlin 1.540 km<br />

… Köln 970 km<br />

… Wien 1.720 km<br />

… Hamburg 1.390 km<br />

… München 1.320 km<br />

… Zürich 1.000 km<br />

Der Flughafen von La Rochelle liegt in<br />

unmittelbarer Nähe der Brücke zur Ile de<br />

Ré, wird aus dem deutschsprachigen<br />

Raum allerdings nicht angeflogen und<br />

ist auch nicht ans Flugnetz von Air France<br />

angebunden. Die nächsten größeren<br />

Flughäfen sind in Bordeaux und Nantes,<br />

die beide mit Air France via Paris bzw.<br />

Lyon aus dem deutschsprachigen<br />

Raum angeflogen werden.<br />

Die Ile de Ré selbst hat keinen direkten<br />

Bahnanschluss, dafür verkehren aber<br />

Busse ganzjährig vom Bahnhof La<br />

Rochelle zur Insel. Nach La Rochelle<br />

gibt es eine direkte TGV-Verbindung von<br />

Paris aus. Die Fahrzeit ab Paris beträgt<br />

weniger als drei Stunden.<br />

www.iledere.com<br />

Ile de Ré Tourisme<br />

5bis, rue de la Blanche<br />

17580 Le Bois-Plage-en-Ré<br />

Telefon: +33 (0)5 46 09 00 55<br />

Office de Tourisme de La Flotte<br />

Quai de Sénac<br />

17630 La Flotte<br />

Telefon: +33 (0)5 46 09 60 38<br />

Office de Tourisme de Saint-Martin<br />

Quai N. Baudin<br />

17410 Saint-Martin-de-Ré<br />

Telefon: +33 (0)5 46 09 20 06<br />

Maison du Platin<br />

4, cours Félix Faure<br />

17630 La Flotte<br />

Telefon: +33 (0)5 46 09 61 39<br />

Das Museum bietet Führungen zur<br />

Abbaye Notre-Dame-des-Châteliers.<br />

Le Phare des Baleines<br />

17590 Saint-Clément-des-Baleines<br />

Telefon: +33 (0)5 46 29 18 23<br />

Öffnungszeiten variieren je nach<br />

Jahreszeit.<br />

Nantes<br />

A83<br />

Ile de Ré<br />

Cholet<br />

A83<br />

N11/E601 Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

E5/A10<br />

Bordeaux<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Biarritz<br />

Bayonne<br />

Pau<br />

Pamplona


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

Hôtel Le Richelieu<br />

Ein Hotel mit familiärem Charme<br />

Nur wenige Schritte vom malerischen Hafen von La<br />

Flotte entfernt, kann das Hôtel Le Richelieu mit einer<br />

langen Familientradition aufwarten. Angefangen hat<br />

alles <strong>19</strong>64 mit dem Unternehmergeist eines Mannes, Léon<br />

Gendre, seit <strong>19</strong>77 auch Bürgermeister der kleinen Kommune,<br />

der seinen Traum von einem Hotel verwirklichen wollte. Mit<br />

der Unterstützung seiner Frau setzte er alles auf eine Karte und<br />

investierte sein ganzes Geld und seine Zeit in dieses Projekt.<br />

Seitdem wurde das Hotel sukzessive ausgebaut und zu einem<br />

der bekanntesten Häuser auf der Insel. Seit <strong>19</strong>97 werden die<br />

Geschäfte zwar von seinem Sohn Richard geführt, doch die<br />

Eltern unterstützen ihn jederzeit mit ihren Ratschlägen.<br />

Der Familie ist es wichtig, bei allen notwendigen Veränderungen<br />

im Laufe der Zeit den ursprünglichen Charme<br />

eines Familienhotels zu bewahren. Das Hôtel Le Richelieu<br />

möchte sich von großen Kettenhotels unterscheiden und eine<br />

Wohlfühloase bleiben, die sich perfekt in die Umgebung<br />

einbettet. Schließlich leben die Gendres seit Generationen<br />

auf der Ile de Ré und fühlen sich ihrer Heimat besonders<br />

verpflichtet. In den Zimmern des Hotels stehen vielleicht<br />

nicht überall Flachbildschirme der neuesten Generation,<br />

dafür wird viel Wert auf den persönlichen Empfang und die<br />

Betreuung der Gäste gelegt.<br />

Die familiäre Atmosphäre führte dazu, dass viele Gäste<br />

des Hauses zu Stammkunden wurden. Sie haben – genauso<br />

wie neugierige Erstbesucher – die Wahl zwischen acht<br />

Zimmerkategorien. Diese unterscheiden sich in der Größe,<br />

dem Einrichtungsstil und der Lage. Manche bieten einen<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


E5/A10<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Caen<br />

Brest<br />

Quimper<br />

Rennes<br />

Lorient<br />

Angers<br />

Blick aufs Meer, andere einen direkten Zugang<br />

zum Garten. Das Design ist insgesamt klassisch.<br />

Für das kulinarische Wohl ist im Hôtel<br />

Le Richelieu ebenfalls gesorgt. Das hoteleigene<br />

Restaurant besitzt sogar einen Michelin-<br />

Stern, was gerade Feinschmecker erfreut. Der<br />

Küchenchef Richard Bouteau verwendet bei<br />

seinen Gerichten gerne lokale Produkte, insbesondere<br />

aus dem Meer. Doch neben einem<br />

Feinschmeckermenü gibt es auch ein kalorienarmes<br />

Angebot für alle, die während ihres<br />

Urlaubs auf ihr Gewicht achten wollen. Um<br />

Gesundheit und körperliches Wohlbefinden<br />

geht es auch im Thalassotherapie-Zentrum<br />

des Hotels. Auch hier wird viel Wert auf eine<br />

heimelige Atmosphäre ohne Massenbetrieb<br />

gelegt. Und wer einfach nur etwas schwimmen<br />

möchte, kann sich über einen Außenpool freuen.<br />

Außerdem gibt es einen kleinen Innenpool<br />

mit Meerwasser.<br />

la Baule<br />

Le Richelieu Hôtel<br />

44, avenue de la Plage<br />

17630 La Flotte<br />

Telefon: +33 (0)5 46 09 60 70<br />

www.hotel-le-richelieu.com<br />

DZ mit Halbpension ab<br />

250 Euro, diverse Sonderund<br />

Pauschalangebote<br />

44 Zimmer, Pool,<br />

Feinschmecker-Restaurant<br />

Nantes<br />

A83<br />

La Flotte<br />

Cholet<br />

A83<br />

N11/E601 Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 29


Unterwegs in Frankreich Rosheim<br />

Rosheim<br />

Idylle am FuSS der Vogesen<br />

Es sind die kleinen Entdeckungen, die<br />

auch Kenner auf ihren Reisen durch das<br />

Elsass immer wieder überraschen.<br />

Abseits der beliebten Touristenpfade trifft<br />

man auf ungeahnte Kleinode, die für<br />

Entzückung sorgen. Rosheim ist ein solches<br />

Kleinod. Machen Sie bei Ihrem nächsten<br />

Elsass besuch doch einen Ausflug in<br />

dieses romantische Städtchen, dessen<br />

Stadtwappen eine Rose ziert.<br />

Von Straßburg 25 Kilometer entfernt und mit dem<br />

Auto in gut einer halben Stunde zu erreichen,<br />

liegt Rosheim vor den anmutigen Ausläufern der<br />

Vogesen, die wie Perlen am Horizont aufgereiht sind. Die<br />

fruchtbare Ebene davor, die reichen Wein und Getreideanbau<br />

gestattet, ermöglicht den Bewohnern seit Jahrtausenden<br />

gutes Auskommen und Wohlleben. Die Bürger<br />

des Städtchens profitierten besonders im Mittelalter vom<br />

Reichtum der Landschaft und Rosheim gehörte Jahrhunderte<br />

lang zu den wichtigen Städten des Elsass. Im Jahr<br />

1262 wurden dem Ort die Stadtrechte zugesprochen und<br />

1303 wurde er zur reichsfreien Stadt erhoben. Im 14.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Links: Rathaus mit Uhrturm. Im ersten Stock befindet sich dort das Zimmer des Bürgermeisters. Rechts: Mittelalterkirche St. Peter und Paul.<br />

Jahrhundert trotzte Rosheim gemeinsam mit anderen elsässischen<br />

Städten Karl IV. die Privilegien eines Städtebundes<br />

ab, der als Zehnstädtebund bis ins 17. Jahrhundert<br />

hinein bestand. Das waren die Jahrhunderte der wirtschaftlichen<br />

Blüte, wovon das Stadtbild heute noch an<br />

allen Ecken zeugt.<br />

Der Lauf der Geschichte verlegte die politischen<br />

und wirtschaftlichen Wichtigkeiten irgendwann an andere<br />

Orte. Das stolze Rosheim geriet in Vergessenheit<br />

und stagnierte in seiner Entwicklung. So würde man<br />

Rosheim mit seinen 4.500 Einwohnern heute eher als<br />

Dorf bezeichnen, obwohl es offiziell den Status einer<br />

Stadt hat. Es ist allerdings ein wunderhübsches Dorf, bei<br />

dem man den Eindruck gewinnt, dass die Zeit ein paar<br />

Jahrhunderte stillgestanden haben muss – so unversehrt<br />

zeigt sich uns heute seine mittelalterliche Architektur.<br />

Das Stadtrecht beinhaltete ein im Mittelalter entscheidendes<br />

Privileg: den Bau einer Stadtmauer. So muss<br />

man noch heute, von Osten und der D35 kommend,<br />

zwei wuchtige Stadttore durchqueren, um in das Städtchen<br />

zu gelangen. Die sind so schmal, dass sich entgegenkommende<br />

Autos bei der Tordurchfahrt aufmerksam<br />

abwechseln müssen. Früher schützten die Einwohner<br />

Rosheims sogar zwei Stadtmauern und acht Tore mit<br />

mächtigen Bögen und Türmen, was einen Eindruck<br />

davon vermitteln mag, wie kriegerisch das Mittelalter<br />

auch im Elsass gewesen sein muss. Die Reste der inneren<br />

Stadtmauer mit Uhr- und Schulturm liegen heute inmitten<br />

des Städtchens und bilden die eigentliche Ortsmitte.<br />

Die wichtigste und längste Straße Rosheims trägt den<br />

Namen Charles de Gaulles. Es ist die Straße, an der sich<br />

eine reichgeschmückte Fassade an die andere reiht. Hier<br />

befindet sich in der Nummer 21-23, in der sogenannten<br />

Oberstadt, das Heidenhaus (Maison romane). Es ist das<br />

älteste Haus in Rosheim, das bei den jüngsten Renovierungsarbeiten<br />

wieder in den Originalzustand versetzt<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 31


Unterwegs in Frankreich Rosheim<br />

wurde. Dazu zählt eine hölzerne<br />

Außentreppe an der Fassade, die<br />

das Erdgeschoss und das Obergeschoss<br />

miteinander verbindet, denn<br />

im Mittelalter war im Inneren des<br />

Gebäudes kein Durchgang zu den<br />

Geschossen vorgesehen. Beliebtes<br />

Fotomotiv ist die wie eine Vogelnest<br />

an der oberen Fassade klebende<br />

hölzerne Latrine. Es handelte<br />

sich damals im wahrsten Sinne des<br />

Wortes um ein « Austreten », wenn<br />

die Leute ihr Geschäft verrichten<br />

wollten. Die Passanten auf der<br />

Straße mussten in diesem Falle auf<br />

der Hut sein … Bei den Bauarbeiten<br />

ist es nun gelungen, das genaue Erbauungsdatum<br />

zu ermitteln: 1152.<br />

Damit gilt das Heidenhaus als das<br />

älteste Steinhaus im ganzen Elsass.<br />

Zur selben Zeit etwa wurde<br />

auch die Kirche St. Peter und Paul<br />

erbaut, die mit ihren steinernen<br />

Bettlern auf dem Kirchendach und<br />

der aus dem 17. Jahrhundert stammenden<br />

Silbermann-Orgel eine<br />

weitere Attraktion ist. Man vermutet<br />

übrigens, dass die Erbauung<br />

des Heidenhauses und der Peter<br />

und Paul-Kirche auf Initiative des<br />

Staufen-Kaisers Friedrich Barbarossa<br />

erfolgt sein könnte, der durch<br />

verschiedene Siedlungsprojekte<br />

versuchte, das Elsass seinem Herrschaftsbereich<br />

zu sichern.<br />

Die Rue du Général de Gaulle<br />

führt in der inneren Stadt durch<br />

zwei weitere Stadttore- bzw. -türme,<br />

von denen einer früher als Gefängnis<br />

diente. In diesem kann man im<br />

Obergeschoss die Gefängniszellen<br />

besichtigen, die dort eingerichtet<br />

waren. Der Kerkermeister wohnte<br />

damals übrigens bei den Gefangenen<br />

im Erdgeschoss des Turmes. Heute<br />

befinden sich dort Büros der Stadtverwaltung.<br />

Vom Gefängnisturm ist<br />

es nicht weit zum Fremdenverkehrs-<br />

Von oben nach unten: Das<br />

alte Gefängnis. Eins von vier<br />

Stadttoren. Maison romane - das<br />

älteste Steinhaus im Elsass. In der<br />

Ferne locken die Vogesen.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


ubaix<br />

Lille<br />

büro, das im früheren öffentlichen Schlachthaus aus dem<br />

16. Jahrhundert untergebracht ist. Gleich gegenüber befindet<br />

sich der Sechseimer-Brunnen. Noch bis <strong>19</strong>10 haben sich<br />

die Bewohner Rosheims hier mit Wasser versorgen können,<br />

wobei ihnen die drei Eimerpaare Antwerpen das Wasserschöpfen erleichterten.<br />

Der Brunnen wurde 1605 im Renaissancestil<br />

erbaut Gent und ist ein schönes Beispiel elsässischer Handwerkskunst.<br />

Hinter ihm befindet sich das Rathaus von Rosheim,<br />

ein Bau von 1760 im Régence-Stil.<br />

Eigentlich ist in Rosheim jedes Haus eine eingehende<br />

Betrachtung wert. Bruxel Da finden sich reich-geschmückte<br />

Wappen und Zunftzeichen, üppige Fassadenmalereien<br />

und aufwendig geschnitzte Balkone. Die Menschen Liege in<br />

Rosheim pflegen ihre Häuser mit Liebe und das Schöne<br />

daran ist, dass die Gebäude in alltäglicher Nutzung sind.<br />

Rosheim ist kein eigentlicher Charlroi Touristenort. Es ist ein<br />

ganz normales elsässisches Städtchen, das zufällig wunderhübsch<br />

ist und in dem das Leben seinen gewohnten<br />

Gang geht. Das macht das Städtchen so sympathisch.<br />

In manchem kleinen Café an der Rue du Général de<br />

Gaulles lässt sich nach dem Stadtrundgang eine Pause<br />

einlegen und dem Treiben der Rosheimer zusehen. Wen<br />

es aber nach einem besonderen kulinarischen Erlebnis<br />

Charleville-<br />

Mézières<br />

gelüstet, der findet in der Stadt dazu eine ungeahnte Gelegenheit.<br />

Rosheim hat nämlich mit der Hostellerie du<br />

Rosenmeer ein restaurant gastronomique (dt. Feinschmeckerlokal)<br />

zu bieten, das der Guide Michelin mit einem<br />

Stern ausgezeichnet hat. Hier kann man nicht nur die<br />

berühmte elsässische Küche genießen und aus dem reichen<br />

Weinkeller edle Tropfen verkosten, hier kann man<br />

nach beendetem Schmaus auch in einem der 20 Zimmer<br />

übernachten oder in der Boutique berühmte elsässische<br />

Spezialitäten, wie die Foie Gras, erwerben.<br />

Muss man von Osten her Rosheim durch das Nadelöhr<br />

der Stadttore betreten, so kommt man im Westen<br />

aus dem Ort ganz leicht wieder hinaus: die Rue du<br />

Général de Gaulle endet ganz unspektakulär inmitten<br />

der fruchtbaren Felder. Die Stadtmauer vermag Rosheim<br />

nur von der einen Seite zu schützen, die übrigen<br />

Teile der Befestigungen hat den vielen kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen oder dem Zeitenwandel der<br />

Jahrhunderte nicht standhalten können. Wieder präsentieren<br />

sich die Vogesenausläufer mit ihren lieblichen<br />

Rundungen und beim Blick zurück auf Rosheim erfreut<br />

sich das Auge noch einmal … an diesem hübschen elsässischen<br />

Kleinod.<br />

Luxembourg<br />

Rosheim<br />

<br />

liegt südwestlich von Straßburg,<br />

das man über die deutsche<br />

Rhein-Tal-Autobahn A5 (Frankfurt-Basel)<br />

aus Deutschland und Österreich<br />

er reicht. Von Reims Straßburg gelangt man<br />

dann über die Autobahn A352, die<br />

Schnel l straße D500 und die Landstraße<br />

D39 nach Rosheim. Aus der Schweiz<br />

nimmt man die Autobahn Châlons-en-<br />

Champagne A35 von<br />

Basel in Richtung Straßburg, biegt einige<br />

Kilometer vor Straßburg auf die D500<br />

ab und nimmt anschließend die D39<br />

nach Rosheim.<br />

Rosheim …<br />

… Berlin 780 km<br />

… Köln Troyes 380 km<br />

… Wien 840 km<br />

… Hamburg 735 km<br />

… München 400 km<br />

… Zürich 205 km<br />

Der westlich von Straßburg gelegene<br />

Flug hafen liegt quasi vor der Haustür<br />

von Rosheim. Es bestehen aus dem<br />

deutsch sprachigen Raum allerdings<br />

kei ne direkten Flug ver bindungen nach<br />

Straßburg. Alternativ bieten sich die von<br />

mehreren Städten im deutsch sprachigen<br />

Raum an geflo genen Flughäfen<br />

Mulhouse/Basel oder Karlsruhe/Baden-<br />

Baden an.<br />

Dijon<br />

Aus dem deutschsprachigen Raum<br />

gibt es direkte Zugverbindungen nach<br />

Straßburg. Von dort verkehren Vorortzüge<br />

nach Rosheim.<br />

www.rosheim.com<br />

Metz<br />

Office de Tourisme<br />

94, rue du Général de Gaulle<br />

67560 Rosheim<br />

Telefon: +33 (0)3 88 50 75 38<br />

Nancy<br />

Hostellerie du Rosenmeer<br />

45, avenue de la Gare<br />

67560 Rosheim<br />

Telefon: +33 (0)3 88 50 43 29<br />

www.le-rosenmeer.com<br />

Chefkoch Huber Maetz serviert eine<br />

innovative Küche mit Kräutern und<br />

wilden Blumen der Saison. Spezialität:<br />

Gänseleberpastete.<br />

Öffnungszeiten:<br />

12.00 – 13.45 Uhr & <strong>19</strong>.30 – 21.30 Uhr<br />

Ruhetage: Montag, Mittwoch,<br />

Sonntagabend<br />

Besançon<br />

Saarbrücken<br />

Karlsruh<br />

A35<br />

A4/E25<br />

A5/E35<br />

Straßburg<br />

Rosheim<br />

A35<br />

Frankreich Deutschlan<br />

Colmar<br />

Freiburg<br />

A35/E25<br />

Mulhouse<br />

A36/E60<br />

Belfort<br />

Basel<br />

Schweiz<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 33<br />

Bern


Unterwegs in Frankreich Aigues-Mortes<br />

Aigues-Mortes<br />

Später Ruhm für die Stadt der « Toten Wasser »<br />

Die Geschichte meinte es nicht immer gut mit der Festungsstadt im Westen<br />

der Camargue. Im <strong>19</strong>. Jahrhundert drohte Aigues-Mortes gar die totale<br />

Bedeutungslosigkeit. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. Und so<br />

pulsiert heute das Leben in den mittelalterlichen Gassen der charmanten<br />

Altstadt, die von einer komplett erhaltenen Stadtmauer eingefasst wird.<br />

Aigues-Mortes ist ein Reiseziel, das man nicht verpassen sollte.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 35


Unterwegs in Frankreich Aigues-Mortes<br />

Aigues-Mortes wirkt wie eine Fata Morgana oder wie<br />

ein gestrandetes Ufo, das hier nicht hingehört. Die<br />

Stadt hat etwas Irreales, hebt sie sich doch stark von<br />

ihrer Umgebung ab. Am meisten empfindet man dies, wenn<br />

man sich von der Küste aus über die D979 den Festungsmauern<br />

nähert. Es ist die schönste Anfahrt nach Aigues-<br />

Mortes, die man, selbst wenn man aus der entgegengesetzten<br />

Himmelsrichtung anreist, mit einem kleinen Umweg wählen<br />

sollte. Denn plötzlich taucht auf dieser Strecke die stolze<br />

Stadtmauer im Flimmern der Hitze vor einem auf. Ein bizarrer<br />

Anblick zwischen den Lagunen und Salzwiesen rechts<br />

und links der Straße.<br />

Hat man sein Auto dann kurz danach auf einem der<br />

Parkplätze am Rande der Befestigungsmauer abgestellt<br />

und schreitet durch eines der Stadttore ins Zentrum von<br />

Aigues-Mortes, meint man, eine Reise in eine andere Zeit<br />

anzutreten. Man fühlt sich durch die dicken Mauern vom<br />

Rest der Welt abgeschottet, gar beschützt. Die Altstadt<br />

der einstigen Hafenstadt ist ein Universum für sich. Hier<br />

scheint der Rest der Welt fern.<br />

Vielleicht hängt die besondere Ausstrahlung der kleinen<br />

Stadt auch mit der tragischen Geschichte des Ortes<br />

zusammen. Denn genauer betrachtet, stand Aigues-Mortes’<br />

Schicksal seit der Gründung nie wirklich unter einem guten<br />

Stern. Angefangen hat alles mit einer mörderischen Motivation:<br />

Ludwig IX., auch Ludwig der Heilige genannt,<br />

kaufte Ländereien im Westen der Camargue, um hier einen<br />

Hafen für seine Kreuzzüge zu errichten. Als erstes entstand<br />

der Tour de Constance, bis heute eines der Symbole<br />

von Aigues-Mortes, der die Stadtmauer nach Norden abschließt.<br />

Doch die Stadt sollte Ludwig IX. nicht viel Glück<br />

bringen. Zwar brach er von hier zweimal zu Kreuzzügen<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


S. 34/35: Stadtmauer mit<br />

der Porte de la Reine.<br />

Links: Die Place Saint-Louis<br />

bildet das Herz der Altstadt.<br />

Oben und unten: Schmucke Häuser<br />

säumen die Gassen der Altstadt, zu<br />

der mit ihrem Auto nur Anwohner<br />

Zufahrt haben. Alle anderen müssen ihr<br />

Fahrzeug vor den Stadttoren abstellen.<br />

p&v – Groupe Pierre & Vacances –<br />

garantiert seit mehr als 40 Jahren<br />

individuelle Ferienerlebnisse in Frankreich,<br />

Italien und Spanien. Erleben Sie<br />

sonnenreiche Wochen am Meer, in den<br />

Bergen oder der City. Mit den Feriendörfern,<br />

Residenzen und Hotels von<br />

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Provence:<br />

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Feriendorf<br />

Pont-Royal<br />

1 Woche im Studio<br />

für bis zu 5 Personen<br />

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City Aparthotels in<br />

Paris<br />

1 Nacht im Studio<br />

für 2 Personen<br />

ab 77 L<br />

SOMMERKATALOG <strong>2009</strong><br />

JETZT ANFORDERN!<br />

Restaurant-Tipps<br />

In den Gassen und auf den Plätzen von Aigues-Mortes locken zahlreiche Restaurants,<br />

so dass man als Besucher die Qual der Wahl hat. Drei gefallen allerdings besonders:<br />

Le Galion (24, rue Pasteur, Telefon: +33 (0)4 66 53 86 41): Klassisches französisches<br />

Restaurant mit leckeren Speisen. Spezialität: la pierrade, eine Zubereitung auf<br />

einem heißen Stein.<br />

Paradiski:<br />

Maeva Residenz<br />

Plagne Lauze<br />

1 Woche im Studio<br />

für 2 Personen<br />

ab 275 L<br />

Le S (38, rue de la République, Telefon: +33 (0)4 66 53 74 60): Nettes Restaurant in<br />

modernem Dekor. Für alle, die ein außergewöhnliches Design schätzen.<br />

Le Bateau Ivre (Quai des Bateliers, Telefon: +33 (0)4 66 71 63 31): Restaurant und<br />

Bar auf einem Schiff außerhalb der Altstadt mit einem wunderbaren Blick auf die<br />

Stadtmauer und den Tour de Constance.<br />

Information, Katalog, Reservierung:<br />

Tel: 01805 - 90 10 11*<br />

(*0,14 Euro/Min. vom dt. Festnetz)<br />

www.pv-holidays.de


Unterwegs in Frankreich Aigues-Mortes<br />

auf, doch sein zweiter Aufbruch wurde eine Reise ohne<br />

Wiederkehr. Der König verstarb vor den Toren von Tunis<br />

an einer Infektionskrankheit.<br />

Seine Nachfolger trieben das Projekt einer Hafenstadt<br />

an der Mittelmeerküste für die französische Krone zwar<br />

weiter voran, doch bereits kurz nach der Fertigstellung<br />

versandete der Hafen. Die Stadt « saß auf dem Trockenen »<br />

und konnte ihre ursprüngliche Bestimmung langfristig<br />

nicht beibehalten. Aigues-Mortes war quasi eine Totgeburt.<br />

Als sei dies nicht schon schlimm genug gewesen, brachen<br />

in der sumpfigen, öden Umgebung Malariaepidemien aus.<br />

Aigues-Mortes wurde zu einem unwirtlichen Ort, der<br />

schnell an Bedeutung verlor. Da verwundert es nicht, dass<br />

die dicke Stadtmauer ihre Belastbarkeit niemals unter Beweis<br />

stellen musste. Wer sollte schon diesen Ort einnehmen<br />

wollen? Aigues-Mortes wirkt von Weitem bedrohlich und<br />

mächtig und ist doch nicht mehr als eine Kulisse, die sich<br />

nie im Kampf beweisen musste.<br />

Doch einige Städte erleben die Gunst der späten Stun-<br />

La Pointe de l’Espiguette: Endloses Strandvergnügen<br />

de. Aigues-Mortes musste viele Jahrhunderte auf seinen<br />

Durchbruch warten. Mit der Entwicklung des Tourismus<br />

emanzipierte sich die Hafenstadt ohne wirklichen Hafen<br />

von ihrem eigenen Schicksal und etablierte sich als eine<br />

der Hauptsehenswürdigkeiten der Camargue. Nur wenige<br />

europäische Städte können heute eine derart vollkommene<br />

Stadtmauer aufweisen. Sie gilt als ein Meisterwerk aus dem<br />

13. Jahrhundert.<br />

Wahrscheinlich war es auch das Fehlen großer kriegerischer<br />

Auseinandersetzungen, das das mittelalterliche<br />

Flair bis heute bewahrte. Die rechteckige Altstadt ist ein<br />

wunderbares Ensemble. Es gibt kaum moderne Bauten, die<br />

den Gesamteindruck schmälern könnten. Geruhsam lässt<br />

es sich durch die Gassen im Schachbrettmuster schlendern.<br />

Verlässt man dabei ein wenig die vielbesuchten Hauptrouten,<br />

kann man noch ganz gut die einstige Ruhe dieses Ortes<br />

nachempfinden. Autolärm oder andere Nebenwirkungen<br />

der modernen Zivilisation sind hier fern. Am Hauptplatz<br />

des Ortes, die Place Saint-Louis, wo sich auch das Rathaus<br />

befindet, stellen<br />

Restaurantbesitzer<br />

– wie auch in vielen<br />

angrenzenden Gassen<br />

– ihre Stühle<br />

und Tische vor<br />

die Tür. Aigues-<br />

Mortes zeigt sich<br />

durch und durch<br />

idyllisch. Auch ein<br />

paar wenige Hotels<br />

gibt es innerhalb<br />

der Festungsmauern<br />

– für alle, die<br />

abends nicht in die<br />

Neustadt wechseln<br />

möchten, sondern<br />

in der mittelalterlichen<br />

Welt verweilen<br />

wollen.<br />

Zum Pflichtprogramm<br />

eines<br />

jeden Besuchs<br />

sollte natürlich ein<br />

Rundgang auf der<br />

Stadtmauer gehören.<br />

Die Befestigungsanlage<br />

ist von<br />

keinem Punkt der<br />

Altstadt weit entfernt<br />

– meist sieht<br />

man die mächtige<br />

Mauer bereits am<br />

Ende der Gasse.<br />

Der Zugang ist<br />

allerdings kostenpflichtig<br />

und nicht<br />

Wer einen Besuch von Aigues-Mortes mit einem Bad im Mittelmeer verbinden möchte, sollte die Pointe<br />

de l’Espiguette südlich von Le Grau-du-Roi aufsuchen. Ein kilometerlanger und gerade anfangs endlos<br />

breit wirkender feiner Sandstrand lässt keine Wünsche offen – egal ob nach einem Sonnenbad oder<br />

einem langen Strandspaziergang. Der südliche Abschnitt wird von FKK-Anhängern frequentiert.<br />

Anfahrt: Von Aigues-Mortes über die D979 nach Le Grau-du-Roi. Am Kreisel ortseingangs nach links auf die<br />

D62b. Am dritten Kreisel die Route de l’Espiguette nehmen und bis zum Ende fahren. Der große Parkplatz ist<br />

kostenpflichtig.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Die Stadtmauer von<br />

