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R U B R I K

Wie ein weicher,

lilafarbener

Teppich

Während der Opiumanbau Männersache

ist, wird im Westen Afghanistans

eine andere zarte Pflanze angebaut,

die jungen Frauen zu finanzieller

Unabhängigkeit verhilft – Safran

F

FrühMorgens auF eineM acker im Westen

afghanistans. Die sonne ist noch nicht aufgegangen,

kälte liegt in der Luft, als sich zwölf Frauen an

die arbeit machen. Mit Mundschutz, weißen dünnen

handschuhen und hellblauem anzug über

ihrem Tschador sehen sie aus wie eine gruppe von

chirurginnen. aber ihre zarten, flinken händen sezieren

keine körper. sie pflücken noch zartere Pflan -

zen. stück für stück ernten sie lilafarbene safranblüten

und legen sie behutsam in das rosa körbchen,

das sie mit sich führen. Langsam, aber beständig

arbeiten sie sich in der hocke vor auf dem 8000

Quadratmeter großen stück Land. eine Mauer aus

Lehm schützt sie vor Blicken von außen. Der Mundschutz

schützt sie vor kopfschmerzen und Müdigkeit,

was beim einatmen des Blütenstaubs schnell

auftreten kann.

afghanistan ist eines der ärmsten, rückständigsten

und frauenfeindlichsten Länder der Welt,

die Wirtschaftslage ist, gelinde gesagt, schlecht. in

gewisser hinsicht sind die zwölf safranplückerinnen

daher nicht einfach nur arbeiterinnen, sie sind

auch eine kleine sensation. »nur sehr wenige afghanische

Frauen haben ein eigenes einkommen, kaum

eine arbeitet außerhalb ihres Zuhauses oder darf

eine entscheidung ohne ein männliches Familienmitglied

treffen«, sagt heela, 28. ein Los, das die

zwölf Frauen auf dem Feld aus eigener erfahrung

XX

TEXT UND FOTOS Barbara Bachmann

juni 2020 2 dasMagazin

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