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The Red Bulletin September 2020 (DE)

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<strong>DE</strong>UTSCHLAND, € 2,50<br />

OKTOBER <strong>2020</strong><br />

ABSEITS <strong>DE</strong>S ALLTÄGLICHEN<br />

VLADIK<br />

SCHOLZ<br />

WIE <strong>DE</strong>R<br />

TOP-SKATER<br />

ZUR STIL-IKONE<br />

WUR<strong>DE</strong><br />

ANNE<br />

MUNITION<br />

WIE DIE<br />

E-GAMERIN<br />

GEGEN<br />

CYBER-MOBBING<br />

KÄMPFT<br />

DANIEL<br />

BRÜHL<br />

Wie er seinen<br />

inneren Kritiker<br />

in einen Fan<br />

verwandelt<br />

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MANY PATHS. ONE TRAIL.<br />

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E D I T O R I A L<br />

WILLKOMMEN<br />

DAS MACHT<br />

FREU<strong>DE</strong>!<br />

RASANTE<br />

FREUNDSCHAFT<br />

<strong>Red</strong> Bull Racing-<br />

Motorsport-Chef<br />

Helmut Marko (re.)<br />

erinnert sich an seine<br />

wilden Jahre mit der<br />

Rennsport-Legende<br />

Jochen Rindt.<br />

Ab Seite 70<br />

Mit großen Aufgaben sei es ein wenig so wie mit dem<br />

Achterbahnfahren, erklärt Filmstar Daniel Brühl, 44,<br />

in unserer Coverstory. Erst freust du dich, kurz vorher<br />

setzt die Aufregung ein, und einmal<br />

in voller Fahrt, kommt die Freude<br />

wieder raus. Bezogen auf einschüchternde<br />

Herausforderungen,<br />

in seinem Fall etwa Hollywood-<br />

Produktionen, hat Brühl gelernt:<br />

„Allein das Wissen, dass sich die<br />

Nervosität legt und die Freude<br />

wieder rauskommt, hilft.“ Wie es<br />

ihm sonst gelingt, die manchmal<br />

ziemlich laute Stimme seines<br />

inneren Kritikers herunterzupegeln, liest du ab Seite 40.<br />

Vladik Scholz, 32, wiederum baute vor allem durch<br />

seinen Sport Selbstvertrauen auf. Ab Seite 58 liest du,<br />

wie der Profi-Skateboarder zum Stil-Vorreiter wurde,<br />

der mittlerweile sogar seine Outfits selbst näht.<br />

Viel Spaß mit der<br />

neuen Ausgabe von<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />

AUF EINEN SPRUNG<br />

AM WOLFGANGSEE<br />

Normalerweise reitet Sebastian<br />

Steudtner Big Waves. Dank<br />

Hydrofoiling entdeckt er nun auch<br />

ruhigere Gewässer für sich. Ab Seite 22<br />

ANNE WAAK<br />

Die Berliner Autorin<br />

(u. a. „Die Welt“)<br />

schreibt viel über Stil.<br />

Für uns besuchte sie<br />

den nähenden Skateboarder<br />

Vladik Scholz<br />

in Köln. Ab Seite 58<br />

„Meine<br />

wichtigste<br />

Erkenntnis:<br />

Du musst<br />

an deine Idee<br />

glauben.“<br />

Filmer Louis Josek<br />

über sein Jamaika-<br />

Projekt. Ab Seite 66<br />

JOSH SHINNER/TRUNK ARCHIVE (COVER), PRIVATARCHIV, KONSTANTIN REYER, CHRISTIAN WERNER<br />

4 THE RED BULLETIN


GO<br />

ADVENTURE<br />

Foto: R. Schedl<br />

Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten!<br />

Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.<br />

KTM 390 ADVENTURE<br />

MEHR ABENTEUER<br />

Jeden Tag ein neues Abenteuer für alle Erlebnishungrigen<br />

unter uns. Die KTM 390 ADVENTURE: Entdecke die<br />

KTM-typische Sportlichkeit und die bewährte Leistung,<br />

die in dieser neuen, kompakten 1-Zylinder-Reiseenduro<br />

stecken. Vielseitige Ergonomie, eine geschmeidige<br />

Leistungsentfaltung und innovative Technologie in einer<br />

komfortablen, leichten Maschine vereint – für alle, die<br />

mehr Abenteuer in ihren Alltag integrieren wollen.


INHALT<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

im Oktober <strong>2020</strong><br />

COVERSTORY<br />

44 FREU<strong>DE</strong> AM SPIEL<br />

Filmstar Daniel Brühl erklärt,<br />

wie ihm die Balance zwischen<br />

Perfektionismus und<br />

Los lassen gelingt.<br />

ABENTEUER<br />

22 ALLES IM FLUSS<br />

Außergewöhnliche Wassersportler<br />

aus der ganzen Welt<br />

zeigen uns ihre Tricks.<br />

TV-SERIEN<br />

36 MEIN GUTES LEBEN<br />

Schauspielerin Jessica<br />

Schwarz verrät ihr Rezept<br />

für mehr Zufriedenheit.<br />

REISEN<br />

40 DIE WELTENBUMMLERIN<br />

Bloggerin Jessica Nabongo<br />

will dem organisierten Reisen<br />

neue Ziele eröffnen.<br />

SURFEN<br />

42 ERFOLGSWELLENREITER<br />

Wie ein Salzburger mit seinen<br />

hochwertigen Holzboards<br />

die Surfwelt begeistert.<br />

GAMING<br />

52 TRIUMPH <strong>DE</strong>S GUTEN<br />

Gaming-Streamerin Anne<br />

Munition erklärt ihre Strategie<br />

gegen Cyber-Mobbing.<br />

8 GALLERY<br />

14 ZAHLEN, BITTE!<br />

16 PLAYLIST<br />

18 FUNDSTÜCK<br />

20 CLUB <strong>DE</strong>R TOTEN <strong>DE</strong>NKER<br />

50 INNOVATOR<br />

SKATEBOAR<strong>DE</strong>N<br />

58 TRICKS MIT STYLE<br />

Zu Besuch bei Vladik Scholz,<br />

Deutschlands stilsicherstem<br />

Skateboard-Profi.<br />

DOKU<br />

66 INSI<strong>DE</strong> JAMAIKA<br />

Filmer Louis Josek über seine<br />

Zeit mit Karibik-Pionieren<br />

im Surfen, Skaten & Rappen.<br />

MOTORSPORT<br />

70 ASPHALT-JAHRE<br />

<strong>Red</strong> Bull Racing- Motorsport-<br />

Chef Helmut Marko über seine<br />

wilde Zeit mit Jochen Rindt.<br />

GUI<strong>DE</strong><br />

Tipps für ein Leben<br />

abseits des Alltäglichen<br />

77 TRAVEL. Benny Karl über den<br />

<strong>Red</strong> Bull Dolomitenmann in Osttirol<br />

81 OUTDOOR. Wie der Schuh Merrell<br />

MQM das Wandern verändert<br />

82 FITNESS. Eine Brille revolutioniert<br />

das Koordinationstraining.<br />

84 GAMING. Die stoischen Weisheiten<br />

aus dem Spiel „<strong>The</strong> Last of Us 2“<br />

86 LESESTOFF. Lee Child und<br />

sein Einzelkämpfer Jack Reacher<br />

88 MOUNTAINBIKEN. Kauftipps<br />

für die neuen Vollvisierhelme<br />

90 KALEN<strong>DE</strong>R. Was du in diesen<br />

Wochen nicht verpassen solltest.<br />

92 AUTOS. Bei diesen Neuheiten<br />

steht der Spaß im Vordergrund.<br />

96 IMPRESSUM<br />

98 PERFEKTER ABGANG<br />

22<br />

IM TUNNEL Wie Top-Athleten die Kraft des<br />

Wassers auf unterschiedlichste Art nutzen<br />

36<br />

IM GLEICHGEWICHT Wie Schauspielerin<br />

Jessica Schwarz ein gutes Leben gelingt<br />

52<br />

IM NETZ Wie die US-Gaming-Streamerin<br />

Anne Munition ihre Mobber entwaffnet<br />

BEN THOUARD/RED BULL CONTENT POOL, ELENA ZAUCKE, JOSH CAMPELL, CHRISTOPH VOY<br />

6 THE RED BULLETIN


58<br />

IM GLEIT-MODUS<br />

Wie Skateboard-Profi Vladik<br />

Scholz seinen Stil fand<br />

und warum er seine Kleidung<br />

selbst näht<br />

THE RED BULLETIN 7


MOJAVE-WÜSTE,<br />

KALIFORNIEN, USA<br />

Wüster<br />

Sprung<br />

Der Stunt geht so: Bradley „Slums“<br />

O’Neill nimmt mit seinem Motorrad<br />

mächtig Anlauf und rast eine Düne<br />

hinauf. Ganz oben hebt er ab und fliegt<br />

in hohem Bogen ins Nichts. Aber die<br />

Geschichte geht trotzdem gut aus,<br />

weil Slums zwei Fallschirme hat –<br />

einen für sein Bike und einen für sich.<br />

Moto-BASE-Jumping nennt er das. Der<br />

Amerikaner ist weltweit der Einzige,<br />

der sich so was traut. Fotograf Chris<br />

Tedesco, der das Manöver festhielt,<br />

wird heute noch schwindlig, wenn er<br />

an die Aktion denkt: „Wir hatten da<br />

draußen kein Handynetz und waren<br />

Stunden von der Zivilisation entfernt.“<br />

bradleyslums.com


CHRIS TE<strong>DE</strong>SCO/RED BULL ILLUME<br />

9


RIESENGEBIRGE,<br />

TSCHECHIEN<br />

Sie sind<br />

so frei<br />

Hier sehen wir das Flying Bulls Aerobatics<br />

Team beim Training über dem<br />

Riesengebirge an der tschechischpolnischen<br />

Grenze. Die in Tschechien<br />

beheimatete Truppe gilt als eine der<br />

besten Kunstflugstaffeln der Welt. Ihre<br />

Flugzeuge vom Typ XtremeAir XA42<br />

sind so sensibel, dass sie auf Kleinstbewegungen<br />

des Handgelenks reagieren.<br />

Einerseits sorgt das da oben<br />

für das Gefühl unendlicher Freiheit.<br />

Andererseits erfordert es beim Formationsflug<br />

eine ziemlich ruhige Hand.<br />

flyingbulls.at; Instagram: @danvojtech


DANIEL VOJTECH/RED BULL CONTENT POOL<br />

11


MATTEO PAVANA/RED BULL ILLUME


CASTELMEZZANO,<br />

ITALIEN<br />

Hochgefühl<br />

Der Südtiroler Highliner Benjamin<br />

Kofler, 31, ist dafür bekannt, seine<br />

Lines immer an malerischen Orten zu<br />

spannen – vom Kirchturm in Meran<br />

bis zum Eisberg in Grönland. Diesmal<br />

fiel die Wahl auf das süditalienische<br />

Dorf Castelmezzano. Prompt bildete<br />

sich auf der Piazza Emilio Caizzo<br />

unter dem Seiltänzer eine Menschentraube,<br />

die die Köpfe nach oben reckte<br />

und die Luft anhielt. „Eine Dame am<br />

Rand des Platzes“, erinnert sich Fotograf<br />

Matteo Pavana, „rief laut aus:<br />

Oh mein Gott, ich kann gar nicht hinschauen!“<br />

Was schade gewesen wäre.<br />

theverticaleye.com<br />

13


Z A H L E N , B I T T E !<br />

HOCH DIE TASSEN!<br />

Der Zauber von Woz<br />

Am 11. August feierte Apple-Mitgründer Steve Wozniak seinen 70. Geburtstag.<br />

Dass „Woz“ weit mehr ist als ein Computer-Pionier, zeigen die Zahlen:<br />

Segway-Polo-Spieler, Tetris-Rekordhalter – und unabsichtlicher „Satanist“.<br />

546.145<br />

Punkte brachten ihm 1991 den<br />

Tetris-Rekord. Woz hatte die Highscore-Liste<br />

des Nintendo-Magazins<br />

zu oft dominiert (er war auf dessen<br />

schwarzer Liste), sodass er den<br />

Rekord als Evets Kainzow (rückwärts<br />

lesen!) einreichen musste.<br />

13<br />

Jahre alt war Woz, als er seinen<br />

ersten Wissenschaftswettbewerb<br />

gewann. Seine Siegerarbeit:<br />

ein selbst gebauter Taschenrechner.<br />

1981<br />

schrieb er sich als „Rocky Raccoon Clark“<br />

(Woz war schon damals prominent)<br />

an der Uni ein. Dieser Name steht auch<br />

auf seinem Diplom.<br />

11<br />

Ehrendoktortitel wurden Woz<br />

im Lauf seiner Karriere verliehen.<br />

4.136.359<br />

lautet die Patentnummer,<br />

die ihm einen Platz in der<br />

National Inventors Hall of<br />

Fame bescherte. Als Erfinder<br />

der PCs Apple I und II.<br />

2<br />

Jahre nachdem er Apple 1985<br />

verlassen hatte, erfand er die<br />

Universalfernbedienung: CORE.<br />

1300<br />

Dollar betrug Apples Startkapital.<br />

Um an das Geld zu kommen,<br />

versetzte Steve Jobs seinen VW Bulli,<br />

Woz seinen Taschenrechner HP-65.<br />

2:2<br />

endete 2006 das erste Segway-<br />

Polo‐Weltcup-Finale (Woz-Cup)<br />

zwischen Silicon Valley und Auckland.<br />

Namensgeber Woz ist selbst<br />

Segway-Polo-Spieler.<br />

34.441.873<br />

Dollar spielte die Filmbiografie „Steve Jobs“ ein.<br />

Woz, im Film verkörpert von Seth Rogen, stand<br />

Regisseur Danny Boyle als Berater zur Seite.<br />

200<br />

Dollar Monatslohn erhält er heute<br />

von Apple. Eine symbolische Geste:<br />

Multimillionär ist er seit dem<br />

Apple-Börsengang 1980.<br />

666,66<br />

Dollar kostete der erste Apple-PC.<br />

„Ich mag Zahlenspielereien.<br />

Die satanistische Komponente<br />

fiel uns erst später auf“, so Woz.<br />

180<br />

Woz Way in San Jose ist die Adresse<br />

des Children’s Discovery Museum,<br />

eines der besten Wissenschaftszentren<br />

der Welt. Nach dem Stifter<br />

ist auch die Straße benannt.<br />

GETTY IMAGES FLORIAN OBKIRCHER CLAUDIA MEITERT<br />

14 THE RED BULLETIN


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SKIP MARLEY<br />

Opa hat<br />

die Welt<br />

verändert<br />

Reggae-Ikone Bob Marley wäre<br />

heuer 75 Jahre alt geworden.<br />

Sein Enkel Skip, 24, nennt vier<br />

unverzichtbare Songs aus<br />

dem Werk seines Großvaters.<br />

Wie viele Mitglieder seiner Familie<br />

hat Skip Marley eine Musikerkarriere<br />

eingeschlagen. 2015 tauchte<br />

der jamaikanische Singer-Songwriter<br />

erstmals in der Szene auf,<br />

mit den Singles „That’s Not True“<br />

und „Slow Down“ kehrte er im Vorjahr<br />

ins Rampenlicht zurück. Skips<br />

Großvater, der 1981 im Alter von<br />

nur 36 Jahren verstorbene Reggae-<br />

Titan Bob Marley, wäre dieses Jahr<br />

75 geworden. Der 24-Jährige weiß,<br />

wie prägend die Musik seines Opas<br />

war. „Sie hat die Menschen verändert.<br />

Seine Entschlossenheit hat<br />

die Welt inspiriert, nicht zuletzt<br />

mich und meine Musik.“ Wir haben<br />

Skip Marley nach seinen vier Lieblings-Bob-Marley-Songs<br />

gefragt.<br />

Jetzt erhältlich: Skip Marleys<br />

neue Single „Make Me Feel“<br />

mit Rick Ross und Ari Lennox<br />

Natty Dread (aus dem Album<br />

Natty Dread, 1974)<br />

„Mein Großvater hat mein<br />

Leben und mein Denken geprägt.<br />

Er hat mich auf eine<br />

Mission geschickt, deshalb<br />

mag ich ‚Natty Dread‘ so gern.<br />

Dieser Song ist wie eine Hymne<br />

für Rastas: ‚Egal was die Welt<br />

sagt, wir kommen nie vom<br />

rechten Weg ab.‘ Immer,<br />

wenn ich das höre, bestätigt<br />

es mich in meiner Mission.“<br />

Revolution (ebenfalls aus dem<br />

Album Natty Dread)<br />

„Wir machen mit der ‚Black<br />

Lives Matter‘-Bewegung gerade<br />

eine Revolution durch.<br />

Dieser Song ist hochaktuell,<br />

weil es darin um die Wahrheit<br />

geht. Er erinnert mich stets<br />

an das Feuer, das in meinem<br />

Großvater gelodert hat. Wir<br />

denken jeden Tag an ihn.<br />

Wir sind die Familie, wir leben<br />

die Liebe, wir sind er.“<br />

<strong>The</strong> Heathen (aus dem Album<br />

Exodus, 1977)<br />

„Mit diesem Song habe ich<br />

fast alles gelernt: Schlagzeug<br />

spielen, Gitarre, Klavier. ‚<strong>The</strong><br />

Heathen‘ zeigt den ungefilterten<br />

Kern der Kunst meines<br />

Opas. Leben heißt kämpfen –<br />

und im Moment sind wir mitten<br />

in einem Kampf. Da müssen<br />

wir stark bleiben und weitermachen<br />

und dem Allmächtigen<br />

unser Vertrauen schenken.“<br />

<strong>Red</strong>emption Song (aus dem<br />

Album Uprising, 1980)<br />

„‚Alte Piraten haben mich<br />

geraubt und an die Handelsschiffe<br />

verkauft‘: Es ist eine<br />

Geschichte von Überleben<br />

und Erlösung. Diese Hymne<br />

hat schlicht und ergreifend die<br />

Welt verändert. Eine meiner<br />

liebsten Kindheitserinnerungen<br />

ist, wie meine Familie und ich<br />

alle gemeinsam am Strand diesen<br />

Song gesungen haben.“<br />

JACK MCCAIN WILL LAVIN<br />

16 THE RED BULLETIN


Neu


F U N D S T Ü C K<br />

TOM HANKS’ „FILM-PARTNER“<br />

Mein Freund Wilson<br />

Zweckentfremdeter Volleyball, Requisite aus dem Film „Cast Away“, 2000<br />

Es ist auch schon wieder zwanzig Jahre her, dass ein Volleyball zum Hollywoodstar wurde.<br />

Im Film „Cast Away“, einer modernen Robinsonade, modelt ihn Hauptdarsteller Tom Hanks,<br />

um vor Einsamkeit nicht verrückt zu werden, zum Ansprechpartner um und nennt ihn<br />

– nach dem Hersteller – Wilson. Das legendäre Requisit schmückte nach seiner Film-Karriere<br />

das Büro von Tom Rothman, lange Jahre Vorstandsvorsitzender der Fox Filmed Entertainment.<br />

