Leseprobe_Kirchner_Der Mann von Pölarölara
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ja was für ein Saukerle er sei. Selbst die Eltern und Geschwister,<br />
außer der kleinen Annemarie im Bettchen, distanzierten<br />
sich <strong>von</strong> ihm. Vielleicht seien solche bösen, ungezogenen<br />
Menschen überhaupt schuld an überhaupt allem.<br />
Gegen Abend, als man sich wieder aus dem Keller heraustraute,<br />
setzte sich Alfred zu seinen Soldaten, packte sie zusammen,<br />
schaute aus dem Fenster. Das war noch wunderbarer<br />
Weise heil. In der Stadt aber gab es schaurige Brände,<br />
die Einsamkeit des Todes, sonderbar fremden Geruch. Im<br />
Hintergrund der Hohenstaufen, der schon immer Zeugenberg<br />
genannt wurde. Seine Kaiser, die Staufer, herausragend<br />
Friedrich II., galten als Mythos, Wegbereiter des kulturellen<br />
Europas, der Toleranz. Und schon vor fast tausend Jahren<br />
war Friedrich Freund der Muslime. Es hieß zu seinem Tod:<br />
„Untergegangen ist die Sonne der Welt/ Die den Völkern<br />
leuchtete/ Untergegangen die Gerechtigkeit/ Untergegangen/<br />
<strong>Der</strong> Hort des Friedens.“ *<br />
Nun saß man ziemlich belämmert vor dem in so wenigen<br />
Jahren schmählich zertrümmerten Mythos, vor der teils<br />
zertrümmerten Stadt: Schuldige und Unschuldige. Belastete<br />
und Minderbelastete, wie sie später im juristischen Terminus<br />
vor den Spruchkammern – den Gerichten – genannt wurden.<br />
<strong>Der</strong> andere Stauferkaiser, Barbarossa, gilt, weil seine körperlichen<br />
Spuren sich in der Wüste nahe Jerusalem verloren<br />
haben, nicht als tot, gilt nur als entrückt und schläft der Sage<br />
nach tief in einem Berge. Erst wenn die Welt befriedet sein<br />
wird, kommt er wieder. Sein roter Bart – barba rossa – soll<br />
nun allerdings schon dreimal um den steinernen Tisch herumgewachsen<br />
sein.<br />
*<br />
Die Klage König Manfreds <strong>von</strong> Sizilien über den Tod seines Vaters, Kaiser<br />
Friedrichs II. <strong>von</strong> Hohenstaufen (1250).<br />
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