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<strong>Krümelkun<strong>de</strong></strong><br />

Gemeinfassliche Darstellung <strong>de</strong>s Krümelwesens<br />

und verwandter Gebiete<br />

Kort und bündig an dat Licht gewen,<br />

ok för <strong>de</strong> Herrn un Frugen Ungelihrten mit allerhand<br />

verstännige Betrachtungen un för <strong>de</strong> Gelihrten<br />

mit passliche Noten verseihn von<br />

Wulf <strong>Alex</strong><br />

2008<br />

Karlsruhe


Copyright: Wulf <strong>Alex</strong>, Karlsruhe, 2000–2008<br />

E-Mail:<br />

alex-<strong>weingarten</strong>@t-online.<strong>de</strong><br />

Ausgabedatum: 19. November 2008.<br />

Geschützte Namen wie Coulter Counter wer<strong>de</strong>n ohne Kennzeichnung verwen<strong>de</strong>t.<br />

Dies ist ein Skriptum. Es ist unvollständig und enthält Fehler. Das Skriptum<br />

darf ganz o<strong>de</strong>r in Teilen vervielfältigt, gespeichert und verbreitet wer<strong>de</strong>n, vorausgesetzt<br />

dass<br />

• <strong>de</strong>r Verfasser genannt wird,<br />

• Än<strong>de</strong>rungen gekennzeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Falls Sie <strong>de</strong>n Wunsch verspüren, das Werk zu zitieren, empfiehlt sich folgen<strong>de</strong><br />

Schreibweise:<br />

<strong>Alex</strong>, Wulf: <strong>Krümelkun<strong>de</strong></strong> (Skriptum)<br />

http://www.alex-<strong>weingarten</strong>.<strong>de</strong>/skripten/kruemel.pdf<br />

(Stand 19. November 2008)


Particle Characterization is the ingredient<br />

which transforms Particle Technology<br />

from a collection of empirical data<br />

into an elegant and exciting subject.<br />

BRIAN SCARLETT, Delft 1983<br />

Vorwort<br />

Die <strong>Krümelkun<strong>de</strong></strong> – bekannter unter <strong>de</strong>r gelehrten Bezeichnung Dispersitätsanalyse<br />

o<strong>de</strong>r Kennzeichnung Disperser Systeme – ist ein altes Handwerk<br />

und eine junge Wissenschaft, wie viele Zweige <strong>de</strong>r Verfahrenstechnik.<br />

Im Skriptum wer<strong>de</strong>n die Grundlagen und typische Geräte behan<strong>de</strong>lt, aber<br />

keine Vergleiche o<strong>de</strong>r Tests bestimmter Fabrikate gebracht. Solche Informationen<br />

veralten schnell, während die Grundlagen langlebiger sind. Ebenso beschränkt<br />

sich das Skriptum auf <strong>de</strong>n Größenbereich oberhalb <strong>de</strong>r Wellenlänge<br />

<strong>de</strong>s sichtbaren Lichts (etwa 0,5 µm). Die Kolloidchemie bezeichnet diesen Bereich<br />

als grobdispers. Die rheologische Charakterisierung disperser Systeme<br />

fällt eigentlich auch unter das obige Thema, wird aber aus naheliegen<strong>de</strong>n<br />

Grün<strong>de</strong>n weggelassen.<br />

Das Skriptum begann als Folge von Webseiten im Internet zur Begleitung<br />

einer Vorlesung in <strong>de</strong>r Universität Karlsruhe. Die dürftigen Möglichkeiten<br />

zur Darstellung mathematischer Zusammenhänge veranlassten mich, statt<strong>de</strong>ssen<br />

ein LaTeX-Manuskript zu schreiben und im pdf-Format ins Netz zu<br />

stellen. Das Skriptum ist weit entfernt davon, vollständig zu sein, aber ich<br />

möchte es nicht erst posthum veröffentlichen. In unregelmäßigen, hoffentlich<br />

nicht zu großen Abstän<strong>de</strong>n kommen Abschnitte hinzu. Die Seiten erheben<br />

keinen wissenschaftlichen Anspruch, son<strong>de</strong>rn sollen <strong>de</strong>n Bedarf nach einfach<br />

zu beschaffen<strong>de</strong>m, verständlichem Lernmaterial auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Krümelwesens<br />

<strong>de</strong>cken. Die zahlreichen Formeln rühren daher, dass Zwischenrechnungen<br />

ausführlich dargestellt sind, sollten also nicht abschrecken.<br />

Die hier verarbeiteten Gedanken stammen größtenteils von an<strong>de</strong>ren. An<br />

erster Stelle nenne ich meine bei<strong>de</strong>n aka<strong>de</strong>mischen Lehrer, Prof. Dr.-Ing. D.<br />

Tech. h. c. HANS RUMPF und Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. KURT LESCHON-<br />

SKI. Die langjährige Mitarbeit im Deutschen Normenausschuß hat viel zur<br />

Klärung <strong>de</strong>r Begriffe beigetragen (und Zeit gekostet). Mündliche und schriftliche<br />

Äußerungen meiner Freun<strong>de</strong> und Kollegen Dr. TERENCE ALLEN, Dr.<br />

CLAUS BERNHARDT, Prof. Dr.-Ing. BERND KOGLIN, Prof. Dr.-Ing. HANS PE-<br />

TER KURZ, Dr.-Ing. JÜRGEN RAASCH, Prof. Dr.-Ing. ULRICH RIEBEL, Prof.<br />

BRIAN SCARLETT, Prof. Dr.-Ing. KARL SOMMER, Prof. Dr.-Ing. MATTHIAS<br />

STIESS und Dr.-Ing. HEINZ UMHAUER habe ich teils bewusst, teils unbewusst<br />

verwertet. Schließlich haben Lehraufträge <strong>de</strong>r Universität Karlsruhe und die<br />

sich daraus ergeben<strong>de</strong>n Diskussionen mit Stu<strong>de</strong>nten und Doktoran<strong>de</strong>n einen<br />

v


vi<br />

för<strong>de</strong>rlichen Einfluss auf die gelegentlich staubtrockene Darstellung ausgeübt.<br />

Zur Zeit – En<strong>de</strong> 2008 – bin ich dabei, meine Manuskripte zu vereinheitlichen.<br />

Inhaltlich än<strong>de</strong>rt sich dadurch nichts. Langfristig sollten für <strong>de</strong>n Leser<br />

Verbesserungen und für mich eine Erhöhung <strong>de</strong>s Wirkungsgra<strong>de</strong>s herauskommen.<br />

Weingarten (Ba<strong>de</strong>n), 20. November 2008<br />

Dr.-Ing. Wulf <strong>Alex</strong>


Übersicht<br />

1 Disperse Systeme 1<br />

2 Statistische Beschreibung 15<br />

3 Koordinatentransformationen 30<br />

4 Kennzeichnung einer Trennung 35<br />

5 Kennzeichnung einer Mischung 41<br />

6 Fehleranalyse 42<br />

7 Teilchen und Fel<strong>de</strong>r 44<br />

8 Probenvorbereitung 45<br />

9 Zählverfahren 52<br />

10 Sedimentation 59<br />

11 Windsichtung 71<br />

12 Siebanalyse (Prüfsiebung) 75<br />

13 Lichtstreuung am Kollektiv 83<br />

14 Spezifische Oberfläche 85<br />

15 Packungen, Porosität 96<br />

16 Formanalyse 97<br />

17 Konzentrationen, Abstän<strong>de</strong> 103<br />

A Computerprogramme 105<br />

B Prüfungsfragen 118<br />

C DIN-Normen 122<br />

D Zum Weiterlesen 123<br />

vii


Inhalt<br />

1 Disperse Systeme 1<br />

1.1 Worum geht es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

1.1.1 Zucker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

1.1.2 Rosinenkuchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

1.1.3 Farbspritzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

1.1.4 Autoreifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.1.5 Backhefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.1.6 Blut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.1.7 Weltall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.1.8 Aufgabe <strong>de</strong>r Dispersitätsanalyse . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.2 Dispersitätsabhängige Stoffeigenschaften . . . . . . . . . . . 3<br />

1.3 Disperse Phase – umgeben<strong>de</strong>s Medium . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.4 Dispersitätsmerkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

1.5 Mengeninhalte und -anteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

1.6 Systematik <strong>de</strong>r Messverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.7 Memo disperse Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2 Statistische Beschreibung 15<br />

2.1 Verteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.2 Momentenschreibweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.3 Mittelwerte und Streuungsmaße . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.4 Spezielle Verteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.4.1 Potenzverteilung (DIN 66143) . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.4.2 Logarithmische Normalverteilung (DIN 66144) . . . . . . 27<br />

2.4.3 RRSB-Verteilung (DIN 66145) . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

2.5 Vergleich zweier Stichproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.5.1 Statistische Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.5.2 Summen und Quotienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.6 Memo statistische Beschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3 Koordinatentransformationen 30<br />

3.1 Skalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.2 Zweidimensionale Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

3.2.1 Doppeltlogarithmisches Netz . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

3.2.2 RRSB-Netz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.2.3 Log-Normal-Netz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.2.4 Abszissensubstitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.3 Verschiebungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.4 Drehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.5 Polarkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.6 Memo Koordinatentransformationen . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

viii


INHALT<br />

ix<br />

4 Kennzeichnung einer Trennung 35<br />

4.1 Trennkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

4.2 Trenngrenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4.3 Trennschärfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4.4 Memo Trennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

5 Kennzeichnung einer Mischung 41<br />

5.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

5.2 Mischungszustän<strong>de</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

5.2.1 Vollständige Entmischung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

5.2.2 I<strong>de</strong>ale Homogenität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

5.2.3 Zufallsmischung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

5.3 Mischgüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

5.4 Memo Mischung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

6 Fehleranalyse 42<br />

6.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

6.2 Statistischer und systematischer Fehler . . . . . . . . . . . . 43<br />

6.3 Memo Fehleranalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

7 Teilchen und Fel<strong>de</strong>r 44<br />

7.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

7.2 Memo Teilchen und Fel<strong>de</strong>r . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

8 Probenvorbereitung 45<br />

8.1 Probenahme – warum und wie? . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

8.2 Präparation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

8.3 Probenumfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

8.4 Memo Probenvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

9 Zählverfahren 52<br />

9.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

9.2 Abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zählverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

9.2.1 Präparation <strong>de</strong>r Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

9.2.2 Abbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

9.2.2.1 Gewöhnliche Kamera, Vi<strong>de</strong>okamera, Digitalkamera<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

9.2.2.2 Makroskop, Lupenaufnahme (einstufiges Mikroskop)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

9.2.2.3 Lichtmikroskop (zusammengesetztes L.) . . . 53<br />

9.2.2.4 Laser-Scanning-Mikroskop . . . . . . . . . . . 53<br />

9.2.2.5 Raster-Elektronenmikroskop, Mikroson<strong>de</strong> . . 53<br />

9.2.2.6 Transmissions-Elektronenmikroskop . . . . . 53<br />

9.2.2.7 Weitere Mikroskope . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

9.2.3 Geometrische Dispersitätsmerkmale . . . . . . . . . . . . 53<br />

9.2.4 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

9.2.4.1 Auswertung von Hand . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

9.2.4.2 Halbautomatische Auswertung . . . . . . . . . 54


x<br />

INHALT<br />

9.2.4.3 Vollautomatische Auswertung . . . . . . . . . 54<br />

9.3 Unmittelbare Zählverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

9.3.1 Mechanische Zählung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

9.3.2 Beeinflussung von Fel<strong>de</strong>rn . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

9.3.2.1 Schallfel<strong>de</strong>r (Z. nach Langer) . . . . . . . . . . 55<br />

9.3.2.2 Elektrisches Strömungsfeld (Coulter Counter) 55<br />

9.3.2.3 Durchfluss-Fotometer (Extinktion) . . . . . . . 57<br />

9.3.2.4 Streulicht-Analysatoren . . . . . . . . . . . . . 57<br />

9.3.2.5 Spektrothermaler Zähler . . . . . . . . . . . . 57<br />

9.4 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

9.5 Memo Zählverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

10 Sedimentation 59<br />

10.1 Sinkgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

10.2 Dispergierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

10.3 Einteilung <strong>de</strong>r Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

10.4 Mengenmessung im Schwerefeld . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

10.4.1 Überschichtungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

10.4.1.1 Inkrementelle Mengenmessung . . . . . . . . . 63<br />

10.4.1.2 Kumulative Mengenmessung . . . . . . . . . . 63<br />

10.4.2 Suspensionsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

10.4.2.1 Inkrementelle Mengenmessung . . . . . . . . . 63<br />

10.4.2.2 Kumulative Mengenmessung . . . . . . . . . . 64<br />

10.5 Mengenmessung im Zentrifugalfeld . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

10.5.1 Überschichtungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

10.5.2 Suspensionsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

10.6 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

10.7 Memo Sedimentationsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

11 Windsichtung 71<br />

11.1 Teilchenbewegung in einem Strömungsfeld . . . . . . . . . . 71<br />

11.2 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

11.3 Schwerkraftsichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

11.4 Fliehkraftsichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

11.5 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

11.6 Memo Windsichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

12 Siebanalyse (Prüfsiebung) 75<br />

12.1 Kennzeichnung von Sieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

12.2 Siebverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

12.2.1 Handsiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

12.2.2 Maschinensiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

12.2.3 Luftstrahlsiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

12.2.4 Ringspaltsiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

12.2.5 Nasssiebung auf Mikrosieben . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

12.2.6 Siebhilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

12.2.7 Siebreinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79


INHALT<br />

xi<br />

12.3 Durchführung <strong>de</strong>r Siebanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

12.3.1 Einflüsse auf die Siebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

12.3.2 Siebdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

12.3.3 Trenngrenze, Zähl-Wäge-Verfahren . . . . . . . . . . . . . 80<br />

12.3.4 Mengenanteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

12.4 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

12.5 Memo Siebanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

13 Lichtstreuung am Kollektiv 83<br />

13.1 Lichtstreuung am Einzelteilchen . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

13.2 Memo Lichtstreuung am Kollektiv . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />

14 Spezifische Oberfläche 85<br />

14.1 Definition <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche . . . . . . . . . . . . . 85<br />

14.2 Übersicht über die Messverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

14.3 Berechnung aus Verteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

14.4 Durchströmungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

14.5 Fotometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

14.6 Adsorptionsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

14.7 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

14.8 Memo Oberfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

15 Packungen, Porosität 96<br />

15.1 Porosität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />

15.2 Memo Packungen, Porosität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />

16 Formanalyse 97<br />

16.1 Aufgabe <strong>de</strong>r Formanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

16.2 Verbale Formbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

16.3 Formfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

16.3.1 Sphärizität nach WADELL . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

16.3.2 Dynamischer Formfaktor κ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

16.3.3 Rundheit nach WADELL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

16.3.4 Elongation und Schuppigkeit nach HEYWOOD . . . . . . 99<br />

16.3.5 Formfaktor nach KRUMBEIN . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

16.3.6 Formfaktor nach COREY . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

16.4 Fourier-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

16.5 Fraktale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

16.6 Memo Formanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

17 Konzentrationen, Abstän<strong>de</strong> 103<br />

17.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />

A Computerprogramme 105<br />

A.1 Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />

B Prüfungsfragen 118


xii<br />

INHALT<br />

C DIN-Normen 122<br />

D Zum Weiterlesen 123<br />

D.1 Gesamtdarstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

D.2 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

D.3 Mathematik, Statistik, Informatik . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

D.4 Probennahme und -vorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />

D.5 Zählverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />

D.6 Sedimentationsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />

D.7 Windsichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />

D.8 Trennverfahren allgemein, Siebanalyse . . . . . . . . . . . . 125<br />

D.9 Weitere Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125<br />

D.10 Oberfläche, Porosität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125<br />

D.11 Formanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125


Abbildungen<br />

1.1 Geröll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.2 Wolken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.1 Verteilungssummenkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

2.2 Verteilungsdichtekurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.3 Verteilungsdichte, Histogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.4 Massenverteilungssumme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.5 Massenverteilungsdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.6 Potenzverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

8.1 Probenahme und -teilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

8.2 Grundgesamtheit, Stichprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

9.1 Zählöffnung Coulter Counter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

10.1 Pipetten zur Sedimentationsanalyse . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

10.2 Strähnenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

11.1 Gegenstromsichtung, Querstromsichtung . . . . . . . . . . . 72<br />

12.1 Siebgewebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

xiii


Tabellen<br />

2.1 Urliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.2 Verteilungssumme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.3 Anzahlverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.4 Massenverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.5 Mittelwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

8.1 Probenumfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

xiv


Formelzeichen<br />

Das Skriptum hält sich weitgehend an DIN 66161 Partikelgrößenanalyse –<br />

Formelzeichen, Einheiten.<br />

A<br />

A A<br />

A E<br />

A o,r<br />

A S<br />

a<br />

c<br />

c m<br />

c w<br />

D<br />

DF<br />

d<br />

d h<br />

ɛ<br />

η<br />

F<br />

F<br />

f<br />

f<br />

f H<br />

g<br />

g<br />

H<br />

h<br />

h<br />

I<br />

I 50<br />

I 80<br />

i<br />

K E<br />

K S<br />

κ<br />

κ<br />

M<br />

M<br />

m<br />

m A<br />

m A (x)<br />

m G<br />

Fläche, Querschnittsfläche, Projektionsfläche (area)<br />

optischer Absorptionsquerschnitt<br />

optischer Extinktionsquerschnitt<br />

relative freie Siebfläche<br />

optischer Streuquerschnitt<br />

Fläche, Flächenbedarf eines Adsorbatmoleküls<br />

Konzentration<br />

Massenkonzentration<br />

Wi<strong>de</strong>rstandsbeiwert<br />

Durchgang (Massenverteilungssumme)<br />

Dekontaminierungsfaktor<br />

Durchmesser<br />

hydraulischer Durchmesser<br />

Porosität<br />

Viskosität<br />

Kraft (force)<br />

Formfaktor nach COREY<br />

Feingut-Massenanteil<br />

Formfaktor, allgemein<br />

Formfaktor nach HEYWOOD<br />

Grobgut-Massenanteil<br />

Fallbeschleunigung<br />

Höhe<br />

Höhe<br />

relative Häufigkeit<br />

Intensität<br />

Interquartilbereich<br />

Inter<strong>de</strong>zilbereich<br />

In<strong>de</strong>x<br />

optischer Extinktionskoeffizient<br />

optischer Streukoeffizient<br />

Trennschärfemaß nach EDER<br />

Formfaktor<br />

Masse, kumulative Masse, Gesamtmasse<br />

Moment, statistisches<br />

Masse<br />

Masse <strong>de</strong>s Aufgabegutes insgesamt<br />

Masse <strong>de</strong>s Aufgabegutes bei <strong>de</strong>r Teilchengröße x<br />

Masse <strong>de</strong>s Grobgutes insgesamt<br />

xv


xvi<br />

TABELLEN<br />

m G (x) Masse <strong>de</strong>s Grobgutes bei <strong>de</strong>r Teilchengröße x<br />

m F Masse <strong>de</strong>s Feingutes insgesamt<br />

m F (x) Masse <strong>de</strong>s Feingutes bei <strong>de</strong>r Teilchengröße x<br />

m Exponent <strong>de</strong>r Potenzverteilung<br />

m x Maßstabsfaktor<br />

m y Maßstabsfaktor<br />

µ Mittelwert <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

N Anzahl, kumulative Anzahl, Gesamtzahl<br />

n Anzahl (number)<br />

n Exponent <strong>de</strong>r RRSB-Verteilung<br />

ω Winkelgeschwindigkeit<br />

p Druck (pressure)<br />

p Wahrscheinlichkeit (probability)<br />

Ψ Formfaktor nach KRUMBEIN<br />

Ψ Sphärizität nach WADELL<br />

Q Verteilungssumme<br />

Q 0 (x) Anzahl-Verteilungssumme<br />

Q 3 (x) Volumen- o<strong>de</strong>r Massenverteilungssumme<br />

q Verteilungsdichte<br />

q 0 (x) Anzahl-Verteilungsdichte<br />

q 3 (x) Volumen- o<strong>de</strong>r Massenverteilungsdichte<br />

q A (x) Verteilungsdichte <strong>de</strong>s Aufgabegutes<br />

q F (x) Verteilungsdichte <strong>de</strong>s Feingutes<br />

q G (x) Verteilungsdichte <strong>de</strong>s Grobgutes<br />

R elektrischer Wi<strong>de</strong>rstand (resistance)<br />

R Rundheit nach WADELL<br />

R Rückstand (1 − D)<br />

R Spannweite, statistische (range)<br />

Re REYNOLDSzahl<br />

r Radius<br />

ρ Dichte (Masse/Volumen)<br />

ρ l Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

ρ s Dichte <strong>de</strong>s Feststoffs<br />

ρ spezifischer elektrischer Wi<strong>de</strong>rstand<br />

S Oberfläche (surface)<br />

S m massenbezogene Oberfläche<br />

S v volumenbezogene Oberfläche<br />

s Schätzwert <strong>de</strong>r Standardabweichung<br />

σ Standardabweichung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

T Trenngrad<br />

t Teilung <strong>de</strong>r Sieböffnungen<br />

t Temperatur<br />

t Trennschärfemaß<br />

t Zeit, Zeitspanne (time)<br />

V Volumen<br />

v Geschwindigkeit<br />

v Volumen


TABELLEN<br />

xvii<br />

w<br />

w<br />

x<br />

x A<br />

x S<br />

x St<br />

ξ<br />

Sinkgeschwindigkeit<br />

lichte Weite <strong>de</strong>r Sieböffnungen<br />

Dispersitätsmerkmal, meist Länge<br />

analytische Trenngrenze<br />

Äquivalentdurchmesser <strong>de</strong>r oberflächengleichen Kugel<br />

STOKESdurchmesser<br />

Dispersitätsmerkmal, anstelle x


1 Disperse Systeme<br />

Disperse Systeme im allgemeinen, ihre Be<strong>de</strong>utung und ihre Eigenschaften;<br />

