Chemiekeule Spice? - Hanfjournal
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4<br />
Der bloße Konsum von Cannabis<br />
ist in Deutschland nicht strafbar.<br />
Neue Serie<br />
Diese Fragen stellen<br />
sich für jede pharmakologisch<br />
wirksame Substanz, für jedes Gift,<br />
für jedes Medikament und jeden wichtigen<br />
Nahrungsbestandteil. Sie werden durch die<br />
so genannte Pharmakokinetik einer Substanz,<br />
durch die Bewegung der Substanz durch den<br />
Körper beschrieben, durch seine Aufnahme,<br />
Verteilung, Verstoffwechselung und Ausscheidung.<br />
Wie viel THC erreicht den Blutkreislauf?<br />
Ebenso bedeutet der Konsum nicht<br />
automatisch auch Besitz. Es gibt unzählige<br />
Gerichtsurteile, die das belegen.<br />
Besucher eines niederländischen<br />
Coffeeshops müssen nicht zwangsläufig<br />
Gras gekauft haben, um stoned<br />
nach Deutschland zurückzukehren.<br />
Schließlich gibt es sicherlich auch<br />
nette Niederländer, die einen gerne<br />
mal an der Tüte ziehen lassen.<br />
Die Polizei in Viersen sieht das Ganze<br />
ein wenig anders und geht seit<br />
einiger Zeit auf Kifferjagd. Sie verschwendet<br />
unter dem Deckmantel<br />
der „Reinhaltung des Kreises“ so<br />
Steuergelder, ein Verfahren aufgrund<br />
des bloßen Konsums gab es bis dato<br />
nicht und wird es nach der momentanen<br />
Rechtslage auch kaum geben.<br />
Trotzdem erweckt die Viersener Polizei<br />
mit ihrem „Kifferflyer“ den Eindruck,<br />
als hätten sich die Gesetze auf<br />
einmal geändert.<br />
Besonders der Satz „Wer in einem<br />
Coffeeshop Drogen besitzt oder kon-<br />
Wie bei vielen anderen Substanzen unterscheidet sich auch<br />
bei THC die Pharmakokinetik in Abhängigkeit von der Art der<br />
Aufnahme. Beim THC sind dies im Wesentlichen die Inhalation<br />
(rauchen, verdampfen) und die orale Aufnahme (essen, trinken).<br />
Die Aufnahme über die Haut, die Mundschleimhaut, die<br />
Bindehaut der Augen und den Enddarm (Suppositorien) spielen<br />
bei der Verwendung von Cannabis im Freizeitbereich keine<br />
relevante Rolle, sind jedoch möglicherweise im medizinischen<br />
Bereich interessant.<br />
Beim Rauchen ist THC innerhalb weniger Sekunden nach dem<br />
ersten Zug im Blut nachweisbar mit maximalen Blutkonzentrationen<br />
etwa fünf Minuten nach Beginn des Rauchens. Etwa<br />
10 bis 35 Prozent des THC einer Cannabiszigarette erreicht die<br />
Blutbahn. Gewohnheitsmäßige Konsumenten erzielten in Untersuchungen<br />
durchschnittlich eine bessere Ausbeute als unerfahrene<br />
Cannabisraucher. Diese Ausbeute wird durch die Tiefe<br />
des Einatmens, die Zugdauer und die Länge des Anhaltens<br />
der Luft beeinflusst. Verluste entstehen durch die Zerstörung<br />
eines Teils des THC durch Verbrennung, durch Seitenströme<br />
und durch eine unvollständige Aufnahme von THC durch<br />
die Schleimhaut der Atemwege. Etwa 30 Prozent geht durch<br />
Verbrennung verloren, und in einem Test mit einem Vaporizer<br />
sumiert, macht sich strafbar und wird<br />
auf deutscher Seite angezeigt,“ ist<br />
sehr bedenklich. Denn: Wer in den<br />
Niederlanden besitzt, macht sich theoretisch<br />