TOM SCHIERLITZ/TRUNK ARCHIVE, GETTY IMAGES<br />

18 THE RED BULLETIN


ALPHATAURI.COM


D E R C L U B D E R T O T E N D E N K E R<br />

JEAN-JACQUES ROUSSEAU<br />

Wie kann man heute eigentlich<br />

noch Urlaub machen?<br />

Die größten Denker aller Zeiten beantworten<br />

Fragen unserer Gegenwart, übermittelt<br />

durch den Philosophen Christoph Quarch.<br />

Diesmal: Jean-Jacques Rousseau erklärt,<br />

warum man am besten zu Fuß verreist.<br />

Très bien, meine Freunde, ich weiß, was euch<br />

umtreibt: Ihr scharrt wieder mit den Füßen.<br />

Es dürstet euch nach Reisen. Ihr wollt die Welt<br />

erkunden. Und dafür sind euch alle Mittel recht: Flugzeuge<br />

und Wohnmobile, Busse und Kreuzfahrtschiffe,<br />

Pkws und Eisenbahnen. Doch seit neuestem sind da<br />

diese Leute, die euch ins Gewissen reden und euch<br />

weismachen wollen, eure Reiselust sei nicht okay. Sie<br />

erzählen euch vom Klimawandel oder dem ökologischen<br />

Fußabdruck, den ihr zurücklasst. Sie verderben<br />

euch die Laune, o ihr Reiselustigen. Und als ob das<br />

nicht genügte, kommt dann auch noch<br />

dieses Virus und macht Fernreisen auf<br />

lange Sicht noch schwieriger. Oh, da<br />

seufzt ihr, meine Freunde, denn ihr<br />

seht eure Freiheit bedroht – und das<br />

wollt ihr nicht hinnehmen.<br />

Ich fühle mit euch, meine Freunde,<br />

war ich es doch, der einst die Freiheit<br />

in den höchsten Tönen pries – und der<br />

seine Stimme gegen alle jene erhob,<br />

die sie mit Füßen traten. „Der Mensch<br />

ist frei geboren, und überall liegt er in<br />

Ketten“: Das war mein Leitwort aus dem Jahre 1762,<br />

mit dem ich – ohne das zu wollen – die große Revolution<br />

einleitete. Wenn es einen Denker gibt, der<br />

euren Freiheitshunger teilt, dann bin ich das, meine<br />

Freunde. Aber, so muss ich euch dennoch fragen,<br />

wisst ihr eigentlich, was Freiheit ist?<br />

Da bin ich mir nicht ganz sicher. Denn ich hege den<br />

Verdacht, dass die Freiheit, die ihr für eure Reiselust<br />

in Anspruch nehmt, in Wahrheit keine Freiheit ist:<br />

dass ihr vielmehr Getriebene seid, die dem Irrsinn des<br />

alltäglichen Lebens entkommen wollen. Könnte es<br />

sein, dass ihr gar nicht auf Reisen seid, sondern auf<br />

der Flucht, wenn ihr eure Koffer packt und euch<br />

davonstehlt? Könnte es sein, dass ihr vor euch selbst<br />

flieht, ihr Ruhelosen – weil ihr euch durch euren<br />

Wohlstand, eure Technik, ja, auch eure „Bildung“<br />

„Könnte es<br />

sein, dass ihr<br />

gar nicht auf<br />

Reisen seid,<br />

sondern auf<br />

der Flucht?“<br />

von euch selbst entfremdet habt und nun nach einem<br />

besseren, gesünderen, natürlicheren Leben strebt?<br />

Um die Wahrheit zu sagen, mes amis charmants,<br />

ich bin mir sicher, dass es sich so verhält. Ich weiß,<br />

wovon ich rede. Ich war häufig auf der Flucht. Acht<br />

Jahre zog ich quer durch Europa, um den Verfolgungen<br />

zu entkommen, die ich mit meinen Schriften auf<br />

mich gezogen hatte. So dachte ich jedenfalls, bis ich<br />

begriff, dass es mir im Grunde nur darum ging, dieses<br />

elende bürgerliche Kleid abzuwerfen, diese falsche<br />

Maskerade des angepassten Intellektuellen und Familienvaters.<br />

Oh, wie mich das quälte. Ich, Jean-Jacques,<br />

wollte eintauchen in die Natur – zum Urmenschen<br />

werden, frei von allen ökonomischen und bürgerlichen<br />

Zwängen: ein Pilger auf dem Weg zu meinem<br />

wahren Selbst. „Man muss wissen, was sein soll, um<br />

das, was ist, recht beurteilen zu können“, schrieb ich<br />

einst. Und ich wusste, was sein soll: ein natürliches<br />

und individuelles Leben.<br />

Dahin aber, meine Freunde, kommt<br />

man nicht mit Flugzeugen oder Kreuzfahrtschiffen.<br />

Dahin kommt man nur<br />

auf Schusters Rappen. „Wer ans Ziel<br />

kommen will, kann mit der Postkutsche<br />

fahren, aber wer richtig reisen will, soll<br />

zu Fuß gehen“ – das ist mein Motto für<br />

gute Reisen. Und glaubt mir, ich habe<br />

es häufig erprobt, wenn ich quer durch<br />

Europa zog. Immer kam ich mir selbst<br />

am nächsten, wenn ich durch die Natur<br />

wandelte und die Städte hinter mir<br />

gelassen hatte. Von mir aus könnt ihr das auch mit dem<br />

Fahrrad machen, aber langsam – und ohne Motor.<br />

Nicht, weil ich ein Öko wäre, sondern weil ich möchte,<br />

dass ihr eure Ketten sprengt: die Ketten der Konsumzwänge,<br />

die ihr euch selber auferlegt. Macht euch frei<br />

davon, jetzt ist die Zeit dazu. Brecht aus aus dem Gefängnis<br />

eurer Konventionen! Bon voyage!<br />

JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712–1778)<br />

war ein Denker, an dem sich die Geister schieden. Die einen verehrten<br />

ihn als „Deuter des Lebens“ und „Helfer der Wahrheit“,<br />

die anderen verbrannten seine Bücher. Tatsächlich war er eine<br />

schillernde Figur; ein Autor, der in seinem pädagogischen Roman<br />

„Émile“ für eine ganzheitliche Erziehung des Menschen votierte,<br />

seine eigenen fünf Kinder aber ins Findelhaus gab, der die bürgerliche<br />

Freiheit schätzte und allen bürgerlichen Konventionen entkommen<br />

wollte. Kein Wunder, dass er überall aneckte und zuletzt<br />

sein Heil in einem zurückgezogenen und isolierten Leben suchte.<br />

DR. CHRISTOPH QUARCH BENE ROHLMANN<br />

20 THE RED BULLETIN


JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712–1778)<br />

Schweizerisch-französischer Denker, Pilger auf dem Weg<br />

zu sich selbst und ein „früher Öko-Tourist“ – sein Ziel:<br />

ein natürliches Leben zu führen.<br />

THE RED BULLETIN 21


WASSERKRAFT<br />

Einmal abgesehen davon, dass es die Voraussetzung für<br />

alles Leben auf diesem Planeten ist: Wasser ist auch<br />

die Grundlage für Spaß, Top-Leistungen und Happy Ends.<br />

Hier sind acht MEISTER IHRES SPORTS in ihrem Element.<br />

Text ANDREAS WOLLINGER


„Wann immer Sebastian<br />

mit Wasser in Berührung<br />

kommt, lächelt er glücklich<br />

und zeigt auch eine<br />

unfassbare Ausdauer.“<br />

Konstantin Reyer,<br />

Fotograf<br />

KONSTANTIN REYER<br />

SEBASTIAN STEUDTNER<br />

Wolfgangsee, Österreich<br />

An sich ist Steudtner, 35, dafür<br />

bekannt, mehr als 20 Meter hohe<br />

Riesenwellen im Ozean zu surfen.<br />

In seiner Heimat Oberösterreich<br />

versucht er sich einmal an einer<br />

anderen Disziplin – dem extrem<br />

angesagten Hydrofoil-Surfen: Ab<br />

einem bestimmten Tempo erhebt<br />

sich das Board aus dem Wasser,<br />

um dann auf einem Tragflügel fast<br />

widerstandsfrei dahinzuschweben.<br />

Instagram: @sebastiansurfs<br />

23


ZUZANA VRÁBLOVÁ<br />

Lençóis Maranhenses, Brasilien<br />

Spektakulärer kann Wasser kaum<br />

auftreten: In Brasiliens einziger Wüste<br />

im Bundesstaat Maranhão bilden sich<br />

zwischen den Dünen in der Regenzeit<br />

kleine Seen. Für Zuzana Vráblová, 30,<br />

mehrfache Wakeskate-Weltmeisterin<br />

aus der Slowakei, ein würdiger Rahmen<br />

für ihre Tricks, zumal im Licht eines<br />

epischen Sonnenuntergangs.<br />

Instagram: @zuzanavrablova<br />

DANIEL <strong>DE</strong>AK BARDOS/RED BULL CONTENT POOL<br />

24


„Seit ich diese Location<br />

das erste Mal gesehen<br />

hatte, bekam ich sie<br />

nicht mehr aus dem Kopf.<br />

Wasser in der Wüste –<br />

das sieht unwirklich aus.“<br />

Zuzana Vráblová,<br />

mehrfache Wakeskate-Weltmeisterin


LEO FRANCIS/RED BULL CONTENT POOL<br />

TOM BRIDGE<br />

Devon, Großbritannien<br />

Körperhaltung, Gesichtsausdruck,<br />

Dynamik der Bewegung: Hier ist<br />

einer erkennbar in seinem Element.<br />

Das ist bei Tom Bridge, 19, quasi<br />

angeboren: Mama Steph ist fünffache<br />

Weltmeisterin im Kitesurfen.<br />

Tom ist bereits mehrmaliger<br />

Junioren-Weltmeister, es scheint<br />

nur noch eine Frage der Zeit, bis er<br />

auch bei den Großen den Titel holt.<br />

Und was machen seine älteren<br />

Brüder Olly und Guy? Erraten!<br />

Instagram: @tom_rocco_bridge<br />

27


KSENIA MARICHEVA<br />

Moskau, Russland<br />

Moment: Irgendetwas stimmt<br />

bei diesem Bild nicht. Wie ist die<br />

amtierende russische Skateboard-<br />

Meisterin Ksenia Maricheva, 18,<br />

aufs Wasser gekommen? Nun,<br />

wenige Zentimeter unter der<br />

Wasseroberfläche befindet sich<br />

eine Plattform. Fotograf Denis Klero<br />

musste also nur warten, bis das<br />

Board in der Luft war – schon sieht<br />

das Ganze nach einem Wunder aus.<br />

Instagram: @maricheva_ksenia


„Liam ist auf dem Board<br />

gestanden, seit er drei Jahre<br />

alt war. Er hat vielleicht<br />

mehr Talent, als ich je hatte.“<br />

Bjørn Dunkerbeck,<br />

42-facher Windsurf-Champion<br />

<strong>DE</strong>NIS KLERO/RED BULL CONTENT POOL, GINEZ DIAS/RED BULL CONTENT POOL<br />