Systematik <strong>de</strong>r Messverfahren.<br />

1.1 Worum geht es?<br />

1.1.1 Zucker<br />

Stellen Sie sich einen Tisch mit folgen<strong>de</strong>n Proben vor:<br />

• Pu<strong>de</strong>rzucker<br />

• Kristallzucker<br />

• Hagelzucker<br />

• Würfelzucker<br />

• Kandiszucker<br />

• Zuckerhut<br />

Chemisch han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n Proben durchgehend um Rohrzucker, also<br />

um <strong>de</strong>nselben Stoff. Verfahrenstechnisch dagegen han<strong>de</strong>lt es sich um <strong>de</strong>utlich<br />

verschie<strong>de</strong>ne Produkte mit verschie<strong>de</strong>nen Anwendungsbereichen. Umgangssprachlich<br />

wür<strong>de</strong> man sagen, die Produkte seien unterschiedlich fein, wobei<br />

zwischen Kandiszucker und Würfelzucker trotz gleicher Größe <strong>de</strong>r Teilchen<br />

auch noch ein Unterschied besteht (welcher?).<br />

1.1.2 Rosinenkuchen<br />

Zweites Beispiel: zwei Topfkuchen mit Rosinen. Bei<strong>de</strong> Kuchen seien aus <strong>de</strong>nselben<br />

Zutaten gebacken. Der erste ist gelungen, beim zweiten sind alle Rosinen<br />

auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gesunken, außer<strong>de</strong>m ist er im unteren Teil zusammengefallen.<br />

Chemisch und von Nährwert her betrachtet sind bei<strong>de</strong> Kuchen gleichwertig.<br />

Trotz<strong>de</strong>m bezeichnet man <strong>de</strong>n zweiten als missraten, weil die Poren<br />

und die räumliche Verteilung <strong>de</strong>r Rosinen nicht stimmen.<br />

1.1.3 Farbspritzen<br />

Drittes Beispiel: Zerstäubung von Flüssigkeiten mittels Düsen (Diesel- o<strong>de</strong>r<br />

Benzineinspritzung in Motoren, Farbspritzen, Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln).<br />

Die Tropfen unterschei<strong>de</strong>n sich wenig in <strong>de</strong>r Form, erheblich<br />

aber in Größe, Geschwindigkeit und räumlicher Verteilung. Falls die Flüssigkeit<br />

leicht verdunstet, ist die Tropfengröße auch noch zeit- o<strong>de</strong>r ortsabhängig.<br />

Der Verbrennungsverlauf im Motor o<strong>de</strong>r die Qualität eines Farbanstriches<br />

1


2 KAPITEL 1. DISPERSE SYSTEME<br />

hängen von <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>s Tropfensystems ab, vermutlich in nicht<br />

ganz einfacher Weise.<br />

1.1.4 Autoreifen<br />

Ein Autoreifen 1 besteht, vom Gürtel abgesehen, aus Naturkautschuk, verschie<strong>de</strong>nen<br />

synthetischen Polymeren und Füllstoffen zur Erhöhung <strong>de</strong>r Härte.<br />

Als Füllstoff dienen in erster Linie Ruß-Agglomerate <strong>de</strong>finierter Struktur,<br />

die sich sowohl durch ihre Raumerfüllung als auch durch ihre physikalische<br />

und chemische Wechselwirkung mit <strong>de</strong>r elastischen Matrix bemerkbar machen.<br />

Durch gezieltes Einstellen verschie<strong>de</strong>ner Eigenschaften <strong>de</strong>r Komponenten<br />

und <strong>de</strong>s gesamten dispersen Systems versucht man, Reifen mit niedrigem<br />

Rollwi<strong>de</strong>rstand, aber gutem Griff in Kurven und beim Bremsen über einen<br />

weiten Temperaturbereich herzustellen.<br />

1.1.5 Backhefe<br />

Viertes Beispiel: Backhefe. Üblicherweise rührt man <strong>de</strong>n gekauften Hefewürfel<br />

in lauwarme Milch ein, <strong>de</strong>r man etwas Zucker zusetzt. Die Hefezellen –<br />

kugelförmig und einige Mikrometer im Durchmesser – vermehren sich, bis<br />

ihnen die Nährstoffe o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Raum ausgehen o<strong>de</strong>r sie in ihren Stoffwechselprodukten<br />

(Alkohol) umkommen. Hier än<strong>de</strong>rn sich die Konzentration und die<br />

Wachstumsrate <strong>de</strong>r Hefezellen in <strong>de</strong>r Suspension im Lauf <strong>de</strong>r Zeit.<br />

1.1.6 Blut<br />

Fünftes Beispiel: Blut ist eine Suspension aus mehreren Komponenten, ein<br />

ganz beson<strong>de</strong>rer Saft, wie J. W. VON GOETHE 2 treffend bemerkte. Die Hälfte<br />

ist Wasser, die an<strong>de</strong>re Hälfte sind verschie<strong>de</strong>ne Blutkörperchen, Eiweiß, dann<br />

und wann ein Bakterium und schließlich gelöste Stoffe. Verfahrenstechnisch<br />

gesehen ist Blut eine ziemlich dicke Suppe, <strong>de</strong>ren Fließverhalten dadurch verbessert<br />

wird, dass die roten Blutkörperchen eine nachgiebige Form haben. Da<br />

das Blut im Körper überall hingelangt, sind Verän<strong>de</strong>rungen seiner dispersen<br />

Eigenschaften (Hämatokritwert und weitere) ein früher Indikator für Trainingszustand<br />

o<strong>de</strong>r Erkrankungen.<br />

1.1.7 Weltall<br />

Sechstes Beispiel: Das ganze Weltall ist ein disperses System. Nicht nur Planeten,<br />

Mon<strong>de</strong>, Sonnen, Sterne o<strong>de</strong>r Galaxien erfüllen <strong>de</strong>n Raum, son<strong>de</strong>rn<br />

auch interplanetarischer, interstellarer und intergalaktischer Staub. Unser<br />

Planetensystem war einst eine Gas- und Staubscheibe um die Sonne, aus <strong>de</strong>r<br />

durch Agglomeration die Planeten entstan<strong>de</strong>n sind. Reste <strong>de</strong>s Staubes fin<strong>de</strong>n<br />

1 T. A. VILGIS und G. HEINRICH, Die Physik <strong>de</strong>s Autoreifens, Phys. Blätter<br />

57 (2001) Nr. 6, 67 - 73<br />

2 JOHANN WOLFGANG VON GOETHE, 1749 - 1855, <strong>de</strong>utscher Dichter


1.2. DISPERSITÄTSABHÄNGIGE STOFFEIGENSCHAFTEN 3<br />

sich noch heute in <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Ekliptik. Das am interplanetarischen Staub<br />

gestreute Sonnenlicht ist als Zodiakallicht in dunkler Nacht kurz nach Sonnenuntergang<br />

o<strong>de</strong>r kurz vor Sonnenaufgang sichtbar, die an<strong>de</strong>ren Stäube machen<br />

sich durch Abstrahlung o<strong>de</strong>r Beeinflussung elektromagnetischer Wellen<br />

in nicht sichtbaren Längenbereichen bemerkbar. Die Stäube sind selbst Objekt<br />

astronomischer Forschung o<strong>de</strong>r beeinträchtigen die Untersuchung an<strong>de</strong>rer<br />

astronomischer Objekte.<br />

1.1.8 Aufgabe <strong>de</strong>r Dispersitätsanalyse<br />

Die Dispersitätsanalyse – auch Partikelmesstechnik, Dispersoidanalyse,<br />

Kornanalyse, Korngrößenanalyse, Feinheitsmessung, Teilchengrößenanalyse,<br />

Granulometrie, Psichiosophie o<strong>de</strong>r <strong>Krümelkun<strong>de</strong></strong> genannt, englisch Particle<br />

Size Analysis o<strong>de</strong>r Particle Characterization – befasst sich mit <strong>de</strong>r Beschreibung<br />

und Messung von Stoffen, <strong>de</strong>ren verfahrenstechnisch wesentliches<br />

Kennzeichen umgangssprachlich als Feinheit bezeichnet wird. Solche<br />

Stoffe liegen also nicht als kompaktes Ganzes vor, son<strong>de</strong>rn sind zerteilt =<br />

dispers. Allgemein spricht man nicht von Feinheit, son<strong>de</strong>rn von Dispersität,<br />

und nicht von Stoffen, son<strong>de</strong>rn von Stoffsystemen. Wir wer<strong>de</strong>n noch genauer<br />

sehen, welche physikalischen – unter Umstän<strong>de</strong>n auch chemischen und biologischen<br />

– Eigenschaften dazu gehören. Dispersität ist mehr als Feinheit, und<br />

ein disperses System ist mehr als ein Pülverchen o<strong>de</strong>r eine Kokshal<strong>de</strong>. Parallel<br />

zu <strong>de</strong>n technischen Eigenschaften laufen auch wirtschaftliche Eigenschaften,<br />

die das Optimum einer industriellen Produktion mitbestimmen, aber hier<br />

weniger interessieren. Denken Sie an die Entstaubung von Luft, die man mit<br />

beliebig hohem Aufwand beliebig weit treiben könnte.<br />

Achten Sie einmal darauf, wo Ihnen überall disperse Systeme begegnen,<br />

sei es unmittelbar o<strong>de</strong>r als Zwischenstufe für einen Gebrauchsgegenstand<br />

o<strong>de</strong>r ein Produkt. Warum sind o<strong>de</strong>r waren diese Systeme dispers?<br />

1.2 Dispersitätsabhängige Stoffeigenschaften<br />

Die Beschäftigung mit <strong>de</strong>r Dispersität ist nicht Selbstzweck. Viele technisch<br />

wichtige Produkteigenschaften hängen unter an<strong>de</strong>rem von <strong>de</strong>r Dispersität eines<br />

Stoffes ab:<br />

• die Festigkeit von Beton hängt von <strong>de</strong>r Feinheit <strong>de</strong>s Zementes ab,<br />

• die Farbe, Deckkraft und Oberflächengüte von Anstrichen hängt von <strong>de</strong>r<br />

Feinheit <strong>de</strong>r Pigmente ab,<br />

• <strong>de</strong>r Geschmack von Schokola<strong>de</strong> hängt von <strong>de</strong>r Feinheit <strong>de</strong>s Zuckers ab<br />

(dazu gehört auch das Gefühl auf <strong>de</strong>r Zunge),<br />

• die Stabilität von Milch hängt von <strong>de</strong>r Feinheit <strong>de</strong>r Fetttröpfchen ab,<br />

daher wird sie in <strong>de</strong>r Molkerei homogenisiert,<br />

• das Auflösungsverhalten von Tabletten (die Bioverfügbarkeit) hängt von<br />

<strong>de</strong>r Feinheit <strong>de</strong>r zur Herstellung verwen<strong>de</strong>ten Pulver ab,


4 KAPITEL 1. DISPERSE SYSTEME<br />

• die Rieselfähigkeit und das Lösungsverhalten von Waschpulvern o<strong>de</strong>r<br />

Düngemitteln hängt von <strong>de</strong>r Feinheit und Form <strong>de</strong>r Agglomerate (Pellets)<br />

ab,<br />

• die Durchlässigkeit (Permeabilität) von Schüttungen hängt von <strong>de</strong>r Größe<br />

und Form <strong>de</strong>r Teilchen ab, weshalb Eisenerz erst fein gemahlen und<br />

dann zu kugelförmigen Pellets von etwa 1 cm Durchmesser verarbeitet<br />

wird, die im Hochofen günstige Bedingungen für die Verhüttung schaffen,<br />

• die Lungengängigkeit von Stäuben hängt von ihrer Feinheit ab, die Gefährlichkeit<br />

vermutlich auch von <strong>de</strong>r Form,<br />

• die Explosionsneigung von Stäuben (Kohle, Mehl, Zucker) hängt von <strong>de</strong>r<br />

Feinheit und <strong>de</strong>r räumlichen Verteilung <strong>de</strong>r Teilchen ab,<br />

• die Wirksamkeit von Schleifmitteln hängt von <strong>de</strong>r Größe und Form <strong>de</strong>r<br />

Schleifkörner ab,<br />

• das Schrumpfverhalten von keramischen Bauteilen während ihrer Herstellung<br />

hängt von <strong>de</strong>r Packungsdichte und damit von Größe und Form<br />

<strong>de</strong>r Teilchen ab,<br />

• die Wirksamkeit fester Katalysatoren hängt von Größe, Form, Poren,<br />

Oberflächenstruktur und Phasenverteilung <strong>de</strong>r Teilchen ab,<br />

• die Lawinengefahr hängt von <strong>de</strong>r Feinheit und Form <strong>de</strong>r Schneekristalle<br />

ab.<br />

Die Liste könnte man noch weit verlängern. Die interessieren<strong>de</strong>n Eigenschaften<br />

lassen sich oft während <strong>de</strong>r Herstellung nicht messen. Beispielsweise<br />

kann man die Festigkeit <strong>de</strong>s späteren Betons noch nicht bei <strong>de</strong>r Zementmahlung<br />

ermitteln, wohl aber die Feinheit <strong>de</strong>s Zements. Der Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>r Zementfeinheit und <strong>de</strong>r Betonfestigkeit ist bekannt (mehr o<strong>de</strong>r weniger),<br />

sodass man die Zementfeinheit als Ersatz für die letzten En<strong>de</strong>s wichtige<br />

Eigenschaft nimmt. In manchen Fällen interessiert auch die Feinheit<br />

unmittelbar.<br />

Man kann noch einen Schritt weiter gehen. Auch die Festigkeit <strong>de</strong>s Betons<br />

ist noch nicht das letzte Ziel, son<strong>de</strong>rn die Sicherheit und Lebensdauer<br />

<strong>de</strong>r Bauwerke. Ebenso ist die Rieselfähigkeit nur eine Zwischengröße. Ziele<br />

sind vermutlich ein unproblematischer Transport und eine gleichmäßige Verteilung<br />

auf <strong>de</strong>m Acker bzw. in <strong>de</strong>r Waschlauge. Man muss nach <strong>de</strong>m letzten<br />

En<strong>de</strong>s gewollten Ziel fragen und dann schauen, was man messen kann:<br />

• Was will ich wissen o<strong>de</strong>r erreichen?<br />

• Was kann ich messen?<br />

• Wie ist <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen Ziel- und Messgrößen?<br />

Zwischen Wollen und Können liegen manchmal Welten. Den Zusammenhang<br />

zwischen Dispersitätseigenschaften und Produkteigenschaften hat HANS


1.3. DISPERSE PHASE – UMGEBENDES MEDIUM 5<br />

Abb. 1.1: Ein kohärent-disperses System, überragt von einer stark zerklüfteten<br />

Oberfläche<br />

RUMPF als Eigenschaftsfunktion 3 bezeichnet. Lei<strong>de</strong>r sind diese Funktionen<br />

nur in seltenen Fällen quantitativ bekannt.<br />

1.3 Disperse Phase – umgeben<strong>de</strong>s Medium<br />

Wir wollen nun <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Dispersität genauer fassen. Ein disperses<br />

Stoffsystem – auch Dispersion 4 genannt – besteht aus min<strong>de</strong>stens zwei unterscheidbaren<br />

Komponenten: <strong>de</strong>r dispersen Phase und <strong>de</strong>m umgeben<strong>de</strong>n Medium.<br />

Das umgeben<strong>de</strong> Medium (Dispersionsmittel, kohärente Phase, äußere<br />

Phase) ist im geometrischen Sinne zusammenhängend, das heißt man kann<br />

von je<strong>de</strong>m Punkt <strong>de</strong>s Mediums zu je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Punkt <strong>de</strong>s Mediums gelangen,<br />

ohne das Medium zu verlassen. Das Medium wird als Kontinuum<br />

angesehen.<br />

Die disperse Phase (dispergierte Phase, inkohärente Phase, innere Phase)<br />

dagegen ist nicht zusammenhängend, man kann nicht von je<strong>de</strong>m Punkt zu<br />

je<strong>de</strong>m Punkt gelangen, ohne sie zu verlassen. Der Weg führt durch das umgeben<strong>de</strong><br />

Medium. Die einzelnen Teile <strong>de</strong>r dispersen Phase sind die dispersen<br />

Elemente. Sie bil<strong>de</strong>n eine Menge im Sinne <strong>de</strong>r mathematischen Mengenlehre.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Wort für disperses Element ist Partikel, Dispersoid o<strong>de</strong>r<br />

3 H. RUMPF, Über die Eigenschaften von Nutzstäuben, Staub – Reinhaltung<br />

<strong>de</strong>r Luft 27(1967)1, 3 - 13<br />

4 Im Englischen und Französischen wird unter Dispersion <strong>de</strong>r Vorgang <strong>de</strong>s<br />

Dispergierens verstan<strong>de</strong>n.


6 KAPITEL 1. DISPERSE SYSTEME<br />

Teilchen; in bestimmten Fällen spricht man auch von Korn (fest, mittelfein),<br />

Stück (fest, grob), Flocke (fest, locker), Tropfen (flüssig), Blase (gasförmig),<br />

Pore (gasförmig in festem Medium) o<strong>de</strong>r Krümel. Als diskret-dispers bezeichnet<br />

man Systeme, <strong>de</strong>ren Elemente sich nicht berühren, beispielsweise eine<br />

niedrig konzentrierte Suspension. Umgekehrt heißen Systeme, <strong>de</strong>ren Elemente<br />

sich berühren, kohärent-dispers, beispielsweise ein Schlamm o<strong>de</strong>r<br />

eine Kohlehal<strong>de</strong>.<br />

Es gibt Grenzfälle, in <strong>de</strong>nen obige Definition fragwürdig wird. Wenn Sie<br />

einen Eimer mit Wasser haben und darin genau einen Stein, so lässt sich<br />

nicht mehr sagen, was Phase und was Medium ist. Bei einem flüssigkeitsgefüllten<br />

Schwamm o<strong>de</strong>r Sinterkörper kann man Phase und Medium auch nicht<br />

ein<strong>de</strong>utig bestimmen, Festkörper und Flüssigkeit bil<strong>de</strong>n je einen zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Teil. Unsere Definition ist eine I<strong>de</strong>alisierung wie <strong>de</strong>r Punkt in <strong>de</strong>r<br />

Geometrie.<br />

Phase und Medium kommen in allen drei Aggregatzustän<strong>de</strong>n vor, sodass<br />

neun Kombinationen <strong>de</strong>nkbar sind:<br />

• Disperse Phase fest:<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium fest: Verbundwerkstoffe (GFK, FVK, Autoreifen),<br />

Konglomerate, erstarrte Suspensionen,<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium flüssig: Suspensionen, Schlämme<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium gasförmig: feste Aerosole, Stäube, Rauch<br />

• Disperse Phase flüssig:<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium fest: Biologische Zellverbän<strong>de</strong>, Xerogele (?),<br />

Koazervate (Mikrokapseln und Nanokapseln in <strong>de</strong>r Pharmazie?),<br />

Trockenemulsionen (?),<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium flüssig: Emulsionen<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium gasförmig: flüssige Aerosole, Nebel<br />

• Disperse Phase gasförmig:<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium fest: feste Schäume, Aerogele<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium flüssig: flüssige Schäume, Blasensyteme<br />

– Umgeben<strong>de</strong>s Medium gasförmig: Diese Kombination gibt es nicht,<br />

da Gase in Gasen unbegrenzt (molekular) löslich sind.<br />

Sind mehr als zwei Komponenten an <strong>de</strong>m System beteiligt, wächst die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r Kombinationen. Denken Sie an <strong>de</strong>n Topfkuchen, <strong>de</strong>r Luftblasen und<br />

Rosinen enthält. Und die Rosinen wie<strong>de</strong>r Kerne. O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nken Sie an eine<br />

Kokshal<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Elemente – die Koksstücke – selbst Porensysteme enthalten.<br />

Auch Speiseeis ist ein mehrfach disperses System. Die Pharmazie kennt<br />

multiple Emulsionen.<br />

Die einzelnen Bezeichnungen <strong>de</strong>r dispersen Systeme lassen sich nicht<br />

genau gegeneinan<strong>de</strong>r abgrenzen. Zweifellos ist die Entscheidung zwischen<br />

Suspension und Schlamm eine Frage <strong>de</strong>r Feststoff-Volumenkonzentration,


1.3. DISPERSE PHASE – UMGEBENDES MEDIUM 7<br />

Abb. 1.2: Ein zeitlich verän<strong>de</strong>rliches, bewegliches diskret-disperses System,<br />

<strong>de</strong>ssen Elemente wie<strong>de</strong>rum ein diskret-disperses System darstellen<br />

aber es gibt keinen Zahlenwert, oberhalb <strong>de</strong>ssen man es grundsätzlich mit<br />

Schlamm zu tun hätte. Blut mit einer Feststoff-Volumenkonzentration von<br />

ungefähr 50 % müsste eigentlich ein Schlamm sein, ist es augenscheinlich jedoch<br />

nicht. Dasselbe gilt auch für <strong>de</strong>n Übergang vom Schlamm zum feuchten<br />

Haufwerk. Ebenso verhält es sich mit <strong>de</strong>r Unterscheidung zwischen Suspension<br />

und Lösung. Es gibt Makromoleküle, die weitaus voluminöser sind als<br />

manche polymolekulare Teilchen. Hier Definitionen mathematischer Schärfe<br />

zu ersinnen, ist ein beliebtes Spielchen in Ausschüssen und Gremien, das uns<br />

nicht voranbringt.<br />

Im Sinne <strong>de</strong>r Kolloidchemie befasst sich die Mechanische Verfahrenstechnik<br />

mit grobdispersen Systemen, <strong>de</strong>ren Elemente Abmessungen größer als<br />

etwa 500 nm = 0,5 µm haben (Lichtwellenlänge). Die Grenze ist nicht scharf,<br />

hat aber für mehrere physikalische Eigenschaften Be<strong>de</strong>utung. Beispielsweise<br />

stellen Gase bei Atmosphärendruck für Elemente dieser Abmessung kein<br />

Kontinuum mehr dar. Ein einzelnes Teilchen von 100 µm Durchmesser erkennt<br />

man mit <strong>de</strong>m unbewaffneten Auge gera<strong>de</strong> noch, ein Teilchen von 10 µm<br />

nicht mehr. Die Grenze <strong>de</strong>s klassischen Lichtmikroskops liegt bei 1 µm.<br />

Disperse Systeme können in Bewegung sein (pneumatische För<strong>de</strong>rung,<br />

natürliche Aerosole, allgemein: bewegte Mehrphasensysteme). Ebenso können<br />

sie sich mit <strong>de</strong>r Zeit verän<strong>de</strong>rn (Agglomeration, Lösungs- o<strong>de</strong>r Fällungsvorgänge,<br />

