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Der Schmerz

in meinem Herzen,

zu früh geheiratet zu haben,

ist kleiner geworden

gewaltigungen, Verstümmelungen. aber auch gute:

wenn krankenhäuser gebaut werden oder schulen

errichtet, und eben wenn afghanische Frauen safran

anbauen.

2019 ernten die zwölf Frauen zum dritten Mal,

je des Jahr pflücken sie mehr Blüten. »im dritten

und vierten Jahr ist die ernte am ertragreichsten«,

sagt heela. 30 bis 40 kilogramm schaffen sie in

zwei bis drei Tagen. aus 80 kilogramm Blüten gewinnen

sie ein kilogramm reinen safran. in dieser

saison rechnen die Frauen mit insgesamt sieben kilogramm.

auf dem Markt in afghanistan verkaufen

sie das gramm für umgerechnet ein paar Franken,

im ausland wäre es ein Vielfaches mehr wert. Den

gewinn teilen die zwölf Frauen gleichmäßig untereinander

auf.

es ist Mittagszeit. Parwin, 27, sitzt neben ihren

kolleginnen am Boden des häuschens aus Lehm

und zupft die Fäden aus den safranblüten, die sie

zu vor gepflückt hat. eine noch filigranere arbeit

als jene vorher auf dem Feld. hinter ihr liegt ausgebreitet

auf dem Boden die Beute der letzten stunden.

Drei bis vier Tage trocknen die Fäden, ehe sie

eingesammelt und schließlich verkauft werden.

»gu te Qualität erkennt man am geruch, an der

Farbe und der Länge der Fäden«, erklärt sie.

Wie die anderen wohnt Parwin im nahe gelegenen

Dorf. Mit 15 Jahren hat sie einen 13 Jahre älteren

Mann geheiratet und aufgehört, zur schule zu

gehen. sie ist Mutter eines sohnes und einer Tochter,

ihr Vater war opiumsüchtig, die Familie kannte

nur finanzielle Probleme. und dennoch, sagt sie,

ha be sie glück gehabt. Weil nur wenige ehemänner

ihren Frauen erlaubten zu arbeiten.

am anfang überwog auch bei Parwins Mann die

skepsis. sie verflog, als er das geld sah, das seine

Frau nach hause brachte. obwohl sie nur zwei Monate

im Jahr arbeitet, verdient Parwin mehr als ihr

Mann. Durch die finanzielle unabhängigkeit habe

sich ihr Leben enorm verbessert, sagt sie. sie kön -

ne sich besseres essen kaufen und ihre kinder zur

schule schicken. »und der schmerz in meinem her -

zen, zu früh geheiratet zu haben, ist kleiner geworden.«

Bald möchte sie ihr eigenes safran-

Zarte Hände pflücken noch zartere Pflanzen

dasMagazin 2 juni 2020

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