LIAM DUNKERBECK<br />

Gran Canaria, Spanien<br />

Der Nachname ist ein Begriff, seit<br />

das Windsurfen in den Siebzigerjahren<br />

erfunden wurde. Kunststück:<br />

Der Däne Bjørn Dunkerbeck, 51,<br />

ist 42-facher Champion. Sein<br />

Sohn Liam, 16, will nun ebenfalls<br />

hoch hinaus. So, wie es aussieht,<br />

wird er dafür sorgen, dass der Name<br />

Dunkerbeck in der Szene noch<br />

lange besonderen Klang hat.<br />

Instagram: @liamdm11<br />

THE RED BULLETIN 29


CARISSA MOORE<br />

Teahupoo, Tahiti<br />

Die Hawaiianerin Moore, 28, zählt<br />

zu den weiblichen Ikonen ihres<br />

Sports. Aufgewachsen am Waikiki<br />

Beach, dem Stadtstrand Honolulus,<br />

paddelte sie bereits im Alter von<br />

vier Jahren erstmals in die Wellen.<br />

Heute ist sie auf Weltklasse-Reviere<br />

spezialisiert, wie es sie vor Tahiti<br />

gibt – etwa in Teahupoo. Dieser<br />

Spot ist für seine kraftvollen<br />

Wellen berühmt, die zusätzlich<br />

bildschöne Hohlräume bilden.<br />

Instagram: @rissmoore10<br />

BEN THOUARD/RED BULL CONTENT POOL<br />

30


„Wir alle suchen nach etwas,<br />

das uns besonders macht.<br />

Wellenreiten ist meine Art,<br />

mich auszudrücken.“<br />

Carissa Moore,<br />

vierfache Surf-Weltmeisterin


JAN KASL/RED BULL CONTENT POOL<br />

VAVŘINEC HRADILEK<br />

Lake Tekapo, Neuseeland<br />

Wenn Wasser in Bewegung ist,<br />

kann es eine Menge unbändige<br />

Energie freisetzen. Einer, der mit<br />

dieser Naturgewalt besonders gut<br />

umgehen kann, ist der Tscheche<br />

Vavřinec „Vávra“ Hradilek, 33.<br />

Der dreifache Welt- und zweimalige<br />

Europameister gilt als<br />

„Wildwasser-Wunder“ – umso<br />

bemerkenswerter, zumal er<br />

seit Geburt an Asthma leidet.<br />

Instagram: @vavrinec_hradilek<br />

33


ULUALOHA NAPEAHI<br />

Oahu, Hawaii<br />

Die Welle hat ihren Reiter abgeworfen,<br />

was bei scharfkantigen<br />

Riffen unter Wasser mitunter<br />

lebens gefährlich sein kann. Vor allem<br />

hier: Die „Banzai Pipeline“ an<br />

der Nordküste von Oahu gilt als einer<br />

der gefährlichsten Spots der<br />

Welt. Hier stürzt der 23-jährige Hawaiianer<br />

Jimmy Ulualoha Napeahi,<br />

genannt „Uluboi“ – der 2013 schon<br />

einen Hai‐Angriff überlebte –, und<br />

blieb zum Glück ohne Verletzung.<br />

Instagram: @uluboi<br />

ZAK NOYLE/RED BULL CONTENT POOL<br />

34 THE RED BULLETIN


Copyright © <strong>2020</strong> MNA, Inc. All rights reserved.<br />

THE ENTIRE RI<strong>DE</strong> OUT,<br />

THERE WAS NEVER A SECOND THOUGHT.<br />

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Jessica Schwarz<br />

„Ich will spüren,<br />

was wichtig<br />

für mich ist“<br />

Schmerz, Eis und Yoga: wie Netflix-Star Jessica Schwarz,<br />

43, den Mut fand, für ein gutes Leben zu kämpfen.<br />

Text RÜDIGER STURM<br />

Foto ELENA ZAUCKE<br />

Wie geht es weiter mit der Jessica-<br />

Schwarz-Wohlfühlstrategie?<br />

Zwei- bis dreimal die Woche treibe<br />

ich Sport, gehe joggen, reiten,<br />

schwimmen und mache Yoga- oder<br />

Pilates-Übungen. Es funktioniert<br />

jedes Mal, ich fühle mich direkt<br />

danach im Kopf frischer. Aber auch<br />

hier achte ich sehr darauf, nicht<br />

übers Ziel hinauszuschießen. Wenn<br />

ich mehr berufliche Termine habe<br />

oder mich lieber mit Freunden treffen<br />

will, lasse ich den Sport auch<br />

mal weg, ohne mich deswegen<br />

schlecht zu fühlen.<br />

Ein wenig sonderbar ist Jessica<br />

Schwarz’ Karriere schon. Seit knapp<br />

dreißig Jahren begleitet sie uns bereits,<br />

erst als Bravo-Girl 1993, dann<br />

als Model, als TV-Moderatorin und<br />

vor allem natürlich als Schauspielerin<br />

in Filmen und TV-Serien. Und<br />

obwohl sie seit so langer Zeit präsent<br />

ist, scheint sie sich kaum verändert<br />

zu haben. Während mancher Hollywoodstar<br />

permanent sein Image<br />

wechselt, wirkt Jessica Schwarz<br />

noch immer wie eine alte Bekannte,<br />

mit der man gerne ein Bier trinken<br />

gehen würde. Dabei hat sie in den<br />

letzten Jahren viel erlebt: Preise für<br />

ihre Rollen gewonnen, Trennungen<br />

überwunden, einen neuen Job als<br />

Hotelbetreiberin gestartet, ihren<br />

Vater verloren. Natürlich hat sie sich<br />

dabei weiterentwickelt, nur eben behutsam.<br />

Und dieser Weg scheint sich<br />

auszuzahlen: Jessica Schwarz wirkt,<br />

als wäre sie im Großen und Ganzen<br />

sehr einverstanden mit sich und der<br />

Welt. Wir wollten von ihr wissen,<br />

was genau ihr Rezept für ein gutes<br />

Leben ist.<br />

the red bulletin: Frau Schwarz,<br />

in der neuen Netflix-Serie „Biohackers“<br />

spielen Sie eine Wissenschaftlerin,<br />

die das Optimieren<br />

des menschlichen Körpers durch<br />

Technik auf die Spitze treibt.<br />

Könnte Biohacking auch Ihnen<br />

helfen?<br />

jessica schwarz: Ganz ehrlich,<br />

ich würde mir eher keine Technik<br />

unter die Haut pflanzen lassen, wie<br />

es die Serie zeigt. Schon allein deshalb<br />

nicht, weil ich so schlecht Blut<br />

sehen kann.<br />

Was tun Sie stattdessen, damit es<br />

Ihrem Körper gutgeht?<br />

Je besser ich mich ernähre, desto<br />

besser geht es mir. Deswegen vermeide<br />

ich Konservierungsstoffe,<br />

esse hauptsächlich frisches Gemüse,<br />

filtere mein Wasser und versuche<br />

nur Bio-Produkte zu kaufen. Für das<br />

eine oder andere Zipperlein habe<br />

ich auch einiges an Wissen über<br />

Arzneimittel, was vor allem daran<br />

liegt, dass meine Mutter früher in<br />

einer Apotheke gearbeitet hat.<br />

Klingt sehr vernünftig.<br />

Keine Sorge, ich trinke auch gerne<br />

mal ein Glas Wein und esse ein<br />

Stück Torte oder Eis. Das gehört<br />

zum Wohlbefinden dazu. Ich strebe<br />

keine völlige Enthaltsamkeit an, nur<br />

weil das vielleicht gut für meinen<br />

Körper wäre. Der Geist muss auch<br />

versorgt und milde gestimmt werden<br />

– zum Beispiel eben mit Genuss.<br />

Ärgern Sie sich nie über sich?<br />

Doch, doch. Letztes Jahr habe ich<br />

nach sieben Jahren leider wieder angefangen<br />

zu rauchen. Echt dämlich.<br />

Aber ich möchte unbedingt wieder<br />

aufhören.<br />

Ihre Figur in „Biohackers“ meint<br />

an einer Stelle, Glück bedeute<br />

für sie, immer neue Dinge auszuprobieren.<br />

Experimentieren Sie<br />

auch für Ihr Lebensglück?<br />

Ich würde es so ausdrücken: In<br />

den letzten Jahren stelle ich mir<br />

immer wieder bewusst die Frage,<br />

wo ich gerade im Leben stehe. Bin<br />

ich glücklich oder traurig, bin ich<br />

zufrieden oder frustriert? Wenn ich<br />

unglücklich bin, bin ich die einzige<br />

Person, die konkret etwas dagegen<br />

tun kann. Ich möchte mich aus problematischen<br />

Situationen befreien,<br />

das fordere ich von mir, und das<br />

ziehe ich auch durch.<br />

Wo haben Sie diese Konsequenz<br />

gelernt?<br />

Von meinen Eltern, sie haben mir<br />

diesen Charakterzug mit auf den<br />

Weg gegeben. Ich habe keine Angst<br />

vor Neuem und bin mutig, auch<br />

mal Schritte zu gehen, die wehtun<br />

können. Und dabei darf man auch<br />

Fehler machen.<br />

36 THE RED BULLETIN


„Bei Problemen<br />

überwinde ich<br />

mich schnell,<br />

darüber zu<br />

sprechen.“<br />

Dank ihrer anpackenden Art befreit<br />

sich Schwarz schnell aus Krisen.<br />

THE RED BULLETIN 37


Jessica Schwarz<br />

„Der Geist<br />

muss<br />

mit Genuss<br />

gnädig<br />

gestimmt<br />

werden.“<br />

Hier geht Schwarz ans Limit<br />

In „Biohackers“ treibt der Filmstar<br />

Selbstoptimierung auf die Spitze.<br />

Mit ein bisschen Genmanipulation könnten wir<br />

Menschen noch viel mehr erreichen: Mit dieser<br />

steilen <strong>The</strong>se experimentiert eine von Jessica<br />

Schwarz gespielte Forscherin an einer deutschen<br />

Uni mit ihren Probanden. Doch dabei kommt ihr<br />

eine Erstsemester-Studentin (Luna Wedler, re.) in<br />

die Quere, die den Tod ihres Bruders aufklären will.<br />

Sci-Fi-Serie, seit August auf Netflix<br />

Können Sie ein Beispiel nennen?<br />

Wenn ich in einer verfahrenen Situation<br />

feststecke, überwinde ich mich<br />

schnell dazu, mit Freunden, Familie<br />

oder auch Coaches und Psychologen<br />

darüber zu sprechen. Das hilft mir,<br />

Probleme zu verarbeiten und Lösungen<br />

zu finden. Außerdem ist es toll,<br />

zu spüren, dass die Menschen in<br />

meiner Nähe immer ein offenes Ohr<br />

für mich haben. Das kann ich nur<br />

allen Menschen wünschen und ans<br />

Herz legen.<br />

Wofür haben Sie Coaches schon<br />

um Rat gefragt?<br />

Als Schauspielerin hatte ich mit dem<br />

Hochstapler-Syndrom zu kämpfen.<br />

Das ist typisch für kreative, künstlerische<br />

Berufe und bedeutet in<br />

etwa, dass man fürchtet, man sei in<br />

Wahrheit überhaupt nicht für seinen<br />

Beruf geeignet und die Welt sei kurz<br />

davor, es rauszufinden. An diesem<br />

Komplex habe ich mit einem Coach<br />

gearbeitet.<br />

Was war sein Rat?<br />

Mich von der Vorstellung zu verabschieden,<br />

ich müsse jede Rolle<br />

nur aus meinem eigenen Gefühl<br />

heraus spielen. Stattdessen vertraue<br />

ich jetzt gerade in der Vorbereitung<br />

mehr auf bestimmte Schauspieltechniken.<br />

Dadurch fühle ich mich<br />

viel besser vorbereitet, wenn ich ans<br />

Set komme. Ich weiß, dass meine<br />

Figur steht und ich sie nicht allein<br />

erschaffen muss, sondern nur noch<br />

zu formen brauche. Auf diese Weise<br />

bin ich beim Drehstart viel weniger<br />

ängstlich und nervös.<br />

Hat Ihnen der Coach noch<br />

auf andere Weise geholfen?<br />

Ja, er hat mich ermutigt, meinen<br />

Weg bewusster in die eigene Hand<br />

zu nehmen und zum Beispiel keine<br />

Rollen zuzusagen, nur weil ich das<br />

Gefühl habe, ich müsste mal wieder<br />

„was machen“. Lieber warte ich<br />

ab, bis ein Projekt kommt, bei dem<br />

ich sage: Da stimmt alles – von der<br />

Besetzung über die Regie bis zu den<br />

Details der Figuren.<br />

In Ihrer persönlichen Entwicklung<br />

waren Sie auch mit privaten<br />

Schicksalsschlägen konfrontiert<br />

– wie dem Tod Ihres Vaters 2017.<br />

Wie hat Sie dieser Verlust geprägt?<br />

Auf so etwas kannst du dich nicht<br />

vorbereiten. Um so einen Verlust zu<br />

verarbeiten, musst du viel darüber<br />

sprechen und alle Gefühle zulassen.<br />

Dabei hilft mir, dass ich mich als<br />

Schauspielerin immer wieder mit<br />

solchen schwierigen <strong>The</strong>men aus­<br />

einandersetzen muss. Wenn es um<br />

emotionale Schmerzen geht, bin ich<br />

wie ein Feuerwehrmann. Während<br />

alle aus dem brennenden Haus<br />

laufen, renne ich hinein. Die Alternative<br />

wäre, die Narben verschließen<br />

zu lassen. Doch ich lasse sie bewusst<br />

offen, um spüren zu können, was für<br />

mich als Mensch wichtig ist.<br />

Haben sich Ihre Prioritäten hier<br />

verschoben?<br />

Seit dieser Erfahrung versuche ich<br />

mehr denn je, jeden Augenblick<br />

bewusst zu erleben. Vor allem versuche<br />

ich mit meiner Zeit und mit<br />

den Menschen, die mir nahestehen,<br />

respektvoller umzugehen.<br />

Wie schaffen Sie das?<br />

Sehen Sie, ich liebe meinen Job,<br />

und ich will ihn bis an mein Lebensende<br />

ausüben. Aber ich will nicht<br />

365 Tage im Jahr arbeiten. Deswegen<br />

sage ich auch schon mal ein<br />

tolles Projekt ab, für das ich dann<br />

aber vielleicht zwei Monate unterwegs<br />

wäre. Schließlich könnte ich so<br />

lange keine Zeit mit den Menschen<br />

verbringen, die ich liebe. Ich könnte<br />

nicht mal eben kurz in den Urlaub<br />

fahren oder in den See springen und<br />

den Sommer genießen. Oder einfach<br />

aufwachen und richtig gut faul<br />

sein. Das sind aber alles Dinge, die<br />

mir wichtig geworden sind. Früher<br />

dachte ich, ich könnte doch noch<br />

viel mehr machen. Aber dieses Bedürfnis<br />

ist weg.<br />

Und wann wissen Sie, dass Sie<br />

wieder etwas anpacken wollen?<br />

Wenn mir das Schicksal ein Päckchen<br />

vor die Füße legt. Wenn es sich für<br />

mich richtig anfühlt, dann hebe ich<br />

das auf und packe es aus. Wenn es<br />

sich aber nicht richtig anfühlt, dann<br />

wird das Päckchen einfach weggegeben.<br />

NETFLIX<br />

38 THE RED BULLETIN


Jessica Nabongo<br />

Änderung<br />

der Reisepläne<br />

Sie hat alle Länder der Welt besucht und doch<br />

immer nur ein Ziel verfolgt: Jessica Nabongo, 36,<br />

will das Gesicht der Reiseindustrie verändern.<br />

Text JESSICA HOLLAND<br />

Foto ELTON AN<strong>DE</strong>RSON<br />

Seit letztem Oktober ist Jessica<br />

Nabongo die erste schwarze Frau<br />

der Geschichte, die jedes Land der<br />

Erde besucht hat. Die Seychellen,<br />

Nummer 195 auf ihrer Liste, bildeten<br />

den Abschluss einer zweieinhalbjährigen<br />

Expedition, die die 36-jährige<br />

Amerikanerin mit ugandischen<br />

Wurzeln quer über den gesamten<br />

Planeten führte – und auf der sie<br />

online 180.000 Follower begleiteten.<br />

Nabongos Instagram-Auftritt<br />

und Website dienen aber nicht nur<br />

der Präsentation ihrer Reisen. Ihre<br />

Arbeit soll auch typisch westliche<br />

Vorurteile sprengen, die nach wie<br />

vor bestimmen, welche Teile der<br />

Welt einen Besuch wert sind und<br />

welche nicht. Mit der Welttour und<br />

dem von ihr gegründeten Reisebüro<br />

Jet Black kämpft Nabongo gegen<br />

diese Ressentiments und für mehr<br />

Diversität in der weiß dominierten<br />

Reiseindustrie.<br />

the red bulletin: Wie bist du<br />

auf die Idee gekommen, jedes<br />

Land der Welt zu bereisen?<br />

jessica nabongo: Ich setzte mir<br />

dieses Ziel, als ich Anfang zwanzig<br />

war, 2017. Damals war ich schon in<br />

60 Ländern – ich habe mir dafür eine<br />

Frist bis zu meinem 35. Geburtstag<br />

gesetzt. Mit fünf Monaten Verspätung<br />

habe ich es dann geschafft.<br />

Und das als erste schwarze Frau<br />

der Geschichte. Warum war dir<br />

das so wichtig?<br />

Schwarze hatten nicht immer die<br />

gleichen Möglichkeiten zu reisen<br />

wie Weiße. Das liegt an der vielschichtigen<br />

Diskriminierung durch<br />

die Kolonialgeschichte, in manchen<br />

Ländern auch an innerstaatlichen<br />

Strukturen. Als ich mit amerikanischem<br />

und ugandischem Pass unterwegs<br />

war, hatte ich immer wieder<br />

Probleme. Da wurde mir klar, wie<br />

wichtig es mir ist, Grenzbeamten<br />

überall auf der Welt zu zeigen, dass<br />

hier die Inhaberin eines afrikanischen<br />

Passes aus rein touristischen<br />

Motiven unterwegs ist.<br />

Wie kam es zur Gründung deines<br />

eigenen Reisebüros?<br />

Ich habe Jet Black gegründet, um<br />

mehr Aufmerksamkeit auf Reisen in<br />

Afrika, Mittel- und Südamerika und<br />

der Karibik zu richten. In diesen Gegenden<br />

gibt es Orte, die perfekt für<br />

Tourismus sind, aber kaum Besucher<br />

haben – einfach weil sie niemand<br />

kennt. Alle wollen nach Paris, aber<br />

was ist mit Dakar, Accra, Lagos?<br />

Was war die wichtigste Lehre<br />

aus deinen Erlebnissen?<br />

Ich habe den Menschen in jedem<br />

Land eine Frage gestellt: „Was macht<br />

euch glücklich?“ Die Antwort war<br />

immer die gleiche: das Zusammensein<br />

mit ihren Lieben und das Wohlergehen<br />

ihrer Kinder. Unabhängig<br />

von Ethnie, Status, Geschlecht, Religion<br />

oder Nationalität sind wir alle<br />

einfach Menschen; es gibt nur sehr<br />

wenig, das uns trennt. Interessanterweise<br />

hat Covid-19 dieses Gefühl<br />

bestärkt. Weil es erkennen lässt, dass<br />

sich unser Handeln nicht nur auf<br />

unsere unmittelbaren Nachbarn auswirkt,<br />

sondern auf alle. Die ganze<br />

Welt ist unsere Nachbarschaft.<br />

Wie können wir uns die Neugier<br />

auf eine Welt erhalten, die wir<br />

aktuell nicht so ohne Weiteres<br />

erkunden dürfen?<br />

Wir haben jetzt die Gelegenheit,<br />

unsere eigene Umgebung zu erkunden.<br />

Ich kenne Kenianer, die jammern,<br />

dass sie mit ihrem Pass nicht<br />

weit kommen, also frage ich sie:<br />

„Wart ihr schon auf Lamu? In Mombasa?<br />

Am Mount Kenya?“ Es gibt so<br />

viel im eigenen Land zu entdecken.<br />

Zudem gibt es genug Möglich keiten,<br />

einen Ort zu erkunden, ohne physisch<br />

anwesend zu sein. Man kann<br />

sich Videos ansehen, darüber lesen.<br />

Und wenn man dann endlich hinreisen<br />

darf, ist man besser vorbereitet.<br />

Warum ist Reisen so wichtig?<br />

Weil wir dadurch aufhören, Pakistaner,<br />

Engländerinnen, Franzosen,<br />

Senegalesinnen und Ghanaer zu<br />

sehen – sondern den einzelnen Menschen<br />

dahinter. So entsteht nicht<br />

nur Toleranz, sondern auch Liebe,<br />

und unsere Menschlichkeit wächst.<br />

thecatchmeifyoucan.com<br />

Instagram: @thecatchmeifyoucan<br />

40 THE RED BULLETIN


„Alle wollen<br />

nach Paris,<br />

aber was ist<br />

mit Dakar<br />

oder Lagos?“<br />

THE RED BULLETIN 41


Willi Margreiter<br />

Auf dem<br />

Holzweg<br />

zum Erfolg<br />

Wie der Salzburger Willi<br />

Margreiter, 43, mit seinen<br />

Surfboards aus Holz die<br />

Ozeane erobert und dabei<br />

Inseldenken neu definiert.<br />

Text CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO<br />

the red bulletin: Du bist Tischler<br />

in der dritten Generation. Gibt<br />

es in Grödig mehr Nachfrage nach<br />

Surfboards als nach Möbeln?<br />

willi margreiter: Die Möbel hat<br />

eh mein Vater gebaut (lacht). Mich<br />

haben aber immer schon Sportgeräte<br />

fasziniert. Nachdem ich einmal<br />

einen Gleitschirm geschenkt bekommen<br />

habe, wollte ich mit meinen<br />

Freunden ein Kiteboard dazu bauen.<br />

Woher wusstest du, wie man<br />

Boards baut?<br />

Wusste ich nicht. Aber ich habe<br />

analysiert, was es braucht: Statik,<br />

Stabilität, Wendigkeit. Ein Grundverständnis<br />

davon hatte ich durch<br />

meine Ausbildung (HTL für Holztechnologie<br />

und Architekturstudium;<br />

Anm.). Dann habe ich getüftelt und<br />

geschaut, wo ich Komponenten für<br />

das Board herbekomme. Und über<br />

die Monate ist aus meiner Idee ein<br />

Prototyp entstanden. Und aus einem<br />

Prototyp mehrere Sportgeräte.<br />

Wie kamen die Surfer auf dich?<br />

Seit 2010 gibt es eine stabile Welle<br />

im Salzburger Almkanal. Da übliche<br />

Boards an den Betonrändern dort<br />

leicht brechen, haben mich die<br />

Surfer gefragt, ob ich nicht etwas<br />

Stabileres bauen könne. Also habe<br />

ich mich an die Arbeit gemacht und<br />

bald erkannt, dass sich Holz gut<br />

dafür eignet – wenn man es richtig<br />

Das Gesicht hinter<br />

Wuux Surfboards:<br />

Shaper Wilhelm<br />

„Willi“ Margreiter<br />

bearbeitet. Bis zum aktuellen Design<br />

mit Holzummantelung hat es zwei<br />

Jahre gedauert. Diese Bauart ist<br />

weltweit einzigartig und war nur<br />

möglich, weil ich wie auf einer Insel<br />

auf mich allein gestellt war.<br />

Experten, die man konsultieren<br />

könnte, sind also ein Nachteil?<br />

Wenn man von allen abschauen und<br />

lernen kann, erreicht man relativ<br />

schnell ein hohes Niveau – auf dem<br />

sind die anderen aber schon. Man<br />

tut sich sehr schwer, aus ausgetretenen<br />

Pfaden auszubrechen und<br />

etwas Neues zu kreieren. Wenn in<br />

Portugal oder Frankreich ein Shaper<br />

beginnt, geht er in den nächsten<br />

Surfzubehör-Shop und kauft zehn<br />

Board-Rohlinge. Ich musste alles<br />

selbst machen. Dadurch hatte ich<br />

natürlich mehr Arbeit, konnte aber<br />

alles von Grund auf neu denken.<br />

Und jede Menge Fehler machen …<br />

Das gehört dazu. Von Beginn an. Wir<br />

bauen ein Board, wir testen es, wir<br />

Ex-Board-Schlager<br />

Seit 2014 stellt Willi Margreiter in<br />

Grödig unter dem Namen „Wuux<br />

Surfboards“ Surfbretter aus Holz<br />

her. Er wählt je nach Kundenwunsch<br />

aus 35 verschiedenen Holzarten,<br />

darunter schwere Hölzer wie Esche<br />

und Eiche. Möglich ist das durch<br />

eine spezielle Technik der Bearbeitung<br />

unter Beachtung von Luftdruck,<br />

Holzfeuchtigkeit und weiterer<br />

Parameter. Die Boards (ab ca. 1000<br />

Euro) werden individuell gefertigt<br />

und an Kunden von Spanien bis Hawaii<br />

geliefert. wuux-surfboards.com<br />

sehen, was nicht passt. Wir bauen<br />

das Board neu. So haben wir uns die<br />

letzten Jahre stets weiterentwickelt.<br />

Bis zur Perfektion?<br />

Nein. Perfektion gibt es nicht. Vor<br />

allem bei Holz. Unsere Kunden wissen,<br />

dass sie nichts Perfektes bekommen,<br />

dafür ein Board mit Charakter,<br />

mit Macken. Genau das schätzen sie.<br />

Mehr Naturtalente wie Willi findest du<br />

unter: organicsbyredbull.com/talent<br />

WUUX<br />

42 THE RED BULLETIN


FOTO­<br />

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IM ZWEIFEL<br />

FÜR <strong>DE</strong>N ZWEIFEL<br />

Selbstkritik zieht<br />

Daniel Brühl der<br />

Selbstgefälligkeit vor.


„GROSSE<br />

AUFGABEN<br />

GENIESSE<br />

ICH<br />

BEWUSST“<br />

Mehr Spaß, weniger Selbstzerfleischung: Deutschlands Meister<br />

tiefgründiger Filmrollen DANIEL BRÜHL, 42, erklärt,<br />

wie er seinen inneren Kritiker in einen Unterstützer verwandelt.<br />

Interview RÜDIGER STURM<br />

Fotos JOSH SHINNER/TRUNK ARCHIVE<br />

THE RED BULLETIN 45


O<br />

Ob als fürsorglicher Sohn einer aus dem Koma<br />

erwachten Mutter in „Good Bye, Lenin!“, als<br />

Rennfahrer Niki Lauda in „Rush“ oder als kulturinteressierter<br />

Scharfschütze in Quentin Tarantinos<br />

„Inglourious Basterds“: Egal, welche Rolle Daniel<br />

Brühl spielt, mit seiner Präzision und seiner großen<br />

Ruhe verleiht er seinen Figuren eine faszinierende<br />

Tiefgründigkeit. Neben Tarantino hat das längst<br />

auch der Rest von Hollywood erkannt, deshalb<br />

durfte es Brühl unter anderem bereits im Marvel-<br />

Universum mit den Avengers aufnehmen.<br />

Aktuell spielt er im dritten Film des Agenten­<br />

Franchise „<strong>The</strong> King’s Man – <strong>The</strong> Beginning“, sein<br />

Regiedebüt ist in Arbeit. Grund zur Freude hätte<br />

Brühl in den vergangenen Jahren also genug gehabt<br />

– doch in der Filmwelt eilt ihm ein anderer Ruf voraus:<br />

Er gilt als sein größter eigener Kritiker, manchmal<br />

sogar als überzogen verbissen. Muss, wer an die<br />

Spitze will, also wirklich gnadenlos mit sich selbst<br />

sein? Höchste Zeit für ein Gespräch.<br />

the red bulletin: Herr Brühl, stimmt es, dass<br />

Ihre Kollegin Dakota Fanning Sie während des<br />

Drehs der ersten Staffel der Netflix-Serie „<strong>The</strong><br />

Alienist“ zwischendurch „Negativus destructivus“<br />

genannt hat?<br />

daniel brühl: Das ist korrekt. Ich habe einen Hang<br />

zu gnadenloser Selbstkritik und kann sehr unzufrieden<br />

sein, was dann auch auf mein Umfeld abstrahlt.<br />

Abgesehen davon, dass Sie Ihre Kollegen<br />

runterziehen: Kann Selbstkritik nicht auch etwas<br />

Gesundes sein?<br />

Es ist mir auf jeden Fall lieber, einen Tacken mehr<br />

Selbstkritik zu üben, als sich zu toll zu feiern.<br />

Ich kenne einige Kandidaten, die Letzteres tun,<br />

und so etwas wäre mir sehr unangenehm.<br />

Dreh also nur zeitweise dabei. Sonst hätte es sicher<br />

mehr Möglichkeiten zum Nörgeln gegeben. Im<br />

Ernst, meine Haltung ist: Du musst versuchen, in<br />

deiner Rolle so viel wie möglich auszuprobieren und<br />

ihr deinen eigenen Stempel aufzudrücken, sonst<br />

macht es keine Freude. Damit das klappt, musst du<br />

gut vorbereitet sein, deine Leistung zeigen und alles<br />

aus dir rausholen.<br />

Klingt irgendwie nicht nach Spaß.<br />

Es ist eine schwierige Balance: Du darfst es eben<br />

auch nicht übertreiben mit der Selbstkritik, auch<br />

mit Blick auf das Team. Wenn ich als Schauspieler<br />

in einer kleinen Nebenrolle irren Perfektionismus<br />

raushängen lasse und mich so verhalte, als wäre ich<br />

die wichtigste Person am Set, ist das fehl am Platz.<br />

Das hält nur den Betrieb auf und nervt wahnsinnig.<br />

Passiert Ihnen das heute noch?<br />

Sagen wir mal so: Ich werde besser darin, das zu<br />

kaschieren und den Ball flacher zu halten. Und bei<br />

aller gesunden Selbstkritik brauchst du für diesen<br />

Job eines noch viel mehr: Spielfreude. Deswegen<br />

versuche ich auch, mich nie von der Größe einer<br />

Aufgabe einschüchtern zu lassen, sondern sie bewusst<br />

zu genießen.<br />

Wie schaffen Sie das?<br />

Ein wenig Übung gehört schon dazu. Das Gute ist:<br />

Die Freude steckt ohnehin in mir.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Das ist ein bisschen wie als Zwölfjähriger im Vergnügungspark:<br />

Erst freust du dich wahnsinnig<br />

Haben Sie diese Attitüde auch bei Ihrem aktuellen<br />

Film „<strong>The</strong> King’s Man – <strong>The</strong> Beginning“ eingebracht?<br />

Dazu hat mir ehrlich gesagt die Zeit gefehlt. Ich<br />

spiele in diesem Film eine Nebenfigur, war beim<br />

„ICH BEMÜHE MICH, DAS HIER UND JETZT BEWUSST<br />

WAHRZUNEHMEN. DAFÜR DREHE ICH <strong>DE</strong>N LAUTSTÄRKE-<br />

REGLER MEINER STIMMEN IM KOPF LEISER.“<br />

46 THE RED BULLETIN


„MEINE HALTUNG IST: DU MUSST VERSUCHEN, IN <strong>DE</strong>INER<br />

ROLLE SO VIEL WIE MÖGLICH AUSZUPROBIEREN<br />

UND IHR <strong>DE</strong>INEN EIGENEN STEMPEL AUFDRÜCKEN.“<br />

auf die Achterbahn, in der Schlange wird dir etwas<br />

mulmig, doch sobald die Fahrt dann losgeht, überwiegt<br />

wieder die Freude. So in etwa fühle ich mich<br />

auch bei großen Hollywood-Projekten wie „<strong>The</strong><br />

King’s Man“ oder den Marvel-Comicverfilmungen.<br />

Allein das Wissen, dass sich die Nervosität legt und<br />

die Freude wieder rauskommt, hilft.<br />

Was wirkt noch gegen die Aufregung?<br />

Ein Team, das darauf achtet. Gerade bei den<br />

Amerikanern und Engländern sorgen die Verantwortlichen<br />

von Anfang an für eine lockere, angstfreie<br />

Stimmung, in der du dich richtig willkommen fühlst.<br />

Da verschwindet die Nervosität quasi von allein.<br />

Machen Sie selbst auch Fortschritte in Sachen<br />

Entspannung?<br />

Zum Glück ja, das habe ich auch meiner Frau zu<br />

verdanken, sie ist Psychologin. Sie hat mir geholfen,<br />

mich nicht mehr in Denkschleifen zu verlieren,<br />

nach dem Motto „Hätte ich doch …!“. Ich mache mir<br />

heute bewusst, dass es reine Energieverschwendung<br />

ist, über abgeschlossene Sachen nachzugrübeln,<br />

und versuche, meine Aufmerksamkeit in die Zukunft<br />

zu lenken. Außerdem hat mir meine Frau<br />

beigebracht, achtsamer zu sein.<br />

Wie gelingt Ihnen das?<br />

Ich bemühe mich, das Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen,<br />

auch im Alltag genau hinzuschauen und<br />

zu beobachten. Dafür drehe ich den Lautstärkeregler<br />

meiner Stimmen im Kopf leiser.<br />

Und wo sind die Regler dafür zu finden?<br />

Ich bin nie tiefer in die Welt der Meditation eingestiegen,<br />

aber es reichen schon einfache Übungen,<br />

wo ich einfach nur mal die Augen schließe und<br />

versuche, alle Stimmen im Kopf abzuschalten. Das<br />

kann mir wahnsinnig guttun, und ich mache es<br />

immer häufiger.<br />

Sie sind Vater eines dreijährigen Sohnes. Hilft<br />

das ebenfalls, das Gleichgewicht zu finden?<br />

Nun gut, seine Lautstärke runterzupegeln ist nicht<br />

ganz so einfach. Aber tatsächlich hat mein Sohn<br />

ein paar Dinge in meinem Leben zurechtgerückt –<br />

nicht zuletzt auch, wie viel Druck ich mir beruflich<br />

mache. Da verschiebt sich deine Perspektive, du begreifst,<br />

da gibt es jemanden, der wichtiger ist als du<br />

selbst. Das ist eine fundamentale Erkenntnis, ein<br />

ganz großartiges Gefühl.<br />

Neben „<strong>The</strong> King’s Man“ arbeiten Sie gerade an<br />

Ihrem Regiedebüt. Wie angespannt waren Sie,<br />

als Sie die erste Rohfassung Ihres Films sahen?<br />

Na ja, ich war aufs Schlimmste gefasst. Ich hatte<br />

vorher mit vielen Regisseuren gesprochen und war<br />

auch als Schauspieler bei Rohschnitten dabei. Darum<br />

wusste ich, dass einen diese erste Sichtung in<br />

ein tiefes Tal stürzen kann und dass das dazugehört.<br />

Aber so weit ist es zum Glück gar nicht gekommen.<br />

Sondern?<br />

Einerseits habe ich natürlich gesehen, dass wir da<br />

ordentlich ranmüssen und die richtige Arbeit erst<br />

jetzt losgeht. Aber auf genau die hatte ich mich<br />

am meisten gefreut. Das war das erste Mal, dass<br />

ich Kapitän sein durfte und bestimmen konnte,<br />

hier wird geschnitten und hier nicht. Das ist meine<br />

FREU<strong>DE</strong> AM SPIEL.<br />

Vor der Kamera<br />

macht Daniel Brühl<br />

sich frei von seinen<br />

kritischen Stimmen.<br />

47


VIELSEITIG<br />

UNTERWEGS<br />

In Berlin betreibt<br />

Daniel Brühl auch<br />

eine Tapas-Bar.


<strong>2020</strong> TWENTIETH CENTURY FOX FILM CORPORATION. ALL RIGHTS RESERVED.<br />

Geschichte, und ich kann sie erzählen, wie ich will.<br />

Das war ein ganz beglückendes Gefühl, das sich<br />

durch den ganzen Prozess zog. Mit jeder Überarbeitung<br />

wurde der Film immer feiner und immer<br />

besser. Am Ende dieses Prozesses ist es am wichtigsten,<br />

dass du selbst zufrieden bist. Wenn die anderen<br />

es auch sind, umso besser.<br />

Klingt so, als könnten Sie nicht nur Selbstkritik.<br />

Na ja, ich rede jedenfalls lieber über meinen Hang<br />

zur Selbstkritik, als dass ich erzähle, wie glücklich<br />

ich mit anderen Sachen bin. Ich mag eben keine<br />

Eitelkeit, die finde ich furchtbar. Aber ich gebe zu,<br />

es gibt immer öfter Momente, wo ich Stolz für etwas<br />

empfinde, was ich geleistet habe – wie jetzt eben für<br />

meinen ersten eigenen Film. Es gibt zumindest Teile<br />

des Films, von denen ich behaupten würde, das war<br />

doch gar nicht so schlecht, das war gut. Wenn ich<br />

nur von Selbstkritik zerfressen wäre, hätte ich mich<br />

nicht so lange motivieren können, in diesem Beruf<br />

zu arbeiten.<br />

Was haben Sie bei Ihrem Regie-Debüt noch<br />

gelernt?<br />

Matthew Vaughn, der Regisseur von „<strong>The</strong> King’s<br />

Man“, riet mir: „Triff als Regisseur Entscheidungen.<br />

Selbst auf die Gefahr hin, dass es die falschen sind.<br />

Triff sie. Das ist besser als gar keine.“<br />

Und? Funktioniert das?<br />

Ja, er hatte total recht damit. Natürlich hoffe ich,<br />

dass ich nicht zu viele falsche Entscheidungen<br />

getroffen habe, aber es geht dabei noch um etwas<br />

anderes: Als Kapitän musst du nicht nur Autorität<br />

vermitteln, sondern für die Arbeit im Team ist es<br />

entscheidend, dass du eine klare Route vorgibst, an<br />

die sich alle zu halten haben, sonst kommst du nicht<br />

voran. Dafür musst du den Mut haben, dir auch<br />

Fehltritte zu erlauben.<br />

Bekommen Sie bei Fehlern ehrliches Feedback?<br />

Oder stimmt das Klischee, dass Ansprechpartner<br />

in Hollywood grundsätzlich alles „great“ finden?<br />

Da musst du dir das Lächeln zum „great“ näher<br />

anschauen und zwischen den Zeilen lesen. Mittlerweile<br />

gelingt es mir ganz gut, die Nuancen zwischen<br />

HIER IST BRÜHL EINMAL<br />

AUF <strong>DE</strong>R DUNKLEN SEITE<br />

AM 17. SEPTEMBER STARTET „THE<br />

KING’S MAN – THE BEGINNING“.<br />

Die finstersten<br />

Schurken des<br />

Planeten – darunter<br />

Daniel Brühl als diabolischer<br />

Astrologe<br />

– haben sich verbündet,<br />

um die Menschheit<br />

auszulöschen.<br />

Doch der weltweit<br />

erste unabhängige<br />

Geheimdienst unter<br />

der Leitung des<br />

Duke of Oxford<br />

(Ralph Fiennes) bietet<br />

ihnen die Stirn.<br />

Der dritte Teil der<br />

so unterhaltsamen<br />

wie actiongeladenen<br />

Agenten-Saga erzählt<br />

die Gründungsgeschichte<br />

des<br />

legendären Geheimdiensts<br />

namens<br />

Kingsman.<br />

„great“ und „GREAT“ herauszuhören, da bekommst<br />

du mit der Zeit ein Gefühl für. Abgesehen davon<br />

habe ich einen engen Kreis von Personen, die sich<br />

meine Arbeit genau anschauen und auf deren Ehrlichkeit<br />

ich vertrauen kann.<br />

Aus wem sollte so ein Kreis bestehen?<br />

Zunächst ist es wichtig, dass die Leute etwas von<br />

deinem Fach verstehen. In meinem Fall sind es deswegen<br />

Schauspielkollegen, Regisseure, Agenten, die<br />

ich mir über Jahre sorgfältig ausgesucht habe, dazu<br />

kommt der Partner in meiner Produktionsfirma.<br />

Worauf kommt es noch an?<br />

Dass Personen dabei sind, die dich als Mensch gut<br />

kennen. Bei mir sind das meine Mutter, meine Geschwister<br />

oder meine Frau – sie sehen etwa genau,<br />

wie es mir geht, und sagen mir immer die Wahrheit.<br />

Sieht so aus, als hätten Sie Ihren „Negativus<br />

destructivus“ inzwischen ganz gut im Griff.<br />

Hat Dakota Fanning Sie beim Dreh der zweiten<br />

Staffel von „<strong>The</strong> Alienist“ damit auch wieder<br />

aufgezogen?<br />

Ab und zu kam er schon noch raus, dann habe ich<br />

ihn aber schneller wieder eingefangen als bei der<br />

ersten Staffel. Mittlerweile gehorcht er mir auf jeden<br />

Fall besser.<br />

„AM EN<strong>DE</strong> <strong>DE</strong>S PROZESSES IST ES AM WICHTIGSTEN,<br />

DASS DU SELBST ZUFRIE<strong>DE</strong>N BIST. WENN DIE AN<strong>DE</strong>REN<br />

