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Gedanken & Gebete
12. Sonntag
Pfarreiengemeinschaft „Am Ennert“
Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Kirche.
Vorgestern, am Freitag, stand im liturgischen Kalender unserer Kirche ein Fest, das
höchstwahrscheinlich nur eingefleischten Kirchgängern ein Begriff ist: das Herz Jesu
Fest. Das Symbol des Herzens macht deutlich, um was es im Grunde geht: um die
übergroße Liebe mit der uns unser Gott liebt. Diese Liebe, die für den Geliebten sogar
in den Tod geht. „Ich liebe dich über Alles“ hört man Verliebte oft sagen. Wir werden
eingeladen diese Liebe Gottes, die größer ist als alles Verstehen, in den Blick zu nehmen.
Wenn wir „Herz Jesu Bilder“ sehen, sind uns oft die Figuren aus der Nazarener
Tradition vor Augen, die uns heute kitschig und wenig zeitgemäß erscheinen. Eigentlich
ist aber jedes Bild, das die Werke der Barmherzigkeit zeigt, im tiefsten auch ein
Herz Jesu Bild. Mit einem solchen Bild komme ich besser zurecht. Die Kirche „Sacré-
Cœur“ in Pais, die oben auf dem Bild zu sehen ist, steht oberhalb einer großen Treppenanlage,
auf der sich gerne frisch verliebte Paare niederlassen. Ein schönes Bild,
denn unsere Liebe zueinander ist auch ein Bild für die Liebe Gottes zu uns.
Den Impuls für diesen Gottesdienst hat uns Sr. Daberkow verfasst. Danke dafür. Wir
wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Sonntag und Gottes Geist für die neue
Woche. Passen Sie weiter gut auf sich auf!
Ihr Pastoralteam
Vor Beginn:
Suchen Sie sich einen Ort, der für Sie jetzt gut ist, an dem Sie sich aufgehoben fühlen.
Werden Sie hier einen Augenblick ganz still. Entzünden Sie gerade heute wieder eine
Kerze in der Erinnerung an das Osterlicht. Seinen Sie einfach da.
Stellen Sie sich jetzt ganz bewusst unter das Zeichen des dreifaltigen Gottes:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied zu Beginn:
Gotteslob Nr. 365: „Meine Hoffnung und meine Freude“
Gebet:
Du, Gott, hast von Anfang an ein gutes Wort für uns. Es schafft Licht in der Nacht,
Mut in der Resignation, Leben im Tod. Wir danken dir, dass du uns anredest. Kein
Mensch ist dir egal, keiner fremd. Wenn uns die Worte ausgegangen sind, schenkst
du sie uns. Wenn sie uns nicht über die Lippen kommen, legst du sie uns in den
Mund. Um Mut und Vertrauen bitten wir heute, dass wir keine Angst haben, mit dir
zu leben, dass wir uns zu dir bekennen in Christus, unserem Herrn. Amen.
Psalmengebet:
Stimmen Sie sich auf das Gebet mit dem Psalm 30 ein. Gotteslob Nr. 629,1+2
Aus dem ersten Johannesbrief:
Wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt
von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die
Liebe. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen
Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. … Wenn Gott uns so
geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. … Gott ist die Liebe, und wer in der
Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.
1 Joh 4,7-16
Impuls:
Es gibt viele Zugänge zur Herz-Jesu-Verehrung und zur Herz-Jesu-Frömmigkeit. Die
Wurzeln lassen sich im AT und NT finden, in der Herz-Jesu- Spiritualität der frühen
Christen, in der Patristik, der Herz-Jesu-Theologie und in der Volksfrömmigkeit. Es
geht um die lieben-de Begegnung eines treuen Gottes mit seinem auserwählten Volk
und die Weitergabe dieser Liebe untereinander (AT). Im Mittelpunkt der neutestamentlichen
Prägung steht das Herz Jesu Christi, die Herzwunde, das durchbohrte
Herz am Kreuz.
Ich war vielmehr angesprochen von den Gedanken des tschechischen Soziologen
und Theo-logen Tomàš Halik, der in seinem Werk „Berühre die Wunden“ ausgeht
von der Begegnung Jesu mit Thomas und einen Zusammenhang herstellt zu dem,
was im Augenblick des Todes Jesu im Tempel geschieht. Der Vorhang im Tempel zerreißt.
Das entblößte Zentralheiligtum des Tempels und das durch die Lanze des römischen
Soldaten geöffnete Herz Jesu stehen für Abschluss und Neubeginn, für
Leere und Fülle.
Halik geht davon aus, dass der christliche Glaube darin besteht, unser Leben ständig
in Be-ziehung zu setzen zum Evangelium. Als Beispiel nennt er den Apostel Thomas.
