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DiSkurs 2/2020

Unternehmensmagazin der Diakonie in Südwestfalen | 7. Ausgabe

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Ausbildung<br />

„Es blieb kein Stein auf dem anderen.“<br />

Interview Im Pflegebildungszentrum (PBZ) der Diakonie in Südwestfalen weht ein<br />

frischer Wind: Die ersten 26 Schüler haben ihre Ausbildung nach dem neuen Pflegeberufegesetz<br />

begonnen. Der Abschluss ermöglicht Absolventen vielfältige Einsätze.<br />

Schulleiter Frank Fehlauer erzählt über den Start und die Hintergründe.<br />

Frank Fehlauer<br />

Leiter<br />

Pflegebildungszentrum<br />

Wie nehmen die neuen Auszubildenden<br />

im Pflegebildungszentrum die<br />

Reform an?<br />

Das Interesse an der neuen Pflegeausbildung<br />

ist groß. Wir haben viele Bewerbungen<br />

erhalten. Von den 26 neuen<br />

Auszubildenden, die im März bei uns<br />

gestartet sind, kommen drei von der<br />

Vamed Klinik in Bad Berleburg. Wir<br />

erleben motivierte Schüler, die die Umstrukturierung<br />

grundsätzlich als positiv<br />

und sinnvoll empfinden.<br />

Wir erleben motivierte<br />

Schüler, die die Umstrukturierung<br />

grundsätzlich als positiv und<br />

sinnvoll empfinden.<br />

Aufgrund des Corona-Virus blieben<br />

die Flure und Klassenzimmer zeitweise<br />

leer. Wie wurde alternativ gelernt?<br />

Wie alle Berufsschulen, so blieb auch<br />

das PBZ ab dem 16. März geschlossen.<br />

Der theoretische Teil fand in einer Art<br />

Home-Office statt. Über ein E-Learning-Portal<br />

erhielten die Schüler von<br />

den Dozenten Lernaufträge, um die notwendigen<br />

Ausbildungsziele der Theorie<br />

zu erreichen. Auch konnten die Auszubildenden<br />

über eine Chatfunktion mit<br />

den Lehrern kommunizieren oder sich<br />

bei Fragen telefonisch an sie wenden.<br />

Im praktischen Teil, im Klinikum, kümmerten<br />

sich die Mitarbeiter der Stationen<br />

trotz umfangreicher Veränderungsprozesse,<br />

die die Corona-Pandemie<br />

mit sich brachte, sehr fürsorglich um<br />

die neuen Auszubildenden. Auch unsere<br />

neuen, freigestellten Praxisanleiter<br />

trugen einen großen Teil dazu bei. „Wie<br />

schön, dass endlich wieder Schule ist“<br />

war der Satz zahlreicher Schüler, als<br />

wir Ende April den neuen Unterkurs<br />

aufgrund einer weiteren Lockerung der<br />

Landesregierung wieder im PBZ begrüßen<br />

konnten. Mit Mundschutz, anderthalb<br />

Metern Abstand, Hände- und<br />

Tischdesinfektion sowie mit den bekannten<br />

Regeln des Infektionsschutzes<br />

erfolgte der Unterricht in zwei Räumen.<br />

Frank Fehlauer führt die ersten Generalistik-Auszubildenden<br />

in die Lerneinheit „Lebensbedrohliche<br />

Situationen erkennen, einschätzen<br />

und geeignete Maßnahmen einleiten“ ein.<br />

Und auch wir Lehrer waren froh, wieder<br />

Präsenzunterricht anbieten zu können.<br />

Was ist neu im Vergleich zum alten<br />

Ausbildungsmodell zum Gesundheitsund<br />

Krankenpfleger?<br />

Schüler, die generalistisch ausgebildet<br />

werden, durchlaufen nicht nur einen,<br />

sondern auch alle anderen Berufsbereiche<br />

in der Pflege von Menschen.<br />

Das heißt, dass die bisherigen Ausbildungszweige<br />

Gesundheits- und Kranken-,<br />

Alten- und Gesundheits- sowie<br />

Kinderkrankenpflege zusammengelegt<br />

sind. So erhalten künftig Examinierte<br />

ein solides Grundwissen, um Menschen<br />

jeder Altersstufe pflegerisch zu versorgen<br />

– vom Frühchen bis zum Hochbetagten.<br />

Auch der Name ist neu: Absolventen<br />

nennen sich Pflegefachfrau oder<br />

Pflegefachmann. Die erfolgreich abgeschlossene<br />

Ausbildung wird außerdem<br />

aufgewertet, da sie in allen Ländern<br />

der Europäischen Union anerkannt ist.<br />

Voraussetzung für eine Ausbildung ist<br />

ein mittlerer Schulabschluss oder eine<br />

zehnjährige allgemeine Schulbildung.<br />

Wie hat man sich im Pflegebildungszentrum<br />

auf die Reform vorbereitet?<br />

Die Vorbereitung auf die generalistische<br />

Ausbildung war im PBZ sicherlich<br />

die arbeitsreichste Zeit der letzten<br />

Jahrzehnte. Die Lehrer machten sich in<br />

verschiedenen Fortbildungen und mit<br />

vielen Verordnungen und Rahmenlehrplänen<br />

für die neue Ausbildungsform<br />

fit. Innerhalb von vier Monaten wurde<br />

ein neues Curriculum, also ein neuer<br />

Lehrplan, für die Gestaltung der theoretischen<br />

und praktischen Ausbildung<br />

erstellt. Zudem galt es, sämtliche Strukturen,<br />

Prozesse und Dokumente für die<br />

praktische Ausbildung zu erneuern. Es<br />

blieb kein Stein auf dem anderen.<br />

Wie ist die neu strukturierte Ausbildung<br />

aufgebaut?<br />

Wie bisher dauert die Ausbildung drei<br />

Jahre und umfasst 2100 theoretische<br />

und 2500 praktische Stunden. Der theoretische<br />

Teil besteht aus insgesamt 13<br />

sogenannten curricularen Einheiten.<br />

In der praktischen Ausbildung absolvieren<br />

die Schüler sieben Pflichteinsätze.<br />

Hat man eine Anstellung in einem<br />

Akutkrankenhaus, wie im Diakonie Klinikum,<br />

so umfasst das Programm zu<br />

Beginn einen Orientierungseinsatz von<br />

400 Stunden. Es folgt jeweils ein praktischer<br />

Teil in der Altenpflege, in der ambulanten<br />

Pflege und dann erneut in der<br />

Klinik. Vor dem dritten Ausbildungsjahr<br />

wird eine kurze pädiatrische Tätigkeit<br />

von 60 bis 120 Stunden absolviert. Im<br />

dritten Ausbildungsjahr steht ein Einsatz<br />

in der Psychiatrie sowie am<br />

DiSKurs 17

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