09.09.2020 Aufrufe

Zwölf Vorsorgefakten auf einen Schlag

Pax hat in Kooperation mit der Neuen Zürcher Zeitung eine Artikelsammlung zur beruflichen und privaten Vorsorge verwirklicht. Das Thema der diesjährigen Sammlung sind die Finanzen in der dritten Lebensphase. Holen Sie sich die interessanten Informationen hier.

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fieber habe. Schlechter Stress hingegen sei<br />

eher langfristig, oft sogar chronisch und<br />

habe negative Effekte. So hätten wissenschaftliche<br />

Studien Zusammenhänge bei<br />

Personen zwischen schlechter Schlafqualität<br />

und einer späteren Demenzerkrankung<br />

nachgewiesen. Auch ist davon auszugehen,<br />

dass Depressionen bei Menschen im mittleren<br />

Alter das Risiko, später an Demenz<br />

zu erkranken, erhöhen. «Zur Altersvorsorge<br />

gehört es also auch, den Level an<br />

schädlichem Stress während der Erwerbstätigkeit<br />

möglichst tief zu halten», sagt<br />

Seifritz.<br />

■ Resilienz <strong>auf</strong>bauen und verbessern: In<br />

der Folge stellt sich die Frage, wie dies gelingt.<br />

Im Prinzip geht es darum, wie Menschen<br />

ihre Widerstandsfähigkeit bei<br />

schlechtem Stress erhöhen können – wie<br />

sie ihre sogenannte Resilienz steigern können.<br />

Laut Seifritz ist die Resilienz eines<br />

Menschen zum Teil genetisch vorgegeben,<br />

man kann diese aber auch positiv beeinflussen.<br />

Als Faktoren für eine gute Resilienz<br />

gelten eine gesunde Ernährung, körperliche<br />

Fitness durch Sport, ein guter und<br />

erholsamer Schlaf und besonders auch soziales<br />

Eingebettetsein. «Spiritualität kann<br />

ein wichtiger Faktor für Resilienz sein»,<br />

sagt Seifritz. Spirituelle Menschen sähen<br />

sich als Teil in einem grösseren Ganzen.<br />

«Wenn ein Mensch glaubt, dass das Leben<br />

nach dem Tod weitergeht, verändert sich<br />

seine Sicht <strong>auf</strong> das eigene Dasein massiv.»<br />

Solche Menschen ruhten im Allgem<strong>einen</strong><br />

mehr in sich selbst und hätten ein Gefühl,<br />

eingebettet zu sein. Man nenne dies auch<br />

«sense of coherence» oder Kohärenzgefühl.<br />

Wichtig für die Gesundheit im Alter<br />

ist es auch, eine gewisse Autonomie und<br />

genügend Freiheitsgrade zu haben. Auch<br />

finanzielle Aspekte tragen natürlich hierzu<br />

bei. Unbehandelte psychische Krankheiten<br />

vermindern die Resilienz, als eigentliche<br />

«Resilienz-Killer» gelten Tabak, Alkohol<br />

und andere Suchtmittel.<br />

«Der Mensch ist ein soziales<br />

Wesen, das merkt man in der<br />

Corona-Krise besonders.»<br />

Susanna Fassbind<br />

Initiantin Fondation Kiss<br />

■ Soziale Kontakte pflegen: Wichtig für<br />

die Altersvorsorge in der vierten Säule ist<br />

die Pflege von sozialen Kontakten. «Der<br />

Mensch ist ein soziales Wesen, das merkt<br />

man in der derzeitigen Corona-Krise besonders»,<br />

sagt Susanna Fassbind, Initiantin<br />

der Fondation Kiss, die sich die Förderung<br />

der vierten Altersvorsorgesäule und die<br />

Stärkung des Generationenzusammenhalts<br />

<strong>auf</strong> die Fahnen geschrieben hat. Aufgrund<br />

der Pandemie hätten viele ältere<br />

Menschen derzeit Angst, sich zu treffen,<br />

und wagten kaum mehr zusammenzusitzen.<br />

Berichte über eine mögliche zweite<br />

Welle schürten Angst. Vertreter des Bundesrats<br />

hätten oft von einer «neuen Normalität»<br />

gesprochen. Wenn diese bedeute,<br />

dass die Gesellschaft still und steril gehalten<br />

werde, verschlimmere dies nur Ängste.<br />

«Einsamkeit kann tödlich sein», sagt Fassbind.<br />

Ein gutes soziales Beziehungsnetz<br />

gilt im Alter als besonders wichtig. Schliesslich<br />

gehen mit der Pensionierung im Allgem<strong>einen</strong><br />

auch Beziehungen verloren, etwa<br />

am Arbeitsplatz, wo man automatisch täglich<br />

mit Kolleginnen und Kollegen in Kontakt<br />

war. Es gilt also auch hier, sich frühzeitig<br />

