19.05.2020 Aufrufe

contact Büromagazin #30

COVID-19 hat die Spielregeln von Organisationen schlagartig auf den Kopf gestellt. Gut durchdachte, schrittweise vorangetriebene Change-Management-Prozesse sind zurzeit fromme Wünsche – jetzt müssen viele Entscheidungen über Nacht passieren. In unserer Titelstory beschäftigen wir uns damit, wie Teamführung und Teamarbeit in der jetzigen Krise wie jetzt funktionieren und welche Erkenntnisse wir für die Zukunft mitnehmen können. Außerdem besuchen wir das vielleicht ungewöhnlichste Revitalisierungsprojekt Europas: Die sogenannte LocHal im niederländischen Tilburg. Es freut uns, dass wir Ihnen mit dieser Ausgabe des Büro-Magazins contact einen echten Ratgeber bieten können!

COVID-19 hat die Spielregeln von Organisationen schlagartig auf den Kopf gestellt. Gut durchdachte, schrittweise vorangetriebene Change-Management-Prozesse sind zurzeit fromme Wünsche – jetzt müssen viele Entscheidungen über Nacht passieren. In unserer Titelstory beschäftigen wir uns damit, wie Teamführung und Teamarbeit in der jetzigen Krise wie jetzt funktionieren und welche Erkenntnisse wir für die Zukunft mitnehmen können.

Außerdem besuchen wir das vielleicht ungewöhnlichste Revitalisierungsprojekt Europas: Die sogenannte LocHal im niederländischen Tilburg. Es freut uns, dass wir Ihnen mit dieser Ausgabe des Büro-Magazins contact einen echten Ratgeber bieten können!

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Ausgabe 30<br />

Teamarbeit: Das analoge<br />

und das digitale Wir.<br />

Change-Management<br />

in disruptiven Zeiten.<br />

Plötzlich Home-Office: Testlauf für<br />

zukünftige Arbeitsmodelle?<br />

Büros aus aller Welt: Die LocHal<br />

im niederländischen Tilburg.


Ein Ratgeber für<br />

schwierige Zeiten.<br />

Natürlich hat das Virus auch die neueste Ausgabe unseres Contact<br />

erreicht – zum Glück im positiven Sinn. Schließlich bietet es eine<br />

Reihe konstruktiver Gedanken, Informationen und Tipps für die<br />

Zeiten während und nach Corona.<br />

In unserer Titelstory beschäftigen wir uns intensiv damit, wie<br />

Teamplay und Teamführung in einer extremen Krise wie jetzt<br />

funktionieren und welche Erkenntnisse wir uns für die Zukunft<br />

bewahren können.<br />

Tatsache ist: COVID-19 hat die Spielregeln von Organisationen<br />

schlag artig auf den Kopf gestellt. Gut durchdachte, schrittweise<br />

vorangetriebene Change-Management-Prozesse sind zurzeit<br />

fromme Wünsche – jetzt müssen viele Entscheidungen über Nacht<br />

passieren. Dazu ein spannendes Interview mit Christian Vieira dos<br />

Santos, Geschäftsführer von SYMBIOS und Experte für Change-<br />

Manage ment & Transformation.<br />

Außerdem machen wir einen Testlauf für zukünftige Arbeitsmodelle,<br />

beschäftigen uns mit dem oft beschworenen aber selten räumlich<br />

realisierten Teambüro, zeigen anhand dreier Beispiele wie „Shared<br />

Offices“ in der Praxis gelebt werden können und wir haben für Sie<br />

Konferenzräume neu durchdacht.<br />

Anschließend werfen wir noch einen Blick auf den Schreibtisch des<br />

renommierten Wohnbauspezialisten Stephan Gratzer und besuchen<br />

das vielleicht schönste und ungewöhnlichste Revitalisierungsprojekt<br />

Europas: Die sogenannte LocHal im niederländischen Tilburg.<br />

Es freut mich, dass wir Ihnen mit dieser Ausgabe des Contact einen<br />

echten Ratgeber bieten können!<br />

Lassen Sie sich inspirieren und bleiben Sie gesund.<br />

Ihr Markus Wiesner


Teamarbeit: Das analoge und das digitale Wir ...................................................................04<br />

Teambüros: Anspruch und Wirklichkeit ..............................................................................08<br />

Interview: Change-Management in disruptiven Zeiten .....................................................10<br />

Shared Offices: Vom privaten zum öffentlichen Raum .......................................................12<br />

Nützliches für den Büroalltag ............................................................................................14<br />

Referenzstory: Smart Workplace Solutions von & für ACP TEKAEF .....................................15<br />

Plötzlich Home-Office: Testlauf für zukünftige Arbeits modelle? .........................................18<br />

Büros aus aller Welt: Die LocHal im niederländischen Tilburg ...........................................20<br />

What‘s on your desk, Stephan Gratzer? .............................................................................23<br />

Der „Boomer“ am Arbeitsplatz ..........................................................................................24<br />

Showroom .........................................................................................................................26<br />

Herausgeber: Wiesner-Hager Möbel GmbH, Linzer Straße 22, A-4950 Altheim, T +43/(0)7723/460-0, altheim@wiesner-hager.com,<br />

www.wiesner-hager.com, thinknewwork.com; Konzept/Redaktion: Wiesner-Hager, plenos creative; Layout: plenos creative, plenos.at;<br />

Gastautor: Wojciech Czaja; Satz- & Druckfehler vorbehalten; 05/2020.


Office Concepts<br />

Teamarbeit:<br />

Das analoge und<br />

das digitale Wir.<br />

Wie funktionieren Teamplay und Teamführung in Zeiten von Corona? Was sind die wichtigsten Unterschiede<br />

zwischen analogem und digitalem Kommunizieren? Und welche Erkenntnisse aus der aktuellen<br />

Krise, aber auch aus der Vergangenheit der Arbeitsforschung können wir uns für die Zukunft<br />

bewahren? Eine Geschichte über Slack, Engagement und Online-Feierabendbier.<br />

4 <strong>contact</strong>


„Wir können gerne morgen telefonieren, irgendwann<br />

zwischen 9 und 16 Uhr, und dann können Sie mir Ihre<br />

Fragen stellen“, sagt Jens Kapitzky, „aber heute geht<br />

sich das leider nicht mehr aus. Es ist kurz nach 17 Uhr,<br />

und mein Team und ich sind bereits mitten im Online-Feierabendbier.<br />

Für heute machen wir Schluss.“<br />

Na gut, prost und tschüss! Bis morgen dann! Das<br />

Telefonat ist beendet.<br />

Kapitzky ist Organisations- und Strategieberater und<br />

leitet die Metaplan Leadership & Organization Academy<br />

in Quickborn bei Hamburg. Wie in den meisten<br />

Unternehmen im April sind die Deutschland-Zentrale<br />

und die Niederlassungen in Zürich, Princeton,<br />

Versailles, Singapur und Shanghai derzeit geschlossen,<br />

und die meisten der rund 65 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter arbeiten in ihren Home-<br />

