PROMAGAZIN April 2020
Die Themen in der April-Ausgabe des PROMAGAZIN: Wir halten zusammen. Gemeinsam durch die Krise in Heilbronn-Franken. Interviews, Meinungen, Strategien: So reagieren die Unternehmen der Region.
Die Themen in der April-Ausgabe des PROMAGAZIN: Wir halten zusammen. Gemeinsam durch die Krise in Heilbronn-Franken. Interviews, Meinungen, Strategien: So reagieren die Unternehmen der Region.
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WIRTSCHAFT | Große Arbeitgeber<br />
Ausbildungsplätze in Heilbronn-Franken | ABI-BRSE<br />
Ausbildungsplätze in Heilbronn-Franken | ABI-BRSE<br />
Helden im Alltag<br />
Wie arbeiten derzeit Mediziner und Pflegekräfte? Welchen Problemen<br />
und Herausforderungen stellen sie sich Tag für Tag? Und gibt es<br />
gerade jetzt auch besonders schöne Momente? Von Denise Fiedler<br />
AZUBI-BÖRSE<br />
Ausbildungsplätze in Heilbronn-Franken I pro-magazin.de<br />
Alexander Vöckler, selbst ständiger<br />
Zahnarzt, Heilbronn<br />
Dr. Holger Wolff, komm. Chefarzt<br />
Anästhesie, Krankenhaus Öhringen<br />
Tanja Kison, Pflegedienstleitung im<br />
Seniorenzentrum Waldenburg<br />
Wegen der Corona-Krise haben<br />
wir in der Praxis besondere<br />
Maßnahmen ergriffen, um<br />
das Infektionsrisiko für Patienten und<br />
uns selbst so gering wie möglich zu<br />
halten. Wir führen nur medizinisch<br />
absolut notwendige Behandlungen<br />
durch und solche, bei denen Aerosol<br />
entstehen kann, reduzieren wir auf ein<br />
Mindestmaß. Wir haben unsere Organisationsstruktur<br />
angepasst, damit die<br />
Patienten direkt von der Praxistür in<br />
den Behandlungsraum gelangen.<br />
Die Beschaffung von Schutzausrüstung,<br />
wie der speziellen FFP2 Masken,<br />
oder Desinfektionsmitteln ist<br />
schwierig, weil diese Dinge kaum noch<br />
bei Händlern zu bekommen sind – und<br />
wenn, dann zu sehr hohen Preisen.<br />
Ich versuche mich, auch durch<br />
den Austausch mit Kollegen, stets über<br />
die aktuelle Entwicklung und entsprechende<br />
Maßnahmen auf dem Laufenden<br />
zu halten und das auch an mein<br />
Team weiterzugeben.<br />
Viele Patienten sind froh, dass<br />
wir für sie da sind – und daran wird<br />
sich auch erstmal nichts ändern. Meine<br />
Verantwortung ihnen gegenüber<br />
nehme ich sehr ernst. Sehr schön war,<br />
dass mir Patienten Schutzmasken angeboten<br />
haben, falls wir keine mehr<br />
bekommen könnten.<br />
Der Alltag hat sich sehr verändert,<br />
wir müssen uns täglich neu auf<br />
die aktuellen Erfordernisse einstellen.<br />
Die Arbeitsbelastung abends<br />
und nachts bei den Einsätzen auf der<br />
Intensivstation ist hoch. Dazu kommt<br />
die Sorge um Schutzmaterial und die<br />
notwendigen Beatmungskapazitäten.<br />
Rein medizinische Probleme<br />
sind recht gut zu bewältigen, da das<br />
Krankheitsbild einheitlich ist und mittlerweile<br />
viele Empfehlungen existieren.<br />
Allerdings ist die Belastung für alle<br />
Kollegen in der Intensivstation hoch.<br />
Die Arbeit mit der Schutzausrüstung<br />
ist anstrengend. Dazu kommen Angst<br />
und Unsicherheit, wie lange diese Situation<br />
noch andauern wird.<br />
Wir erfahren viel Dankbarkeit<br />
aus der Bevölkerung. Das motiviert natürlich.<br />
Die Solidarität und Zusammenarbeit<br />
der Mitarbeiter untereinander<br />
ist trotz der hohen Anstrengungen<br />
enorm. Plötzlich helfen sich Kollegen,<br />
die vorher nicht einmal genau wussten,<br />
was die Aufgabe des anderen ist.<br />
Es konnten schon mehrere Patienten –<br />
die wir aus Platzmangel in umliegende<br />
Krankenhäuser verlegen mussten – in<br />
verbessertem Zustand zurückkehren.<br />
Es ist ein phantastisches Gefühl, wenn<br />
man sieht, dass die eigene Arbeit sinnvoll<br />
und erfolgreich ist.<br />