zu überlegen, mit wem man nach der<br />

Pensionierung in Kontakt bleiben will und<br />

kann. Wenn ein guter Kollege weiterarbeitet<br />

und man selbst pensioniert wird, kann<br />

dies beispielsweise eine Herausforderung<br />

sein, da sich der Lebensinhalt verändert.<br />

Nach der Pensionierung fielen vor allem<br />

Männer oftmals in ein Loch, weil sie während<br />

ihrer Erwerbstätigkeit zu wenige soziale<br />

Kontakte geknüpft hätten, sagt Fassbind.<br />

Auch Seifritz rät, sich Zeit für die<br />

Partnerin oder den Partner sowie die Familie<br />

zu nehmen und Freundschaften zu<br />

pflegen. Ein klassisches Zitat zum Thema<br />

laute schliesslich: «Wer in der Jugend nicht<br />

lernt zu jassen, hat für das Alter nicht vorgesorgt.»<br />

■ Paaraktivitäten planen: Nach der Pensionierung<br />

ist die Gefahr, dass die Beziehung<br />

zur (Ehe-)Partnerin oder zum (Ehe-)<br />

Partner noch scheitert, keineswegs gebannt.<br />

Vielmehr kann ein zusätzliches Risiko<br />

entstehen, da durch den Wegfall der<br />

Erwerbstätigkeit und der Kindererziehung<br />

ein neues Umfeld entstanden ist und die<br />

Personen im Allgem<strong>einen</strong> mehr zu Hause<br />

sind und mehr Zeit haben. Schwierig kann<br />

es bereits werden, wenn einer der beiden<br />

Partner pensioniert wird. Schliesslich ändert<br />

sich die Situation schon dann grundlegend.<br />

Dieser Veränderung gilt es Rechnung<br />

zu tragen. So sollte man sich bereits<br />

vor der Pensionierung gut überlegen, wie<br />

man die neu gewonnene Zeit mit dem<br />

Partner bzw. der Partnerin nutzen will –<br />

und wie man sich auch den nötigen Freiraum<br />

lässt. Nicht von ungefähr nehmen die<br />

Streitigkeiten in der Familie und bei Paaren<br />

schon während der Erwerbstätigkeit<br />

dann zu, wenn man plötzlich viel Zeit füreinander<br />

hat – beispielsweise an Feiertagen.<br />

Hat man unterschiedliche Hobbys<br />

und Interessen als der Partner, ist es sicherlich<br />

sinnvoll, dem anderen im Ruhestand<br />

nichts <strong>auf</strong>zuzwingen, tolerant zu sein und<br />

sich genau zu überlegen, welche Aktivitäten<br />

man gemeinsam verfolgt und welche<br />

nicht.<br />

■ Einen Plan für den Ruhestand erstellen:<br />

Fassbind rät, bereits im Alter von 50 oder<br />

55 Jahren mit der Planung des Ruhestands<br />

zu beginnen und sich dabei zu überlegen,<br />

was man während der dritten Lebensphase<br />

tun will. Nach dem Wegfall der Erwerbstätigkeit<br />

kann ein Vakuum entstehen und<br />

das Selbstbewusstsein beeinträchtigt werden.<br />

«Beim Eintritt in den Ruhestand verliert<br />

man die soziale Umgebung am<br />

Arbeitsplatz und auch die bisherige Tagesstruktur.<br />

Man wird <strong>auf</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlag</strong> weniger<br />

gebraucht und ist nicht mehr so wichtig»,<br />

sagt Seifritz. Hinzu kommt, dass im<br />

Zeitraum, in dem die Pensionierung ins<br />

Blickfeld rückt, oftmals auch die Kinder<br />

ausziehen. «Damit fällt zwar eine grosse<br />

Aufgabe weg, die sich als Erleichterung,<br />

aber auch als Verlust bemerkbar machen<br />

kann», sagt Seifritz. Folglich ist eine gute<br />

Planung der kommenden Lebensjahre<br />

sehr wichtig.<br />

■ Sinnstiftende Aufgaben finden: Es geht<br />

darum, herauszufinden, wie man im Alter<br />

ein sinnstiftendes und erfüllendes Leben<br />

führen kann. Ein Engagement im Bereich<br />

der Freiwilligenarbeit kann dabei helfen,<br />

das durch den Wegfall der Erwerbstätigkeit<br />

und der Erziehungs<strong>auf</strong>gaben entstandene<br />

Loch zu stopfen. Zwar sei es gut,<br />

wenn im Ruhestand der schlechte Stress<br />

wegfalle, sagt Seifritz. Gebe es aber auch<br />

k<strong>einen</strong> guten Stress und werde man zu wenig<br />

gebraucht, so entstehe die Gefahr eines<br />

Boreouts – eines Gefühls der Unterforderung<br />

und Langeweile.<br />

www.nzz.ch/ld.1559469

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