Die Herzenswunde wird für Thomas zum Zeichen, dass es wirklich Jesus ist, der vor
ihm steht, der vor ihren Augen ans Kreuz genagelt, dessen Seite mit der Lanze durchbohrt
wurde, so dass Blut und Wasser herausflossen. Wie kann es sein, dass er sich
dann den anderen Jüngern hat zeigen können? Das stellt Thomas infrage, bis er Jesus
an der Wunde erkennt und bekennt: Mein Herr und mein Gott! Der Zweifler und
Sucher erfährt in der Begegnung mit Jesus, dass seine Liebe zu den Menschen Wunden
hinterlassen hat, die sich auch nach der Auferweckung durch den Vater nicht
schließen. Vielleicht begreift der „ungläubige“ Thomas letztendlich den Sinn des
Ostergeschehens sogar tiefer als die anderen. Thomas wird nicht für immer befreit
von seinen Zweifeln. Aber er hat über den Zweifel erfahren, dass er in der Berührung
mit Wunden Gott und den Menschen nahe ist. „Die Kraft des Glaubens besteht nicht
in der „Unerschütterlichkeit der Überzeugung“, sondern in der Fähigkeit, auch die
Zweifel, die Unklarheiten zu ertragen, die Last des Geheimnisses auszuhalten – und
dabei die Treue und die Hoffnung zu bewahren“ Halik S. 24
Da, wo wir auf Wunden aufmerksam werden, da, so könnte man in Anlehnung an
das Thomas Erlebnis sagen, begegnen wir Gott. Und da, wo wir uns zu unseren Wunden
stellen, werden wir fähig, die Wunden anderer wahrzunehmen. Wunden können
also Kraftquellen sein, den Blick auf das Leben zu verändern. Das aber entspricht so
gar nicht unseren Vorstellungen, sind wir es doch gewohnt, schnell für möglich alles
eine Lösung zu finden, uns nicht zufrieden zu geben mit Einschränkungen, gar Verlusten.
Und dabei können wir schnell die wirklich Leidenden aus dem Auge verlieren.
Vielleicht auch über Spuren des Auferstandenen in unserem Alltag hinwegsehen?
Was nun sind die Wunden Christi, die Thomas zur Gotteserkenntnis verhelfen?
Es sind nicht die körperlichen Qualen. Es ist das „Tief ins Herz getroffen sein“, der
Lanzenstoß, die Seitenwunde. In dem Augenblick erfährt sich Jesus ganz und gar verlassen.
Er kann nur noch ins Dunkel und die Leere hineinschreien: „Mein Gott, warum
hast Du mich verlassen?“ Das Aushalten der absoluten Entfremdung vom Vater ist
die äußerste Solidarität mit den Sündern. Sie führt in die erlösende und befreiende
Tat des Sohnes. In diesem Augen-blick zerreißt der Vorhang im Tempel. Halik bemerkt:
„das Durchbrechen des Herzens und das Zerreißen des Vorhangs (der Hebräerbrief
spricht vom Vorhang des Königs) bedeuten zugleich das Niederreißen der
Mauer der Feindschaft zwischen Gott und den Menschen und zwischen den Menschen
untereinander“.
Mit der Öffnung des Herzens Jesu und dem Zerreißen des Tempelvorhangs schließt
der Alte Bund. Es beginnt ein neuer Bund besiegelt mit dem Blut des Gekreuzigten.
In der unendlichen Gottesferne gibt Jesus nicht auf. Vielmehr sucht er in der inneren
Finsternis den Kon-takt zu dem Abwesenden. Er schreit heraus: Warum hast du mich
verlassen?
Lied:
Gotteslob Nr. 464: „Gott liebt diese Welt“
Vater unser:
Wenn Sie jetzt das „Vater unser“ beten nehmen sie neben diesen Bitten auch ihre
ganz persönlichen Anliegen an diesem Tag mit in das Gebet hinein.
Segen:
Reich beschenkt, ermutigt und befreit,
bitten wir dich, Gott, um dein Geleit.
Hilf uns, achtsam mit unseren Worten umzugehen,
klug, unsere Worte zu wägen und
mutig, den richtigen Ton und die richtige Lautstärke zu finden.
Um Weisheit bitten wir dich.
Sonst zerreden wir deine Liebe,
sonst haben unsere Worte keine Kraft,
sonst zerbrechen wir an dem, was wir sagen.
Wir danken dir, dass du uns dein Wort anvertraust.
Für uns und für die Menschen, die wir jeden Tag treffen.
Wir bitten dich um deinen begleitenden Segen:
Den Segen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Lied zum Abschluss:
Gotteslob Nr. 446: „Lass uns in deinem Namen, Herr“
Pfarreiengemeinschaft „Am Ennert“ - Pastoralbüro: Christ-König-Str. 15, 53229 Bonn-Holzlar
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© 2020 Pfr. Andreas Haermeyer • andreas.haermeyer@erzbistum-koeln.de