09.09.2020 Aufrufe

Zwölf Vorsorgefakten auf einen Schlag

Pax hat in Kooperation mit der Neuen Zürcher Zeitung eine Artikelsammlung zur beruflichen und privaten Vorsorge verwirklicht. Das Thema der diesjährigen Sammlung sind die Finanzen in der dritten Lebensphase. Holen Sie sich die interessanten Informationen hier.

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6<br />

INTRO<br />

Corona durchkreuzt<br />

Reformpläne<br />

Dank der Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) fliessen im l<strong>auf</strong>enden Jahr<br />

mehr Gelder in die Altersvorsorge. Doch der erhoffte Zeitgewinn für die nötigen<br />

Reformen dürfte ausbleiben. Die Covid-19-Pandemie macht dem Ansinnen <strong>einen</strong><br />

Strich durch die Rechnung<br />

Seit 1972 ist das 3-Säulen-Prinzip des<br />

Schweizer Vorsorgesystems in der Bundesverfassung<br />

verankert. Ein Konzept, das in<br />

der Bevölkerung breit abgestützt und akzeptiert<br />

ist und mit dem die Eidgenossenschaft<br />

während Jahrzehnten auch im Ausland<br />

Anerkennung erntete. Inzwischen<br />

wirken die Säulen allerdings zunehmend<br />

tönern. Den Schweizerinnen und Schweizern<br />

bereitet die Altersvorsorge mehr und<br />

mehr Sorgen. In der jüngeren Generation<br />

macht sich sogar eine gewisse Gleichgültigkeit<br />

breit: Wer weiss schon, ob das System<br />

überhaupt noch bis zur eigenen Pensionierung<br />

überleben wird. Derzeit jedenfalls<br />

scheint die private Vorsorge ohne tiefgreifende<br />

Reformen tatsächlich dem<br />

schleichenden Untergang geweiht – zumal<br />

die Corona-Krise auch in diesem Bereich<br />

negative Spuren hinterlassen hat.<br />

Es ist noch nicht lange her, seit das<br />

Schweizer Stimmvolk am 19. Mai 2019<br />

dem Sorgenkind AHV im Rahmen der<br />

Unternehmenssteuer-Abstimmung <strong>einen</strong><br />

namhaften Beitrag zugesprochen hat – im<br />

Gegenzug für ein wettbewerbsfähiges<br />

Steuersystem für Firmen. Ab 2020, also bereits<br />

im l<strong>auf</strong>enden Jahr, fliessen zusätzlich<br />

2 Milliarden Franken in die Alters- und<br />

Hinterlassenenversicherung. Von diesen<br />

Mehreinnahmen steuert der Bund rund<br />

800 Millionen Franken bei. Die restlichen<br />

1,2 Milliarden Franken tragen die Unternehmen<br />

und die Versicherten. Damit sind<br />

die grundsätzlichen Finanzierungsprobleme<br />

der AHV zwar nicht gelöst. Mit diesem<br />

Schritt erhoffte man sich allerdings etwas<br />

Luft, um mit neuen Reformschritten<br />

die Vorsorge wieder ins Gleichgewicht zu<br />

bringen.<br />

Umlageergebnis verschlechtert<br />

Nun hat die Corona-Pandemie diesem Ansinnen<br />

bereits im ersten Jahr <strong>einen</strong> Strich<br />

durch die Rechnung gemacht. «Für die<br />

AHV bedeutet die Covid-19-Krise, dass<br />

sich das Umlageergebnis kurzfristig um<br />

rund 1 Milliarde Franken verschlechtert»,<br />

heisst es in den jüngsten Finanzperspektiven<br />

für AHV, IV und EO vom Bundesamt<br />

für Sozialversicherungen (BSV). Ab 2025<br />

würden aber wieder die Werte von vor der<br />

Krise erreicht. «Insgesamt gehen der AHV<br />

bis 2030 rund 3 Milliarden Franken verloren»,<br />

hält das BSV fest.<br />

Alles in allem dürfte das Umlageergebnis<br />

auch in Zukunft negativ bleiben. Ob<br />

dennoch ein ausgeglichenes oder sogar<br />

positives Ergebnis – wie beispielsweise<br />

2019 – in den kommenden Jahren möglich<br />

sein wird, hängt von der Entwicklung an<br />

den Kapitalmärkten ab. Mit einer Rendite<br />

von insgesamt 9 Prozent erzielte der AHV-<br />

