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6. Sonntag der Osterzeit

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Gedanken & Gebete

6. Sonntag

der Osterzeit • Pfarreiengemeinschaft

„Am Ennert“

Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Kirche.

Langsam geht es auf Pfingsten zu. Der heutige Bibeltext gibt dazu schon einen ersten

Vorgeschmack. Eigentlich eine sehr frohe Zeit. - Oder ist vielleicht doch alles anders,

und es geht eher einen Schritt zurück? Sicher ist das auch ein aktuelles Gefühl der

Menschen um uns herum, vielleicht auch von Ihnen.

Nach den ersten Gottesdiensten in unseren Kirchen habe ich die verschiedensten

Stimmen gehört. Das Spektrum reicht von denen, die unsere Lösungen gut fanden

und denen die Distanz und auch der fehlende Gesang nichts ausmachen, bis hin zu

denen die sagen, dass sie auch weiterhin lieber darauf warten sich wirklich aktiv und

gemeinsam am Gottesdienst beteiligen zu können. Die gleiche Spannung tut sich für

mich in dem heutigen Bibeltext auf. Da stehen die Jünger zischen „dem auferstandenen“

und der „angebrochenen Zukunft“ auf der einen Seite und der „Angst“ und dem

„nicht weiterwissen“ auf der anderen Seite. Die Spannung zwischen dem „Sehen“

und dem „noch nicht Sehen".

Für den heutigen Sonntag hat sich Frau Lohner Gedanken zu unserem Gottesdienstentwurf

gemacht. Danke dafür.

Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Sonntag und Gottes Geist für die

neue Woche. Passen Sie weiter gut auf sich auf!

Ihr Pastoralteam

Vor Beginn:

Suchen Sie sich einen Ort, der für Sie jetzt gut ist, an dem Sie sich aufgehoben fühlen.

Werden Sie hier einen Augenblick ganz still. Entzünden Sie gerade heute wieder eine

Kerze in der Erinnerung an das Osterlicht. Seinen Sie einfach da.


Stellen Sie sich jetzt ganz bewusst unter das Zeichen des Kreuzes:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied zu Beginn:

Gotteslob Nr. 326: „Wir wollen alle fröhlich sein“

Psalmengebet:

Stimmen Sie sich auf das Gebet mit dem Psalm 42 ein. Gotteslob Nr. 42,2

Liedruf:

Gotteslob Nr. 175,6: „Halleluja“

Evangelium:

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine

Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand

geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die

Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt

ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen

zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht

mehr; Ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet.

Johannes 14, 15-19

Impuls:

Da konnten wir nach einem langen Mitleidensweg endlich jubilieren und Jesu Auferstehung

feiern und schon werden wir in den liturgisch vorgesehenen Bibeltexten

wieder zurückgeworfen auf die Zeit vor Jesu Tod. Dieser Bibeltext gehört nämlich,

wie schon der Text vom vergangenen Sonntag, zu den sogenannten Abschiedsreden

Jesu, die er als mündliches „Testament“ seinen Jüngern am Abend vor seinem Tod,

mit auf den Zukunftsweg gibt. Noch einmal sitzt Jesus mit den Menschen, die er liebt,

zusammen und versucht ihnen das zu vererben, was er im Wissen um seinen baldigen

Tod in einer Rückschau und einem Ausblick auf die Zukunft ohne ihn, für seine

Jünger für (über)lebenswichtig hält.

Ich frage Sie: „Wie würden Sie die Zeit des letzten Zusammenseins vor Ihrem Abschied

vom Leben mit Ihren liebsten und wichtigsten Menschen nutzen? Was würden

Sie ihnen sagen, mit auf den Weg geben, ans Herz legen? Wie würden Sie trösten

wollen im Wissen, dass Sie in baldiger Zukunft Ihre Lieben in großer Trauer, abgrundtiefer

Niedergeschlagenheit, Einsamkeit, vielleicht sogar Ausweglosigkeit allein


zurück lassen werden? Sicherlich wäre es nicht richtig, sich in dieser Situation den

reinen Emotionen hinzugeben. Schließlich liegt es Ihnen am Herzen, Ihren Nachlass

ordentlich, sinnvoll und nachhaltig weiter zu reichen. Damit meine ich nicht die materiellen,

“handfesten“ Schätze, sondern vielmehr die ideellen Werte, für deren Erhalt

Sie in erster Linie gelebt haben, Kostbarkeiten aus der Vergangenheit, wie z.B.