Aigues-Mortes ist<br />

komplett erhalten<br />

und überall im<br />

Ort gegenwärtig.<br />

Besonders schön<br />

ist ein Spaziergang<br />

auf der Mauer.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 39


Tours<br />

Unterwegs in Frankreich Aigues-Mortes<br />

Dijon<br />

Poitiers<br />

Angoulême<br />

gerade preiswert, lohnt sich aber dennoch. Auf der 1.634<br />

Meter langen Stadtmauer lässt sich die Altstadt Bourges einmal<br />

ganz umrunden. Unterwegs hat man dabei nicht nur einen<br />

herrlichen Ausblick auf die Häuser und Gassen, sondern<br />

auch auf die flache Umgebung von Aigues-Mortes.<br />

Wer danach noch Zeit hat oder vielleicht sogar ein paar<br />

Tage länger in Aigues-Mortes bleibt, sollte die Altstadt<br />

auch außerhalb der Stadtmauer umrunden. Im Westen<br />

bilden Freizeitboote auf dem Chenal Maritime, eine Kanalverbindung<br />

nach Le Grau-du-Roi an der Mittelmeerküste,<br />

eine attraktive Kulisse und erinnern an die ursprüngliche<br />

Bestimmung des Ortes als Hafen. Im Norden schließen<br />

Limoges<br />

Montluçon<br />

sich die Straßen der Neustadt direkt an die Stadtmauer an,<br />

während der Weg im Süden und Osten durch Felder verläuft.<br />

Spätestens wenn man gegenüber der Porte de la Reine<br />

inmitten von Blumenfeldern steht und die imposante Befestigungsanlage<br />

vor sich sieht, ist man Ludwig dem Heiligen<br />

trotz seiner kreuzzüglerischen Absichten für die Idee zur<br />

Gründung dieser Stadt dankbar.<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

Chalon-sur-Seine<br />

Lyon<br />

Blick auf den Tour de Constance, dem<br />

Wahrzeichen von Aigues-Mortes. Im Vordergrund<br />

das Restaurantschiff « Le Bateau Ivre ».<br />

St. Etienne<br />

s<br />

Aus<br />

<br />

Deutschland und der Schweiz<br />

erreicht man die Camargue über die<br />

Rhône-Tal-Autobahn. Von der Autobahn<br />

A9 (Orange-Montpellier) führen die<br />

D6313 und D979 anschließend direkt<br />

nach Aigues-Mortes. Aus Österreich<br />

ist eine Anreise über Norditalien und<br />

entlang der Côte d’Azur vorteilhafter.<br />

Von Arles aus geht es dann über die<br />

D570 und D58 nach Aigues-Mortes.<br />

Wer sich der Altstadt wie im Artikel<br />

beschrieben nähern möchte, sollte kurz<br />

vor Aigues-Mortes die D62 nach Le Graudu-Roi<br />

nehmen, um sich anschließend<br />

über die D979 vom Südwesten aus der<br />

Festungsstadt zu nähern.<br />

Aigues-Mortes …<br />

… Berlin 1.520 km<br />

… Köln 1.020 km<br />

… Wien 1.460 km<br />

… Hamburg 1.470 km<br />

… München Toulouse 1.030 km<br />

… Zürich 720 km<br />

Die nächsten Flughäfen sind in Nîmes<br />

und Montpellier. Während es nach<br />

Nîmes keine Verbindungen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum gibt, bietet Air<br />

France Flüge via Paris nach Montpellier<br />

an. Raynair bedient zudem die Strecke<br />

von Hahn nach Montpellier. Alternativ<br />

bietet sich auch der Flughafen<br />

von Marseille an, der ebenfalls von<br />

Lufthansa angeflogen wird.<br />

Der nächste TGV-Bahnhof ist in Nîmes,<br />

das man in drei Stunden mit dem<br />

Hochgeschwindigkeitszug von Paris<br />

aus erreicht. Von Nîmes geht es mit<br />

einem Regionalexpress oder mit dem<br />

Bus weiter nach Aigues-Mortes.<br />

www.ot-aiguesmortes.fr<br />

Office de Tourisme<br />

Place Saint-Louis<br />

30220 Aigues-Mortes<br />

Telefon: +33 (0)4 66 53 73 00<br />

Besichtigung der Stadtmauer<br />

Zugang: Im Nordwesten der Altstadt,<br />

unweit der Porte de la Gardette. Bézier<br />

Öffnungszeiten variieren je nach<br />

Jahreszeit. Narbonne<br />

Eintrittspreise: 6,50 Euro, ermäßigt<br />

4,50 Euro, bis 17 Jahre kostenlos<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

Orange<br />

A9/E15<br />

Avignon<br />

Nîmes<br />

A54/E805 Arles<br />

Aigues-Mortes<br />

Marseille<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong><br />

Perpignan


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Für drei Euro<br />

mit dem Mietfahrrad<br />

entlang der Seine<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Seit einiger Zeit sorgt ein System von<br />

Mietfahrrädern, Vélib’ genannt, in Paris<br />

für Furore. Dank zahlloser Ausleihstationen<br />

und guter Konditionen sorgte es<br />

für eine regelrechte Fahrradrevolution<br />

in der französischen Hauptstadt. Dank<br />

der Leihräder können aber auch Touristen<br />

die Seine-Metropole auf zwei Rädern<br />

entdecken – und dies fast kostenlos,<br />

keine Selbstverständlichkeit im<br />

teuren Paris. Wir haben Vélib’ für Sie<br />

getestet und schickten einen unserer<br />

Redakteure auf Erkundungstour.<br />

Ein paar Euro und stramme Waden,<br />

mehr brauche ich nicht für<br />

diese Reportage. Ich freue mich<br />

auf diese Tour, denn nachdem ich früher<br />

lange in Paris gelebt habe, war ich schon<br />

seit einiger Zeit nicht mehr mit einem<br />

« touristischen » Blick in der französischen<br />

Hauptstadt unterwegs. Freunde<br />

haben mir erzählt, wie sehr sich Paris<br />

durch die Einführung von Vélib’ verändert<br />

hätte. Ich bin neugierig darauf.<br />

Kaum bin ich aus der Metrostation nach<br />

oben gestiegen, sehe ich mich bereits<br />

von Radfahrern « umzingelt ». Ein Anblick,<br />

den ich in Paris von früher so<br />

nicht kenne. Wer hätte das gedacht?<br />

Dabei rief die Einführung der<br />

Mietfahrräder viele Kritiker auf den<br />

Plan. Die Leihfahrräder seien zu<br />

schwer, zu benutzerunfreundlich, nicht<br />

für das Fahren in der Stadt geeignet,<br />

gar ein parteipolitisches Spielzeug<br />

ohne ernsthaftes Konzept – die Liste<br />

der angeführten Argumente gegen Vélib’<br />

war lang. Heute scheint die Skepsis<br />

wie verflogen. Die Pariser bedienen<br />

sich ganz natürlich der 21.000 Fahrräder<br />

mit einer Station alle 300 Meter<br />

– so, als hätte es dieses System schon<br />

immer gegeben.<br />

Morgens und abends nach Feierabend<br />

sieht man sogar Büroangestellte<br />

mit Anzug oder Kostüm durch die<br />

Straßen flitzen. Einige Firmen sind<br />

selbst soweit gegangen, ihre Mitarbeiter<br />

ausdrücklich zu ermutigen, die<br />

Leihfahrräder für den Arbeitsweg zu<br />

verwenden – als Beitrag zum Umweltschutz.<br />

Die Regierung schlug kürzlich<br />

vor, dass Arbeitgeber den Jahresbeitrag<br />

in Höhe von 29 Euro für ihre Angestellten<br />

übernehmen sollten – ähnlich<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 43


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

dem Zuschuss für eine Monatskarte<br />

im öffentlichen Nahverkehr.<br />

Doch während die Pariser Vélib’<br />

längst in ihren Alltag integriert haben,<br />

trauen sich erst wenige Touristen an<br />

die Fahrräder heran. Viele glauben,<br />

dass Vélib’ eher für die Einheimischen<br />

konzipiert sei, und befürchten, dass<br />

der Ausleihmodus kompliziert und<br />

das Mieten teuer sein könnte. Keines<br />

dieser Vorurteile stimmt: Vélib’ steht<br />

Touristen gegenüber genauso offen wie<br />

den Parisern, das Ausleihen ist kinderleicht<br />

(man braucht lediglich eine Visa-<br />

Karte) und die Tarife sind günstig.<br />

Für Kurzzeitbenutzer lohnt sich am<br />

ehesten der Tagespass: Für nur einen<br />

Euro kann man einen ganzen Tag lang<br />

ein Fahrrad so oft ausleihen, wie man<br />

möchte. Man muss dabei nur beachten,<br />

spätestens alle 30 Minuten sein Zweirad<br />

an einer der vielen automatisierten Stationen<br />

zu wechseln. Andernfalls kosten<br />

die ersten 30 Extra-Minuten einen<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Euro, die nächsten 30 Minuten sogar<br />

zwei Euro und alle weiteren 30 Minuten<br />

vier Euro. Diese Kosten fallen aber<br />

nur an, wenn man sein Fahrrad nicht<br />

wechselt. Es ist dagegen kein Problem<br />

und vollkommen kostenneutral, ein<br />

Fahrrad abzugeben und an der gleichen<br />

Station sofort ein neues auszuleihen.<br />

So werde ich an diesem Tag die<br />

Uhrzeit nicht aus den Augen verlieren<br />

und mache mich auf den Weg zu meiner<br />

ersten Mietstation. Als Strecke habe ich<br />

mir eine Durchquerung der Stadt entlang<br />

der Seine ausgedacht, einmal vom<br />

Westen in den Osten. Für mich ist der<br />

Fluss die schönste « Avenue » von Paris,<br />

eine Schneise, entlang derer man den<br />

Charme der Metropole am besten erfasst.<br />

Außerdem befindet sich ein Großteil<br />

der wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />

direkt oder in unmittelbarer Nähe zum<br />

Ufer. Eine Fahrt e ntlang der Seine ist<br />

also auch eine Fahrt zu den architektonischen<br />

Höhepunkten von Paris.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 45


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

16 .<br />

15.<br />

17.<br />

8. 9. 10 .<br />

2.<br />

1. 3.<br />

4.<br />

7.<br />

6.<br />

5.<br />

14.<br />

18 .<br />

13 .<br />

<strong>19</strong>.<br />

11.<br />

12 .<br />

20.<br />

Pont<br />

d’Iéna<br />

Avenue de New York<br />

Quai Branly<br />

Pont de<br />

l’Alma<br />

Avenue Montaigne<br />

Cours Albert 1er<br />

SEINE<br />

Quai d’Orsay<br />

Avenue Gabriel<br />

Avenue des Champs Élysées<br />

Avenue Franklin<br />

Roosvelt<br />

Avenue<br />

W.Churchill<br />

Quai d’Orsay<br />

Place de la<br />

Concorde<br />

Quai des Tuileries Quai du Louvre<br />

SEINE<br />

Av de Président Kennedy<br />

Pont de<br />

Grenelle<br />

Pont de<br />

Bir-Hakeim<br />

Allée des Cygnes<br />

Quai André Citroën<br />

Ile de la Cité<br />

Quai de Gesvres Quai de l’hôtel de vi le<br />

Ile Saint-Louis<br />

Pont Mirabeau<br />

SEINE<br />

S. 42/43: Blick vom Pont Alexandre<br />

III auf den Eiffelturm.<br />

S. 44/45: Uferweg an der Seine<br />

unterhalb der Tuilerien.<br />

Links: Der Parc André Citroën ist der<br />

Ausgangspunkt der Fahrradtour. Im<br />

Hintergrund sieht man die modernen<br />

Gewächshäuser des Parks.<br />

Mitte: Die Farbe des Heißluftballons,<br />

der einen schönen Rundblick auf die<br />

Umgebung erlaubt, zeigt die aktuelle<br />

Luftqualität in der Metropole an.<br />

Rechts: Pont Mirabeau, der<br />

mehrfach besungen wurde.<br />

Auch wenn es quasi an jeder Ecke<br />

eine Mietstation gibt, hatte ich mich<br />

vorher im Internet, wo man auch sehen<br />

kann, wie viele Fahrräder aktuell an einer<br />

Station bereit stehen, über die Lage<br />

einer guten Ausgangsbasis informiert.<br />

Zielstrebig gehe ich in der Rue Balard<br />

zur Hausnummer 88, wo ich schon<br />

von weitem die silberfarbenen Zweiräder<br />

sehe. Hier im Westen von Paris<br />

befinde ich mich gleich am Rande des<br />

Parc André Citroën. Dieser Park, der<br />

erst <strong>19</strong>92 eröffnet wurde, versinnbildlicht<br />

auf seine Weise die Entwicklung<br />

der französischen Hauptstadt während<br />

der letzten Jahrzehnte.<br />

Denn wo es heute so schön grünt,<br />

befand sich vor noch gar nicht so langer<br />

Zeit ein Industriegebiet. André<br />

Citroën produzierte hier im Ersten<br />

Weltkrieg Munition, bis zu 20.000<br />

Granaten täglich. Als der Frieden wieder<br />

einkehrte, wandelte er seine Fabrik<br />

um und begann mit der Herstellung<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


von Autos. Dafür wurde auf der Fläche<br />

des heutigen Parks eine 55.000 Quadratmeter<br />

große Fabrikanlage errichtet,<br />

mitten in Paris. Es war auch hier, wo<br />

der legendäre DS « geboren » wurde,<br />

bevor man die Produktionsstätte später<br />

in den Pariser Speckgürtel verlagerte.<br />

Der Hauptsitz des Unternehmens blieb<br />

noch bis <strong>19</strong>82 im 15. Arrondissement.<br />

Doch heute ist auch das Geschichte.<br />

Ich durchquere mit meinem Fahrrad<br />

den Park, dessen Name also an<br />

die große Vergangenheit des Ortes<br />

erinnert. Es ist einer der modernsten<br />

Parks der Stadt. Auf einer Fläche von<br />

14 Hektar wurde hier eine sehr zeitgenössische<br />

Vision von Landschaftsarchitektur<br />

verwirklicht. Dazu gehören<br />

moderne Gewächshäuser, große<br />

Rasenflächen und dicht bewachsene<br />

Alleen, aber auch Betonmauern. Mit<br />

einem an einem Seil befestigten Heißluftballon<br />

kann man zudem aufsteigen<br />

und einen Panoramablick auf die Kapitale<br />

genießen. Die Farbe des Ballons<br />

zeigt dabei die aktuelle Luftqualität in<br />

der Metropole an.<br />

Der Parc André Citroën hat als<br />

weitere Besonderheit, sich direkt zur<br />

Seine hin zu öffnen. So gelange ich direkt<br />

ans Ufer des Flusses. Hier befand<br />

sich früher ein Hafen, der Port de Javel,<br />

in dem schon seit dem 15. Jahrhundert<br />

Schiffe festmachten. 1824 begann<br />

Karl X. außerdem, an dieser Stelle sein<br />

berühmtes Desinfektionswasser, L’eau<br />

de Javel, herzustellen. Der Erfolg desgleichen<br />

erforderte die Konstruktion<br />

einer Manufaktur. Heute ist dagegen<br />

die Idylle zurückgekehrt. Die Seine<br />

fließt behäbig dem Ärmelkanal entgegen<br />

und nur der Autoverkehr von<br />

der anderen Uferseite sorgt für eine<br />

dezente Geräuschkulisse. Schiffe sieht<br />

man hier kaum noch, aber der Name<br />

ist geblieben.<br />

Ich fahre mit meinem Rad flussaufwärts.<br />

Die Hafenaktivitäten sind<br />

jedoch noch nicht ganz verschwunden.<br />

Entlang dem Quai André Citroën<br />

werden Baumaterialien mit<br />

dem Schiff angeliefert und gelöscht.<br />

Ein bisschen weiter passiere ich die<br />

Büros der Hafenverwaltung von Paris<br />

(Port Autonome de Paris). Es hat<br />

durchaus etwas Skurriles, Kiesel- und<br />

Sandberge unweit des Eiffelturms zu<br />

sehen. Kurz danach erreiche ich die<br />

erste Brücke über die Seine, den Pont<br />

Mirabeau.<br />

Die Überquerung verbindet das 15.<br />

Arrondissement am linken Ufer mit<br />

dem schicken 16. Arrondissement am<br />

rechten Ufer. Ihre Berühmtheit verdankt<br />

die Brücke dem Gedicht « Le<br />

pont Mirabeau » von Guillaume<br />

Apollinaire: « Sous le pont Mirabeau<br />

coule la Seine / et nos amours<br />

/ faut-il qu’il m’en souvienne / la joie<br />

venait toujours après la peine » (dt.<br />

Unter’m Pont Mirabeau fließt die<br />

Seine / Was Liebe hieß / muss ich<br />

es in ihr wiedersehn? / Muss immer<br />

der Schmerz vor der Freude steh’n?).<br />

Diese Zeilen kennen fast alle Pariser.<br />

Der Sänger George Brassens<br />

bezieht sich in seinem Chanson « Les<br />

Ricochets » auf diesen Vers und auch<br />

Marc Lavoine nennt 2001 eines seiner<br />

Lieder « Le pont Mirabeau ».<br />

Ich bemerke plötzlich, dass bereits<br />

25 Minuten seit dem Ausleihen meines<br />

Fahrrades vergangen sind. Mir bleiben<br />

also fünf Minuten, eine Mietstation<br />

zu finden und mein Zweirad gegen ein<br />

neues einzutauschen. Nur einige Meter<br />

gegenüber dem Pont Mirabeau entdecke<br />

ich in der Avenue Emile Zola eine<br />

solche. Schon nach einer Minute sitze<br />

ich wieder auf einem neuen Drahtesel.<br />

Theoretisch kann man sogar das gleiche<br />

Rad wieder nehmen. Entscheidend<br />

ist nur, dass es einmal ordnungsgemäß<br />

an der Station zurückgegeben und<br />

registriert wurde. Die Auflage mit<br />

den 30 Minuten wurde übrigens nicht<br />

eingeführt, um den Benutzern das<br />

Leben schwer zu machen. Sie sind Teil<br />

des Konzepts. Die Stadt will damit<br />

verhindern, dass die Fahrräder nutzlos<br />

irgendwo herumstehen, anstatt einem<br />

anderen Benutzer dienlich zu sein. Im<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 47


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Oben von links nach rechts: Am südlichen Ende der Allée des Cygnes steht das<br />

Modell der New Yorker Freiheitsstatue. Von der künstlichen Insel hat man einen<br />

schönen Blick auf den Eiffelturm. Blick auf den Pont de Bir Hakeim und das<br />

Hochhausviertel Beaugrenelle. Pont Bir Hakeim, der Fahrradweg verläuft unter dem<br />

Viadukt für die Metro. Blick vom rechten Ufer auf den Eiffelturm. An der Skulptur<br />

auf der Place de l’Alma legen Diana-Fans in Gedenken an ihren Tod bis heute<br />

Blumen nieder. Unten von links nach rechts: Pont Alexandre III. Am unteren Ende<br />

der Champs-Elysées säumen Gründanlagen und Alleen den Prachtboulevard.<br />

Alltag dauern einzelne Fahrten selten<br />

länger als eine halbe Stunde.<br />

Ich setze anschließend meine<br />

Fahrt entlang der Seine fort. Auf der<br />

rechten Seite liegt das Quartier de<br />

Beaugrenelle. Ein Hochhausviertel<br />

aus den <strong>19</strong>70er-Jahren, das nicht mehr<br />

unbedingt heutiger städtebaulicher<br />

Ästhetik entspricht. In den Türmen<br />

sind überwiegend Wohnungen untergebracht,<br />

rund 10.000 Pariser haben<br />

hier ihr Zuhause. Zurzeit finden<br />

umfangreiche Umbauarbeiten statt,<br />

um das Viertel wieder attraktiver zu<br />

gestalten. Die Geschäfte sollen sich<br />

zukünftig an den Themen « Wellness »<br />

und « Lebensart » orientieren. Ein<br />

nicht ganz einfaches Konzept inmitten<br />

grauer Betontristesse.<br />

Auf der anderen Seite des Flusses<br />

sehe ich das beeindruckende Gebäude<br />

des französischen Rundfunks, die<br />

Maison de la Radio. Ich nehme den<br />

Pont de Grenelle dorthin, allerdings<br />

nur bis zur Flussmitte. Denn hier<br />

beginnt eine bei Touristen fast unbekannte<br />

künstliche Insel, die eine<br />

längliche mit Bäumen beflanzte Allee<br />

inmitten des Flusses bildet: die Allée<br />

des Cygnes, die bis zur nächsten Brücke,<br />

dem Pont de Bir Hakeim, führt.<br />

Außerdem befindet sich am südlichen<br />

Ende der 890 Meter langen Insel eine<br />

Miniaturausgabe der New Yorker<br />

Freiheitsstatue. Es ist ein magischer<br />

Ort inmitten des Großstadtrubels. Ein<br />

paar Spaziergänger genießen die Ruhe<br />

genauso wie ich.<br />

Am Pont de Bir Hakeim muss<br />

ich von meinem Leihrad absteigen<br />

und es ein paar Stufen auf die Brücke<br />

tragen. 22 Kilo wiegt das gute Stück.<br />

Ich denke an die Kritiker von Vélib’<br />

und ihren Vorwurf, dass die Räder zu<br />

schwer seien. Doch gleichzeitig gehört<br />

diese robuste Bauweise zu den Stärken<br />

der Fahrräder, verzeiht sie doch einige<br />

Grobheiten bei unvorsichtiger Benutzung.<br />

Oben angekommen, genieße<br />

ich den traumhaften Blick auf den<br />

Eiffelturm und schwinge mich wieder<br />

auf meinen Sattel. Die Brücke ist ein<br />

architektonisches Schmückstück mit<br />

zwei Etagen. Eine Etage für Autos,<br />

Fahrräder und Fußgänger, eine für die<br />

Linie 6 der Metro. Der Fahrradweg<br />

verläuft dabei in der Mitte der Brücke<br />

zwischen den wunderschönen Metallstützen<br />

der U-Bahn. Ich wechsele hier<br />

die Flussseite und radle zum rechten<br />

Ufer. Dort biege ich in die Avenue<br />

Kennedy und folge der Seine auf einem<br />

Radweg bis zur nächsten Brücke,<br />

dem Pont d’Iéna, die direkt auf den<br />

Eiffelturm zuführt.<br />

Ich kann dem Reiz des weltberühmten<br />

Wahrzeichens dieser Millionenmetropole<br />

nicht widerstehen und<br />

wechsele erneut auf das linke Ufer der<br />

Seine. Direkt am Fuße wirkt der Turm<br />

noch bombastischer als von weitem.<br />

Doch langsam wird es wieder Zeit,<br />

nach einer Mietstation Ausschau zu<br />

halten. Ich folge dem Quai Branly mit<br />

dem neuen gleichnamigen Museum zur<br />

Rechten. Es dauert nicht lange und ich<br />

erreiche den Pont de l’Alma. Auf einer<br />

der Stützen thront eine Statue, die<br />

Zouave du Pont de l’Alma. Sie dient<br />

den Parisern zur Pegelstandsmessung<br />

der Seine. Wenn bei Hochwasser die<br />

Flut ihre Füße umspült, werden die<br />

tiefer gelegenen Uferstraßen gesperrt.<br />

Steigt das Wasser weiter und erreicht<br />

die Oberschenkel, wird die Schifffahrt<br />

auf der Seine eingestellt. Bei einem<br />

historischen Hochwasser im Jahre<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


<strong>19</strong>10 stand die Statue gar bis zu den<br />

Schultern im Wasser.<br />

Für mich ist es nun aber allerhöchste<br />

Zeit, endlich mein Fahrrad wieder<br />

gegen ein neues einzutauschen. Ich<br />

überquere dafür den Pont de l’Alma, wo<br />

sich direkt am anderen Ufer eine Mietstation<br />

befindet. Auf dem Platz steht<br />

eine Plastik, die eine Flamme symbolisiert.<br />

Dieses Mal handelt es sich um<br />

eine Nachbildung der Flamme der New<br />

Yorker Freiheitsstatue. Gestiftet wurde<br />

sie <strong>19</strong>87 von der Zeitung International<br />

Herald Tribune, um die französischamerikanische<br />

Freundschaft zu feiern<br />

und Frankreich für die Restaurierung<br />

der Freiheitsstatue zu danken.<br />

Doch die vielen Leute, die hierher<br />

strömen, kommen aus einem anderen<br />

Grund. Denn unter dem Platz befindet<br />

sich der Tunnel, in dem Lady Diana<br />

im August <strong>19</strong>97 bei einem tragischen<br />

Unfall ums Leben kam. Der Vorfall<br />

erschütterte die ganze Welt. Die Skulptur<br />

wurde spontan zu einem Treffpunkt<br />

aller Bewunderer der Prinzessin. Die<br />

Flamme wurde im Laufe der Jahre<br />

sogar derart mit Beileidsbekundungen<br />

und Schmierereien versehen, dass<br />

sie kürzlich grundgereinigt werden<br />

musste. Noch heute legen Diana-Fans<br />

regelmäßig Blumen an der Skulptur<br />

ab. Gitter verhindern allerdings, dass<br />

Leichtsinnige in den Tunnel gelangen<br />

können. Die offizielle Gedenkstätte befindet<br />

sich dabei gar nicht hier, sondern<br />

in einem kleinen Park (Clos des Blancs-<br />

Manteaux) im Marais.<br />

Von der Place de l’Alma aus führt<br />

ein schön unter Bäumen angelegter<br />

Fahrradweg flussaufwärts, über den<br />

ich schnell zum Pont Alexandre III.<br />

komme. Es ist eine der schönsten<br />

Brücken der Stadt, ein Geschenk vom<br />

gleichnamigen Zaren aus Anlass der in<br />

Paris stattfindenden Weltausstellung<br />

im Jahre <strong>19</strong>00. Die Brücke bildet eine<br />

Achse, die am linken Ufer vom Hôtel<br />

des Invalides begrenzt und am rechten<br />

Ufer vom herrschaftlichen Grand Palais<br />

und dem nicht weniger majestätischen<br />

Petit Palais gesäumt wird. Auf<br />

dem Brückengeländer stehen vergoldete<br />

Statuen. Hier zeigt sich Paris ganz<br />

und gar als repräsentative Weltstadt.<br />

Seit zwei Jahren lockt am Fuße der<br />

Brücke am rechten Ufer der Nachtclub<br />

« Showcase » in einem ehemaligen<br />

Hangar. Zahlreiche Konzerte<br />

werden dort gegeben. Ein origineller<br />

Ort. Östlich der Brücke schließt sich<br />

zudem der Port des Champs-Elysées<br />

an, an dem zahlreiche Hausboote<br />

dauerhaft angedockt haben. Einige<br />

dieser « schwimmenden Häuser »<br />

liegen in zweiter, gar dritter Reihe.<br />

Platz ist kostbar in Paris, selbst auf<br />

der Seine. Ein Hausboot wirkt besonders<br />

modern, das Schiff « Saint-Paul ».<br />

Es gehört dem französischen Architekten<br />

Jacques Rougerie, ein großer<br />

Meerliebhaber, der hier sowohl sein<br />

Büro als auch sein Zuhause eingerichtet<br />

hat.<br />

Ich muss erneut einen Fahrrad-<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 49


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

wechsel vornehmen, entscheide aber<br />

spontan, mir Zeit zu lassen und einen<br />

Euro wegen Zeitüberziehung zu<br />

akzeptieren. Ich verlasse dafür die<br />

Seine und begebe mich in Richtung<br />

der Champs-Elysées. Hier am unteren<br />

Ende des Prachtboulevards säumen<br />

Bäume und parkähnliche Grünstreifen<br />

die Straße. Vergnügt radle ich nach<br />

dem Aufsuchen einer Vélib’-Station<br />

unter den Bäumen zur Place de la<br />

Concorde, deren Obelisk schon von<br />

weitem zu sehen ist. Es macht Spaß, in<br />

Sichtweite des rauschenden Verkehrs<br />

Rechts (von oben nach unten): Die neue<br />

Passerelle de Solférino. Musée d’Orsay.<br />

Uferweg am Port de la Concorde.<br />

Die im Französischen bouquinistes<br />

genannten Buchhändler sind heute ein<br />

Symbol der französischen Hauptstadt.<br />

Unten (von oben nach unten): Hausboote<br />

säumen an vielen Stellen das Ufer.<br />

Blick auf die Nationalversammlung.<br />

durch die Grünanlagen zu fahren. Ich<br />

verstehe, warum die Pariser das Fahrrad<br />

entdeckt haben.<br />

Am Pont de la Concorde bin ich<br />

dem Fluss schließlich wieder ganz<br />

nahe und steige zum verkehrsberuhigten<br />

Ufer hinunter, Port de la Concorde<br />

genannt. Hier am Fuße der Tuilerien<br />

reihen sich erneut Hausboote aneinander.<br />

Was muss das für ein wunderbares<br />

Gefühl sein, an dieser Stelle vor einer<br />

so schönen Kulisse mitten in Paris<br />

wohnen zu dürfen. Auf der anderen<br />

Flussseite sieht man die Nationalversammlung<br />

und dahinter die Spitze des<br />

Eiffelturms. Die meisten Spaziergänger<br />

wirken wie Einheimische. Auf den<br />

Bänken sitzen vereinzelt Männer und<br />

Frauen und genießen die Sonne. Idylle<br />

pur. Auf einem der Hausboote steht<br />

ein altes Auto.<br />

Ich fahre immer weiter in Richtung<br />

des Louvre. Auf dem gegenüberliegenden<br />

Ufer säumt das Musée d’Orsay den<br />

Fluss. Eine filigrane Fußgängerbrücke,<br />

die Passerelle de Solférino, setzt einen<br />

zeitgenössischen Kontrapunkt zur klassischen<br />

Architektur der Umgebung.<br />

In Höhe des Louvre begebe ich mich<br />

wieder auf Straßenniveau und finde<br />

mich auf dem vielbefahrenen Quai<br />

François Mitterrand im Großstadttrubel<br />

wieder. Der Fahrradweg innerhalb<br />

der Busspur ermöglicht aber ein recht<br />

gutes und sicheres Fortkommen. Beim<br />

Passieren des Louvres, was ein paar<br />

Minuten in Anspruch nimmt, glaube<br />

ich gerne, dass es das größte Museum<br />

der Welt ist. Dabei komme ich an einer<br />

weiteren Fußgängerbrücke vorbei,<br />

dem Pont des Arts. Im Sommer finden<br />

sich jeden Abend Pariser und Besucher<br />

zu einem Picknick auf der Brücke ein.<br />

Ein magisches Erlebnis.<br />

Kurz bevor ich den bekannten Pont<br />

Neuf erreiche, fangen die legendären,<br />

auf den Ufermauern befestigten Buchstände<br />

an. Diese für Paris so typischen<br />

Buchhändler heißen im Französischen<br />

bouquinistes. Sie bieten sowohl antiquarische<br />

als auch gebrauchte Bücher<br />

neueren Datums an. Die Besitzer<br />

berufen sich dabei auf eine alte Tradition.<br />

Schon im 16. Jahrhundert soll<br />

es in Paris mobile Buchhändler auf<br />

den Straßen gegeben haben. Damals<br />

waren sie aber noch nicht auf einen<br />

bestimmten Ort festgelegt. Als 1578<br />

der Pont Neuf – entgegen dem Namen<br />

die älteste Brücke der Stadt – gebaut<br />

wurde, nahm die Anzahl der Buchhändler<br />

in diesem Bereich zu. 1620<br />

existierten schließlich 24 bouquinistes<br />

mit der offiziellen Lizenz, ihre Bücher<br />

auf tragbaren Ständern auf der Brücke<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


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Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Uwe Flashaar.


