Leseprobe_Alles was bleibt oder Ein Haus in Wien
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e<strong>in</strong>em Spieß vorbei und schnetzelte kle<strong>in</strong>e Fleischteile<br />
auf Daniels Teller, dazu gab es Brot, Bratkartoffeln<br />
und Pommes. Zum Abschluss wurden gebratene Bananen<br />
mit Zimt und Kristallzucker serviert. Daniels<br />
Zittern ließ langsam nach. Bevor er sich auf den Weg<br />
zu Elsa machte, spazierte er zum Strand h<strong>in</strong>unter und<br />
g<strong>in</strong>g die Copacabana entlang bis zur Festung. Auf der<br />
Esplanade wurde gelaufen, gewalkt und am Strand<br />
Beach-Volleyball gespielt. Daniel beobachtete, dass<br />
auch viele ältere Männer unter den Sportlern waren. So<br />
et<strong>was</strong> konnte man <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> nicht sehen, nicht e<strong>in</strong>mal auf<br />
der Donau<strong>in</strong>sel.<br />
Auf dem Rückweg bemerkte Daniel <strong>in</strong> der Ferne den<br />
Zuckerhut, der bei se<strong>in</strong>er Ankunft noch h<strong>in</strong>ter den<br />
Wolken verborgen gewesen war. Er g<strong>in</strong>g die Esplanade<br />
entlang bis zum Copacabana Hotel. Auf e<strong>in</strong>er Tafel<br />
beim Hotele<strong>in</strong>gang las er, dass hier 1933 der Film<br />
„Fly<strong>in</strong>g Down to Rio“ mit Fred Astaire gedreht worden<br />
war. Diesen Film hatte se<strong>in</strong>e Mutter mehrmals im<br />
K<strong>in</strong>o gesehen, fiel ihm e<strong>in</strong>, damals, <strong>in</strong> der noch nicht<br />
ganz so schlechten Zeit, wie sie es genannt hatte.<br />
Nervös bog er <strong>in</strong> die Rua Santa Clara e<strong>in</strong>, gleich neben<br />
dem Hotel. Bald würde er vor Elsas Wohnung stehen,<br />
e<strong>in</strong>er achtzigjährigen Elsa allerd<strong>in</strong>gs. War es klug gewesen,<br />
spontan nach Rio zu fliegen? Er stolperte über<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong>, der am Weg lag. Vielleicht hätte er<br />
Elsa se<strong>in</strong> Kommen doch vorher ankündigen sollen? Er<br />
atmete durch, e<strong>in</strong> paar Schritte noch, dann läutete er<br />
bei Nummer 30.<br />
„Servus, Dani“, sagte e<strong>in</strong>e alte, gebückte Frau, die vorsichtig<br />
die Tür öffnete. Daniel war erstaunt. Die Ähn-<br />
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