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Man darf sich nicht ergeben

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Streiken muss wehtun! Im April scheiterte der Arbeitgeberverband damit, die<br />

Arbeitsniederlegungen gerichtlich zu untersagen. Aber sein Antrag auf Erlass<br />

einer einstweiligen Verfügung förderte den ökonomischen Schaden der Streiks<br />

von mehreren hunderttausenden Euro zu Tage. Das war die Unternehmensführung<br />

bereit hinzunehmen, um einen Tarifvertrag zu verhindern. Erst die<br />

Ankündigung unbefristeter Streik brachte den Durchbruch.<br />

trags im April legen die sächsischen Nudelwerker<br />

fünf Mal 24 Stunden lang die<br />

Arbeit nieder, dazu noch an zwei halben<br />

Tagen. Zuletzt beteiligen <strong>sich</strong> 80 Prozent<br />

der Belegschaft, alle drei Schichten sind<br />

lahmgelegt. Alle streiken mit. Auch die<br />

Nachtschichtler bleiben noch bis lange<br />

nach Feierabend, bevor sie gegen Mittag<br />

nach Hause gehen. Zu der Zeit sind alle<br />

da, die <strong>nicht</strong> im Urlaub oder krank sind.<br />

»Wenn wir streiken, steht die Produktion<br />

still«, sagt Daniel Zielke. Es ist <strong>nicht</strong> nur<br />

ein Spruch aus dem Arbeitskampfwortschatz.<br />

Keine Nudel läuft vom Band. Das<br />

Unternehmen bestätigt einen „massiven<br />

wirtschaftlichen Schaden“ durch die<br />

Warnstreiks. 320.000 Euro Umsatz lässt<br />

es <strong>sich</strong> durch seine Verweigerung pro<br />

Streiktag entgehen. Ein Versuch, einen<br />

Streik gerichtlich zu verhindern, scheitert.<br />

Das Gericht bestätigt das Streikrecht<br />

der Nudelwerker. Die NGG kommt für die<br />

Einkommensverluste ihrer Neumitglieder<br />

auf und zahlt unbürokratisch Streikgeld.<br />

Eine Existenzfrage, gerade im Niedriglohnsektor.<br />

Es gibt <strong>nicht</strong>s Gutes, außer man tut es – zur Streikstrategie<br />

Bei Arbeitskämpfen etwa in der Metallindustrie<br />

heißt es oft, die haben diesen<br />

Streik lange im Voraus geplant. Die wollen<br />

ja nur Mitglieder gewinnen und Stärke<br />

zeigen. Das Vorgehen in Riesa folgt keinem<br />

lang gehegten Plan, sondern wird Ad<br />

Hoc beschlossen – abhängig davon, wie<br />

die Geschäftsleitung reagiert.<br />

Nach zwei Streiks Ende 2018 scheint<br />

im Januar 2019 der Durchbruch da: Die<br />

Firma erklärt <strong>sich</strong> endlich zu Tarifverhandlungen<br />

mit der Gewerkschaft bereit.<br />

Diese legt die Forderungen vor: 1,50 Euro<br />

pro Stunde mehr oder 15 Prozent, zudem<br />

Verbesserungen bei Urlaub, Weihnachtsgeld,<br />

Schichtzulagen. Orientiert hat man<br />

<strong>sich</strong> an einem Tarifvertrag einer vergleichbaren<br />

Nudelfirma in der Nachbarschaft<br />

von Alb-Gold, zurechtgestrickt auf Riesa.<br />

Bei der 1. Tarifverhandlung am 16.<br />

Januar werden 7 Prozent erreicht. Ein<br />

Kompromiss, mit dem die Belegschaft le-

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