Offices. Jeden Tag um 17 Uhr mitteleuropäischer<br />

Zeit treffen sie sich virtuell<br />

und gönnen sich ein Glas Bier oder Pint<br />

oder Panaché – oder eben auch einen<br />

fernöstlichen Midnight-Drink.<br />

„Seit einigen Wochen steht bei uns<br />

Teleworking auf der Tagesordnung“,<br />

sagt Kapitzky am nächsten Morgen,<br />

„und obwohl wir das Remote-Arbeiten<br />

schon seit Jahren gewohnt sind, ist es<br />

ein erheblicher Unterschied, ob man<br />

unter anderem virtuell miteinander<br />

kommuniziert – oder eben ausschließlich,<br />

wie das derzeit der Fall ist. Wenn<br />

es keine anderen Möglichkeiten des<br />

informellen Treffens, des Plausches an<br />

der Kaffeemaschine oder des gemeinsamen Mittagessens<br />

in der Mensa oder Kantine gibt, dann muss man<br />

eben situationselastisch darauf regieren und proaktiv<br />

Ersatzrituale einführen.“ Oberstes Gebot: Über Berufliches<br />

wird beim Online-Feierabendbier nur rudimentär<br />

gesprochen, und wenn, dann nur Lustiges und<br />

Anekdotenhaftes.<br />

„Seit Wochen klingelt bei uns ununterbrochen das<br />

Telefon, eine Videokonferenz jagt die andere, hunderte<br />

E-Mails am Tag, weil sich Firmen aus sämtlichen<br />

Branchen darüber informieren, wie sie in Zeiten<br />

der Corona-Krise und des Teleworkings ihre Teams<br />

effizient führen und die Zusammenarbeit begünstigen<br />

können.“ Zu den Kunden, erzählt Kapitzky, zählen<br />

Messe- und Veranstaltungsanbieter, Maschinenbauer,<br />

Pharmakonzerne und Bildungseinrichtungen – und<br />

Die Komplexität<br />

der Steuerungsfunktion<br />

nimmt mit der<br />

Distanz zu.<br />

zwar sowohl Großfirmen als auch KMUs und Einzelunternehmer,<br />

die sich überlegen, wie sie in dieser Zeit<br />

des Social Distancing ihre Dienstleistung am besten<br />

ins Netz bringen. Außerdem leitet Kapitzky die brand<br />

eins safari, wo er im Auftrag des deutschen Wirtschaftsmagazins<br />

in Form von Webinaren Learning-<br />

Nuggets zu den Unterschieden zwischen analogem<br />

und digitalem Führungsmanagement vermittelt.<br />

„Darf ich ganz ehrlich sein? Die Welt ist voll von<br />

beschissen gestalteten Meetings, die viel Zeit in Anspruch<br />

nehmen, die keine messbaren Resultate mit<br />

sich bringen und bei denen man das Gefühl hat, in<br />

ein schwarzes Loch zu fallen, während das Leben an<br />

einem im Eiltempo vorbeizieht. Und so beschissen<br />

diese Meetings in der realen Präsenz sind, so beschissen<br />

sind sie auch im Remote-Modus.“<br />

Kapitzky fordert: „Es braucht klare<br />

Spielregeln, wozu ein Meeting dient,<br />

wie lange es dauern soll, wer die Gesprächsführung<br />

übernimmt, welches<br />

Resultat erzielt werden soll und wer sich<br />

bis wann in welchem Umfang um die<br />

Umsetzung und Ausführung der vereinbarten<br />

Punkte kümmert. Wenn diese<br />

Rollenverteilung nicht klar ist, dann<br />

sind die Konsequenzen im Remote-Arbeiten<br />

noch gewaltiger als im Arbeitsalltag<br />

mit physischer Präsenz, denn die<br />

Komplexität der Steuerungsfunktion<br />

nimmt mit der Distanz zu.“ Was hilft:<br />

Trainings für Meetings-Hosts, im Idealfall<br />

auch die Einführung einer eigenen<br />

Moderatorenrolle.<br />

Dass die solcherart durchorchestrierte Teamarbeit<br />

im Teleworking gegenüber dem klassischen Büro mit<br />

physischer Präsenz nicht unbedingt ein Nachteil sein<br />

muss, beweist eine 2019 durchgeführte Studie des<br />

global agierenden ADP Research Institute (ADPRI).<br />

Untersucht wurde dabei das Engagement von insgesamt<br />

19.000 Arbeitskräften in aller Welt, wobei<br />

repräsentativ je 1.000 Arbeitskräfte in insgesamt 19<br />

Ländern unter die Lupe genommen wurden. Das<br />

Resultat ist überraschend, wenn nicht sogar positiv<br />

schockierend.<br />

Erstens: Das Engagement nimmt mit der Teamfähigkeit<br />

und dem Vertrauen zum Teamleiter exponentiell<br />

zu. Während sich unter den teamlos arbeitenden<br />

Personen gerademal acht Prozent aller befragten<br />

© Shutterstock<br />

<strong>contact</strong> 5


Office Concepts<br />

Mitarbeiter voll engagiert fühlen, steigt das Engagement<br />

im Team auf bereits 17 Prozent. Die Spitze mit<br />

45-prozentigem Engagement bilden all jene, die in<br />

einem Team mit gutem Vertrauen zum Teamleiter<br />

arbeiten. Und zweitens: Je öfter und je intensiver die<br />

Mitarbeiter auswärts im Home-Office oder auf Business-Reisen<br />

arbeiten, umso engagierter führen sie ihre<br />

Arbeit aus. Während die Mitarbeiter mit permanenter<br />

physischer Präsenz im Büro lediglich zu 12 Prozent<br />

voll engagiert sind, steigt das Engagement mit vier<br />

oder gar fünf Tagen Teleworking pro Woche auf den<br />

doppelten Wert an.<br />

„Mit dem Aufstieg der Gig-Economy sind Bedenken<br />

hinsichtlich der sozialen Isolation von Gig-Arbeitern<br />

aufgekommen“, schreiben Marcus Buckingham,<br />

Forschungsleiter und Co-Geschäftsführer am ADP<br />

Research Institute, und Ashley Goodall,<br />

Senior Vice President beim amerikanischen<br />

Telekom-Konzern Cisco, in einem<br />

kürzlich erschienenen Artikel im Harvard<br />

Business Manager. „Doch die ADPRI-<br />

Studie zeigt, dass diese Arbeitsweise das<br />

Engagement tatsächlich stärker fördert als<br />

das traditionelle Modell. Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass Gig-Work nicht nur sehr reizvoll<br />