Ausgleichsfonds im vergangenen Jahr<br />

<strong>einen</strong> Gewinn von über 3 Milliarden Franken,<br />

mit denen der Verlust der AHV-Rechnung<br />

in der Höhe von rund 1,5 Milliarden<br />

Franken überkompensiert werden konnte.<br />

Zum guten Ergebnis des Fonds haben dabei<br />

alle Anlageklassen beigetragen – die<br />

Obligationen, Fremdwährungen, Aktien,<br />

Immobilien und sogar die Goldanlagen.<br />

Im l<strong>auf</strong>enden Jahr sieht es allerdings<br />

nicht mehr rosig aus, auch wenn die Performance<br />

im ersten Halbjahr 2020 deutlich<br />

weniger dramatisch ausfiel, als angesichts<br />

der weltweiten Erschütterungen an den Finanzmärkten<br />

zu befürchten war. Per Ende<br />

Juni soll das Minus noch zwischen 1,5 und<br />

2 Prozent betragen haben, hiess es vonseiten<br />

Compenswiss, die für die Verwaltung<br />

des Ausgleichsfonds von AHV, IV und EO<br />

mit derzeit insgesamt 37 Milliarden Franken<br />

Vermögen zuständig ist. Der Rückgang<br />

entspricht einem Verlust von 500 bis<br />

750 Millionen Franken.<br />

Strukturelle Reformen sind nötig<br />

Unabhängig davon ist allerdings schon länger<br />

klar, dass die Schweizer Altersvorsorge<br />

eine strukturelle Reform benötigt, will<br />

man das System finanziell stabilisieren. Vor<br />

allem wegen der anstehenden Pensionierungswelle<br />

der Babyboomer wird in den<br />

kommenden Jahren die Zahl der Rentner<br />

in der Schweiz deutlich zunehmen – erwartet<br />

wird ein Plus von bis zu einer Million<br />

Menschen – was wiederum zu einem markanten<br />

Anstieg der Bezüge führen wird.<br />

Die durch die arbeitende Bevölkerung einbezahlten<br />

Beiträge reichen nicht mehr aus,<br />

um die l<strong>auf</strong>enden Renten zu finanzieren,<br />

wie dies das Umlageverfahren in der ersten<br />

Säule vorsieht. Bereits ab 2025 drohen<br />

laut Vorsorgeexperten rasch wachsende<br />

Fehlbeträge.<br />

Mittelfristig dürfte dies zu einer kontinuierlichen<br />

Abnahme des AHV-Vermögens<br />

führen. Das Umlagedefizit der AHV<br />

dürfte sich 2030 <strong>auf</strong> rund 5 Milliarden<br />

Franken bel<strong>auf</strong>en. Kumuliert werden der<br />

AHV bis dahin wohl rund 43 Milliarden<br />

Franken fehlen. Angesichts der Corona-<br />

Krise, den weltweiten politischen Spannungen,<br />

die sich nachteilig <strong>auf</strong> die Konjunktur<br />

und die Finanzmärkte auswirken,<br />

sowie der Negativzinspolitik, die nicht<br />

ohne Folgen für die nachhaltige Finanzierung<br />

von Vorsorgeeinrichtungen ist, dürften<br />

wohl auch die Anlageerfolge nicht<br />

mehr den nötigen Zustupf bringen, um das<br />

System im Gleichgewicht zu halten.<br />

«AHV 21» kommt frühestens 2022<br />

Eine AHV-Reform ist derzeit somit dringend<br />

notwendig. Zumal die vergangenen<br />

Versuche einer Anpassung allesamt gescheitert<br />

sind – zuletzt im September 2017<br />

mit dem Titel «Altersvorsorge 2020». Das<br />

hat auch die Politik erkannt: Ein neuer<br />

Vorschlag, kurz «AHV 21» genannt, soll<br />

noch diesen Herbst vom Ständerat behandelt<br />

werden. Dass das Stimmvolk im kommenden<br />

Jahr bereits über die Vorlage befinden<br />

wird, wie die Bezeichnung vermuten<br />

lässt, ist allerdings sehr unwahrscheinlich.<br />

Vielmehr dürfte das Geschäft<br />

frühestens 2022 an die Urne kommen –<br />

wenn alle Verfahren reibungslos über die<br />

Bühne gehen. Zur Diskussion stehen kontroverse<br />

Fragen wie die Erhöhung des

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