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Großes Foto oben: Der Pont Neuf, die<br />

älteste Brücke von Paris. Kleines Foto<br />

oben: Pflanzen- und Tierhändler am<br />

Quai de la Mégisserie. Unten: Tour<br />

Saint-Jacques. Im Hintergrund das<br />

Centre Georges Pompidou. Rechts:<br />

Hôtel de Ville, das Pariser Rathaus.<br />

und entlang der Uferstraße anzubieten.<br />

Heute sind es in ganz Paris fast 250,<br />

die schätzungsweise 500.000 Bücher<br />

sowie darüber hinaus Zeitschriften,<br />

Radierungen und Postkarten in ihrem<br />

Sortiment führen. Die Besitzer müssen<br />

keine Gebühr für ihren Stand an die<br />

Stadt abführen, verpflichten sich aber,<br />

mindestens vier Tage in der Woche zu<br />

öffnen. Jeder Händler darf dabei nur<br />

einen Stand besitzen.<br />

Ich wechsele mein Fahrrad erneut,<br />

muss dieses Mal schon wieder einen<br />

Euro nachzahlen – die Schönheit der<br />

Stadt lässt mich zu schnell die Zeit<br />

vergessen – und folge dem Quai de la<br />

Mégisserie. Die Läden, die den Boulevard<br />

säumen, würde man an dieser<br />

Stelle normalerweise nicht unbedingt<br />

vermuten. Es sind Blumen- und<br />

Tierhändler – einer neben dem anderen.<br />

Die Pflanzen stehen auf den<br />

Bürgersteigen und kleine Hamster,<br />

Kaninchen, Vögel, Hunde und Katzen<br />

erfreuen besonders Kinder. Doch auch<br />

exotischere Konsumwünsche werden<br />

hier befriedigt, beispielsweise sind<br />

Mäuse als Futter für Schlangenbesitzer<br />

im Angebot. Nichts für sensible<br />

Gemüter.<br />

Als ich an der Place du Châtelet<br />

vorbeikomme, sehe ich die blauen und<br />

weißen Rohre des Centre Georges<br />

Pompidou über die anderen Häuser<br />

hinausragen. Es ist ein interessanter<br />

Kontrastpunkt zur alten Architektur<br />

des Tour Saint-Jacques, der gerade<br />

restauriert wurde und nun in frischem<br />

Glanz erstrahlt. Auch das ist Paris.<br />

Auf der anderen Uferseite erhebt sich<br />

die herrschaftliche Fassade der Conciergerie,<br />

ehemaliges Anwesen der<br />

französischen Könige, bevor sie in den<br />

Louvre zogen, und heutiger Justizpalast.<br />

Das Gebäude erinnert mich daran,<br />

dass ich mich nun im historischen<br />

Herzen der französischen Hauptstadt<br />

befinde.<br />

Danach dauert es nicht mehr lange<br />

und ich fahre am Rathaus vorbei.<br />

Schon seit 1357 befindet sich hier die<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Arras<br />

Amiens<br />

Rennes<br />

Cherbourg-<br />

Octeville Aus<br />

<br />

Norddeutschland erreicht man<br />

Paris am besten über die Route<br />

Aachen – Liège – Valenciennes. Aus<br />

Süddeutschland und Österreich bietet<br />

sich die Strecke über Saarbrücken/<br />

Straßburg – Metz – Reims an. Aus der<br />

Schweiz geht es über Dijon nach Paris.<br />

Paris …<br />

Caen<br />

… Berlin 1.060 km … Hamburg 905 km<br />

… Köln 490 km … München 840 km<br />

… Wien 1.240 km … Zürich 660 km<br />

Zahlreiche Fluggesellschaften bieten<br />

(oft mehrmals täglich) Direktflüge<br />

von vielen Städten in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz nach<br />

Paris an, darunter Lufthansa, Austrian,<br />

Swiss, Air France, Air Berlin, Niki,<br />

EasyJet und TUIfly. In Paris gibt es zwei<br />

internationale Flughäfen, Charles<br />

de Gaulle (CDG) und Orly, die beide<br />

gut an den öffentlichen Nahverkehr<br />

angeschlossen sind. Die meisten Flüge<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

landen in CDG.<br />

Aus Köln verkehrt der Thalys, aus<br />

Frankfurt und Saarbrücken der ICE, aus<br />

München und Stuttgart der TGV und<br />

Le Havre<br />

aus Zürich der Lyria in wenigen Stunden<br />

mehrmals täglich nach Paris (Gare du<br />

Rouen<br />

Nord bzw. Gare de l’Est). Außerdem<br />

bestehen Nachtzugverbindungen aus<br />

dem deutschsprachigen Raum an die<br />

Seine, etwa ab Berlin und Hamburg.<br />

www.parisinfo.com<br />

Office de Tourisme<br />

Carrousel du Louvre<br />

Place de la Pyramide Inversée<br />

99, rue de Rivoli<br />

75001 Paris<br />

Es lohnt sich der Kauf eines im Buch handel<br />

bzw. Internet (www.media-cartes.fr)<br />

erhältlichen Fahrrad wege plans von<br />

Paris (4,95 Euro), auf dem auch die Mietstationen<br />

eingezeichnet sind. Einen<br />

Plan der Mietstationen sowie wei te re<br />

Le Mans<br />

nützliche Informationen gibt es auch<br />

auf der Seite: www.velib.paris.fr<br />

A1/E15-E<strong>19</strong><br />

A16<br />

A13/E5<br />

A4/E50<br />

PARIS<br />

A11/E50<br />

A5/E54<br />

A6/E15<br />

A10/E5<br />

Orleans<br />

Nantes<br />

Stadtverwaltung. Nach einem AngersBrand<br />

1871 wurde das heutige Rathaus<br />

von 1874 bis 1882 wieder aufgebaut.<br />

Mit seiner Länge von 110 Metern,<br />

einer Breite von 85 Metern und einer<br />

Höhe von 48 Metern gehört das<br />

A83<br />

Gebäude zu den größten Cholet Rathäusern<br />

Europas. Außerdem wurden hier<br />

wichtige technische Neuerungen<br />

zum ersten Mal in Frankreich getestet,<br />

beispielsweise eine Heizung mit<br />

im Fußboden eingelassenen Radiatoren,<br />

hydraulische Fahrstühlen oder<br />

das Telefon. A83<br />

Nach dem Rathaus mache ich<br />

mich erneut auf die Suche nach einer<br />

Mietstation. Mein Magen fängt<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

langsam an zu knurren. Ich beschließe<br />

deshalb, meine kleine Reise<br />

La Rochelle<br />

hier<br />

E5/A10<br />

zu beenden. Eigentlich wollte ich<br />

noch bis zur neuen Nationalbibliothek<br />

am östlichen E602/A837 Stadtrand weiterfahren.<br />

Vielleicht später. Nun werde<br />

ich mich nach dem Strampeln erst<br />

einmal in einem der vielen Bistros<br />

im nahen Marais stärken. Für gerade<br />

einmal einen Euro (zuzüglich<br />

zwei Euro für eine gewollte und eine<br />

ungewollte Zeitüberziehung)<br />

Tours<br />

konnte<br />

ich Paris aus einem ganz anderen<br />

Blickwinkel kennenlernen. Ich bin<br />

Poitiers<br />

Angoulême<br />

Limoges<br />

zufrieden, eine der großen Neuerungen<br />

der Kapitale selbst getestet<br />

zu haben. Vélib’ ist eine wunderbare<br />

Möglichkeit, sich in Paris fortzubewegen<br />

– auch als Tourist.<br />

Bourges<br />

Montluçon<br />

Clermon<br />

Ferrand<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 53<br />

E5/A10


Unterwegs in Frankreich Guadeloupe<br />

Guadeloupe<br />

Ein Stück Frankreich in der Karibik<br />

Endlose Regenwälder, tosende Wasserfälle, schwefelumwogte Vulkane, brodelnd heiße<br />

Quellen oder doch lieber Kokospalmen, weiße Strände und smaragdgrünes Meer<br />

gefällig? Guadeloupe lässt jedes Urlauberherz höher schlagen. Eine Entdeckungsreise<br />

auf die karibische Schmetterlings insel mit ihren zwei aufregend schönen Seiten.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Nach einem achtstündigen Flug landen<br />

wir sanft in Pointe-à-Pitre, der Hauptstadt<br />

von Guadeloupe. Unsere Mitreisenden<br />

sind überwiegend Einheimische, die<br />

Verwandte besuchen, und Geschäftsmänner.<br />

Touristen sind hingegen in der wohltuenden<br />

Unterzahl. Unsere anschließende Fahrt mit<br />

einem kleinen Busshuttle zur Autovermietung,<br />

die sich am Rande der Hauptstadt befindet,<br />

weckt bei uns den Eindruck, dass hier mitten in<br />

der Karibik alles überraschend « europäisch »<br />

anmutet. Große Supermarktketten, Autohändler,<br />

die vornehmlich französische Klein- und<br />

Mittelklassewagen anbieten, Möbelhäuser, Banken<br />

und Versicherungen säumen die gut ausgebaute<br />

mehrspurige Route Nationale.<br />

Fast schon sind wir ein wenig enttäuscht,<br />

denn wir hatten mehr Urwaldromantik erwartet.<br />

Bei einer Reise mit einem Kleinkind<br />

hat eine Insel mit intakter Infrastruktur und<br />

guter medizinischer Versorgung aber auch ihre<br />

Vorteile. Während wir auf die Bereitstellung<br />

Links: Am Strand von<br />

Saint-Anne an der<br />

Südküste von Grande-<br />

Terre. Rechts: Sicht vom<br />

Point des 3 Châteaux,<br />

im äußersten Osten<br />

von Guadeloupe<br />

bei Saint-François.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 55


Unterwegs in Frankreich Guadeloupe<br />

unseres Fahrzeuges warten, fühlen<br />

wir uns wie durchgewalkt. Das<br />

schwüle tropische Klima macht uns<br />

als Neuankömmlinge noch zu schaffen.<br />

Wir sehnen<br />

uns nach einer<br />

kühlen Dusche. Zuvor<br />

müssen wir aber erst<br />

zu unserem Feriendomizil<br />

auf die andere<br />

Inselseite gelangen.<br />

Eine schmale<br />

Land zunge verbindet<br />

die beiden Inselflügel<br />

Grande-Terre und<br />

Basse- Terre miteinander. Grande-Terre trägt<br />

zu Recht den Namen « Smaragdinsel ». Weiße<br />

Sand strände, Palmen, flaches, smaragdgrünes<br />

Meer wasser und hier und da ein luxuriöser<br />

All-Inclusive-Club direkt am Strand prägen<br />

das Bild. Basse-Terre ist das wilde, vulkanische<br />

Gegen stück. Unsere anfängliche Enttäuschung<br />

über die irgendwie zu europäische Karibikinsel<br />

löst sich daher in Luft auf, als wir nach der<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Überquerung der Landzunge direkt in den tropischen<br />

Regenwald fahren. Eine gut ausgebaute<br />

Straße führt in etlichen Serpentinen durch<br />

das Terrain. Links und rechts am Wegesrand<br />

sehen wir Hinweisschilder zu Wanderwegen,<br />

Wildparks und Wasserfällen.<br />

Nach einigen Kilometern lichtet sich der<br />

Urwald. Vor uns liegt die « Côte sous le vent »,<br />

wie der Küstenabschnitt genannt wird. Wir<br />

erblicken die ersten Häuschen auf Basse-Terre.<br />

Meist sind es aus Wellblech zusammengezimmerte<br />

Buden mit Veranda – hier zählt das<br />

Praktische. Da auf Guadeloupe fast durchgehend<br />

Temperaturen um die 28 Grad herrschen<br />

und es sich auch nachts nur gering abkühlt, ist<br />

es nicht notwendig, die Gebäude gegen Kälte<br />

zu schützen. Einige Häuschen sind aber auch<br />

recht hübsch anzusehen, sind aus Holz gebaut<br />

und in bunten Farben angestrichen.<br />

Wir entschließen uns, vor unserer Weiterfahrt<br />

zum Ferienquartier einen Zwischenstopp<br />

am Strand « Malendure » einzulegen. Kurz danach<br />

stehen wir in schwarzem Vulkansand, der<br />

typisch für die Strände dieser Inselseite ist. Die<br />

Füße gewöhnen sich nach einer Weile an die<br />

anfangs fast unerträgliche Hitze. Das Meer ist<br />

glasklar.<br />

Wir sind hier direkt vor den Riffen des<br />

weltbekannten Jacques Cousteau-Reviers, wo<br />

zahlreiche Tauchschulen ihre Dienste anbieten.<br />

Die Südküste von<br />

Grande-Terre ist<br />

bekannt für ihre<br />

Strände. Hier befinden<br />

sich auch die meisten<br />

Ferienresorts von<br />

Guadeloupe.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 57


Unterwegs in Frankreich Guadeloupe<br />

Tropische Flora und<br />

dichte Regenwälder<br />

prägen Basse-Terre.<br />

Hier entlang der D23.<br />

Für Neulinge ist die sogenannte Baptême zu<br />

empfehlen, ein zweistündiger Tauchkurs unter<br />

Aufsicht eines persönlichen Scouts in einer<br />

Wassertiefe von bis zu sechs Metern. Mit ein<br />

wenig Glück kann man eine armlange Wasserschildkröte<br />

an sich vorbeipaddeln sehen oder<br />

auf Tuchfühlung mit den bunten Südseefischen<br />

kommen. Es ist ein absolut empfehlenswertes<br />

und mit gerade einmal 40 Euro erschwingliches<br />

Abenteuer, nach dem man zudem stolz ein<br />

Tauchzertifikat in den Händen halten darf. Die<br />

Unterwasserwelt lässt sich aber ebenso durch<br />

den Glasboden eines Ausflugsbootes bewundern.<br />

Außerdem besteht hier die Möglichkeit,<br />

sich Schnorchel, Maske und Flossen zu leihen<br />

und damit an den Klippen zu paddeln.<br />

Schon fängt es an zu dämmern, ein Blick<br />

auf die Uhr verrät uns jedoch, dass es erst kurz<br />

nach 18 Uhr ist. An die allzu früh einbrechende<br />

Dunkelheit werden wir uns während des<br />

gesamten Karibikaufenthaltes nicht gewöhnen.<br />

Man kann zusehen, wie die Sonne zügig<br />

ins Meer eintaucht und binnen Minuten ganz<br />

verschwunden ist. Es wird also Zeit, endlich<br />

unsere Unterkunft für die kommenden Tage<br />

aufzusuchen. Wir fahren eine steile Straße<br />

an Baracken und kleinen Läden entlang und<br />

gelangen zu unserem Häuschen, welches mit<br />

einigen weiteren Unterkünften inmitten eines<br />

tropischen Gartens hübsch um einen Swimmingpool<br />

herum gruppiert ist.<br />

Der Hausherr, ein Schweizer Auswanderer,<br />

empfängt uns herzlich. Die Unterkunft<br />

ist spartanisch, aber sauber und zweckmäßig<br />

eingerichtet – das Leben auf Guadeloupe fin-<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


det vornehmlich im Freien statt. Eine<br />

große Veranda und die außen liegende<br />

Küche lassen durchweg gutes Wetter<br />

vermuten. Als Willkommensgruß<br />

steht schon eine kleine Flasche Rum<br />

nebst Limetten und einem Päckchen<br />

Rohrzucker bereit, woraus wir uns das<br />

typische Getränk der Inselbewohner<br />

mixen sollen: den Ti Punch. Von den<br />

Einheimischen wird er quasi zu jeder<br />

Tageszeit und zu jedem Anlass getrunken.<br />

Die fruchtige Variante dieses süffigen<br />

Hochprozentigen ist der Planter’s<br />

Punch. Müde von der Reise freuen wir<br />

uns aufs Bett.<br />

Am nächsten Morgen werden wir<br />

um 5.30 Uhr von durchdringendem<br />

exotischem Vogelgezwitscher geweckt,<br />

was uns daran erinnert, am Fuße des<br />

Regenwaldes zu sein. Der Blick zum<br />

Himmel lässt uns allerdings Ungutes<br />

vermuten, denn Wolken verdecken teilweise<br />

die Sonne. Im Laufe der nächsten<br />

Tage werden wir jedoch lernen, dass<br />

Wolken auf Basse-Terre üblich sind,<br />

und werden diesen natürlichen Sonnenschutz<br />

auch sehr zu schätzen wissen, gerade da wir<br />

mit Kindern unterwegs sind. Im Gegensatz zu<br />

Grande-Terre mit<br />

den weißen Kalkstränden,<br />

die meist<br />

Rezepte mit Rum<br />

mit einem wolkenfreien<br />

Himmel Planter’s Punch<br />

aufwarten können, 1 cl Grenadine, 3 cl brauner Rum, 3 cl weißer<br />

ist die Witterung Rum, 1 cl Zitronensaft, 3 cl Ananassaft, 3 cl<br />

auf der Vulkaninselhälfte<br />

ideal zum oder Crushed Ice, Muskatnuss. Alles gut<br />

Grapefruitsaft, 3 cl Orangensaft, 2-3 Eiswürfel<br />

Wandern und für schütteln.<br />

andere Unternehmungen.<br />

Ti Punch<br />

Wir wollen unseren<br />

ersten echten 1 Teelöffel Zuckerrohr(sirup) darüber<br />

Eine Limettenscheibe in ein Glas geben und<br />

gießen.<br />

Urlaubstag mit<br />

einem Besuch der<br />

« Alten Dame » beginnen<br />

– so nennt<br />

sich La Soufrière,<br />

ein immer noch aktiver Vulkan von stattlichen<br />

1.467 Metern Höhe. Der zweistündige Aufstieg<br />

beginnt sehr bequem, nach dem ersten Drittel<br />

5 cl weißen Rum dazu geben und einige<br />

Minuten ziehen lassen. Mit einem Glas Wasser<br />

servieren.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 59


Unterwegs in Frankreich Guadeloupe<br />

Großes Foto: Krater<br />

des immer noch<br />

aktiven Vulkans La<br />

Soufrière. Kleines<br />

Foto: Entspannendes<br />

Bad nach einer<br />

anstrengenden<br />

Wanderung auf den<br />

Vulkan: Les Bains<br />

jaunes auf einer Höhe<br />

von 960 Metern über<br />

dem Meeresspiegel.<br />

wird es allerdings recht steinig und gegen Ende<br />

wirklich steil. Eine Kopfbedeckung, die vor<br />

der Sonne schützt, ausreichend Getränke und<br />

festes Schuhwerk sind unbedingt zu empfehlen.<br />

Oben angekommen, beeindruckt die vulkanische<br />

Vegetation und vor allem der offene<br />

Krater, aus dem Schwefelgeruch und Dampf<br />

strömt. All das ist sehr aufregend und uns<br />

wird ein wenig mulmig zumute. Fast erwarten<br />

wir, dass der Vulkan aus seinem Schlummer<br />

erwachen könnte. Nach der Umrundung des<br />

Kraters machen wir uns wieder an den Abstieg.<br />

Dieser ist nicht minder anspruchsvoll, aber<br />

am Fuße des Berges lädt zur Belohnung<br />

ein vom warmen schwefelhaltigen Wasser<br />

der « Alten Dame » gespeistes Becken zum<br />

Entspannen ein.<br />

Dieses Wasser soll bei Gicht und anderen<br />

Gebrechen Wunder wirken. Wir kommen<br />

schnell mit einigen Einheimischen ins<br />

Gespräch, die hier täglich baden und unseren<br />

Besuch als eine schöne Abwechslung<br />

sehen. Brodelnde warme Quellen findet<br />

man an mehreren Stellen von Basse-Terre.<br />

Frisch aus dem Berg austretend sind sie noch<br />

kochend heiß. Wo sie aber ins Meer münden,<br />

kann man von einem herrlichen Wechselbad<br />

profitieren. Ausgeschildert sind diese Orte<br />

meist nicht, man sollte sich bei den Einheimischen<br />

einfach danach erkundigen.<br />

Am nächsten Tag machen wir uns auf den<br />

Weg nach Grande-Terre, wo sich die farbenprächtige<br />

Hauptstadt Pointe-à-Pitre befindet.<br />

Dieser Inselteil ist das Zentrum der Hotellerie,<br />

aber auch das Hauptanbaugebiet von Bananen<br />

und Zuckerrohr. Es gibt Rumdestillerien<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


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Unterwegs in Frankreich Guadeloupe<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


und in Sainte-Rose auch ein Rummuseum<br />

zu besichtigen. Nach rund einer halben Stunde<br />

Fahrtzeit gelangen wir an unser Ziel: den<br />

östlichsten Punkt von Guadeloupe, der<br />

Pointe des Châteaux. Hier treffen das<br />

karibische Meer und der Atlantik aufeinander.<br />

Schwimmen ist an dieser Stelle<br />

unmöglich, die Wellen sind immens und<br />

es weht ein sehr starker Wind. Sofort<br />

wird uns klar, warum dieser Ort auch<br />

die « bretonische Atlantikküste » genannt<br />

wird. Wir folgen einem Pfad hinauf zum<br />

Kreuz an der Pointe des Colibris, von<br />

der man einen umwerfenden Blick auf<br />

die Umgebung und den Tafelberg der<br />

vorgelagerten kleinen Insel La Désirade<br />

hat.<br />

Auf dem Rückweg wählen wir die<br />

Route d’Argent, wo sich ein malerischer<br />

Sandstrand an den anderen reiht. Bei<br />

Sainte-Anne halten wir an, wo wir den<br />

Rest des Tages am Strand verbringen<br />

wollen. Zum ersten Mal erleben wir<br />

hier Leguane in freier Wildbahn. Diese<br />

Tiere mit einer stattlichen Länge von<br />

eineinhalb Metern laufen im Sand herum<br />

und erfreuen die Strandbesucher<br />

mit ihrer absolut ungefährlichen Anwesenheit.<br />

Zum Schlafen klettern die Reptilien gerne auf<br />

Palmen, wo man sie dank ihrer der Umgebung<br />

angepassten Färbung kaum noch erkennen<br />

kann. Manchmal passiert es sogar, dass ein vor<br />

sich hindösender Leguan aus der Baumkrone<br />

purzelt und mit einem dumpfen Plumps auf<br />

dem sandigen Boden landet. Nach ein paar<br />

Sekunden Benommenheit setzt er dann aber<br />

seinen Weg unbeschadet fort.<br />

Wieder geht ein erlebnisreicher und viel<br />

zu kurzer Tag zu Ende und bei Einbruch der<br />

Dämmerung treten wir die Heimfahrt nach<br />

Basse-Terre an. Inzwischen können wir dabei<br />

eine Geste deuten, die uns seit unserer Ankunft<br />

auffiel: Es gibt bei den einheimischen<br />

Autofahrern ein Handzeichen (kombiniert mit<br />

der Autohupe), welches die unterschiedlichsten<br />

Linke Seite: Cascade<br />

des Ecrevisses. Rechte<br />

Seite: Impressionen<br />

vom Leben auf<br />

Guadeloupe. Viele<br />

Häuser sind simpel,<br />

aber besitzen ihren<br />

ganz eigenen Charme.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 63


Unterwegs in Frankreich Guadeloupe<br />

Unten: Leguane und<br />

Schildkröten gehören<br />

zur natürlichen Fauna<br />

der Insel. Rechte<br />

Seite: Blick vom<br />

Pointe des Châteaux<br />

auf den Tafelberg<br />

von La Desirade.<br />

Bedeutungen<br />

haben kann.<br />

Es ist das<br />

einfache Aufund<br />

Abbewegen<br />

der linken<br />

Hand, die dabei<br />

aus dem Fenster<br />

gehalten wird.<br />

Dies kann bedeuten:<br />

Freie Fahrt, hier kann<br />

mein Hintermann gefahrlos<br />

überholen. Oder: Jetzt kann er<br />

keinesfalls überholen, Gegenverkehr<br />

naht. Manchmal heißt<br />

die Geste: Bitte schneller fahren.<br />

Oder auch: Fahrt sofort verlangsamen!<br />

Die wichtigste Bedeutung dieser<br />

Handbewegung ist schließlich der Gruß<br />

an Bekannte, immer untermalt mit mehrfachem<br />

kurzen Hupen. Wir zählen auf drei<br />

Kilometern bei dem Fahrzeug vor uns nicht<br />

weniger als 15 Hup- und Winkzeichen.<br />

Die nächsten Tage vergehen fast wie im<br />

Fluge. Bei den Fahrten über die Insel fallen uns<br />

immer wieder die vielen Kühe am Straßenrand<br />

auf, die nicht auf einer Weide eingezäunt sind.<br />

Man kennt dieses Straßenbild von Indien und<br />

tatsächlich: Schaut man sich die Geschichte<br />

von Guadeloupe an, lässt die Erklärung nicht<br />

lange auf sich warten. Viele ehemalige Sklaven<br />

waren nach der Sklavenbefreiung 1848 nicht<br />

mehr bereit, auf den Zuckerrohr- und Bananenplantagen<br />

zu arbeiten. Um den Plantagenbetrieb<br />

aufrechterhalten zu können, wurden<br />

deshalb freie Kontraktarbeiter, vor allem in<br />

Indien, angeworben und nach Guadeloupe<br />

gebracht. Der Plantagenbesitzer bezahlte die<br />

Überfahrt, dafür mussten die Kontraktarbeiter<br />

drei bis fünf Jahre auf seiner Plantage arbeiten.<br />

Danach waren sie frei und konnten in ihre<br />

Heimat zurückkehren oder auf Guadeloupe<br />

bleiben. Auf diese Weise kamen zwischen 1854<br />

und 1889 rund 42.000 Inder auf die Insel – und<br />

die meisten blieben für immer …<br />

Ein weiterer Höhepunkt einer Guadeloupereise<br />

sind die mannigfaltigen Wasserfälle<br />

der Insel. Die größten und bekanntesten sind<br />

der Chutes de Moreau (nur über einen vierstündigen<br />

Fußweg quer durch den Regenwald<br />

zu erreichen) und der Chutes du Carbet. Wir<br />

besuchen dagegen einen Wasserfall, der für<br />

Reisende, die nicht so gut zu Fuß sind oder<br />

kleine Kinder bei sich haben, ideal ist. Nach<br />

einem wunderschönen kleinen Weg durch den<br />

Regenwald kommen wir dabei zu einem Bassin,<br />

das von einem etwas kleineren Wasserfall<br />

gespeist wird, der Cascade aux Ecrevisses (dt.<br />

Flusskrebswasserfall). Hier kann man nicht<br />

nur wunderbar baden, sondern sich auch hinter<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


den Wasserfall stellen – ein einmaliges<br />

Erlebnis, das einem den Atem stocken<br />

lässt.<br />

Viel schneller als erwünscht ist es an<br />

der Zeit, unsere Sachen zu packen und<br />

wieder den Heimflug anzutreten. Auf der<br />

Rückfahrt zur Mietwagenstation durchqueren<br />

wir ein letztes Mal den dichten<br />

Regenwald und schweift unser Blick über<br />

die Silhouette von La Soufrière. Wer<br />

hätte gedacht, dass Frankreich derart<br />

karibisch sein kann.<br />

Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

gibt es keine direkten Flugverbindungen<br />

nach Guadeloupe. Air France fliegt aber von<br />

mehreren Flughäfen im deutschsprachigen<br />

Raum via Paris täglich nach Guadeloupe. In Paris<br />

ist jedoch ein Flughafenwechsel notwendig, da<br />

die Zubringerflüge in Paris-CDG landen und die<br />

Flüge nach Guadeloupe als « Inlandsflüge » in<br />

Paris-Orly starten. Auch Air Caraïbes und Corsair<br />

bieten Flüge zwischen Paris und Guadeloupe<br />

an, allerdings ohne Zubringerflüge aus dem<br />

deutschsprachigen Raum.<br />

<br />

Das Fahren mit einem Mietwagen auf der<br />

Insel ist mit den Verhältnissen im französischen<br />

Mutterland vergleichbar. Das Straßennetz ist gut<br />

ausgebaut.<br />

www.lesilesdeguadeloupe.com<br />

Fr emdenverkehrsbüro von Guadeloupe<br />

Postfach 140212<br />

70072 Stuttgart<br />

Telefon: +49 (0)711 / 5053511<br />

Sainte-Rose<br />

Port-Louis<br />

Baie-Mahault<br />

Blanchet<br />

Basse-Terre<br />

Pointe-a-Pitre<br />

Grand-Terre<br />

Moule<br />

Basse-Terre<br />

Saint-Claude<br />

Sainte-Anne<br />

Saint-François<br />

Capesterre<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 65


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Unterwegs in Frankreich Carnac<br />

