09.09.2020 Aufrufe

Zwölf Vorsorgefakten auf einen Schlag

Pax hat in Kooperation mit der Neuen Zürcher Zeitung eine Artikelsammlung zur beruflichen und privaten Vorsorge verwirklicht. Das Thema der diesjährigen Sammlung sind die Finanzen in der dritten Lebensphase. Holen Sie sich die interessanten Informationen hier.

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AHV-Rente um 6,8 bzw. 13,6% für die gesamte<br />

Bezugsdauer. Schiebt man den Bezug<br />

der Rente <strong>auf</strong>, erhöht sie sich je nach<br />

Dauer um 5,2 bis 31,5%.<br />

■ Deckung des Lebensstandards im Alter<br />

durch regelmässige Einkünfte: Unbedingt<br />

sollte man dar<strong>auf</strong> hinarbeiten, dass<br />

man im Alter ein Einkommen hat, das die<br />

Grundbedürfnisse deckt. «Bei der Planung<br />

sollte man sich genau überlegen,<br />

welchen finanziellen Bedarf man im Alter<br />

pro Jahr hat», sagt Willi Thurnherr, der<br />

CEO Retirement & Investment bei Aon<br />

Schweiz. Anschliessend soll man prüfen,<br />

ob man diesen mit dem erwarteten Einkommen<br />

aus der AHV und der Rente aus<br />

der zweiten Säule decken könne. Zusätzliche<br />

Einkünfte können auch aus einer<br />

vermieteten Immobilie kommen. Weniger<br />

ratsam ist es im Allgem<strong>einen</strong>, Kapital aus<br />

der Pensionskasse abzuziehen und in eine<br />

Leibrentenversicherung einzuzahlen. Die<br />

Umwandlungssätze solcher Versicherungslösungen<br />

sind im Normalfall deutlich<br />

niedriger als diejenigen von Pensionskassen.<br />

■ Rente oder Kapital: Bei der Pensionierung<br />

muss man sich entscheiden, ob man<br />

das Pensionskassenguthaben als Rente<br />

bezieht oder es sich als Kapital auszahlen<br />

lässt. Letzteres sollte man nur tun, wenn<br />

der Lebensstandard im Alter gedeckt ist.<br />

Dies kann beispielsweise sinnvoll sein,<br />

wenn man keine hohe Lebenserwartung<br />

mehr hat oder wenn man sich teure Wünsche<br />

erfüllen will – und dies finanziell<br />

kann. «Viele Leute leben allerdings länger,<br />

als sie denken», sagt Thurnherr. Gemäss<br />

Daten des Statistischen Bundesamts<br />

aus dem Jahr 2017 hat eine Frau in der<br />

Schweiz im Alter von 65 Jahren im Durchschnitt<br />

noch eine restliche Lebenserwartung<br />

von 22,5 Jahren, bei Männern sind es<br />

19,7 Jahre. Viele Versicherte entscheiden<br />

sich beim Bezug der Pensionskassengelder<br />

auch für <strong>einen</strong> Mix aus Rente und<br />

Kapital.<br />

■ Ausgaben im Griff haben: Schon vor<br />

der Pensionierung ist es indessen ratsam,<br />

die Ausgaben unter Kontrolle zu haben.<br />

Diese seien ein wichtiger Teil bei der<br />

Planung, sagt Thomas Bamert, Vorsorgeexperte<br />

bei der Bank Julius Bär. «Eine<br />

Problematik ist, dass auch vor der Pensionierung<br />

viele ihren Lebensstandard dem<br />

aktuellen Gehalt angepasst haben und<br />

wenige Ersparnisse haben», sagt er. Diese<br />

Leute müssten mehr sparen, wenn sie<br />

ihren Lebensstil im Ruhestand fortführen<br />

wollten. Die Lebenshaltungskosten im<br />

Ruhestand sollte man derweil nicht unterschätzen.<br />

Zwar fallen bestimmte Ausgaben<br />

nach dem Ende der Berufstätigkeit<br />

nicht mehr an. Es bleibt aber mehr Freizeit<br />

und damit Zeit, um Geld auszugeben.<br />

Zudem besteht möglicherweise der<br />

Wunsch, Reisen zu unternehmen.<br />

■ Sich mit dem Stand der eigenen Vorsorge<br />

beschäftigen: «Viele Versicherte wissen<br />

nicht genau, wie viel Geld sie überhaupt<br />

in der Pensionskasse haben», sagt<br />

Bamert. Sich mit der eigenen Vorsorge zu<br />

beschäftigen, wird derweil aber immer<br />

wichtiger. Nach mehreren guten Aktienjahren<br />

haben viele Kassen zwar ein gutes<br />

Polster angesammelt – im Branchenjargon<br />

spricht man von gut gefüllten «Wertschwankungsreserven».<br />

Mit dem jüngsten,<br />

überaus heftigen Kurssturz an den Börsen<br />

infolge der Corona-Krise ist ein gewisser<br />

Teil davon allerdings bereits <strong>auf</strong>gebraucht.<br />

«Geht es mit den Kursverlusten längerfristig<br />

weiter, drohen bei manchen Kassen<br />

wieder Unterdeckungen», sagt Bamert.<br />

