KölnerLeben August/September 2020
Gut informiert älter werden! √ Leben in Köln: Stationäre Pflege – Wir brauchen mehr Heimplätze √ Leben in Köln: Waldlabor - Baumarten im Stresstest √ Raus aus Köln: Auf zum Südsee - Die Playa von Xanten
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Leben in Köln 17<br />
Foto: Pavel Utitz<br />
tung war er tätig. Seit 2015 nahm<br />
er an sechs Missionen teil. „Ich war<br />
bei der Trump-Wahl in den USA<br />
und einer Putin-Wahl in Russland“,<br />
erzählt Utitz. Auch kleinere, international<br />
weniger beachtete<br />
Wahlen seien interessant, etwa in<br />
Albanien und Weißrussland. „Es<br />
ist immer spannend, mit den<br />
Wahlbeobachtern aus aller Welt<br />
und den Menschen vor Ort in<br />
Kontakt zu kommen, abseits touristischer<br />
Pfade“, sagt Pavel Utitz.<br />
„Wie einen Urlaub darf man sich<br />
die Einsätze aber nicht vorstellen“,<br />
ergänzt Renate Pasch.<br />
Straffes Programm<br />
statt Urlaub<br />
Eine Mission als Kurzzeitbeobachter<br />
dauere meist nur etwa fünf<br />
Tage, aber das Programm sei straff:<br />
Am Anreisetag informiert ein Kernteam,<br />
das sich mehrere Monate im<br />
Pavel Utitz (links) und sein Partner<br />
aus England vor einem Wahllokal<br />
in Weißrussland.<br />
<strong>KölnerLeben</strong> Heft 4 | 20<br />
Land aufhält, die Beobachter über<br />
die Lage vor Ort. Etwa zwei Tage<br />
vor der Wahl werden zwei Beobachter<br />
einem Team von Langzeitbeobachtern<br />
zugeteilt. Dann geht<br />
es, begleitet von Fahrer und Dolmetscher,<br />
in die Regionen, um die<br />
Wahl zu beobachten. „In Russland<br />
zum Beispiel dauerte es noch mal<br />
zehn Stunden mit dem Flugzeug<br />
bis zum endgültigen Einsatzort“,<br />
sagt Utitz.<br />
Am Vortag der Wahl erkunden die<br />
Beobachterteams in der Region<br />
jeweils etwa zehn Wahllokale, die<br />
sie unangemeldet besuchen. „Manche<br />
sind nicht auf Anhieb zu finden“,<br />
erläutert Pasch. Und Utitz<br />
erzählt: „Am Wahltag selbst geht<br />
es frühmorgens noch vor Öffnung<br />
zum ersten Wahllokal. Dort<br />
schauen wir, dass keine Stimmzettel<br />
in der Urne sind, ob die Listen<br />
richtig geführt sind und wie die<br />
Wahlkommission zusammengesetzt<br />
ist.“<br />
Präsenz zeigt Wirkung<br />
„Wir achten auch darauf“, so<br />
Pasch, „ob die Leute zum Beispiel<br />
einzeln in die Kabine gehen, ob<br />
Ausweise oder Fingerabdrücke<br />
richtig kontrolliert werden, ob<br />
Polizei vor Ort ist und ob die<br />
Menschen in irgendeiner Form beeinflusst<br />
oder bedrängt werden.“<br />
Für jedes der Lokale haben sie etwa<br />
eine halbe Stunde Zeit. Ihre<br />
Beobachtungen tragen sie in standardisierte<br />
Fragebögen ein – das<br />
wichtigste Instrument der Wahlbeobachtung.<br />
Die Ergebnisse werden<br />
sogleich elektronisch nach<br />
Warschau zum OSZE-Büro für<br />
demokratische Institutionen und<br />
Menschenrechte (ODIHR) übermittelt.<br />
Am Wahltag selbst beobachten<br />
die Freiwilligen zudem die<br />
Auszählung in einem der Lokale,<br />
lassen sich ein Ergebnisprotokoll<br />
aushändigen und begleiten die<br />
INFORMATIONEN<br />
Wer sich als Wahlbeobachter<br />
beim Zentrum für Interna<br />
tio nale Friedenseinsätze<br />
(ZIF) bewerben möchte,<br />
sollte internationale Erfahrung<br />
mitbringen und ausreichend<br />
gutes Englisch sprechen. Die<br />
Beobachter sind ehrenamtlich<br />
tätig, aber Reise, Unterkunft<br />
und Verpflegung übernimmt<br />
das ZIF.<br />
Ludwigkirchplatz 3–4,<br />
10719 Berlin<br />
Tel. 030 / 520 05 65-0<br />
E-Mail: hr@zif-berlin.org<br />
Nur online bewerben auf:<br />
www.zif-berlin.org<br />
Hilfreich ist auch das Engagement<br />
als Wahlhelfer für die<br />
Wahlen am 13. <strong>September</strong> in<br />
Köln. Info: 0221 / 221-3 43 33.<br />
www.wahlhelfer.koeln<br />
Wahlurne dorthin, wo sie auf formale<br />
Richtigkeit überprüft wird –<br />
meist bei der Distriktverwaltung.<br />
Schließlich sind sie dabei, wenn<br />
die Ergebnisse in das Distrikt-<br />
Wahlergebnis eingepflegt werden.<br />
Vor der Rückreise treffen sie sich<br />
alle noch einmal in der Hauptstadt,<br />
um sich den Gesamtbericht<br />
der Ergebnisse anzusehen<br />
„Wir beobachten die Wahl, wir<br />
bewerten sie nicht“, betont Utitz.<br />
Strikte Neutralität, die gilt auch<br />
nach der Wahl. Details sind tabu.<br />
Eines aber erzählt Renate Pasch<br />
doch: „In der Ukraine sagte mir<br />
ein älterer Mann, dass er sich nur<br />
wegen uns Beobachtern zur Wahl<br />
getraut habe.“ Das habe sie tief<br />
beeindruckt – und sei eine konkrete<br />
Antwort auf die Frage, warum<br />
sie sich als Wahlbeobachterin<br />
engagiere.<br />
dk