Lückenschluss 2020/II
In dieser Ausgabe dreht sich alles um die elektrischen Anlagen hinter dem Lückenschluss.
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Ohne Strom Nichts los. Fortsetzung von Seite 3.
2020 / II
VERSORGUNGSADERN FÜR DEN LEBENSSAFT STROM
Natürlich müssen auch die Wege zwischen Gleichrichterwerk,
Trafostation, Hauptverteilungsanlage
und dem Endverbraucher überbrückt werden,
damit der Strom fließen kann. Entsprechend werden
Kabel benötigt: Ca. 250 Kilometer Kabel wurden
so im Tunnel und in den Bahnhöfen verlegt.
Dabei können die Kabel nicht kreuz und quer
gezogen werden: Die für die Notversorgung besonders
geschützten Kabel müssen beispielsweise
oben liegen, damit – im absoluten Notfall –
ihre Keramikschutzhülle so lange wie möglich
unversehrt bleibt und nicht von darüber liegenden
schadhaften Kabeln beschädigt wird. Auch
dürfen die Kabel nie in das so genannte Lichtraum-Profil
der U-Bahnen hineinragen, damit die
Züge unbeschadet durchfahren können.
Neben den Kabeln für den Starkstrom der Stromschiene
sorgt das komplexe Kabelgeflecht dafür,
dass sämtliche IT- und Zugsicherungssysteme sowie
alle technischen Anlagen in den Bahnhö-
fen, vom Aufzug bis zur Beleuchtung der Informationstafel,
die notwendige Energie aus den
Verteilungsanlagen beziehen können. Dabei beschränkte
sich die BVG-Kabelmeisterei nicht nur
auf die Neubaustrecke: Auch das neue Stellwerk
im Bahnhof Alexanderplatz wurde an das Stromnetz
angeschlossen. Die Meisterei garantiert damit
die umfassende Funktionsfähigkeit von Bahn-,
Betriebs- und Sicherheitsanlagen.
Kabeltrassen mit Kabeln unter dem Bahnsteig am U-Bahnhof Museumsinsel. Kabel im Tunnel zwischen Unter den Linden und Brandenburger Tor.
SICHERHEIT AUF DER GESAMTEN STRECKE
Schon hier ist klar: Die Zusammenhänge sind heit geprüft werden. So haben die Elektrotechniker
bereits im Mai sichergestellt, dass das Gleich-
komplex, verschiedene Bedürfnisse von unterschiedlichen
Bereichen müssen koordiniert und richterwerk einwandfrei funktioniert. Dazu wurden
an verschiedenen Punkten der Strecke Kurz-
sicher zusammengeführt werden. Denn das darf
man nicht vergessen: Genau wie beim Bau dürfen schlüsse erzeugt, wie sie z.B. auch durch einen defekten
Zug verursacht werden können. Anhand
keine Fehler gemacht werden, da die Auswirkungen
sehr gefährlich sein könnten.
dieser Kurzschlussversuche konnten die Elektro-
Bevor der Startschuss für den Betrieb der Neubaustrecke
fällt, muss deshalb die gesamte elek- die richtigen Schalter fallen, die die Stromzufuhr
spezialisten feststellen, dass im Gleichrichterwerk
trotechnische Infrastruktur auf absolute Sicher-
auf der Schiene sofort stoppen. So ähnlich funkti-
STRENGE PRÜFUNGEN FÜR BESTEN BRANDSCHUTZ
Damit die Kabel sicher verlaufen, müssen sie in manchen Fällen fast kunstvoll
verlegt werden.
Fotos: A. Reetz-Graudenz, 2018-2020.
oniert das ja auch bei uns zu Hause: Im Falle eines
Kurzschlusses fallen entsprechende Sicherungen
im Sicherungskasten aus.
Da sprühen die Funken: Kontrollierter
Kurzschlussversuch an der Stromschiene
J. Dietrich, 2020.
Weitere wichtige Schritte in puncto Sicherheit
folgen nun im Rahmen einer so genannten Wirk-
Prinzip-Prüfung. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt
sich ein umfangreicher Test von sämtlichen
relevanten Anlagen, die im Gefahrfall einwandfrei
funktionieren und somit die Sicherheit der
Fahrgäste und BVG-Mitarbeiter garantieren müssen.
Besonderes Augenmerk gilt dabei der Brandfallsteuerung
sowie der vernetzten Gebäudetechnik,
v.a. den elektrotechnischen Anlagen.
Um die Prüfung durchzuführen, bestellt die BVG
einen von der zuständigen Aufsichtsbehörde zugelassenen
Sachverständigen ein. Zusammen mit
den Verantwortlichen der Fachabteilungen, der
zuständigen Elektrotechnischen Fachkraft der
BVG und dem bestellten Brandschutzgutachter
nimmt der Sachverständige alle schutzrelevanten
Objekte unter die Lupe:
Funktioniert im Brandfall die Notbeleuchtung?
Werden die Fahrtreppen und Aufzüge angehalten?
Gehen die Entrauchungsklappen auf? Werden
die Rauchschürzen ausgelöst? Werden die
Fahrgäste und Mitarbeiter rechtzeitig gewarnt?
Kurz: Funktioniert jeder einzelne Aspekt der Sicherheits-
und Brandschutzkonzepte? Die entsprechenden
Pläne wurden bereits vor Baubeginn
entwickelt und von der zuständigen Aufsichtsbehörde
des Landes Berlin geprüft und
genehmigt. Eine erfolgreiche Wirk-Prinzip-Prüfung
bedeutet also, dass die Sicherheit des
U-Bahnbetriebs rundherum gewährleistet ist und
die betriebsverordnungsrechtlichen Schutzziele
erfüllt sind.
Beim Lückenschluss U5 sind die Kontrollen dieser
Sicherheitsmechanismen momentan in vollem
Gange. Dabei fällt frühzeitig auf, wenn beispielsweise
auch bei geringfügigen Netzschwankungen
die Entrauchungsschürze ausgelöst wird – was
im Betrieb nicht passieren darf. Diese Mängel
können nun frühzeitig behoben werden. Sobald
die E-Gewerke der BVG von der Aufsicht grünes
Licht bekommen und die Wirk-Prinzip-Prüfung
erfolgreich bestanden ist, können die Anlagen in
Betrieb genommen werden. Die größtmögliche
Sicherheit der Fahrgäste und Mitarbeiter, die ab
Ende des Jahres auf der neuen U5 Strecke unterwegs
sein werden, ist dann garantiert.
Auch das Funktionieren der Entrauchungsklappen
an der Friedrichstraße wird genau überprüft.
A. Reetz-Graudenz, 2020.
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