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<strong>Die</strong> Mutter von Sebastians Freundin Lydia, eine kleine,<br />
schwarzhaarige Frau, die, hierin ganz das Gegenteil ihrer<br />
trägen und schwerblütigen Tochter, großen Gefallen fand<br />
an Gartenarbeit und an haushälterischen Verrichtungen,<br />
wohnte – schon seit Langem von ihrem Mann geschieden –<br />
in einem heruntergekommen wirkenden Häuschen am<br />
Rande des Örtchens Blumau. Das Häuschen ähnelte einem<br />
englischen Cottage. Seine Wände waren weiß getüncht, es<br />
war einstöckig, hatte an einer Stelle ein sehr weit hervorragendes<br />
Dach und war niedrig, viel zu niedrig für Sebastians<br />
Geschmack. So sehr Lydias Mutter Helga in der Arbeit im<br />
Freien Sinn und Kraft fand, so wenig tat sie dies innerhalb<br />
ihrer eigenen vier Wände. <strong>Die</strong> innerhäuslichen Verhältnisse<br />
waren zwar nicht unsauber oder gar unhygienisch, aber<br />
es herrschte ein ziemliches Durcheinander, das durch die<br />
dösende und lustwandelnde Anwesenheit von zehn Katzen<br />
und Katern nicht wenig unterstrichen wurde; die Enge der<br />
Zimmer sowie die Niedrigkeit der Zimmerdecken trugen<br />
das Ihre bei, um dem Haushalt einen Anstrich von sorgloser<br />
Wildheit zu verleihen. Auch tummelten sich in dem Haus<br />
zwei Hunde, die dank des großen Gartens jedoch so gut wie<br />
nie ausgeführt wurden. <strong>Die</strong> zwei großen Tiere, gutmütig<br />
und ihres an Gerüchen reichen Lebens froh, waren von derselben<br />
dahingefläzten Urwüchsigkeit wie sie auch die Katzen<br />
auszeichnete und wie sie Sebastian – leider zu oft – auch<br />
an Lydia glaubte ausmachen zu können.<br />
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