Verdunsten, Kon<strong>de</strong>nsieren, Wachstum und Tod biologischer Systeme).<br />

Zu einer vollständigen Beschreibung eines dispersen Systems gehören<br />

nicht nur die Eigenschaften <strong>de</strong>r dispersen Elemente, son<strong>de</strong>rn auch ihre<br />

räumliche Verteilung im umgeben<strong>de</strong>n Medium, siehe Rosinenkuchen o<strong>de</strong>r


8 KAPITEL 1. DISPERSE SYSTEME<br />

Staubexplosionen. Konzentrationen sind ebenfalls Eigenschaften <strong>de</strong>s Systems.<br />

Schließlich können auch Eigenschaften <strong>de</strong>s Mediums (Viskosität, Dichte,<br />

Druck, Temperatur) eine verfahrenstechnische Rolle spielen. Über die<br />

zielgerechte Beschreibung solcher Systeme muss man etwas nach<strong>de</strong>nken, da<br />

reicht nicht das Kopieren eines Normblattes.<br />

1.4 Dispersitätsmerkmale<br />

Dispersitätsmerkmale sind physikalische Größen, zugleich Merkmale im<br />

Sinne <strong>de</strong>r mathematischen Statistik, die<br />

• objektiv <strong>de</strong>finierbar sind (ein<strong>de</strong>utig mitgeteilt wer<strong>de</strong>n können) und<br />

• <strong>de</strong>m einzelnen dispersen Element zugeordnet wer<strong>de</strong>n können (ob sie<br />

auch praktisch am einzelnen Element gemessen wer<strong>de</strong>n können, ist eine<br />

an<strong>de</strong>re Frage, die oft verneint wer<strong>de</strong>n muss) und<br />

• eine Ordnung <strong>de</strong>r dispersen Elemente nach <strong>de</strong>m Merkmal erlauben, die<br />

<strong>de</strong>r Ordnung nach <strong>de</strong>r gesuchten verfahrenstechnischen Produkkteigenschaft<br />

entspricht. Das Merkmal muss aussagekräftig, repräsentativ sein<br />

(ein Merkmal, das nicht ein<strong>de</strong>utig mit einer Produkteigenschaft korreliert<br />

ist, ist witzlos).<br />

Daneben treten noch praktische For<strong>de</strong>rungen wie ausreichen<strong>de</strong> Genauigkeit<br />

und Berechenbarkeit, schließlich auch die Kosten <strong>de</strong>r Messung. Gelegentlich<br />

wer<strong>de</strong>n die Merkmale auf Größen eingeschränkt, die mit <strong>de</strong>n geometrischen<br />

Abmessungen <strong>de</strong>r Elemente zusammenhängen. Das ist zu eng gesehen.<br />

Unter obige Definition fallen sowohl kontinuierliche wie diskrete<br />

Merkmale. Nimmt das Merkmal nur zwei Werte an, spricht man von einem<br />

binären Merkmal. Farben (rot – grün – blau) sind zwar durchaus statistische<br />

Merkmale, aber als Dispersitätsmerkmal ungeignet, da sie keine Ordnung<br />

erlauben (rot ist nicht größer als blau). Auch wenn es um die Form <strong>de</strong>r Elemente<br />

geht, ist eine Ordnung nicht immer von vornherein gegeben. Geht es<br />

um die räumliche Verteilung disperser Elemente, so muss man weitere Vereinbarungen<br />

treffen, <strong>de</strong>nn ein Abstand kann zunächst nicht einem einzelnen<br />

Teilchen zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Messen heißt, das Messobjekt auf eine – unter Umstän<strong>de</strong>n mehrdimensionale<br />

– Skala abzubil<strong>de</strong>n. Wir unterschei<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Skalenniveaus:<br />

• Nominalskalen. Eine Nominalskala (benennen<strong>de</strong> Skala, Klassifikationsskala)<br />

ist qualitativ. Als Messwert wird eines aus einer endlichen<br />

Menge von Symbolen (z. B. Wörter) ausgewählt. Zwischen diesen Symbolen<br />

besteht kein Zusammenhang, keine natürliche (Rang-)Ordnung.<br />

Zwei Werte einer Nominalskala sind gleich o<strong>de</strong>r ungleich. Das Bil<strong>de</strong>n<br />

von Differenzen o<strong>de</strong>r Verhältnissen (Quotienten) ist unmöglich o<strong>de</strong>r unsinnig.<br />

Man kann nur nicht-parametrische (verteilungsfreie) Statistik<br />

betreiben. Ein Modalwert lässt sich angeben. Daten einer Nominalskala<br />

sind invariant gegenüber umkehrbar ein<strong>de</strong>utigen (einein<strong>de</strong>utigen)<br />

Transfomationen wie Umbenennen o<strong>de</strong>r Umstellen. Beispiele: Farben,<br />

Formen, Postleitzahlen, Berufe, Blutgruppen, Geburtsorte.


1.4. DISPERSITÄTSMERKMALE 9<br />

• Ordinalskalen. Ebenfalls qualitativ, aber die Symbole sind geordnet.<br />

Man kann zusätzlich zu gleich und ungleich von größer – kleiner sprechen,<br />

das Bil<strong>de</strong>n von Differenzen o<strong>de</strong>r Verhältnissen ist unmöglich o<strong>de</strong>r<br />

unsinnig. Eine Ordinalskala kann einen natürlichen Nullpunkt haben<br />

(Disqualifikation eines Sportlers, Windstärke). Es lassen sich Modalund<br />

Medianwert angeben. Sämtliche Transformationen mittels streng<br />

monoton steigen<strong>de</strong>r Funktionen sind möglich. Beispiele: Schulnoten,<br />

Platznummer bei Wettkämpfen, Dienstgra<strong>de</strong>, verbale Temperaturangaben,<br />

Windstärken nach Beaufort, Schuhgrößen.<br />

• Intervall- o<strong>de</strong>r Differenzskalen. Quantitativ, aber ohne natürlichen<br />

Nullpunkt. Differenzen sind sinnvoll, Verhältnisse (Quotienten) nicht.<br />

Modal- und Medianwert, Mittelwert und Standardabweichung können<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n, übliche parametrische Statistik ist möglich. Daten einer<br />

Intervallskala sind invariant gegenüber bestimmten linearen Transformationen<br />

wie <strong>de</strong>r Umrechnung von Temperaturangaben in Celsius<br />

nach Fahrenheit. Beispiele: Temperaturskala nach Celsius, Kalen<strong>de</strong>r<br />

(Zeitpunkte).<br />

• Verhältnis- o<strong>de</strong>r Rationalskalen. Quantitativ, mit natürlichem Nullpunkt.<br />

Differenzen und Verhältnisse (Quotienten) zweier Messwerte<br />

sind sinnvoll. Übliche parametrische Statistik möglich, wie vorstehend.<br />

Beispiel: Geschwindigkeit, Masse, Volumen, absolute Temperatur.<br />

• Absolutskalen. Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r Verhältnisskala, auf <strong>de</strong>r neben <strong>de</strong>r Null<br />

auch die Eins (Maßeinheit) eine ausgezeichnete Be<strong>de</strong>utung hat. Skalentransformationen<br />

sind nicht mehr sinnvoll. Beispiel: Anzahl, eventuell<br />

auch Geschwindigkeit, wenn man sie als Bruchteil <strong>de</strong>r Lichtgeschwindigkeit<br />

angibt.<br />

Nominal- und Ordinalskalen wer<strong>de</strong>n auch als topologische Skalen bezeichnet,<br />

Intervall-, Verhältnis- und Absolutskalen als Kardinalskalen o<strong>de</strong>r metrische<br />

Skalen. Die Skala ist eine Eigenschaft <strong>de</strong>s Maßes, nicht eine <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n<br />

(physikalischen) Größe. Die Temperatur kann ich auf einer Nominal- o<strong>de</strong>r<br />

Ordinalskala angeben (warm - kalt), auf einer Intervallskala (Celsisus, Fahrenheit)<br />

o<strong>de</strong>r einer Verhältnisskala (Kelvin). Die Skala entschei<strong>de</strong>t, welche<br />

Operationen mit <strong>de</strong>n Messwerten sinnvoll sind o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Als Dispersitätsmerkmal kommen beispielsweise folgen<strong>de</strong> physikalische<br />

Größen in Betracht:<br />

• Masse<br />

• Volumen<br />

• Oberflächen, Querschnitts- o<strong>de</strong>r Projektionsflächen<br />

• Durchmesser, Kantenlängen, Verhältnisse von Längen<br />

• Geschwindigkeiten (Sinkgeschwindigkeit, Diffusionsgeschwindigkeit)<br />

• Impuls<br />

• Energie


10 KAPITEL 1. DISPERSE SYSTEME<br />

• Dichte (Masse/Volumen)<br />

• Beeinflussung elektrischer, magnetischer o<strong>de</strong>r mechanischer Fel<strong>de</strong>r<br />

• Lichtstreuungsvermögen, allgemeiner: Wechselwirkungen mit elektromagnetischer<br />

Strahlung (Wirkungsquerschnitte)<br />

immer – wenigstens im Prinzip – gemessen am einzelnen dispersen Element.<br />

Die Masse eines Teilchens ist ein<strong>de</strong>utig, so lange wir von relativistischen Geschwindigkeiten<br />

Abstand halten. Sie wäre <strong>de</strong>r Traum von einem Dispersitätsmerkmal,<br />

wenn wir sie am einzelnen Teilchen messen könnten. Lei<strong>de</strong>r geht<br />

das nur bei groben Teilchen (Äpfel, Briketts). Das Volumen ist schon nicht<br />

mehr ganz so ein<strong>de</strong>utig, wenn wir an poröse Festkörper <strong>de</strong>nken. Bei Flächen<br />

müssen wir dazu sagen, wie sie <strong>de</strong>finiert und gemessen wer<strong>de</strong>n. Mit einer einzelnen<br />

Länge vollends ist – kugel- o<strong>de</strong>r würfelförmige Teilchen ausgenommen<br />

– eine ein<strong>de</strong>utige Beschreibung grundsätzlich unmöglich. Bei einigen Messverfahren<br />

wird trotz<strong>de</strong>m eine Länge wie die Siebmaschenweite als Merkmal<br />

gewählt. Man muss dann die Ergebnisse richtig interpretieren und darf nicht<br />

zu viel herauslesen.<br />

Aus <strong>de</strong>n unmittelbar gemessenen Größen wer<strong>de</strong>n vielfach weitere Dispersitätsmerkmale<br />

abgeleitet. Beispielsweise errechnet sich aus Masse m und<br />

Volumen v eines Teilchens seine Dichte ρ:<br />

ρ = m v<br />

(1.1)<br />

mit <strong>de</strong>m vorstehend genannten Vorbehalt bei porösen Teilchen. Aus drei Längen<br />

ergibt sich <strong>de</strong>r Formfaktor F nach COREY, siehe Abschnitt 16.3.6 auf<br />

Seite 100:<br />

F = √ c<br />

(1.2)<br />

a ∗ b<br />

Die Frage ist immer, welches Dispersitätsmerkmal für die jeweilige verfahrenstechnische<br />

Fragestellung das aussagekräftigste ist.<br />

Bei unregelmäßig geformten Teilchen misst man in vielen Fällen eine Eigenschaft<br />

wie die Projektionsfläche in zufälliger Lage o<strong>de</strong>r die Sinkgeschwindigkeit<br />

und berechnet dann unter einigen Annahmen <strong>de</strong>n Durchmesser einer<br />

Kugel, die unter im übrigen gleichen Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nselben Wert <strong>de</strong>r<br />

Eigenschaft hat wie das Teilchen. Die Durchmesser wer<strong>de</strong>n Äquivalent-<br />

Durchmesser genannt und sind Rechengrößen, die <strong>de</strong>n Vergleich mit an<strong>de</strong>ren<br />

Längen erleichtern, aber am Teilchen nicht vorzukommen brauchen<br />

und nicht mehr Information enthalten als <strong>de</strong>r ursprüngliche Messwert. Die<br />

menschliche Lunge (bei<strong>de</strong> Lungenflügel zusammen) hat eine Oberfläche S von<br />

rund 100 m 2 . Der Äquivalent-Durchmesser x S <strong>de</strong>r oberflächengleichen Kugel<br />

ergibt sich zu:<br />

√ √<br />

S 100 m<br />

x S =<br />

π = 2<br />

= 5, 6 m (1.3)<br />

π<br />

Diese Länge kommt am Menschen nirgends vor und sagt nicht mehr aus<br />

als die Oberflächenangabe. Nur bei Kugeln stimmen die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Äquivalent-Durchmesser untereinan<strong>de</strong>r und mit <strong>de</strong>m geometrischen Durchmesser<br />

überein.


1.5. MENGENINHALTE UND -ANTEILE 11<br />

Bei Äquivalent-Durchmessern ist immer die Eigenschaft zu nennen, in<br />

<strong>de</strong>r Teilchen und Kugel übereinstimmen. Es heißt also immer Äquivalent-<br />

Durchmesser gleicher .... Beispiele sind:<br />

• geometrische Äquivalent-Durchmesser<br />

– Ä. gleicher Projektionslänge (ungebräuchlich),<br />

– Ä. gleicher Projektionsfläche (in zufälliger o<strong>de</strong>r stabiler Lage),<br />

– Ä. gleicher Oberfläche,<br />

– Ä. gleichen Volumens,<br />

• dynamische Äquivalent-Durchmesser<br />

– Ä. gleicher Sinkgeschwindigkeit mit <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rfällen STOKES-<br />

Durchmesser und aerodynamischer Ä.,<br />

– Ä. gleicher Mobilität (Beweglichkeit),<br />

• Äquivalent-Durchmesser gleicher Feldstörung<br />

– Ä. gleicher Schallabsorption,<br />

– Ä. gleichen Lichtstreuvermögens.<br />

Beschränken wir uns auf das Dispersitätsmerkmal Länge, so liegen die Moleküle<br />

unterhalb 1 nm (Nanometer), Makromoleküle dicht darüber. Quanteneffekte<br />

sind zu berücksichtigen. Oberhalb dieser Grenze bis etwa zur Wellenlänge<br />

<strong>de</strong>s sichtbaren Lichtes von 0,5 µm (Mikrometer) erstreckt sich das Reich<br />

<strong>de</strong>r Kolloidchemie und <strong>de</strong>r Nanotechnologie. Oberflächeneffekte sind stark<br />

ausgeprägt und führen zu überraschen<strong>de</strong>n Eigenschaften. Bei <strong>de</strong>r Lichtwellenlänge<br />

beginnen die mechanischen Verfahren samt <strong>de</strong>r <strong>Krümelkun<strong>de</strong></strong>. Eine<br />

obere Grenze lässt sich nicht angeben, praktisch ist bei 1 m Schluss, obwohl<br />

sich einige <strong>de</strong>r Zählverfahren auch auf Inseln o<strong>de</strong>r Elefanten anwen<strong>de</strong>n lassen.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r mechanischen Verfahren bestimmen die Massenkräfte<br />

(Gewicht, Trägheit) das Verhalten <strong>de</strong>r Teilchen mit o<strong>de</strong>r überwiegen.<br />

1.5 Mengeninhalte und -anteile<br />

Das Dispersitätsmerkmal <strong>de</strong>r Elemente eines dispersen Systems hat in <strong>de</strong>r<br />

Regel nicht einen einheitlichen Wert, son<strong>de</strong>rn überstreicht einen gewissen<br />

Bereich. Es ist im Sinne <strong>de</strong>r Statistik verteilt. Die Dispersität wird daher<br />

durch eine statistische Verteilung beschrieben. Diese gibt an, welche Mengeninhalte<br />

o<strong>de</strong>r -anteile <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s Merkmals zuzuordnen sind.<br />

Die physikalischen Größen zur Messung von Mengeninhalten müssen<br />

additiv sein. In Frage kommen:<br />

• Anzahl (das ist die in <strong>de</strong>r Statistik und <strong>de</strong>r Mengenlehre gebräuchliche<br />

Größe)<br />

• Volumen<br />

• Masse


12 KAPITEL 1. DISPERSE SYSTEME<br />

• Energie<br />

Wir setzen dabei voraus, dass die dispersen Elemente unabhängig voneinan<strong>de</strong>r<br />

sind, sich also durch die Vereinigung o<strong>de</strong>r Teilung von Mengen nicht än<strong>de</strong>rn.<br />

Größen wie das Schüttvolumen sind ungeeignet: ein Kubikmeter Sand<br />

plus ein Kubikmeter Kies ergibt nicht zwei Kubikmeter Gemisch. Bei <strong>de</strong>r<br />

Masse stimmt die Rechnung wie<strong>de</strong>r.<br />

Da es bei <strong>de</strong>r Beschreibung disperser Systeme nicht um die absolute Größe<br />

einer Menge o<strong>de</strong>r Teilmenge geht, wer<strong>de</strong>n die Werte immer auf einen Bezugswert<br />

bezogen, beispielsweise die Anzahl <strong>de</strong>r Elemente in einer Klasse auf die<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Elemente in <strong>de</strong>r ganzen Probe. Im Falle <strong>de</strong>r Anzahl spricht man<br />

von absoluter und relativer Häufigkeit, allgemein von Mengeninhalten und<br />

-anteilen.<br />

Es kann verwirren, dass dieselbe physikalische Größe – beispielsweise die<br />

Masse – sowohl als Merkmal auf <strong>de</strong>r Abszissenachse wie auch als Mengenanteil<br />

auf <strong>de</strong>r Ordinatenachse auftritt. Als Merkmal han<strong>de</strong>lt es sich jedoch<br />

um die Masse eines einzelnen dispersen Elementes, als Mengenanteil um die<br />

gesamte Masse <strong>de</strong>r dispersen Elemente in einer Klasse, gegebenenfalls bezogen<br />

auf die Probenmasse. Die Anzahl kann nie als Merkmal auftreten, da<br />

je<strong>de</strong>m Element unterschiedslos die Anzahl 1 zukommt 5 . Umgekehrt könnte<br />

die Temperatur ein Merkmal sein, aber wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Additivität<br />

nicht zur Kennzeichnung eines Mengeninhaltes dienen. Die Temperatur einer<br />

Menge ist nicht die Summe <strong>de</strong>r Temperaturen ihrer Elemente, an<strong>de</strong>rs als<br />

die Masse.<br />

Neben <strong>de</strong>n genannten Eigenschaften, die allein an <strong>de</strong>r dispersen Phase ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n, gibt es Größen zur Kennzeichnung <strong>de</strong>s umgeben<strong>de</strong>n Mediums<br />

wie:<br />

• Dichte,<br />

• Viskosität,<br />

• Druck<br />

und Größen, die das gesamte disperse System beschreiben. Dazu gehören:<br />

• Konzentrationen, Ströme,<br />

• Verteilung und Orientierung <strong>de</strong>r Elemente im Raum (Abstän<strong>de</strong>, Homogenität,<br />

Mischgüte usw.).<br />

Auch letztere Größen sind statistisch verteilt und spielen eine Rolle in <strong>de</strong>r<br />

Verfahrenstechnik.<br />

1.6 Systematik <strong>de</strong>r Messverfahren<br />

Wie wir gesehen haben, ist die Dispersität ein komplexer Begriff; sie lässt sich<br />

nicht immer durch eine einzige physikalische Größe kennzeichnen. Beschränken<br />

wir uns auf die Abmessungen <strong>de</strong>r dispersen Elemente – schließen wir<br />

5 Bei Agglomeraten hingegen kann die Anzahl <strong>de</strong>r primären Teilchen im<br />

Agglomerat durchaus ein Merkmal sein.


1.6. SYSTEMATIK DER MESSVERFAHREN 13<br />

also Konzentration, räumliche Verteilung, Geschwindigkeiten, Mischungszustand,<br />

Wachstumsraten und <strong>de</strong>rgleichen aus – so kann man die Messverfahren<br />

einteilen in:<br />

• Messungen an vollständig entmischten dispersen Systemen, das heißt<br />

an einzelnen Teilchen (Zählverfahren),<br />

• Messungen an vorübergehend o<strong>de</strong>r dauerhaft teilweise entmischten dispersen<br />

Systemen (Sedimentation, Sichtung, Siebung),<br />

• Messungen an nicht entmischten dispersen Systemen (Laserlichtbeugung,<br />

Oberfläche, Porosität).<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Kapiteln wer<strong>de</strong>n wir die Verfahren in obiger Reihenfolge<br />

kennenlernen.<br />

Weiterhin lassen sich die Messverfahren einteilen nach <strong>de</strong>m verwen<strong>de</strong>ten<br />

Dispersitätsmerkmal:<br />

• Masse<br />

• geometrische Merkmale (Längen, Flächen, Volumen)<br />

• Strömungsmerkmale (Geschwindigkeiten)<br />

• Wirkungsquerschnitte<br />

Drittens ist die Mengenmessung ein Kriterium zur Einteilung <strong>de</strong>r Messverfahren:<br />

• Zählung<br />

• Wägung<br />

• Absorption von Energie<br />

Wir könnten uns ein Verfahren aus<strong>de</strong>nken, bei <strong>de</strong>m am einzelnen Teilchen<br />

die Sinkgeschwindigkeit gemessen und <strong>de</strong>r Mengeninhalt per Wägung<br />

als Masse ermittelt wird. Das wäre ein Sedimentationsrohr mit einer Aufgabevorrichtung<br />

für einzelne Teilchen, zwei Lichtschranken zur Geschwindigkeitsmessung<br />

und einer Waage am unteren En<strong>de</strong>, das Ganze heute natürlich<br />

an einen Rechner angeschlossen. Tatsächlich sind in <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>n drei Kriterien<br />

aufgespannten Raum längst nicht alle Punkte mit Messverfahren besetzt,<br />

meist aus praktischen Grün<strong>de</strong>n.<br />

Hat man eine verfahrenstechnische Frage durch eine Messung zu beantworten,<br />

könnte man daran <strong>de</strong>nken, mit Hilfe einer als Baum strukturierten<br />

Folge von Einzelfragen das am besten geeignete Messverfahren auszuwählen,<br />

ähnlich wie man mit einem botanischen Bestimmungsbuch schließlich<br />

zu <strong>de</strong>r Erkenntnis gelangt, die vorliegen<strong>de</strong> Pflanze sei ein Gänseblümchen<br />

(Bellis perennis). Die Realität ist komplexer. Erstens verfügt man vielleicht<br />

nicht über das optimale Verfahren, zweitens sind die Auswahlkriterien zu<br />

bewerten, was Erfahrung voraussetzt. Ein lernfähiges Expertensystem wäre<br />

möglicherweise in <strong>de</strong>r Lage, eine gute Auswahl zu treffen.