sein kann, sondern Elemente enthält,<br />

die wir in unsere traditionelle Arbeit<br />

integrieren können.“<br />

Im Klartext, setzen Buckingham und<br />

Goodall in ihrer Dokumentation fort,<br />

hieße das: „Mitarbeiter sollten mehr Kontrolle<br />

über ihre Tätigkeit ausüben können<br />

und mehr Chancen erhalten, Dinge zu tun, die sie<br />

begeistern. Sie sollten das Beste aus beiden Arbeitswelten<br />

miteinander verbinden können – eine planbare,<br />

stabile Rolle in einem Heimteam und einen Nebenjob<br />

in Form verschiedener Möglichkeiten, dynamischen<br />

Teams im selben Unternehmen beizutreten.“ Damit<br />

diese Kommunikations- und Führungskultur Fuß fassen<br />

kann, braucht es nicht nur eine gute, empathische<br />

Teamführung, sondern auch eine klare Rollenverteilung<br />

im Team sowie ebenso klare Feedbackregeln mit<br />

Aufmerksamkeit und entsprechender Wertschätzung.<br />

Anachronistischerweise kommt hier ein Rollenmodell<br />

zum Tragen, das bereits vor knapp fünf Jahrzehnten<br />

entwickelt wurde und sich mit der Frage befasst, wie<br />

man ein perfektes Team zusammensetzt. Der britische<br />

Forscher und Unternehmensberater Raymond<br />

Meredith Belbin, der schon seit den Siebzigerjahren<br />

zu diesem Thema forscht, geht davon aus, dass sich<br />

Menschen abhängig von ihren Persönlichkeitsmerkmalen<br />

unterschiedlich verhalten und entsprechend<br />

Der virtuelle<br />

Raum fordert<br />

und fördert<br />

selbstorganisiertes<br />

Arbeiten.<br />

ihren Fähigkeiten und ihrem Habitus eine typische<br />

Rolle einnehmen. Belbin definiert drei Kategorien<br />

mit jeweils drei dazu passenden Teamrollen: Zu den<br />

handlungsorientierten Rollen gehören Macher, Umsetzer<br />

und Perfektionist. Die kommunikationsorientierten<br />

Rollen umfassen Koordinator, Teamworker<br />

und Wegbereiter. Und die wissensorientierten Rollen<br />

setzen sich aus Erfinder, Beobachter und Spezialist<br />

zusammen.<br />

„Belbins Rollenmodell hat bis heute Relevanz“, sagt<br />

die Wiener Arbeits- und Organisationspsychologin<br />

Bettina Wegleiter. „Und ich finde faszinierend, dass<br />

sein Modell sogar bei disruptiven Umbrüchen wie<br />

etwa Digitalisierung, Corona-Krise und Veränderung<br />

gewohnter Arbeits- und Kommunikationsprozesse<br />

nach wie vor als wichtige Grundlage herangezogen<br />

wird. Gerade in Zeiten des Teleworkings,<br />

der digitalen Kommunikation und der entkörperlichten<br />

Teamführung über Zoom,<br />

Moodle, Slack, Webex und MS Teams ist<br />

Belbins Modell eine sehr nützliche und<br />

hilfreiche Orientierung, um harmonische,<br />

effiziente und produktive Arbeits- und<br />

Projektteams zusammenzustellen.“<br />

Eine Änderung zu den Seventies sieht<br />

Wegleiter aber sehr wohl: „Im Gegensatz<br />

zu früher gewinnen heute nicht die<br />

Konstanten, sondern all jene, die wie bei<br />

Holacracy in der Lage sind, Rollen zu<br />

tauschen und zwischen unterschiedlichen<br />

Teamrollen hin und her zu switchen.“ Vor<br />

allem in der neuen Arbeitswelt, sagt die<br />

Psychologin, sei diese Flexibilität und Elastizität unverzichtbar,<br />

denn es macht einen Unterschied, ob man<br />

physisch vor Ort sei, ob man sich mit Handzeichen<br />

in eine Videokonferenz einbringe oder ob man bei<br />

einer informellen Begegnung am Gang eine kreative<br />

Idee äußere. „Der virtuelle Raum fordert und fördert<br />

selbstorganisiertes Arbeiten. Je größer und umfangreicher<br />

das Rollenrepertoire, je schneller man sich ins<br />

Team integrieren kann, desto besser ist man für die<br />

Arbeitszukunft gewappnet.“<br />

Wie sich die bisherigen Erkenntnisse und Errungenschaften<br />

rund um Teamplay und Teamführung sowie<br />

die aktuelle Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt<br />

niederschlagen werden, damit beschäftigt sich der<br />

Wiener Möbel- und Produktdesigner Thomas Feichtner.<br />

„Die Art und Weise, wie Teams funktionieren<br />

und wie sie bestmöglich geführt werden, befindet sich<br />

zurzeit auf unfreiwilliger Basis in einem kompletten<br />

Umbruch. Wir arbeiten anders, wir kommunizieren<br />

anders, wir bewegen uns anders, und damit verändert<br />

6 <strong>contact</strong>


sich auch unsere Einstellung zum klassischen Büro.<br />

Das wird sich post Corona auch auf die Möbel, auf<br />

die Bürogestaltung und mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

sogar auf den Wohn- und Büroimmobilienmarkt<br />

auswirken.“<br />

Wir sind in der Lage, von zuhause aus effizient und<br />

produktiv zu arbeiten. Wir tun das, wie vom ADP<br />

Research Institute eindringlich unter Beweis gestellt<br />

wurde, mit vergleichsweise hohem Engagement. Und<br />

unverzichtbare Arbeitsqualitäten wie Teamgeist und<br />

Teamfähigkeit können, eine gute Führung vorausgesetzt,<br />

überraschenderweise auch ohne physische<br />

Dauerpräsenz aufrechterhalten werden.<br />

„Vielleicht ist das Büro der Zukunft also eine Office-<br />

Base mit Lounge, Kaffeehaus und ein paar Arbeitszellen<br />

für konzentriertes Arbeiten, wenn jemandem<br />

im Home-Office zwischen Kindern und Ehepartnern<br />

mal die Decke auf den Kopf fällt“, sagt Feichtner.<br />

„Vielleicht dient das Büro von morgen weniger als<br />

Arbeitsplatz und vielmehr als sozialer Treffpunkt,<br />

um Arbeitstasks und persönliche Anekdoten auszutauschen<br />

– und vielleicht, um einmal in der Woche<br />

einfach nur gemeinsam einen echten Feierabend mit<br />

einem echten Bier zu begehen.“<br />

Wojciech Czaja<br />

© Shutterstock<br />

<strong>contact</strong> 7


Innenarchitektur<br />

© Visualisierung: Studio Perspektiv<br />

Mehr als nur ein Raum zum Arbeiten:<br />

Teambüros<br />

Anspruch und Wirklichkeit.<br />

Open Office, Großraumbüro, Kombibüro,<br />

Managementbüro und Zellenbüro. Die Vorstellungen<br />

darüber, was unter den verschiedenen<br />

Büroformen zu verstehen ist, gehen<br />

weit auseinander. Denn, so vielfältig wie die<br />

Aufgabenbereiche in einem Unternehmen<br />

sind, so vielfältig sind auch ihre Büroformen.<br />

Wir werfen in diesem Artikel einen Blick auf<br />

das oft beschworene, aber selten räumlich<br />

realisierte Teambüro.<br />

Kollaboration vor Vertraulichkeit.<br />

So unterschiedlich Teambüros in Unternehmen – abhängig<br />

vom jeweiligen Bereich – gestaltet sind, so weist<br />

diese Büroform einige grundlegende Gemeinsamkeiten<br />

auf, die sie als solche charakterisieren. Zusammenarbeit<br />

und Kommunikation stehen im Vordergrund, die<br />

Arbeitsprozesse sind auf Kollaboration ausgerichtet.<br />

Effizientes Arbeiten im Teambüro bedeutet kurze<br />

Kommunikationswege und direkter Informationsaustausch.<br />

Teammitglieder sollen deshalb auch räumlich<br />

zusammenarbeiten. Dafür eignen sich weder Großraum-<br />

noch Zellenbüros, sondern gefragt sind „Open<br />

Units“ – kleinstrukturierte, aber dennoch offene<br />

Raumzonen. Diese sind je nach Bereich und Zweck<br />

mehr oder weniger stark visuell und akustisch abge-<br />

8 <strong>contact</strong>


schirmt. Die Abschirmung nach außen ist so zu wählen,<br />

dass eine konzentrierte Team- und Projektarbeit<br />

gewährleistet ist. Die Anzahl an Mitarbeitern, die sich<br />

im Teambüro einen gemeinsamen Arbeitsraum teilen,<br />

beträgt aus Effizienzgründen maximal 20 Personen. Sie<br />

benötigen die Möglichkeit, sich schnell und unkompliziert<br />

auszutauschen, um sich laufend auf dem neuesten<br />

Stand zu halten.<br />

Ein Teambüro muss mehr bieten als nur einen Platz<br />

zum Arbeiten. Der Fokus liegt auf Zusammenarbeit<br />

und erfordert eine entsprechende räumliche und<br />

ausstattungsmäßige Unterstützung. Ganz nach dem<br />

Prinzip des Activity Based Working geht es darum,<br />

ein Ambiente zur Verfügung zu stellen, das sich an<br />

den Aufgaben des Teams orientiert: konzentriertes<br />

(Zusammen-)Arbeiten, Koordination und Kommunikation<br />

oder kreative Ideenfindung. Bei Bedarf sollte<br />

auch eine akustische und visuelle Rückzugs möglichkeit<br />

– z.B. in Form einer Telefonzelle oder eines Silent<br />

Rooms – zur Verfügung sein. Die Arbeitsplätze werden<br />

idealerweise mit elektrisch höhenverstellbaren Schreibtischen<br />

ausgestattet. Das erhöht nicht nur die ergonomische<br />

Qualität, sondern schafft auch Fläche für<br />

koordinative, spontane Gespräche im Stehen. Unterstützt<br />

werden Teams auch durch digitale Arbeitsräume.<br />

Die gemeinsame (Team-)Cloud übernimmt dabei<br />

vielfach die Stauraumfunktion in Form von gemeinsam<br />

nutzbaren Speicherorten. Die vielen Laufmeter<br />

Schrankwände gehören – zumindest in Teambüros –<br />

der Vergangenheit an.<br />

Scrum verleiht dem Teambüro<br />

eine neue Dynamik.<br />

Integrierte oder abgetrennte Kommunikations-<br />

Bereiche sollen den hohen Bedarf an teaminterner<br />

Abstimmung decken. Zeitgemäße multimediale<br />

Ausstattung sieht auch Flipcharts und Pinnwände für<br />

kreativen Austausch vor. Speziell bei Scrum-Teams<br />

jagt ein Meeting das nächste. Bei dieser agilen Arbeitsmethode<br />

wird das Teambüro quasi zum Projektbüro<br />

mit flexiblen Settings, die je nach Projektphase ganz<br />

unterschiedlich mit verschiedenen Team-Mitgliedern<br />

stattfinden können. Das erfordert auch eine flexible<br />

Anpassbarkeit von Raum und Einrichtung. Der gestalterischen<br />

Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt:<br />

Stehtische für Kurzbesprechungen, Medienmöbel für<br />

Brainstormings und Mittelzonen – ausgestattet mit<br />

Polstermöbeln oder Tischen und Bänken, die auch für<br />

Teammeetings und den gemeinsamen Lunch zum<br />

Einsatz kommen.<br />

Zusammenarbeit erfordert<br />

klare Spielregeln.<br />

Die Offenheit der Büroform und das subjektive<br />

Empfinden der Teammitglieder bringen auch Herausforderungen<br />

an den Büroraum mit sich, die es am<br />

besten bereits bei der Bürokonzeption zu lösen gilt:<br />

Akustische und klimatische Behaglichkeit sind für das<br />

ganze Team herzustellen. Das erfordert einerseits bauliche<br />

Maßnahmen, anderseits braucht es auch Regeln<br />

und Kompromissbereitschaft für jeden einzelnen<br />

Mitarbeiter.<br />

Überhaupt spielt das Verhalten der Menschen eine<br />

entscheidende Rolle für ein erfolgreiches Team: Es<br />

treffen Individuen mit verschiedenen Erfahrungen und<br />

Bedürfnissen aufeinander. Was unter normalen Umständen<br />

die Stärke eines Teams ausmacht, kann schnell<br />

zur Schwäche werden, wenn Mitarbeiter nicht gut<br />

miteinander klarkommen. Fortlaufende Auseinandersetzungen<br />

und Reibereien gefährden die Zusammenarbeit<br />

im gesamten Team – da nützt auch der beste<br />

Büroraum nichts. Ungereimtheiten sollten daher frühzeitig<br />

angesprochen und im besten Fall mithilfe eines<br />

Teamcoachings aus dem Weg geräumt werden – bevor<br />

die gemeinsame Arbeit belastet wird und das gesamte<br />

Team darunter leidet.<br />

<strong>contact</strong> 9


Interview<br />

Change-Management<br />

in disruptiven Zeiten.<br />

© shutterstock<br />

Was wir aus COVID-19 für die Gestaltung neuer Arbeitswelten lernen können.<br />

COVID-19 hat die Spielregeln von Organisationen schlagartig auf den Kopf gestellt. Die Folgen werden<br />

noch lange spürbar sein. Anstatt Prozesse und Veränderungen step by step in die Unternehmenskultur<br />

einzuführen, müssen in Ausnahmesituationen Veränderungen über Nacht passieren. Wir haben dazu<br />