ES AUCH SIND – UMSO BESSER.“<br />

THE RED BULLETIN 49


INNOVATOR<br />

I<strong>DE</strong>EN<br />

FÜR EINE<br />

BESSERE<br />

ZUKUNFT<br />

Helfer in der Luft:<br />

Der Wingcopter liefert<br />

bereits jetzt Impfstoffe<br />

und Insulin in<br />

abgelegene Gebiete.<br />

Lieferdrohne<br />

Flotte<br />

Fracht<br />

Die Fluggeräte von Wingcopter<br />

könnten das heiß umkämpfte<br />

Rennen um die Zukunft der Luftfracht<br />

gewinnen. Schnell genug<br />

dafür sind sie auf jeden Fall.<br />

Transport von Insulin auf<br />

irische Atlantik inseln<br />

oder von Impfstoffen<br />

nach Vanuatu im Pazifik – der<br />

Wingcopter ist in den letzten<br />

Jahren ganz schön herumgekommen.<br />

Das Fluggerät<br />

(Spannweite: 1,78 Meter)<br />

des gleichnamigen Startups<br />

aus Darmstadt zeigt seit<br />

seiner Konzeption 2017 in<br />

der Praxis eindrucksvoll, wie<br />

schnelle Nahversorgung in<br />

Zukunft ablaufen könnte:<br />

mit einer Kombination aus<br />

Flächenflugzeug und Multicopter.<br />

Das Geheimnis ist der<br />

patentierte Schwenkrotor-<br />

Mechanismus. „Er ermöglicht<br />

senkrechtes Aufsteigen wie<br />

bei gewöhnlichen Drohnen<br />

und Vorwärtsbewegung im<br />

Stil eines Flugzeugs“, erklärt<br />

Co-Gründer Tom Plümmer.<br />

Das Ergebnis: Reichweiten<br />

von 45 Kilometern (mit der<br />

Maximallast von 6 kg) bis<br />

zu 100 Kilometern (bei 2 kg<br />

Beladung) sowie ein Rekordtempo<br />

von 240 km/h. Wenn<br />

sich doch nur die Regularien<br />

des Luftverkehrs auch so<br />

schnell ändern würden …<br />

wingcopter.com<br />

JETZT WEITERLESEN IM<br />

NEUEN INNOVATOR-MAGAZIN …<br />

Am 28. 9. erscheint die nächste<br />

Ausgabe mit Zukunftsthemen<br />

wie der ganzen Wingcopter-Story<br />

und vielen mehr. Infos und Abo:<br />

redbulletininnovator.com<br />

50 THE RED BULLETIN


IN ALLER KÜRZE<br />

SMARTE<br />

STARTHILFE<br />

Diese fünf Pioniere erleichtern<br />

Geflüchteten<br />

mit innovativen Ideen<br />

das Ankommen in<br />

Deutschland.<br />

ÜBERSETZUNG FÜR<br />

MEDIZINISCHE NOTFÄLLE<br />

Ob bei Fieber oder Infekt:<br />

Im Notfall kosten Sprachbarrieren<br />

zwischen Ärzten<br />

und Geflüchteten wertvolle<br />

Zeit. Deshalb hat Lisanne<br />

Knop, 33, einen telefonischen<br />

Übersetzungsdienst<br />

für Mediziner aufgebaut.<br />

triaphon.org<br />

Unterwasser-Atemgerät<br />

Wie ein Fisch im Wasser<br />

Ein innovatives Gadget aus Österreich ermöglicht<br />

Tauchgänge in bis zu fünf Meter Tiefe – ganz ohne<br />

Sauerstoff-Tanks oder Zeitlimits.<br />

Ex-US-Präsident George W. Bush<br />

meinte einmal in seiner unvergleichlichen<br />

Art, er glaube an die<br />

friedliche Koexistenz von Menschen und<br />

Fischen. Wie richtig er damit lag, beweist<br />

nun der österreichische Produktdesigner<br />

Jörg Tragatschnig, 64. Mit „Exolung“ hat<br />

er ein innovatives Tauchgerät entwickelt,<br />

das wie eine externe Lunge funktioniert<br />

und es Tauchern ermöglicht, unter Wasser<br />

zu atmen – ohne Druckluftflaschen<br />

und ohne zeitliche Beschränkung.<br />

„Exolung entstand aus einem Kindheitstraum<br />

von mir“, erzählt Traga tschnig.<br />

„Als Student habe ich dann begonnen,<br />

ernsthaft über das Konzept<br />

nachzudenken: Ziel war es, ein technisch<br />

möglichst reduziertes Atemgerät zu entwickeln,<br />

das die Lücke zwischen Schnorcheln<br />

und Scuba-Tauchen schließt.“<br />

CARTER DOW, LEONIE KOCK, LEONARD MÜHRING, EXOLUNG<br />

SCHNELLE ANTWORTEN<br />

AUF BRENNEN<strong>DE</strong> FRAGEN<br />

Wo kann ich Deutsch lernen?<br />

Wie Behörden kontaktieren?<br />

Damit Geflüchtete schneller<br />

Auskunft bekommen, haben<br />

Cornelia Röper (li.), 29, und<br />

Henriette Schmidt, 28, eine<br />

Frage-Antwort-Community<br />

ins Leben gerufen.<br />

wefugees.de<br />

ANSCHUBHILFE<br />

FÜRS STUDIUM<br />

Je besser die Bildung, desto<br />

größer die Chancen: Deshalb<br />

gründeten Markus Kreßler<br />

(li.) und Vincent Zimmer,<br />

beide 30, eine Plattform,<br />

die Geflüchtete weltweit<br />

in Online-Kursen an eine<br />

höhere Bildung heranführt.<br />

kiron.ngo<br />

Exolung: Die Luft kommt per Schlauch von oben.<br />

Das Grundprinzip: Exolung nützt<br />

mit einem Seilzug die Beinbewegungen<br />

des Tauchers, um durch einen Schlauch<br />

Atemluft von der Wasseroberfläche bis<br />

zu fünf Meter unter Wasser in eine Art<br />

Luftglocke zu pumpen, die der Taucher<br />

um die Brust geschnallt hat. Eine bewegliche<br />

Membran ermöglicht das Einund<br />

Ausatmen. Zusätzliche Sicherheit<br />

garantiert die permanente Verbindung<br />

mit einer Boje an der Wasseroberfläche.<br />

Die Vorteile: Das Gerät ist leicht und<br />

kompakt, kostengünstig, muss weder<br />

aufgeladen noch wiederbefüllt werden<br />

und erfordert im Gegensatz zum konventionellen<br />

Tauchen kaum Training.<br />

exolung.com<br />

Atmungsaktiv:<br />

Mit einem Gewicht<br />

von nur 3,5 kg und<br />

einem Packmaß von<br />

40 × 30 × 20 cm bietet<br />

Exolung eine geniale<br />

Low-Tech-Alternative<br />

zum Scuba-Tauchen.<br />

Der Einstiegspreis soll<br />

unter 300 Euro liegen.<br />

THE RED BULLETIN 51


GEHEIMWAFFE<br />

Die kalifornische Star-Streamerin ANNE MUNITION, 30,<br />

wird ihrem martialischen Namen gerecht: Sie lässt Online-<br />

Mobbern keine Chance und schlägt sie mit ihrer Nettigkeit.<br />

Text CHRISTINE FENNESSEY<br />

Fotos JOSH CAMPBELL<br />

Schon als Kind konnte sie nie genug Aufmerksamkeit<br />

bekommen. Ein „kleiner<br />

Möchtegern-Rockstar“ sei sie gewesen,<br />

das jüngste, aber lauteste von drei Kindern.<br />

Mit dreizehn habe sie jede Bühne<br />

erklommen, um bei „open mic“-Veranstaltungen<br />

Applaus zu ernten.<br />

Aufmerksamkeit und Applaus hat<br />

Anne Munition jetzt, mit dreißig, mehr<br />

als genug: Die Kalifornierin ist eine der<br />

berühmteren Streamer auf der Gamer-<br />

Plattform Twitch (natürlich heißt sie<br />

nicht wirklich so, der nach schwerer<br />

Bewaffnung klingende Kampfname<br />

soll ihre wahre Identität schützen).<br />

2014, ohnehin gelangweilt vom<br />

Job als Grafikdesignerin, entdeckte<br />

sie Twitch als mögliche Karriereleiter.<br />

Im Juni startete Anne Munition ihren<br />

ersten eigenen Stream und seit Mitte<br />

2015 ist sie Vollzeit-Streamerin. Heute<br />

hat sie mehr als 600.000 Follower<br />

und eine Partnerschaft mit <strong>Red</strong> Bull<br />

Gaming. Mehr noch: Sie nutzt ihre<br />

Popularität, um darüber zu sprechen,<br />

wie wir alle online ein bisschen netter<br />

sein könnten.<br />

the red bulletin: Du hast ein Tattoo<br />

von Sonne, Mond und Sternen, das<br />

dich und deine Geschwister repräsentieren<br />

soll – was davon bist du?<br />

anne munition: Ich bin natürlich<br />

der Star – das spielt mit der Rockstar-<br />

Attitüde meines Lebens.<br />

War dieses Motiv deine Idee?<br />

Nein, die stammt von meiner Mutter:<br />

Sie hat anstelle unserer Namen immer<br />

Sonne, Mond und Sterne auf unsere<br />

Weihnachtspakete gezeichnet. Sie sagte,<br />

wir seien ihr Universum.<br />

Deine Mutter hat dir auch eine<br />

Nintendo-Konsole geschenkt, als<br />

du sieben warst. Was genau hat dich<br />

am Spielen fasziniert?<br />

Ich mag es, Puzzles zu legen. Ich glaube,<br />

was mich wirklich reingezogen hat, war,<br />

dass es in Videogames immer darum<br />

ging, ein Problem zu lösen.<br />

Du warst elf, als du zum ersten Mal<br />

mit Online-Mobbing zu tun hattest.<br />

Hat dich das nicht abgeschreckt?<br />

Wenn du online spielst, musst du immer<br />

mit Leuten zurechtkommen, die nicht<br />

sehr nett sind. Ich war einfach dickköpfig,<br />

außerdem war ich schon als Kind eine<br />

52 THE RED BULLETIN


STAR VON<br />

NEBENAN<br />

Über 600.000 Fans<br />

folgen Anne Munition,<br />

wenn sie auf Twitch<br />

streamt. Warum?<br />

„Ich kann ziemlich<br />

unterhaltsam sein.“<br />

THE RED BULLETIN 53


Besserwisserin. Wenn Leute Sachen geschrieben<br />

haben, die mich vom Spielen<br />

abhalten sollten, war das für mich eher<br />

eine Herausforderung. So in der Art:<br />

„Okay, du willst nicht, dass ich das tue?<br />

Dann mache ich es erst recht.“<br />

Als du zum ersten Mal auf Twitch<br />

warst: Was fandest du so spannend<br />

daran, anderen Leuten beim Spielen<br />

zuzuschauen?<br />

Du musst dir nur Folgendes vorstellen:<br />

Da ist jemand online, der richtig gut<br />

in etwas ist, das du selbst gern machst.<br />

Du kannst mit ihm dein Hobby trainieren,<br />

du kannst ihm Fragen dazu stellen, und<br />

er antwortet in Echtzeit. Ich arbeitete<br />

damals Vollzeit, also hatte ich keine Zeit,<br />

selbst zu spielen, aber ich liebte diese<br />

Games. Also habe ich anderen beim<br />

Spielen zugeschaut und mit ihnen<br />

mitgelebt.<br />

Was hat dich dazu ermutigt,<br />

einen eigenen Stream zu starten?<br />

Ich glaube, du kommst da nicht rein,<br />

indem du denkst: „Ich werde beim<br />

Streamen Erfolg haben.“ Du denkst: „Das<br />

ist interessant, und ich möchte es versuchen.“<br />

Es stellte sich heraus, dass die<br />

Leute dachten, dass ich lustig bin. Das ist<br />

etwas, auf das ich stolz bin. Ich glaube,<br />

ich kann ziemlich unterhaltsam sein.<br />

Dazu hast du ein Umfeld aufgebaut,<br />

das für seine Nettigkeit bekannt ist.<br />

Ich streame jetzt seit sechs Jahren, und<br />

ich war immer ziemlich konsequent in<br />

dem Bestreben, eine Gemeinschaft zu<br />

schaffen, in der Menschen sich wohlfühlen<br />

können. Stell dir vor, du gehst<br />

jeden Tag zur Arbeit und hasst alle Kollegen<br />

oder die Kollegen sind gemein zu<br />

dir. Damit will ich nichts zu tun haben.<br />

Die Leute sagen, ich hätte eine der<br />

nettesten Communities bei Twitch,<br />

und darauf bin ich stolz.<br />

Du hast einmal gesagt, es wird gemeinhin<br />

unterschätzt, wie schlimm es<br />

für Frauen ist, online ausgegrenzt<br />

zu werden. Wie schlimm ist es denn?<br />

„Ich will keine Leute<br />

tolerieren, die mich<br />

oder andere<br />

respektlos behandeln.“<br />

Die Leute suchen alles, was dich von<br />

anderen unterscheidet, und trampeln<br />

dann darauf herum. Ich bin sicher, dass<br />

Sportler und andere Berühmtheiten das<br />

Gleiche durchmachen, aber die haben<br />

ja auch nicht jeden Tag direkten Kontakt<br />

mit ihren Fans. Wir Streamer versuchen<br />

ja, zum Publikum auf unseren Kanälen<br />

und im Chat eine Beziehung aufzubauen,<br />

deshalb sind vermutlich auch die Verletzungen<br />

tiefer. Die Wirkung, die all das<br />

auf meine Psyche hatte, war ziemlich arg.<br />

Es ist schwierig, die positiven Seiten des<br />

54 THE RED BULLETIN


RASEND<br />

REICH WER<strong>DE</strong>N?<br />

„Alle, die meinen,<br />

Streamen sei leicht<br />

verdientes Geld, sehen<br />

nicht den ganzen Hass,<br />

dem du dabei ausgeliefert<br />

bist“, sagt<br />

Streamerin Anne<br />

Munition.<br />

Jobs zu sehen, wenn du ständig dieser<br />

negativen Kraft ausgesetzt bist. Eine ganze<br />

Menge von Leuten sagt: „Na gut, du<br />

lebst vom Videospielen – das ist leicht verdientes<br />

Geld.“ Die sehen nicht den ganzen<br />

Hass, dem du dabei ausgesetzt bist.<br />

Wie hat sich das psychisch ausgewirkt?<br />

Ich wurde extrem paranoid, was meine<br />

Privatsphäre anlangt. Außerdem glaubst<br />

du, dass du deinen Wert an bestimmten<br />

Zahlen messen kannst – schließlich bestimmt<br />

die Anzahl der Abonnenten dein<br />

Einkommen, die Zahl deiner Zuschauer<br />

ist für das Ranking auf der Website verantwortlich.<br />

Diese Zahlen gehen rauf<br />

und runter, und manchmal zieht das deinen<br />

Selbstwert mit runter. Da ist immer<br />

diese Angst, dass es nur mehr runtergeht<br />

und dass du dir dann einen anderen Job<br />

suchen musst. Darüber hinaus ist da die<br />

Paranoia vor Angriffen anderer Streamer.<br />

Manchmal suchen sie dich auf, weil sie<br />

wissen, dass du ein gutes Publikum hast.<br />

Mitunter haben sie sich über gute Freunde<br />

von mir eingeschlichen, nur um an mich<br />

ranzukommen. Dann weiß ich nicht<br />

mehr, wem ich trauen kann. Ich weiß<br />

nicht mehr, wer wirklich mein Freund<br />

sein will und wer nur an meinem Channel<br />

interessiert ist.<br />

Was machst du, um sicherzustellen,<br />

dass dein Stream ein netter Ort ist?<br />

Ich glaube, eine Menge Streamer haben<br />

Angst davor, mit ihrem Publikum zu<br />

streng zu sein, die Leute zeitweise zu<br />

verjagen oder überhaupt von ihrem<br />

Channel zu verbannen. Ich hingegen bin<br />

da ziemlich skrupellos, weil ich keine<br />

Leute tolerieren will, die mich oder andere<br />

respektlos behandeln. Auch wenn<br />

jemand schon lange Zuschauer ist:<br />

Wenn er damit anfängt, garstige Dinge<br />

zu sagen, ist er weg.<br />

Kannst du uns vom Stress einer<br />

Vollzeit-Streamerin erzählen?<br />

Am Anfang habe ich acht bis zehn<br />

Stunden nonstop gestreamt. Das kann<br />

ich jetzt nicht mehr. Jetzt mache ich zwei<br />

Vier-Stunden-Schichten mit zwei Stunden<br />

Pause dazwischen – es ist nicht gesund,<br />

so lang zu sitzen. Dann gehe ich mit<br />

meinem Hund raus oder so. Das ist keine<br />

einfache Entscheidung, weil wenn du<br />

deinen Stream unterbrichst, sind auch<br />

die Zuschauer weg. Sogar wenn du<br />

zwischendurch aufs Klo gehst, verlierst<br />

du Leute. Es ist, wie wenn du ein Live-<br />

Konzert gibst. Da kannst du auch nicht<br />

sagen: „Also, ich muss jetzt dringend aufs<br />

Klo.“ Wenn du im Rampenlicht bleiben<br />

willst, musst du das aushalten.<br />

THE RED BULLETIN 55


Was machst du in Sachen Fitness und<br />

Ernährung, um mehr auszuhalten und<br />

eine bessere Streamerin zu werden?<br />

Früher hatte ich einen Personal Trainer,<br />

da war ich wahrscheinlich besser in<br />

Form als jemals zuvor. Ich habe mir eine<br />

Rudermaschine gekauft. Ich benutze sie<br />

immer noch, aber nicht so oft, wie<br />

ich sollte. Ernährung ist für Streamer<br />

ein schwieriges <strong>The</strong>ma. Wenn du zehn<br />

Stunden am Streamen bist, ist es das Einfachste,<br />

Essen telefonisch zu bestellen –<br />

aber das ist oft nicht das Gesündeste.<br />

Ich arbeite daran, mich gesünder zu<br />

ernähren. Ich möchte versuchen, Mahlzeiten<br />

vorzubereiten, die man dann in<br />

die Mikrowelle schieben kann. Also:<br />

schnelles Essen, ohne Fast Food zu sein.<br />

Wann hast du entschieden, deinen<br />

wahren Namen nicht zu verraten?<br />

Ich war mit diesem Usernamen schon<br />

unterwegs, bevor ich noch wusste, was<br />

Streaming ist – ich habe schon auf der<br />

Xbox Anne Munition geheißen.<br />

Was hat dich zu diesem Namen<br />

inspiriert?<br />

Roller Derby (eine sehr amerikanische<br />

Sportart, die auf Rollschuhen ausgetragen<br />

wird; Anm.). In diesem Sport verwenden<br />

sie wirklich super Namen. Ich versuchte,<br />

einen Namen zu finden, der vom Stil her<br />

vergleichbar ist, und weil ich ein großer<br />

Fan von Ego-Shootern bin, floss das<br />

ebenfalls mit ein. Es funktioniert außerdem<br />

als Vor- und Nachname. Die Leute<br />

sprechen mich auf Veranstaltungen an:<br />

„Ist dein Nachname wirklich Munition?“<br />

Darauf ich: „Ja klar!“ Die Wahrheit ist:<br />

Mein wirklicher Name ist ziemlich einzigartig.<br />

Und deshalb so gefährlich, weil es<br />

„Du weißt nie,<br />

ob jemand,<br />

der ganz<br />

normal wirkt,<br />

das auch<br />

wirklich ist.“<br />

so leicht ist, mehr über mich zu finden.<br />

Wenn du den Leuten drei Teile eines<br />

Puzzles gibst, dann finden sie auch alles<br />

andere heraus.<br />

Warum ist es dir so wichtig,<br />

deine Identität zu schützen?<br />

Ich glaube, Online-Persönlichkeiten,<br />

aber auch normale Internet-User sollten<br />

sich mehr über Datenschutz und Social<br />

Engineering (Online-Trickbetrug, um an<br />

sensible Daten zu gelangen; Anm.) informieren.<br />

Sie können deinen Wohnort finden,<br />

deine Telefonnummer, die Adressen<br />

deiner Familie und deiner Verwandten.<br />

Du weißt nie, ob jemand, der ganz normal<br />

wirkt, das auch ist. Bei einem persönlichen<br />

Treffen kannst du gewisse Zeichen<br />

erkennen, speziell als junge Frau. Online<br />

kannst du das nicht. Es ist schwierig,<br />

intuitiv abzuschätzen, ob jemand gute<br />

Absichten hat. Manchmal habe ich ein<br />

schlechtes Gewissen, weil ich Menschen,<br />

die vielleicht nur neugierig sind, anschnauze,<br />

wenn sie fragen: „Oh, wo bist<br />

du aufgewachsen?“ Und ich so: „Warum?<br />

Warum willst du das wissen?“ Das ist<br />

auf meine Paranoia zurückzuführen.<br />

Paranoia oder Vorsicht? Anne Munition will ihre wahre Identität nicht preisgeben.<br />