Carnac<br />

Die mystische Aura<br />

von Hinkelsteinen<br />

Auf halber Strecke zwischen Nantes und Brest liegt an der bretonischen Südküste der beliebte<br />

Badeort Carnac. Doch der Ortsname steht für mehr als nur simples Badevergnügen. Denn<br />

nördlich der Gemeinde befindet sich eine der großartigsten Ansammlungen von Menhiren in<br />

ganz Europa. Der Umstand, dass die genaue Bedeutung dieser Steinreihen bis heute nicht abschließend<br />

geklärt werden konnte, verstärkt die Anziehungskraft dieser sonderbaren Sehenswürdigkeit.<br />

Wo hast du ihn gefunden? », fragt der Römer Technokratus,<br />

Cäsers Sondergesandter, der die widerspenstigen<br />

Gallier durch die Versuchung des<br />

«<br />

Goldes in die Dekadenz treiben und damit schwach machen<br />

soll, als er im Wald auf Obelix mit einem Hinkelstein auf<br />

dem Rücken trifft. « Den habe ich nicht gefunden, den habe<br />

ich selbst gemacht. Ich haue Hinkelsteine und liefere sie »,<br />

erwidert dieser in seiner gutmütigen Art. « Lieferst du<br />

viele? », hakt Technokratus nach. « Eigentlich nicht, denn<br />

wenn die Leute einen haben, wollen sie keinen zweiten. Die<br />

nutzen sich nämlich nicht schnell ab. » Mit letzterer Aussage<br />

aus der Episode « Obelix GmbH & Co. KG » hatte Asterix’<br />

engster Freund wohl Recht, zumindest merkt man den Menhiren<br />

von Carnac kaum ihre jahrtausendealte Geschichte an<br />

– auch wenn sie im Laufe der Zeit zum Teil umgestürzt waren<br />

und erst im <strong>19</strong>. und 20. Jahrhundert wieder aufgerichtet<br />

wurden.<br />

Technokratus’ Strategie ging übrigens nicht auf. Zwar<br />

schafften es die römischen Legionäre, mit üppigen Goldzahlungen<br />

für die Lieferung von Hinkelsteinen die Dorfgemeinschaft<br />

zeitweise zu korrumpieren, doch am Ende<br />

siegten – wie sollte es bei Asterix und Obelix auch anders<br />

sein – wieder einmal die aufmüpfigen Gallier. Sie machten<br />

sich einen Spaß daraus, zum Schluss die römischen Legionäre<br />

zu verprügeln und feierten anschließend ein feuchtfröhliches<br />

Dorffest mit gegrilltem Wildschwein.<br />

Aber woher kommen diese seltsamen Steine in der Bretagne?<br />

Wohl kaum von Obelix und seinen Freunden, die<br />

die Hinkelsteine zwar in die Kinderzimmer brachten, aber<br />

nicht deren « Erfinder » waren. Schon seit jeher ranken sich<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Links: Alignements de Kermanio. Unten: Aus erhöhter<br />

Position erkennt man besonders gut die Steinreihen.<br />

viele Legenden um Bedeutung und Ursprung der Menhire.<br />

Eine beliebte darunter ist die vom Papst Cornély, der angeblich<br />

von heidnischen Soldaten im 3. Jahrhundert bis an<br />

die Küste verfolgt wurde, dort aber kein Schiff zur weiteren<br />

Flucht fand. Er drehte sich daraufhin kurzerhand um und<br />

verwandelte seine Verfolger in Steine. Eine andere Legende<br />

besagt, dass die Menhire zu alten gallischen Friedhöfen gehörten<br />

und dass jeder Stein eine Grabstelle kennzeichnete.<br />

War der Verstorbene reich gewesen, bekam er einen großen<br />

Hinkelstein auf sein Grab, war er arm, einen kleinen. Eine<br />

andere Sage erklärte die Existenz der Menhire dagegen mit<br />

einem am Stein begrabenden Schatz. Grübe man ihn aus,<br />

würde man sterben.<br />

Nach einer Legende<br />

sind die Menhire<br />

versteinerte Soldaten<br />

unbeantwortet und konnte bis heute nicht endgültig geklärt<br />

werden. Das Mystische, das sich immer schon um<br />

die Menhire rankte und sie heute noch umgibt, trug auf<br />

der anderen Seite aber auch zum Schutz und Erhalt dieser<br />

sonderbaren Orte bei.<br />

Dabei interessiert sich die Wissenschaft nicht erst heute<br />

für die Steinalleen und Dolmen. Bereits im 18. Jahrhundert<br />

beschäftigten sich die ersten Gelehrten mit den Steinen. Sie<br />

suchten nicht nur nach logischen Erklärungsansätzen für<br />

die Entstehung dieser Anlagen, sondern nahmen auch die<br />

ersten Zählungen, Vermessungen und Gewichtsberechnungen<br />

vor. In der ersten Hälfte des <strong>19</strong>. Jahrhunderts erstellte<br />

der britische Ingenieur Vicars schließlich den ersten korrekten<br />

Plan von Carnac. Weitere Experten perfektionierten<br />

diese Aufzeichnungen. Die Dokumente sind bis heute<br />

wichtige Quellen für Wissenschaftler geblieben, da sie die<br />

Situation aus einer Epoche darstellen, als die Menhire noch<br />

nicht wieder aufgerichtet worden waren.<br />

Zu den wichtigen Zeugnissen aus vergangener Zeit<br />

gehört auch etwas, was bis heute bei Touristen beliebt ist:<br />

Postkarten. Zwischen <strong>19</strong>00 bis Mitte der <strong>19</strong>20er-Jahre sind<br />

über 1.200 Postkartenmotive von bretonischen Hinkelsteinen<br />

bekannt. Sie zeigen, wie sich die Steine in die Landschaft<br />

und das Leben der damaligen Epoche einpassten, als<br />

die Menhire noch nicht zum Schutz vor dem Massentourismus<br />

eingezäunt werden mussten. Denn das zunehmende<br />

Interesse an diesen Überbleibseln einer vergangenen Zeit<br />

rief alsbald ungewünschte Nebeneffekte hervor: Durch das<br />

Herumtrampeln zwischen den Steinen wurden diese erneut<br />

instabil und drohten umzukippen. Anfang der <strong>19</strong>90er-Jahre<br />

sah sich der Staat deshalb gezwungen, Maßnahmen zur Erhaltung<br />

der Menhire einzuleiten und regulierte den Zugang<br />

zu den Steinreihen von Carnac.<br />

Doch wer hat einst die Steinreihen errichtet? Und warum?<br />

Geklärt scheint heute auf jeden Fall die Frage zu sein,<br />

wie alt die Steine denn wirklich sind. Ging man lange Zeit<br />

davon aus, dass sie rund 4.000 Jahre überdauert haben, weiß<br />

Die Steinreihen und Dolmen in der Nähe<br />

von Carnac und andernorts in der Bretagne beflügelten<br />

jedenfalls die Fantasie von Generationen. Man spürte<br />

wohl, dass diese Steine etwas zu bedeuten haben müssen.<br />

Nur was? Diese Frage blieb lange Zeit wissenschaftlich<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 69


Unterwegs in Frankreich Carnac<br />

Links: Ein Wohnhaus am Rande der Alignements<br />

du Ménec. Oben: Chez Céline, eine Boutique mit<br />

örtlichen Produkten inmitten der Alignements de<br />

Kermanio. Rechts: Der « Riese » von Le Manio.<br />

man dank modernster Datierungsmethoden, dass zumindest<br />

die Dolmen von Carnac noch älter sind, nämlich rund<br />

6.000 Jahre. Das Gewinnen von Informationen über die<br />

damaligen Bewohner der Gegend war für die Archäologen<br />

dagegen eine größere Herausforderung. Da der bretonische<br />

Boden oft sehr sauer ist und Knochen stärker zersetzt<br />

als anderswo, gestaltete sich die Spurensuche schwierig.<br />

Dennoch gelang es den Experten, sich ein Bild von der<br />

Bevölkerung in der Bretagne im 4. Jahrtausend v. Chr. zu<br />

machen.<br />

Wer nun das Bild von Obelix vor Augen hat und sich<br />

vorstellt, derartige Steinreihen könnten nur von großwüchsigen,<br />

starken Männern errichtet worden sein, die<br />

als Kind in einen Zaubertrank gefallen sind, der irrt.<br />

Funde, die als Referenz gelten dürfen, weisen auf im<br />

Schnitt 1,59 Meter große Männer und 1,51 Meter große<br />

Frauen hin. Denn viel wichtiger als Stärke war für die<br />

Errichtung der Steinanlagen eine optimale Arbeitsorganisation.<br />

Es bedurfte dafür hierarchischer Strukturen,<br />

einer guten Technik und des richtigen Glaubens bzw.<br />

guter Überzeugungskraft, damit mit gemeinsamer Leistung<br />

derartig anstrengende Arbeiten wie das Aufstellen<br />

von Steinreihen oder die Errichtung von Dolmen – der<br />

schwerste Megalith wiegt 350 Tonnen – vollbracht werden<br />

konnten.<br />

Die Motivation lag wohl, davon geht man nach dem<br />

heutigen Stand der Forschung aus, in der Schaffung von<br />

heiligen Orten und – im Falle der Dolmen, die als Gräber<br />

dienten – im Ahnenkult. Aber über die genauen Details<br />

kann auch heute nur spekuliert werden. Die Hinkelsteine<br />

von Carnac reihen sich dabei in eine megalithische Kultur<br />

ein, die ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. im äußersten Westen<br />

Europas entstand – von Portugal über die Bretagne bis<br />

nach England. Sie sind also kein auf diesen Ort begrenztes<br />

Phänomen, zählen aber zu den spektakulärsten Megalithen<br />

der Welt und lohnen auf jeden Fall einen Umweg auf einer<br />

Reise durch die Bretagne.<br />

Bis heute werfen die<br />

Steinreihen und Dolmen<br />

von Carnac Fragen auf<br />

Besonders interessant sind dabei die im Französischen<br />

Alignements genannten Steinalleen und Steingehege<br />

im Norden der heutigen Kommune Carnac. Sie reihen<br />

sich entlang der Route des Alignements und der Route de<br />

Kerlescan. Am westlichen Ende der Route des Alignements<br />

befindet sich außerdem die Maison des Mégalithes, ein Dokumentationszentrum,<br />

das auch über einen gut sortierten<br />

Buchladen zu dem Thema der megalithischen Kultur verfügt<br />

und der ideale Ausgangspunkt für eine Erkundungstour<br />

ist. Wer genug Zeit mitgebracht hat, kann hier getrost<br />

sein Auto stehen lassen und sich auf eine kleine Wanderung<br />

begeben. Man sollte gut zwei bis drei Stunden dafür einplanen,<br />

je nachdem wie viele Pausen man unterwegs einlegt.<br />

Natürlich kann man die einzelnen Sehenswürdigkeiten<br />

auch mit dem Auto abfahren, Parkplätze sind entlang der<br />

Straße ausreichend vorhanden, doch man wird den Charme<br />

des Ortes dann nur halb so stark auf sich wirken lassen<br />

können wie bei einem gemächlichen Rundgang.<br />

So oder so sollte man sich zunächst gleich gegenüber<br />

der Maison des Mégalithes die Alignements du Ménec<br />

anschauen. Über 1.000 Menhire stehen hier auf einer Länge<br />

von 950 Metern in elf Reihen in einer Nordost-/Südwestausrichtung.<br />

Unterbrochen wird das beeindruckende<br />

Steinfeld von einer schmalen Landstraße, die in Richtung<br />

Norden führt. Am nördlichen Rand steht ein malerisches<br />

weißes Steinhaus. Das perfekte Fotomotiv.<br />

Rund einen Kilometer nordöstlich gelangt man nach<br />

dem Überqueren einer der Hauptzufahrtsstraßen nach<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Nach Auray<br />

Nach Auray<br />

Le Quadrilatère<br />

Le géant du Manio<br />

Alignements de Kerlescan<br />

Nach Auray<br />

Alignements du petit Ménec<br />

Cité<br />

du Run<br />

Alignements du Ménec<br />

Alignements de Kermanio<br />

Le Vieux<br />

Moulin<br />

Le Manio<br />

D<strong>19</strong>6<br />

Kerlescan<br />

D186<br />

Le Ménec<br />

Zum Musée de la<br />

Préhistoire,<br />

Carnac Centre,<br />

Plouharnel,<br />

Quiberon<br />

Maison des<br />

Mégalithes<br />

Zum Musée de la<br />

Préhistoire,<br />

Carnac Centre,<br />

Plouharnel,<br />

Quiberon<br />

La croix<br />

Audran<br />

D1<strong>19</strong><br />

Tumulus<br />

Chapelle St-Michel<br />

Table d'Orientation<br />

D<strong>19</strong>6<br />

Kermario<br />

Classes du<br />

Patrimoine<br />

Kermaux<br />

Fußweg<br />

Landstraße<br />

Nebenstrecke<br />

Cairn (Dolmen) de Kercado<br />

Zugang (im Sommer geschlossen)<br />

Parkplatz<br />

Informationszentrum<br />

Trinkwasserstelle<br />

Toiletten<br />

Aussichtspunkt<br />

Nach La Trinité-sur-Mer<br />

Picknickplatz<br />

Dolmen<br />

Calvaire<br />

Tumulus<br />

Megalith<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 71


Unterwegs in Frankreich Carnac<br />

Carnac zu den Alignements de Kermario, dem zweiten<br />

großen Feld von Menhiren. Hier verteilen sich knapp 1.000<br />

Hinkelsteine auf einer Länge von 1.100 Metern in zehn parallelen<br />

Reihen. Durch die Lage in einer Mulde und die umliegenden<br />

Wälder wirkt das Feld etwas weniger offen als die<br />

Alignements du Ménec. Besonders malerisch ist ein kleines<br />

Steinhaus inmitten der Steinreihen, das eine Boutique mit<br />

örtlichen Produkten anbietet und auch Crêpes serviert – der<br />

ideale Stopp für eine kleine Pause. Weiter östlich davon<br />

kann man auf die Überreste einer alten Mühle steigen, um<br />

einen guten Blick auf die Steinalleen zu genießen.<br />

Der schwerste Megalith<br />

wiegt 350 Tonnen<br />

Danach führt die Landstraße weiter in<br />

Richtung Nordosten zu den Alignements de Kerlescan.<br />

Sie bestehen aus 13 Reihen. Im Westen erkennt man<br />

die Überreste eines Steingeheges, wie man einen geschlossenen<br />

Bereich mit dicht aneinandergrenzenden Megalithen<br />

nennt. Kurz davor führt ein Wanderweg in Richtung Nordwesten<br />

zu einem anderen viereckigen Steingehege (Le Manio),<br />

das am Anfang des 20. Jahrhunderts restauriert wurde.<br />

Es war einst ein Einzelgrab. Gleich daneben befindet sich<br />

der « Riese » von Le Manio, ein sechs Meter hoher Hinkelstein.<br />

Wer nun immer noch nicht genug von den Menhiren<br />

hat, kann noch die Alignements du Petit-Ménec aufsuchen,<br />

die sich weiter östlich bereits auf dem Gemeindegebiet von<br />

La Trinité-sur-Mer befinden. Wer zu Fuß unterwegs ist,<br />

kann sich diesen Abstecher aber ruhigen Gewissens sparen,<br />

die Steinreihen sind weniger spektakulär als die bisher gesehenen.<br />

Der Rückweg, zumindest für alle, die ihr Fahrzeug an<br />

der Maison des Mégalithes stehen gelassen haben, erfolgt<br />

über die gleiche Strecke wie der Hinweg. Es gibt keine<br />

wirkliche Alternativroute. Das macht aber auch gar nichts.<br />

Denn so kann man die sonderbaren Hinkelsteine nochmals<br />

in Ruhe auf sich wirken lassen. Unweigerlich schweifen<br />

die Gedanken auch zu Asterix und Obelix. Man stellt sich<br />

vor, wie die beiden Gallier durch die Wälder streiften, auf<br />

Wildschweinjagd gingen und Obelix ab und zu ein Hinkelstein<br />

zu einem Kunden brachte. In Carnac sind der Fantasie<br />

keine Grenzen gesetzt – das wussten schon unsere Vorfahren<br />

mit ihren blumigen Legenden …<br />

Ch<br />

Oc<br />

Die<br />

<br />

Südküste der Bretagne und damit<br />

auch Carnac erreicht man am besten<br />

über Rennes und Vannes. Die An reise<br />

nach Rennes erfolgt aus dem süddeutschen<br />

Raum, Österreich und der<br />

deutschsprachigen Schweiz via Paris.<br />

Aus Nord- und Westdeutschland bietet<br />

sich alternativ die neue Auto bahn verbin<br />

dung entlang der Ärmel kanal küste<br />

an, womit man auch den stau ge plagten<br />

Pariser Großraum um fahren kann.<br />

Die Menhire befinden sich nördlich<br />

und nordöstlich von Carnac und sind<br />

aus geschildert.<br />

Carnac …<br />

… Berlin 1.550 km<br />

… Köln 980 km<br />

… Wien 1.730 km<br />

… Hamburg 1.400 km<br />

… München 1.330 km<br />

… Zürich 1.100 km<br />

Die nächsten Flughäfen sind in Lorient,<br />

Rennes und Nantes. Zu den drei Air ports<br />

gibt es jedoch keine direkten Flug verbindungen<br />

aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz. Air France bietet<br />

aus dem deutschsprachigen Raum zu<br />

diesen drei Städten aber Umsteige verbindungen<br />

via Paris an.<br />

Von Paris aus verkehren TGV-Züge nach<br />

Auray nördlich von Carnac. Von dort<br />

fahren Busse nach Carnac.<br />

www.ot-carnac.fr<br />

www.carnac.monuments-nationaux.fr<br />

Brest<br />

Office de Tourisme<br />

74, avenue des Druides<br />

56340 Carnac<br />

Telefon: +33 (0)2 97 52 13 52<br />

Quimper<br />

Im Sommer auch:<br />

Place de l’Eglise Carnac-Ville<br />

56340 Carnac<br />

Maison des Mégalithes<br />

Route des Alignements<br />

56340 Carnac<br />

Telefon: +33 (0)2 97 52 29 81<br />

Chez Céline<br />

Alignements de Kermario<br />

56340 Carnac<br />

Telefon: +33 (0)2 97 52 17 31<br />

www.chezceline.com<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

N164<br />

D768<br />

N165/E60<br />

Lorient<br />

Carnac<br />

Quiberon<br />

N24<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

La Baule<br />

St. Nazaire<br />

Rennes<br />

Nantes<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


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<strong>2009</strong><br />

Frankreich,<br />

hier fuehl ich mich wohl...<br />

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Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 73


Kulturschock<br />

Wo ist der<br />

Als ich mich entschied, mein Erasmusjahr<br />

in Berlin zu verbringen, ahnte ich<br />

nicht, dass die Essgewohnheiten von<br />

Franzosen und Deutschen derart verschieden<br />

sein könnten. Da ist einmal der unterschiedlich<br />

stark ausgeprägte Wunsch, gemeinsam zu speisen.<br />

Ich lebe in einer Wohngemeinschaft. Als<br />

ich kürzlich nach Hause kam und mir etwas<br />

Leckeres kochen wollte, war das Licht in der<br />

Küche bereits an. Mein Mitbewohner saß allein<br />

am Tisch mit einem Teller voller Nudeln. So<br />

weit nichts Ungewöhnliches. Doch dann entdeckte<br />

ich, dass zeitgleich seine Freundin in<br />

seinem Zimmer war und zufällig ein Brötchen<br />

aß. Warum speisten sie nicht zusammen? Unvorstellbar<br />

in Frankreich! Für mich hieß es, dass<br />

etwas zwischen den beiden vorgefallen sein<br />

musste, dass sie sich zuvor sicherlich gestritten<br />

hatten. Ich fragte leise meinen Mitbewohner:<br />

« Ist alles in Ordnung? ». Dumme Frage! Selbstverständlich<br />

war alles in Ordnung. Er verstand<br />

noch nicht einmal, dass das « gemeinsame » Essen<br />

in getrennten Räumen bei mir Verwunderung<br />

hervorrufen konnte.<br />

Natürlich habe ich nichts gegen Leute, die<br />

alleine essen. Selbstverständlich sind auch viele<br />

Franzosen wegen der persönlichen Lebenssituation<br />

oder aus Zeitmangel dazu gezwungen.<br />

Ich muss sogar zugeben, dass mich die endlosen<br />

Familienessen in Frankreich, wenn man<br />

um 12.00 Uhr mit dem Aperitif beginnt und<br />

nicht weiß, wann das Essen je enden wird,<br />

langweilen. Es fällt mir dennoch schwer, mir<br />

vorzustellen, nicht gemeinsam mit meinem<br />

Freund zu Abend zu essen, wenn wir beide<br />

zu Hause sind.<br />

Doch dies ist längst nicht der einzige<br />

Unterschied, der mir zu Frankreich auffällt.<br />

Schon als ich zum ersten Mal nach<br />

Berlin kam, um mir ein Zimmer in einer<br />

Wohngemeinschaft zu suchen, überraschte<br />

mich einiges. Die Besichtigungstermine<br />

liefen immer nach dem gleichen Schema<br />

ab: « Hier ist das Badezimmer, dort dein<br />

Zimmer und hier die Küche ». Ich traute mich<br />

nicht, nach dem Wohnzimmer zu fragen, bis<br />

ich endlich begriff, dass dies in Wohngemeinschaften<br />

grundsätzlich nicht zu<br />

existieren scheint. Dafür verfügen<br />

diese meist über eine Wohnküche.<br />

Ein Konzept für sich: ein<br />

Sofa mitten in der Küche. In<br />

Frankreich, mit Ausnahme<br />

von Einzimmerwohnungen<br />

natürlich, gibt<br />

es eigentlich in allen<br />

Wohnungen ein<br />

Wohnzimmer, selbst<br />

in Wohngemeinschaften.<br />

Und wenn es<br />

einen Tisch zum Essen<br />

in der Küche gibt,<br />

steht fast immer auch<br />

ein großer Esstisch im<br />

Wohnzimmer.<br />

Mein Eindruck ist<br />

aber nicht, dass Essen in<br />

D e u t s c h l a n d<br />

w e n i g e r<br />

wicht<br />

i g<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Esstisch?<br />

ist als in Frankreich. Ganz in Gegenteil: Das<br />

Thema ist allgegenwärtig. Deshalb ist es auch<br />

für mich eine echte Herausforderung, auf meine<br />

Linie zu achten. Gerade wenn meine Freunde<br />

aus Frankreich zu Besuch sind, fällt ihnen<br />

auf, dass es in Berlin unendlich viele<br />

Möglichkeiten gibt, um billig,<br />

schnell und manchmal auch<br />

lecker zu speisen. Mein WG-<br />

Zimmer liegt in Prenzlauer<br />

Berg. Unter einer nahen<br />

U-Bahn-Station existiert<br />

beispielsweise ein<br />

Curr y w urstimbiss.<br />

Ich bin immer daran<br />

vorbeigelaufen,<br />

ohne jemals daran<br />

zu denken, deren<br />

Angebote einmal<br />

zu probieren.<br />

Ich wunderte<br />

mich<br />

sogar,<br />

wer an diesem Stand wohl essen würde. Grober<br />

Fehler! Denn dieser unscheinbare Imbiss<br />

ist die berühmteste Currywurstbude von ganz<br />

Berlin. Direkt unter der U-Bahn … In Paris<br />

kann man an solchen Orten bestenfalls ein<br />

wenig appetitliches Sandwich an einem Imbiss,<br />

der sicherlich in keinem Reiseführer erwähnt<br />

wird, kaufen.<br />

Meine Freunde bemerken meist auch, dass<br />

die Deutschen den ganzen Tag über essen. Sei<br />

es morgens um 8.00 Uhr in der Straßenbahn,<br />

um 11.00 Uhr auf der Straße, um 17.00 Uhr<br />

auf dem Weg nach Hause oder sogar um 6.00<br />

Uhr an einem Sonntagmorgen nach einer langen<br />

Nacht in einem der Clubs der Stadt. Immer<br />

sind Leute mit einem Sandwich, einem Döner<br />

oder anderem unterwegs. Diese Aufweichung<br />

klassischer Essenszeiten war für mich am Anfang<br />

sehr verwirrend. Doch inzwischen erkenne<br />

ich die Vorteile: Es ist toll, um 16.00 Uhr<br />

an einem schönen Sonntagnachmittag einen<br />

Brunch in einer Kneipe zu genießen, während<br />

man in Frankreich zu dieser Zeit quasi kein<br />

offenes Restaurant finden würde. In Berlin<br />

schaue ich nicht mehr auf die Uhr, wenn es<br />

ums Essen geht. Es wird nicht einfach sein,<br />

mich nach meinem Erasmusjahr wieder an<br />

die französischen Verhältnisse zu<br />

gewöhnen. Doch auf eines<br />

freue ich mich schon<br />

jetzt: auf das gemeinsame<br />

Speisen.<br />

Die Zeichnung<br />

in der letzten<br />

Ausgabe war<br />

inspieriert<br />

von einem<br />

Werbeplakat vom<br />

Overnight Express<br />

London-Paris von<br />

Steve Fornev. Und<br />

dieses Mal?<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 75


Frankreich Heute Eva Joly<br />

Eva Joly ist anders. Als Norwegerin wird sie Richterin in<br />

Frankreich. Doch als ob dies nicht schon ungewöhnlich<br />

genug wäre, entpuppt sie sich als bekannteste Kämpferin<br />

gegen den französischen Korruptionssumpf und deckt trotz<br />

Morddrohungen einen der größten Finanzskandale aller<br />

Zeiten auf: die Elf-Affäre. Eva Joly gibt nur selten Interviews.<br />

Wir haben es dennoch geschafft, sie in einem Pariser Bistro<br />

zu einem persönlichen Gespräch zu treffen. Ihr gefiel der<br />

zugleich kritische und liebenswerte Blick von Frankreich<br />

erleben auf ihre Wahlheimat – eine Mischung aus Nähe<br />

und Distanz, die auch ihr Verhältnis zu Frankreich prägt.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Madame Joly, was versinnbildlicht<br />

