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Haltung & Nachzucht<br />

gleichkommt und die Terrarienhaltung <strong>de</strong>m marokkanischen<br />

Sommer, ist es auch nicht verwun<strong>de</strong>rlich,<br />

dass die Gelege zwischen Januar und April<br />

gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Fütterung<br />

Unsere Schildkröten ernähren sich rein vegetarisch.<br />

Es sei <strong>de</strong>nn, es befin<strong>de</strong>t sich mal eine Schnecke<br />

o<strong>de</strong>r eine Raupe im Futter. Die Schwierigkeit<br />

bei Schildkröten, die das ganze Jahr durch im<br />

Terrarium gehalten wer<strong>de</strong>n, ist die Fütterung im<br />

Winter, da die Wildpflanzen im Winter bei uns nicht<br />

wachsen und auf industrielle Produkte wie Chicorée,<br />

Feldsalat, Löwenzahn, geriebene Karotten und<br />

Apfel zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n muss. Als Lieblingsfutter<br />

hat sich bei uns die Banane heraus<br />

kristallisiert. Da die Banane einen zu hohen Kalium-Wert<br />

enthält, wird sie von uns nur einmal im<br />

Monat als Dessert gefüttert.<br />

Doch zum Glück gibt es die „Samenkiste“ <strong>de</strong>r<br />

Frau MINCH, wo man Wildsamen bestellen und<br />

diese im Gewächshaus aussähen kann. Es empfiehlt<br />

sich ein 5-Liter-Eimer, da sich dort auch<br />

Tiefwurzler aussäen lassen und man so auch im<br />

Winter Futter hat.<br />

Kurzporträt<br />

Testudo graeca soussensis PIEH, 2000<br />

Familie: Testudinidae<br />

Deutscher Name: Maurische Landschildkröte<br />

Verbreitung: Sousstal, Marokko<br />

Nachzucht<br />

Bei <strong>de</strong>r Fortpflanzung verhält es sich wie bei <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Testudo graeca-Formen. Durch mehrere<br />

Bisse in die Beine und Ram<strong>ms</strong>töße vom Männchen<br />

bleibt das Weibchen stehen, sodass das Männchen<br />

aufreiten kann, und es so zur Kopulation kommt.<br />

Dabei gibt das Männchen piepen<strong>de</strong> Laute von sich.<br />

Kurz vor <strong>de</strong>m Legen <strong>de</strong>r Eier bemerkte ich, dass das<br />

Weibchen vermehrt Kot absetzte, um mehr Platz für<br />

die Eier zu haben. Wenn das Weibchen anfängt, die<br />

Legegrube auszuheben, arbeitet sie sich mit <strong>de</strong>n<br />

Hinterbeinen von innen nach außen in kreisen<strong>de</strong>n<br />

Bewegungen vor. Bis die Legegrube ausgehoben<br />

ist, vergehen etwa 1,5 Stun<strong>de</strong>n. Danach merkt man<br />

starke Pressbewegungen durch ein Zurückziehen<br />

<strong>de</strong>s Kopfes bis ganz tief in <strong>de</strong>n Panzer hinein.<br />

Wenn das erste Ei abgelegt ist, kommen die restlichen<br />

in kurzen Abstän<strong>de</strong>n hinterher. Danach scharrt<br />

das Weibchen die Legegrube mit <strong>de</strong>n Hinterbeinen<br />

wie<strong>de</strong>r zu. Wenn dies vollbracht ist, geht es mehrmals<br />

über das Gelege, um es zu plätten. Dann geht es in<br />

seine Schlafhöhle. Der ganze Vorgang dauert 2,5<br />

bis drei Stun<strong>de</strong>n. Die Eier wer<strong>de</strong>n danach vorsichtig<br />

aus <strong>de</strong>r Legegrube entnommen und in einen<br />

Inkubator umgesetzt. <strong>Im</strong> Inneren <strong>de</strong>s Brutapparates<br />

herrscht eine Temperatur von 32 °C und eine Luftfeuchtigkeit<br />

von 65-70%. Der Vermiculit, <strong>de</strong>n ich<br />

als Brutsubstrat verwen<strong>de</strong>, wird nass gemacht und<br />

dann mit <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n ausgedrückt, bis es nur noch<br />

feucht ist. Die Eier wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n Vermiculit<br />

gelegt. Der Inkubator sollte schon vorher einen Tag<br />

in Betrieb genommen wer<strong>de</strong>n, um alles einzustellen,<br />

damit die Eier ein gleich bleiben<strong>de</strong>s Klima<br />

haben. Nach ungefähr 74 bis 80 Tagen erfolgt <strong>de</strong>r<br />

Schlupf. Bei einem Gelege stellte sich heraus, dass<br />

ein Jungtier einen Zwilling mit einem Rest Dottersack<br />

daran hatte, <strong>de</strong>r jedoch nicht lebensfähig war.<br />

Also trennte ich erst mit einem Chirurgenmesser<br />

<strong>de</strong>n Zwilling ab, war mir zu diesem Zeitpunkt aber<br />

nicht sicher, ob <strong>de</strong>r Dottersack auch von <strong>de</strong>m<br />

kleinen Zwilling war. Am an<strong>de</strong>ren Morgen sah<br />

man, dass er auch nicht mehr durchblutet war. Also<br />

musste noch mal geschnitten wer<strong>de</strong>n. Dies erwies<br />

sich als richtig, <strong>de</strong>nn sonst hätte es zu einer Vergiftung<br />

für das lebensfähige Jungtier führen können.<br />

Die Jungtiere wer<strong>de</strong>n genauso gehalten wie die<br />

Ausgewachsenen. <strong>Im</strong> Terrarium (45 cm lang, 25<br />

cm tief) hängt eine 40 W-Wärme-Lampe und einmal<br />

am Tag wird für fünf Minuten mit einer 300 W UV-<br />

Lampe aus einem Abstand von einem Meter bestrahlt.<br />

Die Jungtiere benutzen sehr gerne eine<br />

flache Trinkschale, um ihren Flüssigkeitshaushalt<br />

zu <strong>de</strong>cken. Diese Schale muss je<strong>de</strong>n Tag gereinigt<br />

wer<strong>de</strong>n, weil sie auch Kot und Urin darin hinterlassen.<br />

Sie bevorzugen das Futter vom Vortag, da es<br />

trockener ist und sich besser beißen lässt.<br />

Diskussion<br />

Wie ich durch viele Gespräche inzwischen erfahren<br />

habe, gibt es keine Veröffentlichungen über<br />

die Arterhaltung und Fortpflanzung sowie keine<br />

überleben<strong>de</strong>n Nachzuchten.<br />

Autorin<br />

ISABELL BREUER<br />

Mülheimer Str. 13b<br />

D-53604 Bad Honnef<br />

Anmerkung <strong>de</strong>r Schriftleitung<br />

ISABELL BREUER ist erst acht Jahre alt, und wir<br />

fin<strong>de</strong>n es ganz beachtlich und hervorragend, dass<br />

ISABELL bereits in diesem Alter einen solch <strong>de</strong>taillierten<br />

Bericht verfasst. Für die Haltung ihrer Schildkröten<br />

und ihre weiteren Beobachtungen wünschen<br />

wir ihr alles Gute!<br />

13 (2005) Heft 1

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