14 KAPITEL 1. DISPERSE SYSTEME<br />

1.7 Memo disperse Systeme<br />

• Ein disperses System besteht aus min<strong>de</strong>stens zwei Komponenten: <strong>de</strong>r<br />

dispersen Phase und <strong>de</strong>m umgeben<strong>de</strong>n Medium. Disperse Systeme können<br />

in Bewegung sein und sich zeitlich verän<strong>de</strong>rn.<br />

• Das umgeben<strong>de</strong> Medium ist im geometrischen Sinne zusammenhängend:<br />

Man kann von je<strong>de</strong>m Punkt im Medium zu je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Punkt<br />

im Medium gelangen, ohne das Medium zu verlassen.<br />

• Die disperse Phase ist im geometrischen Sinne unzusammenhängend<br />

(wenn man von Kontaktstellen absieht).<br />

• Die disperse Phase stellt eine Menge im mathematischen Sinn dar. Sie<br />

besteht aus <strong>de</strong>n dispersen Elementen (Partikel, Dispersoid, Teilchen,<br />

Körner, Stücken, Flocken, Tropfen, Blasen, Poren).<br />

• Diese bei<strong>de</strong>n Definitionen verlieren in Grenzfällen ihren Sinn. Wenn die<br />

disperse Phase nur ein Element enthält, kann ich auf Grund obiger Definitionen<br />

nicht mehr zwischen Phase und Medium unterschei<strong>de</strong>n. Ähnlich<br />

ist das bei bei offenen Porensystemen.<br />

• Die vollständige Beschreibung eines dispersen Systems erfor<strong>de</strong>rt Angaben<br />

über die disperse Phase, das umgeben<strong>de</strong> Medium und über Eigenschaften,<br />

die sich aus Phase und Medium zusammen ergeben.<br />

• Dispersitätsmerkmale sind physikalische Größen, die objektiv <strong>de</strong>finierbar<br />

sind, <strong>de</strong>m einzelnen dispersen Element zugeordnet wer<strong>de</strong>n können<br />

und eine Ordnung <strong>de</strong>r dispersen Elemente nach <strong>de</strong>r gefragten verfahrenstechnischen<br />

Eigenschaft erlauben. Beispiele: Masse, Volumen, Längen,<br />

Wirkungsquerschnitte.<br />

• Die physikalischen Größen zur Angabe <strong>de</strong>r Mengeninhalte müssen additiv<br />

sein. Beispiele: Anzahl, Masse.<br />

• Mengenanteile sind die Inhalte von Teilmengen bezogen auf <strong>de</strong>n Inhalt<br />

einer Bezugsmenge (Grundmenge, Grundgesamtheit).<br />

• Die Messverfahren <strong>de</strong>r Dispersitätsanalyse lassen sich einteilen nach<br />

<strong>de</strong>m Mischungszustand bei <strong>de</strong>r Messung, <strong>de</strong>m Dispersitätsmerkmal und<br />

<strong>de</strong>r Größe, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mengeninhalt angegeben wird.


2 Statistische Beschreibung<br />

Beschreibung disperser Systeme mit Hilfe <strong>de</strong>r mathematischen Statistik 1 .<br />

Der Stoff ist trocken, aber vielseitig verwendbar.<br />

2.1 Verteilungen<br />

Wir veranschaulichen uns die Ermittlung einer Verteilung an einem einfachen<br />

Beispiel. Gegeben sei eine Probe von 36 annähernd kugelförmigen Teilchen,<br />

<strong>de</strong>ren Durchmesser wir messen. Diese 36 Durchmesserwerte bil<strong>de</strong>n die<br />

ungeordnete Urliste. Sie enthält alle Informationen aus <strong>de</strong>r Messung; die<br />

weitere Rechnung dient dazu, die wesentlichen Informationen herauszuziehen<br />

und überzeugend darzustellen. Neue Informationen kommen nicht hinzu,<br />

es sei <strong>de</strong>nn, wir verfügten über zusätzliche Kenntnisse o<strong>de</strong>r träfen Annahmen,<br />

die wir in die Auswertung einfließen lassen. Als erstes sortieren wir die<br />

Urliste.<br />

Tab. 2.1: Sortierte Urliste, Teilchendurchmesser x in mm<br />

2,1 5,9 7,1 8,5<br />

2,5 5,9 7,1 8,6<br />

3,5 6,0 7,3 8,7<br />

4,0 6,2 7,5 8,8<br />

4,1 6,2 7,7 9,4<br />

4,6 6,2 7,9 10,5<br />

5,0 6,5 8,2 11,0<br />

5,0 6,7 8,3 11,5<br />

5,2 6,9 8,4 12,0<br />

Bereits aus <strong>de</strong>r sortierten Urliste können wir ohne viel Rechenarbeit einige<br />

statistische Informationen ziehen. Der Medianwert ˜x o<strong>de</strong>r Zentralwert einer<br />

Verteilung ist bei ungera<strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Einzelwerte <strong>de</strong>r mittlere <strong>de</strong>r nach<br />

ihrer Größe sortierten Einzelwerte. Bei gera<strong>de</strong>r Anzahl wird das arithmetische<br />

Mittel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n mittleren Einzelwerte genommen. Die sortierte Urliste<br />

enthält 36 Werte, die bei<strong>de</strong>n mittleren Werte lauten 6,9 mm und 7,1 mm, <strong>de</strong>r<br />

Medianwert also 7,0 mm. Was läßt sich als Maß für die Breite <strong>de</strong>r Verteilung<br />

verwen<strong>de</strong>n, ohne Annahmen über <strong>de</strong>n Verteilungstyp zu treffen? Naheliegend<br />

ist die Spannweite (range) R:<br />

R = x max − x min<br />

= 12, 0 mm − 2, 1 mm<br />

1 Unter Verwendung eines Skriptums von Dr.-Ing. JÜRGEN RAASCH,<br />

Karlsruhe<br />

15


16 KAPITEL 2. STATISTISCHE BESCHREIBUNG<br />

= 9, 9 mm (2.1)<br />

Hat man nur zwei (o<strong>de</strong>r wenige) Messwerte, steht nichts Besseres zur Wahl.<br />

Die Spannweite hat <strong>de</strong>n Nachteil, dass sie sich auf zwei Werte stützt, die nur<br />

durch wenige Messungen belegt und daher unsicher sind. Ausreißer am oberen<br />

o<strong>de</strong>r unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verteilung gehen voll in die Spannweite ein. Unter<br />

Quartil versteht man jeweils ein Viertel <strong>de</strong>r Werte in <strong>de</strong>r geordneten Urliste.<br />

Hier umfaßt ein Quartil 9 benachbarte Werte; das erste Quartil umfaßt<br />

die Werte von 2,1 mm bis 5,2 mm. Der Interquartilbereich I 50 schließt die<br />

mittlere Hälfte <strong>de</strong>r Messwerte ein, läßt also die äußeren Messwerte weg:<br />

I 50 = x(Q = 0.75) − x(Q = 0, 25) = x 75 − x 25<br />

= 8, 4 mm − 5, 9 mm<br />

= 2, 5 mm (2.2)<br />

Mit Medianwert und Spannweite o<strong>de</strong>r besser Interquartilbereich können wir<br />

bereits eine Verteilung nach Lage und Breite grob beschreiben. Weiteres dazu<br />

im Abschnitt 2.3 Mittelwerte und Streuungsmaße auf Seite 23.<br />

Tab. 2.2: Verteilungssumme ohne Klasseneinteilung<br />

x/mm 0 2,1 2,5 3,5 4,0 4,1 4,6 5,0 5,2<br />

n 0 1 2 3 4 5 6 8 9<br />

5,9 6,0 6,2 6,5 6,7 6,9 7,1 7,3 7,5<br />

11 12 15 16 17 18 20 21 22<br />

7,7 7,9 8,2 8,3 8,4 8,5 8,6 8,7 8,8<br />

23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

9,4 10,5 11,0 11,5 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0<br />

32 33 34 35 36 36 36 36 36<br />

Schreiben wir zu je<strong>de</strong>m vorkommen<strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Durchmessers auf, wieviele<br />

Werte kleiner o<strong>de</strong>r gleich diesem Wert sind und beziehen die Anzahl auf<br />

die Gesamtzahl (hier N = 36), so erhalten wir – noch ehe wir an eine Klasseneinteilung<br />

<strong>de</strong>nken – exakte Werte <strong>de</strong>r Verteilungssumme Q(x):<br />

Q(x) =<br />

n(ξ ≤ x)<br />

N<br />

(2.3)<br />

siehe Tabelle 2.2, in <strong>de</strong>r die abschließen<strong>de</strong> Division durch 36 noch nicht durchgeführt<br />

ist.<br />

Die Durchmesser liegen zwischen 0 und 15 mm. Wir teilen nun <strong>de</strong>n Durchmesserbereich<br />

in Klassen ein (was bereits Nach<strong>de</strong>nken erfor<strong>de</strong>rt: wieviele<br />

Klassen, verschie<strong>de</strong>ne Klassenbreiten?) und erhalten die Tabelle 2.3 auf Seite<br />

17.


2.1. VERTEILUNGEN 17<br />

Tab. 2.3: Rechenbeispiel für eine Anzahlverteilung<br />

In<strong>de</strong>x Klasse Breite Anzahl Summe rel. H’keit V’dichte V’summe<br />

i x ∆x n N h q Q<br />

- mm mm - - - 1/mm -<br />

0 >0-2 2 0 0 0 0 0<br />

1 >2-4 2 4 4 4/36 2/36 4/36<br />

2 >4-6 2 8 12 8/36 4/36 12/36<br />

3 >6-7 1 6 18 6/36 6/36 18/36<br />

4 >7-8 1 6 24 6/36 6/36 24/36<br />

5 >8-10 2 8 32 8/36 4/36 32/36<br />

6 >10-12 2 4 36 4/36 2/36 1<br />

7 >12-14 2 0 36 0 0 1<br />

8 >14 0 36 0 0 1<br />

i ist die Klassennummer, brauchen wir als In<strong>de</strong>x in Formeln. x ist <strong>de</strong>r<br />

Teilchendurchmesser, hat also die Dimension einer Länge. Die obere Klassengrenze<br />

gehört noch zur Klasse. Die Klassen könnten auch durch einen mittleren<br />

Durchmesser gekennzeichnet wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>m wir lei<strong>de</strong>r nicht mehr wissen,<br />

als dass er zwischen <strong>de</strong>n Klassengrenzen liegt. Die Klassenbreite ∆x ist<br />

nicht unbedingt konstant. Klassengrenzen und -breite haben hier die Dimension<br />

einer Länge, allgemein die <strong>de</strong>s Dispersitätsmerkmals. n ist die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r Teilchen in <strong>de</strong>r Klasse (absolute Häufigkeit o<strong>de</strong>r Besetzungszahl), könnte<br />

aber auch ein an<strong>de</strong>res Mengenmaß sein wie die Masse. N ist die aufsummierte<br />

(kumulative) Anzahl aller Teilchen, <strong>de</strong>ren Durchmesser kleiner o<strong>de</strong>r gleich<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen oberen Klassengrenze sind. h ist die Anzahl in <strong>de</strong>r Klasse, bezogen<br />

auf die Gesamtzahl N max (relative Häufigkeit). Da wir ekelhafterweise<br />

die Klassenbreite nicht konstant gewählt haben, sagt dieser Wert nicht viel.<br />

Dividieren wir die relative Häufigkeit h durch die jeweilige Klassenbreite, so<br />

erhalten wir die Verteilungsdichte q. Schließlich beziehen wir die kumulative<br />

Anzahl N auf die Gesamtzahl N max und erhalten die kumulative relative<br />

Anzahl, die als Verteilungssumme Q bezeichnet wird. Die ganze Rechnerei<br />

dient dazu, von <strong>de</strong>m zufälligen Probenumfang und <strong>de</strong>r willkürlichen Klasseneinteilung<br />

loszukommen. Verteilungsdichte und Verteilungssume sind zwei<br />

Darstellungsweisen einer Verteilung. Bei<strong>de</strong> können als Tabelle, als Kurve in<br />

einem Diagramm o<strong>de</strong>r in seltenen Fällen auch als Funktionsgleichung vorliegen.<br />

Verteilungsdichte und -summe sind verschie<strong>de</strong>ne Darstellungen <strong>de</strong>rselben<br />

Information. Eine Bevorzugung <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Darstellung ist mehr<br />

durch die Gewohnheit als die Mathematik begrün<strong>de</strong>t. Die Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Darstellungen sind:<br />

• Die Verteilungssumme setzt keine Klassenbildung voraus,


18 KAPITEL 2. STATISTISCHE BESCHREIBUNG<br />

1<br />

Q.dat<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Abb. 2.1: Diagramm <strong>de</strong>r Anzahlverteilungssumme Q(x)<br />

• die Verteilungssumme benötigt keine Annahmen über Klassenmitten,<br />

ihre Wertepaare stimmen exakt,<br />

• aus <strong>de</strong>r Verteilungssumme wird die Verteilungsdichte durch numerische<br />

Differentiation gewonnen, die man gern vermei<strong>de</strong>t, weil sie Unruhe<br />

(Schwankungen) in die Kurve bringt,<br />

• aus <strong>de</strong>r Verteilungsdichte wird die Verteilungssumme durch numerische<br />

Integration gewonnen, die die Kurve glättet (mittelt),<br />

• für manche weiterführen<strong>de</strong>n Rechnungen (Trennkurven) braucht man<br />

die Verteilungsdichten.<br />

Im Anhang ist auf Seite 105 ein C-Programm wie<strong>de</strong>rgegeben, das aus gegebenen<br />

Messwerten und Klassengrenzen einige statistische Parameter und<br />

die Verteilung ausrechnet. Die Ausgabe lässt sich als Eingabe für das Programm<br />

gnuplot verwen<strong>de</strong>n. Es empfiehlt sich, ausgehend von obiger Urliste<br />

einmal mit verschie<strong>de</strong>nen Klasseneinteilungen und Approximationen (Splines,<br />

Bezier) zu spielen. Man lernt dadurch, die Wahrheit von <strong>de</strong>r Kosmetik<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Tragen wir die Verteilungssumme Q(x) in einem Diagramm auf, so erhalten<br />

wir eine Kurve wie in Abb. 2.1 auf Seite 18. Die Kurve ist mit <strong>de</strong>m<br />

Programm gnuplot gezeichnet und mittels Bezier-Interpolation geglättet.<br />

Streng genommen kennen wir nur 7 Punkte <strong>de</strong>r Kurve, <strong>de</strong>r Rest ist Kosmetik.<br />

Noch strenger genommen, ist die Kurve keine Linie, son<strong>de</strong>rn ein Schlauch,<br />

<strong>de</strong>r die Streuungen <strong>de</strong>r Meßwerte einschließt, aber die wissen wir nicht. Dazu<br />

müßten wir mehrere Messungen durchführen.<br />

Das Diagramm <strong>de</strong>r Anzahlverteilungsdichte sieht aus wie in Abb. 2.2 auf<br />

Seite 19. Hier geht die Kosmetik noch weiter, <strong>de</strong>nn wir kennen nicht einmal<br />

die Abszissen <strong>de</strong>r 7 Punkte, son<strong>de</strong>rn wissen nur, daß sie in die jeweiligen Klassen<br />

fallen. Ehrlicher, aber weniger schön ist die Darstellung als Histogramm<br />

nach Abb. 2.3 auf Seite 19.


2.1. VERTEILUNGEN 19<br />

0.18<br />

0.16<br />

q.dat<br />

0.14<br />

0.12<br />

0.1<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Abb. 2.2: Diagramm <strong>de</strong>r Anzahlverteilungsdichte q(x)<br />

0.18<br />

0.16<br />

q.dat<br />

0.14<br />

0.12<br />

0.1<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Abb. 2.3: Histogramm <strong>de</strong>r Anzahlverteilungsdichte q(x)


20 KAPITEL 2. STATISTISCHE BESCHREIBUNG<br />

Während die Verteilungsdichte q zu einem nicht genau bekannten mittleren<br />

Durchmesser x i in <strong>de</strong>m Klassenintervall gehört, gilt die Verteilungssumme<br />

Q exakt an <strong>de</strong>r jeweiligen oberen Klassengrenze x i,oben . Außer<strong>de</strong>m ist<br />

sie von <strong>de</strong>n Klassenbreiten unabhängig und damit auch von <strong>de</strong>r Klasseneinteilung.<br />

Die Klasseneinteilung beeinflusst nur die Anzahl <strong>de</strong>r Stützstellen <strong>de</strong>r<br />

Verteilungssummenkurve. Die maximale Anzahl von Stützstellen erhält man,<br />

wenn man die Summen ohne Klasseneinteilung berechnet. Die Verteilungsdichte<br />

hat eine Dimension, nämlich <strong>de</strong>n Kehrwert <strong>de</strong>r Dimension <strong>de</strong>s Merkmals<br />

x; die Verteilungssumme Q ist immer eine reine, dimensionslose Verhältniszahl.<br />

Die Verteilungsdichte beginnt mit <strong>de</strong>m Wert null und geht nach<br />

einem o<strong>de</strong>r mehreren Maxima wie<strong>de</strong>r auf null zurück, die Verteilungssumme<br />

beginnt mit <strong>de</strong>m Wert null und steigt schwach monoton bis zum Wert 1 o<strong>de</strong>r<br />

100 %. Wir vermei<strong>de</strong>n die Prozentrechnung, sie ist hier überflüssig, und viele<br />

Leute haben Schwierigkeiten damit.<br />

Jetzt kommen einige Formeln. Per <strong>de</strong>finitionem gilt:<br />

n i<br />

q(x i ) =<br />

N max ∗ ∆x i<br />

= ∆Q(x i)<br />

(2.4)<br />

∆x i<br />

Q(x j,oben ) = 1 ∑i=j<br />

n i (2.5)<br />

N max<br />

wobei in <strong>de</strong>r ersten Gleichung wie schon erwähnt x i irgen<strong>de</strong>in nicht näher<br />

bekannter Wert zwischen <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>r i-ten Klasse ist, während in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Gleichung x j,oben genau die obere Grenze <strong>de</strong>r j-ten Klasse ist. Aus<br />

diesen Gleichungen folgen:<br />

i=0<br />

q(x i ) = Q(x i,oben) − Q(x i,unten )<br />

∆x i<br />

(2.6)<br />

i=j<br />

∑<br />

Q(x j,oben ) = q(x i ) ∗ ∆x i (2.7)<br />

i=0<br />

Für ∆x → 0 (verschwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Klassenbreite) erhalten wir einen Differentialquotienten<br />

beziehungsweise ein Integral:<br />

q(x) = dQ(x)<br />

dx<br />

(2.8)<br />

Die Aussage:<br />

Q(x a ) =<br />

Q(x max ) =<br />

∫x a<br />

0<br />

x∫<br />

max<br />

0<br />

q(x) dx (2.9)<br />

q(x) dx = 1 (2.10)<br />

ist gleichbe<strong>de</strong>utend damit, dass die Fläche unter <strong>de</strong>r Verteilungsdichtekurve<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Abszissen- und Ordinatenmaßstabes gleich


2.1. VERTEILUNGEN 21<br />

1 ist. Bei <strong>de</strong>r unteren Integrationsgrenze ist in manchen Zusammenhängen<br />

Vorsicht geboten: ein x min ist immer richtig, eine 0 kann Probleme bereiten.<br />

Dummerweise ist x min nur selten bekannt.<br />

Man vergesse nicht, dass <strong>de</strong>r Grenzübergang eine Gedankenkonstruktion<br />

ist, in <strong>de</strong>r Wirklichkeit haben wir es immer mit endlichen Klassenbreiten,<br />

endlichen Mengen und alltäglichen Summen, Differenzen o<strong>de</strong>r Brüchen zu<br />

tun. Im Zweifelsfall bleibe man bei <strong>de</strong>n Differenzen und Summen.<br />

Tab. 2.4: Rechenbeispiel für eine Massenverteilung<br />

In<strong>de</strong>x Klasse Breite Masse Summe rel. Masse V’dichte V’summe<br />

i x ∆x m M h q Q<br />

- mm mm mg mg - 1/mm -<br />

0 >0-2 2 0 0 0 0 0<br />

1 >2-4 2 153 153 0,007 0,003 0,007<br />

2 >4-6 2 1420 1573 0,061 0,030 0,066<br />

3 >6-7 1 2376 3949 0,102 0,102 0,156<br />

4 >7-8 1 3594 7543 0,154 0,154 0,323<br />

5 >8-10 2 8281 15824 0,354 0,177 0,677<br />

6 >10-12 2 7560 23384 0,323 0,162 1<br />

7 >12-14 2 0 23384 0 0 1<br />

8 >14 0 23384 0 0 1<br />

Wir könnten unsere Teilchen auch wägen, anstatt sie zu zählen. Dann<br />

erhielten wir eine Massenverteilung anstelle obiger Anzahlverteilung. Unter<br />

<strong>de</strong>r Vorraussetzung konstanter Form und Dichte lassen sich bei<strong>de</strong> Verteilungen<br />

ineinan<strong>de</strong>r umrechnen. Mit Kugelform und <strong>de</strong>r beliebten Dichte<br />

2,71 g/cm 3 (Kalkstein) liefert unsere Messung die Tabelle 2.4 auf Seite 21 (gerechnet,<br />

nicht gemessen).<br />

Anzahl- und Massenverteilungssummen sind in Abb. 2.4 auf Seite 22<br />

dargestellt. Die Massenverteilungssumme Q 3 (x) ist zum Groben verschoben.<br />

Ebenso hat sich das Maximum <strong>de</strong>r Verteilungsdichte zum Groben verschoben,<br />

wie man aus Abb. 2.5 auf Seite 22 sieht. Ein einzelner dicker Brocken trägt<br />

zur Anzahl wenig bei, zur Masse aber viel. Sofern das Mengenmaß die Potenz<br />

einer Länge ist (Anzahl = Länge 0 , Volumen = Länge 3 ), schreibt man <strong>de</strong>n<br />

Exponenten als In<strong>de</strong>x an die Verteilungen q und Q, also q 0 (x) für die Anzahl-<br />

Verteilungsdichte und q 3 (x) für die Volumen-Verteilungsdichte.<br />

Bei konstanter Dichte sind Volumen- und Massenverteilung i<strong>de</strong>ntisch.<br />

Mithilfe <strong>de</strong>r Exponenten o<strong>de</strong>r Indizes lassen sich dann Umrechnungen durchführen<br />

(Momente), die jedoch im Zeitalter <strong>de</strong>r Computer nur noch begrenzt<br />

interessieren. Die Momente sind schlichtweg Summen o<strong>de</strong>r Integrale, die bei<br />

diesen Umrechnungen vorkommen.<br />

Die Umrechnungen sind zwar mathematisch einwandfrei, aber praktisch<br />

be<strong>de</strong>nklich. Unsere Meßwerte haben Fehler, je<strong>de</strong> Zahl ist eigentlich ein Intervall.<br />

Das müßte in die Umrechnungen einbezogen wer<strong>de</strong>n. Die Konsequenz<br />

lautet, möglichst die Mengeninhalte in <strong>de</strong>r Größe zu messen, die von <strong>de</strong>r Aufgabe<br />

verlangt wird, und wenig umzurechnen.