Frankreich für Sie?<br />

Für mich ist Frankreich Lebensfreude. Es<br />

sind die kleinen Glücksmomente des Alltags,<br />

ein frisches Brot, gute Lebensmittel, der Duft<br />

des Meeres in der Bretagne, die Austern, aber<br />

auch die Rauheit der Fischer.<br />

Wie haben die Franzosen Sie am Anfang aufgenommen?<br />

Meine Integration ging sehr schnell vonstatten.<br />

Mir fiel dabei vor allem die Sympathie<br />

auf, auf die ich als Ausländerin gestoßen bin.<br />

Die Leute waren sehr nachsichtig mit mir,<br />

insbesondere hinsichtlich meiner sprachlichen<br />

Fehler am Anfang. Außerdem hat mich die<br />

andere Lebenseinstellung der Franzosen begeistert.<br />

Frankreich hatte – ich weiß allerdings<br />

nicht, ob dies immer noch so ist – eine gute<br />

Tradition: Wenn<br />

Für viele<br />

Franzosen<br />

ersetzt das<br />

bloße Wort<br />

das Handeln,<br />

insbesondere in<br />

der Politik.<br />

man gut und bemüht<br />

war, wenn<br />

man Fertigkeiten<br />

mitbrachte, wurde<br />

man mit offenen<br />

Armen empfangen.<br />

Ich bin mir<br />

nicht sicher, ob<br />

eine französische<br />

Richterin in Norwegen<br />

genauso gut<br />

aufgenommen worden wäre wie ich in Frankreich.<br />

Hier erkennt man nicht nur die Fähigkeiten<br />

von Menschen an, sondern man ist auch<br />

bereit, Fremden eine Chance zu geben. Das ist<br />

wie im Café: Ist ein Kellner gut, kann er etwas<br />

erreichen. So auch bei der Auswahl der Richter.<br />

Das Verfahren berücksichtigt ausschließlich<br />

objektive Kriterien. So wurde ich selbst in der<br />

mündlichen Prüfung nicht wegen meines Akzentes<br />

diskriminiert. Ich finde das noch immer<br />

wunderbar, wenn ich daran zurückdenke.<br />

Dieser Geist hat mich die ganzen Jahre<br />

seitdem begleitet. Angefangen habe ich als<br />

stellvertretende Staatsanwältin in Orléans. In<br />

einem Prozess musste ich also öffentlich auftreten.<br />

Für mich als Ausländerin war dies eine<br />

echte Herausforderung. Ich hatte Angst, Fehler<br />

im Französischen zu machen, beispielsweise,<br />

dass ich bei einem Wort den falschen Artikel<br />

benutzen würde. Noch heute unterlaufen<br />

Eine ungewöhnliche Biografie<br />

Eva Joly macht keine halben<br />

Sachen, weder beruflich noch<br />

privat. Wenn sie ein Ziel vor Augen<br />

hat, dann will sie es auch erreichen.<br />

Es sind aber auch die Zufälle des<br />

Lebens, die sie werden ließen, was<br />

sie heute ist: eine starke Frau, die<br />

keine Angst vor den Mächtigen hat<br />

und unermüdlich für Gerechtigkeit<br />

kämpft. Eva Jolys Biografie ist<br />

erstaunlich. Geboren in den <strong>19</strong>50er-<br />

Jahren in Motzfelds Gate, einem<br />

ärmlichen Stadtteil von Oslo, fährt sie<br />

im <strong>Februar</strong> <strong>19</strong>64 mit dem Zug nach<br />

Paris, wo sie als Au-pair-Mädchen<br />

in einer gut bürgerlichen Familie<br />

im 6. Arrondissement arbeitet. Der<br />

älteste Sohn der Familie, Pascal,<br />

verliebt sich in sie und begleitet<br />

Eva im Juli <strong>19</strong>67 trotz der elterlichen<br />

Proteste zurück nach Oslo, wo beide<br />

heiraten. Das junge Ehepaar kehrt<br />

anschließend nach Paris zurück, wo<br />

Eva Joly Jura studiert.<br />

Ihren ersten Job findet die junge<br />

Frau <strong>19</strong>70 in der Firma des großen<br />

Meisters der französischen Musik<br />

der damaligen Epoche: Eddie<br />

Barclay. Dort bleibt sie aber nicht<br />

lange, sondern wird im Anschluss<br />

für ein paar Jahre Modestylistin.<br />

Ihre wirkliche Bestimmung entdeckt<br />

Eva Joly aber im Jahre <strong>19</strong>80, als sie<br />

zufällig an einem Werbeplakat vor<br />

dem Rathaus vorbeikommt, auf dem<br />

der Richterberuf angepriesen wird.<br />

Sie besteht das Auswahlverfahren<br />

zum Richteramt, eine der härtesten<br />

Prüfungen im Land, und wird stell vertretende<br />

Staatsanwältin in Orléans.<br />

Die französische Justiz ahnt zu<br />

diesem Zeitpunkt nicht, dass Eva Joly<br />

viel von sich reden machen wird.<br />

Sie wechselt alsbald ins Richteramt<br />

und wird eine der kämpferischsten<br />

und mutigsten Juristinnen in<br />

ganz Frankreich, jederzeit bereit,<br />

Gewohnheiten auf den Kopf zu<br />

stellen und sich bis zur Selbstaufgabe<br />

für die Gerechtigkeit einzusetzen.<br />

Eva Joly wird eine Richterin, die<br />

sogar die mächtigsten Männer und<br />

Frauen des Landes, seien es Minister<br />

oder Unternehmensführer, fürchten,<br />

insbesondere wenn sie in Jolys 13<br />

Quadratmeter großes Büro im Pariser<br />

Justizpalast vorgeladen werden. So<br />

etwas gab es in Frankreich noch nie<br />

zuvor.<br />

Mit viel Geduld nimmt sich die<br />

streitbare Richterin einem der<br />

größten politischen Skandale Frankreichs<br />

an: die Affäre um den Mineral<br />

ölkonzern Elf Aquitaine. Die Franzosen<br />

entdecken dabei einen nicht<br />

vorstellbaren Korruptionssumpf.<br />

Trotz vielfacher Bedrohungen lässt<br />

sich Eva Joly nicht einschüchtern.<br />

Mit Hilfe einiger Kollegen bringt sie<br />

die Un ter suchungen Stück für Stück<br />

voran. Es ist ein einsamer Kampf,<br />

doch die Richterin verliert niemals<br />

das Vertrauen ins Gerichtswesen.<br />

Dabei muss sie viel über sich<br />

ergehen lassen. Abends hat sie<br />

meist Angst, ihre Wohnungstür zu<br />

öffnen. Allerorts wird versucht, sie<br />

einzuschüchtern. Pressekampagnen<br />

sollen sie zusätzlich destabilisieren.<br />

Sogar Morddrohungen erhält die<br />

Richterin. Und dennoch verfolgt Eva<br />

Joly ihr Ziel gnadenlos und zieht die<br />

Angelegenheit durch.<br />

Doch während dieser zehn Jahre<br />

von <strong>19</strong>92 bis 2002 hat die mutige<br />

Frau kein Privatleben mehr. Wohin<br />

auch immer sie geht, zwei bis vier<br />

Bodyguards sind dabei. Eva Joly<br />

beschließt deshalb, nachdem<br />

die Elf-Akte geschlossen ist, nach<br />

Norwegen zurückzukehren, wo<br />

ihr die norwegische Regierung<br />

eine Beraterstelle für die weltweite<br />

Korruptionsbekämpfung anbietet.<br />

Sie nutzt die Chance, sich für diesen<br />

Kampf aus einer neuen Position<br />

heraus zu engagieren. Dabei<br />

geht es auch um die Suche nach<br />

Wegen, wie man der Korruption<br />

grundsätzlich vorbeugen kann.<br />

Doch damit ist ihre Karriere noch<br />

nicht zu Ende: Eva Joly kündigt<br />

nun an, für die Grünen bei den<br />

europäischen Parlamentswahlen<br />

in Paris anzutreten – neben Daniel<br />

Cohn Bendit.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 77


Frankreich Heute Eva Joly<br />

mir solche Fehler, wenn ich müde bin. Stellen Sie sich nur<br />

einmal vor, ich würde in einem Prozess anstatt un mythe<br />

(dt. Mythos) von une mythe sprechen. Die Aussprache wäre<br />

identisch mit une mite (dt. Motte), was etwas ganz anderes<br />

bedeutet. So ein Fehler hätte<br />

Gelächter hervorgerufen, was<br />

ich mir als Staatsanwältin<br />

nicht erlauben konnte.<br />

Das dachte ich zumindest.<br />

Doch bald stellte ich<br />

fest, dass mir die Franzosen<br />

so zuhörten, wie ich sprach,<br />

dass sie meine kleinen<br />

sprachlichen Fehler durchaus<br />

akzeptierten. Eine Kollegin<br />

in Orléans meinte einst zu<br />

mir: « Eva, es ist unglaublich,<br />

wie Dir die Menschen zuhören.<br />

Du sprichst nicht wie die<br />

anderen. Deshalb erweckst<br />

Du Aufmerksamkeit. Man<br />

hat sogar Angst vor Dir. » Ab<br />

diesem Moment wusste ich,<br />

dass meine « Andersartigkeit »<br />

eine Stärke war.<br />

Dabei wissen wir, dass Sie<br />

die französische Sprache lieben<br />

…<br />

Ja, das stimmt. Ich habe mit 20 Jahren begonnen, Französisch<br />

zu lernen. Nach rund einem Jahr konnte ich recht flüssig<br />

sprechen. Ich moderierte damals sogar eine französischsprachige<br />

Sendung im norwegischen Radio. Ich habe schon<br />

immer die Bilder hinter französischen Ausdrücken geliebt.<br />

Und auch die Präzision. Dank des Französischen fand ich<br />

sogar einen Zugang zur Philosophie. Norwegische Bücher<br />

vermochten mir<br />

das zuvor nicht<br />

In Frankreich kann<br />

man eigentlich alles<br />

sagen, was man will.<br />

Man mag die Konfrontation.<br />

Wichtig ist aber,<br />

wie man es sagt.<br />

Die Elf-Affäre erschüttert<br />

eine ganze Nation<br />

zu ermöglichen.<br />

Für mich ist das<br />

Franz ösische<br />

ein erhabenes<br />

intellektuelles<br />

Werkzeug.<br />

Es ist aber<br />

auch eine Sprache<br />

voller Ironie,<br />

der man oft<br />

die Tendenz der Heuchelei unterstellt. Dabei ist nicht die<br />

Sprache selbst un auf richtig, es ist mehr die Rhetorik dahinter<br />

und die Liebe der Franzosen zu blumigen Phrasen. Für<br />

viele Franzosen ersetzt das bloße Wort das Handeln, insbesondere<br />

in der Politik. Wenn Sarkozy etwa davon spricht,<br />

Die Affäre um den Mineralölkonzern Elf Aquitaine<br />

war eine der größten Korruptionsskandale der<br />

französischen Geschichte und erschütterte<br />

das ganze Land. Angefangen hatte alles mit<br />

der Entdeckung horrender Zahlungen an ein<br />

bankrottes Textilunternehmen. Doch schnell<br />

weitete sich der Skandal aus. Die anfangs von<br />

Eva Joly ganz allein geleiteten Untersuchungen<br />

führten zu einem riesigen Korruptionssumpf aus<br />

schwarzen Kassen, fiktiven Arbeitsverhältnissen und<br />

Schmiergeldzahlungen. Die Ausmaße gingen sogar<br />

über die Landesgrenzen hinaus, selbst die deutsche<br />

CDU war in den Skandal verstrickt. Politiker und<br />

Firmenbosse mussten vor der Justiz Rechenschaft<br />

ablegen. Am Ende der Affäre standen zahlreiche<br />

Verurteilungen. Außerdem deckte der Skandal<br />

Praktiken auf, die dem Funktionieren einer normalen<br />

Demokratie diametral gegenüberstanden.<br />

Steuerparadiese trockenlegen zu wollen, dann entnehme<br />

ich der Aussage einen klaren politischen Willen. Doch<br />

dann vermisse ich die greifbaren Vorstellungen, wie man<br />

das erreichen will. Ich glaube, die französische Sprache<br />

ermöglicht es stärker als das<br />

Norwegische oder vielleicht<br />

auch als das Deutsche, sich<br />

von bloßen Worten mitreißen<br />

zu lassen.<br />

Was fällt Ihnen heute nach<br />

all den Jahren in Frankreich<br />

noch besonders auf?<br />

Ohne Zögern, die Höflichkeit.<br />

In Frankreich kann<br />

man eigentlich alles sagen,<br />

was man will. Man mag die<br />

Konfrontation. Wichtig ist<br />

aber, wie man es sagt. In<br />

Norwegen ist es genau anders<br />

herum. Man mag keine<br />

Konfrontation, sucht immer<br />

den Konsens. Ich liebe die<br />

französische Höflichkeit. Sie<br />

gibt dem Leben eine gewisse<br />

Würze. Die Norweger haben<br />

davon keine Ahnung, sie sehen<br />

in der Höflichkeit sogar<br />

etwas Negatives. In ihren<br />

Augen drückt sie fehlende Authentizität aus.<br />

Ein weiterer Punkt ist das soziale Miteinander. In<br />

Frankreich kann man sich sein Leben nicht ohne soziale<br />

Kontakte vorstellen. Für Norweger ist es dagegen das<br />

größte Glück, irgendwo einsam in den Bergen zu sein. Die<br />

Franzosen träumen währenddessen von einem gemeinsamen<br />

Essen mit Freunden in einer lebhaften Brasserie. Als<br />

ich nach Norwegen zurückkam, fiel mir auch auf, dass jeder<br />

seine Wochen lange im Voraus verplant hatte. Es gab<br />

keinen Platz für Spontanität. An jedem Herbstwochenende<br />

fahren sie zu ihrer Hütte in den Bergen und im Frühjahr<br />

ans Meer. Das Leben ist sehr auf die Familie ausgerichtet.<br />

Es ist schwer, soziale Netzwerke zu knüpfen.<br />

In Frankreich erfreue ich mich dagegen an den<br />

vielen kleinen Momenten des zwischenmenschlichen<br />

Austauschs. Sei es ein gemeinsames Frühstück oder ein<br />

kurzer Kaffee zwischendurch. Ich mag die Diskussionen<br />

beim gemeinsamen Speisen. Es gibt viele Möglichkeiten<br />

während des Tages, sich kurz zu sehen, ohne viel Zeit<br />

miteinander zu verbringen. Wenn Sie in Norwegen dagegen<br />

jemanden einladen, muss alles lange vorher organisiert<br />

werden. In Frankreich können sie auch um 20.30<br />

Uhr auftauchen und sich um 23.00 Uhr wieder verabschieden.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Sie sprechen viel von den positiven Seiten<br />

Frankreichs, doch das Land ging auch sehr<br />

hart mit Ihnen um …<br />

eingeprägt. Am Ende führt dies zu der<br />

Arroganz, die man den Franzosen gerne<br />

vorwirft.<br />

Ja, aber ich will mir dennoch eine objektive<br />

Betrachtung bewahren. Mein Vorteil<br />

ist, dass ich nicht zwischen dem einen<br />

oder dem anderen Land wählen muss. Ich<br />

habe 35 Jahre lang in Frankreich gelebt<br />

und wohne nun seit sechs Jahren in Norwegen.<br />

Die Rückkehr nach Skandinavien<br />

war sehr hart, aber auch sehr hilfreich.<br />

Wie sollte man etwa die<br />

unzureichende demokratische<br />

Struktur Frankreichs<br />

übersehen?<br />

Sie hat mir erlaubt, Frankreich wieder aus<br />

dem Blickwinkel einer Norwegerin zu<br />

betrachten. Mit der Distanz werden auch<br />

die Schwächen des Landes sichtbarer.<br />

Wie sollte man etwa die unzureichende<br />

demokratische Struktur Frankreichs übersehen?<br />

Eine Machtausübung, die stark an<br />

einzelne Personen gebunden ist, das Fehlen<br />

von Beratung und Respekt gegenüber der<br />

Justiz, ja sogar die Auswüchse dergleichen?<br />

Wenn ein Fall in Norwegen nach neun<br />

Monaten nicht vorangekommen ist, verstärkt<br />

man die Anstrengungen. Man lässt<br />

die Situation sich nicht verschlimmern.<br />

In Frankreich ist es genau andersherum.<br />

Das Handeln der Norweger ist außerdem<br />

sehr durchdacht. Bevor man eine Reform<br />

durchführt, hat man alle Betroffenen angehört<br />

und Vor- und Nachteile gründlich<br />

abgewogen. Es wäre beispielsweise undenkbar,<br />

die Strafprozessordnung wie in<br />

Frankreich kurzerhand abzuändern, nur<br />

weil ein Jugendlicher in einem Gefängnis<br />

Selbstmord begangen hat.<br />

Und da ist natürlich die sprichwörtliche<br />

Arroganz der Franzosen. Es existiert<br />

in diesem Land eine große Offenheit und<br />

Neugierde gegenüber der Welt. Doch die<br />

Kehrseite der Medaille ist eine gewisse<br />

Überheblichkeit. Dies liegt auch am elitären<br />

Anspruch der Nation. Den Franzosen<br />

wird beigebracht, dass sie die besten seien.<br />

Es wird ihnen schon im Kleinkindalter<br />

Einige hohe Politiker und Geschäftsmänner<br />

haben ihre Arroganz sicherlich schnell ablegen<br />

müssen, wenn sie von Ihnen im Gericht<br />

vorgeladen wurden, oder?<br />

Nein. Genau das funktioniert so in<br />

Frankreich nicht. Einige hatten vergessen,<br />

dass wir in bestimmten Situationen<br />

alle gleich sind. Viele der hohen<br />

Herrschaften, die ich in mein<br />

Büro vorlud, würden daran auch<br />

heute noch nicht einmal denken.<br />

Es heißt so schön: Gleichheit,<br />

Freiheit, Brüderlichkeit. In<br />

meiner Tätigkeit habe ich aber<br />

gemerkt, wie sehr die Gleichheit<br />

an Wichtigkeit verloren hat.<br />

Man zögerte noch nicht einmal, mir zu<br />

sagen: « Kümmern Sie sich nicht darum,<br />

wir werden das anders regeln ». Natürlich<br />

auf Wegen, die weder transparent noch<br />

demokratisch waren. Man hat mir oft zu<br />

verstehen gegeben, dass ich kleingeistig<br />

sei, dass ich aus selbstsüchtigen Gründen<br />

versuche, das Leben von Ministern oder<br />

Unternehmenschefs zu stören.<br />

Paradoxerweise haben diese Reaktionen<br />

mir aber erst recht die Macht meines<br />

Amtes bewusst gemacht. Es ist die<br />

Kraft der Institution. Wenn man nicht<br />

einknickt, können sie nichts gegen einen<br />

unternehmen. In solchen Situationen<br />

muss man den Zorn beiseite schieben und<br />

wie ein Interpret von Mozart sein: die<br />

Technik beherrschen und die Partitur gut<br />

spielen. Das Amt des Richters ist stark.<br />

Haben Sie immer<br />

darauf vertraut?<br />

Ja. Natürlich gab<br />

es Momente, in denen<br />

ich kurz vor einem<br />

Z u s a m m e n b r u c h<br />

stand. Doch ich<br />

habe von einer großen<br />

Unterstützung<br />

in der Bevölkerung profitiert. Für mich hat<br />

die Elf-Affäre zwei Erkenntnisse gebracht.<br />

Zum einen dachte ich vorher, dass die inter-<br />

Für viele französische<br />

Politiker bin ich eine<br />

Aussätzige. In der Metro<br />

gratuliert man mir dagegen<br />

für meine Arbeit.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 79


Frankreich Heute Eva Joly<br />

nationalen Institutionen vertrauenswürdig seien. Durch diese<br />

Affäre habe ich jedoch begriffen, dass es Finanzströme gibt,<br />

die sich jeglicher Kontrolle entziehen. Zum anderen wurde<br />

mir klar, dass man Lösungen finden muss, die Steueroasen<br />

auf der Welt zu<br />

regulieren. Die<br />

norwegische Regierung<br />

erlaubt mir<br />

seit sechs Jahren an<br />

Lösungsansätzen<br />

zu arbeiten. Konkrete<br />

Maßnahmen<br />

sind möglich. Die aktuelle Finanzkrise hat sogar gezeigt, dass<br />

mehr Transparenz wichtiger ist denn je.<br />

Ich bin keine Grüne. Ich bin eine<br />

Bürgerin, die sich für mehr Transparenz<br />

und Demokratie einsetzt.<br />

Werden Sie in den Straßen Frankreichs von den Menschen<br />

erkannt?<br />

Ich hatte nie vor, in die Politik<br />

zu gehen. Als ich nach Norwegen<br />

zurückkehrte, entdeckte ich, dass<br />

mir das Land eine bessere Plattform<br />

für den Kampf gegen die Korruption<br />

bietet als Frankreich. Meine Arbeit<br />

bekam mehr Gewicht, weil ein Land<br />

dahinter stand. Ich habe in Norwegen<br />

auch eine unglaubliche Freiheit kennengelernt.<br />

In Frankreich wurde der<br />

oberste Polizeidirektor kalt gestellt,<br />

da er die strenge Einwanderungspolitik<br />

der Regierung kritisierte. In Norwegen<br />

ist die Meinungsfreiheit der<br />

Beamten heilig. Natürlich darf man<br />

nicht diffamieren, aber man darf seine<br />

Meinung ausdrücken. Ich habe sechs<br />

wunderbare Jahre hinter mir.<br />

Doch nun habe ich das Gefühl,<br />

dass ich als Beraterin in Norwegen<br />

alles gemacht habe, was ich machen<br />

konnte. Die Zeit ist reif für etwas<br />

Neues. Ich kenne die Funktionsweisen<br />

internationaler Organisationen und habe einiges von<br />

der Welt gesehen. Als Politikerin ist es wichtig, Dinge<br />

verstehen zu können. Europa bietet eine gute Plattform für<br />

Veränderungen. Hier kann man viel mehr anschieben als<br />

von Norwegen aus.<br />

Und warum treten Sie<br />

für die Grünen an?<br />

Für mich ist die<br />

Partei eine Plattform.<br />

Ich bin keine Grüne.<br />

Ich bin eine Bürgerin, die sich für mehr Transparenz und<br />

Demokratie einsetzt. Die Plattform der Grünen passt zu<br />

mir, denn meine Mitstreiter sind wie ich Mitglieder der Zivilgesellschaft,<br />

Menschen, die etwas verändern wollen. Ich<br />

glaube, dass ist eine einmalige Chance.<br />

Ja. Es ist schon komisch. Für viele französische Politiker<br />

bin ich eine Aussätzige. In der Metro gratuliert man mir<br />

dagegen für meine Arbeit. Auf jeden<br />

Fall habe ich alles aufgeschrieben.<br />

Meine Bücher erzählen detailliert<br />

meine Geschichte und Gedanken. 15<br />

Jahre Arbeit. Ich denke, es ist wichtig,<br />

Spuren zu hinterlassen.<br />

Madame Joly, wir wünschen Ihnen viel Erfolg dabei und<br />

danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Warum haben Sie sich entschieden,<br />

bei den europäischen Parlamentswahlen<br />

für die Grünen in Paris anzutreten?<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


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Frankreich heute Françoise Sagan<br />

Françoise Sagan <strong>19</strong>57 nach ihrem Autounfall.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Françoise<br />

Sagan<br />

Innere Einsamkeit und der Drang nach Freiheit<br />

Als Françoise Sagan 2004 starb, war sie die<br />

bekannteste französische Schriftstellerin<br />

weltweit. Ihre Bücher wurden in 22 Sprachen<br />

übersetzt und die Verkäufe überstiegen allein<br />

in Frankreich die 30-Millionen-Marke. Frankreich<br />

verlor mit ihr nicht nur eine bekannte Autorin,<br />

sondern eine Frau, die exemplarisch für das<br />

Lebens- und Freiheitsgefühl einer ganzen<br />

Generation stand. In Deutschland kommt<br />

dieser Tage der Film « Bonjour Sagan » in die<br />

Kinos, was wir zum Anlass nehmen, an diese<br />

außergewöhnliche Frau zu erinnern.<br />

Françoise Sagan – das ist vor<br />

allem ein ganz eigener Stil. Der<br />

einer Frau, die mehr als alles<br />

andere die Niveaulosigkeit verabscheute.<br />

Entsprechend stilbewusst verfasste<br />

sie bereits Anfang der <strong>19</strong>90er-Jahre ihren<br />

eigenen Nachruf: « Sie betrat <strong>19</strong>54<br />

die Bühne der Weltöffentlichkeit mit<br />

dem kleinen Roman ‹ Bonjour tristesse ›<br />

und erregte damit einen Skandal. Sie<br />

trat nach einem schludrigen Leben mit<br />

einem ebenso schludrigen Werk wieder<br />

ab, was ein Skandal war – aber nur für<br />

sie selbst. »<br />

Über den Skandal ihres ersten Romans,<br />

den sie im Alter von gerade einmal<br />

18 Jahren verfasste, würde sie heute<br />

sicher nur noch müde lächeln können.<br />

In « Bonjour tristesse » verbringt<br />

die 17-jährige Heldin den Sommer<br />

mit einem Jungen und schläft mit ihm,<br />

ohne jedoch in ihn verliebt zu sein. Es<br />

gab nichts weiter Aufregendes in diesem<br />

Roman, vergleicht man ihn jedenfalls<br />

mit heutigen<br />

Literaturskan dalen.<br />

Dabei war das eigentlich<br />

Anrüchige<br />

gar nicht das Verhältnis<br />

der jungen<br />

Frau. Das Anstößige, zu mindest zur<br />

damaligen Zeit, war der Umstand,<br />

dass die Heldin davon eben nicht in<br />

andere Umstände kam. Wie konnte<br />

ein Schriftsteller, noch dazu eine Frau,<br />

es wagen, ein derart freies Leben zu<br />

beschreiben, ohne die Heldin dafür<br />

mit einer Schwangerschaft zu bestrafen?<br />

Soviel Freizügigkeit kam in den<br />

prüden <strong>19</strong>50er-Jahren einer Revolution<br />

gleich, zu einer Zeit, als die Pille<br />

noch nicht erfunden und die sexuelle<br />

Befreiung noch in weiter Ferne war.<br />

Das Buch erschien sogar zwei Jahre<br />

vor Roger Vadims epochemachenden<br />

Film « Und Gott schuf das Weib », in<br />

dem die junge Brigitte Bardot als unersättliche<br />

Frau schockierte.<br />

F r a n ç o i s e<br />

Sagan schrieb<br />

über 50 Bücher,<br />

in denen sie<br />

ernste Themen<br />

auf leichte Weise<br />

aufgriff. Ihre<br />

Lebensphilosophie<br />

war dabei<br />

immer präsent:<br />

« Es zählt vor<br />

allem, mit dem<br />

eigenen Leben<br />

im Einklang<br />

zu sein. Und<br />

mit dem Leben<br />

ü b e r h a u p t . »<br />

Glücklich zu<br />

sein heißt also<br />

vor allem, zu<br />

sich selbst ehrlich<br />

zu sein, auch wenn das die anderen<br />

zuweilen erstaunen mag. Damit<br />

wundert es auch nicht, dass Françoise<br />

Sagan, die linken Ideen immer sehr<br />

nahe stand, trotzdem luxusversessen<br />

verkünden konnte: « In einem Jaguar<br />

lässt es sich eben besser heulen als in<br />

einem Autobus. »<br />

Die Grande-Dame der französischen<br />

Literatur wurde am 21. Juni<br />

<strong>19</strong>35 als Françoise Quoirez geboren<br />

und wuchs als drittes Kind einer<br />

bürgerlichen Familie in Cajac im südwestfranzösischen<br />

Departement Lot<br />

auf. Bereits im Alter von zwölf Jahren<br />

machte sie auf sich aufmerksam – allerdings<br />

nicht zur Zufriedenheit ihrer<br />

Eltern. Denn man beklagte sich in der<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 83


Frankreich heute Françoise Sagan<br />

Klosterschule, die die kleine Françoise<br />

besuchte, über die mangelnde Spiritualität<br />

des Mädchens. Doch<br />

auch ohne diese erlangte<br />

Françoise <strong>19</strong>51 das Abitur mit<br />

der sensationellen Note von<br />

17 (von 20) Punkten. In ihrer<br />

Französischprüfung kündigte<br />

sich die künftige Schriftstellerin<br />

vielleicht schon an.<br />

Sie schrieb über das Thema:<br />

« Welche Ähnlichkeit hat die<br />

Tragödie mit dem wahren<br />

Leben? »<br />

Ihre Karriere begann<br />

kometengleich bereits mit<br />

dem ersten Buch. Sagan<br />

schrieb « Bonjour tristesse »<br />

innerhalb weniger Wochen<br />

im Sommer <strong>19</strong>53, als sie<br />

sich an der Sorbonne langweilte.<br />

Der Verleger René<br />

Juilliard, einer der wichtigsten<br />

der Hauptstadt, las<br />

das Buch in einer Nacht<br />

und entschied am nächsten<br />

Morgen, es zu veröffentlichen.<br />

Vier Jahre später überschritten<br />

die Verkäufe bereits die 4-Millionen-<br />

Marke. Das Buch wurde Kult und zum<br />

Symbol einer Generation, die nach<br />

Freiheit und Emanzipation der Frau<br />

dürstete. Marguerite Duras, Juliette<br />

Gréco, Brigitte Bardot und nicht zuletzt<br />

mit diesem Buch auch Françoise<br />

Sagan waren wesentlich an einem<br />

neuen Bild der jungen Französin beteiligt:<br />

unabhängig und autonom in<br />

ihrer Sexualität.<br />

Mit 18 Jahren bekam Sagan von<br />

ihrem Verleger als Honorar 500.000<br />

alte Francs überwiesen. Für eine unbekannte<br />

Autorin auch heute noch<br />

eine stattliche Summe. Ihr Vater riet<br />

ihr, sofort alles auszugeben. Er kannte<br />

nur zu gut die Verschwendungssucht<br />

seiner Tochter. Sie tat es auch sofort,<br />

war sehr freigiebig und umgab sich mit<br />

einem großen Freundeskreis. « Ich lud<br />

30 Leute für den Sommer zu mir nach<br />

Saint-Tropez ein. Das tat ich fünf Jahre<br />

lang. Danach war ich mit Schulden<br />

nur so überhäuft », gestand sie später in<br />

einem Interview. Ihre finanzielle Situation<br />

sollte sich zeitlebens nicht mehr<br />

bessern, schon seit <strong>19</strong>60 gaben ihr die<br />

Banken keine Schecks mehr. Sie verprasste<br />

die Vorschüsse auf ihre nächsten<br />

Bücher mit einer Geschwindigkeit, dass<br />

die Gerichtsvollzieher bei ihr ein- und<br />

ausgingen. Sie konnte sich schließlich<br />

in das Einzige retten, das wirklich noch<br />

ihr gehörte: ein kleines Haus in Equemauville,<br />

das sie in einem lichten Moment<br />

im August <strong>19</strong>58 erstanden hatte,<br />

nachdem sie das Geld dafür gerade im<br />

Spielkasino gewonnen hatte.<br />

Neben dem Glücksspiel liebte Françoise<br />

Sagan die schnellen Autos, die für<br />

sie « die Sorgen im Wind zu zerzausen »<br />

bedeuteten. Sie versteckte,<br />

ganz ihrem<br />

Ideal der Offenheit<br />

und Freiheit entsprechend,<br />

ihre Neigung<br />

zu den schnellen<br />

Sportwagen nie. Eine<br />

Anekdote aus dem<br />

Jahr <strong>19</strong>68, die sie in<br />

ihren Erinnerungen<br />

« Derrièr l’épaule »<br />

(dt. «Mein Blick zurück.<br />

Erinnerungen»)<br />

beschreibt, beweist das:<br />

« Ich fuhr stets sehr rasant<br />

und eines Tages warf man<br />

mir meine Liebe zu Sportwagen<br />

vor. Im Odéon, wo<br />

sich eine Menge junger<br />

Leute zum Diskutieren<br />

versammelt hatte, wurde<br />

unter großem Applaus und<br />

Gejohle nach mehr<br />

Freiheit und dem<br />

Systemsturz verlangt.<br />

Das Mikro ging von<br />

einem zum anderen<br />

und die Diskussion<br />

führte schließlich<br />

vom Kartoffelpreis bis<br />

zum Stummfilmkino.<br />

Einer fand sich, der<br />

mitten in der Diskussion<br />

schrie: ‹ Madame<br />

Sagan, die ihre revolutionären<br />

Freunde hier unterstützt, ist<br />

selbstverständlich im Ferrari angereist. ›<br />

Buhrufe wurden laut und ich verstand<br />

kaum noch, was die Leute skandierten.<br />

Man reichte mir das Mikro, das gute<br />

zwei Minuten brauchte, ehe es endlich<br />

bei mir ankam. Dadurch gewann ich<br />

Zeit, eine gepfefferte Antwort zu finden<br />

– fand aber keine. Also stand ich<br />

nur auf und schrie mit fester Stimme:<br />

‹ Das ist falsch: Es ist ein Maserati!› »<br />

Ihre Sportwagen waren manchmal,<br />

ganz abgesehen von dem finanziellen<br />

Ärger, nicht ganz legal auf den Straßen<br />

unterwegs. Der Schriftstellerkollege<br />

Daniel Rondeau erinnerte sich<br />

in einem Gespräch mit dem Express:<br />

« Ich weiß noch, wie sie mir eines<br />

Tages ihr Auto gab. Sagans Austin<br />

hatte ein Lenkrad aus Holz und einen<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Schwarz Weiss Filmverleih<br />