56 THE RED BULLETIN


Andererseits hast du deinen Beziehungsstatus<br />

mit deiner Community<br />

geteilt. Wie beurteilst du, was geteilt<br />

werden kann und was nicht?<br />

Das hängt davon ab, wer fragt. Und ob<br />

ich glaube, dass jemand bestimmte<br />

Informationen für andere Zwecke missbrauchen<br />

kann. Ich habe da eine rote<br />

Flagge in meinem Gehirn, die immer<br />

dann auftaucht, wenn ich das Gefühl<br />

habe, jemand fragt nach einem Detail,<br />

das weder meinen Channel interessanter<br />

macht noch sonstwie relevant ist.<br />

Fällt es dir manchmal schwer,<br />

zwischen deinen beiden Identitäten<br />

hin- und herzuschalten?<br />

Ja. Manchmal vergesse ich, wie ich wirklich<br />

heiße. Einmal hab ich fast eine Mail<br />

an meine Mutter mit Anne Munition<br />

unterschrieben, weil ich das von meinen<br />

anderen Mails so gewohnt bin.<br />

ZIEL IM BLICK<br />

„Ich war schon als Kind<br />

eine Besserwisserin“,<br />

sagt Anne. Das erklärt<br />

ihre Hartnäckigkeit.<br />

Wie geht es dir in dieser Zeit<br />

des „Social Distancing“?<br />

Na ja, die Tatsache, dass die Messen, die<br />

ich normalerweise besuche, zu Recht<br />

abgesagt worden sind, und all die Bleibdaheim-Einschränkungen<br />

haben meine<br />

mentale Gesundheit schon erheblich beschädigt.<br />

Ein Teil dessen, was das Streamen<br />

psychisch so schwierig macht, ist<br />

der Umstand, dass du mit einer lautstarken<br />

Minderheit von vergifteten Leuten<br />

leben musst, die sich in der Anonymität<br />

des Internets stark fühlen. Messen zu besuchen<br />

ist das komplette Gegenteil davon<br />

– dort triffst du hauptsächlich Menschen,<br />

die ehrlich begeistert sind, dich<br />

zu treffen. Diese Leute sind wirklich nett.<br />

Das stärkt mein Selbstvertrauen enorm,<br />

das sonst jeden Tag kleine Schläge einstecken<br />

muss. Andererseits hatte ich in<br />

letzter Zeit mit einer Menge Leute zu<br />

tun, die sich bei mir für mein konstantes<br />

Streamen in der Zeit der Quarantäne bedankt<br />

haben – das hätte ihnen im Sperrfeuer<br />

der schlechten Nachrichten eine<br />

kleine Atempause verschafft.<br />

Anne in Action: twitch.tv/annemunition<br />

THE RED BULLETIN 57


LÄSSIGER SCHNEI<strong>DE</strong>R.<br />

Profi-Skater Vladik<br />

Scholz entwirft seine<br />

Kleidung teilweise selbst<br />

– zum Beispiel die<br />

Leinenhose hier im Bild.<br />

DIESER<br />

SKATER FÄHRT ...<br />

58 THE RED BULLETIN


... SEINEN<br />

EIGENEN STIL<br />

SEINE TRICKS:<br />

LEICHTFÜSSIG.<br />

SEINE VI<strong>DE</strong>OS:<br />

EIN OPTISCHER<br />

GENUSS.<br />

SEINE KLEIDUNG:<br />

NÄHT ER SELBST.<br />

VLADIK SCHOLZ,<br />

32, IST DAS STIL-<br />

VORBILD UNTER<br />

<strong>DE</strong>UTSCHLANDS<br />

TOP-SKATE-<br />

BOAR<strong>DE</strong>RN.<br />

BESUCH BEI<br />

EINEM, <strong>DE</strong>R SICH<br />

MIT KREATIVITÄT<br />

NACH OBEN<br />

KÄMPFTE.<br />

Text<br />

ANNE WAAK<br />

Fotos<br />

CHRISTOPH VOY<br />

THE RED BULLETIN 59


V<br />

ladik Scholz ist nicht zufrieden mit seinem Kickflip.<br />

Wieder und wieder fährt er auf der Ebene vorm Eingang<br />

des Gebäudes mit den mintfarbenen Kacheln<br />

an, springt, das Skateboard vollführt eine komplette<br />

Drehung um die eigene Längsachse, bis es in der<br />

Luft parallel zum Boden schwebt. Vladik bringt das<br />

Brett noch im Flug wieder unter seine Füße, und<br />

beide, Skateboard und Skateboarder, landen auf der<br />

Erde. Aber so richtig glücklich ist er mit dem Trick<br />

nicht, er gelingt in Vladiks Augen nicht so gut, wie<br />

er sein könnte.<br />

„Zum Skaten ist für mich der frühe Abend<br />

am besten“, erklärt er. Warum das so ist, weiß der<br />

32-Jährige auch nicht so genau. Er steht vor dem<br />

ehemaligen Verwaltungsgebäude des Kölnisch-<br />

Wasser-Unternehmens 4711 in Köln-Ehrenfeld und<br />

blinzelt in die Nachmittagssonne. Er vermutet, dass<br />

der frühe Abend für ihn wegen der entspannteren<br />

Stimmung besser sei, wegen der dann schon aufgewärmten<br />

Muskeln und wegen der Sonne, die<br />

nicht mehr so grell vom Himmel brennt. Sagt’s und<br />

startet einen neuen Versuch, den Trick jetzt ordentlich<br />

hinzukriegen.<br />

Das ist typisch Vladik: Egal was er tut, er folgt<br />

seinem eigenen Rhythmus. Und das Skateboarden<br />

war für ihn schon immer ein Weg, sich mitzuteilen.<br />

Dank dem Sport hat er seinen ganz eigenen Stil gefunden<br />

und, mehr noch: eine neue Heimat. Heute<br />

ist er in der Szene weltweit bekannt, besonders für<br />

die Leichtfüßigkeit und Eleganz, die seinen Skate-<br />

Stil prägen, wie auch für seine Outfits. Letztere<br />

stellt er eigenhändig her; wahrscheinlich ist er der<br />

einzige Profi-Skater der Welt, der eine Industrie-<br />

Nähmaschine bedienen kann. Aber der Reihe nach.<br />

RETTUNGS-BOARD.<br />

Nach seiner Flucht<br />

aus Weißrussland<br />

half Vladik das Skaten,<br />

in Deutschland<br />

anzukommen.<br />

IN VLADIKS KINDHEIT<br />

GAB ES ZWEI SKATE-<br />

BOARDS, DIE SICH<br />

FÜNF JUNGS TEILTEN.<br />

60 THE RED BULLETIN


HOCH HINAUS.<br />

Vladik zeigt einen<br />

elegant ausgeführten<br />

„360 Kick Flip“<br />

vor der ehe maligen<br />

4711-Zentrale in Köln.<br />

Dass Skateboarden für Vladik eine ganze Zeitlang<br />

der einzige Weg war, sich auszudrücken, hat<br />

mit seiner Herkunft zu tun. Zur Welt kam er 1988 in<br />

der weißrussischen Trabantenstadt Nawapolazk, als<br />

Sohn einer alleinerziehenden Ingenieurin. Die Stadt<br />

im Norden des Landes war ursprünglich als Wohnstätte<br />

für die sozialistischen Arbeiterinnen und Arbeiter<br />

geplant worden, die in den Fabriken im Windschatten<br />

der Stadt Polazk arbeiteten. Vladik war<br />

gerade mal ein Schulkind, als seine Mutter beschloss,<br />

sich in Deutschland eine Arbeit als Haushaltshilfe<br />

zu suchen, um Vladik eine bessere Zukunft zu ermöglichen.<br />

Sieben Jahre lang pendelte sie zwischen<br />

Bielefeld und Nawapolazk, zwischen westdeutscher<br />

Beschaulichkeit und postsowjetischer Plattenbausiedlung,<br />

wo Vladik derweil bei seiner Oma lebte.<br />

Irgendwann dann wünschte er sich als Mitbringsel<br />

ein Skateboard von seiner Mutter, ein eigenes.<br />

Unter den Freunden, mit denen er seine Nachmittage<br />

verbrachte, gab es zwei Bretter, die sich<br />

fünf Jungen teilten. Die ersten Versuche waren recht<br />

hilflos; Skate-Magazine schafften es nicht bis nach<br />

Nawa polazk, viel Internet war nicht, sowieso sollte<br />

es bis zur Erfindung von YouTube noch ein paar<br />

Jahre dauern. Moskau, wo es um die Jahrtausendwende<br />

herum schon so etwas wie eine Szene gab,<br />

war mit mehr als 600 Kilometern unendlich weit<br />

entfernt.<br />

Irgendwann holte ihn seine Mutter nach Bielefeld.<br />

Vladik, mittlerweile 14 Jahre alt, war noch<br />

nie in Deutschland gewesen und sprach kein Wort<br />

dieser fremden, irre komplizierten Sprache, deren<br />

Schriftbild zu allem Überfluss auch rein gar nichts<br />

mit dem kyrillischen Alphabet des Russischen gemein<br />

hatte. Anfangs verwechselte er „Bitteschön“<br />

und „Dankeschön“, in der Schule lachten sie ihn<br />

aus. Wenn er von der Lehrerin aufgerufen wurde,<br />

sprach er seine Antwort vor lauter Scham eher in<br />

sich hinein als laut und deutlich aus. Nur zwei Jahre<br />

dauerte es, bis sein Deutsch flüssig war. Aber bis<br />

heute ist es manchmal etwas vernuschelt, während<br />

er behauptet, in seiner Muttersprache über eine sehr<br />

klare Aussprache zu verfügen.<br />

Skaten immerhin ging auch, ohne zu sprechen.<br />

Anfangs stand Vladik im Skatepark allerdings immer<br />

nur am Rand, schaute denen zu, die es besser konnten,<br />

und traute sich nicht, selbst zu fahren. Erst<br />

abends, wenn die anderen nach Hause gegangen<br />

THE RED BULLETIN 61


waren, kam seine Zeit. Dann fuhr er unbeobachtet<br />

und frei. Je selbstbewusster er wurde, desto mehr<br />

zeigte er beim Skaten, wer er eigentlich ist, und desto<br />

mehr Anschluss fand er, machte sich Freunde – und<br />

irgendwann war er in Deutschland angekommen,<br />

dem Sport sei Dank. Von da an dauerte es auch<br />

nicht mehr lang, bis sein überdurchschnittliches<br />

Talent auffiel und dass er einen unverwechselbaren<br />

Stil fährt. Sein erster Sponsor kam nach nur einem<br />

Jahr auf ihn zu, seitdem geht es karrieremäßig<br />

eigentlich nur noch bergauf. Vladik Scholz sagt:<br />

„Das Skaten war meine Rettung.“<br />

Heute fährt er nicht mehr im Skatepark,<br />

sondern ausschließlich auf der Straße,<br />

ob nun in Köln, wo er seit mehr als zehn<br />

Jahren lebt, oder in Spanien, Portugal,<br />

Rumänien oder China – wo auch immer es<br />

ihn hinzieht. Was seine Videos auszeichnet, ist zunächst<br />

ihre ungewöhnliche Gestaltung: Musik, Bildsprache,<br />

Schnitt – hier wirkt alles von vorn bis hinten<br />

durchdacht und sorgfältig aufeinander abgestimmt,<br />

unter Umgehung jeglicher Skater-Klischees.<br />

Und dann ist da noch diese Leichtfüßigkeit.<br />

Während andere Skater nach einem Trick mit der<br />

Wucht und der Geräuschentwicklung eines Zwölftonners<br />

wieder auf dem Boden aufkommen, spürt<br />

man bei Vladik nur einen Hauch. Jede Bewegung<br />

NEUES NETZTEIL.<br />

Dieses Einkaufsnetz<br />

hat Vladik<br />

in einen Rucksack<br />

verwandelt.<br />

sieht bei ihm ruhig und elegant aus, bei Sprüngen<br />

steht er praktisch in der Luft.<br />

Diese Eleganz spiegelt sich auch in seinem Kleidungsstil<br />

wider. An diesem Nachmittag trägt er eine<br />

anthrazitfarbene Wollmütze, ein einfaches Longsleeve<br />

und eine selbst genähte Leinenhose. Seine<br />

Outfits bieten ihm genügend Bewegungsfreiraum<br />

fürs Skaten, sind aber gleichzeitig so klassisch<br />

schlicht, dass er damit auch in, sagen wir, einem<br />

Restaurant in einem französischen Seebad nicht<br />

unangenehm auffiele. Im Gegenteil. Das liegt aber<br />

auch daran, dass Vladik ein überaus charmanter<br />

und freundlicher Typ ist, der Menschen mit der<br />

gleichen Aufmerksamkeit begegnet, die er auch dem<br />

Skaten, seinen Outfits und seinen extra-stylischen<br />

Videos schenkt. Diese Eigenschaften machen ihn<br />

zu einem Gestalter mit großem ästhetischen Verständnis,<br />

dem es immer auf das Gesamtergebnis<br />

ankommt. Unter Kollegen gilt er gar als Style-Gott<br />

und Ikone.<br />

Mitten in den 2010er-Jahren, als dicke, fette<br />

Logos auf T-Shirts, Caps und Beanies die Skate- Mode<br />

bestimmten, kaufte Vladik lieber in Secondhandläden<br />

ein statt in den einschlägigen Shops und trug<br />

dann eben eine Schiebermütze anstelle der üblichen<br />

Baseballkappen. Das lag daran, dass ihm schlicht<br />

das Geld fehlte für die gängigen Brands. Gleichzeitig<br />

hat er Mode auch schon immer als etwas begriffen,<br />

mit dem er kommunizieren konnte, wer er ist. Schon<br />

als seine Mutter ihm früher etwas zum Anziehen<br />

genäht hatte, hatte der kleine Vladik sehr genau<br />

gewusst, wo er noch einen Knopf haben wollte und<br />

wo nicht.<br />

Weil nun aber die Anzughosen aus dem Vintage-<br />

Shop entweder am Bund zu weit waren oder an den<br />

Beinen zu eng und weil er sich irgendwann fragte, ob<br />

er sich nicht nach dem Muster seiner Lieblings-Chino<br />

eine Hose aus einem Stoff seiner Wahl anferti gen<br />

könnte, kaufte er sich vor fünf Jahren kurzerhand<br />

eine Nähmaschine. Vier Tage und ungezählte You-<br />

Tube-Tutorials später hatte er sein erstes eigenes<br />

Modell gefertigt. Es liegt bis heute im Kleiderschrank<br />

seines Kölner WG-Zimmers. Er zieht es heraus, untersucht<br />

die Nähte und das Innenfutter. „Allein für die<br />

Paspeltasche“, sagt er und zeigt auf den verstärkten<br />

Eingriff, „habe ich einen Tag gebraucht.“ Mittlerweile<br />

würde er die ganze Hose sehr viel schneller<br />

hinkriegen. Nachdem er erst ein Praktikum bei<br />

einem Kölner Herrenschneider absolvierte, studiert<br />

MIT 14 KAM ER NACH<br />

<strong>DE</strong>UTSCHLAND. ER<br />

SAGT: „SKATEN HAT<br />

MICH GERETTET.“<br />

62 THE RED BULLETIN


JE<strong>DE</strong> MENGE STOFF.<br />

Vladiks Liebe zur<br />

Mode ist in seiner<br />

Wohnung sichtbar.<br />

MA<strong>DE</strong> IN JAPAN.<br />

Vladiks Industrie-<br />

Nähmaschine<br />

kommt aus Fernost.<br />

THE RED BULLETIN 63


SCHMALER GRAT.<br />

Vladik skatet heute<br />

hauptsächlich auf<br />

der Straße, selten<br />

in Skateparks.<br />

Vladik heute im siebten Semester Bekleidungstechnik.<br />

Er liebt es, einen Schnitt erst im Kopf und<br />

dann auf Papier oder im Computerprogramm zu<br />

konstruieren und dann ein Kleidungsstück entstehen<br />

zu lassen. Derzeit hat er sein Herz an Leinen verloren<br />

– einen Stoff, für dessen Fasern aus Flachs Weißrussland<br />

ein wichtiger Markt ist. Von einem Markt in<br />

Usbekistan hat er Stoffe im Ikat-Muster mitgebracht,<br />

ein immer etwas verwischt wirkendes buntes Streifenund-Zacken-Muster.<br />

Am liebsten setzt er sich nachts<br />

SICHERE SACHE.<br />

Zu Vladiks jüngsten<br />

Entwürfen zählen<br />

Masken mit<br />

speziellen Designs.<br />

64 THE RED BULLETIN


VLADIK WIRD<br />

ZUM KUGELBLITZ<br />

Hier siehst du den Profi-<br />

Skateboarder auf einer<br />

beweglichen Holzbahn.<br />

Eine einzigartige Kulisse,<br />

rasante Action und ein paar<br />

Stürze in die Tiefe: Für sein<br />

neues Videoprojekt skatet<br />

Vladik Scholz mit den Profis<br />

Madars Apse, Gustavo Ribeiro<br />

und Jost Arens durch ein<br />

überlebensgroßes Kugellabyrinth<br />

– samt kreativer<br />

Obstacles und jeder Menge<br />

Löcher. Eigens für den Dreh<br />

konstruiert, bewegen<br />

Hydraulikmotoren den Boden<br />

wie beim Kinderspiel auf und<br />

ab – mit den Kugeln rollen<br />

Vladik und Co durch den<br />

Parcours. Schau dir den Clip<br />

jetzt an auf: redbull.com<br />

an seine Nähmaschine und stellt seine Mode her:<br />

die schwarze Leinenhose, die er an diesem Kölner<br />

Hochsommertag trägt, eine einfache lederne Gürteltasche,<br />

Jacken, Mützen.<br />

ER IST VERMUTLICH <strong>DE</strong>R<br />

EINZIGE SKATER, <strong>DE</strong>R EINE<br />

INDUSTRIE-NÄHMASCHINE<br />

BEDIENEN KANN.<br />

Wie in vielen anderen Subkulturen auch<br />

gelten beim Skaten heute keine so<br />

strengen Codes mehr wie noch vor zwei,<br />

drei Jahrzehnten. Man muss nicht mehr<br />

Skatepunk oder Hip-Hop hören oder<br />

die Schuhe einer bestimmten Marke tragen, um Aufnahme<br />

in die maßgeblichen Zirkel zu finden. Und<br />

Vladik hat mit seinem eigenen ebenso unbeirrbaren<br />

wie klaren Stil einen Anteil an dieser Entwicklung.<br />

Es hat lange gedauert, bis er etwas gefunden hatte,<br />

das er mit genauso viel Leidenschaft verfolgt wie das<br />

Skaten – und das sich noch dazu damit verbinden<br />

lässt. Heute könnte er ohne Probleme eine Kollektion<br />

an Skateboard-Basics herausbringen: zwei Hosen,<br />

ein paar T-Shirts und Sweater aus strapazierfähigen<br />

Stoffen in gedeckten Farben, durchdacht geschnitten<br />

und mit pfiffigen Details wie einem schlauen Verschluss<br />

oder einem besonderen Kragen.<br />

Aber Vladik Scholz traut sich noch nicht so richtig<br />

und näht einstweilen nur für sich. „Mein Ziel ist es,<br />

irgendwann einen Kleiderschrank voller selbst gemachter<br />

Klamotten zu haben“, sagt er. In den vergangenen<br />

Monaten hat er immerhin an die hundert<br />

Mund-Nasen-Schutzmasken genäht und verkauft,<br />

natürlich nach einem eigenen Entwurf.<br />

Vielleicht war das der Probelauf, um zu sehen,<br />

ob seine modischen Ideen das Potenzial haben, auch<br />

andere zu begeistern. Kommt Zeit, kommt Kollektion.<br />

Vielleicht.<br />

Erst plant er ein anderes Projekt: Kommendes<br />

Jahr will er mit seinem Freund Patrik Wallner, der<br />

als Fotograf und Regisseur schon viele gemeinsame<br />

Skate-Trips begleitet hat, nach Weißrussland fahren<br />

– sofern es die politischen Umstände zulassen. Es<br />

wird das erste Mal seit mehr als 17 Jahren sein,<br />

dass Vladik Scholz zu seinen Wurzeln zurückkehrt.<br />

Es wird eine Reise an den Ort, an dem alles begann.<br />

Dorthin, wo Vladik das Skaten kennenlernte, das<br />

seitdem sein Leben bestimmt und das er stilistisch<br />

in jeglicher Hinsicht nach vorne bringt.<br />

Entdecke Vladiks Stil auf Instagram: @vladikscholz<br />

THE RED BULLETIN 65


Neue Welt im<br />

Blick: Regisseur<br />

Louis Josek<br />

reiste für seine<br />

Doku mehrfach<br />

nach Jamaika.<br />

DAS ABENTEUER<br />

DA DRAUSSEN<br />

Surfen, Skaten, Rappen: Der Kölner Dokumentarfilmer<br />

LOUIS JOSEK, 26, hat eine Nahaufnahme<br />

der Jugendkultur auf Jamaika gemacht. Und dabei<br />

auch eine Menge über sich selbst gelernt.<br />

Text RUTH McLEOD<br />

Eigentlich wollte Louis Josek<br />

auf Jamaika nur einen Freund<br />

besuchen. Aber dann verliebte<br />

sich der Kölner in<br />

das Land, und eine außergewöhnliche<br />

Geschichte<br />

nahm ihren Lauf. Während<br />

seines Besuchs lernte Josek<br />

drei junge Jamaikaner kennen – einen<br />

Rapper, einen Skateboarder und einen<br />

Surfer. Die drei faszinierten ihn: Sie<br />

steckten voller Energie, widersprachen<br />

ganz und gar dem Klischee der entspannten<br />

Reggae­ Kultur. Vor allem aber entdeckte<br />

Josek eine große Seelenverwandtschaft<br />

zwischen den jungen Männern<br />

und Gleichaltrigen in Europa. Hier wie<br />

dort stemmt sich eine junge Generation<br />

mit großer Lebenslust gegen Ängste<br />

vor einer unsicheren Zukunft. Josek<br />

be schloss, die drei Jamaikaner mit einer<br />

Doku zu begleiten. Nun ist „Outdeh – <strong>The</strong><br />

Youth of Jamaica“ auf <strong>Red</strong> Bull TV abrufbar,<br />

wobei „Outdeh“ im Jamaika­ Slang<br />

etwa „Da draußen“ bedeutet. Im Interview<br />

erklärt Josek, wie eine Urlaubsreise<br />

zum Abenteuer seines Lebens wurde.<br />

the red bulletin: Louis, bis zu deinem<br />

18. Lebensjahr warst du Profi-<br />

Surfer. Wie kam es, dass du hinter die<br />

Kamera gewechselt bist?<br />

louis josek: Zunächst mal liegt das<br />

wohl in unserer Familie. Mein Vater war<br />

Fotograf, wodurch ich von klein auf von<br />

Kameras umgeben war. Und schon während<br />

meiner Zeit als Surfer habe ich<br />

neben her gefilmt. Dann bin ich dazu<br />

übergangen, meine ehemaligen Kollegen<br />

mit der Kamera zu begleiten.<br />

Ausgangspunkt für „Outdeh“ war ein<br />

Besuch bei einem Freund auf Jamaika.<br />

Was hat dich dort fasziniert?<br />

OUT<strong>DE</strong>H – THE YOUTH OF JAMAICA<br />

66


„Die jungen<br />

Jamaikaner<br />

hatten einen Weg<br />

gefunden, das<br />

zu tun, was sie<br />

wirklich wollten.“


Vor allem die jungen Menschen – sie<br />

haben mich mit ihrer Energie und mit<br />

ihrem Durchhaltevermögen wahnsinnig<br />

inspiriert. Dabei wird ihnen von Geburt<br />

an gesagt: „Dieses und jenes kannst du<br />

nicht werden, das schaffst du nie.“ Das<br />

hat mich ein wenig an Köln erinnert,<br />

wo ich aufgewachsen bin.<br />

Warum denn das?<br />

Na ja, auch bei uns und eigentlich in<br />

ganz Europa wird von den meisten jungen<br />

Menschen der typische Weg erwartet:<br />

Du gehst zur Schule, dann studierst<br />

du, und dann gehst du in einem klassischen<br />

Beruf arbeiten. Deswegen war ich<br />

so fasziniert von diesen jungen Jamaikanern,<br />

die einen Weg gefunden hatten,<br />

ihre scheinbar vorbestimmten Pfade zu<br />

verlassen und das zu tun, was sie wirklich<br />

wollten. Sie hatten viele Träume –<br />

und die Leidenschaft und den Mut, diesen<br />

zu folgen. Ich habe eine große Verbundenheit<br />

zu ihnen gespürt. Sie haben<br />

mich dazu inspiriert, darüber nachzudenken,<br />

was ich eigentlich will.<br />

Was hat dich an den Träumen deiner<br />

drei Hauptdarsteller besonders<br />

interessiert?<br />

Dass sie bereit waren, diesen Träumen<br />

trotz teilweise großer Widrigkeiten zu<br />

folgen. Shama hatte sich dazu entschieden,<br />

ganz allein Jamaikas erster Profi-<br />

Surfer zu werden. Der Skater Romar<br />

lebte in Tivoli Garden in der Hauptstadt<br />

Kingston, einem der brutalsten Orte<br />

Jamaikas. Er hatte früh seine gesamte<br />

Familie verloren und war selbst jung<br />

Vater geworden. Baker steez wollte um<br />

jeden Preis Rapper werden, obwohl die<br />

Insel ja stark von Reggae dominiert wird.<br />

Woher nehmen diese jungen Männer<br />

ihre Kraft?<br />

Sie sind smart, bescheiden und großherzig.<br />

Vor allem beweisen sie, dass es<br />

sich auszahlt, an sich zu glauben. Sie haben<br />

zu sich gesagt „Ich schaffe das!“, obwohl<br />

ihr Umfeld das Gegenteil behauptete.<br />

Heute dienen sie der nachfolgenden<br />

Generation als Vorbilder. Früher gab es<br />

auf Jamaika keine Skater, jetzt wird<br />

schon der zweite Skatepark gebaut. Es<br />

tun sich immer mehr Surf-Talente hervor,<br />

und auch die Rap-Szene wächst.<br />

Du hast nicht nur die drei Männer<br />

auf ihren ersten Karriereschritten begleitet,<br />

auch für dich selbst war es<br />

das erste Filmprojekt.<br />

Dreharbeiten in der Karibik<br />

Rapper Bakersteez am Mikro<br />

„Meine<br />

wich tigste<br />

Erkennt nis:<br />

Du musst<br />

an deine Idee<br />

glauben.“<br />

Ja, und das hat uns miteinander verbunden.<br />

Wir kommen aus einer Generation,<br />

und in dieser Lebensphase hast du<br />

dieselben Fragen und dieselben Ängste –<br />

egal, ob du in Köln oder in Kingston aufgewachsen<br />

bist. Dadurch hatten wir einen<br />

besonderen Zugang zueinander und<br />

zur Story.<br />

Und wie bist du die Herausforderung<br />

angegangen?<br />

Ganz ehrlich: Ich hatte keine Ahnung,<br />

68 THE RED BULLETIN


„Sie sagten:<br />

‚Ich schaffe das!‘<br />

Heute sind sie<br />

Vorbilder.“<br />

Surfer Shama vor der Welle<br />

Als Bakersteez nach seinem Auftritt in<br />

Sendai, dem kleinsten Ort der Japan-<br />

Tour, von der Bühne kam. Das Konzert<br />

war in einem rammelvollen Underground-Club<br />

in einer finsteren Nebenstraße.<br />

Es war sein bester Auftritt, und<br />

nach dem letzten Song sangen die Zuschauer<br />

seine Lieder weiter. Da wurde<br />

mir bewusst, was für einen verrückten<br />

Weg wir hinter uns hatten. Nur drei Monate<br />

vorher hatten wir noch in Kingston<br />

gedreht, und die internationale Karriere<br />

war noch ein Traum.<br />

OUT<strong>DE</strong>H – THE YOUTH OF JAMAICA,<br />

MARIAMI KURTISHVILI, DONALD <strong>DE</strong> LA HAYE<br />

Das „Outdeh“-Kernteam posiert gemeinsam fürs Gruppenfoto (von links): Wellenreiter Elishama Beckford,<br />

genannt Shama, Skater Romar Rose, Regisseur Louis Josek und Daniel Simpson aka Bakersteez.<br />

was ich mir da antun würde. Als wir endlich<br />

das Geld zusammenhatten, riefen<br />

wir noch: „Juhu, ab nach Jamaika! Wir<br />

machen einen Film!“ Die erste Woche<br />

war dann schrecklich. Es gab Probleme<br />

beim Dreh, plötzlich werden dir die kulturellen<br />

Unterschiede vor Augen geführt,<br />

und die drei Jungs waren nicht mehr nur<br />

meine Freunde, sondern sozusagen Arbeitskollegen.<br />

Da habe ich gemerkt, dass<br />

ich zu nah an ihnen dran war – wir hatten<br />

ein sehr nahes, persönliches Verhältnis,<br />

und plötzlich musste ich die Richtung<br />

vorgeben. Auch sonst musste ich mich<br />

an meine Rolle gewöhnen: Wir haben in<br />

Kingston in sehr gefährlichen Vierteln<br />

gedreht. Da habe ich schlagartig die Verantwortung<br />

für die ganze Crew gespürt.<br />

Im Film folgst du Surfer Shama nach<br />

Hawaii und Rapper Bakersteez auf<br />

eine Tour nach Japan. Welcher Moment<br />

ist dir besonders in Erinnerung<br />

geblieben?<br />

Wie hat sich das angefühlt?<br />

Sehr aufregend. Dieser Moment hat für<br />

mich die Schönheit des dokumentarischen<br />

Filmens auf den Punkt gebracht:<br />

Du startest mit einer Idee und einem Gefühl<br />

für eine Geschichte. Während du<br />

deine Figuren begleitest, zweifelst du<br />

natürlich immer wieder an dir, aber du<br />

kommst auch an Orte, von denen du vorher<br />

nicht einmal geträumt hattest. Das<br />

ist meine wichtigste Erkenntnis aus dem<br />

Projekt: Du musst an die eigenen Ideen<br />

glauben und den Mut haben, der Story<br />

ihre natürliche Entwicklung zu lassen.<br />

Und wie merkt man, dass die Geschichte<br />

zu Ende ist?<br />

Bei mir stellte sich das Gefühl zwei Tage<br />

vor unserem geplanten Rückflug ein. An<br />

diesem Tag ging es um drei Uhr morgens<br />

los. In der Stadt gibt es ein großes beleuchtetes<br />

rotes Kreuz – das wollten wir<br />

im Bild haben. Wir baten Shama, von<br />

links nach rechts durchs Bild zu skaten,<br />

und drückten auf Aufnahme. Genau in<br />

dem Moment, als Shama rechts aus dem<br />

Bild fuhr, ging die Beleuchtung aus. Eine<br />

halbe Stunde später fing es zu regnen an.<br />

Das passiert sonst nie in Jamaika. Am<br />

nächsten Tag regnete es auch. Da habe<br />

ich gespürte, dass ich fertig war. Die Insel<br />

hatte gesagt: „So, passt – Licht aus,<br />

das war’s, ab nach Hause!“<br />

„Outdeh“ online sehen: redbull.com/outdeh<br />

THE RED BULLETIN 69


<strong>DE</strong>R ALTMEISTER<br />

Helmut Marko, 1971<br />

Le-Mans-Sieger, heute<br />

Talentescout von<br />

<strong>Red</strong> Bull Racing.


GEMEINSAM AM START<br />

Marko (re.) und Rindt bei einem Bergrennen in Stainz, Österreich, 1968:<br />

eines der ganz wenigen Fotos, die beide zeigen<br />

„MEINE<br />

WIL<strong>DE</strong> ZEIT MIT<br />

JOCHEN<br />

RINDT“<br />

PRIVATARCHIV<br />

Der <strong>Red</strong> Bull Motorsport-Chef erinnert sich:<br />

HELMUT MARKO, 77, verband eine enge Freund schaft<br />

mit Formel-1-Legende Jochen Rindt. Auf den Straßen<br />

der Steiermark lernte er mit ihm die hohe Kunst des<br />

Rennfahrens. Ohne Führerschein, aber mit Begeisterung.<br />

Text ANDREAS WOLLINGER<br />

Fotos KONSTANTIN REYER<br />

THE RED BULLETIN 71


SCHMUCKSTÜCK<br />

Marko am Steuer des Porsche<br />

356, der als weiter entwickelter<br />

Käfer durchgehen darf<br />

Helmut Marko steht in der österreichischen Steiermark<br />

in einer Parkbucht am Koppenpass, der den Ort Bad<br />

Aussee mit Obertraun am Hallstätter See verbindet,<br />

in seinem Rücken ein feuerwehrroter Porsche 356, und<br />

schaut angestrengt den Hang hinauf. „Irgendwo da oben<br />

muss die Straße gewesen sein“, sagt er, „die Strecke<br />

heute hat ja mit dem Verlauf von damals nicht sehr viel<br />

zu tun.“ Gut, von Obertraun herauf, auf der oberösterreichischen<br />

Seite des Passes, da ist alles noch genauso<br />

wild und selektiv wie damals, vor sechzig Jahren, aber<br />

auf der steirischen Seite ist praktisch kein Stein auf dem<br />

anderen geblieben. „Ja, so ist das: Alles wird nivelliert“,<br />

sagt Marko, halb zu sich, halb zu uns.<br />

Man mag es kaum glauben, aber Marko, den in der<br />

Formel 1 alle nur ehrfürchtig „den Doktor“ nennen,<br />

war seit den frühen Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts<br />

nicht mehr hier. Anlass der Rückkehr: <strong>The</strong> <strong>Red</strong><br />

