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Fraunhofer ist zwar bekannt für technische Innovationen, aber vielen dieser Entwicklungen gehen

weitreichende Erhebungen und Analysen von Organisationen, Prozessen und Geschäftsmodellen

voraus. Diese stellen sicher, dass sich neue Technologien und Werkzeuge reibungslos in bestehende

Arbeitsprozesse integrieren lassen und wenig Umstellungen und Einarbeitungszeiten erfordern. Reine

Technikentwicklungen ohne die Betrachtung der Rahmenbedingungen verfehlen oft den eigentlichen

Bedarf und stoßen schnell auf fehlende Akzeptanz oder sogar Ablehnung. Der Blick für’s Große Ganze

ist also gefragt. Erst damit können neue Technologien ihr volles Potenzial entfalten und den Menschen

bei seiner Arbeit optimal unterstützen und entlasten. Außerdem muss man bei diesen Betrachtungen

auch die zukünftigen Auswirkungen und Effekte des Einsatzes neuer Technologien bereits berücksichtigen.

So kann es oft auch sinnvoll sein, bestehende Prozesse und Organisationsstrukturen zu

überprüfen und an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Gerade neue IT-Lösungen haben den Arbeitsalltag

vieler Menschen in den letzten Jahren massiv verändert. In vielen Bereichen hat sich durch

die ständige Verfügbarkeit von Informationen und neue Kommunikationskanäle die Form der Arbeit

und der Zusammenarbeit stark verändert. Wo früher Mitarbeiter isoliert voneinander, stur verschiedene

Einzelschritte eines Vorgangs oder Projektes bearbeiteten ohne voneinander zu wissen, ist heute

Kommunikation, Eigenverantwortung und das Verständnis für den Gesamtprozess gefragt. An vielen

Stellen sind feste Anwesenheitszeiten flexiblen Zeitmodellen gewichen, die sowohl den Unternehmen,

als auch den Mitarbeitern Vorteile bringen können. Damit entstehen wieder neue Anforderungen.

Fraunhofer ist für innovative Entwicklungen und Erfindungen

bekannt, die unseren Lebens- und Arbeitsalltag vereinfachen und

bereichern. Im Fraunhofer-Verbund IUK-Technologie haben sich

19 Fraunhofer-Institute zusammengeschlossen um gemeinsam

für die Welt von morgen zu forschen. Neben den technischen

Lösungen, die die Probleme von heute lösen, denkt man hier auch

immer über die Zukunft und die Wünsche und Anforderungen

der Menschen von morgen nach.

Viele der Technologien, die Fraunhofer entwickelt hat, haben unser Leben nachhaltig geprägt und unser

Arbeitsumfeld verändert. Viele stupide Arbeiten, die früher von Menschen erledigt wurden, haben

uns Computer abgenommen. Das hat zur Folge, dass mehr Menschen anspruchsvollere Aufgaben und

kreative Tätigkeiten erhalten. Wie man sie dabei optimal unterstützen kann – daran denken die etwa

6000 Forscher des Fraunhofer-Verbundes IUK-Technologie schon vor der Entwicklung neuer Technologien.

Der Mensch mit seinen Wünschen, Erwartungen und Anforderungen steht als Kunde, Nutzer

und Anwender stets im Mittelpunkt neuer Entwicklungen – erst danach kommt die Technik.

Es ist also ein Wechselspiel. Technologie, Organisation und Arbeit beeinflussen und verändern sich

gegenseitig. Um diese komplexen Zusammenhänge und Auswirkungen besser abschätzen zu können,

entwickeln die Fraunhofer-Forscher Szenarien und Roadmaps, die zeigen wie sich einzelne neue

Technologien in eine große Gesamtvision integrieren und ob sie die Anforderungen der späteren Anwender

erfüllen. Diese Zukunftsszenarien werden in der Regel in drei Schritten entwickelt. Zunächst

wird ein Szenario mit all seinen Abläufen als Text beschreiben. Dieser Text bietet eine gute Grundlage

für Diskussionen unter Experten. Nachdem sie alle Details diskutiert und ggf. angepasst haben, muss

es im nächsten Schritt mit „Betroffenen“, also späteren Anwendern besprochen werden, damit der

Praxisbezug erhalten bleibt. Beschreibungen in Textform stoßen hierbei schnell an ihre Grenzen, da

sie viel Vorstellungskraft erfordern und Raum für Missverständnisse bieten. Immersive und interaktive

3D-Visualisierungen helfen an dieser Stelle weiter. Wenn man beispielsweise mit einer Krankenschwester

über das Krankenhaus der Zukunft spricht und zumindest virtuell demonstrieren kann,

wie neue Technologien bestimmte Abläufe und Tätigkeiten vereinfachen, können Bedenken schnell

ausgeräumt und wichtige Details aus dem Arbeitsalltag aufgenommen werden. Diese Gespräche werden

in Workshops mit verschiedenen Nutzergruppen durchgeführt, um möglichst viele Sichten und

viel Praxiserfahrung einfließen zu lassen.

Nachdem ein Szenario diese Schritte durchlaufen hat, können Zukunftsvisionen auch gemeinsam mit

Partnern aus der Industrie real aufgebaut werden. Fraunhofer kann hier von kleineren Usability-Labs

und Living-Labs bis hin großen Realszenarien für das Hotel, das Krankenhaus, das Büro und das

Einfamilienhaus der Zukunft einiges vorweisen. In diese Realszenarien werden viele der Neuentwicklungen

von Fraunhofer und den Industriepartnern integriert. Dadurch bietet sich die Möglichkeit

die Interoperabilität der Technik und das Zusammenspiel aller Prozesse zu testen. Auch der Mensch

kommt hierbei nicht zu kurz. Viele dieser Szenarien sind real nutzbar. Im Hotel der Zukunft kann man

übernachten. Im Einfamilienhaus der Zukunft kann man wohnen. Im Geschäft der Zukunft kann

man einkaufen und im Büro der Zukunft kann man arbeiten. Natürlich wird man davor und danach

befragt, um die Erwartungen und Erfahrungen aufzunehmen und in die Weiterentwicklung einfließen

zu lassen. Diese realen Szenarien sind wichtige Test- und Demonstrationsumgebungen, die uns helfen,

komplette Prozesse ganzheitlich real durchzuspielen, neue Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren

und die Forschung auch ohne Glaskugel in die richtige Richtung zu lenken. Sie fördern außerdem

den Dialog mit den Unternehmen und sichern die Praxisrelevanz.

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