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Ahoi Leipzig, April 2019

Das Stadtmagazin für Leipzig und Region im April 2019

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Kolumne<br />

Eine Seite Vernunft<br />

Beginnt der Mensch, sich in die Tiefen und Untergründe des Denkens zu bewegen,<br />

ergibt jede Antwort tausend neue Fragen. Im <strong>April</strong> geht Anita Derwald auf dieser<br />

Seite auf die Reise. Die derzeit als Friseurin arbeitende Mutter zweier Kinder kämpft<br />

täglich darum, ihre Unkosten zu bestreiten. Trotzdem erlaubt sie sich, zu denken.<br />

Für unsere <strong>Ahoi</strong>.<br />

SMICIES<br />

Herzhafte Snacks ohne Reue<br />

Wir haben uns mit Carola Stock,<br />

Co-Gründerin von Smicies,<br />

getroffen und über Innovationen,<br />

die Höhle der Löwen und Pizza<br />

im Drop-Format gesprochen.<br />

Die beiden Gründer Carola Stock<br />

und Immanuel Rebarczyk lernten<br />

sich vor einigen Jahren in der<br />

Start-up-Szene <strong>Leipzig</strong>s kennen. Als<br />

die beiden zusammen die Sendung<br />

„Die Höhle der Löwen“ schauten, kam<br />

zum ersten Mal die Grundidee von<br />

Smicies zur Sprache. Smicies wirken<br />

Heißhunger entgegen und sind eine<br />

Snack-Alternative ohne Reue – sprich<br />

ohne Zucker oder Fett. Aktuell hat der<br />

Kunde die Wahl zwischen den Sorten<br />

Italian Pizza, Cheese Gratin und<br />

Bacon Pita. Die Geschmacksrichtungen<br />

orientieren sich an Fast-Food-<br />

Gerichten, an die man typischerweise<br />

bei Heißhunger denkt.<br />

FÜR ERNÄHRUNGS-<br />

BEWUSSTE<br />

2016 suchten sie einen passenden Produzenten,<br />

der die Formel für Smicies<br />

entwickelt und fortan in Bayern produziert.<br />

Grundbasis ist nicht wie bei<br />

anderen Snacks Zucker, sondern Weizenfaser.<br />

Weitere Bestandteile sind<br />

Kokosöl, Inulin und Erbsenproteine.<br />

Ernährungsbewusste Individualisten<br />

– so fasst Carola die Zielgruppe von<br />

Smicies zusammen. Innerhalb dieser<br />

Gruppe wird der Snack gut angenommen<br />

und Sportler wie die Vize-Europameisterin<br />

im Boxen, Sarah Scheurisch,<br />

geben dem Produkt ein Gesicht.<br />

Ein erster großer Schritt war die<br />

Teilnahme am Accelerator-Programm<br />

von ProSieben, das u. a. einen Beitrag<br />

in der Sendung „Galileo“ beinhaltet.<br />

Dieser erste große Peak war inhaltlich<br />

positiv und brachte Smicies einiges an<br />

Traffic und Aufmerksamkeit ein. Den<br />

zweiten großen Fernseh-Auftritt hatte<br />

das Start-up bei der Sendung „Die<br />

Höhle der Löwen“, der im Vergleich<br />

zum positiven „Galileo“-Beitrag zwar<br />

authentisch, aber wesentlich kritischer<br />

war.<br />

INNOVATION AM<br />

SNACK-REGAL<br />

Dies liegt an der Neuwertigkeit des<br />

Snacks: Dieser begründet eine neue<br />

Produktkategorie, die es so noch nicht<br />

gab. Produktinnovationen wie Smicies,<br />

die nicht nur auf der Variation<br />

eines bestehenden Produkts beruhen,<br />

kommen seltener vor und polarisieren<br />

aufgrund dieser Neuartigkeit stark.<br />

Daher ist eine Herausforderung<br />

der Gründer, das Produkt zu platzieren.<br />

Ziel ist hier die Positionierung im<br />

Kassenregal, das primär mit verschiedenen<br />

Süßigkeiten aufwartet. Gegenwärtig<br />

funktioniert dies vor allem<br />

in kleineren und inhabergeführten<br />

Nachgefragt bei Carola Stock,<br />

Co-Gründerin von Smicies<br />

Seit wann bist du in <strong>Leipzig</strong> und warum?<br />

Ich komme ursprünglich vom Bodensee und habe dort meinen<br />

Bachelor gemacht, den Master im Anschluss in Bremen. Nach<br />

dem Studium habe ich mich für <strong>Leipzig</strong> als Wohnort<br />

entschieden, da es grün ist, Wasser hat und man alles mit<br />

dem Rad erreichen kann - das Wichtigste für mich. Seit 2015<br />

bin ich hier und fühle mich sehr wohl.<br />

Dein <strong>Leipzig</strong>-Geheimtipp?<br />

Wächter-Stadtführungen! Selbst für <strong>Leipzig</strong>er empfehlenswert,<br />