<strong>Bulletin</strong> hat die graue Eminenz von <strong>Red</strong> Bull Racing<br />

gebeten, einen Roadtrip zu seinen Wurzeln zu unternehmen<br />

– in eine extrem wilde Zeit, die er mit seinem<br />

damals besten Freund Jochen Rindt verbrachte. Jochen<br />

Rindt: Urknall des österreichischen Rennsport-Universums,<br />

1970 in Monza tödlich verunglückte Formel‐1-<br />

Ikone, der einzige posthum zum Weltmeister erklärte<br />

Pilot der Geschichte. Ohne ihn gäbe es keine erfolgreichen<br />

österreichischen Grand-Prix-Piloten, keine<br />

Renn strecke in Spielberg, keine Formel-1 -Begeisterung<br />

in Rot-Weiß-Rot.<br />

Die beiden Säulenheiligen des österreichischen<br />

Motorsports hatten einander schon als Halbwüchsige<br />

in Graz kennengelernt. Basis der Freundschaft waren<br />

gemein same Interessen: zuerst Mopeds, dann Mädchen.<br />

„Wann immer die Eltern ein Wochenende weggefahren<br />

sind“, erzählt Marko, heute 77, „ist in deren Haus oder<br />

Wohnung eine Party organisiert worden. Da war der<br />

Jochen – er war ja ein Jahr älter – wirklich sehr, sehr gut:<br />

Er hat immer die tollsten Mädchen dahergebracht.“<br />

Ein Draufgänger, der auf Regeln pfiff<br />

Aber auch sonst hatte man mit Jochen viel Spaß – vor<br />

allem, weil er „unglaublich unternehmungslustig und<br />

immer gut aufgelegt war“. Ein Draufgänger, der sich<br />

um gesellschaftliche Regeln nicht viel scherte und nicht<br />

lang fragte, ob etwas erlaubt oder verboten ist. „Bei<br />

den anderen Eltern“, erinnert sich Marko schmunzelnd,<br />

„galten wir nicht unbedingt als die, mit denen man die<br />

eigenen Kinder sehen wollte.“<br />

Die unerschrockene Art hatte, glaubt Marko, mit<br />

Rindts persönlicher Geschichte zu tun: In Deutschland<br />

geboren, verlor er seine Eltern bei einem Bombenangriff<br />

gegen Kriegsende und kam als Baby zu den Großeltern<br />

nach Graz. „Die waren nicht so streng wie Eltern“,<br />

72 THE RED BULLETIN


meint Helmut Marko. „Jochen hat mehr Freiheiten gehabt<br />

als andere. Und er war, als Erbe einer Gewürzmühle<br />

in Mainz, finanziell recht gut gestellt.“<br />

Das Einzige, was unter diesen Rahmen bedingungen<br />

litt, war der schulische Erfolg. Als im Verlauf der siebten<br />

Klasse Gymnasium – Rindt und Marko waren inzwischen<br />

Klassen kameraden – ein Zeugnis zum Desaster zu werden<br />

drohte, boten die zwei ihren Lehrern einen Deal an:<br />

Gegen ein positives Zeugnis würden diese sich nie wieder<br />

mit ihnen herumärgern müssen.<br />

Gymnasium der letzten Hoffnung<br />

Es war nämlich so: Ein Freund hatte ihnen erzählt, dass<br />

es im Salzkammergut ein Internat gebe, das für junge<br />

Herren, die der Schule nicht den nötigen Ernst entgegenbrachten,<br />

ein wahres Paradies sei. Eine private Einrichtung,<br />

die den Ruf des „Gymnasiums der letzten Hoffnung“<br />

hatte. Hier würden sie ohne übermäßige Anstrengung<br />

die Matura, das österreichische Abitur, machen und<br />

nebenbei eine Menge Spaß haben. Ein paar prominente<br />

Namen aus der Liste der Schüler: Tausendsassa André<br />

Heller, der Industrielle Thomas Prinzhorn und die<br />

Rennfahrer Niki Lauda und Harald Ertl.<br />

So kamen Jochen Rindt und Helmut Marko nach Bad<br />

Aussee. Und wie kamen sie zu dem Auto, an dem sich<br />

ihre Leidenschaft zum Rennfahren entzündete? Marko:<br />

„Wir waren am Krippenstein Ski fahren. Und weil wir<br />

damals alles extrem machten, hat sich der Jochen den<br />

Oberschenkel gebrochen. Das Problem war, dass Internat<br />

und Schule eine halbe Stunde Fußweg auseinander<br />

lagen, das war mit einem Komplettgips natürlich nicht<br />

zu machen. Daraufhin hat Jochens Großvater einen VW<br />

Käfer mit Chauffeur organisiert. Der hätte Jochen jeden<br />

Tag in die Schule bringen sollen. Das hat er auch zwei,<br />

drei Tage gemacht. Bis wir dem Großvater gesagt haben:<br />

Wir brauchen den Fahrer nicht, wir haben eh einen Mitschüler<br />

mit Führerschein, dadurch sparen wir Kosten.“<br />

Lachend fügt der spätere Le-Mans-Sieger hinzu: „Wahrscheinlich<br />

hat auch irgendeiner einen Führerschein<br />

gehabt. Aber die, die gefahren sind, hatten jedenfalls<br />

keinen.“<br />

Während Rennfahrer von morgen heute ihre Sinne<br />

im Kindesalter gefahrlos im Gokart schärfen, entwickelten<br />

Rindt und Marko die Fähigkeit zur Fahrzeugbeherrschung<br />

als Teenies in freier Wildbahn, auf öffentlichen<br />

Straßen rund um Bad Aussee, zum Beispiel auf den<br />

zehn Kilometern über den<br />

Koppenpass nach Obertraun.<br />

„Das Auto ist immer<br />

am Limit bewegt worden“,<br />

erinnert sich der Doktor.<br />

Wobei man sich der Sache<br />

auf spielerische Weise näherte.<br />

Sie saßen zu viert<br />

im Auto; einer fuhr, die<br />

drei anderen bildeten die<br />

„JOCHENS<br />

GROSSVATER HAT<br />

EINEN VW KÄFER<br />

MIT CHAUFFEUR<br />

ORGANISIERT.“<br />

RECHT<br />

FREUNDLICH<br />

Helmut Marko auf<br />

den Spuren seiner<br />

Freundschaft mit<br />

Jochen Rindt auf<br />

dem Koppenpass<br />

THE RED BULLETIN 73


„AM NÜRBURGRING<br />

HAT JOCHEN<br />

PLÖTZLICH<br />

GESAGT: DAS WILL<br />

ICH AUCH MACHEN.<br />

ICH HAB IHN NUR<br />

VERWUN<strong>DE</strong>RT<br />

ANGESCHAUT.“<br />

„Jury“. Machte der Pilot<br />

einen Fehler oder fuhr zu<br />

schneidig in eine Kurve,<br />

folgte ein Fahrerwechsel.<br />

Der Käfer war eine<br />

Herausforderung für sich:<br />

30 PS, null Straßenlage,<br />

Seilzugbremsen. „Das<br />

heißt, dass jedes Rad<br />

anders gebremst hat“,<br />

sagt Marko, „einmal hat<br />

ein Rad blockiert, dann<br />

ein anderes.“ Kurz: Ein<br />

besseres Werkzeug für die<br />

Entwicklung von Gefühl<br />

im Hintern kannst du kaum finden. Detail am Rande:<br />

Damals gab es weder Sicherheitsgurte noch ein Tempolimit<br />

auf Landstraßen.<br />

Für die Erinnerungsfahrt <strong>2020</strong> hat Helmut Marko<br />

einen Porsche 356 ausgesucht. Aus drei Gründen ist das<br />

eine stimmige Wahl: Erstens stammt das Auto genau<br />

aus der Zeit Anfang der Sechzigerjahre, in der diese Geschichte<br />

spielt. Zweitens hatte er mit Ferdinand Porsche<br />

den gleichen Schöpfer sowie das gleiche Konstruktionsprinzip<br />

wie der alte Käfer, ist aber deutlich hübscher<br />

anzuschauen. Und drittens hatte der Kunstprofessor<br />

in der Schule einen besesseb – und darin immer die<br />

tollsten Frauen neben sich sitzen gehabt.<br />

Berufswahl am Nürburgring<br />

Der Plan mit dem nachgeschmissenen Abitur ging dann<br />

doch nicht auf. Kurz vorher wurde der Schule die Lizenz<br />

zur Durchführung entzogen, und die Reifeprüfung<br />

musste anderswo abgelegt werden. Das Resultat: Sowohl<br />

Marko als auch Rindt flogen durch. In Graz würde<br />

es deshalb nur unnötig Ärger geben. Also fuhren sie<br />

in Rindts neuem Auto, einem Simca, in die entgegengesetzte<br />

Richtung: zum Grand Prix auf den Nürburgring.<br />

„Wir haben in der Wiese neben dem Auto geschlafen“,<br />

erinnert sich Marko, „der infernalische Lärm der vorbeirasenden<br />

Rennautos hat uns geweckt. Da hat Jochen<br />

plötzlich gesagt: ‚Das will ich auch machen!‘ Ich hab ihn<br />

nur verwundert angeschaut, weil das für uns so unvorstellbar<br />

weit weg war.“<br />

Wie wir heute wissen, hat Jochen seinen Entschluss<br />

dann beinhart durchgezogen. Während Helmut Marko<br />

auf dringenden Wunsch seines Vaters Jura studierte,<br />

ging sein Freund nach ersten Rennen in Österreich nach<br />

England, um die internationale Racing­ Szene aufzumischen.<br />

Das ringt Helmut Marko noch heute Respekt<br />

ab: „Unser Schulenglisch hat ja grad mal gereicht, um<br />

etwas zu essen zu bestellen. Da brauchst du Mut, eine<br />

Vision. Und viel Selbstvertrauen.“<br />

Der schnelle Ruhm habe Jochen Rindt kaum verändert,<br />

sagt Marko. Nur sein Lebens stil war plötzlich ungleich<br />

glamouröser: „Er hat Geld gehabt, einen eigenen<br />

Flieger und unser Traumauto, einen Jaguar E – so was<br />

GUTE ALTE ZEIT<br />

Helmut Marko<br />

blättert in „Jochen<br />

Rindt – eine Bildbiografie“<br />

(Böhlau<br />

Verlag) und erinnert<br />

sich an das<br />

Bergrennen von<br />

Stainz 1968.<br />

AUS <strong>DE</strong>M BUCH: „JOCHEN RINDT-EINE BILDBIOGRAFIE“, BÖHLAU VERLAG, GETTY IMAGES<br />

74 THE RED BULLETIN


DIE RÜCKKEHR<br />

Marko auf der Zufahrt zum<br />

Internat. Kaum zu glauben, aber<br />

er war sechzig Jahre lang nicht da.<br />

hat man ja nur von Filmstars gekannt. Doch wenn er<br />

nach Graz gekommen ist, hat es die gleichen Partys<br />

gegeben wie immer.“ Rasend schnell wurde aus dem<br />

unerschrockenen Buben mit der schiefen Nase „der erste<br />

Popstar des Rennsports“, wie Marko einmal konstatierte.<br />

Weil er seine Eigen heiten zu Markenzeichen erhob: die<br />

ständig im Mundwinkel hängende Zigarette; der Gang<br />

mit stark nach innen gerichteten Schuhspitzen; die extravagante<br />

Kleidung. „Er ist mit seinem ganzen Auftreten<br />

herausgeragt aus der Masse“, sagt Marko.<br />

Angebot beim Begräbnis<br />

Und dann: das Ende, mitten in einer Phase der größten<br />

Triumphe. „Unser Zugang zum Tod war: Wenn’s passiert,<br />

dann passiert’s eben“, schildert Marko Jochen Rindts<br />

tödlichen Unfall Anfang <strong>September</strong> 1970, von dem er<br />

im Radio in der Wohnung eines Freundes erfuhr. „Aber<br />

als es dann wirklich passiert ist, konnten wir das überhaupt<br />

nicht ver arbeiten. Und auch nicht akzeptieren.<br />

Wir haben uns dann mit Alkohol betäubt. Dieser Abend<br />

ist mir bis heute in Erinnerung.“<br />

Beim Begräbnis ist er dann von einem Rennsport-<br />

Manager angesprochen worden. „Der hat mir ein irrsinnig<br />

tolles Angebot gemacht für die folgende Saison.“<br />

Ernsthaft, beim Begräbnis? „Ja“, sagt Marko, „ich<br />

hab eh geglaubt, ich bin im falschen Film. Das war kein<br />

Österreicher, der hatte keine so starke emotionale Verbindung<br />

zu Jochen. Und wie gesagt: Tote waren damals<br />

im Motorsport an der Tagesordnung.“<br />

Seltenes Bilddokument<br />

Erstaunlich ist, dass es kaum Bilder gibt, die Marko und<br />

Rindt gemeinsam zeigen. Eines dieser raren Fotos stammt<br />

von einem Bergrennen in Stainz nahe Graz 1968. Rindt,<br />

damals schon ein etablierter Formel-1-Fahrer, kam<br />

mit einem privaten Brabham-Formel-2-Boliden in die<br />

Provinz, um vor 20.000 begeisterten<br />

Zuschauern den Streckenrekord<br />

um eine halbe Minute<br />

zu verbessern. Helmut Marko,<br />

fuhr Formel V und belegte Rang<br />

zehn. Und ein gewisser Nikolaus<br />

Andreas Lauda wurde auf einem<br />

Porsche 911 Neunter. Markos Erinnerungen<br />

an das Er eignis sind<br />

etwas lückenhaft.<br />

Er entsinnt sich bloß des gleichen<br />

Bergrennens 1970, bei dem<br />

Rindt Zweiter ge worden war und<br />

beteuerte, er habe aus Rücksicht<br />

auf die Formel-1-WM nicht das<br />

Letzte aus seinem Auto herausgeholt.<br />

„In Wahrheit“, erzählt<br />

Helmut Marko schmunzelnd,<br />

„war unser Abendprogramm<br />

schuld, dass wir am Tag darauf<br />

nicht die Fittesten waren.“<br />

Das Video zum Roadtrip<br />

auf <strong>Red</strong> Bull TV<br />

Markos Comeback<br />

in Deutschland<br />

Im Oktober kehrt die Formel 1<br />

auf den Nürburgring zurück.<br />

Brüllende Motoren, spektakuläre Überholmanöver,<br />

spannende Boxenstopps:<br />

Vom 9. bis 11. Oktober gibt es wieder<br />

Formel-1-Action auf dem Nürburgring<br />

– zum ersten Mal seit sieben Jahren.<br />

In der Eifel fordern Max Verstappen<br />

und Alex Albon von <strong>Red</strong> Bull Racing sowie<br />

die Scuderia AlphaTauri unter den<br />

Augen von <strong>Red</strong> Bull Motorsport-Chef<br />

Dr. Helmut Marko Weltmeister Lewis<br />

Hamilton heraus. Infos: redbull.com<br />

THE RED BULLETIN 75


A N Z E I G E<br />

must-haves<br />

1<br />

2<br />

3<br />

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Österreich mit viel Liebe zum Detail<br />

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schön gesund und ist außerdem gut<br />

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verspricht die neue Lightweight Trail<br />

Series von Hydro Flask. Die Flasche<br />

besteht aus BPA-freiem 18/8-Edelstahl<br />

und ist in zwei Größen (709 ml/<br />

946 ml) erhältlich. Die TempShield-<br />

Isolierung verhindert Kondenswasserbildung<br />

und hält Getränke bis zu<br />

12 Stunden warm oder 24 Stunden kalt.<br />

Bleibt die Frage: Wartet am Ende des<br />

Trails Tee oder doch kühles Wasser?<br />

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die Rennrad- oder Mountainbike-Ausrüstung<br />

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76 THE RED BULLETIN


GUI<strong>DE</strong><br />

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen<br />

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL<br />

AB AUF DIE STRECKE!<br />

Snowboard-Profi Benjamin<br />

Karl, 34, geht beim <strong>Red</strong> Bull<br />

Dolomitenmann als Mountainbiker<br />

an den Start. Hier erzählt<br />

er, wie sich die 1700 wilden<br />

Höhenmeter anfühlen.<br />

Plus: drei spannende Bike-<br />

Trails in den Lienzer Dolomiten.<br />

THE RED BULLETIN 77


GUI<strong>DE</strong><br />

Travel<br />

„Raus aus dem Stadion,<br />

zwei Stunden volle Tube<br />

bergauf und bergab.<br />

Du übernimmst dich<br />

fürchterlich.“<br />

Benny Karl über seine Erfahrung<br />

beim <strong>Red</strong> Bull Dolomitenmann<br />

A<br />

m Morgen des Rennens gönne<br />

ich mir ein kleines Frühstück,<br />

fahre mit meinem Stadtrad, dem mit dem<br />

Körbchen und den Blumen, gemütlich<br />

zum Start und plaudere mit den Teamkollegen.<br />

Wenn die Bergläufer starten,<br />

kann ich noch chillen. Zwei Stunden, bis<br />

bei mir die Schmerzen beginnen.<br />

Beim <strong>Red</strong> Bull Dolomitenmann, dem<br />

härtesten Teambewerb der Welt, bin ich<br />

als Dritter der Wings for Life-Staffel an<br />

der Reihe. Ich stehe im Lienzer Stadion,<br />

die Fans rund um mich sorgen für grandiose<br />

Stimmung. Ich sehe unseren Paragleiter<br />

zu mir herunterschweben. Jetzt<br />

ist volle Konzentration angesagt: Sein<br />

Schirm darf sich beim Abklatschen nicht<br />

in meinem Bike verheddern. Es geht los!<br />

Raus aus dem Stadion, zwei Stunden<br />

volle Tube bergauf und bergab. 16 Kilometer<br />

Uphill, 14 Kilometer Downhill,<br />

1700 Höhenmeter. Wir starten flach über<br />

Wiesen, Schotter und Asphalt zum ersten<br />

Anstieg, hinauf zu jenem Punkt, wo sich<br />

im Winter die Ski-Damen in die Abfahrt<br />

stürzen. Hier merkst du schnell, dass du<br />

den 40er-Schnitt nicht halten wirst. Wenn<br />

du auf diesem Abschnitt auf 8 Stundenkilometer<br />

kommst, ist das schon viel.<br />

Denn es ist richtig steil, 25 bis 30 Prozent.<br />

Und es tut richtig weh.<br />

Seit 2007 bin ich jedes Jahr am Start.<br />

Auch weil ich mittlerweile hier Heimvorteil<br />

Nach dem Abklatsch ist vor dem Aufstieg: Paragleiter Wendelin Ortner übergibt an Benny Karl.<br />

genieße – ich wohne ja in Lienz. Unten<br />

stehen die Leute an der Strecke und<br />

feuern dich an. Auch weiter oben, in den<br />

Kehren: „Geht scho’, Benny, geht scho’!“<br />

Du übernimmst dich fürchterlich – bis<br />

dich niemand mehr sieht. Du hast das<br />

Gefühl, es zerfetzt dir die Lunge. Die<br />

Qualen kann man nicht mit denen beim<br />

Snowboarden vergleichen.<br />

Zur Moosalm hinunter spiele ich meine<br />

Downhill-Qualitäten aus. Bei den richtig<br />

hohen Holzstufen steigen einige Kollegen<br />

ab und tragen ihr Bike. Ich nicht. Need for<br />

Speed liegt mir im Blut.<br />

Das Rennen hat mein Schwiegervater<br />

Werner Grissmann vor mittlerweile mehr<br />

als 30 Jahren erfunden. Und die gesamte<br />

Familie ist im Einsatz: Meine Frau Nina<br />

betreut die VIPs an der Strecke. Meine<br />

Mama versorgt mich am zweiten An stieg<br />

mit Getränken. Es geht über eine Schotterstraße<br />

1100 Höhenmeter hinauf, elendslang,<br />

aber oben mit einem schönen Blick<br />

hinein ins Tal. Und dann noch zusätzliche<br />

150 Höhenmeter mit dem Rad auf den<br />

Schultern durch die Latschen zum Hochsteinkreuz.<br />

Apropos Rad: Ich nehme meistens<br />

das nur vorn gefederte Hardtail. Es ist<br />

leichter, und ich mache lieber bergauf<br />

zwei Minuten gut, als dass ich bergab<br />

eine halbe Minute schneller bin.<br />

Das Mittelstück der Abfahrt ist eine<br />

schnurgerade Herausforderung mit<br />

78 THE RED BULLETIN


GUI<strong>DE</strong><br />

Travel<br />

Wien<br />

Österreich<br />

Anreise<br />

Lienz liegt in Osttirol an der<br />

Grenze der Zentralalpen<br />

zu den Südlichen Kalkalpen.<br />

Südlich der Drau erstrecken<br />

sich hier die Lienzer Dolomiten.<br />

Am Kreuzungspunkt<br />

von Drau-, Isel- und Pustertal<br />

laufen wichtige Verkehrsverbindungen<br />

wie die Drau-<br />

Lienz<br />

talstraße und die Felbertauernstraße<br />

zusammen.<br />

Die nächstgelegenen internationalen<br />

Flughäfen befinden<br />

sich in Salzburg,<br />

Ljubljana (Slowenien) und<br />

Venedig (Italien).<br />

Hochgefühl: Die Paragleiter dürfen sich nicht vom Panorama ablenken lassen.<br />

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL (2), CHRISTOPHER KELEMAN/<br />

RED BULL CONTENT POOL HANNES KROPIK<br />

Beinarbeit: Vor und nach dem Flug muss der Gleitschirm getragen werden.<br />

Der Event<br />

Der <strong>Red</strong> Bull Dolomitenmann wurde<br />

vom ehemaligen Skistar Werner<br />

Grissmann erdacht. Seit 1988 fighten<br />

Bergläufer, Paragleiter, Mountain biker<br />

und Wildwasser-Kajakfahrer in der<br />

Staffel um den Sieg beim härtesten<br />

Teamwettbewerb der Welt. Das<br />

Starter feld ist auf 125 Teams limitiert.<br />

500 Freiwillige und 150 Helfer von<br />

Bergrettung, Feuerwehr, Polizei und<br />

Rotem Kreuz sorgen für die Sicherheit.<br />

Im Jahr 2019 gewann das Team<br />

Kolland Topsport Professional in einer<br />

Gesamtzeit von 3:47:02 Stunden. Die<br />

33. Auflage des <strong>Red</strong> Bull Dolo mitenmannes<br />

geht am 12. <strong>September</strong><br />

in und um Lienz über die Bühne.<br />

Infos: redbulldolomitenmann.com<br />

THE RED BULLETIN 79


GUI<strong>DE</strong><br />

Travel<br />

Die Bergläufer starten den Staffelbewerb. Stille Bewunderer im Hintergrund: die Lienzer Dolomiten<br />

30 Prozent Gefälle. Dafür habe ich meine<br />

eigene Technik entwickelt: Ich blockiere<br />

das Hinterrad permanent, vorn bremse<br />

ich nur hin und wieder. Es ist schon passiert,<br />

dass ich die Bremse so überhitzt<br />

habe, dass ich Kurven einlegen musste,<br />

um das Tempo in den Griff zu bekommen.<br />

Früher ging es einfach bergab ins Ziel,<br />

einmal habe ich die Strecke in 15 Minuten<br />

geschafft. Jetzt haben sie den Kurs verschärft,<br />

nach der Abfahrt geht es in den<br />

neuen Alban-Lakata-Trail mit gefühlt hundert<br />

Anliegerkurven. Du musst hoch konzentriert<br />

sein, sonst schlägt es dir den<br />

Lenker aus den Händen. Zum Schluss ist<br />

der Weg hinüber nach Leisach gespickt<br />

mit kleinen Anstiegen. Vor lauter Krämpfen<br />

in Waden und Oberschenkeln weißt<br />

du nicht, wie du es ins Ziel schaffst.<br />

Für mich ist das Rennen vorbei, wenn<br />

ich mit Gebrüll an meinen Kajakfahrer<br />

übergebe. Ich lasse mich fallen und<br />

schnappe nach Luft. Lasst mich einfach<br />

ein paar Minuten liegen. Dann rolle ich<br />

langsam hinüber zum Ziel und nehme mit<br />

meinen Staffelkollegen unseren Schlussmann<br />

am Hauptplatz von Lienz in Empfang.<br />

Wir fallen uns in die Arme, wir haben<br />

es geschafft. Wieder einmal.<br />

Besser ein Ende mit Schmerzen als Schmerzen ohne Ende:<br />

Die Kanuten müssen den finalen Sprint mit dem Boot<br />

ab solvieren (im Bild Harald Hudetz beim Zieleinlauf 2017).<br />

„Nichts ist<br />

hier leicht“<br />

Benjamin Karl stellt drei<br />

Bike-Touren rund um Lienz vor.<br />

Moosalm:<br />

GEMÜTLICH STEIL<br />

(300 Höhenmeter). „In Osttirol gibt<br />

es nichts Leichtes. Auf die Moosalm<br />

sind es aber nur 300 Höhenmeter,<br />

oben kannst du gut essen,<br />

und der Ausblick ist wunderbar.“<br />

Karlsbader Hütte:<br />

SCHÖN ANSPRUCHSVOLL<br />

(1600 Höhenmeter): „Wenn du<br />

versierter bist, empfehle ich den<br />

Schotterweg hinauf zur Karlsbader<br />

Hütte, mitten im Herzen der Lienzer<br />

Dolomiten. Auf der schönsten Tour<br />

im hochalpinen Gelände kannst du<br />

dir für die letzten 600 Höhenmeter<br />

auf der Dolomitenhütte auch ein<br />

E‐Bike ausborgen.“<br />

Lesachtal-Runde:<br />

HERRLICH AUTOFREI<br />

(1600 Höhenmeter): „Auf der<br />

112 Kilometer langen Runde wird<br />

auch die Dolomiten-Rundfahrt ausgetragen.<br />

Mit dem Rennrad fährst<br />

du auf schmalen, verwinkelten<br />

Straßen, auf denen keine Autos<br />

unterwegs sind.“<br />

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL HANNES KROPIK<br />

80 THE RED BULLETIN


GUI<strong>DE</strong><br />

Ausrüstung<br />

OUTDOOR<br />

Wandern,<br />

next Level<br />

Dieser Schuh für Bergwanderer<br />

glänzt mit Trailrunning-Qualitäten.<br />

Untenrum stark:<br />

Die Sohle des MQM<br />

dämpft Stöße und<br />

stabilisiert den Fuß<br />

des Wanderers.<br />

TIM KENT<br />

Lange Zeit galt: Bergwanderer tragen Stiefel, Bergläufer tragen Trailrunning-Schuhe. Doch seit einigen Jahren lässt sich<br />

das Schuhwerk der beiden Gruppen immer schwerer unterscheiden. Der Grund: Auch die Wanderer sind auf die leichten<br />

und dennoch stabilen Halbschuhe der Trailrunner gekommen. Deshalb hat Hersteller Merrell einen eigenen Trailrunning-<br />

Schuh für Wanderer entwickelt. Der MQM – abgekürzt für „Move Quickly in the Mountains“ – versucht nun schon in zweiter<br />

Generation die Vorteile von Wander- und Lauf-Modellen zu vereinen. Eine flexible, gepolsterte Zwischensohle trifft auf eine<br />

gebirgstaugliche Laufsohle. Das Obermaterial ist reißfest, eine Kappe schützt die Fersenpartie. Dank neuartiger Technologie<br />

ist die GORE-TEX Waterproof Membran außergewöhnlich atmungsaktiv, eine durchgehende Zunge verhindert das<br />