auch in Deutschland strafbar.<br />
Wer aber nur konsumiert, tut das<br />
sicher nicht.<br />
Deshalb haben wir einmal bei der Polizeipressestelle<br />
in Viersen angefragt<br />
und eine doch recht(lich) seltsam anmutende<br />
Antwort erhalten:<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
auf ihrer Internetseite steht folgende<br />
Meldung:<br />
„Wer in einem Coffeeshop kifft, muss<br />
mit einem Strafverfahren der deutschen<br />
Justiz rechnen.“ und „Der Erwerb<br />
und Besitz von Rauschgift ist<br />
strafbar. Das gilt auch für den Erwerb<br />
und Besitz von Rauschgift zum Beispiel<br />
in den Niederlanden.“<br />
[...] Der deutsche Gesetzgeber unterscheidet<br />
dezidiert zwischen Konsum,<br />
Erwerb und Besitz. [...] Aber: Ist der<br />
Was geschieht mit THC im Körper? (1)<br />
wurde festgestellt, festgestellt, dass durchschnittlich durchschnittlich etwa 35 Prozent des<br />
Inhalierten THC sofort wiederausgeatmet wurde.<br />
Bei der oralen Aufnahme (essen, trinken) ist die Aufnahme<br />
langsam und unsicher. Maximale THC-Blutkonzentrationen<br />
werden im Allgemeinen nach 60 bis 120 Minuten festgestellt.<br />
Ein Teil des THC wird durch die Magensäure abgebaut, der<br />
größte Teil wird jedoch im oberen Magendarmbereich aufgenommen<br />
und gelangt über die Pfortader in die Leber. In der Leber<br />
wird der größte Teil des THC gleich abgebaut, sodass nur 4<br />
bis 12 Prozent des THC in den gesamten Blutkreislauf gelangen.<br />
Ein Teil der Abbauprodukte von THC wirkt allerdings ähnlich<br />
wie THC und trägt zur Gesamtwirkung bei. Dies gilt vor allem<br />
für das Abbauprodukt 11-Hydroxy-THC (11-OH-THC).<br />
Wie viel THC erreicht das Gehirn und andere Organe?<br />
Etwa 90 Prozent des THC befindet sich nach der Aufnahme<br />
im wässrigen Anteil des Blutes, im so genannten Blutserum.<br />
THC ist dort überwiegend an Proteine gebunden und fließt so<br />
durch die Blutgefäße. Es gibt nur wenig „freies THC“ im Blut,<br />
da THC nicht gut wasserlöslich ist.<br />
Wegen dieser schlechten Wasserlöslichkeit, jedoch guten Fettlöslichkeit,<br />
verändert sich relativ schnell das Verhältnis zwischen<br />
der THC-Konzentration im Blut und der THC-Konzentration<br />
in anderen Körpergeweben, insbesondere fettreichen<br />
Konsum von Cannabis auf holländischen<br />
Staatsgebiet für deutsche<br />
Staatsürger, so wie in Ihrem Internetauftritt<br />
erwähnt, strafbar, sofern kein<br />
Cannabis erworben oder mitgeführt<br />
wird?<br />
Für eine Antwort danke ich Voraus<br />
recht herzlich<br />
mit freundlichen Grüßen<br />
Michael Knodt<br />
C.v.D.<br />
Hanf Journal<br />
Sehr geehrter Herr Knodt,<br />
Ihre Anfrage beantworte ich wie<br />
folgt:<br />
Es ist richtig, dass der „bloße“ Konsum<br />
illegaler Drogen nicht mit Strafe<br />
bedroht ist. Lebensrealität ist es,<br />
dass man, um konsumieren zu können,<br />
grundsätzlich vorher auch illegale<br />
Drogen besessen haben muss.<br />
Ein vorheriger Erwerb in den Niederlanden<br />
oder die Einfuhr von BTM aus<br />
den Niederlanden nach Deutschland<br />
sind für die Strafbarkeit nicht erforder-<br />
lich. Der Vorwurf einer Straftat und<br />
