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Ahoi Leipzig, April 2019

Das Stadtmagazin für Leipzig und Region im April 2019

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Stadtgeschichte<br />

1929<br />

Auf Franz Dominic Grassi (1801–1880)<br />

geht der Name des Museums zurück.<br />

Der Kaufmann hinterließ der Stadt ein<br />

Millionenerbe, aus dem u. a. das alte<br />

Grassimuseum errichtet wurde. Grassi<br />

handelte mit russischen Produkten,<br />

Indigo und Südfrüchten, betrieb aber<br />

auch Spekulations- und Wechselgeschäfte.<br />

Sein Grab befindet sich<br />

auf dem Alten Johannisfriedhof.<br />

Schrebers kleine Gärten<br />

FAKTEN.LAGE<br />

Kleingärtnern fetzt. Hier interessante Zahlen (nicht nur)<br />

aus der Geburtsstadt der Schreberbewegung. [beh]<br />

TEIL 11<br />

NEUES GRASSIMUSEUM<br />

Geometrie und Südfrüchte<br />

Das heutige Grassimuseum ist das<br />

1929 fertiggestellte Neue Grassimuseum,<br />

im 1896 eingeweihten<br />

Vorgängerbau am Leuschnerplatz<br />

sitzt inzwischen die Stadtbibliothek.<br />

Der neue Bau befindet sich auf<br />

dem Gelände des ehemaligen<br />

Johannisfriedhofs und -hospitals,<br />

die Prager Straße hieß an dieser Stelle<br />

bis 1950 Hospitalstraße. Schlossähnlich<br />

um Höfe und Gärten gruppiert,<br />

geht die Museumsanlage harmonisch<br />

in den verbliebenen Teil des Friedhofs<br />

über und nahm einst optisch Bezug<br />

auf die nicht mehr existente Johanniskirche.<br />

Die Kirche war hoch, das<br />

Museum ist flach.<br />

SACHLICH VERSPIELT<br />

UND DEKORATIV<br />

<strong>Leipzig</strong>s Stadtbaurat Hubert Ritter<br />

und die Architekten Hans Voigt und<br />

Carl William Zweck ließen das Ensemble<br />

im (erst Jahrzehnte später so<br />

genannten) Stil des Art déco errichten,<br />

sachlich verspielt und dekorativ,<br />

eben „déco“. Der in unserer Stadt<br />

traditionelle rote Rochlitzer Porphyr<br />

fand dabei Verwendung.<br />

In den 1920er-Jahren entstanden<br />

etliche stadtbildprägende Bauten wie<br />

das Krochhochhaus und das Europahaus,<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