Eindringen von Schmutz. 140 Euro, merrell.com<br />

THE RED BULLETIN 81


GUI<strong>DE</strong><br />

Fitness<br />

STROBOSKOP-BRILLE<br />

Wer weniger<br />

sieht,<br />

hat mehr<br />

Durchblick<br />

Diese Brille schränkt die Sicht ein<br />

– und hilft damit Top-Athleten und<br />

Astronauten, ihre Koordinationsfähigkeiten<br />

zu verbessern.<br />

Tempo, Präzision und Power<br />

sind die wichtigsten Elemente<br />

beim Rugby. Denn ständig<br />

versucht der Gegner, dich<br />

zu stören und zu Boden zu<br />

reißen. Für den perfekten<br />

Catch darfst du dich nicht aus<br />

der Ruhe bringen lassen. Eine<br />

„Stroboskop“-Brille soll Spitzensportlern<br />

genau dabei helfen.<br />

Sie wurde entwickelt, um<br />

die Verbindungen zwischen<br />

Augen, Gehirn und Körper zu<br />

optimieren. Sie simuliert eine<br />

Stroboskop-Beleuchtung, das<br />

heißt, die Gläser flimmern in<br />

rasender Geschwindigkeit:<br />

Für einen Moment sind sie<br />

durchsichtig, dann komplett<br />

blickdicht. Dadurch fehlen den<br />

Augen entscheidende visuelle<br />

Reize. Das Gehirn muss diese<br />

Lücken durch eine effizientere<br />

Verarbeitung der vorhandenen<br />

Informationen kompensieren.<br />

Die „blinde Phase“ kann je<br />

nach Einstellung nur 100 Millisekunden<br />

oder länger als eine<br />

Per App stellst du die Zeit der<br />

blinden Phasen und den Schwierigkeitsgrad<br />

der Session ein.<br />

Sekunde dauern. Je länger du<br />

nichts siehst, desto größer<br />

wird die Herausforderung.<br />

Der US-Rugby-Profi Carlin<br />

Isles trainiert seit 2013 mehrmals<br />

die Woche mit der<br />

420 Euro teuren Spezialbrille<br />

des Marktführers Senaptec.<br />

Während der 15-minütigen<br />

Sessions soll er beispielsweise<br />

Tennis- oder Rugbybälle fangen.<br />

„Seitdem hat sich meine<br />

Hand-Auge-Koordination<br />

extrem verbessert. Es fühlt<br />

sich im Spiel fast so an, als<br />

käme der Ball jetzt in Zeitlupe<br />

angeflogen“, sagt der 30-Jährige.<br />

Den Effekt der Brille<br />

machen sich übrigens<br />

nicht nur Rugbyspieler<br />

zunutze. Der Schweizer<br />

Fußballnationaltorhüter<br />

Yann Sommer,<br />

die New York Yankees und<br />

selbst die NASA bedienen<br />

sich der Methode.<br />

senaptec.com<br />

„Jetzt fühlt es sich fast<br />

so an, als käme der Ball<br />

in Zeitlupe angeflogen.“<br />

Carlin Isles, 30, Rugby-Profi<br />

So geht’s<br />

ohne Brille<br />

Senaptec-CEO Joe<br />

Bingold verrät, wie du<br />

auch ohne Hightech-<br />

Brille deine Koordina tion<br />

verbessern kannst.<br />

SCHNELLE DREHUNG<br />

Wende deinem Partner<br />

den Rücken zu und stellt<br />

euch fünf Meter auseinander.<br />

Sobald er wirft, ruft er<br />

„Go!“ – erst dann drehst<br />

du dich um und versuchst<br />

den Ball zu fangen.<br />

BLIN<strong>DE</strong> DREHUNG<br />

Um die Übung noch schwieriger<br />

zu machen, verringere<br />

die Distanz, verwende einen<br />

besonders kleinen Ball oder<br />

schließ die Augen, bevor du<br />

dich umdrehst.<br />

EINÄUGIGE BRILLE<br />

Kleb ein Glas deiner<br />

Sonnenbrille mit Kreppband<br />

ab und absolvier<br />

damit traditionelle Laufübungen.<br />

Der frühere Sprinter, der seit 2012 als Flügelspieler beim US-<br />

Nationalteam aktiv ist, gilt als schnellster Rugbyspieler der Welt.<br />

MARV WATSON/RED BULL CONTENT POOL, SENAPTEC.COM FLORIAN STURM TOM MACKINGER<br />

82 THE RED BULLETIN


JAHRESABO<br />

getredbulletin.com<br />

€ 25,90<br />

BEYOND THE ORDINARY<br />

Erhältlich am Kiosk, im Abo, als E-Paper, auf theredbulletin.com oder als Beilage in einer Teilauflage von:<br />

JAANUS REE / RED BULL CONTENT POOL


GUI<strong>DE</strong><br />

Gaming<br />

DIGITALE GELASSENHEIT<br />

Gedankenspiel<br />

Der Philosoph John Sellars erklärt<br />

uns, welche stoischen Lebensweisheiten<br />

im Gaming-Meisterwerk<br />

„<strong>The</strong> Last of Us 2“ stecken.<br />

Social Distancing, Isolation,<br />

Quarantäne: Das Jahr <strong>2020</strong><br />

stellt das soziale Wesen<br />

Mensch auf eine harte Probe.<br />

Videospiele bieten da eine<br />

gewisse Erleichterung. Sogar<br />

die WHO – die bisher eher vor<br />

Computerspielsucht gewarnt<br />

hat – empfiehlt sie für den<br />

Umgang mit dem Lockdown.<br />

In einem der Top-Games<br />

des Jahres, „<strong>The</strong> Last of Us 2“,<br />

geht es darum, mit der Katastrophe<br />

umzugehen. Das Survival-Horror-Abenteuer<br />

ist in<br />

einer postpandemischen Welt<br />

angesiedelt. Hauptfigur Ellie<br />

muss Ruhe, Resilienz und<br />

Eigenständigkeit beweisen –<br />

Eigenschaften, von denen wir<br />

alle profitieren können, und<br />

zentrale Merkmale der stoischen<br />

Philosophie.<br />

„Der Stoizismus geht von<br />

dem Gedanken aus, dass das<br />

Wohlbefinden vom Geisteszustand<br />

abhängt“, erklärt der<br />

Philosoph John Sellars. Statt<br />

sich wegen äußerer Faktoren,<br />

die man nicht kontrollieren<br />

kann, die Haare zu raufen,<br />

sollte man ein klareres Bild<br />

davon erlangen, was man<br />

beeinflussen kann – und dann<br />

rational begründete Handlungen<br />

setzen. Kurz: Es geht<br />

nicht um dein Schicksal, sondern<br />

wie du damit umgehst.<br />

Hier findest du vier stoische<br />

Lehren aus dem Game, die<br />

dich gegen die Herausforderungen<br />

des Alltags wappnen.<br />

Die innere Burg bauen<br />

Ein häufiges Motiv in postapokalyptischen<br />

Games ist<br />

der unverwüstliche Held, der<br />

eine innere Quelle des Mutes<br />

anzapft. Auch das ist stoisch,<br />

wie Sellars erklärt.<br />

„In seinen ‚Selbstbetrachtungen‘<br />

schreibt der römische<br />

Kaiser Mark Aurel von seiner<br />

‚inneren Burg‘. Das ist der Teil<br />

seines Bewusstseins, den<br />

nichts zerstören kann, es sei<br />

denn, man ließe dasjenige hinein.<br />

Wenn man eine Lage als<br />

schrecklich bewertet, erzeugt<br />

das Angst, die wiederum zu<br />

falschen Entscheidungen verleiten<br />

kann.“ Stattdessen solle<br />

man er kennen, dass man zwar<br />

die Umstände nicht kontrollieren<br />

kann, wohl aber die eigene<br />

Reaktion darauf.<br />

Tugend entdecken<br />

Schier ausweglose Situationen<br />

durchzustehen erfordert Optimismus.<br />

Hierbei verweist Sellars auf<br />

den römischen Stoiker Seneca<br />

den Jüngeren: „Er sagt, das<br />

Unheil ist die Gelegenheit der<br />

Tugend. Aktuell feiern viele<br />

Menschen die Systemerhalter<br />

als Helden des Alltags und<br />

kümmern sich um gefährdete<br />

Nachbarn. Unter widrigen<br />

Umständen entdeckt man,<br />

Innere Ruhe ist eine der Stärken von Protagonistin Ellie im Game „<strong>The</strong> Last of Us 2“.<br />

wie Menschen wirklich sind. Es<br />

gibt immer positive Seiten.“<br />

Die Welt mitdenken<br />

In „<strong>The</strong> Last of Us 2“ hat sich<br />

Ellie mit ihrem Vater zerstritten,<br />

dem Protagonisten des<br />

Original-Games von 2013.<br />

In Zeiten reduzierter sozialer<br />

Freiräume kämpfen viele Menschen<br />

mit derartigen familiären<br />

Entfremdungen. Die stoische<br />

Philosophie ortet unsere<br />

John Sellars<br />

unterrichtet Philosophie<br />

am Royal Holloway College und<br />

forscht am King’s College, die<br />

beide zur Londoner Universität<br />

gehören. Er widmet sich der<br />

stoischen Philo sophie, aktuell<br />

im Buch „Lessons in Stoicism“.<br />

johnsellars.org.uk<br />

Vernetzung allerdings auf<br />

einer umfassenderen Ebene.<br />

„Es gibt dieses Konzept<br />

des Weltbürgertums, wonach<br />

wir alle Teil einer einzigen globalen<br />

Gemeinschaft sind“, so<br />

Sellars. „Triviale Unterschiede<br />

wie Standesdünkel oder Nationalitäten<br />

rücken in den Hintergrund.<br />

Wichtig ist, dass wir<br />

alle Gesellschaftswesen mit<br />

einer gemeinsamen Vernunftbasis<br />

sind.“<br />

Bewusster leben<br />

Anders als die meisten Videospiele<br />

vermittelt „<strong>The</strong> Last of<br />

Us 2“ eine reflektierte Sicht<br />

auf den Tod, selbst auf jenen<br />

der sogenannten Feinde. „Wir<br />

sollten uns unserer Sterblichkeit<br />

stets bewusst sein“, sagt<br />

Sellars.<br />

„Dazu gehört schlicht und<br />

einfach, realistisch zu sein,<br />

aber auch unserer eigenen<br />

Zeit mehr Bedeutung beizumessen.<br />

Wir haben nur ein<br />

begrenztes Ausmaß davon,<br />

und je eher wir das begreifen,<br />

desto besser können wir die<br />

richtigen Prioritäten im Leben<br />

setzen.“<br />

SONY INTERACTIVE ENTERTAINMENT MATT RAY<br />

84 THE RED BULLETIN


Für alle, die für uns durchs Feuer gehen.<br />

Die nicht viel bekommen, aber alles geben.<br />

Tobias, Feuerwehrmann


GUI<strong>DE</strong><br />

Lesestoff<br />

THRILLER-INSTINKT<br />

Der härteste Hund<br />

Mit Jack Reacher hat der britische Thriller-Autor Lee Child eine Figur<br />

erschaffen, die keine Kompromisse kennt – und bewiesen, dass trivial<br />

und genial keine Gegensätze sind.<br />

Dass sich ausgerechnet<br />

Tom Cruise, vom Scheitel<br />

bis zur aufgedoppelten<br />

Sohle knappe 170<br />

Zentimeter hoch, die Filmrechte<br />

an „Jack Reacher“<br />

sicherte, lässt sich eigentlich<br />

nur auf zwei Arten erklären:<br />

Entweder pflegt Mr. Cruise<br />

ein sehr elastisches Verhältnis<br />

zum Begriff „Hollywoodgröße“,<br />

oder er besitzt einen<br />

ausgeprägten Sinn für Ironie.<br />

Denn die Romanvorlage zu<br />

dieser Figur ist 1,95 Meter<br />

groß, wiegt satte 110 Kilogramm<br />

und sieht aus wie „ein<br />

mit Walnüssen vollgestopftes<br />

Kondom“. Erschaffen hat sie<br />

der britische Autor Lee Child<br />

bereits im Jahre 1997 – und<br />

zwar, wie er unverblümt zugibt,<br />

am kommerziellen Reißbrett.<br />

Child, der 1954 in Coventry<br />

geboren wurde, in<br />

Wahrheit James Grant heißt<br />

und bis dahin erfolgreich<br />

als TV-Produzent tätig war,<br />

brauchte nach einer heftigen<br />

Meinungsverschiedenheit mit<br />

seinem Arbeitgeber schlichtweg<br />

einen neuen Job. Und<br />

er entschied sich für „internationaler<br />

Bestsellerautor“.<br />

Wunderbar ins Bild passt<br />

da auch der deutsche Titel<br />

des ersten Reacher-Romans:<br />

„Größenwahn“. Child, der<br />

mittlerweile in die USA ausgewandert<br />

war, ließ mit diesem<br />

Thriller einen Serienhelden<br />

von der Leine, der auf den<br />

ersten Blick wirkt wie die Inkarnation<br />

eines Chuck-Norris-<br />

Witzes: Jack Reacher, kein<br />

zweiter Vorname, kein fester<br />

Wohnsitz, hochdekorierter<br />

Ex-Militärpolizist der U. S.<br />

Army im Rang eines Majors,<br />

Koryphäe im nachhaltig letalen<br />

Umgang mit Waffen aller<br />

Art, Nahkampfexperte mit<br />

den dreckigen Instinkten<br />

eines Streetfighters, gesegnet<br />

mit einem messerscharfen<br />

86 THE RED BULLETIN


GUI<strong>DE</strong><br />

Lesestoff<br />

Erster Absatz aus „Der Bluthund“<br />

„Jack Reacher und Michelle Chang verbrachten drei Tage in Milwaukee.<br />

Am vierten Morgen war sie fort. Als Reacher mit Kaffee<br />

ins Zimmer zurückkam, fand er auf seinem Kopfkissen ein paar<br />

Zeilen. Solche kurzen Abschiedsbriefe hatte er schon mehrmals<br />

gesehen. Direkt oder indirekt besagten sie alle das Gleiche.<br />

Changs Zeilen waren indirekt. Und eleganter als die meisten.<br />

Aber nicht, was die Präsentation betraf: mit Kugelschreiber<br />

auf ein von Feuchtigkeit gewelltes Blatt Motelpapier gekritzelt.<br />

Aber elegant im Ausdruck. Sie hatte eine Metapher gewählt,<br />

um zu erklären und zu schmeicheln und sich zu entschuldigen –<br />

alles gleichzeitig. Sie hatte geschrieben: ‚Du bist wie New York.<br />

Ich besuche es liebend gern, aber ich könnte nicht dort leben.‘“<br />

LESETIPPS<br />

Einzelkämpfer<br />

in Serie<br />

Vier Romanfiguren, mit denen man sich<br />

nur im Lesesessel anlegen sollte.<br />

JAKOB HÜBNER VINZ SCHWARZBAUER<br />

analytischen Verstand und<br />

getrieben von einem unbeugsamen<br />

Gerechtigkeitssinn,<br />

der nur einen Gesetzgeber<br />

kennt: Jack Reacher.<br />

Dass es Lee Child gelungen<br />

ist, aus dieser Ausgeburt an<br />

himmelschreiender Trivialität<br />

den aktuell vielleicht konsistentesten<br />

Charakter des gepflegten<br />

Suspense mit einer<br />

weltweiten Auflage von über<br />

60 Millionen Exemplaren zu<br />

formen, grenzt an ein Wunder.<br />

Das Setting der Serie, die<br />

in deutscher Übersetzung<br />

mittlerweile 22 Romane umfasst,<br />

ist – mit Ausnahme<br />

dreier Prequels aus Reachers<br />

aktiver Militärzeit – stets ein<br />

ähnliches: Reacher, ziellos<br />

per Anhalter unterwegs und<br />

bewaffnet lediglich mit einer<br />

Klappzahnbürste, strandet<br />

zufällig irgendwo zwischen<br />

Nebraska und Nirgendwo,<br />

wird in einen Konflikt hineingezogen,<br />

der ihn eigentlich<br />

nichts angeht, leckt Blut und<br />

räumt auf. Konsequent, kompromisslos<br />

und knallhart.<br />

Was Lee Child jedoch von<br />

all seinen Kollegen aus der<br />

belletristischen Kriegerzunft<br />

unterscheidet, ist sein wirklich<br />

einzigartiger, ganz und gar<br />

pragmatischer Stil: Das ist<br />

Präzision und <strong>Red</strong>uktion in<br />

Perfektion. Die Plots sind am<br />

Punkt, die Charaktere sind<br />

am Punkt, die Dialoge sind am<br />

Punkt. Child schreibt so, wie<br />

Reacher reist: ohne Gepäck.<br />

Das gilt auch für den<br />

Reacher-Jahrgang <strong>2020</strong>, der<br />

uns Mitte Juli „Der Bluthund“<br />

bescherte. Den Startschuss<br />

liefert diesmal der Abschlussring<br />

einer Absolventin der<br />

Militärakademie West Point,<br />

den Reacher in der Auslage<br />

eines Pfandleihers entdeckt.<br />

Zunächst möchte er bloß<br />

herausfinden, wie und warum<br />

dieser dort gelandet ist. Aber<br />

schon recht bald ist neben<br />

dem Abschluss- auch ein<br />

Drogenring im Spiel. Und<br />

dann will es Reacher so richtig<br />

wissen …<br />

Vermutlich wird dies – und<br />

alle Fans müssen jetzt ganz,<br />

ganz stark sein – aber einer<br />

der letzten Reacher-Romane<br />

aus der Feder von Lee Child<br />

sein. Denn der hat angekündigt,<br />

die Figur schleichend –<br />

zunächst als Koautor und<br />

dann vollständig – an seinen<br />

jüngeren Bruder Andrew zu<br />

übergeben. Der ist zwar auch<br />

kein Genre-Frischling, ob er<br />

jedoch dieses schwere Erbe<br />

stemmen kann …? Abwarten<br />

und Reacher lesen.<br />

LEE CHILD,<br />

„<strong>DE</strong>R BLUTHUND“<br />

Ein Jack-Reacher-Roman (22),<br />

Deutsch von Wulf Bergnert.<br />

Blanvalet Verlag<br />

JASON BOURNE<br />

Alle 22 Bücher, die Robert<br />

Ludlum zu Lebzeiten veröffentlichte,<br />

landeten verlässlich<br />

auf Platz 1 der „New York<br />

Times“-Bestsellerliste – darunter<br />

auch jene drei, in denen<br />

der US-amerikanische Thrillmeister<br />

seine – nicht zuletzt<br />

dank der Verfilmungen mit<br />

Matt Damon – bekannteste<br />

Figur in Stellung brachte:<br />

Jason Bourne. Die Erfolgsserie<br />

rund um den Agenten<br />

ohne Gedächtnis wurde nach<br />

Ludlums Tod im Jahr 2001<br />

von Eric Van Lustbader artgerecht<br />

fortgesetzt und hält<br />

mittlerweile bei 14 Bänden.<br />

EVAN SMOAK<br />

Einst gehörte Evan Smoak<br />

zu einem streng geheimen<br />

US‐Regierungsprogramm<br />

namens Orphan, das Waisenkinder<br />

zu perfekten Killermaschinen<br />

hochzüchtet. Als<br />

dieses beendet wird, sucht<br />

Evan Buße für seine früheren<br />

Taten und wird zu einer Art<br />

tödlichem Samariter für Menschen<br />

in Not. Aber dann eröffnet<br />

sein ehemaliger Arbeitgeber<br />

die Jagd auf Evan – und<br />

liefert Gregg Hurwitz damit<br />

die Munition für ein großkalibriges<br />

Feuerwerk, das aktuell<br />

vier Bände ohne nennenswerte<br />

Atempause umfasst.<br />

VICTOR<br />

Auf bisher acht Bände<br />

hat es die „Victor“-Serie des<br />

britischen Autors Tom Wood<br />

gebracht – was angesichts<br />

des Lebenswandels der Titelfigur<br />

eine beachtliche Leistung<br />

ist. Denn Victor ist ein<br />

eiskalter, hochbezahlter<br />

Profikiller, der permanent<br />

im Fadenkreuz mächtiger<br />

Gegner agiert. Wood beweist<br />

in diesem mörderischen Katzund-Maus-Spiel<br />

ein feines Gespür<br />

fürs richtige Timing und<br />

kostet dabei eine sehr seltene<br />

erzählerische Freiheit genüsslich<br />

aus: Sein Held muss<br />

kein Sympathieträger sein.<br />

HARRY HOLE<br />

Alkoholkrank, alleinstehend,<br />

obrigkeitsresistent … Mit<br />

Harry Hole hat der norwegische<br />

Ausnahmekönner<br />

Jo Nesbø ein oft bemühtes<br />

Stereotyp des Hardboiled-<br />

Genres auf ein ungewohnt<br />

hohes Niveau gehievt. Die<br />

ebenso intelligent wie komplex<br />

strukturierten Plots der<br />

bisher zwölfteiligen Romanserie<br />

entstammen eher<br />

dem klassischen Krimifach,<br />

die Art und Weise, wie Harry<br />

Hole seine Fälle löst, lassen<br />

das literarische Getriebe<br />

aber in einer deutlich härteren<br />

Gangart krachen.<br />

THE RED BULLETIN 87


GUI<strong>DE</strong><br />

Ausrüstung<br />

HELME<br />

Biken mit<br />

Köpfchen<br />

Die besten Vollvisierhelme.<br />

Wer rasant mit dem<br />

Fahrrad unterwegs ist,<br />

trägt Helm, klar. Wer<br />

rasant mit dem Fahrrad<br />

Abhänge hinunterjagt,<br />

dem sei ein Vollvisierhelm<br />

empfohlen. Damit<br />

der so gut schützt, wie<br />

er soll, kannst du neben<br />

ausreichender Belüftung<br />

etwa auf diese Punkte<br />

achten: Der Helm sollte<br />

eng anliegen, wobei für<br />

gute Sicht zwischen<br />

Augenbraue und oberer<br />

Kante zwei Zentimeter<br />

liegen dürfen. Manche<br />

Modelle verfügen über<br />

ein Visier, das bei einem<br />

Sturz abreißt und so die<br />

auf den Nacken des Fahrers<br />

übertragenen Kräfte<br />

minimiert. Von oben im<br />

Uhrzeigersinn: Scott<br />

Nero Plus, 230 Euro,<br />

scott-sports.com;<br />

POC Coron Air Spin,<br />

290 Euro, pocsports.<br />

com; TSG Squad Grafic<br />

Design, 165 Euro, ridetsg.<br />

com; Bell Full-9 Fusion<br />

MIPS MTB, 280 Euro,<br />

bellbikehelmets.co.uk<br />

Frischer Wind: Der<br />

POC Coron Air SPIN<br />

bietet ein innovatives<br />

Belüftungs- und<br />

Ventilationsdesign<br />

sowie ein Abreißvisier.<br />

Neue Sehkraft<br />

Goggle für ideale Kontraste<br />

So erkennst du auch bei hohem<br />

Tempo jede Wurzel: Die POC<br />

Ora Clarity Goggle intensiviert<br />

Farbe und Kontrast, indem sie<br />

präzise Lichtmengen durchlässt.<br />

90 Euro, pocsports.com<br />

TIM KENT<br />

88 THE RED BULLETIN


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Auf dem richtigen Weg:<br />

Der deutsche Extrem-<br />

Radfahrer Jonas<br />

Deichmann vertraut<br />

der Navigations-App<br />

komoot.<br />

UNBEKANNTE<br />

WELTEN<br />

ENT<strong>DE</strong>CKEN<br />

Abenteuer leicht gemacht<br />

mit komoot<br />

Eine Reise mit dem Rad ist eine der<br />

besten Möglichkeiten, die Welt zu<br />

entdecken und hinterlässt Erinnerungen,<br />

die ein Leben lang bleiben.<br />

Auf der Suche nach unbekanntem<br />

Gelände besteht allerdings stets die<br />

Gefahr, sich meilenweit zu verlieren<br />

und die Erinnerung, die bleibt, ist<br />

die Suche nach dem Weg.<br />

Nicht so mit komoot – die Routenplanungs-<br />

und Navigations-App erobert<br />

die Welt im Sturm und begleitet<br />

dich zuverlässig auf der Suche<br />

nach neuen Erfahrungen in unbekanntem<br />

Gelände.<br />

Wie funktioniert’s? Der sportspezifische<br />

Routenplaner von<br />

komoot liefert dir Trails, Gravel- oder<br />

Rennradstrecken ganz nach deinem<br />

Geschmack. Der Algorithmus räumt<br />

beliebten Strecken Priorität ein und<br />

vorgeschlagene Routen basieren auf<br />

Empfehlungen anderer Nutzer. So<br />

überzeugt komoot mit Geheimtipps,<br />

die einen Umweg wert sind.<br />

Der deutsche Extremradfahrer<br />

und mehrfache Weltrekordhalter auf<br />

Ultralangdistanzen Jonas Deichmann<br />

ist immer offen für Neues und<br />

verlässt dafür nur allzu gern seine<br />

Komfortzone. „In Städten, die ich<br />

nicht kenne, finde ich dank komoot<br />

immer interessante Strecken“,<br />

so Deichmann, der kürzlich in nur<br />

73 Tagen und damit in neuer Rekordzeit<br />

die 18.000 Kilometer lange<br />

Strecke vom Nordkap nach Kapstadt<br />

auf dem Rad zurücklegte.<br />

Derzeit lebt er mit seiner Familie in<br />

der Schweiz. Seine Rad- und Laufstrecken<br />

plant er mit komoot und<br />

entdeckt neue Spots, sobald er das<br />

Haus verlässt. „Ich gehe gern im Wald<br />

ohne konkretes Ziel laufen und folge<br />

einfach irgendeinem Trail, der mich<br />

anspricht. Zurück nach Hause lasse<br />

ich mich dann von komoot leiten.“<br />

An ambitionierten Zielen mangelt<br />

es Deichmann nicht. Sein neues<br />

Projekt ist ein Mega-Triathlon um die<br />

Welt. Sein Ziel wird er mithilfe von<br />

komoot erreichen. „Nachdem ich<br />

nun alle großen Kontinentalstrecken<br />

in Rekordzeit bewältigt habe, brauche<br />

ich eine neue Herausforderung.<br />

Start- und Zielpunkt soll München<br />

sein. In 10 bis 11 Monaten werde<br />

ich 120-mal die Ironman-Distanz<br />

zurücklegen. Den Pazifik und den<br />

Atlantik überquere ich mit dem<br />

Segelboot.“<br />

Folge Jonas<br />

auf seiner Reise<br />

um den Globus


GUI<strong>DE</strong><br />

Kalender<br />

ab<br />

28<br />

8<strong>September</strong><br />

AUF <strong>DE</strong>R INSEL<br />

<strong>DE</strong>R FRAUEN<br />

Zwei Snowboard-Stars<br />

machen sich auf, um ein<br />

besonderes Land zu erkunden:<br />

Island, das seit<br />

neun Jahren in Folge von<br />

den Vereinten Nationen<br />

in Gleichstellungsfragen<br />

top gerankt wird. Für die<br />

Doku „A Land Shaped<br />

by Women“ verbringen<br />

Anne-Flore Marxer, 36,<br />

und Aline Bock, 38,<br />

einen Winter im fortschrittlichen<br />

Inselstaat.<br />

Auf: redbull.com<br />

<strong>September</strong><br />

HIER ENT<strong>DE</strong>CKST DU DAS LAUFEN NEU<br />

538 Kilometer, 8580 Höhenmeter, eine Woche Zeit: Mit diesen Vorgaben packt Ultra-Läufer Florian<br />

Neuschwander sein neues Abenteuer an. Nach dem Motto „Von Laufen nach Laufen laufen“ startet<br />

er vom Ort Laufen bei Basel in der Schweiz und bahnt sich seinen Weg über Deutschland bis nach<br />