Christian Vieira dos Santos, Geschäftsführer von SYMBIOS und Experte für Transformationsprozesse in<br />

neue Arbeitswelten, zu einem Interview gebeten.<br />

In der weltweiten Coronakrise sind viele Firmen an ihre<br />

Grenzen gestoßen und auf Notbetrieb heruntergefahren.<br />

Lässt sich so ein Horrorszenario in irgendeiner Form<br />

vorbereiten?<br />

Die Coronakrise macht vieles, was es vorher schon<br />

gab, noch einmal deutlicher. Wie unter einem Brennglas.<br />

So hat uns Corona deutlich aufgezeigt, wie vernetzt,<br />

komplex und dynamisch unsere Welt ist. Dynamik<br />

beschreibt nichts anderes als die Wahrscheinlichkeit,<br />

mit Überraschungen konfrontiert zu werden.<br />

Komplex hingegen ist etwas, wenn einfache Lösungen<br />

auf Basis von „Wenn-Dann-Zusammenhängen“<br />

nicht mehr funktionieren. Also im Sinne von: Wenn<br />

A passiert, dann muss ich B tun, damit C rauskommt.<br />

Corona ist beides. Dynamisch und komplex. Es trat<br />

überraschend auf und ist mit einfachen Antworten<br />

nicht lösbar. Unsere heutigen Organisationen sind<br />

nicht auf Dynamik und Komplexität ausgelegt. Im<br />

Gegenteil, sie basieren auf Berechenbarkeit, Planbarkeit<br />

und Stabilität. In einem Umfeld, das nicht planbar<br />

ist, weil es voller Überraschungen steckt, funktionieren<br />

diese Formen der Führung und Organisation nicht<br />

mehr. Die Systeme, die uns im 20. Jahrhundert den<br />

Wohlstand brachten, versagen im 21. Jahrhundert.<br />

10 <strong>contact</strong>


Wie können Unternehmen auf die Dynamik und<br />

Komplexität reagieren?<br />

Man kennt mittlerweile gute Lösungen, wie wir Führung,<br />

Organisationen und Zusammenarbeit gestalten<br />

müssen, damit wir Dynamik und Komplexität besser<br />

beherrschen. Das ist das Metier von New Work und<br />

Agile. Anstelle von Planung, zentraler Steuerung und<br />

arbeitsteiliger Prozesse treten Wandlungsfähigkeit<br />

(Agilität), kreative Problemlösung sowie die Fähigkeit<br />

zu eigenverantwortlicher Selbstorganisation. Corona<br />

hält daher eine große Lernchance für die Entwicklung<br />

dieser Fähigkeiten für uns bereit, um künftig besser mit<br />

dynamischen Ereignissen und komplexen<br />

Problemstellungen umgehen zu können.<br />

Was können Unternehmen Ihrer<br />

Meinung nach konkret tun, um diese<br />

Chance zu nutzen?<br />

Die Coronakrise hat beispielsweise dazu<br />

geführt, dass selbst das zögerlichste Unternehmen<br />

auf virtuelle Zusammenarbeit<br />

umsteigen musste. Und zwar von heute<br />

auf morgen, ohne lange Ausverhandlungsprozesse<br />

über Home-Office-Regelungen.<br />

Auch mussten Unternehmen vielfach<br />

kreative Lösungen finden, um das von heute auf morgen<br />

zu ermöglichen. Das war Agilität in Reinstform. Diese<br />

Unternehmen haben dann auch erkannt, dass man Mitarbeitern<br />

vertrauen kann, dass sie ihre Arbeit eigenverantwortlich<br />

auch dann erledigen, wenn man sich nur hin<br />

und wieder via Videokonferenz sieht.<br />

Corona hat gezeigt, dass viele Arbeiten auch remote<br />

mit Videokonferenzen und Collaboration-Tools erledigt<br />

werden können. Brauchen wir dann künftig überhaupt<br />

noch Büros?<br />

Auch hier wirkt Corona wie ein Brennglas. Denn schon<br />

vor Corona haben immer mehr Unternehmen die Bedeutung<br />

erkannt, die das Büro für die Unternehmenskultur<br />

hat. Corona zeigt uns, dass viel mehr Arbeiten<br />

auch remote und unabhängig von Orts- und Zeitvorgaben<br />

erledigt werden können. Das birgt<br />

zum Beispiel die große Chance, künftig den<br />

Geschäfts- und Pendlerverkehr zu reduzieren.<br />

Corona zeigt uns aber auch, wie<br />

wichtig für uns Menschen der soziale<br />

Austausch ist. Das Büro wird daher noch<br />

mehr wie zuvor zu einem Ort des lebendigen<br />

Miteinanders werden. Zu einem Ort,<br />

wo Gemeinschaftsgefühl, Teamgeist und<br />

kulturelle Identität ermöglicht werden.<br />

Was ist wichtig, um die neu gewonnenen Erkenntnisse<br />

auch in einen normalisierten Arbeitsalltag zu integrieren<br />

und nicht wieder in den „alten Trott“ zu verfallen?<br />

Der Rückfall in alte Verhaltensmuster darf meiner<br />

Meinung nach nicht unterschätzt werden. Man kennt<br />

diesen Effekt zum Beispiel von Kursen: Das andere Umfeld<br />

in einem Seminar schafft einen anderen Kontext,<br />

der Neues möglich macht. Fällt dieser Kontext wieder<br />

weg, schleichen sich rasch wieder die alten Routinen<br />

ein. Unternehmen sollten sich deshalb fragen, welche<br />

Lernerfahrungen aus der Coronazeit zur neuen Norm<br />

im Alltag werden können.<br />

Welche Art von Menschen braucht es,<br />

um Veränderungen in die richtigen Bahnen<br />

zu lenken?<br />

Corona Selbstorganisation, Eigenverantwortung,<br />

interdisziplinäre Problemlösungskompetenz<br />

bietet Lernchancen<br />

für lig neue Art zu denken, ein neues Mindset<br />

und Wandlungsfähigkeit brauchen eine völ-<br />

bzw. Bewusstsein. Ein Umfeld zu schaffen, in<br />

die Zukunft.<br />

dem Mitarbeiter und die gesamte Organisation<br />

diese Fähigkeiten entwickeln können.<br />

Wenn das gelingt, hat Corona auch etwas<br />

Gutes gehabt.<br />

Wir Menschen kommen als höchst kreative Wesen zur<br />

Welt, die nichts lieber wollen, als selbstbestimmt und<br />

im Verbund mit anderen Menschen über sich hinauszuwachsen.<br />

Jeder Mensch bringt somit von Natur aus jene<br />

Voraussetzungen mit, die wir in der Zukunft brauchen.<br />

Leider wurden vielen Menschen diese natürlichen Fähigkeiten<br />

im Laufe ihres Lebens abgewöhnt. Das ist meiner<br />

Meinung nach eine der großen Aufgaben, vor denen<br />

Führungskräfte heute stehen: Ein Umfeld zu schaffen, in<br />

dem diese Fähigkeiten wieder aufblühen können.<br />

© SYMBIOS<br />

Christian Vieira dos Santos<br />

Gründer der SYMBIOS, Experte für Transformationsprozesse<br />

und neue Arbeitswelten<br />

Christian Vieira dos Santos ist seit 25 Jahren in<br />

den Bereichen Organisationsentwicklung und<br />

Consulting tätig. Mit SYMBIOS unterstützt er<br />

Unternehmen beim Wandel in die neue Welt der<br />

Arbeit und bei der Realisierung neuer Arbeitswelten.<br />

<strong>contact</strong> 11


Office Concepts<br />

Shared Offices.<br />

Vom privaten zum öffentlichen Raum.<br />

Strictly private! Für die meisten Unternehmen sind Vertrau lichkeit, Privatsphäre und Sicherheit ihrer<br />

Gebäude oder Mietobjekte eine Selbstverständlichkeit. Wer will sich schon in die unternehmer<br />

ischen Karten schauen lassen? Dennoch ist das Dogma der absoluten Abgeschirmtheit von Firmengebäuden<br />

und Büroräumen im Begriff aufzubrechen. Immer häufiger bieten Unternehmen und<br />

Organisationen „Shared Offices“ an, die eine Teilöffentlichkeit entstehen lassen. Wir zeigen Ihnen<br />

