PROMAGAZIN April 2020
Die Themen in der April-Ausgabe des PROMAGAZIN: Wir halten zusammen. Gemeinsam durch die Krise in Heilbronn-Franken. Interviews, Meinungen, Strategien: So reagieren die Unternehmen der Region.
Die Themen in der April-Ausgabe des PROMAGAZIN: Wir halten zusammen. Gemeinsam durch die Krise in Heilbronn-Franken. Interviews, Meinungen, Strategien: So reagieren die Unternehmen der Region.
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TITEL | Wir halten zusammen<br />
Virenschutz aus der Region<br />
Nicht nur Schutzausrüstung wie Masken, auch Desinfektionsmittel<br />
sind Mangelware. Um dauerhaft für Nachschub zu sorgen, produziert<br />
die Hofra GmbH ein keimtötendes Mittel, das in der Landwirtschaft<br />
bereits erfolgreich für Hygienemaßnahmen eingesetzt wird.<br />
wandern negativ geladene Chlor-Ionen<br />
zum Pluspol, zur Anode, und positiv<br />
geladene Natrium-Ionen zum Minuspol,<br />
zur Kathode. Dabei entstehen<br />
Chlor, Wasserstoff und Natronlauge. Es<br />
können aber auch weitere Reaktionen<br />
hervorgerufen werden. „Per ECA lässt<br />
sich eine pH-neutrale Anolytelösung<br />
mit hypochloriger Säure als aktivem<br />
Wirkstoff erzeugen. Diese Lösung ist in<br />
der Lage, bereits nach 15 bis 30 Sekunden<br />
Viren, Bakterien und Pilze abzutöten“,<br />
erläutert Lechner. Die Wirksamkeit<br />
sei wissenschaftlich gut belegt.<br />
Das Team der Hofra GmbH steigert jetzt die Produktion von Desinfektionsmittel:<br />
(von links) Mirjam und Jakob Lechner, Sabine Gräter und Nicola Tuma.<br />
Die Zutaten sind denkbar einfach:<br />
reines Wasser und Salz. Mittels<br />
Elektrolyse lässt sich daraus ein<br />
Desinfektionsmittel herstellen, das<br />
wirksam krankmachende Keime wie<br />
Bakterien, Pilze und Viren abtötet,<br />
auch Coronaviren. Dieses Verfahren<br />
nutzt die Hofra GmbH, ein Tochterunternehmen<br />
der Unabhängigen Erzeugergemeinschaft<br />
Hohenlohe- Franken,<br />
kurz UEG, um in Adolzhausen bei Niederstetten<br />
Desinfektionsmittel zu produzieren.<br />
„Unser Ziel ist, die Situation<br />
in der Region dauerhaft zu entspannen“,<br />
sagt Jakob Lechner von Hofra.<br />
Doch wie gewinnt man Desinfektionsmittel<br />
aus Wasser und Salz? Das<br />
Verfahren nennt sich Elektro-Chemische<br />
Aktivierung (ECA). Wer sich an<br />
den Chemieunterricht erinnert, kennt<br />
das Prinzip der Elekrolyse: Fließt Strom<br />
durch eine wässrige Kochsalzlösung,<br />
Foto: Hofra GmbH<br />
ERPROBTES MITTEL<br />
In der Landwirtschaft nutze die UEG,<br />
die vor allem für Qualitätsferkel bekannt<br />
ist, das Mittel zur Flächendesinfektion,<br />
zur Tränke- und Wasserentkeimung,<br />
für die Klauenhygiene bei<br />
Rindern, Schweinen und Geflügel und<br />
vielem mehr. Das Mittel sei nicht nur<br />
umweltfreundlich, sondern auch hautschonend,<br />
weshalb es in der Medizin<br />
mit Erfolg zur Wundbehandlung eingesetzt<br />
werde, etwa bei Diabetikern.<br />
Um die Produktion in größerem<br />
Maßstab durchzuführen, hat die UEG-<br />
Tochter Hofra eine Abfüllanlage installiert.<br />
„Damit sind wir jetzt in der Lage,<br />
200 Liter der Flüssigkeit in der Stunde<br />
herzustellen“, sagt Lechner. Geplant<br />
ist, das Desinfektionsmittel in Gebinden<br />
von 200 Millilitern bis zehn Litern<br />
abzufüllen, um es in der gesamten Region<br />
den Kommunen, Schulen, Unternehmen<br />
und auch Privatleuten zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Da Desinfektionsmittel aufgrund<br />
der Knappheit und des hohen Bedarfs<br />
teils zu horrenden Preisen gehandelt<br />
wurden, gibt Lechner Entwarnung:<br />
„Preislich ist das Mittel einiges günstiger<br />
als andere Produkte dieser Art.“<br />
Der Profit stehe nicht im Vordergrund,<br />
Gesundheitsschutz solle für alle erschwinglich<br />
sein. Dirk Täuber<br />
18<br />
<strong>April</strong> <strong>2020</strong>