Man darf sich nicht ergeben

Firma. Neben dem Werk in Riesa gehört
zur Albgold-Gruppe das Stammwerk im
schwäbischen Trochtelfingen und ein
Werk in Spaichingen. Es ist ein spannendes
Dokument: Dadurch erfahren sie,
dass die Kollegen im Westen 25 Prozent
Nachtschichtzulage bekommen - so ist es
gesetzlich vorgeschrieben - während sie
in Riesa zunächst mit 10, später dann mit
15 Prozent abgespeist werden. Und sie
erfahren, was die Leute bei Alb-Gold verdienen:
nämlich rund 800 Euro mehr, für
die gleiche Arbeit. „Das hat das Fass zum
Überlaufen gebracht“, sagt der Vertriebsleiter.
Teigwaren Riesa – das Stiefkind der
Familie.
Es war schon bekannt, dass das Verhältnis
zwischen Belegschaft und Familie
in den beiden Westbetrieben enger ist.
Die verbreitete Wahrnehmung: „Aus Riesa
kommen die Vorschläge, bei Alb-Gold
werden sie umgesetzt.“ Die Kollegen dort
müssten nicht mal fragen für Lohnerhöhungen.
»Aber warum sollen wir weniger verdienen?«,
fragt Zielke. Fast 30 Jahre nach
der Wende. Das sehen sie nicht mehr ein.
Die Firma verweist auf „regional unterschiedliche
Absatzmärkte“ und betriebswirtschaftliche
Gründe. Zielke lässt das
nicht gelten: „7 Millionen Euro Gewinn
2016. Da ist so viel Speck, die können
bessere Löhne locker stemmen.“ Zudem:
Miete und Nudeln kosten in Sachsen genauso
viel wie im Schwabenland.
Miese Löhne, Ost-West-Differenzen,
Jobalternativen, all das bildet den Boden
für das Aufbegehren. Aber es kommt darauf
an, dass jemand das Feld bestellt.
Daniel Zielke, Anja Reisky und eine weitere
Frau, Carola Werner, alle drei Mitte
30 bis Mitte 40, nehmen die Sache in die
Hand.
Frisch gewählt und voller Tatendrang – der
1. Betriebsrat bei Teigwaren Riesa GmbH (o.l.: Anja
Reisky, Antje Frohberg, Andreas Wolf, Carola Werner,
Anke Kühne, u.l. Frank Meyer, Daniel Zielke).
»Am Anfang wussten wir gar nichts« –
Oder: Wie man einen Betriebsrat gründet
Die drei wenden sich an die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten, kurz
NGG. An einem Freitag im März findet
ein erstes geheimes Treffen statt – zur Si-
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