forschen 1/2009 - Forschungscluster «Nuclear and Radiation Science
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Seite 32 ▶ <strong>forschen</strong><br />
Abbildung 6<br />
Formfaktor<br />
(Beugungsbild) des<br />
Grundzust<strong>and</strong>es<br />
und Übergangsformfaktor<br />
für den<br />
Hoyle-Zust<strong>and</strong> in 12 C<br />
aus FMD<br />
Rechnungen und<br />
Experimenten,<br />
unter <strong>and</strong>erem am<br />
S-DALINAC.<br />
gien zu bestimmen. Sie nutzt die Symmetrien der<br />
QCD und ein Ordnungsschema, das die möglichen<br />
Beiträge nach ihrer Größe sortiert. Die Parameter<br />
werden durch Anpassung an präzise experimentelle<br />
Daten bestimmt.<br />
Die Bestimmung der nuklearen Wechselwirkung ist<br />
jedoch nur der erste Schritt. Der zweite und noch<br />
anspruchsvollere Schritt ist die Lösung des quantenmechanischen<br />
Vielteilchenproblems für Atomkerne<br />
bestehend aus bis zu ca. 300 Nukleonen oder<br />
auch für „unendlich“ viele Nukleonen im Neutronenstern.<br />
Schon das klassische Mehrteilchen-<br />
(d σ /dΩ ) / (d σ /dΩ ) Mot t<br />
(d σ /dΩ ) / (d σ /dΩ ) Mot t<br />
10 0<br />
10 -1<br />
10 -2<br />
10 -3<br />
10 -4<br />
10 -5<br />
10 -2<br />
10 -3<br />
10 -4<br />
10 -5<br />
10 -6<br />
12 C(e,e) 12 C<br />
E x = 0.0 MeV<br />
0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5<br />
q [fm -1 ]<br />
12 12<br />
C(e,e) C<br />
E = 7.65 MeV<br />
x<br />
q [fm -1 10<br />
0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5<br />
]<br />
-7<br />
problem ist nur mit aufwändigen numerischen Methoden<br />
h<strong>and</strong>habbar. Der Quantencharakter des<br />
Atomkerns und die komplexe Struktur der nuklearen<br />
Wechselwirkung machen die Aufgabe nicht einfacher.<br />
Nichtsdestoweniger sind in jüngster Zeit –<br />
motiviert durch die neuen experimentellen Möglichkeiten<br />
zum Studium exotischer Kerne z.B. mit<br />
den NuSTAR Experimenten bei FAIR, die Verfügbarkeit<br />
QCD-basierter Wechselwirkungen und die kontinuierlich<br />
wachsende Computerleistung – eine<br />
Reihe neuer innovativer Methoden entwickelt worden.<br />
Die Theoriegruppen der TU Darmstadt und<br />
der GSI spielen hierbei eine internationale Vorreiterrolle.<br />
Ein Beispiel sind sogenannte ab initio Methoden,<br />
die eine exakte numerische Lösung des Vielteilchenproblems<br />
anstreben. Während solche Verfahren<br />
bisher nur für leichte Kerne mit bis zu ca. 12<br />
Nukleonen anwendbar waren, zielen neue Entwicklungen<br />
auf Kerne mit bis zu 100 Nukleonen.<br />
Hierbei kommen Methoden zum Einsatz, die auch<br />
in <strong>and</strong>eren Gebieten, z.B. der Quantenchemie, eingesetzt<br />
werden. Aktuelle Beispiele sind Coupled-<br />
Cluster-Zugänge und selektive Konfigurationsmischungsmethoden,<br />
deren Übertragung auf die<br />
Kernstrukturphysik an der TU Darmstadt vorangetrieben<br />
wird. Umgekehrt sind neue methodische<br />
Entwicklungen oft direkt auf <strong>and</strong>ere Quantensysteme<br />
übertragbar, z.B. ultrakalte Quantengase<br />
in magnetischen Fallen oder optischen Gittern<br />
(siehe den Beitrag von Birkl/Walther).<br />
Neben den ab initio Methoden werden eine Vielzahl<br />
von Näherungsmethoden angewendet, die<br />
Zugriff auf die gesamte Vielfalt von Kernstrukturphänomenen<br />
in allen Massenbereichen erlauben.<br />
Der Atomkern ist mehr als eine Ansammlung<br />
unabhängiger Nukleonen, deshalb ist bei der<br />
Entwicklung solcher Näherungen die adäquate Beh<strong>and</strong>lung<br />
von Korrelationen unterschiedlichster<br />
Art entscheidend. Sie reflektieren die Eigenschaften<br />
der nuklearen Wechselwirkung und charakterisieren<br />
die individuellen Eigenschaften der<br />
Kerne. Wie so oft, gilt auch bei Atomkernen, dass<br />
das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.<br />
Methoden zur Beh<strong>and</strong>lung solcher Korrelationen<br />
sind eine Spezialität der Darmstädter Kernstrukturtheoretiker.<br />
Neben kurzreichweitigen Korrelationen,<br />
die das Verhalten der Nukleonen im Kern dominieren<br />
sobald sie sich nahe kommen, gibt es