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P<br />

BECKMANN-DIALOG: MARLENE DUMAS UND ALEX KATZ<br />

PRESSE<br />

„ Der 1927 in New York geborene Alex Katz und die 1953 in Kapstadt geborene Marlene<br />

Dumas haben sich beide in ihrem malerischen Œuvre über Jahrzehnte hinweg mit dem<br />

geschichtsträchtigen Thema des Porträts intensiv auseinan<strong>der</strong>gesetzt und innovative<br />

Formlösungen für die zeitgenössische Kunst entwickelt. Auch wenn Katz und Dumas zwei<br />

verschiedenen Künstlergenerationen angehören und über einen jeweils eigenständigen<br />

M<strong>als</strong>til verfügen, verbindet sie ein strukturelles Wesensmerkmal. Es ist die bewusste<br />

Einbindung <strong>der</strong> abendländischen Kunstgeschichte in ihr künstlerisches Schaffen. Neben<br />

zahlreichen Meistern <strong>der</strong> alten Kunst fällt sowohl bei Katz <strong>als</strong> auch bei Dumas für den<br />

Bereich <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kunst <strong>als</strong> ein wichtiges Vorbild <strong>der</strong> Name Max Beckmann.<br />

Katz schreibt in diesem Zusammenhang: »Max Beckmann lehrte am Brooklyn <strong>Museum</strong>. Ich<br />

fand sein Werk sentimental, nur die Selbstporträts im Smoking gefielen mir. Er hatte ein<br />

großes Geschick, mit dem Stil Zeit und Ort einzufangen. Auch die Gemälde von seiner Frau<br />

fand ich großartig. Ich dachte über sie nach, <strong>als</strong> ich anfing, Figuren zu malen – die Selbstporträts<br />

zum Beispiel. Das waren Gemälde, um die kam man nicht herum.« Aufschlussreich<br />

an diesem Zitat ist, dass Katz die Selbstbildnisse positiv hervorhebt, in denen sich<br />

Beckmann in eleganter Abendgar<strong>der</strong>obe, im Smoking, präsentiert. Für Katz verbindet sich<br />

hier vermutlich <strong>der</strong> von Beckmann seit den 1920er-Jahren entwickelte objektivierte M<strong>als</strong>til<br />

eines weitgehend flächig monochrom gehaltenen Farbauftrags in kongenialer Weise mit dem<br />

souveränen und zugleich indifferenten Auftreten eines Weltbürgers. Die Porträts von Katz<br />

zeichnen sich durch eine verwandte Malweise aus, in <strong>der</strong> die subjektiven Ausdrucksmöglichkeiten<br />

des Künstlers größtenteils unterbunden werden. Damit einhergehend wird das Modell<br />

bis zu einem gewissen Grade entindividualisiert und zu einer geschmackvoll gekleideten<br />

Erscheinung <strong>der</strong> gehobenen Gesellschaftsschicht Amerikas codiert. Um diese Form <strong>der</strong><br />

Porträtentfremdung zu optimieren, komponiert Katz, wie bei den 2003 entstandenen Werken<br />

Tara und Tiffany, in überlebensgroßen, an Plakatwerbung erinnernden Bildformaten.<br />

Hierdurch entstehen Bildnisse, die nicht Intimität son<strong>der</strong>n Distanz zum Betrachter aufbauen.<br />

Im Unterschied zu Katz, für den Beckmann im Bereich <strong>der</strong> Porträtmalerei zweifellos eine<br />

stilistische Instanz darstellt, ist bei Dumas die Beckmann-Rezeption stärker im biografischen<br />

Bereich verankert. Dumas ließ sich aufgrund <strong>der</strong> Rassenpolitik ihres Heimatlandes Südafrika<br />

1976 in den Nie<strong>der</strong>landen nie<strong>der</strong>. In diesem freiwillig gewählten Exil sieht sie eine<br />

Verbindung zu Beckmann, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Flucht vor den Nation<strong>als</strong>ozialisten 1937 nach<br />

Amsterdam emigrierte, wo er bis 1947 lebte. Diese Gemeinsamkeit bildet den Kernpunkt<br />

ihrer Argumentation, warum sie den mit 55.000 Euro dotierten Düsseldorfer Kunstpreis, den<br />

sie 2007 erhielt, <strong>der</strong> Rembrandt-Vereinigung stiftete, die seit 1883 Kunstwerke für öffentliche<br />

Sammlungen in den Nie<strong>der</strong>landen erwirbt. Die einzige von ihr gestellte Bedingung lautete,<br />

dass das Preisgeld <strong>als</strong> Startkapital für die Erwerbung eines Beckmann-Gemäldes verwendet<br />

werden sollte. Diese Vorgabe konnte bereits 2009 erfüllt werden, <strong>als</strong> die Rembrandt-<br />

Vereinigung das 1944 entstandene Gruppenbildnis <strong>der</strong> Familie Lütjens für das <strong>Museum</strong><br />

Boijmans Van Beuningen in Rotterdam erwarb.<br />

Dumas versucht in ihren Bildnissen, das Modell nicht, wie es bei Katz <strong>der</strong> Fall ist, statisch zu<br />

fixieren, son<strong>der</strong>n in expressiven Ausdrucksformen wie<strong>der</strong>zugeben. Es entstehen fließende<br />

Farbübergänge, die die Konturen auflösen und die Arbeitsspuren des Pinsels auf <strong>der</strong><br />

Leinwand sichtbar lassen, um somit den Moment des flüchtigen Augenblicks stärker zu<br />

akzentuieren. Wenn Katz bei Beckmann die klare und umrissbetonte Form sucht, so<br />

orientiert sich Dumas an dessen unruhigem Pinselduktus. Im Unterschied zu Beckmann malt<br />

sie aber häufig nicht nach dem Leben, son<strong>der</strong>n greift auf ihrer Suche nach einprägsamen<br />

Charakterköpfen auf Vorlagen <strong>der</strong> Presse- und Modefotografie aus <strong>der</strong> Populärkultur zurück.

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