danmag 02_Arbeit
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Fraunhofer ist zwar bekannt für technische Innovationen, aber vielen dieser Entwicklungen gehen
weitreichende Erhebungen und Analysen von Organisationen, Prozessen und Geschäftsmodellen
voraus. Diese stellen sicher, dass sich neue Technologien und Werkzeuge reibungslos in bestehende
Arbeitsprozesse integrieren lassen und wenig Umstellungen und Einarbeitungszeiten erfordern. Reine
Technikentwicklungen ohne die Betrachtung der Rahmenbedingungen verfehlen oft den eigentlichen
Bedarf und stoßen schnell auf fehlende Akzeptanz oder sogar Ablehnung. Der Blick für’s Große Ganze
ist also gefragt. Erst damit können neue Technologien ihr volles Potenzial entfalten und den Menschen
bei seiner Arbeit optimal unterstützen und entlasten. Außerdem muss man bei diesen Betrachtungen
auch die zukünftigen Auswirkungen und Effekte des Einsatzes neuer Technologien bereits berücksichtigen.
So kann es oft auch sinnvoll sein, bestehende Prozesse und Organisationsstrukturen zu
überprüfen und an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Gerade neue IT-Lösungen haben den Arbeitsalltag
vieler Menschen in den letzten Jahren massiv verändert. In vielen Bereichen hat sich durch
die ständige Verfügbarkeit von Informationen und neue Kommunikationskanäle die Form der Arbeit
und der Zusammenarbeit stark verändert. Wo früher Mitarbeiter isoliert voneinander, stur verschiedene
Einzelschritte eines Vorgangs oder Projektes bearbeiteten ohne voneinander zu wissen, ist heute
Kommunikation, Eigenverantwortung und das Verständnis für den Gesamtprozess gefragt. An vielen
Stellen sind feste Anwesenheitszeiten flexiblen Zeitmodellen gewichen, die sowohl den Unternehmen,
als auch den Mitarbeitern Vorteile bringen können. Damit entstehen wieder neue Anforderungen.
Fraunhofer ist für innovative Entwicklungen und Erfindungen
bekannt, die unseren Lebens- und Arbeitsalltag vereinfachen und
bereichern. Im Fraunhofer-Verbund IUK-Technologie haben sich
19 Fraunhofer-Institute zusammengeschlossen um gemeinsam
für die Welt von morgen zu forschen. Neben den technischen
Lösungen, die die Probleme von heute lösen, denkt man hier auch
immer über die Zukunft und die Wünsche und Anforderungen
der Menschen von morgen nach.
Viele der Technologien, die Fraunhofer entwickelt hat, haben unser Leben nachhaltig geprägt und unser
Arbeitsumfeld verändert. Viele stupide Arbeiten, die früher von Menschen erledigt wurden, haben
uns Computer abgenommen. Das hat zur Folge, dass mehr Menschen anspruchsvollere Aufgaben und
kreative Tätigkeiten erhalten. Wie man sie dabei optimal unterstützen kann – daran denken die etwa
6000 Forscher des Fraunhofer-Verbundes IUK-Technologie schon vor der Entwicklung neuer Technologien.
Der Mensch mit seinen Wünschen, Erwartungen und Anforderungen steht als Kunde, Nutzer
und Anwender stets im Mittelpunkt neuer Entwicklungen – erst danach kommt die Technik.
Es ist also ein Wechselspiel. Technologie, Organisation und Arbeit beeinflussen und verändern sich
gegenseitig. Um diese komplexen Zusammenhänge und Auswirkungen besser abschätzen zu können,
entwickeln die Fraunhofer-Forscher Szenarien und Roadmaps, die zeigen wie sich einzelne neue
Technologien in eine große Gesamtvision integrieren und ob sie die Anforderungen der späteren Anwender
erfüllen. Diese Zukunftsszenarien werden in der Regel in drei Schritten entwickelt. Zunächst
wird ein Szenario mit all seinen Abläufen als Text beschreiben. Dieser Text bietet eine gute Grundlage
für Diskussionen unter Experten. Nachdem sie alle Details diskutiert und ggf. angepasst haben, muss
es im nächsten Schritt mit „Betroffenen“, also späteren Anwendern besprochen werden, damit der
Praxisbezug erhalten bleibt. Beschreibungen in Textform stoßen hierbei schnell an ihre Grenzen, da
sie viel Vorstellungskraft erfordern und Raum für Missverständnisse bieten. Immersive und interaktive
3D-Visualisierungen helfen an dieser Stelle weiter. Wenn man beispielsweise mit einer Krankenschwester
über das Krankenhaus der Zukunft spricht und zumindest virtuell demonstrieren kann,
wie neue Technologien bestimmte Abläufe und Tätigkeiten vereinfachen, können Bedenken schnell
ausgeräumt und wichtige Details aus dem Arbeitsalltag aufgenommen werden. Diese Gespräche werden
in Workshops mit verschiedenen Nutzergruppen durchgeführt, um möglichst viele Sichten und
viel Praxiserfahrung einfließen zu lassen.
Nachdem ein Szenario diese Schritte durchlaufen hat, können Zukunftsvisionen auch gemeinsam mit
Partnern aus der Industrie real aufgebaut werden. Fraunhofer kann hier von kleineren Usability-Labs
und Living-Labs bis hin großen Realszenarien für das Hotel, das Krankenhaus, das Büro und das
Einfamilienhaus der Zukunft einiges vorweisen. In diese Realszenarien werden viele der Neuentwicklungen
von Fraunhofer und den Industriepartnern integriert. Dadurch bietet sich die Möglichkeit
die Interoperabilität der Technik und das Zusammenspiel aller Prozesse zu testen. Auch der Mensch
kommt hierbei nicht zu kurz. Viele dieser Szenarien sind real nutzbar. Im Hotel der Zukunft kann man
übernachten. Im Einfamilienhaus der Zukunft kann man wohnen. Im Geschäft der Zukunft kann
man einkaufen und im Büro der Zukunft kann man arbeiten. Natürlich wird man davor und danach
befragt, um die Erwartungen und Erfahrungen aufzunehmen und in die Weiterentwicklung einfließen
zu lassen. Diese realen Szenarien sind wichtige Test- und Demonstrationsumgebungen, die uns helfen,
komplette Prozesse ganzheitlich real durchzuspielen, neue Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren
und die Forschung auch ohne Glaskugel in die richtige Richtung zu lenken. Sie fördern außerdem
den Dialog mit den Unternehmen und sichern die Praxisrelevanz.
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