anhand dreier Beispiele auf, wie das in der Praxis gelebt werden kann.<br />

12 <strong>contact</strong>


Kreative Brutstätten.<br />

Wenig Raumangebot und hohe Mieten führen immer<br />

häufiger dazu, dass sich mehrere Unternehmen partnerschaftlich<br />

gemeinsame Office Spaces teilen. Die interne<br />

Organisation dazu erfordert ein Zonierungskonzept,<br />

das gemeinsam genutzte Flächen wie Working Café,<br />

Teeküche oder Meetingräume mit klar zugeordneten<br />

Arbeitsbereichen verbindet, sodass jedes Unternehmen<br />

auch seine Privatsphäre wahren kann.<br />

Gerade erst hat das niederländische Unternehmen<br />

Broeinest seinen vierten Standort in Utrecht eröffnet.<br />

Broeinest – zu Deutsch „Brutstätte“ – versteht sich als<br />

Crossover-Konzept aus Office, Schauraum, Co working<br />

und Kreativstätte. Broeinest vermietet an Partnerunternehmen,<br />

die die Räumlichkeiten gemeinsam nutzen.<br />

Und präsentiert sich darüber hinaus auch externen<br />

Architekturschaffenden, welche die kreative Brutstätte<br />

als Spielwiese für Materialtests, Interieur-Produkte oder<br />

Werkzeuge nutzen können.<br />

Ähnlich organisiert ist die Designerwerkschau in München.<br />

Als Shared Showroom öffnet sie ihre Pforten für<br />

architektur- und designinteressiertes Publikum und<br />

veranstaltet eine Reihe von Events in ihren Räumlichkeiten.<br />

Coworking Spaces.<br />

Ursprünglich war der Trend zum Coworking als moderne<br />

und kostengünstige Anlaufstelle für Freelancer und<br />

Start-ups gedacht: Menschen, die zwar nicht unmittelbar<br />

zusammenarbeiten, aber durch den gemeinsamen und<br />

inspirierenden Workspace gegenseitige Synergien nutzen<br />

können. Dabei bildet sie gleichzeitig eine Community, die<br />

wichtige soziale Aufgaben des Miteinanders erfüllt. Dieser<br />

Community-Gedanke ist im tschechischen Impact HUB<br />

ganz klar spürbar. Das Coworking Center im Herzen von<br />

Prag ist seit vielen Jahren eine Anlaufstelle für aufstrebende<br />

Start-ups.<br />

Mittlerweile errichten und nutzen immer mehr Unternehmen<br />

eigene Coworking Spaces auch innerhalb<br />

ihrer Organisation: Sie lassen Mit arbeiter mit externen<br />

Freelancern und Crowd-Workern zusammenarbeiten, es<br />

werden temporäre Projekt-Teams gebildet und Rückzugsräume<br />

für Meetings geschaffen. Kollaboration wird<br />

gefördert und spontaner Gedankenaustausch geradezu<br />

provoziert! Gestalterisch bieten Coworking Spaces viele<br />

Freiheiten: Industrial Style oder Wohnzimmer, Lounge<br />

oder Open Space, kreative Landschaft oder urbaner<br />

Marktplatz.<br />

Foyerbereiche neu gedacht.<br />

Immer häufiger erfahren Foyers und Eingangsbereiche<br />

vor allem bei größeren Unternehmensstandorten eine<br />

ganz neue Bedeutung. Sie werden „veröffentlicht“ und<br />

einem externen Publikum zugänglich gemacht. Aus<br />

dem klassischen Empfang wird ein Working Café.<br />

Aus dem Empfangstresen eine Bar. Statt „sitzen und<br />

warten“ heißt es „sich treffen und arbeiten“. Der „Café<br />

Entrance“ ist eine öffentliche Zone – wie öffentlich,<br />

das entscheidet jedes Unternehmen für sich. Gäste und<br />

Geschäftspartner wie Lieferanten oder Kunden können<br />

es sich hier bequem machen, ihre Zeit verbringen und<br />

sich auf den nächsten Termin vor bereiten. Manche<br />

Unternehmen gehen sogar noch einen Schritt weiter<br />

und öffnen den Eingangs- Barbereich auch für Besucher,<br />

die nichts mit dem Unternehmen zu tun haben. Was<br />

das bringen soll? Netzwerk- und Markenbildung zum<br />

Beispiel. Erweitert um einen Campusbereich wird aus<br />

dem Foyer rasch eine vollwertige Eventlocation.<br />

© Visualisierung: Studio Perspektiv<br />

<strong>contact</strong> 13


Trendwatching<br />

Nützliches für<br />

den Büroalltag<br />

(und im Home-Office).<br />

ROXXANE.<br />

© Microsoft<br />

Die kabellose Tischoder<br />

Stehleuchte<br />

Roxxane mit integriertem<br />

Akku bietet vielfältige<br />

Einsatzmöglichkeiten und<br />

ist leicht zu transportieren.<br />

Damit macht sie sich zum<br />

perfekten Begleiter in Büros und<br />

erhellt auch dunklere Ecken in<br />

Mittelzonen und Lounges. Mit der<br />

integrierten Lichtlenkung kann das<br />

Licht via Touch auch an die Tageszeit<br />

angepasst werden.<br />

Hersteller: nimbus<br />

© nimbus<br />

Microsoft Teams.<br />

Als Teil von Office 365 bietet MS Teams alles, was Ihr virtuelles Konferenzzimmer braucht:<br />

von einer klassischen Terminplanübersicht über eine Messenger- und Videochatfunktion<br />

bis hin zu einfachem Filesharing und diversen Zusatzfunktionen.<br />

Die Handhabung ist intuitiv, die Benutzeroberfläche sehr übersichtlich und clean.<br />

Somit ist MS Teams auch für Home-Office-Anfänger ein angenehmes Businesstool.<br />

© LINTEX<br />

NOTE WHITEBOARD.<br />

Note Whiteboard ist eine vielseitige, mobile Schreibtafel, die dank<br />

Leichtbauweise einfach mitgenommen werden kann. Sie ist auf<br />

beiden Seiten magnetisch und beschreibbar. Das Note Whiteboard<br />

wird so zum idealen Begleiter für Projektgruppen und Scrum Teams<br />

in Kreativmeetings und spontanen Brainstormings.<br />

Hersteller: Lintex<br />

14 <strong>contact</strong>


Referenzstory<br />

Smart Workplace Solutions<br />

von & für ACP TEKAEF<br />

Auf den ersten Blick scheinen ein Büromöbelhersteller und ein Unternehmen für<br />

Print- und Digitalisierungslösungen nicht viel gemeinsam zu haben. Die Wahrheit<br />

ist aber, dass Wiesner-Hager und ACP TEKAEF nicht nur ihre Wurzeln in derselben<br />

Region haben, sondern auch die gleiche Mission verfolgen: moderne und flexible<br />

Arbeitsplatzgestaltung. Kein Wunder also, dass ACP TEKAEF für ihre neue Firmenzentrale<br />

