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Virtual worldwide EAM Kassel Marathon 2020- Virtual Magazine

Das digitale Magazin zum Virtual worldwide EAM Kassel Marathon am 19. und 20. September 2020

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JENS NERKAMP<br />

Dies erweckt zumindest<br />

in der Szene den Eindruck,<br />

dass der Verband dem Straßenlauf<br />

keinen großen Wert<br />

beimisst und das, obwohl<br />

die Disziplin Lauf den größten<br />

Anteil an Athleten mit<br />

einem DLV-Startpass stellt<br />

und ich würde behaupten,<br />

dass die Teilnehmerfelder<br />

im Straßenlauf um ein Vielfaches<br />

größer sind als bei<br />

den meisten Bahnwettbewerben.<br />

Ich verstehe einen<br />

Verband jedoch als Interessensvertreter<br />

seiner Anhänger und es besteht<br />

ein klares Interesse an einer<br />

transparenten Erarbeitung von Lösungsvorschlägen<br />

und Alternativen<br />

dafür, wie man Corona-konforme<br />

Wettbewerbe stattfinden lassen kann.<br />

Dabei geht es den meisten Athleten nur<br />

um klare Aussagen und zeitnahe Informationen<br />

in Bezug zur derzeitigen Entwicklung<br />

der Pandemie. Eine generelle Absage aller Veranstaltungen,<br />

ohne den Versuch eine alternative Möglichkeit<br />

zu erarbeiten, gleicht einem Im-Stich-lassen der gesamten<br />

Disziplin. Klappt es am Ende nicht, die Alternative<br />

durchzubringen, weil die Entwicklung der Krise es nicht<br />

zulässt, dann hat es jedoch eine Signalwirkung, dass die<br />

Athleten eben nicht im Regen stehen gelassen werden,<br />

sondern mögliche Alternativen gesucht wurden. Der<br />

DLV besteht eben nicht nur aus dem Nationalkader, es<br />

gibt viel mehr ambitionierte Athleten, die sich mit Herzblut<br />

diesem Sport verschrieben haben und sich selbst<br />

fördern und dennoch von der Arbeit des DLV in gewisser<br />

Weise abhängig sind. Für viele, die nie Mitglied des<br />

Nationalkaders sein werden, ist eine Teilnahme an Europameisterschaften<br />

oder Weltmeisterschaften oder<br />

der Titel des Deutschen Meisters die größte Motivation.<br />

So geht es mir jedenfalls. Dafür ist<br />

es wichtig, dass der DLV Wettkampfperspektiven<br />

schafft und seine Entscheidungen<br />

transparent und zeitnah, am<br />

besten noch im Arbeitsprozess öffentlich<br />

kommuniziert.<br />

Die Corona-Krise wird die Wettkampflandschaft<br />

entscheidend<br />

verändern. Viele Veranstaltungen<br />

kommen an ihre finanziellen Grenzen<br />

und einige werden wahrscheinlich<br />

verschwinden. Die Veranstalter<br />

versuchen alles, um alternative Lösungen<br />

Da war die<br />

Läuferwelt noch in<br />

Ordnung: Jens Nerkamp mit<br />

Freundin Bianca und Teamkamerad<br />

Marius beim Training an der Hessenschanze.<br />

Doch trotz Corona und<br />

Verletzung ließ und lässt sich Jens<br />

den Spaß am Laufen nicht nehmen.<br />

Dieses Foto hat also auch durchaus<br />

Symbolcharakter.<br />

Foto: Michael Bald<br />

„Für mich ist<br />

diese Entschleunigung<br />

Gold wert, denn der Wiederaufbau<br />

meiner Ausdauer<br />

und generellen physischen<br />

Topform nimmt eine Menge<br />

Zeit in Anspruch.“<br />

zu schaffen. Fast alle<br />

Läufe, die nicht stattfinden<br />

können, bieten<br />

eine virtuelle Version<br />

des jeweiligen Laufes<br />

an, wie auch der <strong>EAM</strong><br />

<strong>Kassel</strong> <strong>Marathon</strong>. Das<br />

hat natürlich nicht den<br />

Charakter eines realen<br />

Events, wo alle zusammen<br />

an einer Startlinie<br />

stehen und sich gegenseitig<br />

zu Höchstleistungen<br />

antreiben. Der<br />

Hamburg-<strong>Marathon</strong> hat bis zuletzt<br />

versucht, ein Hygienekonzept zu<br />

schaffen, um den <strong>Marathon</strong> am 13.<br />

September stattfinden zu lassen.<br />

Am Ende scheiterte dieser Vorstoß<br />

daran, dass die möglichen Zuschauer<br />

an der Strecke nicht entsprechend<br />

der Abstandsregeln gesteuert werden<br />

könnten. Vielen Athleten würde es jedoch<br />

sicherlich helfen, wenn Veranstalter alternative<br />

Konzepte für kleinere Veranstaltungen ausarbeiten,<br />

um Wettkampfmöglichkeiten zu schaffen. Der SCC<br />

Berlin und andere haben inzwischen gezeigt, dass es<br />

möglich ist. Natürlich wären entsprechende Startfelder<br />

wünschenswert. Für mich wäre das auch die Möglichkeit,<br />

nach meiner Verletzung an einem Ziel festzuhalten,<br />

für das ich jeden Tag arbeiten kann.<br />

Man kann die Corona-Krise aber auch als Chance verstehen.<br />

Wann hat man mal die Möglichkeit der Entschleunigung?<br />

So wichtig Wettkämpfe und konstantes Training<br />

auch sind, wir jagen in normalen Jahren häufig einem<br />

Wettkampf nach dem anderen hinterher oder trainieren<br />

viel zu obsessiv. Zurzeit kann man sich etwas mehr<br />

Zeit nehmen und etwas ausprobieren, mehr Wert auf<br />

die Regeneration legen oder an seinen Schwächen arbeiten.<br />

Das kann dazu führen, dass wir uns selbst<br />

überraschen und neue Bestleistungen erreichen.<br />

Für mich ist diese Entschleunigung<br />

Gold wert, denn der Wiederaufbau<br />

meiner Ausdauer und generellen<br />

physischen Topform nimmt eine<br />

Menge Zeit in Anspruch. Darüber<br />

hinaus habe ich die Zeit genutzt,<br />

mich mehr auf mein privates Leben<br />

neben dem Sport zu konzentrieren.<br />

Auch im Corona-Jahr <strong>2020</strong> sind viele<br />

Highlights möglich.<br />

Das Leben läuft an uns vorbei und es<br />

liegt an uns, was wir daraus machen.<br />

28 larasch.de/jens-nerkamp

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