22 KAPITEL 2. STATISTISCHE BESCHREIBUNG<br />

1<br />

Q3.dat<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Abb. 2.4: Anzahlverteilungssumme Q 0 (x) (linke Kurve) und Massenverteilungssumme<br />

Q 3 (x) (rechte Kurve)<br />

0.18<br />

0.16<br />

q3.dat<br />

0.14<br />

0.12<br />

0.1<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Abb. 2.5: Anzahlverteilungsdichte q 0 (x) (linke Kurve) und Massenverteilungsdichte<br />

q 3 (x) (rechte Kurve)


2.2. MOMENTENSCHREIBWEISE 23<br />

Der x 50 -Wert einer Verteilung ist <strong>de</strong>rjenige Wert <strong>de</strong>s Merkmals, bei <strong>de</strong>m<br />

die Verteilungssumme <strong>de</strong>n Wert 0, 5 annimmt:<br />

Q(x 50 ) = 0, 5 (2.11)<br />

Bei großen Probenumfängen fällt <strong>de</strong>r x 50 -Wert mit <strong>de</strong>m Medianwert zusammen,<br />

bei kleinen liegt er in <strong>de</strong>r Nähe.<br />

Der Modalwert ist <strong>de</strong>rjenige Wert <strong>de</strong>s Merkmals, bei <strong>de</strong>m die Verteilungsdichte<br />

ein Maximum annimmt, <strong>de</strong>r häufigste Wert mit an<strong>de</strong>ren Worten. Bimodale<br />

Verteilungen – beispielsweise Mischungen – haben zwei Maxima und<br />

entsprechend zwei Modalwerte. Das Minimum zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Maxima<br />

äußert sich in <strong>de</strong>r Verteilungssumme als Stufe.<br />

Der Begriff Zentralwert wird synonym zu Medianwert, vereinzelt aber<br />

auch als Oberbegriff zu Medianwert, Modalwert und Mittelwert gebraucht,<br />

da alle drei Werte im Zentrum <strong>de</strong>r Verteilung liegen. Im allgemeinen Fall<br />

sind Medianwert, Modalwert und arithmetischer Mittelwert verschie<strong>de</strong>n.<br />

2.2 Momentenschreibweise<br />

Wir haben bereits kurz erwähnt, dass einige in <strong>de</strong>r Statistik vorkommen<strong>de</strong><br />

Summen o<strong>de</strong>r Integrale als Momente bezeichnet wer<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen sich Formeln<br />

kürzer schreiben lassen. Neue Erkenntnisse gehen mit <strong>de</strong>n Momenten<br />

nicht einher. Ein statistisches Moment ist wie folgt <strong>de</strong>finiert:<br />

o<strong>de</strong>r als Integral:<br />

M k,r =<br />

M k,r =<br />

i max ∑<br />

0<br />

x∫<br />

max<br />

x min<br />

x k i q r (x i ) ∆x i (2.12)<br />

x k q r (x) dx (2.13)<br />

Umfassen die Summations- o<strong>de</strong>r Integrationsgrenzen <strong>de</strong>n ganzen vorkommen<strong>de</strong>n<br />

Teilchengrößenbereich, spricht man von vollständigen Momenten,<br />

umfassen sie nur einen Ausschnitt daraus, so hat man unvollständige Momente<br />

und muss die Grenzen zusätzlich zu k und r angeben:<br />

M k,r (x 1 , x 2 ) =<br />

∫x 2<br />

x 1<br />

x k q r (x) dx (2.14)<br />

2.3 Mittelwerte und Streuungsmaße<br />

Gelegentlich möchte man eine Verteilung durch wenige Zahlenwerte kennzeichnen,<br />

sei es für Vergleiche o<strong>de</strong>r für weitere Rechnungen. Hierfür gibt es<br />

zwei Wege. Erstens lassen sich unter Verlust von Information Kennzahlen<br />

berechnen, die möglichst für das Ziel unserer Untersuchungen eine Be<strong>de</strong>utung<br />

haben, das heißt aussagekräftig sind. Am gebräuchlichsten sind Mittelwerte,<br />

aber auch Median- o<strong>de</strong>r Modalwert sind in Grenzen brauchbar. Darf


24 KAPITEL 2. STATISTISCHE BESCHREIBUNG<br />

es eine Kennzahl mehr sein, kommen Streuungsmaße hinzu. Der zweite Weg<br />

besteht in einer Näherung <strong>de</strong>r gemessenen Verteilung durch eine Funktion<br />

mit wenigen Parametern; dazu <strong>de</strong>r nächste Abschnitt.<br />

Es gibt vielerlei Mittelwerte. Die allgemeine Rechenvorschrift lautet:<br />

Nimm in je<strong>de</strong>r Klasse <strong>de</strong>n zugehörigen Wert <strong>de</strong>s Dispersitätsmerkmals,<br />

multipliziere ihn mit <strong>de</strong>m Mengenanteil <strong>de</strong>r Klasse und<br />

addiere die Produkte über alle Klassen.<br />

Unter zugehörigem Wert versteht man mangels besserem Wissen das arithmetische<br />

Mittel <strong>de</strong>r Klassengrenzen, die Klassenmitte. Bei schmalen Klassen<br />

ist <strong>de</strong>r Fehler gering.<br />

Schränken wir das Merkmal x auf Längen ein, so läßt sich obige verbale<br />

Definition folgen<strong>de</strong>rmaßen schreiben:<br />

mit:<br />

x k,r = k √M k,r (2.15)<br />

M k,r =<br />

=<br />

i max ∑<br />

0<br />

x∫<br />

max<br />

x k i q r (x i ) ∆x i (2.16)<br />

x min<br />

x k q r (x) dx (2.17)<br />

Die Summe o<strong>de</strong>r das Integral wird als das k-te Moment <strong>de</strong>r q r (x)-Verteilung<br />

bezeichnet. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um vollständige Momente, das heißt Summen<br />

o<strong>de</strong>r Integrale über die gesamte Verteilung. Bei unvollständigen Momenten<br />

liegen die Grenzen <strong>de</strong>r Summation o<strong>de</strong>r Integration innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Grenzen <strong>de</strong>r Verteilung. Zentrale Momente einer Verteilung beziehen sich<br />

auf einen zentralen Wert anstatt auf <strong>de</strong>n Nullpunkt. Momente in <strong>de</strong>r Statistik<br />

sind nichts weiter als wie vorstehend <strong>de</strong>finierte Summen o<strong>de</strong>r Integrale.<br />

Verwen<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Momentenbegriff nicht zu viel Zeit, er stellt nur eine<br />

Schreibweise dar und führt nicht zu neuen Einsichten.<br />

Hat man die Mengen als Anzahl bestimmt, ist also r = 0, so erhält man<br />

die gewohnten arithmetischen Mittelwerte von x k :<br />

√<br />

√<br />

√√√ i∑<br />

max<br />

x k,0 = k M k,0 = k<br />

√ √√√√ x∫<br />

max<br />

= k<br />

i min<br />

x k i q 0 (x i ) ∆x i (2.18)<br />

x min<br />

x k q 0 (x) dx (2.19)<br />

Mit k = 1 ergeben sich die gewogenen Mittel <strong>de</strong>r q r (x)-Verteilung:<br />

x 1,r = M 1,r =<br />

=<br />

i max ∑<br />

x i q r (x i ) ∆x i (2.20)<br />

i min<br />

x∫<br />

max<br />

x q r (x) dx (2.21)<br />

x min


2.3. MITTELWERTE UND STREUUNGSMASSE 25<br />

Tab. 2.5: Rechenbeispiel für einen Mittelwert<br />

In<strong>de</strong>x Klasse Anzahl Kl’mitte rel. H’keit Summe<br />

i x n ¯x k h h ∗ ¯x k ¯x<br />

- mm - mm - mm mm<br />

0 0-2 0 1 0 0 0<br />

1 >2-4 4 3 4/36 0,333 0,333<br />

2 >4-6 8 5 8/36 1,111 1,444<br />

3 >6-7 6 6,5 6/36 1,083 2,527<br />

4 >7-8 6 7,5 6/36 1,250 3,777<br />

5 >8-10 8 9 8/36 2,000 5,777<br />

6 >10-12 4 11 4/36 1,222 6,999<br />

7 >12-14 0 13 0 0 6,999<br />

8 >14 0 - 0 0 -<br />

Aus <strong>de</strong>r Tabelle 2.3 auf Seite 17 ergibt sich <strong>de</strong>r arithmetisch mittlere Teilchenduchmesser<br />

gemäß <strong>de</strong>r Rechnung in Tabelle 2.5 auf Seite 25 zu 6,999 mm.<br />

Nach alter Väter Sitte ausgerechnet kommt 252/36 = 7 heraus. Die Differenz<br />

von 0,001 ist die Provision für <strong>de</strong>n Computer.<br />

Man beachte, dass im allgemeinen Fall das Quadrat <strong>de</strong>s Mittelwertes nicht<br />

gleich <strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r Quadrate ist:<br />

x 2 ≠ ¯x 2 (2.22)<br />

was auf je<strong>de</strong>n von 1 abweichen<strong>de</strong>n Exponenten zutrifft. Die Reihenfolge von<br />

Potenzieren und Mitteln spielt eine Rolle. Wähle ich in Gleichung 2.15 <strong>de</strong>n<br />

Exponenten k = 3, so mittele ich über <strong>de</strong>m Teilchenvolumen und komme<br />

durch die dritte Wurzel wie<strong>de</strong>r auf eine Länge.<br />

Lassen wir k von 1 bis 3 laufen und r von 0 bis 3, so erhalten wir 12 verschie<strong>de</strong>ne<br />

Mittelwerte von x 1,0 bis x 3,3 , die aber nicht alle praktische Be<strong>de</strong>utung<br />

haben. Bei <strong>de</strong>r Angabe eines Mittelwertes sind stets die bei<strong>de</strong>n Werte k<br />

und r anzugeben, sonst ist die Aussage unbrauchbar.<br />

Was läßt sich als Streuungsmaß verwen<strong>de</strong>n, ohne Annahmen über <strong>de</strong>n<br />

Verteilungstyp zu treffen? Wir kennen bereits aus <strong>de</strong>m Abschnitt 2.1 Verteilungen<br />

auf Seite 15 die Spannweite (range) R:<br />

R = x max − x min (2.23)<br />

und <strong>de</strong>n Interquartilbereich I 50<br />

I 50 = x(Q = 0.75) − x(Q = 0, 25) = x 75 − x 25 (2.24)<br />

Der Inter<strong>de</strong>zilbereich I 80 berücksichtigt 80 % <strong>de</strong>r Messwerte und ist daher<br />

zuverlässiger:<br />

I 80 = x(Q = 0.9) − x(Q = 0, 1) = x 90 − x 10 (2.25)


26 KAPITEL 2. STATISTISCHE BESCHREIBUNG<br />

Das untere und das obere Zehntel (1. und 10. Dezil) <strong>de</strong>r Messwerte bleiben außer<br />

Betracht. Interquartil- und Inter<strong>de</strong>zilwert reagieren auf extreme Abweichungen<br />

einzelner Messwerte (Ausreißer) nicht so empfindlich wie <strong>de</strong>r arithmetische<br />

Mittelwert o<strong>de</strong>r gar die Spannweite. Verschiebt man <strong>de</strong>n kleinsten<br />

o<strong>de</strong>r größten Messwert weit nach außen, än<strong>de</strong>rt sich an <strong>de</strong>n Interquartil- o<strong>de</strong>r<br />

Inter<strong>de</strong>zilwerten nichts. Aus Quartil- und Dezilwerten lassen sich Grobschätzungen<br />

für Mittelwert und Standardabweichung ermitteln, siehe Lehrbücher<br />

<strong>de</strong>r Angewandten Statistik.<br />

Ein viertes Streuungsmaß ist die Varianz s 2 o<strong>de</strong>r daraus berechnet die<br />

Standardabweichung s:<br />

s 2 =<br />

∑ (x − ¯x)<br />

2<br />

n − 1<br />

Die zweite Form spart Rechenarbeit.<br />

= 1<br />

n − 1 (∑ x 2 − (∑ x) 2<br />

) (2.26)<br />

n<br />

2.4 Spezielle Verteilungen<br />

Der zweite Weg zur Kennzeichnung einer gemessenen Verteilung durch wenige<br />

Kennzahlen ist die Näherung durch eine formelmäßig angegebene Funktion<br />

mit wenigen Anpassungsparametern, üblicherweise zwei. Während man<br />

aus einem Mittelwert niemals die ursprüngliche Verteilung rekonstruieren<br />

kann – auch nicht aus Mittelwert und Streuung – kann man aus <strong>de</strong>n Funktionsparametern<br />

immer die Funktionswerte berechnen. Der Informationsverlust<br />

liegt in <strong>de</strong>r Näherung. Es gibt kein Naturgesetz, nach <strong>de</strong>r die Dispersität<br />

einer bestimmten Formel gehorchen mußte. Offenkundig wird dies bei Mischungen.<br />

Die folgen<strong>de</strong>n drei Verteilungen sind gebräuchlich, zumin<strong>de</strong>st hat<br />

man sie in Deutschland genormt.<br />

2.4.1 Potenzverteilung (DIN 66143)<br />

Die Potenzverteilung nach A. O. GATES, A. M. GAUDIN und R. SCHU-<br />

MANN ist angenehm beim Rechnen, wird daher gern für Mo<strong>de</strong>llrechnungen<br />

verwen<strong>de</strong>t, hat sonst aber keine tiefere Be<strong>de</strong>utung. Die Definition lautet:<br />

{ ( x<br />

Q 3 (x) = x max<br />

) m für x ≤ x max<br />

(2.27)<br />

1 für x > x max<br />

mit Q 3 (x) als <strong>de</strong>r Massenverteilungssumme, x als Teilchenlänge, x max als <strong>de</strong>r<br />

maximalen Teilchenlänge (Lageparameter) und <strong>de</strong>m Exponenten m als Streuungsparameter.<br />

Es gilt, wie man durch Einsetzen erkennt:<br />

Q 3 (x = 0) = 0 (2.28)<br />

Q 3 (x = x max ) = 1 (2.29)<br />

Das Diagramm von Potenzverteilungen mit Streuungsparametern m = 0, 5,<br />

m = 1, 0 und m = 2, 0 (von links nach rechts) sowie x max = 100 zeigt Abb. 2.6<br />

auf Seite 27.


2.4. SPEZIELLE VERTEILUNGEN 27<br />

1<br />

potver.dat<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Abb. 2.6: Potenzverteilungen Q 3 (x) mit m = 0, 5, 1, 0 und 2, 0 (von links nach<br />

rechts) und x max = 100<br />

Logarithmiert man Gleichung 2.27, so erhält man die Gleichung einer Gera<strong>de</strong>n<br />

in einem doppeltlogarithmischen Netz:<br />

log Q 3 (x) = m ∗ log x − m ∗ log x max (2.30)<br />

Da die Potenzverteilung bis x = 0 reicht, macht sie Schwierigkeiten beim<br />

Berechnen <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche, die umgekehrt proportional <strong>de</strong>m Teilchendurchmesser<br />

x ist. Man muß sie dann bei endlichen Werten von x im<br />

Feinen abschnei<strong>de</strong>n.<br />

2.4.2 Logarithmische Normalverteilung (DIN 66144)<br />

Die Normal- o<strong>de</strong>r GAUSS 2 -Verteilung spielt in <strong>de</strong>r Statistik eine hervorgehobene<br />

Rolle. Wir verwen<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r logarithmischen Normalverteilung,<br />

bei <strong>de</strong>r nicht das Merkmal, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Logarithmus <strong>de</strong>s Merkmals<br />

normalverteilt ist. Aber auch hier gilt, dass es kein Naturgesetz gibt,<br />

nach <strong>de</strong>m eine Dispersitätsverteilung normalverteilt sein müßte. Die Definition<br />

<strong>de</strong>r Normalverteilung lautet:<br />

q(t) = exp (− t2 2 ) √<br />

2π<br />

(2.31)<br />

Q(t) =<br />

∫z=t<br />

z=−∞<br />

q(z)dz (2.32)<br />

2 CARL FRIEDRICH GAUSS, 1777 - 1855, <strong>de</strong>utscher Mathematiker und Physiker


28 KAPITEL 2. STATISTISCHE BESCHREIBUNG<br />

mit folgen<strong>de</strong>n Substitutionen:<br />

t = x − x 50<br />

s<br />

(2.33)<br />

für die lineare Normalverteilung und:<br />

t = ln x − x 50<br />

s<br />

(2.34)<br />

für die logarithmische Normalverteilung. Der Medianwert x 50 (50 %-Wert) ist<br />

<strong>de</strong>r Lageparameter <strong>de</strong>r Verteilung, die Standardabweichung s <strong>de</strong>r Streuungsparameter.<br />

Sie kann wie folgt ermittelt wer<strong>de</strong>n:<br />

s = ln x 84<br />

x 50<br />

= ln x 50<br />

x 16<br />

(2.35)<br />

Diese Verteilung kann bei allen Mengenarten (Anzahl, Fläche, Masse usw.)<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. In einem entsprechen<strong>de</strong>n Netz be<strong>de</strong>utet die Umrechnung<br />

von einer Mengenart auf eine an<strong>de</strong>re eine Parallelverschiebung <strong>de</strong>r Verteilungssummenkurve.<br />

2.4.3 RRSB-Verteilung (DIN 66145)<br />

Die Definition <strong>de</strong>r ROSIN-RAMMLER-SPERLING-Verteilung in <strong>de</strong>r von BEN-<br />

NETT angegebenen Form lautet:<br />

R(x) = 1 − Q 3 (x)<br />

= exp (−( x x ′ )n ) (2.36)<br />

Sie erfreut sich im Kohlebergbau einer gewissen Beliebtheit. R(x) ist <strong>de</strong>r<br />

(Sieb-)Rückstand, x ′ <strong>de</strong>r Lageparameter, n <strong>de</strong>r Streuungsparameter. Es gilt:<br />

Q 3 (x ′ ) = exp(−1)<br />

= 0, 632 (2.37)<br />

Im feinen Bereich geht die RRSB-Verteilung in die Potenzverteilung über (Abbruch<br />

<strong>de</strong>r exp-Reihe nach <strong>de</strong>m ersten verän<strong>de</strong>rlichen Glied):<br />

Q 3 (x) = 1 − 1 + ( x x ′ )n − 1 2 ( x x ′ )2n + − . . . (2.38)<br />

Durch zweimaliges Logarithmieren <strong>de</strong>r Gleichung 2.36 erhalten wir die<br />

Gleichung einer Gera<strong>de</strong>n:<br />

ln ln<br />

o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>kadischen Logarithmus:<br />

lg lg<br />

1<br />

1 − Q 3 (x) = n ∗ ln x − n ∗ ln x′ (2.39)<br />

1<br />

1 − Q 3 (x) = n ∗ lg x − n ∗ lg x′ + lg lg e (2.40)


2.5. VERGLEICH ZWEIER STICHPROBEN 29<br />

In einem entsprechen<strong>de</strong>n Netz stellt sich also eine RRSB-Verteilung als Gera<strong>de</strong><br />

dar. Die Firma Schleicher + Schüll hat ein RRSB-Netzpapier unter <strong>de</strong>r<br />

Bezeichnung Körnungsnetz vetrieben. In <strong>de</strong>r alten DIN 4190 wur<strong>de</strong> es als<br />

Doppeltlogarithmisches Körnungsnetz bezeichnet<br />

Zu allen drei Verteilungen gibt es genormte Netzpapiere mit Randmaßstäben,<br />

die die grafische Auswertung erleichtern, aber im Zeitalter <strong>de</strong>r Computer<br />

keine nennenswerte Rolle mehr spielen.<br />

2.5 Vergleich zweier Stichproben<br />

Gelegentlich muss man entschei<strong>de</strong>n, ob zwei leicht unterschiedliche Stichproben<br />

o<strong>de</strong>r die daraus ermittelten Verteilungen aus <strong>de</strong>rselben Grundgesamtheit<br />

stammen (sich nicht signifikant unterschei<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r ob sie zu verschie<strong>de</strong>nen<br />

Grundgesamtheiten gehören (sich signifikant unterschei<strong>de</strong>n). Die Antwort<br />

liefern statistische Testverfahren. Wilcoxon ...<br />

Eine an<strong>de</strong>re Fragestellung geht davon aus, dass sich zwei Stichproben<br />

o<strong>de</strong>r ihre Verteilungen unterschei<strong>de</strong>n – weil sie aus verschie<strong>de</strong>nen Versuchen<br />

stammen – und ermittelt <strong>de</strong>n Unterschied quantitativ. Hierzu bil<strong>de</strong>t man Differenzen<br />

o<strong>de</strong>r Quotienten von Verteilungen.<br />

2.5.1 Statistische Tests<br />

2.5.2 Summen und Quotienten<br />

2.6 Memo statistische Beschreibung<br />

• Die Auswertung beginnt mit <strong>de</strong>m Sortieren <strong>de</strong>r Urliste.<br />

• Aus <strong>de</strong>r sortierten Urliste lassen sich Medianwert und Interquartilbereich<br />

o<strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>zilbereich entnehmen.<br />