des Neuen Grassimuseums die Gutenbergschule<br />

und das Autohaus am<br />

Johannisplatz, weiterhin die Konsumzentrale<br />

in Plagwitz, das Westbad<br />

am Lindenauer Markt, die Gohliser<br />

Krochsiedlung oder der markante<br />

Rundling in Lößnig, ebenfalls eine<br />

Arbeit Ritters.<br />

ZUR FREUDE<br />

DER FREUNDE DER<br />

GEOMETRIE<br />

Im Zweiten Weltkrieg brannte das<br />

Grassimuseum aus, erst ab 1952<br />

konnten hier wieder Ausstellungen<br />

gezeigt werden. Elf Jahre nach der<br />

<strong>2019</strong><br />

Heute beherbergt das Haus drei Museen,<br />

je eins für Angewandte Kunst, für Musikinstrumente<br />

und für Völkerkunde.<br />

Zu sehen ist unter anderem auch eine<br />

Dauer ausstellung mit den Schwerpunkten<br />

Jugendstil und Bauhaus, zwei sehr<br />

nahen Verwandten des Art déco.<br />

Wende begann dann die notwendig<br />

gewordene Generalsanierung. 2007<br />

wurde das Haus der Öffentlichkeit<br />

erneut zugänglich gemacht, die Arbeiten<br />

in der prächtigen Pfeilerhalle<br />

dauerten bis 2009 an. Josef Albers’<br />

Bauhausfenster, eine Komposition im<br />

„Thermometerstil“, lassen seit 2011<br />

wieder Licht ins Haupttreppenhaus,<br />

sehr zur Freude der Freunde der Geometrie.<br />

Freunde von Südfrüchten<br />

und Spaß schließlich begeistern sich<br />

an der goldenen Ananas, welche den<br />

Baukörper effektvoll krönt. [beh]<br />

Das „Grassi“ im Netz:<br />

www.grassimuseum.de<br />

Fotos: Archiv Bert Hähne (2)<br />

Quellen: Bundesverband Deutscher Gartenfreunde, Deutsches Kleingärtnermuseum, Stadt <strong>Leipzig</strong>, Stadtverband <strong>Leipzig</strong> der Kleingärtner<br />

155<br />

Jahre gibt es die Schreberbewegung. Die ältesten<br />

Vereine im Stadtverband <strong>Leipzig</strong> der Kleingärtner sind der<br />

KGV Johannistal (1832), der KGV Dr. Schreber (1864), der<br />

KGV Südvorstadt (1874) und der KGV Nordostvorstadt (1883).<br />

278<br />

Kleingartenanlagen mit<br />

über 39.000 Parzellen<br />

auf einer Fläche von circa<br />

1.240 Hektar stellen in<br />

<strong>Leipzig</strong> einen bedeutenden<br />

Bestandteil (30 Prozent)<br />

der grünen Lunge dar.<br />

370<br />

Quadratmeter ist ein<br />

deutscher Kleingarten<br />

im Durchschnitt groß.<br />

<strong>2019</strong><br />

1814<br />

verpachtete ein Pfarrer im<br />

norddeutschen Kappeln an der<br />

Schlei in Parzellen aufgeteiltes<br />

Land an Interessierte. Eine<br />

Gartenordnung wurde erstellt,<br />

der Pachtpreis festgesetzt und<br />

ein Vorstand gewählt – der<br />

erste deutsche Kleingärtnerverein<br />

war gegründet.<br />

1832<br />

entstand im Johannistal die<br />

älteste Kleingartenanlage<br />

Sachsens und die zweitälteste<br />

in Deutschland, das Gelände<br />

gehörte dem Johannishospital.<br />

Erste Gartenpächterin war die<br />

Witwe Amalie Winter, nach der<br />

bis heute ein Platz in der Anlage<br />

benannt ist.<br />

1861<br />

starb der <strong>Leipzig</strong>er Arzt<br />

Dr. Daniel Gottlob Schreber.<br />

Dessen Schwiegersohn,<br />

Dr. Ernst Innocenz Hauschild,<br />

legte 1864 am Johannapark<br />

eine Spielwiese für Kinder an<br />

und nannte sie „Schreberplatz“.<br />

Rund um diesen Platz entwickelten<br />

sich in den kommenden<br />

Jahren aus Kinder- und<br />

Familien beeten die sogenannten<br />

Schrebergärten. 1870 zählte<br />

man schon 100 Stück.<br />

1907<br />

gründete sich der Stadtverband <strong>Leipzig</strong><br />

der Kleingärtner, 1955 erfolgte die<br />

Aufspaltung in den Kreisverband<br />

<strong>Leipzig</strong>-Stadt und <strong>Leipzig</strong>-Land.<br />

1996<br />

wurde im Haus des KGV<br />

Dr. Schreber das Deutsche<br />

Museum der Kleingärtnerbewegung<br />

eröffnet.<br />

findet der Wettbewerb „Kleingartenanlage des Jahres“ bereits zum<br />

20. Mal statt. Gemeinsam mit den Kleingartenverbänden lobt die<br />

Stadt <strong>Leipzig</strong> den Contest aus, denn Kleingartenanlagen leisten<br />

einen wichtigen gemeinnützigen Beitrag für die Stadtgesellschaft.<br />

20 APRIL <strong>2019</strong> 21<br />

<strong>Ahoi</strong><br />

LEIPZIG

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