Flanke, Kopfball, Tor! - OPUS-Datenbank - Friedrich-Alexander ...
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<strong>Flanke</strong>, <strong>Kopfball</strong>, <strong>Tor</strong>! Wissenschaft rund um den Fußball<br />
Peter Klaus<br />
Bereit für das Mega-Ereignis<br />
Die neuen Herausforderungen der „Event“-Logistik<br />
· Einen Menschenstrom von drei Millionen<br />
Besuchern zwischen 63 Spielen in zwölf<br />
in Deutschland verteilten Stadien lenken:<br />
unter hohen Unsicherheiten zu den sich<br />
nach der Vorrunde ergebenden Mannschaftspaarungen,<br />
bei nicht vorhersehbaren<br />
Wetterbedingungen und unter Berücksichtigung<br />
möglicher Stör-, oder<br />
sogar Katastrophenereignisse …<br />
· für jedes einzelne Spiel: die Unsicherheit<br />
der Zahl tatsächlich anreisender Fans,<br />
ihrer Herkunftsorte, Verkehrsmittelwahl,<br />
ihres Verhaltens vor, während und nach<br />
den Spielen…<br />
· darüber hinaus: die Teilnahme oder Nicht-<br />
Teilnahme von „VIPs“ und Pressevertretern<br />
an einzelnen Ereignissen auf<br />
Grund von deren - mitunter - spontanen<br />
und kapriziösen Entschlüssen und Wünschen<br />
…<br />
Das sind die Rahmenbedingungen für das<br />
Management der Logistik eines „Mega-<br />
Events“ wie der FIFA WM2006.<br />
Die Palette der Herausforderungen, die<br />
sich für die Planer und Organisatoren<br />
stellt, ist breit. Sie reicht von der lange vor<br />
dem Turnier-Termin beginnenden „Logistik“<br />
der weltweiten Werbemittelverteilung,<br />
der gewaltigen Aufgabe des An- und Abtransports<br />
der Fans zu den Stadien, deren<br />
Versorgung auf den Wegen und im Stadion<br />
mit Getränken, Imbiss, Informationen,<br />
bis zu Toilettenhäuschen und Fan-<br />
Artikeln. Sie schließt die individuell zu<br />
bewältigenden logistischen Bedürfnisse<br />
der Mannschaften und ihrer Begleiter, der<br />
Medienvertreter mit ihrem Equipment und<br />
ihrem Hunger nach Gedrucktem, die<br />
Wegeleitung und Sicherung der Prominenten<br />
aus aller Welt ein.<br />
Nicht zu vergessen und nicht zu unterschätzen:<br />
Die Herausforderung der Schaffung<br />
perfekter Bereitschaft der Mannschaften,<br />
des Equipments und der<br />
Materialien für potenzielle Stör- und Katastrophenereignisse,<br />
von den mit Wahrscheinlichkeits-Parameternabschätzbaren<br />
Einsatzfällen der Teams des Roten<br />
Kreuz und der Polizei, bis hin zu absolut<br />
nicht prognostizierbaren möglichen Katastrophenereignissen<br />
durch Terroristen<br />
oder schwere Unfälle.<br />
Management des Einzelfalls<br />
Damit befasst sich das in der Betriebswirtschaftslehre<br />
noch recht junge Feld der<br />
„Event-Logistik“: relativ neu deshalb, weil<br />
sich die Logistik erst seit den 1970er und<br />
1980er Jahren als wissenschaftliche Disziplin<br />
etabliert hat. Während ihrer ersten<br />
Entwicklungsphase befasste sie sich fast<br />
ausschließlich mit der Organisation, Mobilisierung<br />
und betriebswirtschaftlichen<br />
Optimierung von eher repetitiven, auf<br />
Dauer angelegten Flüssen von Materialien<br />
und Gütern - wie insbesondere der Versorgung<br />
und Entsorgung industrieller Fertigung,<br />
z.B. durch „Just-in-Time“ Systeme<br />
- oder der „physischen Distribution“<br />
von Gütern an Einzelhandel und Haushalte.<br />
Nur vereinzelt gab es in der Vergangenheit<br />
systematische, auf wissenschaftlicher<br />
Vorarbeit basierte logistische Projekte, die<br />
sich auf zeitlich begrenzte, sich nicht<br />
wiederholende, aber sehr komplexe, durch<br />
hohe Planungsunsicherheiten gekennzeichnete<br />
Ereignisse bezogen - „Events“<br />
in dem aktuellen Sinne: z.B. für die Expo<br />
2000 in Hannover, für das Großbauprojekt<br />
40 uni.kurier.magazin 106/juni 2005<br />
„Potsdamer Platz“ in Berlin in den 1990er<br />
Jahren, oder hier und da für große<br />
„Tenöre“ und Pop-Konzertereignisse.<br />
Erst in jüngster Zeit, nicht zuletzt motiviert<br />
durch die Erfahrungen mit Katastrophenereignissen<br />
wie denen des 11. September<br />
2001 oder der Tsunami-Katastrophe, entwickelt<br />
sich ein Bewusstsein in der Politik,<br />
den Verwaltungen und auch in der Wirtschaft<br />
und einschlägigen Wissenschaft,<br />
dass systematische Forschungsbemühungen<br />
notwendig sind, das Management<br />
der Logistik von „Events“ besser zu erforschen<br />
und zu gestalten.<br />
Auch in den Vorplanungen zum „Mega“-<br />
Event WM2006 ist die Einsicht von Nutzen<br />
und Notwendigkeit systematisch integrierter<br />
und optimierter “Event-Logistik“<br />
erst spät - in einigen Bereichen - von den<br />
Organisatoren der FIFA und den deut-<br />
schen Ausrichtern gewonnen worden. Es<br />
gibt keine Logistik-Koordination auf<br />
oberster Ebene des Event-Managements.<br />
Relativ spät sind aber doch Projekte in einigen<br />
Teilbereichen definiert worden, die<br />
die Erkenntnisse wirtschaftswissenschaftlicher<br />
(wie auch ingenieurwissenschaftlicher<br />
und anderer) Arbeit nutzen<br />
und dadurch zu besseren Lösungen für<br />
die oben umrissenen Herausforderungen<br />
gelangen werden.<br />
Ideen und Planung<br />
Der Lehrstuhl Logistik der WiSo-Fakultät<br />
in Nürnberg und die Fraunhofer Arbeitsgruppe<br />
für Technologien der Logistik-<br />
Dienstleistungswirtschaft ATL sind in<br />
solche Bemühungen in zweifacher Weise<br />
involviert. Im Rahmen der Fraunhofer-<br />
Gesellschaft wurde unter Moderation der