Erinnerungen an schöne gemeinsame Erlebnisse oder aber auch Erlebnisse, die

Ihnen zur Lehre wurden und die sie nun als Vermächtnis für einen besser gelingenden

zukünftigen Lebensweg Ihrer Lieben weitergeben möchten.

Sie werden bisher tabuisierte Themen ansprechen wollen, unvollendete Angelegenheiten,

Herzensdinge, die Sie noch erfüllt wissen wollen. Und dann würde es doch

etwas emotionaler zugehen und Sie würden sich einander die wichtigsten Worte zusprechen:

„Ich habe dich so sehr lieb“ „Ich habe dich immer liebgehabt“, „Ich werde

dich immer, auch über den Tod hinaus, liebhaben“. Schließlich werden Sie mit größter

Wahrscheinlichkeit noch ein Versprechen einfordern, um getrost die Augen

schließen zu können: „Bleibt lieb zueinander, so wie ich es euch immer vorgelebt

habe“.

Liebe ist das größte, schönste, wichtigste, ja überlebenswichtigste Vermächtnis, was

man einander schenken kann und gleichzeitig das größte und trostreichste Versprechen.

Geschenk und eine zeitgleich damit verknüpfte Bitte bzw. Forderung scheinen

im ersten Moment nicht kompatibel. Und doch steckt eine folgerichtige, eine logische

Selbstverständlichkeit hinter diesem Verhalten: Wer den anderen wahrhaftig

liebt, der wird intuitiv versuchen, in seinem Sinne weiter zu leben, die erfahrenen

Werte weiter zu tradieren.

Nicht anders verlief es in den letzten Stunden, die Jesus mit seinen Jüngern verbrachte:

Auch Jesus versucht in erster Linie seine Liebsten zu trösten. Er vermacht

ihnen seine Lehre, seine Liebe, seine Nähe zu Gott, seine Vision vom Himmelreich,

das dort überall Wirklichkeit wird, wo Menschen glauben, hoffen und lieben.

Diese Zusage der bedingungslosen Liebe gibt er seinen Jüngern am Vorabend seines

Todes, in einer Art und Weise, die deutlich macht, dass sich seine Jünger – und auch

wir dürfen uns so nennen – nicht verloren zu fühlen brauchen, solange seine Gebote

(ursprünglich die Gebote der Thora) der Maßstab sind. In ihnen ist sein Liebesgebot

zusammengefasst, sein Testament fixiert.

Jesu lässt seine Jünger, lässt uns nicht als Waisen zurück, nicht unbedarft, nicht einsam,

nicht beziehungslos. Den Geist der Wahrheit hinterlässt er als Beistand.

Ihn werden wir in Kürze, an Pfingsten, empfangen. Wenn wir den Heiligen Geist in

unseren Alltag integrieren, werden wir Gott mehr und mehr erkennen und hineingenommen

in die Liebesgemeinschaft des dreifaltigen Gottes.


„Ich lebe und auch ihr werdet leben.“ – mit diesen Worten verabschiedet sich Jesus.

Jesus geht, sein Geist kommt. Und so wird aus Jesu Abschied vom Leben, für uns ein

Abschied zum Leben.

Lied:

Gotteslob Nr. 464: „Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen“

Vater unser:

Wenn Sie jetzt das „Vater unser“ beten nehmen sie neben diesen Bitten auch ihre

ganz persönlichen Anliegen an diesem Tag mit in das Gebet hinein.

Gebet

Bei dir, Herr Jesus,

ist einer groß, durch sein Herz und seine Liebe,

wenn er sich bereit macht, dein Vermächtnis anzunehmen.

Erbe sein ist aber schwer.

Darum komme ich ja zu dir.

Ich will lernen, in deinem Sinne zu leben,

zu vergeben und nicht zu rächen,

zu lächeln und nicht zu zürnen,

Freundschaft zu schenken und keine Bosheit,

Freude zu leben und nicht schlechte Laune.

Erbe sein ist aber schwer.

Darum blicke ich ja auf dich,

Herr Jesus, und erbitte mir den Beistand der Wahrheit,

der tröstet, der in mir wirkt und in mir bleibt. Amen.

Segen:

Beenden Sie die Gebetszeit wieder mit einem Kreuzzeichen.

Lied zum Abschluss:

Gotteslob Nr. 456: „Herr, du bist mein Leben“

Pfarreiengemeinschaft „Am Ennert“ - Pastoralbüro: Christ-König-Str. 15, 53229 Bonn-Holzlar

bei facebook und Instagram als „Kirche.am.ennert“

© 2020 Pfr. Andreas Haermeyer • andreas.haermeyer@erzbistum-koeln.de

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