Dann müssten Versicherte möglicherweise<br />

Sanierungsbeiträge leisten. Die Qualität<br />

der Pensionskasse ist folglich bei der Pensionierungsplanung<br />

unbedingt ebenfalls zu<br />

beachten. Dazu gehört beispielsweise auch<br />

das Verhältnis von Aktiven zu Rentnern in<br />

der Kasse.<br />

■ Zeitig mit der Planung der Pensionierung<br />

beginnen: «Mit der Planung der Pensionierung<br />

sollte man so früh wie möglich<br />

beginnen», sagt Thurnherr. Bietet eine<br />

Pensionskasse beispielsweise verschiedene<br />

Pensionspläne für die Versicherten an, so<br />

könnten auch schon jüngere Versicherte<br />

eine Variante mit höheren Einzahlungen<br />

wählen. Langfristig könne dies durchaus<br />

lohnenswert sein. Dasselbe gilt für das<br />

Sparen in der Säule 3a. Menschen, die in<br />

der Lage sind, grössere Einkäufe in die<br />

Pensionskasse zu tätigen, könnten später<br />

mit der Planung ihrer Pensionierung anfangen,<br />

sagt Thurnherr. Viele könnten sich<br />

dies aber nicht leisten. Die praktische Erfahrung,<br />

beispielsweise auch beim Verein<br />

BVG Auskünfte, zeige ihm, dass die Menschen<br />

ihre Pensionierung tendenziell eher<br />

zu spät planten. Bamert rät, zumindest<br />

zehn bis fünfzehn Jahre vor dem angestrebten<br />

Pensionierungszeitpunkt mit der<br />

Planung zu beginnen. «Dann hat man noch<br />

Zeit, um zu reagieren», sagt er.<br />

■ Steuersparmöglichkeiten ausschöpfen:<br />

Bei der Vorsorge für die dritte Lebensphase<br />

besteht die Möglichkeit, erheblich<br />

Steuern zu sparen. Wer sich Einkäufe in<br />

die Pensionskasse leisten kann, sollte dies<br />

erwägen. Schliesslich kann man solche<br />

freiwilligen Einzahlungen in die Vorsorgeeinrichtung<br />

in der Steuererklärung vom<br />

steuerbaren Einkommen abziehen. Lukrativ<br />

sind solche Einkäufe vor allem für Versicherte<br />

ab dem Alter 50. Da dann die Zeit<br />

bis zur Pensionierung langsam absehbar<br />

ist, ist das Kapital nicht zu lange in der<br />

Pensionskasse gebunden. Einkäufe in die<br />

Pensionskasse sollten nicht im Zeitraum<br />

von drei Jahren vor der Pensionierung getätigt<br />

werden. Bei einem anschliessenden<br />

Kapitalbezug müssten die durch den Eink<strong>auf</strong><br />

erlangten Steuerersparnisse wieder<br />

zurückbezahlt werden. Auch mit Einzahlungen<br />

in die Säule 3a besteht die Möglichkeit,<br />

bei der Vorsorge Steuern zu sparen.<br />

Des Weiteren gibt es beim Bezug der Vorsorgegelder<br />

aus Pensionskasse, Säule 3a<br />

und Freizügigkeit grosse steuerliche Optimierungsmöglichkeiten<br />

– die Gelder aus<br />

verschiedenen Töpfen sollten, wenn möglich,<br />

gestaffelt über mehrere Jahre hinweg<br />

bezogen werden, um die Steuerprogression<br />

zu brechen.<br />

■ Teilpensionierung als Option: Steuerlich<br />

gesehen kann auch eine Teilpensionierung<br />

eine interessante Möglichkeit sein. Ein<br />

Modell wäre beispielsweise, im Alter von<br />

60 Jahren das Arbeitspensum <strong>auf</strong> 70% reduzieren,<br />

mit 62 Jahren <strong>auf</strong> 40% und mit<br />

65 in Rente zu gehen, sagt Thurnherr.<br />

Beim ersten und zweiten Schritt könne<br />

man sich jeweils 30% des Pensionskassenkapitals<br />

auszahlen lassen und im Alter 65<br />

das restliche Kapital in Rentenform beziehen.<br />

Dies ermögliche eine gewisse Staffelung,<br />

mit der sich die Steuerprogression<br />

brechen lasse. Allerdings müsse hier natürlich<br />

immer der Arbeitgeber mitspielen,<br />

was einmal mehr die Bedeutung einer guten<br />

Planung unterstreiche.<br />

■ Sich Gedanken über die Amortisierung<br />

der Hypothek machen: Immobilienbesitzer<br />

sollten abwägen, wie stark sie die<br />

Hypothek <strong>auf</strong> ihre Liegenschaft reduzieren.<br />

Dabei dürfen sie allerdings ihre finanziellen<br />

Bedürfnisse im Alter nicht aus den<br />

Augen verlieren. Bei der Planung sollte<br />

man sich indessen bewusst sein, dass es<br />

nach der Pensionierung schwierig werden<br />

kann, die Hypothek <strong>auf</strong>zustocken.<br />

www.nzz.ch/ld.1546730

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