weil die einfach lustig und cool sind und man etwas<br />

mehr über seine eigene Stadt lernt. Wo ich sehr gerne<br />

hingehe, ist das Renkli auf der Karli. Ich liebe Wein und die<br />

Atmosphäre ist sehr schön in dem Lokal.<br />

Mehr Infos zu Smicies findet ihr auf www.smicies.com<br />

In 3 Worten:<br />

Innovativ,<br />

jung und<br />

lecker!“<br />

Carola Stock<br />

Lebensmittelgeschäften gut, die neuen<br />

Produkten vergleichsweise offener gegenüberstehen<br />

und diese testen wollen.<br />

Mit kritischen Meinungen umzugehen,<br />

hat Carola Stock gelernt und<br />

kann diese distanziert als eine Meinung<br />

von vielen betrachten. Wie ihr<br />

Geschäftspartner auch, ist sie sehr fokussiert<br />

und glaubt an Smicies. In diversen<br />

<strong>Leipzig</strong>er Läden sind Smicies<br />

bereits erhältlich, aber auch bei bekannten<br />

Onlinehändlern.<br />

Das vollständige Interview und weitere<br />

interessante Geschichten könnt ihr auf<br />

www.made-in-leipzig.rocks nachlesen.<br />

Fotos: Made in <strong>Leipzig</strong> (2), Smicies<br />

WAS GIBT UNS<br />

DAS RECHT?<br />

Über Vernunft nachzudenken, ist wie mit einem<br />

Schmetterlingsnetz in einem Tümpel nach<br />

Kaulquappen zu fischen. In den seltensten<br />

Fällen bleibt ein Kaulquappe hängen. Die Netzzwischenräume<br />

sind einfach zu groß. Ist dann<br />

die Erregung über den misslungenen Versuch<br />

wieder abgeflaut, kann man ja nach neuen Lösungen suchen<br />

und vielleicht ein passenderes Netz einsetzen.<br />

In der politischen Diskussion, aber eben auch beim Bäcker<br />

um die Ecke in der Warteschlange, scheint es nur noch zwei<br />

Varianten des menschlichen Weiterlebens zu geben: die der<br />

reinen Vernunft und die der reinen Emotionalität. Ich werfe<br />

jedoch die These auf, dass beide Komponenten, ausgeglichen<br />

und dem Wettstreite beraubt, zielführend zusammengefügt<br />

intelligente Lösungsansätze ermöglichen.<br />

Das Dogma vom ewigen Kampfe jeder gegen jeden, meine<br />

Freunde und ich gegen die anderen Menschen da draußen<br />

und meine Meinung – meine Religion – gegen all die Auswärtigen,<br />

ist ein Irrweg. All die Kraft, die aufgebracht wird,<br />

um seinen eigenen Erkenntnisstand lauter in die Welt zu<br />

schreien, die destruktiv genutzt wird, um das eigene Verständnis<br />

mit den Mitteln der Gewalt, des Terrors, der Ausgrenzung<br />

und Angst zu profilieren, kann nicht in Projekte<br />

fließen, die das Besinnen aufs Wesentliche – eben das Überleben<br />

unserer Spezies – ermöglichen.<br />

Warum taumeln wir aber so kläglich?<br />

Warum glauben wir anstatt zu versuchen,<br />

zu erfahren? Warum werten wir so gerne und so oft das<br />

Gegenüber ab? Was gibt uns das Recht, unsere moralische<br />

Sicht über alle anderen Sichten zu stellen? Wann haben wir<br />

angefangen zu denken, dass wir unfehlbar wären?<br />

Ray Bradbury lässt einen seiner Charaktere im 1953 erschienenen<br />

Roman „Fahrenheit 451“ sagen: „Beurteile<br />

ein Buch nicht nach dem Umschlag.“ Was hat<br />

uns nur so gemacht, dass wir in den meisten Fällen nur<br />

noch den Umschlag sehen? Wer sind wir überhaupt? Wer ist<br />

mit drin im „Wir“ und wer ist draußen? Ist es vernünftig zu<br />

fragen, ob Vernunft allein die Lösung bringt?<br />

Reine Vernunft darf niemals siegen! So sang eine Hamburger<br />

Band. Vielleicht braucht es aber überhaupt<br />

keinen Sieg? Hat jeder Sieg doch schon den Keim der<br />

gegen ihn gerichteten Rebellion in sich wachsen. Die buddhistische<br />

Philosophie erkennt, dass Machtstreben, Gier<br />

und das ewige Festhaltenwollen an imaginären Besitztümern<br />

Grund allen Leids sind. Warum rennen wir eigentlich so?<br />

Ich stelle Fragen, weil ich mich nicht abfinden<br />

will. Spüre ich Verwerfungen, höre ich immer öfter:<br />

„Du lebst eben in einer Großstadt, da musst du dich dran<br />

gewöhnen.“ Oder ich bekomme entgegnet: „Wer das Eine<br />

will, muss das Andere mögen.“ Ich stelle Fragen,<br />

weil ich möchte, dass mein Gegenüber sich<br />

Gedanken macht, ich brauche da keine witzigen,<br />

herausgepolterten und instinktiven<br />

Antworten.<br />

Es gibt so viel zu fragen. Wieso sehen wir die Stadt immer<br />

nur als Wirtschaftsraum? Wie wollen wir morgen leben?<br />

Was bin ich bereit zu tun, damit meine Enkel noch in einer<br />

lebenswerten Welt leben können? Brauche ich all die Dinge,<br />

die mich fast schon zerdrücken, wirklich? Was mache ich<br />

morgen? Was hindert mich daran, nicht mehr herabzublicken<br />

auf andere Menschen?<br />

Wie viel Vernunft ist möglich? Und nötig?<br />

Vernunft im Philosophischen Lexikon:<br />

www.philolex.de/vernunft.htm<br />

32 APRIL <strong>2019</strong> 33<br />

<strong>Ahoi</strong><br />

LEIPZIG

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