Laufen bei Salzburg in Österreich. Dabei kannst du seinen Updates auf Instagram und Strava folgen,<br />

oder du begleitest ihn gleich persönlich auf einem der Streckenabschnitte. Alle Infos: redbull.com<br />

18<br />

bis 20. <strong>September</strong><br />

SIE KICKEN<br />

WIE<strong>DE</strong>R<br />

Wer bietet den spektakulärsten<br />

Fußball? Mit<br />

dieser Frage startet die<br />

Fußball-Bundesliga in<br />

ihre neue Saison. Neben<br />

dem FC Bayern München<br />

und Borussia Dortmund<br />

gehört auch RB Leipzig<br />

(li.: Dayot Upamecano<br />

gegen Dortmunds Erling<br />

Haaland) wieder zu den<br />

Teams, die besonders<br />

viel Spielfreude versprechen.<br />

Am ersten Spieltag<br />

treffen die Roten Bullen<br />

daheim auf Mainz. Infos:<br />

dierotenbullen.com<br />

ab<br />

8<strong>September</strong><br />

EIN LEBEN AUF<br />

<strong>DE</strong>M SPRUNG<br />

1998 war Jimmy LeVan<br />

24 – und wurde zur BMX-<br />

Legende: Er sprang von<br />

der Treppe der St. Mary’s<br />

Church in Austin, Texas,<br />

auf den Gehsteig der<br />

anderen Straßen seite,<br />

niemand hat das je wieder<br />

geschafft. Später<br />

sang er in der Band Zig<br />

Zag Way (Bild). Die Doku<br />

„Go Fast Pull Up: <strong>The</strong><br />

Jimmy LeVan Story“<br />

zeichnet sein Leben<br />

nach. Auf: redbull.com<br />

FLO HAGENA FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN, PICTURE<strong>DE</strong>SK.COM, NICK PUMPHREY<br />

90 THE RED BULLETIN


GUI<strong>DE</strong><br />

Kalender<br />

14<br />

<strong>September</strong><br />

STEILE ZEITEN<br />

Es ist ihre bisher schwierigste<br />

Route: In Tokio<br />

sollte Klettern <strong>2020</strong> erstmals<br />

olympisch sein, und<br />

die Weltmeister Jessica<br />

Pilz und Jakob Schuster<br />

träumten von einem Antreten<br />

– doch dann kam<br />

alles anders. Eine Doku<br />

begleitet ihr abenteuerliches<br />

Jahr: „Bergwelten:<br />

schneller, höher, stärker<br />

– Sportklettern wird<br />

olympisch“, 21.15 Uhr,<br />

Infos: servustv.de<br />

7Oktober<br />

DAS EIS RUFT<br />

Nach rund sieben Monaten<br />

Pflichtspielpause<br />

werden die Münchner<br />

Eishockey-Fans erlöst:<br />

Der EHC <strong>Red</strong> Bull München<br />

spielt in der ersten<br />

Runde der Champions<br />

Hockey League gegen<br />

das finnische Top-Team<br />

Ilves Tampere. Am 7. 10.<br />

spielen die Münchner<br />

in Tampere, am 13. steigt<br />

die Revanche dahoam.<br />

Übertragungs-Infos:<br />

redbullmuenchen.de<br />

SERVUS TV/JOHANNES MAIR/ALPSOLUT PICTURES, PICTURE<strong>DE</strong>SK.COM, CHRIS RYE<br />

bis<br />

25<br />

Oktober<br />

HIER KÖNNEN I<strong>DE</strong>EN ABHEBEN<br />

Studierende sprudeln ja oft über vor Einfällen: Bei <strong>Red</strong> Bull<br />

Basement können sie ihre Idee für eine bessere Welt vorstellen<br />

und erhalten die Chance auf umfassende Unterstützung<br />

– durch Mentoren oder Möglichkeiten zum Netzwerken.<br />

Studenten können ihre Idee bis zum 25. 10. in einem<br />

Video hochladen. User und Jury küren die Finalisten für den<br />

Global Workshop. Alle Infos unter: redbullbasement.com<br />

THE RED BULLETIN<br />

PRO SOUND.<br />

PERFEKTE<br />

PASSFORM.<br />

FIN<strong>DE</strong> <strong>DE</strong>N FLOW<br />

UND ZEIGE<br />

<strong>DE</strong>INEN STYLE.<br />

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TRUE WIRELESS KOPFHÖRER<br />

JBL.COM


Ob Elektro oder Benziner: Bei diesen neuen Autos<br />

steht der Spaß im Vordergrund – egal ob für<br />

Abenteurer, Langstrecken-Fahrer oder Sportler.<br />

Text FABRICE BRAUN<br />

Die neuen<br />

Straßenfeger<br />

Der Kraftprotz<br />

Audi e-tron<br />

S Sportback<br />

Darf’s ein bisschen<br />

mehr sein? Also eigentlich<br />

viel mehr? Das<br />

SUV-Coupé hat gleich<br />

drei Elektromotoren,<br />

zwei davon im Heck, die<br />

ihre Leistung in Kurven<br />

elektronisch auf die<br />

Räder verteilen – eine<br />

Art Quattro-de-luxe-<br />

Antrieb. Die Motoren<br />

haben zusammen<br />

320 kW Leistung und<br />

664 Nm Drehmoment.<br />

Für den völligen Exzess<br />

lässt sich die Power auf<br />

Knopfdruck und gegen<br />

Aufpreis per Boost<br />

sogar auf 370 kW und<br />

fast 1000 Nm erhöhen.<br />

Ab 96.050 Euro; audi.de


Der Übermütige<br />

Hyundai i30 N<br />

Performance<br />

Hyundai ist bekannt<br />

für sehr vernünftige,<br />

aber eher – nun ja –<br />

alltagstaugliche Autos.<br />

Mit dem i30N Performance<br />

wollen die<br />

Koreaner nun auch<br />

Freunde des flotteren<br />

Fahrens ansprechen.<br />

Der Kompaktsportler<br />

legt sich direkt mit<br />

dem VW GTI an und<br />

bringt dafür alles mit:<br />

ein Sportfahrwerk mit<br />

adaptiven Stoßdämpfern,<br />

elektronische<br />

Differenzialsperre und<br />

einen 2,0-Liter-4-Zylinder-Turbomotor<br />

mit<br />

202 kW / 275 PS. Vernünftig?<br />

Vernünftig<br />

ist hier nur der Preis.<br />

Ab 33.435 Euro<br />

hyundai.de<br />

Für Sportler<br />

Bitte anschnallen: Diese Kraftpakete<br />

machen wirklich jede<br />

Kurve zum Genuss.<br />

Es lebe der Sport<br />

Cupra Formentor e-Hybrid<br />

Seat macht aus seinen<br />

Sport-Modellen Cupra<br />

eine eigene Marke. Der<br />

erste eigenständige<br />

Cupra ist das auffällige<br />

SUV-Coupé Formentor,<br />

das im Oktober auf<br />

den Markt kommt. Der<br />

sportliche Fünfsitzer<br />

Für alle, die schon<br />

immer das Gefühl des<br />

Surfens im Auto spüren<br />

wollten. Dieser kompakte<br />

Allrad-Kraftprotz<br />

hat im Kofferraum<br />

erstaunlich viel<br />

Platz (bis zu 1430 Liter<br />

bieten theoretisch<br />

Stauraum für gleich<br />

mehrere Bretter) und<br />

Leistung bis zum Abist<br />

ein Raumwunder mit<br />

450 Liter Kofferraumvolumen<br />

und wird von<br />

einem 245 PS / 180 kW<br />

starken Plug-in- Hybrid-<br />

Motor an getrieben, mit<br />

dem er bis zu 50 Kilometer<br />

rein elektrisch<br />

fahren kann.<br />

Preis: noch nicht<br />

bekannt<br />

cupraofficial.de<br />

Wellenreiter<br />

Mercedes-AMG GLA 45 4MATIC+<br />

winken: Sein 2,0-Liter-<br />

4-Zylinder-Turbo leistet<br />

285 kW / 387 PS<br />

und 480 Nm – auf dieser<br />

Drehmomentwelle<br />

lässt es sich völlig<br />

entspannt durch den<br />

Alltag surfen.<br />

Ab 61.190 Euro<br />

mercedes-benz.de<br />

THE RED BULLETIN 93


Für die Langstrecke<br />

Ob Urlaub oder Business-Trip:<br />

In diesen Autos vergeht die<br />

längste Reise wie im Flug.<br />

Goldstück<br />

Volvo V60 Polestar Engineered<br />

Der V60 ist schon<br />

von Haus aus ein dynamischer<br />

Kombi, in dem<br />

eine Fahrt von München<br />

nach Paderborn wie im<br />

Fluge vergeht – in der<br />

Version des Volvo-Veredlers<br />

Polestar wird<br />

daraus ein sportlicher<br />

Hingucker mit goldenen<br />

Bremssätteln und<br />

Sportfahrwerk von<br />

Öhlins (mit goldenen<br />

Stoßdämpfern). Auch<br />

der Antrieb glänzt: Der<br />

Plug-in-Hybrid bringt<br />

jetzt 298 kW / 405 PS<br />

und 670 Nm Drehmoment<br />

auf die Straße.<br />

Ab 67.748 Euro<br />

volvocars.com<br />

Raumfahrt für alle<br />

Kia ProCeed GT<br />

Bis zu 203 Einkaufstaschen<br />

passen angeblich<br />

in den riesigen<br />

Kofferraum des stylishen<br />

Shooting Brakes.<br />

Die ungewöhnliche<br />

Mischung aus Kombi<br />

und Coupé dürfte wird<br />

aber auch mit dem<br />

Transport von Wasserkästen<br />

(6 Stück) oder<br />

Kinderwagen (3 Stück)<br />

fertig – mit den<br />

150 kW / 204 PS Leistung<br />

seines 1,6-Liter-<br />

4-Zylinder-Benziners<br />

auch zügig und bequem<br />

über weite Strecken.<br />

Der neue Mild-Hybrid-<br />

Diesel bringt es auf<br />

100 kW / 136 PS.<br />

Ab 30.891 Euro<br />

kia.com<br />

Sattelfest<br />

Ford Mustang<br />

Mach-E<br />

Wer bei „Mustang“<br />

an ein Sportcoupé mit<br />

V8‐Motor denkt, das<br />

beim Sprint von Ampel<br />

zu Ampel die Schnauze<br />

vorn hat, der muss<br />

demnächst umdenken:<br />

Der neue Mustang<br />

Mach-E (ab 2021)<br />

ist ein geräumiges,<br />

vollelektrisches SUV,<br />

das zwar auch schnell<br />

beschleunigt (unter<br />

5 Sekunden von 0 auf<br />

100 km/h), aber seine<br />

größte Qualität ist die<br />

Langstrecke: Bis zu<br />

600 Kilometer Reichweite<br />

soll er schaffen.<br />

Ab 46.900 Euro<br />

ford.de


Waldmeister<br />

Jeep Renegade<br />

Jeep-Fahrer galten<br />

schon immer als besonders<br />

geländegängig.<br />

Mit dem neuen Plug-in-<br />

Hybrid Renegade 4xe<br />

können sie jetzt auch<br />

mit reinem Gewissen<br />

durch die Natur pflügen<br />

– ohne Abgase und<br />

Motorenlärm: In dem<br />

Mini-SUV arbeitet vorn<br />

ein Benzinmotor mit<br />

70 kW / 96 PS, an der<br />

Hinterachse ein Elektromotor<br />

mit 44 kW / 60 PS.<br />

Bis zu 50 Kilometer<br />

kann der 4xe rein elektrisch<br />

fahren, genug für<br />

die meisten Waldwege.<br />

Ab 37.237 Euro<br />

jeep.de<br />

Für Abenteurer<br />

Neue Welten entdecken: Diese<br />

Modelle sind immer für außergewöhnliche<br />

Erlebnisse gut.<br />

Elektropop<br />

Mazda MX-30<br />

Landadel<br />

MINI Countryman<br />

Ende <strong>September</strong> bringt<br />

Mazda in Deutschland<br />

sein erstes allein elektrisch<br />

betriebenes<br />

Modell auf die Straße.<br />

Die Japaner haben die<br />

Zeit für clevere Details<br />

genutzt: So schwenken<br />

die hinteren Türen<br />

nach hinten auf, die<br />

Mittelkonsole ist mit<br />

Kork verkleidet, und<br />

der Elektromotor<br />

(107 kW / 145 PS) erzeugt<br />

beim Fahren<br />

einen dezenten, künstlichen<br />

Sound. Sich abseits<br />

ausgetretener<br />

Pfade zu bewegen ist<br />

manchmal nur eine<br />

Frage der Einstellung.<br />

Ab 23.166 Euro<br />

(inklusive Umweltbonus)<br />

madza.de<br />

Die meisten Minis<br />

dürften eher Häuserals<br />

Bergschluchten<br />

kennenlernen, der<br />

Countryman eignet<br />

sich hingegen ideal<br />

für einen Ausflug aufs<br />

Land – vor allem in der<br />

Version mit Plug-in-<br />

Hybrid: viel Stauraum<br />

und gute Traktion dank<br />

dem Allradantrieb mit<br />

den beiden Motoren,<br />

die zusammen beeindruckende<br />

162 kW /<br />

220 PS leisten. Und<br />

als Extra gibt’s gegen<br />

Aufpreis Romantik in<br />

Form einer speziellen<br />

Picknick-Bank für den<br />

Kofferraum.<br />

Ab 38.017 Euro<br />

mini.de<br />

THE RED BULLETIN 95


Impressum<br />

GLOBAL TEAM<br />

THE RED<br />

BULLETIN<br />

WELTWEIT<br />

Aktuell erscheint<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

in sechs Ländern. Vom<br />

Cover unserer Großbritannien-Ausgabe<br />

blickt dir Rugby-Star<br />

Jack Nowell entgegen.<br />

In der Story erklärt er,<br />

wie es ihm seit Jahren<br />

gelingt, gerade unter<br />

Druck seine beste<br />

Leistung abzurufen.<br />

Mehr Storys abseits des<br />

Alltäglichen gibt’s auf:<br />

redbulletin.com<br />

Chefredakteur<br />

Alexander Macheck<br />

Stv. Chefredakteur<br />

Andreas Rottenschlager<br />

Creative Director<br />

Erik Turek<br />

Art Directors<br />

Kasimir Reimann (stv. CD),<br />

Miles English, Tara Thompson<br />

Head of Photography<br />

Eva Kerschbaum<br />

Deputy Head of Photography<br />

Marion Batty<br />

Photo Director<br />

Rudi Übelhör<br />

Textchefs<br />

Jakob Hübner, Andreas Wollinger<br />

Chefin vom Dienst<br />

Marion Lukas-Wildmann<br />

Managing Editor<br />

Ulrich Corazza<br />

Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina<br />

de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz<br />

Fotoredaktion<br />

Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza<br />

Herausgeber & Geschäftsführer<br />

Andreas Kornhofer<br />

Managing Director<br />

Stefan Ebner<br />

Head of Media Sales & Partnerships<br />

Lukas Scharmbacher<br />

Publishing Management<br />

Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic,<br />

Bernhard Schmied, Melissa Stutz<br />

B2B-Marketing & -Kommunikation<br />

Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita,<br />

Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner<br />

Executive Creative Director Markus Kietreiber<br />

Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.),<br />

Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha,<br />

Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied,<br />

Valentina Pierer, Mariella Reithoffer,<br />

Verena Schörkhuber, Sara Wonka,<br />

Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart<br />

Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.),<br />

Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer,<br />

Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly<br />

Anzeigenservice<br />

Manuela Brandstätter, Monika Spitaler<br />

Herstellung Veronika Felder<br />

Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba,<br />

Sabine Wessig<br />

Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.),<br />

Claudia Heis, Nenad Isailović,<br />

Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher<br />

MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler<br />

Operations Melanie Grasserbauer,<br />

Alexander Peham, Yvonne Tremmel<br />

Assistant to General Management<br />

Patricia Höreth<br />

Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.),<br />

Nicole Glaser (Vertrieb), Victoria Schwärzler,<br />

Yoldaş Yarar (Abo)<br />

Verlagsanschrift<br />

Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien<br />

Telefon +43 1 90221-0<br />

Fax +43 1 90221-28809<br />

Web redbulletin.com<br />

Medieninhaber, Verlag & Herausgeber<br />

<strong>Red</strong> Bull Media House GmbH,<br />

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15,<br />

A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i,<br />

Landesgericht Salzburg, ATU63611700<br />

Geschäftsführer<br />

Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti,<br />

Christopher Reindl, Marcus Weber<br />

THE RED BULLETIN<br />

Deutschland, ISSN 2079-4258<br />

Länderredaktion<br />

David Mayer<br />

Lektorat<br />

Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert,<br />

Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-<br />

Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham,<br />

Vera Pink<br />

Country Project Management<br />

Natascha Djodat<br />

Media Sales<br />

Matej Anusic,<br />

matej.anusic@redbull.com<br />

Thomas Keihl,<br />

thomas.keihl@redbull.com<br />

Martin Riedel,<br />

martin.riedel@redbull.com<br />

Abo<br />

Abopreis: 21,90 EUR,<br />

10 Ausgaben/Jahr,<br />

getredbulletin.com,<br />

abo@de.redbulletin.com<br />

Druck<br />

Quad/Graphics Europe Sp. z o.o.,<br />

Pułtuska 120, 07-200 Wyszków,<br />

Polen<br />

THE RED BULLETIN<br />

Frankreich, ISSN 2225-4722<br />

Länderredaktion<br />

Pierre-Henri Camy<br />

Country Coordinator<br />

Christine Vitel<br />

Country Project Management<br />

Alessandra Ballabeni<br />

THE RED BULLETIN<br />

Großbritannien, ISSN 2308-5894<br />

Länderredaktion<br />

Ruth McLeod (Ltg.),<br />

Tom Guise, Florian Obkircher<br />

Lektorat<br />

Davydd Chong (Ltg.),<br />

Nick Mee<br />

Publishing Management<br />

Ollie Stretton<br />

Media Sales<br />

Mark Bishop,<br />

mark.bishop@redbull.com<br />

Fabienne Peters,<br />

fabienne.peters@redbull.com<br />

THE RED BULLETIN<br />

Österreich, ISSN 1995-8838<br />

Länderredaktion<br />

Christian Eberle-Abasolo<br />

Lektorat<br />

siehe entsprechenden Eintrag<br />

bei Deutschland<br />

Publishing Management<br />

Bernhard Schmied<br />

Sales Management <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

Alfred Vrej Minassian (Ltg.),<br />

Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger<br />

Media Sales<br />

Franz Fellner, Christopher<br />

Miesbauer, Nicole Okasek-Lang,<br />

Britta Pucher, Jennifer Sabejew,<br />

Johannes Wahrmann-Schär,<br />

Ellen Wittmann-Sochor, Sabine Zölß;<br />

Kristina Krizmanic (Team Assistant)<br />

anzeigen@at.redbulletin.com<br />

Sales Operations & Development<br />

Anna Schönauer (Ltg.),<br />

David Mühlbacher<br />

THE RED BULLETIN<br />

Schweiz, ISSN 2308-5886<br />

Länderredaktion<br />

Wolfgang Wieser<br />

Lektorat<br />

siehe entsprechenden Eintrag<br />

bei Deutschland<br />

Country Project Management<br />

Meike Koch<br />

Commercial & Brand Partnerships<br />

Manager<br />

Stefan Bruetsch<br />

Media Sales<br />

Marcel Bannwart (D-CH),<br />

marcel.bannwart@redbull.com<br />

Christian Bürgi (W-CH),<br />

christian.buergi@redbull.com<br />

Goldbach Publishing<br />

Marco Nicoli,<br />

marco.nicoli@goldbach.com<br />

THE RED BULLETIN USA<br />

ISSN 2308-586X<br />

Länderredaktion<br />

Peter Flax (Ltg.),<br />

Nora O’Donnell<br />

Lektorat<br />

David Caplan<br />

Director of Publishing<br />

Cheryl Angelheart<br />

Country Project Management<br />

Laureen O’Brien<br />

Media Sales<br />

Todd Peters,<br />

todd.peters@redbull.com<br />

Dave Szych,<br />

dave.szych@redbull.com<br />

Tanya Foster,<br />

tanya.foster@redbull.com<br />

96 THE RED BULLETIN


„LESEN WIE ICH WILL“<br />

DU ENTSCHEI<strong>DE</strong>ST, WIE DU<br />

<strong>DE</strong>INE ZEITSCHRIFT LESEN<br />

MÖCHTEST. OB EINE EINZELNE<br />

AUSGABE O<strong>DE</strong>R IM ABO –<br />

OB GEDRUCKT O<strong>DE</strong>R DIGITAL.<br />

DAS IST BEQUEM, ZUVER-<br />

LÄSSIG UND GÜNSTIG.<br />

Foto © Skyshot/Greber<br />

BIKE – Europas größtes Mountainbike-Magazin – zeigt 12x im Jahr, worauf die<br />

Bike-Szene abfährt: Test und Technik, Touren und Routen, Fitness und Fahrtechnik,<br />

Rennen und Events – dazu spannende Reportagen und spektakuläre Fotos.<br />

Ganz einfach online informieren unter<br />

www.delius-klasing.de/bike-lesen-wie-ich-will<br />

EMTB, das Magazin für E-Mountainbiker, vermittelt die Faszination des E-Mountainbikens,<br />

beantwortet die wichtigsten Fragen zur Technik und sorgt mit kompetenten Vergleichstests<br />

für Orientierung im Markt.<br />

Ganz einfach online informieren unter<br />

www.delius-klasing.de/emtb-lesen-wie-ich-will<br />

Das Gravity-Magazin zeigt 4x im Jahr mehr als nur radikales Mountainbiken. Typen<br />

und Sprünge in sensationellen Bildern und spannenden Reportagen, viel Service<br />

durch kompetente Tests, Technik-Tipps, Infos zu Events, Freeride-Parks und -Spots.<br />

FREERI<strong>DE</strong> steht für Individualität, Fahrspaß und Lust aufs Abenteuer.<br />

Ganz einfach online informieren unter<br />

www.delius-klasing.de/freeride-lesen-wie-ich-will


Perfekter Abgang<br />

Flug über den Flügel<br />

Wie Adrian Guggemos Mobilität definiert? Zum Beispiel so. In seinem neuesten<br />

Video „Night at the Museum“ springt der 26-Jährige mit seiner GasGas TXT<br />

Racing 300 über den Flügel einer Concorde. Was man als Trial-Freestyle-Ass<br />

eben macht, wenn man eine Nacht im Technik Museum Sinsheim verbringt.<br />

Den Clip mit allen Stunts gibt’s unter: redbull.com<br />

Die nächste<br />

Ausgabe des<br />

RED BULLETIN<br />

erscheint am<br />

13. Oktober<br />

<strong>2020</strong>.<br />

DANIEL WAGNER/RED BULL CONTENT POOL<br />

98 THE RED BULLETIN


3 TIPPS<br />

VON JE<strong>DE</strong>M GAST<br />

FÜR <strong>DE</strong>INEN ALLTAG<br />

Pioniere unserer Zeit sprechen über<br />

die innovativen Rezepte hinter ihrem Erfolg.<br />

Jeden Montag – überall, wo es Podcasts gibt.<br />

Jetzt abonnieren und keine Session verpassen!<br />

Die Welt von INNOVATOR by <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong> täglich erleben:<br />

innovatorbytheredbulletin innovatorbytheredbulletin redbulletininnovator<br />

redbulletininnovator.com


Quelle: van-of-the-year.com 11/19<br />

FORD RANGER<br />

JETZT 3 AUSSTATTUNGSOPTIONEN GESCHENKT. 1<br />

Ob Arbeit oder Freizeit – mit dem meistverkauften Pick-up<br />

Deutschlands 2 gibt es keine Grenzen, dafür pure Kraft,<br />

Fahrspaß und jetzt sogar noch drei Highlights geschenkt.<br />

Beispielfoto eines Fahrzeugs der Baureihe. Gültig für alle Ford Ranger Limited-/Wildtrak-/Raptor-Modelle bei verbindlichen Kaufverträgen und Zulassung auf den<br />

privaten Endkunden (außer Werkangehörige) und gewerbliche Kunden (außer Autovermieter, Behörden, Kommunen sowie gewerbliche Abnehmer mit gültigem<br />

Ford-Werke Rahmenabkommen). Die Prämie ist nicht mit anderen „Ab-Lager-Programmen“ kombinierbar. Details bei allen teilnehmenden Ford Partnern.<br />

1<br />

Im Rahmen des Angebotes sind 3 Wunschausstattungen (gemäß gültiger Preisliste) beliebig wählbar, ausgenommen ist Ford Zubehör. 2 Quelle: www.kba.de

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