• Je nach <strong>de</strong>r Größe, in <strong>de</strong>r die Mengeninhalte gemessen wor<strong>de</strong>n sind,<br />

ergeben sich Anzahl-, Massen- o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Verteilungen. Sie lassen sich<br />

ineinan<strong>de</strong>r umrechnen.<br />

• Die Verteilungssumme Q(x) lässt sich ohne Klasseneinteilung berechnen<br />

(aber auch mit Klasseneinteilung). Ihre Werte gelten exakt beim<br />

zugehörigen Merkmalswert x, <strong>de</strong>r bei einer Klasseneinteilung die obere<br />

Klassengrenze darstellt.<br />

• Die Berechnung <strong>de</strong>r Verteilungsdichte setzt eine Klasseneinteilung voraus.<br />

Die Klassen brauchen nicht gleich breit zu sein. Ohne Kosmetik<br />

kann die Verteilungsdichte nur als Histogramm dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Verteilungen<br />

• Mittelwerte<br />

• spezielle Verteilungen<br />

• statistische Tests


3 Koordinatentransformationen<br />

Umgang mit Koordinatensystemen.<br />

3.1 Skalen<br />

Koordinatentransformationen haben nichts beson<strong>de</strong>res mit <strong>de</strong>r Dispersität<br />

zu tun, son<strong>de</strong>rn gehören in die Schulmathematik. Da aber immer wie<strong>de</strong>r Mißverständnisse<br />

festzustellen sind, han<strong>de</strong>ln wir hier das Thema einmal in aller<br />

Ruhe ab.<br />

Wir wollen eine Größe x in eine Größe ξ abbil<strong>de</strong>n. Beispielsweise seien x<br />

eine Masse und ξ eine Länge. Dann schreiben wir mit einem Maßstabsfaktor<br />

m x :<br />

ξ = m x x (3.1)<br />

woraus sich zwanglos ergibt:<br />

m x = ξ (3.2)<br />

x<br />

Um beim Beispiel zu bleiben, wollen wir eine Masse von 1 mg auf eine Länge<br />

von 10 mm abbil<strong>de</strong>n, dann ist:<br />

m x =<br />

10 mm<br />

1 mg<br />

= 10 mm/mg (3.3)<br />

Eine Masse von 12,5 mg wird dargestellt durch eine Länge von:<br />

ξ = 10 mm/mg ∗ 12, 5 mg = 125, 0 mm (3.4)<br />

An die zugehörige Achse schreiben wir nicht die ziemlich uninteressanten<br />

Längen in mm, son<strong>de</strong>rn die Massen in mg.<br />

Nun wollen wir die Größe (Masse) logarithmisch darstellen. Da man von<br />

dimensionsbehafteten Größen, wie die Masse eine ist, keinen Logarithmus<br />

bil<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn nur von Zahlen, beziehen wir als erstes unsere Größe<br />

(Masse) x auf eine Bezugsgröße (Bezugsmasse) X. Einfachheitshalber wählt<br />

man als Bezugsgröße meist die Maßeinheit, aber das ist nicht zwingend. Wir<br />

erhalten eine bezogene, dimensionslose Größe ˆx:<br />

Im Beispiel obiger Masse also:<br />

ˆx = x X<br />

ˆx =<br />

x<br />

1 mg<br />

(3.5)<br />

(3.6)<br />

30


3.1. SKALEN 31<br />

Von <strong>de</strong>r bezogenen Größe ˆx lässt sich <strong>de</strong>r Logarithmus bil<strong>de</strong>n. Den Logarithmus<br />

stellen wir als Länge dar, genau wie zuvorstehend:<br />

ξ = m x log ˆx = m x log x X<br />

(3.7)<br />

Der Maßstabsfaktor hat jetzt einen an<strong>de</strong>ren Wert:<br />

m x =<br />

ξ<br />

log ˆx =<br />

ξ<br />

log x X<br />

(3.8)<br />

Nehmen wir <strong>de</strong>n <strong>de</strong>kadischen Logarithmus, so entspricht eine Einheit <strong>de</strong>s<br />

Logarithmus einer Deka<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Länge, das heißt einem Längenverhältnis von<br />

10 zu 1. Soll diese Deka<strong>de</strong> durch 120 mm dargestellt wer<strong>de</strong>n, so erhalten wir<br />

<strong>de</strong>n Maßstabsfaktor zu:<br />

m x =<br />

120 mm<br />

log 10 1<br />

Im Zahlenbeispiel schreiben wir nun:<br />

=<br />

120 mm<br />

1<br />

= 120 mm (3.9)<br />

12, 5 mg<br />

ξ = 120 mm log<br />

1 mg<br />

= 120 mm log 12, 5<br />

= 120 mm 1, 0969<br />

= 131, 63 mm<br />

(3.10)<br />

An die Achse schreiben wir wie<strong>de</strong>r nicht die langweiligen mm, son<strong>de</strong>rn die<br />

Werte ˆx <strong>de</strong>r bezogenen Masse. Wenn wir <strong>de</strong>n Bezugswert X erwähnen, dürfen<br />

wir sogar die Werte x <strong>de</strong>r Masse an die Skala schreiben. Während die<br />

Längenskala linear geteilt ist und bleibt, ist die Massenskala logarithmisch<br />

geteilt. Die Längenskala kann mit null beginnen. Dazu ergibt sich durch Umstellen<br />

<strong>de</strong>r Gleichung 3.7 die Masse x:<br />

0 mm = 120 mm log x X<br />

(3.11)<br />

0 = log x X<br />

x<br />

X = 1<br />

x = X<br />

x = 1 mg<br />

Zum Nullpunkt <strong>de</strong>r Längenskala gehört also die Bezugsgröße X. Auch wenn<br />

die zu logarithmieren<strong>de</strong> Größe von Natur aus dimensionslos ist, brauchen wir<br />

die Bezugsgröße zum Festlegen <strong>de</strong>s Skalenbeginns. Logarithmische Skalen<br />

haben im Endlichen keinen Nullpunkt, die Masse 0 mg ist nicht darstellbar.


32 KAPITEL 3. KOORDINATENTRANSFORMATIONEN<br />

3.2 Zweidimensionale Diagramme<br />

3.2.1 Doppeltlogarithmisches Netz<br />

Wir wählen cartesische Koordinaten und haben zwei Achsen, für die das im<br />

vorigen Abschnitt Gesagte gilt. Wollen wir die Potenzverteilung (Abschnitt<br />

2.4.1 auf Seite 26) als Gera<strong>de</strong> darstellen, brauchen wir ein Diagramm mit<br />

zwei logarithmisch geteilten Achsen, ein doppeltlogarithmisches Netz (Gleichung<br />

2.30):<br />

log Q 3 (x) = m ∗ log x − m ∗ log x max (3.12)<br />

Auf <strong>de</strong>r x-Achse soll eine Deka<strong>de</strong> auf 80 mm abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dann<br />

erhalten wir gemäß Gleichung 3.8:<br />

m x =<br />

ξ<br />

log ˆx<br />

= 80 mm (3.13)<br />

Ein Wert von x = 20 µm wird bei einem Bezugswert X = 5 µm durch eine<br />

Länge ξ dargestellt:<br />

ξ = m x log x X<br />

= 80 mm log 20<br />

5<br />

= 80 mm log 4<br />

= 80 mm 0, 60<br />

= 48, 2 mm<br />

(3.14)<br />

Für x = 100µm erhalten wir eine Länge ξ = 104, 1 mm.<br />

Auf <strong>de</strong>r y-Achse (Q 3 (x)) entspreche eine Deka<strong>de</strong> 50 mm. Damit ergibt sich:<br />

m y = 50 mm (3.15)<br />

Ein Wert <strong>de</strong>r Massenverteilungssumme von Q 3 (x) = 0, 5 wird bei einem Bezugswert<br />

Y = 0, 01 dargestellt durch eine Länge η:<br />

η = m y log y Y<br />

= 50 mm ∗ log 0, 5<br />

0, 01<br />

= 50 mm ∗ log 50<br />

= 50 mm ∗ 1, 7<br />

= 85, 0 mm<br />

(3.16)<br />

Für Q 3 (x) = 1, 0 erhalten wir eine Länge η = 100, 0 mm. Wir erinnern uns: Zur<br />

Länge 0 gehören die Bezugswerte X bzw. Y .<br />

Was be<strong>de</strong>utet ein Längenintervall ∆ξ? Wir schreiben:<br />

∆ξ = ξ 2 − ξ 1 (3.17)<br />

= m x log x 2<br />

X − m x log x 1<br />

X


3.2. ZWEIDIMENSIONALE DIAGRAMME 33<br />

= m x log x 2 ∗ X<br />

x 1 ∗ X<br />

= m x log x 2<br />

x 1<br />

Einem Längenintervall ∆ξ entspricht also – erwartungsgemäß – ein Quotient<br />

o<strong>de</strong>r Verhältnis <strong>de</strong>r ursprünglichen Größe x.<br />

3.2.2 RRSB-Netz<br />

Auch die RRSB-Verteilung kann in einem entsprechen<strong>de</strong>n Netz als Gera<strong>de</strong><br />

gezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

...<br />

3.2.3 Log-Normal-Netz<br />

...<br />

3.2.4 Abszissensubstitution<br />

For<strong>de</strong>rt man, dass auch bei einer irgendwie transformierten o<strong>de</strong>r substituierten<br />

Abszissenachse die Fläche unter <strong>de</strong>r Verteilungsdichtekurve gleich 1 und<br />

die Flächen unter <strong>de</strong>n einzelnen Säulen <strong>de</strong>s Histogramms gleich <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Mengenanteilen sein sollen 1 , muss man auch die Ordinatenwerte<br />

umrechnen.<br />

Aus einer Verteilungsdichte q(x) wer<strong>de</strong> durch die Abszissensubstitution<br />

ξ = ϕ(x) die Verteilungsdichte ˘q(ξ). Dann schreibt sich obige For<strong>de</strong>rung:<br />

q(x) ∆x = ˘q(ξ) ∆ξ (3.18)<br />

woraus sich für die Ordinaten <strong>de</strong>r transformierten Darstellung ergibt:<br />

˘q(ξ) = q(x) ∆x<br />

∆ξ<br />

(3.19)<br />

Beispiel:<br />

ξ = ln x (3.20)<br />

∆ξ<br />

∆x = 1 x<br />

˘q(ξ) = x ∗ q(x)<br />

Durch die Transformation verschiebt sich das Maximum <strong>de</strong>r Verteilungsdichte,<br />

es fällt nicht mehr mit <strong>de</strong>m Modalwert zusammen. Man muss wissen, was<br />

man aus <strong>de</strong>m Diagramm herauslesen will.<br />

1 Diese For<strong>de</strong>rung stammt aus <strong>de</strong>r Zeit, als man die Mengenanteile durch<br />

Planimetrieren o<strong>de</strong>r Auszählen von Karos bestimmt hat. Seit es überall von<br />

Computern wimmelt, bestimmt man die Mengenanteile numerisch.


34 KAPITEL 3. KOORDINATENTRANSFORMATIONEN<br />

3.3 Verschiebungen<br />

Fangen wir mit einer linear geteilten Skala an. Eine Verschiebung <strong>de</strong>s Nullpunktes<br />

ist gleichbe<strong>de</strong>utend mit <strong>de</strong>r Addition einer Konstanten a zu <strong>de</strong>n Werten:<br />

ξ = x + a (3.21)<br />

Der Nullpunkt <strong>de</strong>r ξ-Skala liegt bei x = −a, <strong>de</strong>r Nullpunkt <strong>de</strong>r x-Skala bei<br />

ξ = a.<br />

Verschieben wir eine logarithmische Skala um eine feste Länge α, so be<strong>de</strong>utet<br />

das eine Multiplikation <strong>de</strong>r ursprünglichen Werte mit B α , wobei B die<br />

Basis <strong>de</strong>r Logarithmen ist wie 10:<br />

3.4 Drehungen<br />

3.5 Polarkoordinaten<br />

3.6 Memo Koordinatentransformationen<br />

• Eine Größe x lässt sich über einen Maßstabsfaktor m x in eine Größe ξ<br />

abbil<strong>de</strong>n. Ist die Größe ξ eine Länge, so können wir sie auf einer Skala<br />

darstellen.<br />

• Um <strong>de</strong>n Logarithmus einer Größe darstellen zu können, muss diese<br />

durch einen Bezugswert <strong>de</strong>rselben Dimension dividiert wer<strong>de</strong>n. Zum Bezugswert<br />

gehört die Länge null auf <strong>de</strong>r Skala.


4 Kennzeichnung einer Trennung<br />

Bei Trennverfahren wird die Probe nach einem Merkmal in min<strong>de</strong>stens zwei<br />

Teilmengen gänzlich und dauerhaft getrennt. Der Trennschnitt wird durch<br />

seine Lage und seine Schärfe gekennzeichnet.<br />

4.1 Trennkurve<br />

Man kann ein disperses System (Probe, Aufgabegut, Grundgesamtheit) nach<br />

vier Gesichtspunkten in zwei o<strong>de</strong>r mehr Teilmengen zerlegen o<strong>de</strong>r trennen:<br />

• nach <strong>de</strong>r Menge (Anzahl, Masse): Teilen (Probeteilung),<br />

• nach <strong>de</strong>m Dispersitätsmerkmal: Klassieren o<strong>de</strong>r Trennen (im engeren<br />

Sinn),<br />

• nach <strong>de</strong>r stofflichen Zusammensetzung, <strong>de</strong>r Dichte o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Form: Sortieren,<br />

• nach <strong>de</strong>m Aggregatzustand o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Phase (fest – flüssig – gasförmig):<br />

Abschei<strong>de</strong>n.<br />

Mischformen sind in <strong>de</strong>r Regel unerwünscht, kommen aber vor. Je<strong>de</strong> Zerlegung<br />

in obigem Sinn ergibt sich aus <strong>de</strong>m Zusammenwirken von Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>s Gutes und <strong>de</strong>s Verfahrens. Trennungen im engeren Sinn (Klassierungen)<br />

wer<strong>de</strong>n in DIN 66 142 Teil 1 bis 3 (Grundlagen, analytische/technische<br />

Trennungen) beschrieben.<br />

Beim Klassieren bezeichnet man die in <strong>de</strong>n Prozess eingehen<strong>de</strong> Gutmenge<br />

als Aufgabegut, die Teilmengen als Grob- und Feingut. In an<strong>de</strong>ren Zusammenhängen<br />

wird von Schwer- und Leichtgut gesprochen; es existieren auch<br />

zahlreiche stoffspezifische Benennungen.<br />

Wir betrachten nun die Trennung eines Aufgabegutes (Masse m A , Verteilung<br />

q A (x)) in ein Grobgut (Masse m G , Verteilung q G (x)) und ein Feingut<br />

(Masse m F , Verteilung q F (x)). Setzen wir voraus, dass Teilchenmassen we<strong>de</strong>r<br />

verschwin<strong>de</strong>n (Auflösen, Verdunsten, Verbleiben in <strong>de</strong>r Apparatur) noch<br />

hinzukommen (Wachstum, Reste früherer Versuche), dann gilt für je<strong>de</strong> Teilchengröße<br />

x die (differentielle) Massenbilanz o<strong>de</strong>r Fraktionsbilanz:<br />

m A (x) = m G (x) + m F (x) (4.1)<br />

und für Aufgabe-, Grob- und Feingut jeweils insgesamt die (integrale) Massenbilanz<br />

o<strong>de</strong>r Gesamtbilanz:<br />

m A = m G + m F (4.2)<br />

In kontinuierlich arbeiten<strong>de</strong>n Trennapparaten gelten die Bilanzen für die<br />

Massenströme:<br />

ṁ A (x) = ṁ G (x) + ṁ F (x) (4.3)<br />

35


36 KAPITEL 4. KENNZEICHNUNG EINER TRENNUNG<br />

ṁ A = ṁ G + ṁ F (4.4)<br />

Die Bilanzen lassen sich auch für die entsprechen<strong>de</strong>n Konzentrationen aufstellen<br />

(Masse Feststoff pro Volumen Suspension).<br />

Diese Überlegung gilt nicht nur für Massen, son<strong>de</strong>rn ebenso für Anzahlen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Mengenarten. Die Zahlenwerte än<strong>de</strong>rn sich beim Wechsel <strong>de</strong>r<br />

Mengenart, aber es muß immer <strong>de</strong>r Mengeninhalt <strong>de</strong>s Grobgutes plus Mengeninhalt<br />

<strong>de</strong>s Feingutes <strong>de</strong>n Mengeninhalt <strong>de</strong>s Aufgabegutes ergeben.<br />

Für <strong>de</strong>n Grobgut-Massenteil o<strong>de</strong>r Gesamtabschei<strong>de</strong>grad g und <strong>de</strong>n<br />

Feingut-Massenanteil o<strong>de</strong>r Gesamtdurchlassgrad f gilt:<br />

g = m G<br />

m A<br />

o<strong>de</strong>r durch Massenströme ausgedrückt:<br />

g = ṁG<br />

ṁ A<br />

f = m F<br />

m A<br />

g + f = 1 (4.5)<br />

f = ṁF<br />

ṁ A<br />

g + f = 1 (4.6)<br />

Bei Abschei<strong>de</strong>rn zur Gasreinigung ist ein Dekontaminierungsfaktor DF gebräuchlich:<br />

DF = 1 f = ṁA<br />

ṁ F<br />

(4.7)<br />

wobei hier unter Feingut das Material zu verstehen ist, das mit <strong>de</strong>m Reingasstrom<br />

weiterströmt. Ein hoher Dekontaminierungsfaktor be<strong>de</strong>utet also eine<br />

gute Reinigungswirkung. Die Werte f und g hängen von <strong>de</strong>r Mengenart ab.<br />

Weiterhin folgen:<br />

q A (x) = g ∗ q G (x) + f ∗ q F (x) (4.8)<br />

Q A (x) = g ∗ Q G (x) + f ∗ Q F (x) (4.9)<br />

Die Trennkurve T (x) (Trennfunktion, Trenngradkurve, TROMP-Kurve, Fraktionsabschei<strong>de</strong>grad)<br />

ist <strong>de</strong>finiert als:<br />

T (x) = g ∗ q G(x)<br />

q A (x)<br />

für q A (x) > 0 (4.10)<br />

Sie ist also über das Grobgut <strong>de</strong>finiert. Das ist Willkür, aber man muß sich<br />

festlegen. Weil im Nenner <strong>de</strong>r Trennkurve die Verteilung <strong>de</strong>s Aufgabegutes<br />

steht, ist sie zunächst nur dort <strong>de</strong>finiert, wo auch Aufgabegut vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />

Es erscheint sinnvoll, die Trennkurve in folgen<strong>de</strong>r Weise zu extrapolieren:<br />

T (x) = 0 für x < x min<br />

T (x) = 1 für x > x max (4.11)<br />

Wir nehmen an, dass sich die Trenngra<strong>de</strong> bei einer Ausweitung <strong>de</strong>r Verteilung<br />

<strong>de</strong>s Aufgabegutes nicht von <strong>de</strong>nen an <strong>de</strong>n bekannten Grenzen x min und<br />

x max unterschei<strong>de</strong>n. Die Annahme ist nicht immer berechtigt, es gibt Trennprozesse<br />

mit einem Minimum o<strong>de</strong>r Maximum <strong>de</strong>s Trenngra<strong>de</strong>s.<br />

Mit Hilfe von Gleichung 4.8 lässt sich die Trennkurve auch über das Feingut<br />

ausdrücken:<br />

T (x) = q A(x) − f ∗ q F (x)<br />

q A (x)<br />

= 1 − f ∗ q F (x)<br />

q A (x)<br />

(4.12)


4.1. TRENNKURVE 37<br />

o<strong>de</strong>r ohne die Verteilung <strong>de</strong>s Aufgabegutes:<br />

T (x) =<br />

g ∗ q G (x)<br />

g ∗ q G (x) + f ∗ q F (x)<br />

Aus <strong>de</strong>r Gleichung 4.8 folgt mit g + f = 1 auch:<br />

g = q A(x) − q F (x)<br />

q G (x) − q F (x)<br />

(4.13)<br />

(4.14)<br />

so dass wir die Trennkurve auch ohne <strong>de</strong>n Grobgut-Massenanteil g schreiben<br />

können:<br />

1 − q F (x)<br />

q<br />

T (x) = A (x)<br />

1 − q (4.15)<br />

F (x)<br />

q G (x)<br />

Kennt man zusätzlich zu <strong>de</strong>n drei Verteilungen noch die Massenanteile, so<br />

lässt sich eine Fehlerrechnung anstellen.<br />

Ersetzen wir in <strong>de</strong>r Definitionsgleichung 4.10 die Verteilungsdichten gemäß:<br />

so erhalten wir:<br />

q(x) =<br />

m(x)<br />

m ∗ ∆x<br />

T (x) = g m G(x)<br />

m G ∗ ∆x<br />

= g m G(x)<br />

m A (x)<br />

= m G(x)<br />

m A (x)<br />

m A<br />

m G<br />

m A ∗ ∆x<br />

m A (x)<br />

(4.16)<br />

(4.17)<br />

Es ist also <strong>de</strong>r Trenngrad T (x) innerhalb einer schmalen Klasse gleich <strong>de</strong>m<br />

Quotienten aus Grobgutmasse und Aufgabegutmasse in dieser Klasse. Da<br />

sich die an<strong>de</strong>ren Mengenarten durch Multiplikation <strong>de</strong>r Massen mit einem<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Klasse konstanten Faktor (z. B. 1/mittlere Teilchenmasse in <strong>de</strong>r<br />

Klasse) ergeben, <strong>de</strong>r sich in obiger Gleichung herauskürzt, ist <strong>de</strong>r Trenngrad<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Mengenart.<br />

Obwohl die Trennkurve T (x) oft wie eine Verteilungssummenkurve Q(x)<br />

aussieht – gestreckte S-Form – stellt sie keine statistische Verteilung dar, son<strong>de</strong>rn<br />

ist <strong>de</strong>r Quotient zweier Verteilungsdichten. Während eine Verteilungssummenkurve<br />

monoton steigen muss, können Trennkurven von Abschei<strong>de</strong>rn<br />

ein Minimum aufweisen.<br />

Die i<strong>de</strong>ale Trennung ist durch eine Senkrechte (Parallele zur Ordinatenachse,<br />

