Spital Uster Magazin mit Geschäftsbericht 2018
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Interview 15
«In den medikamentösen
Therapien wurden
Verbesserungen erzielt»
Im Spital Uster behandelt ein erfahrenes Onkologieteam
zahlreiche Krebserkrankungen. Dr. med. Georg
Tscherry, Chefarzt Onkologie und Innere Medizin,
über die neuesten Entwicklungen in der Diagnostik
und bei den Therapien von Krebspatienten.
Sie sind seit 19 Jahren als Facharzt für
Onkologie im Spital Uster tätig. Was hat
sich in der Krebstherapie verändert?
Wesentliche Verbesserungen konnten vor
allem in den medikamentösen Therapien
verzeichnet werden. Insbesondere wurden
Medikamente entwickelt, die gezielt Wachstumssignale
für Krebszellen ausschalten oder
das körpereigene Immunsystem aktivieren
können. Eine immer grösser werdende Herausforderung
stellt der rasche Zugang zu
neuen, wirksamen Medikamenten dar, da
die Zulassungsverfahren mit der Forschung
und Entwicklung nicht Schritt halten können.
Wie hat sich die Diagnostik entwickelt?
Beachtliche Fortschritte wurden in der
Analyse der Krebszellen erreicht. Durch
die Mikroskopie einer Gewebeprobe wird
die Diagnose gestellt. Zusätzlich werden
die Tumorzellen molekular untersucht,
das heisst, es werden genetische Veränderungen
und andere Merkmale gesucht,
welche schliesslich die Wahl der medikamentösen
Therapie bestimmen.
Können Sie ein Beispiel nennen, wie sich
die Fortschritte in der Diagnostik und bei
den Therapien konkret auswirken?
Ein Paradebeispiel ist der Lungenkrebs:
Beim häufigsten Lungenkrebs, dem Adenokarzinom,
kennen wir heute über zehn
verschiedene molekulare Untergruppen,
die verschieden behandelt werden. Beispielsweise
liegt in 12 bis 15 Prozent der
Adenokarzinome eine EGFR-Mutation vor,
die das Wachstum begünstigt. Ist dieser
Lungenkrebs fortgeschritten und wird er
mit einem speziellen Medikament, einem
EGFR-Tyrosinkinasehemmer (TKI) behandelt,
verbessert sich im Vergleich zu einer
klassischen Chemotherapie das Ansprechverhalten
von ca. 25 auf 65 Prozent wie
auch die Lebenserwartung. Schreitet die
Erkrankung trotz Behandlung fort, können
wir mittels Analyse von Tumorzellbestandteilen
aus dem Blut vorhersagen, ob ein
anderer TKI wirken kann. Liegt keine
spezielle Mutation vor, wird anhand bestimmter
Gewebemerkmale beurteilt, ob
eine Immuntherapie oder eine Immuntherapie
kombiniert mit einer Chemotherapie
wirksamer ist.
Im Spital Uster haben Sie den Onkologiebereich
stark ausgebaut. Weshalb?
Aus verschiedenen Gründen: Viele neue
Medikamente werden heute aufgrund
besserer Wirksamkeit über Monate und
Jahre verabreicht. Heute haben wir für die
meisten Krebserkrankungen auch bei mehrfachem
Rückfall weitere Therapiemöglichkeiten.
Zudem haben wir uns innerhalb
unseres ärztlichen Teams spezialisiert, da
ein Onkologe alleine den rasanten neuesten
Erkenntnissen im Zusammenhang mit einer
jeden Krebsart nicht mehr vollumfänglich
gerecht werden kann. All dies führte zu
steigenden Konsultationszahlen, weshalb
wir unser Team ständig erweitert haben.
Dr. med. Georg Tscherry, Chefarzt Onkologie und
Innere Medizin
Sie pflegen eine enge Zusammenarbeit
mit dem Universitätsspital Zürich. Worin
sehen Sie die Vorteile für die Patientinnen
und Patienten?
Die Mehrzahl der Krebspatienten leidet an
fortgeschrittenem Krebs, der fast ausschliesslich
medikamentös behandelt wird.
Diese Therapien richten sich nach internationalen
Richtlinien und können deshalb
sehr gut an einem Regionalspital durchgeführt
werden. Einzelne seltene Krebserkrankungen
behandeln wir im Spital Uster
jedoch nicht, da uns die Erfahrung und
Routine fehlen. Auch gewisse diagnostische
Verfahren, die Untersuchung von
Gewebeproben sowie hochkomplexe
Operationen verlangen eine entsprechende
Infrastruktur und Fachspezialisierung.
Wir pflegen mit den entsprechenden
Kollegen des USZ einen guten fachlichen
Austausch und kennen sie persönlich.
Dank unserer Zusammenarbeit mit dem
USZ profitieren die Patienten von einer
wohnortsnahen Behandlung und bei Bedarf
vom hochspezialisierten Wissen und
Können eines Universitätsspitals.