aufgemotzten Motor mit einer irren<br />

Beschleunigung. ‹ Es gibt da nur ein<br />

kleines Problem ›, sagte sie mir in umständlicher<br />

Art. Ich verstand nach einer<br />

Weile schließlich, dass der Wagen<br />

nicht angemeldet war. Das war praktisch,<br />

weil sie keine Bußgelder für ihre<br />

Geschwindigkeitsüberschreitungen zu<br />

erwarten hatte. Aber es war klar, dass<br />

der Wagen bei einer Polizeikontrolle<br />

sofort eingezogen werden würde. Zwei<br />

Jahre fuhr ich den Austin, bis ich ihn<br />

nach ein paar brenzligen Situationen<br />

mit der Polizei wieder abgab. » Auch<br />

das gehört zu Sagan – großzügige<br />

Geschenke und kleine Gesetzesübertretungen.<br />

Als sie <strong>19</strong>57 nach einem schweren<br />

Unfall in ein Krankenhaus eingeliefert<br />

und wegen der starken Schmerzen die<br />

Bekanntschaft mit Morphium machte,<br />

verfiel sie für den Rest ihres Lebens<br />

den Drogen und konnte sich nie wieder<br />

davon trennen. Trotz aller Alkohol-<br />

und Drogenexzesse hörte sie nie<br />

auf zu schreiben und fand Eingang in<br />

die höchsten Kreise des literarischen<br />

und politischen Lebens. Auch dort<br />

nahm sie nie ein Blatt vor den Mund.<br />

Als sie <strong>19</strong>79 Präsidentin der Jury<br />

der Filmfestspiele von Cannes war,<br />

machte sie den Druck und die Nebenabreden<br />

öffentlich, die die Juroren<br />

dazu zwangen, die Goldene Palme an<br />

« Die Blechtrommel » und an « Apocalypse<br />

Now » gleichzeitig zu vergeben.<br />

Befreundet war sie auch mit dem<br />

Präsidenten François Mitterrand. Im<br />

Winter <strong>19</strong>85 nahm er sie mit auf eine<br />

offizielle Reise nach Bogota in Kolumbien.<br />

In der Höhe von 2.600 Metern<br />

erlitt sie aber einen Lungenkollaps und<br />

musste in die Heimat zurückgebracht<br />

werden, wo sie sich nur langsam wieder<br />

erholte. Der Präsident sagte nach<br />

ihrer Genesung: « Das nächste Mal,<br />

meine Liebe, begleiten Sie mich nur in<br />

ein flaches Land. »<br />

Die Frau, die vom Dichter François<br />

Mauriac liebevoll « das charmante kleine<br />

Monster » genannt wurde, blieb zeitlebens<br />

ein Partygänger und liebte den<br />

Alkohol, das Glücksspiel, die Kasinos<br />

und die Pferderennen. Sagan sprach<br />

davon in ihren Büchern mit einer Kraft,<br />

die eine tiefe Lebenslust verriet. Gleichzeitig<br />

litt sie unter einer tiefen inneren<br />

Leere, die sie mit einem exzessiven Lebensstil<br />

zu überwinden suchte. Sagan<br />

hat andere nie für ihren Lebenswandel<br />

verurteilt und wollte für ihren eigenen<br />

genauso wenig verurteilt werden. Jeder<br />

solle sein Leben so führen, wie es<br />

ihm beliebt. « Die Gesetze sind dafür<br />

da, sich an die Menschen anzupassen.<br />

Nicht umgekehrt », sagte sie <strong>19</strong>95. Da<br />

war sie in einer Aufsehen erregenden<br />

Affäre mit vielen anderen Stars aus dem<br />

Showbiz wegen Kokainmissbrauchs<br />

angeklagt und wurde zu einem Jahr auf<br />

Bewährung und einer Geldstrafe von<br />

40.000 Francs verurteilt.<br />

Am 24. September 2004 verstarb<br />

Françoise Sagan im Krankenhaus von<br />

Honfleur. Noch im Frühjahr 2003 war<br />

sie von einem Journalisten des Express<br />

gefragt worden: « Was ist für Sie ein<br />

gelungenes Leben, Madame Sagan? »<br />

Und sie hatte geantwortet: « Was mich<br />

betrifft, würde ich nicht sagen, dass<br />

mein Leben gelungen ist. » Und nach<br />

einer langen Pause: « Aber es ist mir<br />

gelungen, das zu tun, was mir immer<br />

gefallen hat: durch das Schreiben zu<br />

leben. » Das ist wohl die Essenz des<br />

Lebens dieser Frau, die von einem<br />

Skandal in den nächsten schlitterte,<br />

die ihre Berühmtheit mit einem Achselzucken<br />

abtat und die sich eine beinahe<br />

kindliche Natürlichkeit bewahrt<br />

hatte. Sagan war zwar die meistgelesene<br />

französische Autorin der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts, doch hat<br />

sie nie einen der großen französischen<br />

Literaturpreise bekommen. Vielleicht<br />

war ihr Leben zu unkonventionell dafür<br />

…<br />

Sylvie Testud, die die Sagan im<br />

Film von Diane Kurys so meisterhaft<br />

verkörpert, sagte über ihre Figur:<br />

« Man wird mich nicht für verrückt<br />

halten, wenn ich sage, dass nur ein<br />

Zehntel des Lebens der Sagan aufregender,<br />

lebendiger und lustvoller ist als<br />

zehn mittelmäßige, sparsame und gut<br />

geführte Leben. Ohne Sagan wäre kein<br />

einziger großer Text erschienen, aber<br />

30 mittelmäßige und längst vergessene<br />

Bücher. Françoise Sagan hinterlässt<br />

eine ungreifbare und brilliante Arbeit,<br />

die wir nie ganz erreichen werden, so<br />

sehr wir uns auch mühen. »<br />

SYLVIE TESTUD<br />

in einem Film von DIANE KURYS<br />

„Mit ihrem Lebensstil hat<br />

Françoise Sagan den französischen<br />

Frauen zu einem Selbstvertrauen<br />

verholfen, das die Feministinnen<br />

anderer Länder nie erreicht haben.“<br />

Die Zeit<br />

„Diane Kurys zeigt die<br />

unglaubliche Freiheit der Gedanken<br />

von Françoise Sagan, die ihrer Zeit<br />

weit voraus war, und in ihren besten<br />

Momenten an Oscar Wilde erinnert<br />

... ein Enfant terrible der Literatur.<br />

Sylvie Testud zeigt mit ihrer<br />

großartigen Leistung eine Seele<br />

auf Irrwegen, die verborgen<br />

hinter ihrer Leichtsinnigkeit,<br />

existentielle Fragen stellt.“<br />

arte<br />

Ab 1. <strong>Januar</strong> im Kino<br />

www.schwarzweiss-filmverleih.de


Frankreich heute Marianne<br />

Marianne<br />

Umkämpftes Symbol<br />

der französischen Republik<br />

Deutschland hat seine Germania, Frankreich die Marianne.<br />

Seit Generationen vereinigt letztere die Hoffnungen und Ängste der<br />

Franzosen. Die einen charakterisieren sie als jung, schön und friedliebend –<br />

für andere bedeutet sie das Antiquierte, Hässliche und Kriegerische.<br />

Alle aber verbinden mit der Marianne ihre Vision von der französischen Republik.<br />

Kürzlich erschien in Frankreich ein Buch, das Karikaturen der Marianne aus<br />

zwei bewegten Jahrhunderten vereinigt. Es bietet einen originellen Streifzug<br />

durch die politische und soziale Geschichte Frankreichs.<br />

Nach der Französischen Revolution von 1789 und der<br />

Gründung der Ersten Republik 1792 war in Frankreich<br />

das Bedürfnis verbreitet, die gewaltigen Veränderungen<br />

in einem Symbol zu verkörpern. Ein Symbol<br />

mit menschlichen Zügen, das als offizielles Staatssiegel dienen<br />

sollte. Man entschied sich für<br />

eine Frauengestalt, die den Freiheitshut<br />

tragen sollte – die phrygische<br />

Mütze. Mit solchen roten<br />

Mützen kleideten sich im Alten<br />

Rom die Sklaven, wenn ihnen<br />

ihre Freiheit zurückgegeben werden<br />

sollte. Die Revolutionäre<br />

übernahmen die Mütze vor allem<br />

auch, um sich von den katholischen<br />

Symbolen des Mittelalters<br />

abzugrenzen.<br />

Die « Frau der Freiheit », die<br />

mehr oder weniger die französische Republik verkörpert,<br />

hatte zunächst keinen Namen – oder genauer: keinen Vornamen.<br />

Man fand ihn schließlich im Süden Frankreichs in<br />

einem Revolutionslied, das Guillaume Lavabre wenige Tage<br />

nach der Proklamation der Republik geschrieben hatte. Es<br />

hieß « Marianne ». Obwohl der Name von den beiden Vornamen<br />

Marie und Anne abstammt, die bei der katholischen<br />

Bevölkerung sehr beliebt waren und ausgerechnet von einigen<br />

Königinnen getragen wurden (Anne von Österreich,<br />

Marie de Médicis, Marie-Antoinette), wurde er aus einer<br />

Laune der Geschichte heraus<br />

auch das Symbol für den epochalen<br />

Regimewechsel. Denn<br />

die Zusammenfügung « Marianne<br />

» war in der damaligen Zeit<br />

sehr verbreitet – bei den Mägden<br />

auf dem Land und dem Dienstpersonal<br />

der Bourgeoisie. Dass<br />

« Marianne » nun der Name des<br />

Symbols der Republik werden<br />

sollte, hörte sich fast an wie eine<br />

Das offizielle Symbol der französischen Republik. Revanche des Frankreichs der<br />

unteren Schichten.<br />

Die Abbildungen der Marianne waren im Laufe der<br />

Geschichte nicht immer schmeichelhaft, riefen sie doch<br />

genauso viel Verehrung wie tiefe Abneigung hervor. Die<br />

Marianne wurde zum beliebten Motiv der Karikaturisten<br />

und von den verschiedensten Lagern vereinnahmt.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Für die Monarchisten und<br />

Bonapartisten war die Marianne<br />

eine hassgeliebte Figur, die sie<br />

in hämischen Darstellungen<br />

verspotteten. Die arme Frau<br />

wurde als fette Matrone mit<br />

riesigen Brüsten dargestellt und<br />

bekam die Figur eines aufgehenden<br />

Hefeteiges verpasst. Man<br />

gestaltete nach ihr sogar die<br />

Griffe der Tischklingeln, mit<br />

denen die feinen Leute des Adels<br />

und Bürgertums ihre Bediensteten<br />

zu rufen pflegten. Einen<br />

beißenderen Spott (der Macht)<br />

konnte es wohl kaum geben.<br />

Seit ihrer Geburt wurde die Marianne<br />

als Symbol der Republik in jeden<br />

politischen Streit hineingezogen. Die<br />

Zeichnung, die Alfred Le Petit in der<br />

Zeitschrift Lyon Républicain am 25. April<br />

1880 veröffentlichte, ist dafür exemplarisch:<br />

Papst Pius IX. hatte gerade das<br />

Unfehlbarkeitsdogma verkündet und die<br />

« Auswüchse der Moderne » verurteilt. Im<br />

katholischen Frankreich war die Republik<br />

schlecht angesehen und in Paris wurde,<br />

um die « Sünde » der Pariser Kommune<br />

von 1871 zu tilgen, die Kirche Sacre-<br />

Cœur erbaut. Die katholische Kirche<br />

versuchte mit aller Macht, die Wahlen zu<br />

beeinflussen und unterstützte die Monarchisten.<br />

Die Abbildung aber zeigt eine<br />

Marianne, die sich der Kleriker als eine<br />

unbesiegbare « Frau Gulliver » erwehrt.<br />

Eine der berühmtesten Abbildungen<br />

der Marianne spiegelt<br />

den erbitterten Kampf um den<br />

Einfluss in der Schulbildung Ende<br />

des <strong>19</strong>. Jahrhunderts wider. Die<br />

Kirchenoberen beanspruchten<br />

genauso wie die Republikaner, die<br />

Kinder Frankreichs zu unterrichten<br />

– jeder seinen eigenen Werten<br />

verpflichtend. Auf dem Bild von<br />

Roubille, das im Le Rire vom 26.<br />

März <strong>19</strong>04 erschien, stehen sich<br />

eine schwarzgekleidete Nonne<br />

und die in grellem Rot dargestellte<br />

Marianne als Verteidigerin der Republik drohend<br />

gegenüber und streiten sich um das Schulkind,<br />

das von ihnen fast zerfetzt zu werden droht.<br />

Bildband<br />

Marianne dans tous ses états<br />

La République en caricature<br />

de Daumier à Plantu<br />

Guillaume Doizy und Jacky<br />

Houdré<br />

Editions Alternatives Paris 2008<br />

144 Seiten (nur auf Französisch)<br />

ISBN 978-286227-567-3<br />

www.editionsalternatives.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 87


Frankreich heute Marianne<br />

Die<br />

Marianne<br />

war aber auch<br />

ein Symbol für die<br />

Selbstverteidigung<br />

Frankreichs. Besonders<br />

in Kriegszeiten war das<br />

ein stets wiederkehrendes<br />

Motiv. Eine Marianne, die sich<br />

anschickt, in den Krieg zu ziehen,<br />

um ihre Ideale zu verteidigen,<br />

gestaltete Fabiano für die Zeitschrift<br />

La Baönnette vom 29. Juni <strong>19</strong>16. In der<br />

Sonderausgabe wird einer der wichtigsten<br />

Waffen des Ersten Weltkriegs gehuldigt, dem<br />

Bajonette. Für die « poilus » (dt. sinngemäß die<br />

Bärtigen), wie die Franzosen ihre Soldaten damals<br />

nannten, weil sie in den Schützengräben keine Gelegenheit<br />

hatten, sich zu rasieren, war das Bajonette das<br />

Markenzeichen des Krieges. Hier wird es als Bleistift dargestellt<br />

und Marianne, halb militärisch, halb zivil gekleidet ist<br />

ein Bild dafür, dass der Krieg immer auch ein Krieg der Worte ist.<br />

Marianne-Büsten<br />

In den Rathäusern Frankreichs findet sich neben dem Bildnis des aktuellen<br />

Präsidenten immer auch eine Büste der Marianne. Mit ziemlichem<br />

Brimborium wählt die fran zösische Bürgermeister-Vereinigung alle paar<br />

Jahre ein neues Modell, nach dem die Marianne als « die » typische<br />

Französin gestaltet wird. In den letzten Jahren waren dies:<br />

<strong>19</strong>68: Brigitte Bardot<br />

<strong>19</strong>78: Mireille Mathieu<br />

<strong>19</strong>85: Catherine Deneuve<br />

<strong>19</strong>89: Inès de la Fressange<br />

2000: Laetitia Casta<br />

2003: Evelyne Thomas<br />

Die jeweilige Wahl ist allerdings nur ein Vorschlag. Jeder Bürgermeister<br />

kann die Marianne nach dem Vorbild wählen, das ihm beliebt. Allzu<br />

oft geschieht das jedoch nicht. Denn meistens wird nur dann eine<br />

neue Büste angeschafft, wenn die alte beschädigt, zerbrochen oder<br />

gestohlen ist.<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Auch in Zeiten, in denen die<br />

Einheit der Republik in Gefahr<br />

war, stand die Marianne für die<br />

Abwehr innerer Feinde. Sie sollte<br />

die Bevölkerung für drohende<br />

Gefahren sensibilisieren und die Notwenigkeit von<br />

Veränderung symbolisieren. Dabei haben sich ihrer alle<br />

politischen Strömungen bemächtigt. <strong>19</strong>36 zum Beispiel<br />

gewannen die linken Kräfte die Parlamentswahl und Léon<br />

Blum wurde neuer Ratspräsident. Als er versuchte, die<br />

Lebensbedingungen der Arbeiter zu verbessern, zog er den<br />

Hass der Rechten auf sich. Das zeigt das Bild von A.R.<br />

Charlet aus dem L’Espoir français vom 17. September <strong>19</strong>37:<br />

Eine verhärmte und ausgelaugte Marianne wird von zwei<br />

riesigen Krebsen ausgesogen, die die Zeichen der Kommunistischen<br />

Partei und der linken Kräfte auf ihren Panzern<br />

tragen. Auf einem weiteren Bild des gleichen Künstlers<br />

vom 1. November <strong>19</strong>37 wird die Marianne gleichzeitig vom<br />

Nationalsozialismus und vom Kommunismus bedroht.<br />

Die letzte Abbildung<br />

zeigt eine Marianne, die<br />

die Redefreiheit symbolisiert.<br />

Ohne diese hätte<br />

es ja all die Karikaturen<br />

der Marianne nicht geben<br />

können. Rolan Topor wirft<br />

auf der Zeichnung vom 8.<br />

Juli <strong>19</strong>68 dem Staat vor,<br />

die Meinungsfreiheit mit<br />

Füßen zu treten. General de<br />

Gaulle steht einer Marianne<br />

gegenüber, die nach den<br />

Ereignissen des Mai <strong>19</strong>68<br />

die freie Rede einfordert.<br />

Egal, welcher politischen<br />

Strömung man angehört –<br />

so eine Marianne muss doch<br />

eigentlich allen gefallen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 89


Frankreich heute Museumsboutiquen<br />

Frankreichs Museen<br />

Die Museenvielfalt Frankreichs ist berühmt. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass sich die<br />

Museen mehr und mehr eines durchaus profitablen Geschäftsmodells bedienen, um über<br />

die Runden zu kommen. Museumsshops sind das Gebot der Stunde und bilden einen<br />

Wirtschaftssektor, dem eine glänzende Zukunft vorausgesagt wird.<br />

Vor kurzem erschien in Frankreich eine Broschüre, um<br />

die nicht viel Aufhebens gemacht wurde. Natürlich<br />

nicht, denn sie richtete sich an ein ganz kleines und<br />

sehr spezielles Publikum: an die Museumsdirektoren öffentlicher<br />

und privater Institutionen des Landes. Der Titel der<br />

Publikation: « Museums- und Ausstellungsshops. Management-Handbuch<br />

». Sie wurde von der ODIT-France herausgegeben,<br />

einer Institution, die dem französischen Tourismus-<br />

Ministerium unterstellt ist. In ihr wird den Leitungen der<br />

französischen Museen und Sehenswürdigen ein umsatzorientiertes<br />

Management ihrer Museums- bzw. Ausstellungsshops<br />

empfohlen. Dass dieses Thema von offiziellen Stellen<br />

so aktiv behandelt wird, zeugt von einer grundlegenden Entwicklung<br />

in der französischen Museumslandschaft: Die<br />

Museen können ihr wirtschaftliches Gleichgewicht heute<br />

nur noch halten, wenn sie sich auf die sprudelnden Einnahmen<br />

ihrer Museumsshops verlassen können.<br />

Die französischen Museen und Sehenswürdigkeiten verfügen<br />

heute quasi alle über einen Souvenirshop, der, meist<br />

am Ausgang gelegen, ein Sortiment von Kunst-Postkarten,<br />

Reproduktionen, Büchern und Plakaten feilbietet. Besonders<br />

gerne greifen die Besucher zu Produkten, die auf die<br />

aktuelle Ausstellung Bezug nehmen. Für die Museen sind<br />

das Einkünfte, ohne die manche von ihnen den Monat nicht<br />

überstehen würden. Lange Zeit war diese Entwicklung in<br />

Frankreich, wo Kultur und Kommerz so gerne als unabhängig<br />

voneinander betrachtet werden, kaum ein Thema.<br />

Darauf spricht auch das Handbuch von ODIT an, in<br />

dem bemerkt wird, dass es einen beträchtlichen Unterschied<br />

zwischen der französischen Museumskultur und<br />

dem angelsächsischen Pragmatismus gebe: « Die Begriffe<br />

der französischen Museumsverantwortlichen sind noch<br />

vollkommen von Erziehung und Aufklärung geprägt: das<br />

Publikum, die Besucher, die Zuschauer. Die Amerikaner<br />

und Briten dagegen nutzen ganz ungezwungen die Worte<br />

Konsument und Käufer. » Wird hier gerade ein Tabu gebrochen?<br />

Wahrscheinlich nicht. Das Handbuch beweist eher,<br />

dass sich die Dinge langsam und gemächlich verändern.<br />

Den Museumsbesuchern jedoch sollte klar sein, dass ihr<br />

Kaufverhalten in den Museumsshops inzwischen bis aufs<br />

Kleinste untersucht und analysiert wird. Das « Museumsmanagement<br />

» wird künftig nichts unversucht lassen, die<br />

Käufer an sich zu binden. Anstatt des Hinweises « Nehmen<br />

Sie einen Ausstellungskatalog! » heißt es jetzt vielleicht bald:<br />

« Und vergessen Sie nicht den Besuch im Museumsshop! »<br />

Als die ersten Museumsshops in den <strong>19</strong>80er-Jahren eingerichtet<br />

wurden, sollten sie dem Besucher zunächst nur einen<br />

besseren Service bieten. Außerdem hoffte man, über die die<br />

Ausstellung begleitenden Produkte die Öffentlichkeitsarbeit<br />

zu verbessern. Eine durchaus lobenswerte Absicht. Aber mit<br />

der Zeit und der chronischen Unterfinanzierung der Museumslandschaft<br />

wurden die Museumsshops immer mehr als<br />

Quelle zusätzlicher Einnahmen verstanden. In einem Land<br />

wie Frankreich, das eine so besondere Beziehung zu seiner<br />

Kultur pflegt, ist das nicht gerade selbstverständlich. Bei all<br />

dem ist der Museumsshop am Ende ein Geschäft wie jedes<br />

andere – und als ein solches muss er auch seinen Profit erzielen.<br />

Wenn dieser zum Erhalt des Museums beitragen kann<br />

– wieso sollte man etwas dagegen haben?<br />

Viele Museumsshops haben sich angesichts der gemeinsamen<br />

Erfahrungen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen.<br />

Das bekannteste unter ihnen ist die Réunion<br />

des Musées Nationaux (dt. Vereinigung der Nationalen<br />

Museen), der über 45 Einrichtungen angehören. Auch die<br />

Centres des Monuments Nationaux (dt. Nationale Denkmalzentren)<br />

betreiben selber Ausstellungsshops in mehr als<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


entdecken den Profit<br />

100 Sehenswürdigkeiten. Die meisten der französischen<br />

Museumsshops sind aber unabhängig und direkt dem Museum<br />

angeschlossen, in dem sie sich befinden.<br />

Die ODIT schätzt, dass ein rein privat geführter Museumsshop,<br />

um rentabel zu sein, pro Jahr mindestens 150.000<br />

Besucher benötigt. Bei öffentlichen Unternehmen kann<br />

diese Zahl auf 50.000 bis 80.000 Besucher pro Jahr sinken,<br />

da die Aufwendungen für Miete, Abgaben und Steuern<br />

niedriger sein können. In beiden Fällen ist die geforderte<br />

Besucherzahl jedoch ziemlich hoch und garantiert alleine<br />

noch lange keine starken Verkäufe. Man schätzt, dass die<br />

Besucher in den landesweiten Museen und Sehenswürdigkeiten<br />

durchschnittlich zwei Euro ausgegeben, wobei auswärtige<br />

Besucher mehr konsumieren als ortsansässige.<br />

Einige Museumsshops sind dabei « rentabler » als andere.<br />

So geben die Besucher eines Shops in Museen der Schönen<br />

Künste mehr als 17 Euro bei ihrem Besuch aus. Je spezialisierter<br />

das Museum ist, desto weniger enthält der durchschnittliche<br />

Warenkorb der Besucher. Museen, die viele Schulklassen<br />

als Besucher haben, verzeichnen naturgemäß die geringsten<br />

Einnahmen. Aber noch ganz andere Faktoren spielen eine<br />

Rolle. Befindet sich zum Beispiel ein Museumsshop im selben<br />

Raum wie die Museumsauskunft bzw. der Eintrittskartenverkauf,<br />

kann der durchschnittliche Einkauf pro Besucher<br />

auf 0,20 Euro sinken. Kann das Museum dagegen seinen<br />

Shop in einem eigenen Verkaufsraum unterbringen, steigen<br />

die Umsätze schon wieder auf durchschnittliche 3,70 Euro<br />

pro Besucher und auf mehr als 16 Euro pro Käufer.<br />

Das ODIT-Handbuch für erfolgreiches Museumsshop-<br />

Management gibt den Betreibern detaillierte Hinweise für eine<br />

profitgerechte Ladengestaltung – kein Wunder, hat man die<br />

Käufergruppen doch genauestens analysiert. Ein Museumsshop<br />

sollte zum Beispiel niemals am Eingang des Museums<br />

eingerichtet werden, weil der Besucher vor der Ausstellung<br />

selten in Kauflaune ist. Der Ausgang ist natürlich der ideale<br />

Ort, wenngleich auch dabei einiges zu beachten ist. Drei Optionen<br />

nennt die ODIT: einen frei zu wählenden Ausgang, einen<br />

Ausgang, der zwingend durch den Shop führt, und einen<br />

Ausgang, der beide Optionen bereithält. Allerdings müssen<br />

auch die Verfasser des Management-Handbuchs zugeben, dass<br />

der verpflichtende Shopbesuch beim Publikum nicht ganz so<br />

gut ankommt: « Manche Kunden empfinden diese Variante als<br />

Nötigung. » In der Tat … , das klingt überzeugend.<br />

Übrigens, die Methode, Süßwaren stets unmittelbar<br />

an der Kasse zu präsentieren, die verzweifelte Mütter beim<br />

Einkaufen mit ihren Kindern sicher schon oft verflucht<br />

haben, setzt sich auch in den Museumsshops durch. Man<br />

unterscheidet dort zwischen den « heißen Zonen », in denen<br />

aktuelle Produkte einen schnellen Kaufreflex auslösen<br />

sollen, und den « kalten Zonen », wo sich die Kunden den<br />

Produkten mit mehr Reflektion und Bedacht nähern. Auf<br />

seinem Weg durch den Museumsshop sollte der Besucher<br />

sowieso ständig mit Produkten konfrontiert werden, die auf<br />

die gerade gesehene Ausstellung verweisen.<br />

Die weibliche Zielgruppe steht bei den Shopmanagern<br />

besonders hoch im Kurs, denn wie überall gilt sie auch hier<br />

als besonders kauffreudig und emotional berührbar. Waren,<br />

die sich an Kinder richten, sind möglichst weit im Inneren<br />

des Shops zu platzieren, damit die aufgeregten Kleinen ihre<br />

Eltern möglichst tief in die Geschäftsfläche hineinziehen.<br />

Männliche Käufer erreicht man angeblich am besten, wenn<br />

in den Verkaufsräumen Informationsständer aufgestellt<br />

sind, die möglichst auf der linken Seite angebracht sind.<br />

Linke Gehirnhälfte gleich rationale Kaufentscheidung, so<br />

denkt man sich das. Und unsere lieben Senioren erleichtert<br />

man die Kaufentscheidung am besten, wenn die sie ansprechenden<br />

Waren erst im Kassenbereich ausgestellt werden,<br />

da die älteren Kunden gerne lange überlegen, bevor sie sich<br />

schließlich entscheiden.<br />

Ein Museumsshop soll, und das ist die eigentliche<br />

Botschaft der ODIT-Broschüre, wie ein ganz normales<br />

Geschäft betrieben werden. Sein Erfolg hängt schlicht<br />

von einer kaufkräftigen Kundschaft und einer guten Geschäftslage<br />

ab. Gewöhnen wir uns also an den Gedanken,<br />

dass auch vor den französischen Museen die durchkommerzialisierte<br />

Wahrnehmung von Besuchern als Kunden nicht<br />

Halt macht. Am Ende überraschen die Autoren aus dem<br />

Tourismusministerium allerdings mit einer Feststellung:<br />

« Bei aller Rentabilität sollte ein Museumsshop doch immer<br />

auch seine besondere Eigenschaft herausstellen, Teil eines<br />

einzigartigen kulturellen Ensembles zu sein. » Puh … , wir<br />

danken für diese Erkenntnis!<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 91


Kulturszene<br />

Coralie Clément: Toystore<br />

CD von EMI<br />

CDs<br />

Nach ihrem Debütalbum « Salle des pas perdus » und dem<br />

2005 erschienen « Bye Bye Beauté » überzeugt die hübsche<br />

Sängerin auf ihrer neuen CD wieder mit ihrem ganzen<br />

Talent. Das bisher vor allem als kleine Schwester von Benjamin<br />

Biolay bekannte Mädchen ist zur Frau geworden.<br />

Doch passt der berühmte Biolay, der alle Songs komponiert<br />

hat, nach wie vor musikalisch auf sie auf. Besonders eindrucksvoll ist die<br />

Ballade « Je ne sens plus ton amour » im Duett mit Etienne Daho. Das mit<br />

Spannung erwartete neue Album von Coralie Clément erfüllt wieder einmal<br />

alle Erwartungen.<br />

Johnny Halliday: Ça ne finira jamais<br />

Doppel-CD + DVD von Warner<br />

Der große Star der französischen Rockmusik, Johnny Halliday, hat angekündigt, <strong>2009</strong><br />

zum letzten Mal auf Tournee zu gehen. Letztere trägt dann auch den bezeichnenden<br />