Sprungfunktion) gekennzeichnet, die i<strong>de</strong>ale Teilung durch eine Waagrechte<br />

(Parallele zur Abszissenachse).<br />

ABBILDUNG<br />

Bei realen Trennungen treten Vorgänge wie Zerkleinern o<strong>de</strong>r Agglomerieren<br />

auf, die zu Anomalien <strong>de</strong>r Trennkurve führen. Wir wollen unterschei<strong>de</strong>n<br />

zwischen Anomalien, bei <strong>de</strong>nen die Mengenbilanz:<br />

m A = m G + m F


38 KAPITEL 4. KENNZEICHNUNG EINER TRENNUNG<br />

erhalten ist und solchen, bei <strong>de</strong>nen sie verletzt ist:<br />

m A > m G + m F<br />

In letzterem Fall geht uns also Gut bei <strong>de</strong>r Trennung verloren (und taucht<br />

möglicherweise bei einer späteren Trennung wie<strong>de</strong>r auf). Der Fall, dass wir<br />

Gut dazugewinnen, ist analog zu behan<strong>de</strong>ln.<br />

Wie wirkt sich eine Zerkleinerung bei Erhaltung <strong>de</strong>r Mengenbilanz auf die<br />

Trennkurve aus?<br />

Was bewirkt umgekehrt eine Agglomeration während <strong>de</strong>r Trennung?<br />

Unter Spritzkorn versteht man ein Verschleppen vorzugsweise sehr grober<br />

Teilchen durch Abprallen an Wän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rgleichen in das Feingut.<br />

Äußerst unbeliebt bei Schleifmitteln o<strong>de</strong>r Farbpigmenten.<br />

Sehr feine Teilchen können auf Grund ihrer hohen Haftkräfte leicht mit<br />

groben Teilchen ins Grobgut verschleppt wer<strong>de</strong>n.<br />

Überlagert sich <strong>de</strong>r Trennung eine Teilung, so fin<strong>de</strong>n wir auch bei <strong>de</strong>n<br />

kleinsten Merkmalswerten einen Anteil im Grobgut. Die Trennkurve beginnt<br />

mit T (x min ) > 0. Umgekehrt gelangt bei <strong>de</strong>n größten Merkmalswerten ein<br />

Anteil ins Feingut und fehlt im Grobgut, die Trennkurve erreicht nicht <strong>de</strong>n<br />

Wert 1.<br />

Lassen wir eine Verletzung <strong>de</strong>r Mengenbilanz zu ...<br />

ABBILDUNGEN<br />

Bei bekannter Trennkurve T (x) eines Trennapparates und gegebener Verteilung<br />

q A (x) <strong>de</strong>s Aufgabegutes läßt sich <strong>de</strong>r Grobgut-Mengenanteil g errechnen,<br />

zumin<strong>de</strong>st theoretisch:<br />

g =<br />

x∫<br />

max<br />

x min<br />

T (x) q A (x) dx (4.18)<br />

Damit und mit Gleichung 4.10 ergibt sich die Verteilungsdichte q G (x) <strong>de</strong>s<br />

Grobgutes zu:<br />

1<br />

q G (x) = x max ∫<br />

∗ T (x) ∗ q A (x) (4.19)<br />

T (x) q A (x) dx<br />

x min<br />

Die Verteilungsdichte <strong>de</strong>s Grobgutes ergibt sich bis auf einen konstanten<br />

Faktor durch Multiplikation <strong>de</strong>r Verteilungsdichte <strong>de</strong>s Aufgabegutes mit <strong>de</strong>r<br />

Trennkurve. Mischungen sind zwar die Umkehrung einer Trennung o<strong>de</strong>r Teilung,<br />

da es aber so etwas wie ein Fehlkorn nicht geben kann, läßt sich eine<br />

<strong>de</strong>r Trennkurve analoge Kurve nicht <strong>de</strong>finieren, und die Verteilung <strong>de</strong>s<br />

Mischgutes ergibt sich einfach aus Gleichung 4.8 o<strong>de</strong>r 4.9. Die Frage nach<br />

<strong>de</strong>r Mischgüte ist eine an<strong>de</strong>re Geschichte.<br />

Da nach Abschluß <strong>de</strong>r Analyse mittels eines Trennverfahrens Fein- und<br />

Grobgut für sich vorliegen, eignen sich die Trennverfahren auch zur präparativen<br />

Trennung kleiner Gutmengen. Zu <strong>de</strong>n analytischen Trennverfahren<br />

gibt es analoge technische Trennverfahren, die auf <strong>de</strong>nselben Prinzipien beruhen,<br />

aber die Schwerpunkte an<strong>de</strong>rs setzen (Durchsatz, Energieaufwand).


4.2. TRENNGRENZE 39<br />

4.2 Trenngrenze<br />

Will man eine Trennung nicht durch eine Kurve o<strong>de</strong>r Tabelle kennzeichnen,<br />

son<strong>de</strong>rn durch wenige Zahlen, so gilt die erste Frage <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r Trennung,<br />

<strong>de</strong>r Trenngrenze.<br />

Unter <strong>de</strong>r präparativen Trenngrenze, auch Median-Trenngrenze genannt,<br />

x p o<strong>de</strong>r x 50 versteht man <strong>de</strong>n Merkmalswert, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Trenngrad T<br />

<strong>de</strong>n Wert 0,5 erreicht. Dort gilt:<br />

f ∗ q F (x) = g ∗ q G (x) (4.20)<br />

= 1 2 q A(x)<br />

Der Wert kann <strong>de</strong>r Trennkurve entnommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die analytische Trenngrenze x a ist <strong>de</strong>rjenige Merkmalswert, bei <strong>de</strong>m<br />

die Fehlgutmengen gleich sind. Bei dieser Grenze fin<strong>de</strong>t sich im Grobgut<br />

ebenso viel fälschlicherweise dorthin gelangtes Feingut (Fehlgut im Grobgut)<br />

wie umgekehrt grobes Fehlgut im Feingut:<br />

g<br />

∫x a<br />

x min<br />

q G (x) dx = f<br />

x∫<br />

max<br />

x a<br />

q F (x) dx (4.21)<br />

Da die Fehlgutmengen gleich sind, verfälschen sie die Grob- und Feingutmengen<br />

nicht, und die aus <strong>de</strong>r Trennung ermittelten Verteilungswerte sind<br />

richtig.<br />

Bei scharfen Trennungen liegen x p und x a dicht beieinan<strong>de</strong>r, so dass man<br />

ohne großen Fehler x p an Stelle <strong>de</strong>s eigentlich richtigen Wertes x a nehmen<br />

darf.<br />

4.3 Trennschärfe<br />

Die zweite Frage gilt <strong>de</strong>r Güte o<strong>de</strong>r Schärfe <strong>de</strong>r Trennung, die sich im Diagramm<br />

in <strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>r Trennkurve ausdrückt. Das Trennschärfemaß κ nach<br />

TH. EDER ist <strong>de</strong>finiert durch:<br />

κ = x 25<br />

x 75<br />

(4.22)<br />

mit T (x 25 ) = 0, 25 und entsprechend x 75 . Für die i<strong>de</strong>ale Teilung ist κ = 0, für<br />

die i<strong>de</strong>ale Trennung κ = 1. Bei analytischen Trennungen erreicht man Werte<br />

bis zu 0,9. Der Écart probable (wahrscheinliche Abweichung) nach TERRA:<br />

e p = x 75 − x 25<br />

2<br />

o<strong>de</strong>r besser die dimensionslose Imperfektion:<br />

(4.23)<br />

I = e p<br />

x 50<br />

(4.24)


40 KAPITEL 4. KENNZEICHNUNG EINER TRENNUNG<br />

sind ähnliche Maße und haben alle <strong>de</strong>n Nachteil, daß sie nur die mittlere<br />

Hälfte <strong>de</strong>s Trennbereiches erfassen. Man hat daher weitere Trennschärfemaße<br />

<strong>de</strong>finiert, die einen größeren Bereich berücksichtigen:<br />

t = x 90 − x 10<br />

x 50<br />

(4.25)<br />

Dieser Wert wird für die i<strong>de</strong>ale Trennung zu Null. Falls kein an<strong>de</strong>rer Autor<br />

ältere Rechte geltend macht, wäre mein Wunsch, folgen<strong>de</strong>n Ausdruck:<br />

α = 2(x 84 − x 16 )<br />

x 36 + x 64<br />

(4.26)<br />

als Trennschärfe nach ALEX zu bezeichnen. Bei Anomalien <strong>de</strong>r Trennkurve<br />

taugt kein Trennschärfemaß etwas.<br />

4.4 Memo Trennung<br />

• Ein Gut kann nach <strong>de</strong>r Menge (Teilen), <strong>de</strong>m Dispersitätsmerkmal (Klassieren),<br />

<strong>de</strong>r stofflichen Zusammensetzung o<strong>de</strong>r Dichte (Sortieren) o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Phase (Abschei<strong>de</strong>n) zerlegt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Eine Trennung wird durch die Trennkurve T (x) beschrieben, die über<br />

Grobgut und Aufgabegut <strong>de</strong>finiert ist.<br />

• Die Lage <strong>de</strong>s Trennschnitts wird durch die präparative o<strong>de</strong>r die analytische<br />

Trenngrenze beschrieben. Bei scharfen Trennungen fallen bei<strong>de</strong><br />

Trenngrenzen praktisch zusammen. Als Trenngrenze wird dann <strong>de</strong>r<br />

Merkmalswert gewählt, bei <strong>de</strong>m T = 0, 5 ist (präparative Trenngrenze).<br />

• Die Trennschärfe wird durch verschie<strong>de</strong>ne Maße beschrieben, die einen<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger großen Ausschnitt aus <strong>de</strong>r Trennkurve berücksichtigen.<br />

Bei Trennanomalien taugt kein Trennschärfemaß etwas.


5 Kennzeichnung einer Mischung<br />

5.1 Übersicht<br />

5.2 Mischungszustän<strong>de</strong><br />

5.2.1 Vollständige Entmischung<br />

5.2.2 I<strong>de</strong>ale Homogenität<br />

5.2.3 Zufallsmischung<br />

5.3 Mischgüte<br />

5.4 Memo Mischung<br />

41


6 Fehleranalyse<br />

Das Ergebnis einer Dispersitätsanalyse besteht vor allem aus Fehlern. Was<br />

lässt sich über die Fehler sagen?<br />

6.1 Übersicht<br />

Das Ergebnis, das letzten En<strong>de</strong>s bei einer Dispersitätsanalyse herauskommt,<br />

ist mit einer Vielzahl von Fehlern o<strong>de</strong>r Unsicherheiten behaftet. Man spricht<br />

von Fehlern, Abweichungen, Streuungen, Unsicherheiten, Ungewissheiten,<br />

Unvollkommenheiten und meint damit, dass man einen als existent vorausgesetzten<br />

wahren Wert nicht genau bestimmen kann, auch wenn man alles<br />

richtig macht. Diese Unsicherheiten muss man kennen, um nicht zu viel<br />

aus <strong>de</strong>m Ergebnis einer Messung herauszulesen. Quellen von Unsicherheiten<br />

sind:<br />

• Unscharfe Definition <strong>de</strong>r Messgröße<br />

• systematische und zufällige Probenahmefehler<br />

• Streuung <strong>de</strong>r Messgröße (Verteilung)<br />

• systematische und zufällige Messfehler<br />

• Rundungsfehler, Näherungsfehler<br />

In <strong>de</strong>r Dispersitätsanalyse sind bereits einige Messgrößen nur unscharf<br />

<strong>de</strong>finiert. Was ist die Länge eines Teilchens, was ist seine Oberfläche? Erst<br />

durch die Angabe einer längeren Liste von Begleitumstän<strong>de</strong>n lassen sich die<br />

Messungen so weit beschreiben, dass eine Wie<strong>de</strong>rholung zu <strong>de</strong>nselben Ergebnissen<br />

innerhalb annehmbarer Fehlergrenzen führt. Bei Vergleichsversuchen<br />

zwischen Laboratorien muss meist die Messvorschrift ausgefeilt wer<strong>de</strong>n, ehe<br />

man zu übereinstimmen<strong>de</strong>n Ergebnissen gelangt. DIN-Normen sind ein erster<br />

Schritt auf <strong>de</strong>m Weg, aber selten ausreichend.<br />

Die Abweichungen <strong>de</strong>r letztlich untersuchten Probe von <strong>de</strong>r zu kennzeichnen<strong>de</strong>n<br />

Grundgesamtheit wird im Kapitel 8 Probenvorbereitung auf Seite 45<br />

näher erläutert. Bereits die Anschauung legt nahe, dass einige Krümel unter<br />

<strong>de</strong>m Mikroskop <strong>de</strong>n Inhalt eines Sackes o<strong>de</strong>r Silos Zement nicht immer<br />

zuverlässig kennzeichnen.<br />

Die meisten Größen zur Beschreibung disperser Systeme sind im Sinne<br />

<strong>de</strong>r Statistik verteilt, lassen sich also nicht durch einen einzigen Zahlenwert<br />

(plus Einheit) darstellen. An<strong>de</strong>rerseits erfor<strong>de</strong>rt die weitere Arbeit die Beschränkung<br />

auf einen o<strong>de</strong>r zwei Zahlenwerte, man muss Information opfern.<br />

Der Kun<strong>de</strong> will Kristallzucker fein und interessiert sich nicht für die Ästhetik<br />

von Verteilungskurven.<br />

Unsere Messverfahren machen keine Ausnahme von <strong>de</strong>r übrigen Metrologie<br />

(Messkun<strong>de</strong>). Es kommt allerdings oft vor, dass die Ungenauigkeit <strong>de</strong>r<br />

42


6.2. STATISTISCHER UND SYSTEMATISCHER FEHLER 43<br />

eigentlichen Messung von Masse, Zeit, Temperatur, Länge und <strong>de</strong>rgleichen<br />

gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Einflüssen vernachlässigt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Schließlich wer<strong>de</strong>n durch die Auswertung Fehler in das Ergebnis getragen.<br />

Das fängt bei <strong>de</strong>r Klasseneinteilung an und hört beim Ziehen von Ausgleichskurven<br />

eines bestimmten Typs durch die Messpunkte auf.<br />

6.2 Statistischer und systematischer Fehler<br />

Bei Messungen aller Art – nicht nur in <strong>de</strong>r Dispersitätsanalyse – macht man<br />

Fehler, die sich in zwei Arten einteilen lassen.<br />

Mißt man beispielsweise <strong>de</strong>n Durchmesser einer Kugel mehrmals, so<br />

streuen die Meßwerte um einen Mittelwert. Dieser Fehler, <strong>de</strong>r noch genauer<br />

zu <strong>de</strong>finieren ist, wird statistischer o<strong>de</strong>r zufälliger Fehler genannt. Er ist<br />

unvermeidbar und hat viele Ursachen. Man kann ihn nur durch Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

<strong>de</strong>r Messung verkleinern.<br />

Im Gegensatz zum statistischen Fehler liegt die Ursache eines systematischen<br />

Fehlers in einem Fehler <strong>de</strong>s Meßgerätes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r<br />

Messung o<strong>de</strong>r in einer Vernachlässigung von Einflussgrößen wie Reibung<br />

o<strong>de</strong>r Trägheit. Eine Wie<strong>de</strong>rholung än<strong>de</strong>rt nichts an <strong>de</strong>m Fehler. Er kann nur<br />

durch sorgfältige Beobachtung und Analyse <strong>de</strong>s Messverfahrens erkannt und<br />

beseitigt wer<strong>de</strong>n. Vergleiche mit an<strong>de</strong>ren Messverfahren o<strong>de</strong>r -geräten helfen<br />

manchmal bei <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Fehlers. Der Einfluss von Vernachlässigungen<br />

läßt sich oftmals rechnerisch abschätzen. Dieser Fehler hat ein Vorzeichen,<br />

die (falsch) gemessenen Werte sind alle entwe<strong>de</strong>r größer o<strong>de</strong>r kleiner<br />

als <strong>de</strong>r richtige Wert. Ein falsch gehen<strong>de</strong> Uhr o<strong>de</strong>r ein falscher Wert <strong>de</strong>r<br />

Viskosität einer Sedimentationsflüssigkeit sind Beispiele. Sogar noch bei <strong>de</strong>r<br />

Auswertung <strong>de</strong>r Messungen mittels eines Computers können infolge eines<br />

fehlerhaften Programms systematische Fehler entstehen.<br />

Statistische Fehler addieren sich geometrisch:<br />

F 2 gesamt = F 2 P robenahme + F 2 Messung (6.1)<br />

Es hilft nichts, einen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Teilfehler sehr klein im Vergleich zu <strong>de</strong>m<br />

an<strong>de</strong>ren zu machen.<br />

6.3 Memo Fehleranalyse<br />

• Wir unterschei<strong>de</strong>n zufällige (statistische) und systematische Fehler.<br />

• Zufällige Fehler sind unvermeidlich, man kann sie nur verkleinern.<br />

• Systematische Fehler müssen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Ein allgemein gültiges<br />

Rezept dafür gibt es nicht.


7 Teilchen und Fel<strong>de</strong>r<br />

Hier wer<strong>de</strong>n die Wechselwirkungen zwischen Teilchen und Fel<strong>de</strong>rn untersucht.<br />

Die Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Kapiteln bei <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Messverfahren gebraucht.<br />

7.1 Übersicht<br />

Ein einzelnes Teilchen in einem Feld beinflusst dieses und wird von diesem<br />

beeinflusst. Teilchen und Feld üben eine Wechselwirkung aufeinan<strong>de</strong>r aus.<br />

Wir können zwei Grenzfälle unterschei<strong>de</strong>n:<br />

• Das Teilchen wird beeinflusst, das Feld praktisch nicht,<br />

• das Feld wird beeinflusst, das Teilchen praktisch nicht.<br />

Ein Beispiel für <strong>de</strong>n ersten Grenzfall ist das Schwerefeld, das eine Kraft<br />

(Gewicht) auf das Teilchen ausübt, aber durch die vergleichsweise winzige<br />

Masse <strong>de</strong>s Teilchens nicht verän<strong>de</strong>rt wird. Den zweiten Grenzfall fin<strong>de</strong>n wir<br />

im elektromagnetischen Feld (Licht), in <strong>de</strong>m das Teilchen das Licht streut,<br />

aber selbst keine Verän<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Krafteinwirkungen erfährt, so lange<br />

die Energiedichten nicht zu hoch wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Fel<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n immer als homogen und stationär angenommen, um<br />

ihre Beschreibung einfach zu halten.<br />

7.2 Memo Teilchen und Fel<strong>de</strong>r<br />

44


8 Probenvorbereitung<br />

Hier geht es um die Probenahme, die Probenteilung und allgemeine Gesichtspunkte<br />

bei <strong>de</strong>r Präparation <strong>de</strong>r Proben.<br />

8.1 Probenahme – warum und wie?<br />

Stellen Sie sich einen Bananenfrachter vor, <strong>de</strong>r im Hamburger Hafen festmacht.<br />

Sie sollen die Qualität <strong>de</strong>r Bananen beurteilen, begeben sich vor Ort<br />

und fangen an zu essen. Nach einer Weile ist <strong>de</strong>r Frachter leer, und Sie liefern<br />

ihr Urteil ab. So geht es aus zwei Grün<strong>de</strong>n nicht:<br />

• <strong>de</strong>r Probenumfang ist für das Analyseverfahren zu groß,<br />

• die Grundgesamtheit wird bei <strong>de</strong>r Analyse vernichtet.<br />

Grundgesamtheit<br />

Probenahme<br />

Laborprobe<br />

Probenteilung<br />

Analysenprobe<br />

?<br />

Analyse<br />

Verteilung<br />

Fehler<br />

Verteilung<br />

Abb. 8.1: Von <strong>de</strong>r Grundgesamtheit zur Verteilung<br />

Wir müssen aus <strong>de</strong>r zu beurteilen<strong>de</strong>n Grundgesamtheit eine Probe nehmen,<br />

diese unter Umstän<strong>de</strong>n in mehreren Stufen teilen und können dann<br />

erst mit <strong>de</strong>r Analyse beginnen. Wir hoffen, daß unser Analysenergebnis ausreichend<br />

genau und zuverlässig die Grundgesamtheit kennzeichnet (repräsentiert).<br />

In Abbildung 8.1 wird dieser Sachverhalt schematisch dargestellt.<br />

Probenahme und -teilung unterschei<strong>de</strong>n sich dadurch, dass bei einer Probenteilung<br />

die gesamte angelieferte Probe durch <strong>de</strong>n Probenteiler geschickt<br />

wird (so dass eine Entmischung <strong>de</strong>r Probe unerheblich ist), während bei einer<br />

45


46 KAPITEL 8. PROBENVORBEREITUNG<br />

Probenahme <strong>de</strong>r größere Teil <strong>de</strong>s Gutes außen vor bleibt. Entmischte Grundgesamtheiten<br />

erfor<strong>de</strong>rn beson<strong>de</strong>re Überlegungen. Bei<strong>de</strong> Schritte haben eine<br />

statistische und eine technische Seite.<br />

Wie wir in Abschnitt 4 Kennzeichnung einer Trennung auf Seite 35 sehen<br />

wer<strong>de</strong>n, läßt sich eine Teilung als eine vom Dispersitätsmerkmal unabhängige<br />

Zerlegung einer Grundgesamtheit o<strong>de</strong>r Aufgabemenge auffassen und wie<br />

eine Trennung durch eine Trennkurve kennzeichnen, die bei einer i<strong>de</strong>alen<br />

Teilung eine Parallele zur Abszissenachse ist (während die i<strong>de</strong>ale Trennung<br />

eine Parallele zur Ordinatenachse ergibt).<br />

Bei <strong>de</strong>r Probenahme und -teilung begehen wir systematische und zufällige<br />

Fehler, ebenso bei <strong>de</strong>r Analyse. Ursachen für systematische und daher zu<br />

vermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Fehler bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r Probe vor <strong>de</strong>r Analyse sind:<br />

• Probenahme am falschen Ort o<strong>de</strong>r zur falschen Zeit,<br />

• Beeinflussung <strong>de</strong>r Probe durch die Probenahme (Agglomerieren, Zerkleinern,<br />