auf Innenarchitektur und Büromöbel von Wiesner-Hager setzten.<br />

© www.raumpixel.at<br />

<strong>contact</strong> 15


© www.raumpixel.at<br />

Referenzstory<br />

© www.raumpixel.at<br />

ACP TEKAEF ist einer der Marktführer für intelligente<br />

Lösungen, Produkte und Services rund um den<br />

modernen Arbeitsplatz mit 4800 aktiven Kunden<br />

und 75 Mitarbeitern. Dabei bietet das Unternehmen<br />

ein Komplettportfolio in den Bereichen Print-,<br />

Workplace- und Mobility-Management an. Als innovativer<br />

Partner unterstützt es seine Kunden bei der<br />

flexiblen Gestaltung von Arbeitsabläufen. Für den<br />

Neubau im oberöster reichischen Hohenzell beauftragte<br />

ACP TEKAEF vor allem regionale Unternehmen.<br />

Die Bauplanung und -leitung übernahm das<br />

Architekturbüro Arev, mit der Innenraumgestaltung<br />

wurde das Office-Consulting-Unternehmen Roomware<br />

betraut.<br />

Aus Alt mach Neu.<br />

Das 1994 gegründete Unternehmen ist in den letzten<br />

Jahren stark gewachsen. Man suchte daher nach<br />

einem neuen Standort, der dem Wunsch nach einer<br />

New-Work-Arbeitsumgebung gerecht werden konnte.<br />

Ein ehemaliges Betriebsgebäude in Hohenzell<br />

erwies sich als der perfekte Ort dafür. Während man<br />

die drei bestehenden Lagerhallen für die eigenen<br />

Zwecke adaptierte, entschied man sich für den Abbruch<br />

des alten Bürogebäudes. Hier sollte das neue<br />

Verwaltungsgebäude entstehen. Das Bürogebäude<br />

wurde für 100 Mitarbeiter konzipiert, um ein weiteres<br />

Wachstum zu ermöglichen.<br />

Der großzügige Empfangsbereich beeindruckt, denn<br />

er wurde um ein Auditorium mit einer markanten<br />

Sitztreppe erweitert. Im Stil eines universitären<br />

Campus fungiert diese als Begeg nungs zone für<br />

Mitarbeiter und Gäste und bietet Raum für Veranstaltungen.<br />

Auf drei Etagen verteilen sich Konferenzund<br />

Besprechungsräume sowie individuell gestaltete<br />

Working Cafés, der Kantinenbereich, eine großzügige<br />

Terrasse und natürlich die Arbeits plätze.<br />

Diese wurden mit ergonomischen, elektrisch<br />

höhenverstellbaren Schreibtischen ausgestattet.<br />

Dazwischen schuf man auf allen drei Etagen<br />

Nischenbereiche für die Kollaboration und kurze<br />

Meetings – unterstützt durch Stehtische, Sitzgruppen<br />

und Loungemöbel. Diese wurden als<br />

Working Cafés mit integrierten kleinen Bibliotheken<br />

konzipiert, die sowohl konzentriertes Arbeiten als<br />

auch vertrauliche Besprechungen möglich machen. Als<br />

Raumtrenner fungieren geschickt eingesetzte Bücherregale<br />

und gelaserte Wände aus Mineralwerkstoff.<br />

Für größere Meetings und Seminare steht ein multifunktionaler<br />

Konferenzraum im Erdgeschoss zur<br />

Verfügung. Durch die flexible und mobile Möblierung<br />

ist es kein Problem, schnell und spontan<br />

auf unterschiedliche Nutzungsanforderungen zu<br />

reagieren. Ein „Creative Room“ und einige kleinere<br />

Besprechungsräume ergänzen den Bedarf für die<br />

Kommunikation. Sie wurden bewusst klein gehalten,<br />

um effektivere Teammeetings zu ermöglichen.<br />

16 <strong>contact</strong>


Zusammenspiel zwischen hart und weich.<br />

Den hohen Anspruch, den ACP TEKAEF an die<br />

Gestaltung des neuen Standortes stellte, erkennt<br />

man bereits beim Betreten des Gebäudes. Harte und<br />

weiche Materialien wurden aufeinander abgestimmt<br />

und schaffen eine angenehme Leichtigkeit und<br />

eine Wohlfühlatmosphäre. Sichtbeton und harte,<br />

abwischbare Oberflächen wechseln sich mit weichen<br />

Textilien und warmen Holztönen ab. Die bewusst<br />

eingesetzten naturbezogenen Farben und organischen<br />

Formen ziehen sich als Stil durch alle Räume.<br />

Für eine angenehme Akustik im Auditorium sorgen<br />

die Deckenabhängungen in Form des Logoele mentes<br />

des Unternehmens. Diese Waben-Form taucht<br />

wiederholt in den Raumkonzepten auf. Neben den<br />

wabenförmigen Elementen und den kantigen Säulen<br />

setzte man auf Rundungen, die beispielsweise in die<br />

Form der Sitztreppe im Auditorium eingearbeitet<br />

wurden. Diese Formensprache begegnet einem<br />

bei den Regalsystemen und bei den mit Textil bespannten<br />

Raumteilern zwischen den Arbeitsplätzen<br />

abermals.<br />

„Lichtvoller“ Neubau für die Mitarbeiter.<br />

Teamwork und Mitarbeiterzufriedenheit werden bei<br />

ACP TEKAEF großgeschrieben. „Unser Team hat<br />

unseren Geschäftserfolg ermöglicht. Deshalb bauen<br />

wir die neue Zentrale für unsere Mitarbeiter“, so<br />

Geschäftsführer Christian Heit beim Spatenstich.<br />

Kein Wunder also, dass die Belegschaft beim Umzug<br />

des Unternehmens gerne freiwillig angepackt hat und<br />

so für einen reibungslosen und raschen Ablauf im<br />

Februar 2020 gesorgt hat. Planungs prozess und Bauphase<br />

nahmen insgesamt zwei Jahre in Anspruch.<br />

Trotz offener Raumstrukturen hat jeder Bereich<br />

fixe Arbeitsplätze mit den notwendigen aufgabenbezogenen<br />

Ergänzungen. Damit diese Zonierung<br />

dem offenen Raumkonzept nicht entgegenwirkt,<br />

wurden transparente Glaskuben und leichte Mineralwerkstoff-Trennwände<br />

eingesetzt. Das Lichtkonzept<br />

mit einem Dachfenster und einer beeindruckenden<br />

Dachterrasse mit großen Glasfronten sorgt für ein<br />

natürliches, mit Tageslicht durchflutetes Ambiente<br />

im ganzen Gebäude.<br />

Besonderes Augenmerk legte ACP TEKAEF auf<br />

den Regenerations- und Kantinenbereich. Das<br />

GENUSSwerk bereitet in der offenen Küche täglich<br />

frische Mahlzeiten für die Mitarbeiter zu. Dank der<br />

angenehm wohnlichen Atmosphäre wird die Kantine<br />

auch als Working Café genutzt, wo sich Mitarbeiter<br />

mit Kunden außerhalb der Mittagszeit verabreden<br />

können.<br />

© www.raumpixel.at<br />

Projektumfang<br />

Bürofläche: 1200 m²<br />

Gebäudearchitektur: AREV Architektur<br />

Statik & Konstruktion: ZTW Weilhartner<br />

Bürokonzept und<br />

Innenarchitektur:<br />

Roomware Consulting<br />

Möblierung:<br />

Wiesner-Hager,<br />

olina Küche,<br />

Schachreiter Interieur<br />

<strong>contact</strong> 17<br />

© www.raumpixel.at


Office Life<br />

Plötzlich Home-Office:<br />

Testlauf für zukünftige<br />

Arbeitsmodelle?<br />

Den Kaffee alleine trinken, im Pyjama ins Büro<br />

und geduscht wird in der Mittags pause. Home-<br />

Office stellen sich viele Menschen meistens einfacher<br />

vor, als es schlussendlich ist. Plötzlich sitzt<br />

man alleine mit seinem Laptop in der Küche und<br />

vermisst zumindest einen gemütlichen Bürostuhl<br />

und den Plausch mit Kollegen.<br />

Die aktuelle Corona-Krise duldet keine Ausreden<br />

mehr und stellt nun viele Unternehmen vor die<br />

Aufgabe, mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Viele<br />

Organisationen haben noch immer Aufholbedarf in<br />

der Digitalisierung. Doch mittlerweile sitzen viele<br />

Mitarbeiter zuhause auf der Couch, mit dem Arbeitslaptop<br />

auf dem Schoß und verzweifeln an einer überlasteten<br />

Cloud oder einem viel zu langsamen Rechner.<br />

Virenschutz: für Mensch und PC.<br />

Viele Unternehmen haben ihre Mitarbeiter unverzüglich<br />

ins Home-Office geschickt. Für Cyber-Kriminalität<br />

ein gefundenes Fressen, denn das Heimnetz weist<br />

selten die gleichen Sicherheitsstandards auf wie die<br />

Infrastruktur des Unternehmens. Um Ihren<br />

PC und auch Ihr Unternehmen vor Virenangriffen<br />

zu schützen, ist die<br />

Einrichtung eines VPN – eines<br />

Virtual Private Network – eine<br />

wichtige Maßnahme. Für einen<br />

optimalen Workflow muss neben<br />

dem VPN auch die passende<br />

Hard- und Software verfügbar sein.<br />

Die Arbeitsmotivation wird ungemein<br />

gedämpft, wenn beispielsweise zu<br />

lange Ladezeiten bestehen oder sich<br />

Dateien nicht öffnen lassen.<br />

Vor allem in so einer Krisenphase, wie<br />

wir sie gerade erleben, bedeutet das<br />

eine zusätzliche Belastung für die<br />

IT-Abteilung. Der Aufwand<br />

ist beim Startschuss zwar<br />

immens, zahlt sich im<br />

laufenden Betrieb aber<br />

auf jeden Fall aus.<br />

18 <strong>contact</strong>


Teambesprechung im Pyjama.<br />

Im Büro tauscht man sich immer wieder mal zwischen Tür und Angel aus.<br />

Im Home-Office fehlt dieser selbstverständliche Informationsfluss. Vereinbaren<br />

Sie am besten zeitlich fixierte Feedbackrunden via Videokonferenz,<br />

um alle Mitarbeiter auf den neuesten Stand zu bringen. Stellen Sie auch klar,<br />

über welche Kanäle kommuniziert werden soll. Damit vermeiden Sie Missverständnisse<br />

in der Verständigung und stärken die interne Kommunikation<br />

trotz räumlicher Distanz. Und was den Pyjama betrifft: Der mag bei Kollegen<br />