Es ist jeden Tag höchste Flexibilität<br />
gefragt. Wir treffen Entscheidungen<br />
und Evaluieren in kurzer Zeit.<br />
Das Arbeitspensum ist hoch, nicht nur<br />
in der Pflege, sondern auch bei der Dokumentation<br />
und der täglichen Organisation<br />
der Dienste, etwa wenn ein<br />
Kollege wegbricht, weil er in Quarantäne<br />
muss. Die Mitarbeiter täglich aufs<br />
Neue zu motivieren und für sie da zu<br />
sein, nimmt viel Zeit in Anspruch.<br />
Zu der Sorge um Schutzausrüstung,<br />
die Versorgung mit Desinfektionsmitteln<br />
und Abfallbehältern für infektiösen<br />
Müll sowie um die Ausfälle<br />
von Kollegen, kommt die Sorge um die<br />
Bewohner, die seit Wochen keinen Besuch<br />
empfangen dürfen und sozial isoliert<br />
sind. Das setzt den älteren Menschen<br />
auf Dauer schwer zu.<br />
Wir in der Pflege merken, dass<br />
wir alle in einem Boot sitzen, egal ob<br />
Seniorenzentrum oder Krankenhaus.<br />
Wir arbeiten zusammen und lösen<br />
Probleme gemeinsam. Die Bewohner<br />
und Mitarbeiter sind sehr dankbar und<br />
zeigen es auch. Die Bevölkerung ist<br />
zum großen Teil sehr bemüht, uns zu<br />
unterstützen, sei es mit guten Wünschen,<br />
Spenden von Süßigkeiten oder<br />
mit seelischem Beistand. Die Führungsebene<br />
begegnet mir persönlich<br />
sehr wertschätzend, das gibt mir Kraft.<br />
Fotos: privat<br />
LH<br />
Die Schulschließungen betreffen auch die Berufsschulen. Azubis<br />
können aber am Arbeitsplatz oder von zu Hause aus Lernen. Unternehmen<br />
haben schnell Wege gefunden, ihre Azubis zu unterstützen.<br />
Corona macht auch vor der Ausbildung<br />
nicht Halt. Azubis sind in<br />
doppelter Weise betroffen: Die<br />
Berufsschulen sind geschlossen und<br />
auch am Arbeitsplatz kann es zu Einschränkungen<br />
kommen.<br />
Unternehmen sind bemüht, ihren<br />
Azubis bestmöglich durch die Krise<br />
zu helfen. Der Audi-Nachwuchs<br />
beispielsweise, schreibt das Unternehmen,<br />
lernt mobil. Zum Ausbildungsstart<br />
2019 wurde eine Lernplattform<br />
eingeführt, die standortübergreifenden<br />
Zugriff auf Lerninhalte ermöglicht.<br />
„Schon seit einigen Jahren kommen in<br />
der Ausbildung bei Audi digitale Lehrmethoden<br />
zum Einsatz – das zahlt<br />
sich jetzt in der Coronakrise aus“, sagt<br />
Christoph Hermreck, Verantwortlicher<br />
für die Koordination der Berufsaus-<br />
Foto: Adobe Stock/Rymden<br />
bildung. Er ergänzt: „Wir erleben bei<br />
Audi gerade einen regelrechten Push<br />
in punkto digitales Lernen.“<br />
Dank moderner Technik kann auch von<br />
zu Hause aus gelernt werden.<br />
Der Ventilatorenhersteller EBM-Papst<br />
schickt seine Azubis im Wechsel eine<br />
Woche ins Homeoffice und eine Woche<br />
in den Betrieb. „Auch die Ausbilder<br />
haben sich in A- und B-Teams aufgeteilt,<br />
damit eine durchgehende<br />
Betreuung der Auszubildenden gewährleistet<br />
ist, selbst wenn wir einen<br />
Infektionsfall bekommen sollten“, sagt<br />
Bernd Ludwig, Leiter Aus- und Weiterbildung.<br />
Zudem gebe es eine digitalen<br />
Lernplattform. Für die Zeit, in der sie<br />
nicht am Arbeitsplatz sind, erhalten<br />
beide Gruppen Arbeitspakete. Ermöglicht<br />
wird dieses Konzept auch von den<br />
Berufsschulen, die weiterhin dafür<br />
sorgen, dass die theoretischen Ausbildungsinhalte<br />
vermittelt werden. „Die<br />
Berufsschulen haben sich schnell auf<br />
die neue Situation eingestellt“, sagt<br />
Ludwig. „Die Lehrer haben in Rekordgeschwindigkeit<br />
digitale Lernmaterialien<br />
für die Schüler erarbeitet.“ So soll<br />
ein regulärer Ausbildungsabschluss<br />
ermöglicht werden.<br />
den<br />
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<strong>April</strong> <strong>2020</strong><br />
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