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Schlesischer Gottesfreund

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BEITRÄGE 116<br />

Friedrich der Große Ansichtskarte 1930er Jahre<br />

geht, auch dorthin, wo der König oder seine Soldaten noch<br />

lang nicht gekommen sind, bis in die Täler der schlesischen<br />

Gebirge.<br />

Die Abgesandten der Gemeinden waren zum Teil in der<br />

Erwartung nach Rauschwitz gekommen, sie könnten ihren<br />

neuen Prediger gleich mit nach Hause nehmen, der König<br />

würde schon dafür sorgen, so wie er für die ersten Gemeinden<br />

gesorgt hatte. Und der preußische Generalleutnant<br />

Prinz Leopold sah sich plötzlich vor die umgekehrte Lage<br />

gestellt: waren es zuerst zu viel Prediger, so sind es jetzt<br />

viel zu viel Gemeinden, die um einen Prediger bitten.<br />

Gleichzeitig melden sich aber auch eine Anzahl schlesischer<br />

Kandidaten, die auf den evangelischen Universitäten<br />

in anderen deutschen Landen und vor allem in Halle und<br />

Wittenberg studiert haben und die jetzt als Substituti<br />

(Vertreter) älterer oder kranker Pfarrer in Gebieten der<br />

Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau in evangelischen<br />

Gemeinden amtierten oder als Hauslehrer in evangelischen<br />

Adelshäusern tätig waren. Und wieder greift der König ein.<br />

Auf seinen Befehl wird der Feldprediger des Markgraf<br />

Carlschen Regiments, Heinrich Friedrich Abel, der sich im<br />

Lager zu Rauschwitz befindet, als Leiter einer Prüfungskommission<br />

bestimmt, die die schlesischen Kandidaten<br />

examinieren und ordinieren soll. Die Pastoren von Beuthen<br />

und Schönau (bei Glogau), Kunowski und Pitschky, die zu<br />

den „zwölf Aposteln” gehören, d.h. eben selbst erst in<br />

Berlin examiniert und ordiniert worden sind, bilden die<br />

Beisitzer in dieser Kommission. Es werden zunächst neun<br />

Kandidaten in Rauschwitz geprüft und am 16. Februar ordiniert.<br />

Sie werden sofort an schlesische Gemeinden verteilt<br />

und erhalten denselben Befehl wie die aus Berlin Gekommenen<br />

von Prinz Leopold ausgehändigt.<br />

Aber täglich melden sich die Abgeordneten neuer<br />

Gemeinden, auch solcher aus den anderen Fürstentümern<br />

Schweidnitz und Jauer, die ebenfalls seit 1653/54 keine<br />

evangelische Kirche mehr haben. Der Prinz von Anhalt läßt<br />

darum ein Verzeichnis der Gemeinden anlegen, „die sich<br />

um einen evangelischen Prediger gemeldet haben.” Sein<br />

Sekretär Brix führt diese Liste und gibt den Abgesandten<br />

der Gemeinden einen kleinen Zettel mit, auf dem vermerkt<br />

ist: „Gottfr. Joseph und Jerem. Felgenhauer aus Giehren<br />

haben sich dato um einen Prediger gemeldet, ihr Anliegen<br />

ist verzeichnet worden. Rauschwitz, d.11. Februar 1741.<br />

Brix.” (Bittgesucher evg. Schlesier, S. 51).<br />

Der Prinz läßt außerdem den Gemeinden bekannt<br />

geben, sie sollten sich selbst einen Kandidaten suchen, den<br />

sie zu Prediger haben wollten, und sich mit ihm wieder in<br />

Rauschwitz melden. Es würde ein zweiter Termin für ein<br />

Examen festgesetzt werden. So treffen in der Mitte des Februar<br />

die Abgeordneten der Gemeinden zum zweiten Male<br />

ein und bringen einen Kandidaten zur Prüfung und<br />

Ordination mit. Am 21. Februar findet zum zweiten Male<br />

Leopold II. von Anhalt Zeitgen. Darstellung

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