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Secrets of Success Magazin 2020

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SECRETS OF SUCCESS MEDIEN

SECRETS OF SUCCESS MEDIEN

© Isabella Vosmikova 1997

DER STEINIGE WEG

ZUMGIPFEL

Der Kreis der deutschen Oscarpreisträger ist überschaubar. Volker Engel gehört zu

diesem erlesenen Kreis. Er hat 1997 für den Film „Independence Day“ den Oscar in der

Kategorie „Beste visuelle Effekte“ erhalten – mit 32 Jahren. In Bremerhaven geboren, lebt

und arbeitet Engel gemeinsam mit seiner Frau Gesa, einer deutschen Filmproduzentin,

seit Jahrzehnten in Los Angeles als Visual-Effects-Supervisor und Filmproduzent.

von Renate Kerscher

Als Student durfte er einmal probesitzen – Jahre später

erfüllte er sich den Traum einen DeLorean zu kaufen.

Es gibt Menschen, die wissen

schon als Kind, was sie werden

wollen. Und nicht nur das, sie

ziehen ihr Ding dann auch durch.

Volker Engel gehört dazu. „Nachdem

ich mit sechs Jahren Disneys

‚Dschungelbuch‘ gesehen hatte,

wollte ich Disney-Zeichner werden.

Als ich dann mit 13 Jahren den ersten

Star-Wars-Film sah, wollte ich

visuelle Effekte machen und neue

Welten kreieren. Das war der Grundstein“,

spricht Engel über die Filme,

die seine Leidenschaft entfacht

haben.

Was lag da näher, als

sich mit 14 Jahren – vom

Konfirmationsgeld –

eine Super-8-Kamera zu

kaufen und mit Filmtricks

zu experimentieren?

Seinen Eltern ist er für diese Freiheit

dankbar. Unterstützung erhält

Volker Engel auch in der Schule. Sein

Kunstlehrer der Oberstufe unterstützt

ihn stark dabei, eine künstlerisch

orientierte Ausbildung zu machen. Also

geht Volker Engel an die Akademie der

Bildenden Künste in Stuttgart und macht

1989 sein Diplom als Grafikdesigner mit

Schwerpunkt Trickfilm.

Dann kreuzen sich Engels Wege mit denen

des Mannes, der später sein langjähriger

Mentor werden soll: Roland Emmerich.

Eine Begegnung, für die er heute noch

dankbar ist: „Er hat mir durch seine Filmprojekte

über mindestens zwei Jahrzehnte

eine Plattform geschaffen, auf der ich mich

kreativ entfalten konnte. Das war eine

spannende Zusammenarbeit, wie ich sie jedem

nur wünschen kann.“

Als er gerade mal 23 Jahre alt ist, heuert

ihn Regisseur Roland Emmerich als Visual

Effects Supervisor für seinen Film „Moon

44“ an. 1995 kommt er auf Emmerichs

Einladung nach Los Angeles und wirkt an

„Independence Day“ mit. Der Blockbuster

wird 1997 für die visuellen Effekte mit

einem Oscar ausgezeichnet – das persönliche

Highlight seiner Karriere. „Es war mein

erstes Filmprojekt in den USA in meinem

Beruf als Visual Effects Supervisor und hat

mir deshalb so viel bedeutet, weil man dafür

von seinen Kollegen aus der Branche

nominiert wird.“

Volker Engel erhielt mit 32 Jahren einen Oscar

in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“.

Ganz einfach war sein Schritt in die USA

nicht, wie Engel sich erinnert.

„Es war eine große Herausforderung,

als sehr junger

Mensch 1995 in die USA zu

kommen und in einer fremden

Sprache die Leitung

eines 300-köpfigen Departments

zu übernehmen – inklusive

der Verantwortung

für ein zweistelliges Millionen-Budget.“

Allerdings konnte er sich damit auch einen

Wunsch erfüllen: einen DeLorean. „Während

meines Studiums brachte ich einmal

meinen alten Opel Ascona zur Reparatur

und sah auf dem Hof der Werkstatt einen

DeLorean. Er stand zum Verkauf und sollte

50.000 Mark kosten. Ich lebte damals von

300 Mark BAföG im Monat“, sagt Engel lachend.

Aber zumindest drinsitzen durfte er

kurz. Jahre später bot sich ihm in den USA

eine ähnliche Gelegenheit und er hat sich

für 15.000 Dollar seinen Autotraum erfüllt.

Erfolg ist für Volker Engel das Ergebnis harter

Arbeit.

© Reiner Bajo

„Dafür braucht man

eine enorme Ausdauer

und darf sich nicht mit Menschen

umgeben, die ständig etwas zu nörgeln

haben.“ Er selbst sei hartnäckig –

wie ein Langstreckenläufer, sagen

seine Mitarbeiter. Für junge, ambitionierte

Menschen hat Volker Engel

einen Erfolgstipp parat:

„Man muss sich klarmachen,

dass tatsächlich

der Weg das Ziel ist und

dass es, bei allem Spaß,

den man bei der Arbeit

haben wird, ein steiniger

Weg zum Gipfel ist.

Zwar genießt man die Aussicht von

dort eine Weile, aber der Weg zum

nächsten Gipfel wird wieder hart und

steinig sein, nur diesmal auf eine andere

Art. Man kommt von Mal zu Mal

besser damit klar, weil man schon

mental darauf vorbereitet ist.“

Als Chef seiner eigenen Produktionsfirma

Uncharted Territory, die er 1999

mit seinem guten Freund und Kollegen

Marc Weigert gründete, hat er den Weg vom

einen zum nächsten Gipfel schon unzählige

Male beschritten.

Mit einem guten Team sei das natürlich

einfacher. Seinen Mitarbeitern versucht er,

als Kollege auf Augenhöhe zu begegnen.

„Viele Mitarbeiter brauchen eine Weile, um

sich daran zu gewöhnen.“ Um mit ihnen als

Kollegen umgehen zu können, ist ein guter

Informationsaustausch nötig: „Ich habe zu

oft Kollegen in meinem Beruf erlebt, die

das Informationsdefizit von Mitarbeitern

ausnutzten, um dadurch ihre Überlegenheit

zur Schau zu stellen.“

Außerhalb seiner Firma ist Volker Engel

gern sportlich aktiv. Sein Ausgleich zur Arbeit

sei Ausdauersport, Yoga und Pilates –

zusammen mit seiner Frau Gesa. Auch sie

ist im Filmgeschäft tätig. So kann er Privatleben

und Beruf gut verbinden. „Meine

Frau Gesa ist Produzentin und wir arbeiten

gemeinsam an unseren Projekten. Dabei

arbeiten wir immer wieder eng mit guten

Freunden, wie zum Beispiel Cornelia Funke,

zusammen, denn Arbeitszeit ist auch

Lebenszeit“, sagt Engel.

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