Titel « M’arrêter là » (dt. Ich höre hier auf). Mit seinem neuen Album, dem 52. seiner<br />

Karriere, wird eine Ära zu Ende gehen. Der berühmte Sänger erklärt dazu, dass er mit<br />

65 Jahren demnächst mehr Zeit für seine Familie haben möchte. Eine Rocklegende<br />

geht in den Ruhestand, vorerst jedenfalls.<br />

Charles Aznavour: Duos<br />

Doppel-CD von EMI<br />

Der Mann, der 100 Millionen Schallplatten weltweit verkauft hat,<br />

schickt sich an, noch einen drauf zu setzen. In « Duos » singt er seine<br />

bekanntesten Chansons im Duett mit so berühmten Leuten wie<br />

Sting, Elton John und Liza Minelli. Und sogar auf Deutsch ist er zu<br />

hören – zusammen mit Herbert Grönemeyer. Eine CD, die man nicht<br />

verpassen sollte – und die manche für eine seiner besten halten.<br />

Claude Debussy: Cellosonate <strong>Nr</strong>. 1 d-moll<br />

Francis Poulenc: Cellosonate u.a.<br />

Jean-Guihen Queyras, Violoncello; Alexandre Tharaud, Klavier<br />

CD von harmonia mundi<br />

Unter den französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts nimmt Francis Poulenc<br />

eine Sonderstellung ein. Da ihm sein Vater jegliche musikalische Ausbildung verwehrte,<br />

brachte er sich sein Handwerkszeug auf autodidaktischem Wege bei und ließ sich so nie<br />

von einer Komponistenschule- oder ideologie vereinnahmen. Diese hochgelobte Aufnahme mit Queyras<br />

und Tharaud vereint einige seiner eindringlichsten Kammermusikstücke für Cello und Klavier. Von<br />

Debussy finden sich neben der Cellosonate mit dem « Scherzo » und dem « Intermezzo » auch zwei bisher<br />

unveröffentlichte Stücke.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Filme<br />

Ein Geheimnis<br />

Frankreich 2007, 100 min • Originaltitel: Un secret • Ein Film<br />

von Claude Miller mit Cécile de France, Patrick Bruel, Ludivine<br />

Sagnier, Julie Depardieu und Mathieu Amalric • Kinostart:<br />

18. Dezember 2008, im Verleih von Arsenal<br />

Im Paris der <strong>19</strong>50er-Jahre leidet der kleine François unter den hohen Anforderungen seiner anscheindend<br />

perfekten Eltern. Er flüchtet sich in seiner Not zur jüdischen Nachbarin Louise, bei der er den Trost und die<br />

Anerkennung findet, die ihm seine Eltern sonst versagen. An seinem 15. Geburtstag erzählt ihm Louise ein<br />

streng gehütetes, dunkles Geheimnis, das seine Sicht auf seine Familie grundlegend ändern wird. Der Roman<br />

von Philippe Grimbert, der als Vorlage dient, war in Frankreich ein großer Erfolg und ist in Deutschland bei<br />

Suhrkamp erschienen. Der Film gewann beim Montréal-Filmfestival 2007 den Grand Prix des Amériques.<br />

Julie Depardieu wurde 2008 zu Recht mit dem César als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.<br />

Bonjour Sagan<br />

Frankreich 2007, 117 min • Originaltitel: Sagan • Ein Film von Diane Kurys mit<br />

Sylvie Testud, Pierre Palmade, Lionel Abelanski, Jeanne Balibar • Kinostart:<br />

8. <strong>Januar</strong> <strong>2009</strong>, im Verleih von Schwarz-Weiß-Film<br />

Künstlerbiografie des literarischen Wunderkindes und ersten Popstars<br />

Frankreichs: Françoise Sagan. Mit dem weltweiten Sensationserfolg ihres<br />

mit 18 Jahren geschriebenen Erstlingsromans « Bonjour Tristesse » bringt<br />

Sagan dem Nachkriegsfrankreich seinen Glamour zurück. Sie zelebriert<br />

einen unabhängigen Lebensstil, der für das Land eine Provokation darstellte,<br />

und doch einen neuen Trend gesetzt hat.<br />

Die Klasse<br />

Frankreich 2008, 128 min • Originaltitel: Entre les Murs • Ein Film von<br />

Laurent Cantet mit François Bégaudeau und französischen Schülern •<br />

Kinostart 15. <strong>Januar</strong> <strong>2009</strong>, im Verleih von Concorde<br />

Der junge Lehrer François versucht im 20. Pariser Arrondissement,<br />

wo unterschiedliche Nationalitäten, Meinungen und<br />

Kulturen aufeinanderprallen, einer Klasse 14- bis 15-jähriger<br />

Schüler, darunter viele Migrantenkinder, das notwendige Wissen<br />

beizubringen und sich von Leistungsverweigerung und Aggression<br />

nicht entmutigen zu lassen. Der engagierte Lehrer gibt<br />

trotz aller Widrigkeiten nicht auf, weicht Konfrontationen nicht<br />

aus, fördert mit unkonventionellen Methoden die Stärken der<br />

Jugendlichen und gibt eigene Schwächen zu. Er spielt auf Risiko und gewinnt<br />

für alle ein Stückchen mehr Gerechtigkeit und Demokratie. Der Film wurde in<br />

Cannes unter großem Beifall mit der Goldenen Palme 2008 ausgezeichnet.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 93


Kulturszene<br />

Sabine Weiß: Die Wachsmalerin<br />

Historischer Roman, 411 Seiten, List<br />

Bücher<br />

Das Leben der Madame Tussaud, die<br />

alle Welt als Begründerin der berühmten<br />

Wachsfigurenkabinette kennt, wird im Debütroman<br />

von Sabine Weiß lebendig und<br />

spannend geschildert. Marie, Tochter eines<br />

Scharfrichters, muss sich als junges Mädchen<br />

in Paris durchschlagen, in den Wirren<br />

der französischen Revolution ums Überleben<br />

kämpfen und bricht schließlich nach England<br />

auf, um zu werden, was sie heute immer<br />

noch ist: eine Legende.<br />

Sandra Kegel (Hrsg.): Paris<br />

Reiselesebuch, 154 Seiten, Ellert & Richter<br />

Für was Paris nicht alles steht: Stadt der Liebe, Stadt der Kunst, Stadt des Luxus, Stadt<br />

der Gigantomanie... In diesem äußerst lesenswerten Buch werden alle diese Klischees<br />

durch die Feder von Leuten beschrieben, für die Paris eben kein Klischee, sondern das<br />

reale Leben war. Ihre Berichte zeichnen ein Bild dieser Sehnsuchtsstadt, das sich vom<br />

Schablonenhaften löst und die Stadt zum Leben erweckt. Und so lauschen wir gespannt<br />

den Berichten von Emile Zola, Ernest Hemmingway, Cees Nootesboom und v.a. und<br />

müssen aufpassen, dass unsere Träume von der Stadt des Lichts nicht doch wieder … im<br />

Klischee enden.<br />

Montaigne: Über die Freundschaft<br />

Ausgewählte Essais, 167 Seiten, Insel<br />

Seit 1580 beschäftigen die Essais von Montaigne das Publikum und<br />

rufen sowohl Widerspruch als auch Enthusiasmus hervor. Sie sind ein<br />

Werk, das in Frankreich fast ehrfurchtsvoll behandelt – und immer<br />

noch viel gelesen wird. Der Insel-Verlag bringt nun in einer schönen<br />

Leinenausgabe eine Auswahl der pointiertesten Gedanken des Philosophen<br />

heraus, der zu seinen Lesern nicht als Lehrender, sondern als<br />

Mensch zu Menschen sprechen will: über die Freundschaft, die Reue,<br />

die Lüge und das Philosophieren selbst.<br />

Denis Lépée: Der Carthago-Code<br />

Roman, 384 Seiten, dtv<br />

Ein temporeicher und actiongeladener Wissenschaftsthriller, in dem das geheime<br />

Wissen der Baukunst Karthagos Dreh- und Angelpunkt einer Serie<br />

von Anschlägen ist. Die Bomben explodieren in der französischen Nationalversammlung,<br />

im Westminster Palace und am Sitz der Europäischen Kommission.<br />

Ein Unterwasserarchäologe wird in einen Strudel undurchsichtiger<br />

Ereignisse gezogen. Und steht plötzlich selbst im Visier der Leute, die da eine<br />

Bombe nach der anderen zünden.<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Entdecken Sie Frankreichs Alpen!<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Beiträge zu Savoie,<br />

Haute Savoie, Isére,<br />

Drôme, Hautes Alpes,<br />

Alpes des Haute-<br />

Provence, Alpes<br />

Maritimes, Riviera/<br />

Côte d‘Azur. Städtetipps<br />

zu Nizza und<br />

Lyon. Themenstraßen<br />

und Route des<br />

Grandes Alpes.<br />

Nach dem großen Erfolg der Sonderausgabe<br />

zur französischen Region Rhône-Alpes<br />

erscheint Anfang <strong>2009</strong> ein würdiger Nachfolger:<br />

das ALPENADRIA SPEZIAL zu den<br />

FRANZÖSISCHEN ALPEN<br />

Ab 09.01.<strong>2009</strong> für nur EUR 5,00 / CHF 8.80 im Handel!<br />

Oder bestellen Sie versandkostenfrei im Internet: www.alpen-journal.de<br />

DP Destination Publishing KG • Wuppertal • T (02 02) 94 60 02 26 • abo@alpen-journal.de


Art de vivre Wein<br />

Côtes du Ventoux: Ein Wein<br />

Viele denken bei Ventoux an die Tour<br />

de France und den gleichnamigen Berg<br />

in der Provence, der beim weltberühmten<br />

Radrennen als höchste Erhebung im<br />

Departement Vaucluse regelmäßig<br />

erklommen werden muss. Dabei ist der<br />

Mont Ventoux bei Weinkennern genauso<br />

berühmt wie bei Radsportfreunden.<br />

Die Weine der Côtes du Ventoux werden<br />

wegen ihres fruchtig-leichten Charakters<br />

geschätzt und sind aus diesem Teil der<br />

Provence nicht wegzudenken.<br />

Das Weinanbaugebiet Côtes du Ventoux befindet sich<br />

im Osten des Departements Vaucluse. Es zieht sich<br />

halbkreisförmig um den Mont Ventoux und teilt sich<br />

in drei Anbauflächen auf Höhen von 100 bis 400 Metern. Im<br />

Norden liegt die kleinste davon im Becken von Malaucène, das<br />

sich zwischen dem Bergmassiv und der Umgebung von Montmirail<br />

erstreckt. Es ist für seine terrassenartigen Weinfelder bekannt.<br />

In der Mitte des Ventoux-Anbaugebietes liegt das Becken<br />

von Carpentras, das, nach Osten sich öffnend, in einem<br />

Meer von Weinstöcken den Fuß des Mont Ventoux berührt.<br />

Der Süden des Anbaugebietes wird schließlich durch eine Anbaufläche<br />

bestimmt, die sich bis zum Pays d’Apt erstreckt.<br />

Ein mediterranes Klima mit der milden Sonne langer<br />

Sommer bietet den Weinen der Côtes du Ventoux beste<br />

Bedingungen und lässt eine Traube heranwachsen, die besonders<br />

für ihren natürlichen Zuckergehalt geschätzt wird.<br />

Doch gleichzeitig ist die Region vom Mistral geprägt, dem<br />

typischen und manchmal rauen Nordwestwind, der für den<br />

Weinanbau eine entscheidende Rolle spielt. Er schützt die<br />

Reben vor Feuchtigkeit und trocknet die Trauben nach dem<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Links: Der Mont Ventoux beeindruckt im<br />

Sommer wie im Winter. Rechts: Das Dorf Vaisonla-Romaine<br />

am Fuß des Mont Ventoux.<br />

und sein Berg<br />

Regen, aber er kann auch seine zerstörerischen Kräfte walten<br />

lassen. Deshalb schützen die Winzer ihre Weinberge durch<br />

die charakteristischen Pappelhaine und schirmen das Flachland<br />

nach Südosten durch Zypressen-Bepflanzungen ab.<br />

Der Mont Ventoux selbst wirkt dabei durch seine Masse als<br />

natürlicher Schutz und schwächt<br />

die Kraft des Mistral etwas ab.<br />

So vereinen sich die Sonne und<br />

der Wind zu einem für den Weinanbau<br />

vorteilhaften Klima.<br />

Während der Weinanbau in<br />

Frankreich allgemein schon für<br />

das 5. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen<br />

werden kann, lassen die<br />

Ausgrabungen im Vaucluse darauf schließen, dass im heutigen<br />

Anbaugebiet der Côtes du Ventoux erst seit ca. 70 v. Chr.<br />

Wein gekeltert wird. Die großen Klöster trugen nicht wenig<br />

zum Aufstieg des Anbaugebietes bei, aber erst die Anwesenheit<br />

der Päpste in Avignon machten den Côtes du Ventoux<br />

über die Grenzen der Region bekannt. Er wurde von 1309<br />

Les Côtes du Ventox in Zahlen<br />

Anbaufläche: 7.500 Hektar<br />

Jahresertrag (2006): 294.080 Hektoliter<br />

Davon: 76% Rotwein, 20% Rosé, 4% Weißwein<br />

Winzer: 114 Weingüter, 15 Kooperativen<br />

bis 1414 regelmäßig auf den päpstlichen Tafeln in Avignon<br />

serviert. In den Akten des Vatikans in Rom lassen sich sogar<br />

Einträge finden, die dokumentieren, dass zwei Winzer aus<br />

dem Ventoux 1376 anlässlich des Besuches einer hochgestellten<br />

Persönlichkeit 460 Flaschen Rot- und 385 Flaschen<br />

Weißwein nach Rom lieferten.<br />

Doch trotz dieser langen Tradition<br />

wurde erst 40 Jahre nach<br />

Einführung des AOC-Siegels<br />

dem Anbaugebiet der Côtes du<br />

Ventoux der Titel einer Appellation<br />

d’Origine Contrôllée verliehen,<br />

der nun seit <strong>19</strong>73 die Seriösität<br />

der regionalen Weinproduktion<br />

garantiert. Die aromatischen Rosé- und Weißweine werden<br />

meist jung getrunken, was auch für einige Rotweine gilt, die<br />

seit den <strong>19</strong>60er-Jahren als Primeur verkauft werden dürfen.<br />

Einige Jahrgänge werden aber im Eichenfass ausgebaut und<br />

haben eine komplexe und strukturiertere Fülle. Sie sollte<br />

man vor dem Genuss unbedingt länger reifen lassen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 97


Art de vivre Chantals Rezept<br />

Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />

erleben, beantwortet gerne Ihre Fragen:<br />

chantal@frankreicherleben.de<br />

«<br />

Heute möchte ich Ihnen einen regionalen Klassiker aus<br />

der Normandie vorstellen. Kaum eineinhalb Stunden<br />

von Paris entfernt liegt das Pays d’Auge, das eines der<br />

beliebten Ausflugsgebiete der Hauptstädter ist. Im<br />

Vallée d’Auge sprießt die Natur besonders üppig und<br />

die Kühe geben eine gute Milch, aus der die feine<br />

Butter und der normannische Käse gemacht werden.<br />

Von dort kommt auch der berühmte Calvados, der aus<br />

Cidre gebrannt wird. Allesamt beste Zutaten, um eine<br />

reichhaltige Mahlzeit zuzubereiten. Bon appétit!»<br />

Für 6 Personen<br />

Zubereitungszeit: 60 min<br />

Poulet<br />

Vallée d’Auge<br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Zutaten<br />

1 Huhn (2 kg)<br />

oder 6 Hühnerkeulen bzw. -brüste<br />

2 EL Olivenöl<br />

80 g Butter<br />

2 große Zwiebeln,<br />

in Streifen geschnitten<br />

500 ml trockener Cidre<br />

500 ml Crème fraiche<br />

500 g Champignons,<br />

in Scheiben geschnitten<br />

30 ml Calvados (optional)<br />

Salz und Pfeffer<br />

aus der Mühle<br />

Zubereitung<br />

•<br />

Das Olivenöl mit der Hälfte der Butter in einem<br />

Schmortopf erhitzen. Die Zwiebeln und die<br />

Hühnerteile darin zehn bis 15 Minuten unter<br />

gelegentlichem Wenden goldbraun anbraten.<br />

• Für Liebhaber des Hochprozentigen (optional):<br />

Das Bratgut mit dem Calvados ablöschen<br />

und nach Geschmack flambieren.<br />

• Den Cidre hinzugeben und langsam aufkochen lassen.<br />

Dabei den Bratensatz gründlich vom Boden lösen.<br />

• In der Zwischenzeit die Champignons in der verbliebenen<br />

Butter ca. zehn Minuten anschwitzen, bis sie<br />

entwässert sind, und dann zum Huhn dazugeben. Salzen<br />

und pfeffern. Den Schmortopf mit dem Deckel bedecken<br />

und auf kleiner Flamme 30 Minuten köcheln lassen.<br />

• Am Ende der Garzeit die Hühnerteile aus dem<br />

Schmortopf nehmen und warmstellen. Die<br />

Crème fraiche in den Bratenfond rühren, alles<br />

aufkochen und fünf bis sechs Minuten eindicken<br />

lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

• Die Hühnerteile auf einer Platte anrichten und großzügig<br />

mit der Champignon-Cidre-Sauce übergießen.<br />

Serviervorschläge<br />

•<br />

Ganz nach Art der Normandie passen in<br />

Scheiben geschnittene und in Butter gebratene<br />

Kartoffeln gut zum Gericht.<br />

• Da das Essen aus der Normandie stammt, eignet<br />

sich zum Dessert hervorragend ein Apfelkompott.<br />

Weinempfehlung<br />

• Als Wein passt ein Chinon gut zu diesem Gericht.<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 99


Art de vivre Biscotte<br />

Biscotte<br />

Ein Brot der<br />

besonderen Art<br />

Die Biscotte gehört zu jenen Details der französischen<br />

Küche, von denen jeder Franzose schwärmt. Für manche<br />

gehört sie zu den unverzichtbaren Bestandteilen<br />

eines jeden Frühstücks. Für andere ist es der Notvorrat,<br />

falls das Brot einmal ausgegangen ist. Auf jeden Fall<br />

findet man sie in allen Küchen des Landes. Zwar ist die<br />

Biscotte pure französische Tradition, aber die industrielle<br />

Massenproduktion hat ihr doch ihren eigenen Geschmack<br />

genommen. Glücklicherweise hat sich im<br />

Südwesten des Landes eine kleine Fabrik aufgemacht,<br />

die authentische Biscotte am Leben zu erhalten.<br />

Bei der Biscotte handelt es sich um das, was wir im<br />

Deutschen Zwieback nennen. Ein Stück Weißbrot,<br />

das zweimal gebacken wurde – wie der Name ja<br />

schon sagt: « bis-cotto », « zweimal gebacken ». Ein Stück<br />

hartes Brot also, das die Franzosen mit Butter und Marmelade<br />

bestrichen zum Frühstück essen. Manche tunken<br />

es vorher in Kaffee oder in eine heiße Schokolade, damit<br />

es beim Abbeißen nicht zerbricht. Die Biscotte ist überall<br />

in den Supermärkten erhältlich, meistens in schlichten<br />

Verpackungen.<br />

Hat man aber einmal eine authentische, traditionelle<br />

Biscotte gegessen, weiß man erst, was eine richtige Biscotte<br />

ist. Sie ist nämlich gar nicht so leicht zu produzieren.<br />

Die meisten Biscotte-Fabriken sind mittlerweile<br />

von den Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie<br />

aufgekauft worden. Die Konkurrenz der industriellen<br />

Bäckereien hat die kleinen traditionellen Fabriken verdrängt<br />

und das Wissen um die Kunst der althergebrachten<br />

Biscotte-Herstellung verschwand nach und nach.<br />

Und doch gibt es eine kleine Fabrik im Südwesten des<br />

Landes, die es wagt, sich diesem Trend zu widersetzen.<br />

In Saint-Germain-du-Salembre stellt das kleine Unternehmen<br />

La Chanteracoise eine authentische Biscotte her,<br />

die unter den Produkten der Industrie-Bäckereien sonst<br />

nicht mehr zu finden ist, und um deren Herstellungsweise<br />

diese auch gar nicht mehr wissen.<br />

100 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Sylvain Bocher ist ein Mann von 35 Jahren und Chef<br />

der sechsköpfigen Belegschaft des kleinen Unternehmens<br />

La Chanteracoise. Mit seiner Ausbildung in der Lebensmittelwirtschaft<br />

war er früher nie mit der Biscotte<br />

in Berührung gekommen, sondern beschäftigte sich beruflich<br />

eher mit Alkoholen und Hochprozentigem. Bis<br />

zu dem Tag, als ihn sein Wunsch, ein Unternehmen der<br />

traditionellen Lebensmittelproduktion zu übernehmen,<br />

zu Monsieur Pommier führte. Dieser hatte sein ganzes<br />

Leben lang Biscotte und andere Brotprodukte hergestellt<br />

und war in der Region für seine Waren bekannt. Er hat<br />

immer alleine gearbeitet und suchte einen Nachfolger für<br />

sein Unternehmen.<br />

Die beiden Männer wurden sich schnell handelseinig.<br />

Doch bevor Sylvain Boucher die Biscotte-Fabrik<br />

übernehmen konnte, musste sie überlebensfähig gemacht<br />

werden. Besonders die alten Maschinen sollten an die<br />

Vorgaben moderner Lebensmittelproduktion angepasst<br />

und nicht zuletzt musste die Fabrikation rentabler gemacht<br />

werden. Mehr als zehn Investoren hatten das Projekt<br />

wieder verworfen, weil ihnen der Aufwand für die<br />

detailreiche Arbeit zu hoch erschien.<br />

Für den jungen Unternehmer aber war die Sache klar:<br />

« Da niemand mehr die traditionellen Biscotte herstellen<br />

kann – weil es ja die alten Maschinen nicht mehr gibt,<br />

müssen wir also Leute finden, die uns neue Maschinen<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 101


Art de vivre Biscotte<br />

für die alte Herstellungsweise konstruieren. » Der alte<br />

Monsieur Pommier glaubte anfangs nicht daran, dass das<br />

gelingen könnte. Für ihn konnten nur die alten Maschinen<br />

die wirklich guten Biscotte produzieren. Die beiden<br />

Männer machten sich dennoch auf den Weg, einige Maschinen<br />

zu testen, die für die Biscotte-Produktion in Frage<br />

kommen könnten. Sylvain Bocher blieb dabei sehr zurückhaltend.<br />

Er ließ Monsieur Pommier, den er liebevoll<br />

« Papy » nannte, völlig freie Hand, um die Rezepte und<br />

Herstellungsweise mit den Maschinen zu testen: « Eines<br />

Tages waren wir auf dem Rückweg aus Bordeaux, wo wir<br />

eine Maschine getestet hatten. Ich steuerte den Wagen.<br />

Monsieur Pommier hatte seit einer Stunde nichts gesagt<br />

und ich dachte, er sei mit dem Ergebnis der Tests unzufrieden.<br />

Als ich ihn darauf ansprach, versicherte er mir<br />

das genaue Gegenteil. Er habe sich soeben eingestanden,<br />

dass die Maschinen geradezu perfekt sind. Und er habe<br />

darüber nachgedacht, wie viele Ferien er sich, wenn er sie<br />

früher schon eingesetzt hätte, hätte leisten können. Seit<br />

15 Jahren nämlich hatte er schon keinen Urlaub mehr<br />

gehabt … »<br />

Nachdem sich Monsieur Pommier für die neuen Maschinen<br />

entschieden hatte, blieb ihm nur noch, das Originalrezept<br />

der Biscotte an Boucher zu übergeben: Weizenmehl,<br />

Wasser, Zucker, Hefe, Salz und Gerstenmalz.<br />

Würde man dem Rezept auch Eier zufügen, hätte man<br />

die Zutaten für eine Brioche. Deswegen hat die Biscotte<br />

auch diesen leicht süßlichen Geschmack, der einen an<br />

irgendetwas zwischen Kuchen und Brot erinnert.<br />

Bei der Zubereitung werden, wie bei einem richtigen<br />

Bäcker, aus dem Biscotte-Teig Kugeln geformt, die mindestens<br />

zwei Stunden ruhen müssen. Dann gibt man sie<br />

in eine spezielle Form, in der sie aufgehen können. So<br />

bekommt jede Biscotte ihre ganz eigene Form und kein<br />

Stück gleicht dem anderen. Aus den kleinen Brotteigen<br />

wird im Ofen bei ca. 200 Grad eine Art Toastbrot gebacken.<br />

Das wird für drei Tage beiseite gestellt, damit es<br />

seine Feuchtigkeit abgibt. In der industriellen Produktion<br />

wird diesem Vorgang übrigens nur acht Stunden eingeräumt.<br />

Die Brote werden dann in Scheiben geschnitten<br />

und ein weiteres Mal gebacken, so dass die Biscottes die<br />

typische goldbraune Färbung bekommen. Bei La Chan-<br />

102 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


teracoise dauert dieser Vorgang noch einmal 20 Minuten,<br />

in der Biscotte-Industrie dagegen nur drei bis vier.<br />

Eine traditionell<br />

hergestellte Biscotte<br />

La Chanteracoise<br />

benötigt also zwischen<br />

zwei und vier<br />

Tagen, um die ihr<br />

eigene Konsistenz<br />

und den typischen<br />

Geschmack zu entwickeln.<br />

Dass das<br />

in den fünfzehn<br />

Stunden, die die<br />

Biscotterie La Chanteracoise<br />

Großbäckereien<br />

Le Maine<br />

dafür aufwenden,<br />

nicht gelingen kann,<br />

liegt auf der Hand.<br />

So verlassen das<br />

kleine Unternehmen<br />

von Sylvain Boucher täglich nicht mehr als 500 bis 800<br />

Pakete. Das Produkt, das hier mit so viel Liebe erzeugt<br />

wird und das Monsieur Pommier zu recht stolz sein lässt,<br />

hat treue Kunden gefunden. Qualität spricht sich eben<br />

herum. Die Produktpalette<br />

bietet inzwischen<br />

über zehn<br />

verschiedene Varianten<br />

der Biscotte, darunter<br />

natürlich auch<br />

eine Bioversion und<br />

eine Mini-Biscotte,<br />

die hervorragend zu<br />

Gänseleberpastete<br />

passt. So verbindet<br />

die Biscotte aus<br />

Saint-Germain-du-<br />

Salembre die Tradition<br />

althergebrachter<br />

Produktionsweisen<br />

mit den Anforderungen<br />

zeitgerechter Konsumweisen. Die biscotte française<br />

hat offenbar noch glänzende Zeiten vor sich.<br />

Les Biscottes « La Chanteracoise » sind in Frankreich in zahlreichen<br />

Bäckereien, Feinkost-und Bioläden erhältlich. Wenn Sie vor Ort sind, zögern<br />

