Rahlstedter Leben September 2020
Das Stadtteilmagazin im Hamburg
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Drehmoment<br />
Der Klimawandel ist überall auf der Welt sichtbar. Umweltexperten warnen uns bereits seit Jahrzehnten vor dem großen<br />
Kollaps. Doch die Menschen sprechen zurzeit nur über die Corona-Pandemie. Wissenschaftler klären über das<br />
Virus auf und sprechen sich für Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen und Maskenpflicht aus. Die Welt vertraut ihnen<br />
und lässt sich sogar auf einen Lockdown und Ausgehverbote ein – alles extreme politische und wirtschaftliche Einschnitte,<br />
die man unserer Gesellschaft bislang in diesem Maße nicht zumuten konnte oder wollte … zumindest nicht<br />
für ökologische Ziele. Warum haben Virologen mehr Einfluss als Umweltexperten? Weil uns der Tod von morgen bedrohlicher<br />
als der Tod von übermorgen erscheint? Ausgerechnet der <strong>Rahlstedter</strong> Friedhof hat den Kampf gegen den<br />
CO2 Ausstoß noch nicht begraben – ein echtes Vorbild, das zum Nachahmen anregt. text: Virginie Siems Fotos: Jens Wehde<br />
Klimawandel<br />
Think global – act local!<br />
Das Ziel: Klimaneutral Wo ein Wille ist, ist ein Weg!<br />
Die Photovoltaikanlage ist ein Gewinn für<br />
den Umweltschutz.<br />
Rainos, der Gießroboter mit 200l Wassertank Matthias Habel zeigt die Tankanlage,<br />
wo Rainos automatisch auftankt.<br />
Blühende Beete: ein Paradies für Insekten<br />
Er verfolgt eine klare Mission: Sein Friedhof soll klimaneutral<br />
werden. Bis 2015 hat er das CO2 Aufkommen<br />
um 50 % reduziert. Bis <strong>2020</strong> wollte er die 100%<br />
erreichen. Er hat auf Ökostrom umgestellt, eine Fotovoltaikanlage<br />
auf dem Kapellendach installiert, die Kapelle<br />
gedämmt, neue Fenster eingesetzt und heizt mit Ökogas.<br />
Danach hat er sich seinen Fuhrpark vorgeknöpft und auf<br />
E-Fahrzeuge umgestellt. Bei 13 von 16 ist es ihm gelungen,<br />
doch der Bagger und zwei Aufsitzmäher trüben die CO2-<br />
Matthias Habel, 42 Jahre,<br />
verheiratet, zwei Kinder,<br />
Fahrradfahrer, ist<br />
Friedhofsleiter des <strong>Rahlstedter</strong><br />
Friedhofs und<br />
engagiert sich täglich für<br />
den Umweltschutz.<br />
Illustration: Shutterstock<br />
Der CO 2 -Ausstoß ist die Hauptursache<br />
für die globale Klimaerwärmung. Dadurch<br />
schmilzt das Eis an den Polen und die<br />
Meeresspiegel steigen. Auch Hamburg<br />
wird davon eines Tages betroffen sein.<br />
Was lehrt uns der Coronabedingte<br />
Umweltschutz?*<br />
Was wird in Sachen Klimawandel<br />
aktiv unternommen?*<br />
Bilanz. Für diese verbleibenden CO2 Emissionen gibt es<br />
zurzeit keine realistische Alternative, daher hat er sich entschlossen<br />
eine CO2-Kompensationsleistung zu bezahlen. Er<br />
unterstützt Projekte von atmosfair, die erneuerbare Energien<br />
in Entwicklungsländern ausbauen.<br />
Angespornt noch mehr CO2 zu vermeiden, setzt er auf Innovation<br />
statt auf weitere Kompensation. Er investiert daher<br />
in einen Prototypen zur Bewässerung der Gräber, den<br />
Gießroboter Rainos. Er arbeitet Hand in Hand mit dem Hersteller<br />
und teilt sein Knowhow. Anhand von zahlreichen<br />
Messpunkten kann sich Rainos bereits selbständig auf dem<br />
Friedhof orientieren und die Gräber auf beiden Seiten zeitgleich<br />
bewässern. Sobald der 200 Liter Tank leer ist, tankt<br />
er automatisch an der Wasserstelle wieder auf. Rainos arbeitet<br />
nur nachts, wenn keine Fußgänger unterwegs sind.<br />
Dank des unermüdlichen Einsatzes von Matthias Habel ist<br />
der <strong>Rahlstedter</strong> Friedhof fast klimaneutral. Er zeigt, dass<br />
wir nicht auf Gesetze warten müssen,<br />
sondern dass wir alle unseren<br />
Beitrag zum Klimaschutz in unseren<br />
Reihen bereits heute leisten können.<br />
n<br />
n Auch im Deutschlandurlaub<br />
war es heiß.<br />
n Die Luft zum Atmen war<br />
besser und klarer.<br />
n Das können wir uns wirtschaftlich<br />
nicht leisten.<br />
n Diskutieren<br />
n Demonstrieren<br />
n Greta Thunberg<br />
auf Instagram folgen<br />
n Umwelt-Katastrophen<br />
in den Medien verfolgen<br />
n Ängste schüren<br />
P.S. Übrigens, Erdbestattungen sind<br />
klimaneutral, Urnenbestattungen hingegen<br />
belasten die Umwelt. Bei der<br />
Verbrennung werden in etwa zwei<br />
SUV-Tankfüllungen verbraucht.<br />
*Gefühlte Wahrheiten der Redaktion<br />
www.<strong>Rahlstedter</strong>Friedhof.de<br />
Verkleinern Sie Ihren CO2 FuSSabdruck.<br />
Altbekannte ökologisch wertvolle Handlungsempfehlungen sind auch mit Maske und Abstand machbar.<br />
Plastikmüll und<br />
Elektroschrott<br />
vermeiden<br />
1 2 3 4 5<br />
Öffentliche<br />
Verkehrsmittel<br />
nutzen, Fahrrad<br />
fahren und zu<br />
Fuß gehen<br />
Flugreisen und<br />
Kreuzfahrten<br />
wegen hoher<br />
CO2 Bilanz<br />
vermeiden<br />
Fleischkonsum<br />
reduzieren, wegen<br />
hoher CO2 Emissionen<br />
bei Haltung<br />
und Verarbeitung<br />
Regionales Obst<br />
und Gemüse<br />
einkaufen, um<br />
Transportwege<br />
zu reduzieren