damit die zwingend vorgeschriebene<br />
Erstattung einer Strafanzeige erfolgt<br />
folglich in allen Fällen, in denen Anhaltspunkte<br />
dafür vorliegen, dass der<br />
Kontrollierte zuvor in den Niederlanden<br />
illegale Drogen besessen hat.<br />
In unserem Internetartikel sind auch<br />
im Hinblick auf den Besitz kleiner<br />
Mengen (z.B. ein Joint) im Coffeeshop<br />
in den Niederlanden die strafrechtlichen<br />
Folgen publiziert.<br />
Die Sprachwahl z.B. „Kiffen“ haben<br />
wir in unserem begleitenden Presseartikel<br />
transparent gemacht, den ich<br />
zu Ihrer gefälligen Kenntnisnahme<br />
beifüge.<br />
Ich hoffe, Ihnen Ihre Fragen zu Ihrer<br />
Zufriedenheit beantwortet zu haben<br />
und verbleibe mit freundlichen Grüßen<br />
XXXXXXXXXX<br />
Mehr Infos:<br />
www.polizei-nrw.de/viersen/start/article/ek-drogenpfad.html<br />
In einer Reihe von drei aufeinanderfolgenden Beiträgen möchte ich die folgenden Fragen<br />
beantworten:<br />
#91 +7<br />
Dr. med. Franjo Grotenhermen<br />
Mitarbeiter des nova Institutes in Hürth bei Köln und Vorsitzender<br />
der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin<br />
(ACM).<br />
1. Wie viel THC erreicht den Blutkreislauf nach dem Rauchen oder Essen von Cannabisprodukten?<br />
2. Wie verteilt sich THC im Körper und wie viel THC erreicht dabei des Gehirn?<br />
3. Wie viel THC gelangt über die Plazenta zum Fetus und wie viel in die Brustmilch von stillenden Müttern?<br />
4. Wie verläuft die Konzentration von THC im Blut?<br />
5. Wie wird THC im Körper abgebaut und wie lange sind diese Abbauprodukte nachweisbar?<br />
6. Wie wird THC und seine Abbauprodukte im Stuhl und Urin ausgeschieden?<br />
7. Wie verlaufen die Wirkungen von THC im Verhältnis zum Verlauf der Konzentration im Blut?<br />
Geweben. THC dringt relativ schnell in gut durchblutete GeGewebe ein, darunter Leber, Herz, Lunge, Muskeln, Milz, Nieren<br />
und Plazenta.<br />
Nur etwa ein Prozent des THC, das intravenös gegeben, also<br />
vollständig aufgenommen wurde, befindet sich zum Zeitpunkt<br />
der maximalen psychischen Wirkungen im Gehirn. Diese relativ<br />
niedrige Konzentration im Gehirn beruht wahrscheinlich<br />
auf der starken Durchblutung des Gehirns, was THC relativ<br />
schnell ins Gehirn, aber auch schnell wieder heraus bringt. Es<br />
scheint so zu sein, dass das THC-Abbauprodukt 11-Hydroxy-<br />
THC schneller ins Gehirn eindringt und höhere Konzentrationen<br />
erzielt als THC selbst. Da 11-Hydroxy-THC ebenfalls psychoaktiv<br />
ist und bei der oralen Aufnahme (essen, trinken) in<br />
einem größeren Umfang in der Leber gebildet wird als bei der<br />
Inhalation, ist anzunehmen, dass dieses Abbauprodukt, insbesondere<br />
bei der oralen Aufnahme, erheblich zu den THC-Wirkungen<br />
beiträgt.<br />
Danach reichert sich THC und seine Abbauprodukte in weniger<br />
gut durchbluteten Geweben und schließlich im Körperfett<br />
an. Die genaue Zusammensetzung des Materials, das im Fett<br />
angereichert wird, ist unbekannt. Darunter befinden sich unverändertes<br />
THC und seine Abbauprodukte, zum Teil in chemischen<br />
Verbindungen mit Fettsäuren.<br />
Fortsetzung in der nächsten Ausgabe