Wirtschafts-News I 2020 Rheinhessen
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Das gibt’s so nicht? Jetzt schon.<br />
32<br />
Mainzer Startup eXperience netzwerkt für ein:<br />
Gemeinsam gegen Traumata<br />
Unterstützer<br />
willkommen!<br />
eXperience gab es als<br />
Selbsthilfegruppe für<br />
Menschen mit posttraumatischer<br />
Belastungsstörung (PTBS) bereits von 2017 bis<br />
2018. „Schnell wurde uns aber klar, dass der<br />
Bedarf an Unterstützung für traumatisierte<br />
Menschen in Mainz und Umgebung sehr hoch<br />
ist“, erklärt die 30-jährige Diana Komugisha. Die<br />
gebürtige Unganderin kam mit drei Jahren als<br />
Kind eines politisch Verfolgten mit ihren Geschwistern<br />
– jedoch ohne Eltern – nach<br />
Deutschland. PTBS habe sie nicht, erklärt sie,<br />
sie sei jedoch mit vielen traumatisierten Menschen<br />
in einem Heim groß geworden. Für sie<br />
gab es „ein normales Leben“ außerhalb des<br />
Heims, „zum Beispiel in der Schule“ und „das<br />
andere Leben“ in einer Institution mit vielen<br />
Kindern, die zum Teil stark traumatisiert waren.<br />
Ihre Herzensangelegenheit heute sei daher,<br />
Menschen mit PTBS zu unterstützen und<br />
gleichzeitig die Lücken in einem System aufzuzeigen,<br />
die es zu überbrücken gelte.<br />
An der richtigen Stelle investieren<br />
Das große Interesse an der Gruppe und der<br />
enorme Zulauf von Betroffenen hätten auch<br />
deutlich gemacht, dass es Fachleute bedurfte,<br />
um nachhaltig Hilfe zu bieten. Im Rahmen einer<br />
GKV-Förderung erhielt die Gruppe in 2018 finanzielle<br />
Unterstützung für ein Exkursionsprojekt,<br />
Fachpersonal miteingeschlossen. Das Projekt<br />
wurde zum Erfolg für die Teilnehmer, was<br />
die Wichtigkeit und Effektivität derartiger professioneller<br />
Programme unterstrich. Mit dem<br />
entstandenen Netzwerk von ehrenamtlich unterstützenden<br />
Fachleuten wurde auch thematisiert,<br />
„welche Einsparungen es für die Krankenkassen<br />
und Sozialdienstleister bedeutet,<br />
wenn an der richtigen Stelle investiert wird“.<br />
Vom Netzwerk zum Start-up<br />
Der US-Kriegsveteran Calvin James Burpee,<br />
dem die Thematik aufgrund eigener Erfahrungen<br />
ebenfalls am Herzen liegt, erarbeitete daraufhin<br />
mit seiner Partnerin Diana Komugisha<br />
einen Business Plan für ein gemeinnütziges<br />
Unternehmen. Seit Dezember 2019 ist eXperience<br />
als solches am Start. „Das gibt’s so nicht!“,<br />
hebt die Gründerin hervor. Psychologen, Professoren<br />
und Doktoren von verschiedenen Universitäten<br />
aus Deutschland und England, stehen<br />
dem Unternehmen für fachspezifische<br />
Fragen zur Seite. Das Team besteht weiterhin<br />
aus einer Reihe Bachelor- und Masterabsolventen,<br />
ehrenamtlichen Helfern sowie Menschen,<br />
die selbst von einer PTBS betroffen sind.<br />
Minderung des Leids und der Folgekosten<br />
Neben der Minderung des Leids der Betroffenen<br />
sehen die Jungunternehmer ein enormes<br />
Einsparpotenzial für die Kostenträger im Gesundheitswesen.<br />
„Wir können eine Vermeidung<br />
hoher Folgekosten, eine Reduzierung der kostenintensiven<br />
Klinikbehandlung und eine Verkürzung<br />
ambulanter Therapiezeiten erreichen.<br />
So fördern die Programme auch den konstruktiven<br />
Umgang mit Traumafolgeerscheinungen<br />
– wie zum Beispiel Panikattacken – im Alltag“,<br />
so die Gründer.<br />
„Wir schließen eine bedeutende Lücke“<br />
Neben Therapien bietet EXperience eine nach<br />
Klinikaufenthalten ergänzende Betreuung und<br />
Begleitung im Alltag zur Bewältigung verschiedener<br />
Alltagssituationen. Damit würde dem typischen<br />
Vermeidungsverhalten konstruktiv<br />
entgegnet und das Sozial- und Arbeitsleben<br />
unterstützt. Signifikante Folgekosten wie wei-