vielleicht gut ankommen, bei Meetings mit Kunden via Videochat hat er<br />

jedoch nichts verloren.<br />

Testlauf für die Zukunft?<br />

Neben all den Hindernissen und Ängsten, die uns<br />

durch Ausgangsbeschränkungen und Gesundheitsvor<br />

schriften überrollt haben, kann der plötzliche<br />

Umschwung auf Home-Office auch als Testlauf für<br />

zukünftige Arbeitsmodelle und Krisen gesehen werden.<br />

Setzen Sie eine Checkliste auf, die unter anderem<br />

folgende Fragen beantwortet:<br />

• Welche Maßnahmen haben sich bewährt?<br />

• Wo hat die Technik noch Aufholbedarf ?<br />

• Was brauchen Sie als Mitarbeiter, um produktiv<br />

von zuhause arbeiten zu können?<br />

• Wie kann die Kommunikation intern und mit<br />

Kunden verbessert werden?<br />

Auch ein Feedbackformular für die Mitarbeiter im<br />

Home-Office kann hilfreich sein, um agiles Arbeiten<br />

im eigenen Unternehmen zu optimieren und für die<br />

Zukunft vorzubereiten.<br />

© shutterstock<br />

<strong>contact</strong> 19


Büros aus aller Welt<br />

© Arjen Veldt<br />

Coworken zwischen<br />

Rost &<br />

Patina<br />

Wo<br />

einst Lokomotiven gebaut und<br />

repariert wurden, befindet sich heute<br />

eine Produktionsstätte von Wissen<br />

und gesellschaftlicher Netzwerkarbeit.<br />

Die sogenannte LocHal im<br />

niederländischen Tilburg zählt zu den<br />

schönsten und ungewöhnlichsten<br />

Revitalisierungsprojekten Europas.<br />

20 <strong>contact</strong>


Die alten Farb- und Lackschichten haften an den genieteten<br />

Stahlsäulen, mal rot, mal grün, mal magenta,<br />

und in der Luft, ist man fast geneigt zu glauben, liegt<br />

noch der Duft von Ruß und schwerem Maschinenöl,<br />

gerade so, als sei die letzte reparierte Lok vor wenigen<br />

Minuten erst aus der Halle geschoben worden. Von den<br />

riesigen Stahlträgern in 15 Meter Höhe, das verraten<br />

die in Metallwinkeln gerahmten Schwarzweiß-Fotos in<br />

den Gängen, hingen einst Pleuelstangen, Dampfkessel<br />

und tonnenschwere Eisenkarosserien herab.<br />

Die LocHal – ein emotionales Denkmal.<br />

„Die Lokomotivhalle wurde 1932 errichtet, und<br />

wahrscheinlich gibt es in ganz Tilburg keinen einzigen<br />

Einwohner, der nicht irgendjemanden kennt, der nicht<br />

irgendwann einmal hier gearbeitet oder sich zumindest<br />

mal nachts in die Werkstatt der Nederlandse Spoorwegen<br />

hineingeschlichen hat“, sagt Gert Kwekkeboom,<br />

Partner im niederländischen Büro Civic Architects.<br />

„Diese Halle ist ein emotionales Denkmal, das im<br />

kollektiven Gedächtnis dieser Stadt fest<br />

verankert ist. Daher war sowohl für die<br />

Stadtregierung als auch für uns klar,<br />

das Bauwerk und seinen unverwechselbaren<br />

Charakter nach allen Regeln der<br />

Baukunst zu erhalten und hier die neue<br />

Stadtbibliothek anzusiedeln.“<br />

Wo einst Loks geflickt, geschweißt,<br />

geschraubt wurden, befindet sich nun<br />

eine Werkstatt des Netzwerkens und der<br />

Wissensvermittlung. Die im Frühjahr<br />

2019 eröffnete LocHal – so die offizielle<br />

Brand, die als Wortbild-Marke auf allen<br />

analogen und digitalen Kanälen zu finden<br />

ist – beherbergt nämlich nicht nur<br />

die städtische Bücherei, sondern auch<br />

Wer<br />

die Seele und<br />

den Genius loci<br />

schützen will,<br />

der muss eben<br />

Kompromisse<br />

eingehen.<br />

Café, Coworking-Spaces, Mixed-Media-Bereiche<br />

sowie unterschiedlich große,<br />

anmietbare Event- und Konferenzräume.<br />

Bis 1. Juni sind sämtliche Veranstaltungen<br />

aufgrund der aktuellen Corona-Krise<br />

ausgesetzt, doch der Blick auf den Online-Kalender<br />

beweist, dass der Sommer<br />

mit Lesungen, Projektpräsentationen und<br />

interdisziplinären Think-Tanks bereits<br />

bestens gefüllt ist.<br />

„Es war ein sehr lustvolles Projekt, in<br />

dem wir intensiv mit Restauratoren und<br />

mit der Denkmalschutzbehörde zusammengearbeitet<br />

haben“, erinnert sich Kwekkeboom, der das ungewöhnliche<br />

Mammutprojekt gemeinsam mit den Partnerbüros<br />

Mecanoo und Braaksma & Roos auf Schiene gebracht<br />

hat. „Die größte Herausforderung bei alledem war zweifelsohne<br />

die Haustechnik, denn ein derart einzigartiges<br />

industrielles Baudenkmal erlaubt es nicht, mit Wärmedämmung,<br />

Dreischeiben-Verglasung und gewohnten<br />

Klimakomfort-Vorstellungen zu agieren. Wer die Seele<br />

und den Genius loci schützen will, der muss eben Kompromisse<br />

eingehen.“<br />

Die Lösung: Der Großteil der Halle wurde als witterungsgeschützter<br />

Außenraum gedacht, in dem man<br />

im Sommer mitunter ins Schwitzen kommt, während<br />

© Arjen Veldt<br />

© Arjen Veldt<br />

<strong>contact</strong> 21


Büros aus aller Welt<br />

einem der Kellner im „StadsCafé“ im Winter bei Bedarf<br />

eine Wolldecke serviert. Temporäre Aufenthaltszonen<br />

wie etwa Lesebereiche, Bühne und Auditorium<br />

können mit riesigen, vom Stahlfachwerk herabhängenden,<br />

thermisch und akustisch wirksamen Vorhängen,<br />

die von der Amsterdamer Stoffkünstlerin Petra Blaisse<br />

entworfen wurden, abgetrennt und lokal beheizt oder<br />

gekühlt werden. Lediglich ständige Arbeitsbereiche<br />

wie etwa Coworking-Büros, Konferenzräume und der<br />

gesamte Verwaltungsapparat befinden sich in thermisch<br />

abgetrennten Haus-in-Haus-Zonen, die mit<br />

gewohnten Innenraumtemperaturen aufwarten.<br />

Herzstück der 15 Meter hohen Lese- und Coworking-Halle<br />

ist die breite Arena, die mit Treppe und<br />

gemütlichen, mit Holz verkleideten Sitzstufen die<br />

obere und untere Ebene miteinander verbindet. Fast<br />

rund um die Uhr, so scheint es, ist die Stiegenanlage in<br />

Betrieb, wird von Menschen bevölkert, die mal in einer<br />

Broschüre blättern, mal mit dem Laptop ein kleines,<br />

nonterritoriales Büro aufgeschlagen und sich gerade<br />

mit Kopfhörern ins Zoom-Meeting eingewählt haben.<br />

Von den stählernen Emporen an der Seite hängen wie<br />

in einem abgewrackten Palmenhaus, wie in einem<br />

shabby-chic-inszenierten Industriedschungel nordische<br />

und mediterrane Pflanzen herab. Das Konzept dafür<br />

stammt vom niederländischen Landschaftsplanungsbüro<br />

Donkergroen.<br />

Im Hinterland der großen, öffentlichen Halle schließlich,<br />

in der zwischen den gusseisernen Pfeilern und<br />

Pilastern kleine, gemütliche Lese- und Arbeitsbereiche<br />

mit Leselampen eingerichtet wurden, befinden sich<br />

die Coworking-Spaces sowie die abgetrennten, gläsern<br />

eingehausten Büros der hier angestellten Bibliotheksmitarbeiter.<br />

Die Möblierung ist knallig bunt – mit lila<br />

Sofas, mit orangefarbenen Schränken, mit limettenneongrünen<br />

Drehstühlen. Durch die Türen und<br />

Glaswände blickt man hinaus in die Welt von Rost<br />

und Patina.<br />

Im Zuge der Revitalisierung wurde die einst 5.000<br />

Quadratmeter große Lokomotivhalle mittels eingezogener<br />

Podeste, umlaufender Galerien und dramatischer<br />

Stiegenlandschaften zum Gehen, Sitzen, Lümmeln<br />

auf 11.000 Quadratmeter mehr als verdoppelt.<br />

Das 18 Millionen Euro teure Bauwerk auf dem Areal<br />

des ehemaligen Tilburger Frachtenbahnhofs zählt mit<br />

seiner bewahrten und in die Gegenwart hinübergeretteten<br />

Vergangenheit zu den schönsten und sensibelsten<br />

Revitalisierungsprojekten Europas. Oder, wie ein<br />

Besucher im Gästebuch angemerkt hat: „Ein Kompliment<br />

an die Architekten und Designer dieses Gebäudes.<br />

So kreativ und erfinderisch, so gut funktionierend<br />

im Gebrauch, das erfüllt einen mit Glück!“<br />

Wojciech Czaja<br />

© Arjen Veldt<br />

22 <strong>contact</strong>


What’s on your desk?<br />

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© Woj<br />

What’s on your desk,<br />

Stephan Gratzer?<br />

Mitten in der Genfer Innenstadt, nur wenige Schritte vom großen Plainpalais<br />

entfernt, befindet sich ein geschichtsträchtiges Werksgelände. Wo einst Messgeräte<br />

für die Societé Genevoise d’Instruments de Physique gebaut wurden,<br />

tummeln sich heute Grafiker, Architekten, Fotografen, Werbeagenturen und<br />

Catering-Unternehmen. Mit MAMCO und dem Centre d’Art Contemporain<br />

sind hier auch wichtige künstlerische und performative Institutionen<br />

angesiedelt. In einem der Innenhofgebäude, erreichbar über eine schmale<br />

Außentreppe, befindet sich der Bürositz von Jaccaud Spicher Architectes Associés<br />

( JSAA).<br />

„Das ist ein wunderschöner, denkmalgeschützter Industriebau aus den<br />

1930er-Jahren“, sagt Stephan Gratzer. Der 38-Jährige ist Partner bei JSAA,<br />

das sich vor allem auf großvolumigen, geförderten Wohnbau im Raum Genf<br />

spezialisiert hat. Das sieht man auch beim Durchschreiten der Büroräumlichkeiten:<br />

Links und rechts des Mittelgangs sind Architekturmodelle aus Holz<br />

ausgestellt. Um dem Betrachter einen Eindruck aus Passantenperspektive zu<br />

vermitteln, sind die verkleinerten Häuser auf Gestellen und Aktenschränken<br />

aufgebockt. Der Effekt ist gewaltig. „Die Vorteile eines alten Industriebaus<br />

sind unüberbietbar. Durch die große Raumhöhe können wir es uns erlauben,<br />

die Modelle höher zu positionieren als dies in den meisten Büros gemacht<br />

wird .“<br />

Von seinem eigenen Büro, das er mit seinen Partnern Jean-Paul Jaccaud und<br />

Lionel Spicher teilt, blickt man hinunter in die ehemalige Manipulationshalle.<br />

Die alten Schienen im Boden und die Kranhaken, die wie redselige<br />

Zeitzeugen von stählernen Traversen hinabhängen, bilden ein schönes Hintergrundbild.<br />

