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Einführung in Linux/UNIX - Abklex

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34 KAPITEL 2. LINUX/<strong>UNIX</strong><br />

ohne andere Prozesse zu stören? Die Vielzahl und der E<strong>in</strong>fallsreichtum der<br />

Programmierer, die an <strong>UNIX</strong> mitgearbeitet haben und noch weiterarbeiten,<br />

haben stellenweise zu e<strong>in</strong>er etwas unübersichtlichen und den Anfänger verwirrenden<br />

Fülle von Werkzeugen geführt. Statt e<strong>in</strong>er Shell gibt es gleich e<strong>in</strong><br />

Dutzend Geschmacksrichtungen. Nach heutiger Erkenntnis hat <strong>UNIX</strong> auch<br />

Schwächen theoretischer Art, siehe ANDREW S. TANENBAUM.<br />

<strong>UNIX</strong> gilt als schwierig. Aber komplexe Aufgaben lösen andere Betriebssysteme<br />

auch nicht e<strong>in</strong>facher als <strong>UNIX</strong>. <strong>UNIX</strong> ist sicherer als PC-DOS oder<br />

ähnliche Betriebssysteme. Den Reset-Knopf brauche ich vielleicht e<strong>in</strong>mal im<br />

Vierteljahr, und das meist im Zusammenhang mit Systemumstellungen, die<br />

heikel se<strong>in</strong> können. Anwendungsprogramme e<strong>in</strong>es gewöhnlichen Benutzers<br />

haben gar ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, das System abstürzen zu lassen (sagen wir vorsichtshalber<br />

fast ke<strong>in</strong>e). Nicht ohne Grund arbeiten viele Server im Internet<br />

mit <strong>UNIX</strong>.<br />

2.2.4 <strong>UNIX</strong>-Philosophie<br />

Unter <strong>UNIX</strong> stehen über tausend Dienstprogramme (utility, utilitaire) zur<br />

Verfügung. Dienstprogramme werden mit dem Betriebssystem geliefert, gehören<br />

aber nicht zum Kern, sondern haben den Rang von Anwendungen. Sie<br />

erledigen immer wieder und überall vorkommende Arbeiten wie Anzeige von<br />

Dateiverzeichnissen, Kopieren, Löschen, Editieren von Texten, Sortieren und<br />

Suchen. Die Dienstprogramme von <strong>UNIX</strong> erfüllen jeweils e<strong>in</strong>e überschaubare<br />

Funktion. Komplizierte Aufgaben werden durch Komb<strong>in</strong>ationen von Dienstprogrammen<br />

gemeistert. Eierlegende Wollmilchsäue widersprechen der re<strong>in</strong>en<br />

<strong>UNIX</strong>-Lehre, kommen aber vor, siehe emacs(1).<br />

Der Benutzer wird mit unnötigen Informationen verschont. No news are<br />

good news. Rückfragen, ob man e<strong>in</strong> Kommando wirklich ernst geme<strong>in</strong>t hat,<br />

gibt es selten. <strong>UNIX</strong>-Werkzeuge h<strong>in</strong>dern den Benutzer nicht daran, etwas zu<br />

tun, sondern unterstützen ihn. In früheren Jahrzehnten g<strong>in</strong>g es vor allem darum,<br />

auf langsamer Hardware schnell zu arbeiten; der Wunsch kommt auch<br />

heute noch vor. Ob das Tun s<strong>in</strong>nvoll ist oder nicht, bleibt dem Benutzer überlassen,<br />

er wird möglichst wenig gegängelt. <strong>UNIX</strong> rechnet mit dem mündigen<br />

Anwender. E<strong>in</strong> gewisser Gegensatz zu anderen Welten ist zu erkennen.<br />

Von Anbeg<strong>in</strong>n hat <strong>UNIX</strong> Wert auf Portabilität und den Umgang mit heterogener<br />

Hardware gelegt, mitunter zu Lasten der Effizienz. Dazu gehört, dass<br />

Konfigurationen und Daten möglichst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen ASCII-Textfiles abgelegt<br />

werden. Um e<strong>in</strong> <strong>UNIX</strong>-Subsystem – sagen wir die Secure Shell oder den <strong>in</strong>et-<br />

Dämon – zu konfigurieren, brauche ich nur me<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gseditor. Ich kann<br />

auch e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e fremde Konfiguration oder fremde Skripte abkupfern und<br />

anpassen. Konfigurationswerkzeuge mit grafischer Benutzeroberfläche mögen<br />

elegant aussehen, aber wehe, sie funktionieren nicht hundertprozentig.<br />

Dann steht der Benutzer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ziemlich dunklen Wald. Und die Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit anderen Werkzeugen ist nahezu unmöglich.<br />

<strong>UNIX</strong> geht davon aus, dass alle Benutzer guten Willens s<strong>in</strong>d und fördert<br />

ihre Zusammenarbeit. Es gibt aber Hilfsmittel zur Überwachung. Schwarze<br />

Schafe entdeckt e<strong>in</strong> gewissenhafter System-Manager bald und sperrt sie e<strong>in</strong>.

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