Sie nicht, Sylvain Bocher einen Besuch abzustatten, man kann die Waren<br />

auch in seiner kleinen Fabrik kaufen. Für eine Lieferung der Biscotte nach<br />

Deutschland kontaktieren Sie die Firma direkt, man wird sicher einen Weg<br />

finden, wie die Ware zu Ihnen zugesandt werden kann.<br />

24<strong>19</strong>0 Saint-Germain-du-Salembre<br />

Telefon: +33 (0)5 53 80 51 17<br />

www.la-chanteracoise.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 103


Art de vivre Mode<br />

Viel ist sie nicht, die Espadrille. Eine Bastsohle,<br />

über die mehr oder weniger sorgfältig<br />

ein Stück Stoff genäht ist. Das ist schon alles.<br />

Was das Modische betrifft, geht es wohl kaum<br />

schlichter in der Schuhwelt. Auch der Tragekomfort<br />

ist nicht gerade der angenehmste und die Orthopäden<br />

raten sowieso davon ab. Zwar sind die<br />

Füße immer gut belüftet, aber die Sohle bietet dem<br />

Fuß keine Unterstützung und die Espadrilles schützen<br />

weder vor Kälte noch vor Nässe. Auch was die<br />

Lebensdauer betrifft, erfüllt die Espadrille gerade<br />

einmal das Mindeste, was man von einem Schuh<br />

erwarten möchte – und das auch nur, wenn man sie<br />

unter normaler Belastung beansprucht. Wie kommt<br />

es dann also, dass der Schuh trotz seiner offensichtlichen<br />

Schwächen zum Liebling der Franzosen<br />

werden konnte und als Beispiel par excellence für<br />

das französische art de vivre gilt?<br />

Ganz einfach: Weil die Espadrilles treueste<br />

Fans haben. Und das nicht nur in Frankreich. Die<br />

Menschen in vielen Teilen der Welt mögen das<br />

Haus nicht ohne ihre geliebten Espadrilles verlassen.<br />

Picasso ging es übrigens ebenso. Tagein, tagaus<br />

trug er ein weißes Modell mit grauen Streifen.<br />

Für die Fans der Espadrille ist der Schuh ein Symbol<br />

für den Sommer und die großen Ferien. Was<br />

gibt es Schöneres, als an den ersten heißen Tagen<br />

seine alten Modelle aus der Schublade zu kramen<br />

und damit den Sommer zu begrüßen?<br />

Wie das mit Gefühlen nun mal so ist, gerät<br />

das Rationale ein bisschen ins Hintertreffen. Man<br />

liebt diesen einfachen und sparsamen Schuh eben<br />

so sehr, dass ihm seine Fehler nachgesehen werden.<br />

Wundern Sie sich über die sparsame Ausführung?<br />

Man wird Ihnen sofort sagen, dass Sie rein<br />

gar nichts von Espadrilles verstehen: Man muss<br />

in ihnen nämlich die Wiederkehr des Einfachen<br />

und Natürlichen begreifen! Denn in Zeiten von<br />

Bioboom und Öko-Produkten ist dieser Schuh mit<br />

dem Leinen und der geflochtenen Hanfsohle das<br />

Produkt der Stunde! Sie beklagen sich über den<br />

mangelnden Komfort? Bei der Anprobe bemerken<br />

Sie die bedauerliche Eigenheit der Espadrille, am<br />

Anfang etwas zu schmerzen? Man wird Ihnen sofort<br />

entgegnen, dass das absolut natürlich sei, weil<br />

der Schuh sich erst der Form Ihres Fußes anpassen<br />

müsse – was er natürlich so gut wie kein zweiter<br />

tut. Und wenn Sie irritiert bemerken, dass es keinen<br />

rechten und linken Schuh gibt, wird Ihnen<br />

der Espadrille-Anhänger ernst erklären, dass eben<br />

dies der Beweis für die Originalität des Schuhs ist,<br />

der perfekt an das moderne Leben angepasst sei.<br />

Sie sehen – die Liebhaber der Espadrilles haben<br />

einfach auf alles eine Antwort und dulden keine<br />

Widerrede.<br />

Doch schauen wir uns die Sache ein wenig<br />

genauer an. Wo kommt der Schuh her, dem die<br />

Leute so gerne alles verzeihen? Die Espadrilles<br />

104 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 105


Art de vivre Mode<br />

stammen ursprünglich aus den Pyrenäen und sind<br />

dort sehr verbreitet. Man könnte sagen, dass sie<br />

zum traditionellen Kulturerbe gehören, genauso<br />

wie die Baskenmütze oder das Pelote-Spiel. Sie<br />

sind Teil des unübersetzbaren terroir, also des<br />

Reichtums regionaler Spezialitäten. In Frankreich<br />

gilt die baskische Provinz Soule im Departement<br />

Pyrénées-Atlantiques als ihr Ursprung. Das ruhige<br />

Dorf Mauléon-Licharre ist wohl die Hauptstadt<br />

der Espadrille. 75 Prozent der französischen<br />

Espadrille-Produktion kommen von dort. Kein<br />

Wunder also, dass im örtlichen Fremdenverkehrsamt<br />

eine riesige Espadrille präsentiert wird, die<br />

es sogar ins Guiness-Buch der Rekorde geschafft<br />

hat. Allerdings, wer auch sonst würde auf die Idee<br />

kommen, sich so etwas ins Foyer zu stellen?<br />

Beim näheren Hinsehen stellt man allerdings<br />

fest, dass am anderen Ende der Pyrenäen ein weiteres<br />

Städtchen für seine Kultur der Espadrille bekannt<br />

ist: Saint-Laurant-de-Cerdans südlich von<br />

Perpignan im Departement Pyrénées-Orientales.<br />

Beide Orte beanspruchen für sich, die Geburtsstätte<br />

der Espadrille zu sein. Allerdings tobt zwischen<br />

ihnen kein « Krieg um die Espadrilles ». Ganz im<br />

Gegenteil, auf sympathische Weise arbeiten die<br />

beiden Orte miteinander und wehren sich gemeinsam<br />

gegen<br />

die überm<br />

ä c h t i g e<br />

Die « echten » Espadrilles sind im Internet u.a. Kon kurrenz<br />

bei folgenden Anbietern erhältlich:<br />

aus Asien.<br />

Denn dort<br />

Die Espadrilles von Mauléon:<br />

kön nen die<br />

www.espadrilles-mauleon.fr<br />

Es padrilles<br />

www.espadrille-creation.com<br />

für wenige<br />

Euro produziert<br />

wer-<br />

Die Espadrilles der Ost-Pyrenäen:<br />

www.creationcatalane.com<br />

den, womit<br />

die französischen<br />

Her-<br />

Die Luxus-Espradrilles aus den Landes:<br />

www.paregabia.com<br />

steller nicht<br />

m i t h a l t e n<br />

k ö n n e n .<br />

Dabei sind<br />

sich die Experten<br />

noch nicht einmal einig, ob das Schuhwerk<br />

wirklich aus Frankreich stammt. Einige halten<br />

Spanien als die Wiege der Espadrilles. Für diese<br />

Version spricht, dass die Männer des Königs von<br />

Aragon seit dem 18. Jahrhundert Espadrilles trugen.<br />

Eine andere Geschichte scheint aber auch<br />

nicht unwahrscheinlich. Diese erzählte der <strong>19</strong>92<br />

verstorbene Père Ignace de Gorostarzu, Spezialist<br />

der baskischen Kultur. Nach ihm hat eine gewisse<br />

Mercedes Larrabure, eine spanische Adlige,<br />

ihren Anteil an der Erfindung der Espadrille. Sie<br />

verliebte sich in das französische Baskenland und<br />

verbrachte fortan viel Zeit in der Region. Einmal<br />

soll sie beim Betrachten einer Muschel den Einfall<br />

gehabt haben, die Form der Muschel in einer<br />

Schuhsohle nachzuahmen. Meeresfrüchte wären<br />

damit also die wahren Eltern der Espadrilles.<br />

Père de Gorostarzu berichtete weiter, dass der<br />

Erfolg der Espadrille so groß war, dass der Erzbischof<br />

von Bayonne selbst den Gottesdienst in<br />

Espardrilles zelebrierte, und auch Napoléon III.<br />

soll sich nie von seinen blauen Espadrilles getrennt<br />

haben, wenn er das Baskenland besuchte. Das<br />

Hôtel du Palais in Biarritz war lange Zeit berühmt<br />

dafür, dass es ein Exemplar von Napoleon III. in<br />

einer Vitrine ausstellte – bis das Haus und mit ihm<br />

der berühmte Schuh beim Erdbeben von <strong>19</strong>07 zerstört<br />

wurde.<br />

Wo auch immer der Ursprung der Espadrilles<br />

liegt, die Entwicklung der Espadrille-Produktion<br />

war so rasant, dass am Ende des <strong>19</strong>. und zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts eine Welle von Arbeitskräften<br />

über die Pyrenäen ins französische<br />

Baskenland schwappte. Junge Spanierinnen verließen<br />

ihre heimatlichen Dörfer, um vom Herbst<br />

bis zum nächsten Frühjahr in Soule für die<br />

Espadrille-Fabriken zu arbeiten. Man nannte sie<br />

wohlwollend hirondelles (dt. Schwalben), waren<br />

sie doch freundliche und unentbehrliche Arbeitsmigranten<br />

für die Schuhindustrie.<br />

Allerdings war es der Norden Frankreichs, der<br />

den Espadrilles zu ihrem großen wirtschaftlichen<br />

Durchbruch verhalf, und zwar an Orten, an denen<br />

man sie nie vermutet hätte: Die Bergleute in den<br />

Kohleminen trugen sie bei der Arbeit und jeder<br />

von ihnen verschliss ein Paar pro Woche. Um<br />

diese Nachfrage bedienen zu können, wurde in<br />

Mauléon in mehr als 30 Fabriken gearbeitet, die<br />

pro Jahr bis zu 400.000 Paare herstellen konnten.<br />

Am anderen Ende der Pyrenäen in Sain-Laurentde-Cerdans<br />

waren von den 3.000 Einwohnern<br />

1.000 in der Schuhproduktion beschäftigt. Der<br />

technische Fortschritt brachte allerdings den<br />

Espadrille-Herstellern nach dem Ersten Weltkrieg<br />

einen großen Rückschlag: Um den Staubexplosionen<br />

in den Minen vorzubeugen, begann man,<br />

die Stollen zu befeuchten. Die Hanfsohlen der<br />

Espadrilles hielten dem Wasser nicht stand, das<br />

Schuhwerk wurde für die Kumpel unbrauchbar.<br />

Auf Initiative des Abgeordneten Paul Ramadier<br />

erließ man schließlich die Anordnung, dass in den<br />

Bergwerken künftig Sicherheitsschuhe zu tragen<br />

seien. Ein schöner Fortschritt für die Bergleute,<br />

aber ein großer Rückschlag für die Espadrilles.<br />

Doch die Leute in den Pyrenäen resignierten<br />

deswegen nicht, ganz im Gegenteil. Die Dachde-<br />

106 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


cker trugen unverändert Espadrilles täglich bei<br />

der Arbeit, die baskischen Pelote-Spieler kann<br />

man sich bis heute ohne ihre schneeweißen Espardrilles<br />

gar nicht vorstellen, und nach und nach<br />

wurde der Schuh der Armen auch Lieblingsstück<br />

der Bourgoisie. So wurde es zum Beispiel zum<br />

größten Schick, bei der Hochzeit weiße Espadrilles<br />

zu tragen. Und schließlich waren es die Urlauber,<br />

die in den Sommerferien ihre Stadtschuhe<br />

durch die leichten Leinenschuhen einzutauschen<br />

liebten. Die preiswerten Schuhe wurden Ausdruck<br />

eines freien und leichten Lebens. Es gibt<br />

nicht wenige Leute, die diese Urlaubsstimmung<br />

in den Winter hinüberretten wollen und – ganz<br />

zur Freude der Schuhfabrikanten – die Espadrilles<br />

in der kalten Jahreszeit als Hausschuhe in<br />

der Wohnung tragen.<br />

Heute kämpft nur noch eine Handvoll französischer<br />

Hersteller um das Überleben der französischen<br />

Espadrilles. Gegen die asiatische Konkurrenz<br />

kommen sie nicht an, denn während in Asien<br />

hochproduktive Maschinen eingesetzt werden,<br />

wird die Espadrille in Frankreich noch per Hand<br />

geflochten. Das kostet zwar mehr, bringt aber auch<br />

eine bessere Qualität. Die Hersteller aus Mauléon<br />

– kaum ein Dutzend sind es noch – setzen dabei<br />

ganz auf das Authentische ihrer Erzeugnisse und<br />

auf die Qualität. Sie haben sich zusammengetan<br />

und die Marke « Mauléon » kreiert, die als Label<br />

künftig für die Qualität der französischen Produktion<br />

stehen soll.<br />

Da Not bekanntlich erfinderisch macht, setzen<br />

die Espadrilles-Hersteller inzwischen vermehrt<br />

auf Originalität. Neben dem traditionellen Modell<br />

werden auch wesentlich modischere Espadrilles<br />

produziert. In Sainte-Marie-de-Gosse im<br />

Departement Landes wird mit der Marke « Pare<br />

Gabia » eine Luxusversion der Espadrille angeboten,<br />

von der die Modelle nicht selten mehr als 100<br />

Euro kosten. In den östlichen Pyrenäen wagen in<br />

Saint-Laurent-de-Cerdans zwei junge Frauen das<br />

Experiment, die letzte Espadrilles-Farbrik des<br />

Ortes am Leben zu erhalten. Sie haben die Marke<br />

« Création Catalane » gegründet, dank derer das<br />

Dorf langsam wieder zum Leben erwacht. Alle<br />

glauben hier fest an den Erfolg des Unternehmens,<br />

das für <strong>2009</strong> eine Produktion von 10.000 Paaren<br />

avisiert hat. Was nichts ist im Vergleich zur Jahresproduktion<br />

von 1,5 Millionen Schuhpaaren in<br />

ganz Frankreich, und erst recht nicht mit der Zahl<br />

der Direktimporte aus China und Bangladesh<br />

mithalten kann. Acht Millionen Paare sind es pro<br />

Jahr. Es ist ein mutiges Wagnis, sich auf diesem<br />

Markt behaupten zu wollen. So mutig, wie damals<br />

die hirondelles, die Jahr für Jahr zu Fuß die Pyrenäen<br />

überquerten.<br />

Die Espadrille-Fabrik in Saint-<br />

Laurent-de-Cerdans überlebt dank<br />

ihrer Marke « Creation Catalane ».<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 107


Frankreich praktisch<br />

Ferientermine <strong>2009</strong><br />

Frankreich ist dafür bekannt, ein stark zentralisiertes<br />

Land zu sein. Dies spiegelt sich zum Teil auch in den<br />

Ferienterminen wider. Denn die Sommer-, Herbstund<br />

Weihnachtsferien fangen im ganzen Land an denselben<br />

Tagen an und enden auch gemeinsam. Für die Winter- und<br />

Osterferien hat sich links des Rheins dagegen ein dezentraler<br />

Ansatz durchgesetzt. Durch eine zeitliche<br />

Versetzung der Termine um jeweils eine<br />

Woche sollen die Staus auf den Autobahnen<br />

verringert werden und die<br />

Urlaubshochburgen von einer längeren<br />

Saison profitieren. Das Land<br />

wurde dafür in drei Zonen eingeteilt.<br />

Die genauen Termine werden<br />

jeweils vom nationalen Bildungsministerium<br />

festgelegt. Das Schuljahr wird<br />

in Frankreich in Wochen gezählt und muss insgesamt<br />

36 Unterrichtswochen umfassen, was 175<br />

bis 180 Unterrichtstagen ohne Berücksichtigung der<br />

Feiertage entspricht.<br />

Bei der Planung einer Reise nach Frankreich sollte<br />

man möglichst die französischen Ferientermine im<br />

Kopf haben. Gerade am Anfang und Ende der Ferien<br />

ist mit starkem Verkehrsaufkommen im ganzen Land<br />

zu rechnen, dies betrifft sowohl die Autobahnen als<br />

auch die Bahnhöfe und Flughäfen, da viele Franzosen<br />

im eigenen Land verreisen. Auch sind viele<br />

Unterkünfte während der Ferienzeiten viel teurer<br />

als in der ferienfreien Zeit. Wenn man selbst nicht<br />

an bestimmte Termine gebunden ist, kann es vorteilhaft<br />

sein, dies bei der Planung zu berücksichtigen.<br />

Die Ferienzonen im Überblick:<br />

Zone A* Zone B Zone C<br />

Weihnachtsferien 20.12.2008 – 05.01.<strong>2009</strong> 20.12.2008 – 05.01.<strong>2009</strong> 20.12.2008 – 05.01.<strong>2009</strong><br />

Winterferien 07.02.<strong>2009</strong> – 23.02.<strong>2009</strong> 21.02.<strong>2009</strong> – 09.03.<strong>2009</strong> 14.02.<strong>2009</strong> – 02.03.<strong>2009</strong><br />

Osterferien 04.04.<strong>2009</strong> – 20.04.<strong>2009</strong> 18.04.<strong>2009</strong> – 04.05.<strong>2009</strong> 11.04.<strong>2009</strong> – 27.04.<strong>2009</strong><br />

Sommerferien 02.06.<strong>2009</strong> – 02.09.<strong>2009</strong> 02.06.<strong>2009</strong> – 02.09.<strong>2009</strong> 02.06.<strong>2009</strong> – 02.09.<strong>2009</strong><br />

Herbstferien 24.10.<strong>2009</strong> – 05.11.<strong>2009</strong> 24.10.<strong>2009</strong> – 05.11.<strong>2009</strong> 24.10.<strong>2009</strong> – 05.11.<strong>2009</strong><br />

Weihnachtsferien <strong>19</strong>.12.<strong>2009</strong> – 04.01.2010 <strong>19</strong>.12.<strong>2009</strong> – 04.01.2010 <strong>19</strong>.12.<strong>2009</strong> – 04.01.2010<br />

* Zur Zone A gehören ebenfalls die Überseegebiete<br />

108 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


Arte-Programm<br />

Sonntag, 21.12.2008, 20.45 Uhr<br />

Unsere Jugend in Indochina<br />

Themenabend<br />

Der Themenabend führt nach Südostasien in<br />

den Jahren zwischen <strong>19</strong>20 und <strong>19</strong>46. Die Protagonisten<br />

sind Zeitzeugen der letzten Epoche der<br />

französischen Kolonialzeit in Indochina. Ihre<br />

Erzählungen « Unsere Jugend in Indochina » gleichen<br />

einem Reiseroman. Den Auftakt des Abends<br />

macht Catherine Deneuve in dem international<br />

mehrfach ausgezeichneten Film « Indochine » von<br />

Régis Wargnier.<br />

Mittwoch, 31.12.2008, 00.45 Uhr<br />

Don Quichotte gegen<br />

den Blauen Engel<br />

Musical<br />

Die französische Schauspielerin und Sängerin<br />

Arielle Dombasle spielt in diesem amüsanten<br />

Musical das Revuegirl Daisy Bell, das sich für die<br />

Reinkarnation von Marlene Dietrich hält.<br />

Freitag, 23.01.<strong>2009</strong>, 21.00 Uhr<br />

Voltaire und die Affäre Calas<br />

Fernsehfilm<br />

Als Voltaires Mündel Marie Corneille um Beistand<br />

für die angeklagte Hugenottenfamilie Calas<br />

bittet, zögert Voltaire zunächst... Die Affäre Calas<br />

markiert nicht nur einen der fatalsten Rechtsirrtümer<br />

der französischen Geschichte, sondern auch<br />

den epochemachenden Kraftakt, mithilfe der Öffentlichkeit<br />

gegen die Intoleranz des alten Regimes<br />

zu kämpfen.<br />

Freitags, ab 20.02.<strong>2009</strong>, 21.00 bzw. 22.30 Uhr<br />

Venus und Apoll<br />

Serie<br />

ARTE baut sein Serienangebot aus, darunter<br />

eine neue Serie von Tonie Marshall: Gegenüber<br />

des Schönheitssalons Venus & Apoll eröffnet eine<br />

Galerie und das Leben der vier Mitarbeiterinnen<br />

gerät aus den Fugen: Ein Überfall, ein Anschlag<br />

auf den Salon, ein Mord. Gibt es einen Zusammenhang?<br />

Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong> · 109


Leserbriefe · Impressum<br />

Ihre letzte Ausgabe ist für<br />

mich die Krönung der bisher erschienenen<br />

Hefte, die allesamt interessant,<br />

informativ und liebevoll<br />

über das Land berichten, indem<br />

ich lebe und arbeite. Ihr Bericht<br />

über das Perigord ließ mein Herz<br />

hüpfen vor Freude und Zustimmung,<br />

denn ich lebe dort. Vor 20<br />

Jahren kauften wir ein Gehöft,<br />

eine abgeschlossene Anlage mit<br />

Scheunen und Häusern, die wir<br />

liebevoll über Jahre restaurierten.<br />

Seit vielen Jahren nun lebe ich<br />

hier und betreibe ein Chambre<br />

d‘ hote. Ihrem gut beobachteten<br />

und feinsinnig geschriebenen Titelthema<br />

kann man kaum etwas<br />

hinzufügen. Die Nähe zur Natur,<br />

zu dem « Sein » der Seele, zu den<br />

wirklichen Werten des Lebens, zu<br />

dem Wissen und Verstehen wie<br />

es einmal war und vielleicht sein<br />

wird mit uns Menschen, braucht<br />

man nicht zu suchen. Es begegnet<br />

einem auf Schritt und Tritt.<br />

Ich kann den Worten Arthur<br />

Millers: « Für mich gehört dieses<br />

Land, dieser Fluss dem Dichter<br />

Rainer Maria Rilke. Es ist nicht<br />

französisch, nicht österreichisch,<br />

nicht einmal europäisch... » nur<br />

beipflichten.<br />

Heide Feldmann, Bouyssour<br />

Ihre Zeitschrift lese ich mit<br />

viel Interesse. Die Artikel über<br />

die Regionen und Lebensgewohnheiten<br />

der einzelnen Regionen<br />

erweitern den Horizont zu diesem<br />

liebenswerten Land. Gerne würde<br />

ich aber auch meine französischen<br />

Sprach kenntnisse auffrischen bzw.<br />

erweitern. Daher würde ich es<br />

sehr begrüßen, wenn auch der<br />

eine oder andere Artikel aus der<br />

fran zösischen Literatur / Chansons<br />

/ Reportage in Originalsprache<br />

veröffentlicht würde.<br />

Erika Hiergeist, per E-Mail<br />

Euer Magazin hat wirklich<br />

bisher gefehlt und ich bin sehr<br />

froh, dass es Frankreich erleben<br />

gibt. Regelrecht verzehre ich das<br />

Heft an einem Wochenende, so<br />

dass ich mich montags ärgere,<br />

wirklich schon jeden Bericht gelesen<br />

zu haben und nun wieder so<br />

lange auf das neue Heft warten zu<br />

müssen. Aber ab jetzt teile ich es<br />

mir ein bisschen ein und bin auch<br />

wesentlich beruhigter, da ich nun<br />

ein Abo abgeschlossen habe. Ich<br />

war es satt, ständig von Tankstelle<br />

zu Buchladen zu rasen, um Euer<br />

Heft zu kaufen. Es ist wie ein<br />

kleiner Frankreichurlaub, durchs<br />

Magazin zu blättern. Macht weiter<br />

… und zwar genau so!<br />

Nicole Wolf, Frankfurt a.M.<br />

Jetzt lese ich schon seit über<br />

einem Jahr Ihre sehr gute und<br />

interessante Zeitschrift – gefunden<br />

habe ich sie in unserer Post-<br />

Shop-Filiale. Nach meinem ersten<br />

Frankreichaufenthalt vor gut 22<br />

Jahren als Au-pair-Mädchen bin<br />

ich ein absoluter Frankreichfan.<br />

Ich freue mich immer sehr, wenn<br />

Sie über die französische Hauptstadt<br />

berichten. Auch Ihre Berichte<br />

über das ländliche Frankreich<br />

sind jedes Mal ein Genuss.<br />

Friederike Mohr, Koblenz<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail:<br />

Leserbriefe<br />

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Per Brief: Frankreich erleben - Leserbriefe - Globus Medien GmbH -<br />

Erich-Weinert-Straße 22 · 10439 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelne<br />

Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die<br />

Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

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ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit - 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Chantal Cobac, Dominique Cache, Kristina<br />

von Domarus, Stefanie Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr. Jan<br />

Grasshoff, Lilian Grenier, Olivier Huonnic, Noémie Mayaudon, Dr. Petra<br />

Morich, Ina Muñoz, Gérard Rival, Serge Robin, Ester Segura, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

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Kasernenstraße 69 · 40213 Düsseldorf<br />

Anzeigenleitung: Stefanie Heine<br />

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Auftragsmanagement: Tatjana Kampermann<br />

Telefon: +49 (0)211 887-3182 · tatjana.kampermann@corps-verlag.de<br />

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Druck: Neef + Stumme GmbH & Co. KG<br />

Vetrieb:<br />

BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG · Römerstraße 90 · 79618 Rheinfelden<br />

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Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäftsbedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Darstellungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 4,90 € (D), 5,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 5,90 € (F/L/B/NL), 6,50 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 € (D), 29,70 €<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© 2008 Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />

nach unten): Titel: JanParis, Globus Medien • S.3: Ajc Presse • S.4: Serge<br />

Robin, Ajc Presse; JanParis, Globus Medien; Sacha Ziegler; Création<br />

Catalane • S. 6-11: Roederer; Segways; Air France; Herzog & De Meuron;<br />

DR; Serge Robin, Ajc Presse • S.12-13: DR • S.14-23: P. Noctem, Globus<br />

Medien • S.22-26: Sylvain Roussillon, OT de l’île de Ré ; P. Noctem,<br />

Globus Medien S. 28-29: Hôtel le Richelieu • S.30-31: S B, Globus Medien<br />

• S.32: S B, Globus Medien; C. Hamm, Gtmso; Baumrund, Fotolia • S.34-<br />

37: P.PJ, Globus Medien • S.38: G.Rey, OT Le grau du Roi-Port Camargue<br />

• S.39: Marc Cecchetti, Macromagnon, Fotolia; OT Aigues-Mortes; P.PJ,<br />

Globus Medien • S.42-53: Serge Robin, Ajc Presse • S.54-65: Sacha<br />

Ziegler • S. 68: JanParis, Globus Medien • S.69-72: Marc Rapilliard,<br />

Centre des Monuments Nationaux, Paris; JanParis, Globus Medien •<br />

S.74-75: Chantal Cobac fur Ajc Presse • S.76-80: Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.82: Dalmas, Sipa • S.83-85: DR • S.86-89: Editions Alternatives /<br />

Marianne dans tous ses états • S.92-94: DR • S.96-97: Serge Alvarez,<br />

Côtes du Ventoux/ Rouge Granit • S.98-99: M.A, Ajc Presse • S.100-103:<br />

Serge Robin, Ajc Presse; La Chanteracoise • S.104-107: Création Catalane<br />

• S.109, Arte, DR • S.114: Yvon52, Fotolia; Serge Robin, Ajc Presse; P.<br />

Noctem, Globus Medien; N.Parneix, Fotolia; Productions Orlando.<br />

110 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


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Übersicht der<br />

Reisethemen,<br />

nach<br />

Regionen<br />

geordnet:<br />

7<br />

9<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1<br />

10<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

11<br />

13<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

14<br />

Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />

18<br />

Luxusherbergen<br />

Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />

Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />

alten Stadtschlosses<br />

Kunst - Musée du Montparnasse 16<br />

Alle 20 Arrondissements 15<br />

Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />

12<br />

Verhägnis wird<br />

Barbizon - Nabel der französischen<br />

12<br />

Landschaftsmalerei des <strong>19</strong>. Jahrhunderts<br />

Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären 12<br />

Lebensgefühls<br />

Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />

12<br />

Fahrradrevolution<br />

Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />

12<br />

polarisierenden Architekten<br />

Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14.<br />

9<br />

Arrondissement<br />

Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser<br />

8<br />

Flughafens Charles-de-Gaulle<br />

Opéra National de Paris - Eine Bühne für das<br />

7<br />

Publikum<br />

Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />

Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />

einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />

Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die 6<br />

Pariser Luxusmeile<br />

Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />

6<br />

«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />

5<br />

Fondation Cartier<br />

Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />

Vorort von Paris<br />

Gastronomie - Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview - Anne Hidalgo 1<br />

Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />

Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />

1<br />

Metropole<br />

Hotel<br />

Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier - Die Geschichte des<br />

14<br />

Bergbaus erleben<br />

Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />

urigem Humor<br />

La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />

die Welt der Kunst<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung 6<br />

geht weiter<br />

Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel<br />

L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Ardennen - Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />

Elsass - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />

Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />

Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />

Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />

Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den 12<br />

Vogesen<br />

Straßburg - Stadterneuerung als politisches<br />

11<br />

Leitmotiv<br />

Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />

und charaktervollen Weinen<br />

Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt 8<br />

sich volksnah<br />

Mulhouse - Europäische Hauptstadt der<br />

8<br />

Technikmuseen<br />

Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen 8<br />

überwindet<br />

Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten<br />

8<br />

Dörfern des Elsass<br />

Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine 8<br />

aus dem 16. Jahrhundert<br />

Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer 8<br />

automobilen Legende<br />

Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />

treffen<br />

Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der 7<br />

Grenze<br />

Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />

Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />

Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />

Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />

Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />

Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche 7<br />

Saline von Arc-et-Senans<br />

Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du 2<br />

Nivernais<br />

Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />

Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... 1<br />

des Jura<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />

Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein - Vouvray 9<br />

Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein - Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />

6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel 18<br />

Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />

La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />

Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />

Spuren der Geschichte - Die Normandie unter<br />

16<br />

Wilhelm dem Eroberer<br />

Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des 10<br />

Klosterbergs<br />

Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />

Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />

Fjorden wie im hohen Norden<br />

Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt 9<br />

ein Kanal<br />

Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />

Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />

Bretagne<br />

Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte 2<br />

des Meeres<br />

Hotel<br />

Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />

Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />

4<br />

Metamorphose<br />

Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben 4<br />

vor der Küste<br />

Aquarium von La Rochelle 2


9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />

Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />

Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />

Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an<br />

13<br />

Bordeaux<br />

Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum<br />

13<br />

Markenzeichen werden<br />

Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21.<br />

13<br />

Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />

Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />

4<br />

Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />

Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />

Seebades begründet<br />

La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />

lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />

Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden<br />

1<br />

Schönheit<br />

Hotel<br />

Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Dordogne-Tal - Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />

Rouffignac - Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />

Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat - Unterwegs 18<br />

in den Städten des Périgord<br />

Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />

Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />

Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von 15<br />

Zerstörung bedroht<br />

Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen<br />

13<br />

Kunstgeschichte<br />

Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />

11<br />

am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />

Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen 7<br />

Vulkane<br />

Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen 7<br />

zwei Meeren<br />

Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel<br />

Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon - Fête des Lumières 2008 18<br />

Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />

Briançon - Stade auf mehreren Etagen 15<br />

Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und<br />

11<br />

Fernsicht<br />

Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf<br />

11<br />

Schönheitskur<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder 11<br />

der Belle Epoque<br />

Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />

Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />

Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen 6<br />

Namens<br />

Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim<br />

4<br />

Aalfang...<br />

Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten<br />

Bambusgartens<br />

Hotel<br />

Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Aix-en-Provence - Auf den Spuren von Cézanne 18<br />

Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />

Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von 10<br />

«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der 10<br />

Provence<br />

Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />

Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />

werden<br />

Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

HI, Nizza 8<br />

Le Delos, Bandol 4<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel<br />

Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

4<br />

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Umweltpolitik<br />

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Frankreich<br />

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erneuerbare<br />

Energien?<br />

Loire-Tal<br />

Eine Reise zu<br />

unentdeckten<br />

Schlössern<br />

Burgund<br />

Wallfahrtsort und<br />

Weltkulturerbe<br />

Vézelay<br />

Côte Vermeille<br />

Unterwegs am Fuße der Pyrenäen<br />

Honfleur<br />

Fischerdorfromantik und Künstlerflair<br />

Dalida<br />

Unsterbliche Ikone<br />

des französischen<br />

Chansons<br />

... und viele<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20 - März / April <strong>2009</strong> erscheint am 25. <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong><br />

114 · Frankreich erleben · <strong>Januar</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>


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