Dazu passend die eisernen Industriefenster, die roh belassene<br />

Betonrippendecke und die lediglich gespachtelten, nicht bemalten Wände.<br />

Wojciech Czaja zu Besuch bei Stephan Gratzer<br />

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Wir umgeben uns sehr gerne mit Kunst, vor allem mit<br />

minimalistischer Kunst von lokalen und internationalen<br />

Künstlern.<br />

Die zweiteilige, humoristische Arbeit von Felix Gonzales-<br />

Torres passt besonders gut zu unserer Arbeitsauffassung.<br />

Auf dem linken Bild steht: „Nowhere better than this<br />

place.“ Und auf dem rechten ist zu lesen: „Somewhere<br />

better than this place.“<br />

Unser Büro ist voll von Proben, Mustern und Farbkatalogen.<br />

Wo es uns möglich ist, arbeiten wir mit den Farben<br />

von Farrow & Ball.<br />

Die Anglepoise ist ein britischer Lampenklassiker. Davon<br />

haben wir für uns und unsere Mitarbeiter einige Dutzend<br />

im Büro.<br />

Ich bin kein Freund von Renderings und computergenerierten<br />

Bildern. Wir arbeiten lieber mit Buntstiften und<br />

Bleistiften. Dazu gehört auch die gute alte Spitzmaschine.<br />

Aquafix und Transparentpapier sind für unsere Arbeitsweise<br />

unverzichtbar. Die Rollen liegen überall herum.<br />

Zum analogen Arbeiten passen auch die vielen Posteingangs-<br />

und Postausgangsstempel.<br />

Wir arbeiten auf Apple-Computern.<br />

Eine einfache Arbeitsplatte, darunter ein stählernes Tischgestell<br />

von Egon Eiermann.<br />

<strong>contact</strong> 23


Office Life<br />

Der Boomer am<br />

Arbeitsplatz.<br />

Wenn Sie beim Wort „Boomer“ erst mal nicht wissen, worum es geht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch,<br />

dass Sie selbst ein Boomer sind. Warum? Der Begriff Boomer ist an die gängigen Generationsdefinitionen<br />

angelehnt und meint damit im Groben die Exemplare der geburtenstarken Nachkriegsgenerationen.<br />

Also jene Menschen, die zwischen 1950 und bis zur Mitte der 1960er-Jahre geboren wurden.<br />

24 <strong>contact</strong>


Warum uns dieser bekannte Fakt aus der Soziologie eine<br />

eigene Story wert ist? Weil die sogenannte Boomer-Generation<br />

einen nicht unbeträchtlichen Teil der Workforce<br />

– vor allem in den hochprofessionalisierten Berufen mit<br />

akademischem Background – darstellt. Weil der allgemeine<br />

Diskurs sich oft darum dreht, jüngeren Mitarbeitern einen<br />

guten Start ins Arbeitsleben zu ermöglichen, seltener aber<br />

darum, was man als Arbeitgeber tun kann, dass sich auch<br />

die älteren Semester im Unternehmen noch integriert<br />

fühlen bis zum Ruhestand. Weil Arbeitsplatzzufriedenheit<br />

kein demografisches Thema sein sollte. Wie schafft man<br />

nun eine Arbeitsumgebung, in der sich ältere Semester<br />

wohlfühlen? Ein paar Denkanstöße.<br />

Alles (k)eine Frage des Alters.<br />

Der wichtigste Denkanstoß für Arbeitgeber: Konzentrieren<br />

Sie sich auf die Vorzüge und Kernkompetenzen der<br />

jeweiligen Mitarbeiter – ungeachtet des Alters.<br />

Verallgemeinernd kann man sagen, dass die Boomer-Generation<br />

die technische Entwicklung der letzten 40 Jahre<br />

miterlebt hat und zusätzlich noch in analogen Kultur- und<br />

Arbeitstechniken fit ist. Diese Kombination kann für<br />

alle Beteiligten in einem Unternehmen enormen Nutzen<br />

bringen. Boomer weisen ein hohes Fachwissen gepaart mit<br />

viel Erfahrung auf. Das kann allerdings in<br />

Zeiten der Digitalisierung kontraproduktiv<br />

sein und zum Stressfaktor werden. Denn<br />

die Digitalisierung verändert die Art<br />

und Weise der Wissensarbeit und der<br />

Kommunikation nahezu schon radikal.<br />

Viele Boomer können da nicht Schritt<br />

halten, im Gegenteil: Sie beharren oft auf ihren Verhaltensweisen<br />

und wollen sich mit den neuen Medien und Tools<br />

wenig auseinandersetzen. Deutlich spürt man dies in der<br />

aktuellen Coronakrise am Thema Home-Office: Was für<br />

die Digital Natives völlig unproblematisch und intuitiv<br />

funktioniert, bereitet einem Teil der Boomer Schwierigkeiten.<br />

Sie müssen sich mit modernen cloudbasierten<br />

Collaboration-Tools auseinandersetzen, die bisher nicht<br />

zwingend notwendig waren. Learning by doing ist aber<br />

auch hier der beste Lehrmeister. Es braucht gezielte Unterstützung<br />

von Seiten des Arbeitgebers und aktives Einbinden<br />

in die Teamarbeit – gepaart mit klaren Vorgaben und<br />

systematischer Arbeitsweise. Hier schließt sich der Kreis,<br />

denn gerade darin sind die Boomer ja stark.<br />

Die Mischung macht’s.<br />

Jede Altersgruppe hat wertvolle Skills für das große Ganze.<br />

Und kleine Teams mit guter Altersdurchmischung machen<br />

eine produktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe möglich.<br />

Im besten Fall fühlt sich jeder Mitarbeiter gehört und<br />

verstanden. Und niemand überholt oder abgehängt. Im<br />

Optimalfall sind alle Generationen dazu bereit, voneinander<br />

zu lernen. Ein sinnvoller Teamverband, in dem sich alle<br />

wohlfühlen, kann nur durch Kooperation und Austausch<br />

entstehen. All dies ist keine Frage von Alter<br />

oder Kohortenzugehörigkeit, sondern<br />

eine der Wertschätzung. Und Wertschätzung<br />

ist – in diesen Tagen mehr<br />

denn je – eine allgemeingültige<br />

Komponente am Arbeitsplatz,<br />

die keine Altersfrage sein sollte.<br />

© shutterstock<br />

<strong>contact</strong> 25


Showroom<br />

Konferenzräume<br />

Die Bedeutung guter Kommunikation als Erfolgsfaktor für Unternehmen ist unbestritten. Einen wichtigen<br />

Beitrag für die Qualität von Meetings liefern die Multimedia-Technik und die passenden Konferenzmöbel.<br />

Mit dem flexiblen Tischprogramm skill System und dem charmanten Konferenzstuhl pulse setzt<br />

Wiesner-Hager der Schwere klassischer Konferenzeinrichtungen gestalterische Leichtigkeit entgegen.<br />

pulse Konferenzstuhl:<br />

Leichtigkeit und Eleganz.<br />

Ein neues Vier-Stern-Drehkreuz verleiht dem Konferenz stuhl pulse noch mehr Leichtigkeit<br />

und gestalterische Vielfalt. Das drehbare Gestell aus hochwertigem Aluminium-Druckguss<br />

wird so zum idealen Begleiter in Konferenzräumen, in denen anstelle der Schwere klassischer<br />

Boardrooms auf Modernität und Zeitgeist gesetzt wird – ganz im Sinne von: Understatement<br />

ist das neue Wichtig. Mit einer breiten Auswahl an Stoffen und Farben gelingt die Anpassung<br />

an jeden architektonischen Kontext. Design: LUCY.D<br />

© wiesnerhager<br />

26 <strong>contact</strong>


neu gedacht<br />

skill Systemtisch:<br />

Das hochflexible Konferenztisch-System.<br />

Eleganz und optische Leichtigkeit zeichnen die skill<br />

Systemtische aus. Im Unterschied zu starren klassischen<br />

Konferenztischen ermöglicht skill System eine Vielzahl an<br />

Konfigurationen. Mit nur wenigen Handgriffen lassen<br />

sich die Tische auf- und abbauen – völlig werkzeuglos.<br />

Eine große Auswahl an Formaten ermöglicht völlig neue<br />

Aufstellungs optionen, abgestimmt auf die Bedürfnisse des<br />

Unternehmens. Seine Stärke spielt der skill Systemtisch<br />

vor allem bei umfangreichen Tisch konfigurationen aus<br />

– individuell und flexibel angepasst an architektonische<br />

Gegebenheiten. skill System verbindet zwei Tischplatten<br />

mit nur einem Gestell. Das unterstreicht nicht nur die<br />

Leichtigkeit der Optik, sondern spart auch Kosten,<br />

weil auf jedes zweite Gestell verzichtet werden kann.<br />

Bei Bedarf sind die Elemente auch als Einzeltisch verwendbar.<br />

Design: Andreas Krob<br />

© North Sea Port Authority<br />

Durch die Lösung der Arretierung im Plattenträger<br />

kann das Gestell an der Plattenunterseite entfernt<br />

und in die gewünschte Position eingeklinkt werden.<br />

Die Gestelle sind flexibel einsetzbar: Als verbindendes<br />

Element zwischen zwei Platten oder als Abschluss<br />

bündig mit der Kante.<br />

Hier geht’s zur skill-Animation<br />

<strong>contact</strong> 27


m.zone: Bausteine für<br />

das Neue Arbeiten.<br />

Büro neu denken:<br />

thinknewwork.com<br />

m.zone stellt ein völlig neues Einrichtungskonzept für Büros dar, welches sich perfekt in<br />

die Organisation agiler Unternehmen integrieren lässt. Mehr auf: wiesner-hager.com

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