Selektieren).<br />

Hängt die Dispersität <strong>de</strong>r Grundgesamtheit vom Ort (Entmischungen)<br />

o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Zeit ab, so ist die Wahl von Ort o<strong>de</strong>r Zeitpunkt <strong>de</strong>r Probenahme<br />

entschei<strong>de</strong>nd. Bei einer Hal<strong>de</strong> liegen am Fuß bevorzugt grobe Teilchen,<br />

also liefert eine Probe von dort kein richtiges Bild von <strong>de</strong>r Dispersität<br />

<strong>de</strong>r gesamten Hal<strong>de</strong>. Die Probenahme aus einer Strömung soll die Strömung<br />

möglichst wenig stören, darf nicht selektieren (isokinetische Absaugung) und<br />

muss an einem Ort erfolgen, wo das Gut nicht entmischt ist. Vermutlich ist<br />

ein Krümmer wegen <strong>de</strong>r dort auftreten<strong>de</strong>n Fliehkräfte ein ungeeigneter Ort.<br />

Proben von Schneekristallen, Blut, reifen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>rblichen Lebensmitteln<br />

(Milch, Käse, Wein), agglomerieren<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sich langsam auflösen<strong>de</strong>n<br />

dispersen Systemen müssen in <strong>de</strong>m für die Fragestellung entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Moment<br />

gezogen und dann fixiert o<strong>de</strong>r sofort analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die Beeinflussung <strong>de</strong>r Probe durch die Probenahme gibt es viele Beispiele,<br />

nicht alle sind so <strong>de</strong>utlich wie das folgen<strong>de</strong>. Angenommen wir wollten<br />

die Tropfengrößenverteilung von Regentropfen untersuchen. Dazu stellen wir<br />

einen Eimer auf eine Wiese. Nach einem Regenschauer fin<strong>de</strong>n wir eine Regenprobe<br />

im Eimer. In Bezug auf die Nie<strong>de</strong>rschlagsmenge o<strong>de</strong>r die chemische<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>s Regens ist die Probe geeignet, in Bezug auf die Dispersität<br />

ist die Probe als im Eimer befindlich anzusehen. Schon die Probenahme<br />

muß im Hinblick auf die Fragestellung kritisch ausgewählt wer<strong>de</strong>n.<br />

Es gibt einige Regeln, die jedoch das Hinschauen und Nach<strong>de</strong>nken nicht<br />

ersetzen:<br />

• Probenahme möglichst aus einem Gutstrom, nicht von einer ruhen<strong>de</strong>n<br />

Gutmenge. Man erspart sich damit einen Arbeitsschritt samt <strong>de</strong>n damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen, möglicherweise selektiven Einflüssen auf die Probe.<br />

• Den Gutstrom kurzzeitig über seinen gesamten Querschnitt umzulenken<br />

ist besser als über eine längere Zeit einen Teilstrom abzuzweigen.<br />

Die Gefahr einer Selektion bei <strong>de</strong>r Teilung <strong>de</strong>s Gutstromes entfällt.<br />

• Die Gesamtprobe aus vielen kleineren, zeitlich und/o<strong>de</strong>r örtlich die<br />

Grundgesamtheit umfassen<strong>de</strong>n Einzelproben zusammensetzen. Dabei


8.2. PRÄPARATION 47<br />

eine nach Ort o<strong>de</strong>r Zeit periodische Entnahme vermei<strong>de</strong>n. Man kann<br />

nie sicher sein, dass im Produktionsprozess keine periodische Einflüsse<br />

vorkommen.<br />

• Probeteilungsgeräte möglichst symmetrisch aufbauen, so daß keine<br />

Kammer bevorzugt o<strong>de</strong>r benachteiligt wird.<br />

• Beim Teilen im Labor konsequent Probenteilgeräte verwen<strong>de</strong>n. Einmal<br />

mit <strong>de</strong>m Löffel aus <strong>de</strong>m Vollen geschöpft, und die Probe ist nicht mehr<br />

repräsentativ für die ursprüngliche Gutmenge.<br />

Kegeln, Riffelteiler, Drehriffelteiler, Teilen aus Suspension ABBILDUN-<br />

GEN<br />

Zahlreiche, meist produktbezogene Normen (Beispiele).<br />

8.2 Präparation<br />

Sand kann man ohne weitere Behandlung auf ein Sieb schütten, allenfalls ist<br />

er vorher zu trocknen. Proben für ein Elektronenmikroskop müssen vor <strong>de</strong>r<br />

Analyse präpariert wer<strong>de</strong>n. Dabei dürfen sich die zu untersuchen<strong>de</strong>n Dispersitätseigenschaften<br />

nicht in unkontrollierbarer Weise verän<strong>de</strong>rn. Interessieren<br />

Farbe o<strong>de</strong>r Konzentration nicht, dürfen sich diese Eigenschaften infolge<br />

<strong>de</strong>r Präparation beliebig än<strong>de</strong>rn. Bei einer Abbildung än<strong>de</strong>rt sich die Größe<br />

<strong>de</strong>r Teilchen, aber in kontrollierter Weise, was erlaubt o<strong>de</strong>r sogar gewünscht<br />

ist.<br />

Präparationsverfahren sind unter an<strong>de</strong>rem:<br />

• Abschei<strong>de</strong>n<br />

• Reinigen, Trocknen, Desorbieren<br />

• Dispergieren in Flüssigkeiten o<strong>de</strong>r Gasen<br />

• Verdünnen<br />

• Vereinzeln<br />

• Abbil<strong>de</strong>n<br />

• Fixieren<br />

Bei <strong>de</strong>r Präparation können folgen<strong>de</strong> Erscheinungen die Probe beeinträchtigen:<br />

• Ungleicher Einfluß <strong>de</strong>r Präparation auf die verschie<strong>de</strong>nen Dispersitätsklassen<br />

• Schrumpfen, Quellen<br />

• Agglomerieren bzw. Auflösung von Agglomeraten<br />

• Auflösen, Umkristallisieren, Wachsen großer Teilchen auf Kosten <strong>de</strong>r<br />

kleinen<br />

• Ausrichten<br />

• Verschmutzen


48 KAPITEL 8. PROBENVORBEREITUNG<br />

8.3 Probenumfang<br />

Es gibt Analyseverfahren – vor allem Zählverfahren – bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Umfang<br />

<strong>de</strong>r Analysenprobe so gering wird, daß er die Genauigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse beeinträchtigt.<br />

Wir untersuchen an einem einfachen Beispiel, wann das <strong>de</strong>r Fall<br />

ist.<br />

G<br />

S<br />

n<br />

p<br />

Abb. 8.2: Grundgesamtheit G und Stichprobe S<br />

In einer Grundgesamtheit von Teilchen trete ein in Frage stehen<strong>de</strong>s<br />

Merkmal mit <strong>de</strong>r unbekannten relativen Häufigkeit 0 ≤ p ≤ 1 auf. Die Frage<br />

nach <strong>de</strong>m Merkmal könnte lauten Ist das Teilchen schwerer als 1 g? und<br />

die Anwort ja o<strong>de</strong>r nein. Eine solche Fragestellung wird in <strong>de</strong>r Statistik als<br />

Urnenmo<strong>de</strong>ll bezeichnet (Urne mit schwarzen und weißen Kugeln).<br />

Aus <strong>de</strong>r Grundgesamtheit entnehmen wir nacheinan<strong>de</strong>r n Teilchen, um<br />

festzustellen, ob sie das fragliche Merkmal aufweisen o<strong>de</strong>r nicht. Diese n Teilchen<br />

bil<strong>de</strong>n eine Probe (Stichprobe) vom Umfang n. Wenn man das gera<strong>de</strong><br />

untersuchte Teilchen vor Entnahme <strong>de</strong>s nächsten nicht in die Grundgesamtheit<br />

zurücklegt, gibt die hypergeometrische Verteilung die Wahrscheinlichkeit<br />

dafür an, unter <strong>de</strong>n n Teilchen eine bestimmte Anzahl mit <strong>de</strong>m Merkmal<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Durch die Entnahme än<strong>de</strong>rt sich die Zusammensetzung <strong>de</strong>r<br />

Grundgesamtheit. Einzelheiten in <strong>de</strong>n Lehrbüchern <strong>de</strong>r Angewandten Statistik,<br />

wir gehen weiter zur nächsten Verteilung.<br />

Ist <strong>de</strong>r Probenumfang n klein gegen <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

und gegen die Anzahl <strong>de</strong>r Teilchen mit <strong>de</strong>m Merkmal in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

und gegen die Anzahl <strong>de</strong>r Teilchen ohne das Merkmal in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

(so dass sich durch die Entnahme praktisch nichts an <strong>de</strong>r Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r Grundgesamtheit än<strong>de</strong>rt), so darf man die hypergeometrische<br />

Verteilung durch die Binomialverteilung 1 annähern, die in Strenge<br />

1 GUGLIELMO BINOMI, 1698 - 1704, italienischer Mathematiker und Philosoph


8.3. PROBENUMFANG 49<br />

für die Probenahme mit Zurücklegen gilt. Ziehen wir mehrmals Proben mit n<br />

Teilchen, so weisen im Mittel np das fragliche Merkmal auf. Der Mittel- o<strong>de</strong>r<br />

Erwartungswert µ <strong>de</strong>r Binomialverteilung ist:<br />

Die Standardabweichung σ µ dieses Mittelwertes ist:<br />

µ = n ∗ p (8.1)<br />

√<br />

σ µ = + n ∗ p ∗ (1 − p) (8.2)<br />

Ein großer Teil <strong>de</strong>r Proben liefert Werte für die Merkmalshäufigkeit, die in<br />

einem Bereich µ ± σ µ liegen.<br />

Nun wollen wir ja nicht wissen, wie häufig das Merkmal in <strong>de</strong>n Proben vorkommt,<br />

son<strong>de</strong>rn mit welcher Häufigkeit p es in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit auftritt<br />

(Gleichung 8.1):<br />

p = µ (8.3)<br />

n<br />

Die zu p gehörige Standardabweichung σ p ergibt sich für die Binomialverteilung<br />

zu:<br />

σ p = σ √<br />

µ p(1 − p)<br />

n = + (8.4)<br />

n<br />

Ziehen wir mehrmals Proben, so erhalten wir im Mittel <strong>de</strong>n richtigen Wert p<br />

für die Häufigkeit <strong>de</strong>s Merkmals in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit, und die Werte <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Proben streuen mit <strong>de</strong>r Standardabweichung σ p .<br />

In <strong>de</strong>r Regel zieht man nur eine Probe und möchte wissen, mit welcher<br />

Wahrscheinlichkeit P man damit rechnen darf, dass das Messergebnis dieser<br />

Probe in einem Bereich ±f = ±t ∗ σ p um <strong>de</strong>n Mittelwert p liegt, wobei t ein<br />

von <strong>de</strong>r verlangten Genauigkeit abhängiger Faktor ist.<br />

Um die Wahrscheinlichkeit P angeben zu können, muss die Binomialverteilung<br />

durch die Normalverteilung angenähert wer<strong>de</strong>n. Das ist für große<br />

Probenumfänge zulässig, in praxi ab etwa n = 100, sofern die Häufigkeit p <strong>de</strong>s<br />

fraglichen Merkmals in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit nahe bei 0,5 liegt.<br />

Für die Normalverteilung gilt, dass die gemessene Häufigkeit <strong>de</strong>s Merkmals<br />

in <strong>de</strong>r Probe mit einer Wahrscheinlichkeit P = 0, 68 in einem Bereich<br />

±σ p um <strong>de</strong>n Mittelwert p liegt, mit P = 0, 95 in einem Bereich ±2 ∗ σ p und mit<br />

P = 0, 997 in einem Bereich ±3 ∗ σ p . Weitere Werte siehe in <strong>de</strong>n Tafeln <strong>de</strong>r<br />

Normalverteilung.<br />

Tab. 8.1: Erfor<strong>de</strong>rliche Probenumfänge für P = 0, 95<br />

f/p = 0,001 0,01 0,02 0,05 0,10<br />

Q 0 = 0, 2 16 ∗ 10 6 16 ∗ 10 4 4 ∗ 10 4 6400 1600<br />

Q 0 = 0, 5 4 ∗ 10 6 4 ∗ 10 4 1 ∗ 10 4 1600 400<br />

Q 0 = 0, 8 1 ∗ 10 6 1 ∗ 10 4 2500 400 100


50 KAPITEL 8. PROBENVORBEREITUNG<br />

Wir geben uns nun eine Wahrscheinlichkeit P vor, oft <strong>de</strong>n Wert 0,95, mit<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Messwert um <strong>de</strong>n wahren Wert p mit einem absoluten Fehler ±f<br />

streuen darf. Aus t und f ergibt sich σ p :<br />

σ p =<br />

f<br />

t(P )<br />

(8.5)<br />

Daraus folgt mit Gleichung 8.4:<br />

σ p =<br />

f<br />

√<br />

p(1 − p)<br />

t(P ) = + n<br />

(8.6)<br />

In dieser Gleichung steht außer <strong>de</strong>n gegebenen Größen f, p, t <strong>de</strong>r gesuchte<br />

Probenumfang n. Wir lösen nach n auf:<br />

n =<br />

t(P )2<br />

f 2 ∗ p ∗ (1 − p) (8.7)<br />

o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m relativen Fehler f/p:<br />

n =<br />

t(P )2<br />

(f/p) ∗ (1 − 1) (8.8)<br />

2 p<br />

Beispiel. Der Wert Q 0 = 0, 4 <strong>de</strong>r Anzahlverteilungssumme soll mit einem<br />

relativen Fehler von 0,05 bestimmt wer<strong>de</strong>n. Wieviele Teilchen muss die Probe<br />

umfassen? Wir wählen eine Wahrscheinlichkeit P = 0, 95, daraus t = 2, und<br />

erhalten aus Gleichung 8.8:<br />

n = 22<br />

0, 05 ∗ ( 1 − 1) = 2400 (8.9)<br />

2 0, 4<br />

Wenn wir 2400 Teilchen auszählen, fin<strong>de</strong>n wir im Ergebnis bei einer bestimmten<br />

Teilchengröße x <strong>de</strong>n Wert Q 0 = 0, 4. Der zu diesem x gehörige Wert <strong>de</strong>r Anzahlverteilungssumme<br />

<strong>de</strong>r Grundgesamtheit weicht mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von 0,95 um nicht mehr als relativ 0,05 o<strong>de</strong>r absolut 0, 05 ∗ 0, 4 = 0, 02<br />

von <strong>de</strong>m gemessenen Wert 0,4 ab. O<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs ausgedrückt: Ziehen wir eine<br />

große Anzahl von Proben <strong>de</strong>s Umfanges 2400 Teilchen, so ergeben 95 % <strong>de</strong>r<br />

Proben bei x Werte <strong>de</strong>r Anzahlverteilungssume zwischen 0,38 und 0,42.<br />

Während die Berechnung <strong>de</strong>s Probenumfanges als Anzahl einfach ist,<br />

stößt die Berechnung <strong>de</strong>s Probenumfanges als Volumen o<strong>de</strong>r Masse auf<br />

Schwierigkeiten. Die Frage wird in <strong>de</strong>m Buch von K. SOMMER diskutiert,<br />

siehe Anhang.<br />

8.4 Memo Probenvorbereitung<br />

• In vielen Fällen läßt sich die Grundgesamtheit nicht messen, weil sie zu<br />

umfangreich ist o<strong>de</strong>r weil sie bei <strong>de</strong>r Messung zerstört wür<strong>de</strong>.<br />

• Deshalb wird aus <strong>de</strong>r Grundgesamtheit eine Probe entnommen, die im<br />

Hinblick auf die zu messen<strong>de</strong> Eigenschaft repräsentativ sein soll.


8.4. MEMO PROBENVORBEREITUNG 51<br />

• Es gibt Regeln für die Probenahme und Probenteilung, die aber nicht<br />

die Repräsentativität einer Probe garantieren.<br />

• Bei kleinen Proben, wie sie bei Zählverfahren vorkommen, ist auf <strong>de</strong>n<br />

Probenumfang zu achten, damit <strong>de</strong>r zufällige Fehler nicht zu groß wird.<br />

• Eine etwaige Präparation darf die zu untersuchen<strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r<br />

Probe nicht unkontrolliert verän<strong>de</strong>rn.


9 Zählverfahren<br />

Hier geht es um Verfahren, bei <strong>de</strong>nen die dispersen Elemente einzeln gemessen<br />

und die Mengeninhalte durch Zählen bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

9.1 Grundlagen<br />

Allen Zählverfahren gemeinsam ist, daß die Inhalte <strong>de</strong>r Partikelmengen<br />

durch Zählen bestimmt wer<strong>de</strong>n. Hierzu ist erfor<strong>de</strong>rlich, daß je<strong>de</strong> Partikel einzeln<br />

untersucht (in die Hand genommen, betrachtet, durch ein Meßvolumen<br />

transportiert) wird. Die Vereinzelung ist ein wesentlicher und aufwendiger<br />

Schritt aller Zählverfahren. Wir untersuchen ein maximal entmischtes disperses<br />

System. Das Dispersitätsmerkmal hingegen ist je nach Meßverfahren<br />

unterschiedlich.<br />

Die Mengenart Anzahl ist vorzuziehen, wenn die von <strong>de</strong>n dispersen Elementen<br />

ausgehen<strong>de</strong> verfahrenstechnische Wirkung im wesentlichen proportional<br />

<strong>de</strong>r Anzahl ist und nicht <strong>de</strong>r Masse o<strong>de</strong>r Fläche. Das ist beispielsweise<br />

bei Verunreinigungen (Flecken in Papier o<strong>de</strong>r Porzellan, Abrieb in Schmierstoffen,<br />

Staub in Treibstoffen, Glassplitter in pharmazeutischen Injektionslösungen)<br />

o<strong>de</strong>r bei Kristallisations- o<strong>de</strong>r Kon<strong>de</strong>nsationskeimen gegeben. Ferner<br />

können mangelhafte Dispergierfähigkeit, kleine Probenumfänge, ungewöhnliche<br />

Teilchenformen o<strong>de</strong>r zeitliche Instabilität <strong>de</strong>s dispersen Systems<br />

die Anwendung meist visueller Zählverfahren als Ausweg erfor<strong>de</strong>rn. Auch<br />

lassen sich Zählverfahren oftmals leichter automatisieren als an<strong>de</strong>re Verfahren.<br />

Vorteile <strong>de</strong>r Zählverfahren:<br />

• Mengeninhalt als Anzahl ermittelt (Beispiel Verunreinigungen)<br />

• Dispergierung und Messung u. U. innerhalb kurzer Zeit (on line)<br />

• für kleine Probenumfänge geeignet<br />

• viel Information, auch zur Form, Orientierung, Chemie usw.<br />

• automatisierbar; bei Halbautomaten menschliche Intelligenz ausgenutzt<br />

• zum Teil in situ (ohne Probenahme) durchführbar<br />

• zum Teil mittels Maßstabsän<strong>de</strong>rung über breiten Merkmalsbereich verwendbar<br />

Nachteile:<br />

• in Handarbeit aufwendig (daher nur kleine Proben möglich)<br />

• spezielle Elektronik (o<strong>de</strong>r beim PC die Software) teuer, störanfällig, undurchschaubar<br />

52


9.2. ABBILDENDE ZÄHLVERFAHREN 53<br />

• Teilchentransport, Vereinzelung aufwendig<br />

• Koinzi<strong>de</strong>nzfehler, Randfehler<br />

Wir teilen die Zählverfahren in abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r indirekte Verfahren und<br />

in unmittelbare o<strong>de</strong>r direkte ein 1<br />

9.2 Abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zählverfahren<br />

Mittelbare Zählverfahren (Bildauswertung)<br />

9.2.1 Präparation <strong>de</strong>r Proben<br />

direkt aus einem Teilchenstrom, indirekt aus Haufwerk<br />

9.2.2 Abbildung<br />

Verlust <strong>de</strong>r dritten Dimension, außer bei Stereoaufnahmen o<strong>de</strong>r Hologrammen.<br />

9.2.2.1 Gewöhnliche Kamera, Vi<strong>de</strong>okamera, Digitalkamera<br />

9.2.2.2 Makroskop, Lupenaufnahme (einstufiges Mikroskop)<br />

9.2.2.3 Lichtmikroskop (zusammengesetztes L.)<br />

9.2.2.4 Laser-Scanning-Mikroskop<br />

9.2.2.5 Raster-Elektronenmikroskop, Mikroson<strong>de</strong><br />

9.2.2.6 Transmissions-Elektronenmikroskop<br />

9.2.2.7 Weitere Mikroskope<br />

9.2.3 Geometrische Dispersitätsmerkmale<br />

Umkreis, Inkreis, Martin, Feret usw.<br />

Martin-Durchmesser: Länge <strong>de</strong>r Sehne, die die Projektionsfläche <strong>de</strong>s Teilchens<br />

halbiert. Orientierungsabhängig.<br />

Feret-Durchmesser: Abstand zweier paralleler Tangenten an die Projektionsfläche<br />

<strong>de</strong>s Teilchens. Orientierungsabhängig.<br />

Projektionsfläche. Manuell (Planimeter, Vergleich mit Kreisflächen) o<strong>de</strong>r<br />

mit Computerhilfe meßbar. Von <strong>de</strong>r räumlichen Orientierung <strong>de</strong>r Teilchen<br />

abhängig: stabile o<strong>de</strong>r zufällige Lage.<br />

1 W. ALEX, Prinzipien und Systematik <strong>de</strong>r Zählverfahren in <strong>de</strong>r Teilchengrößenanalyse,<br />

Aufbereitungstechnik 13(1972)2, 105 - 111; 3, 168 - 182; 10,<br />

639 - 652 und 11, 723 - 732


54 KAPITEL 9. ZÄHLVERFAHREN<br />

Für Teilchen ohne konkave Oberflächenbereiche gilt das Theorem von A.<br />

L. CAUCHY 2 :<br />

S = 4 Ā (9.1)<br />

Die Oberfläche ist gleich <strong>de</strong>m Vierfachen <strong>de</strong>r mittleren Projektionsfläche. Für<br />

Kugeln ist das Theorem offensichtlich, es gilt aber auch unter <strong>de</strong>r obigen Voraussetzung<br />

für beliebige Körper.<br />

9.2.4 Auswertung<br />

9.2.4.1 Auswertung von Hand<br />

9.2.4.2 Halbautomatische Auswertung<br />

9.2.4.3 Vollautomatische Auswertung<br />

9.3 Unmittelbare Zählverfahren<br />

9.3.1 Mechanische Zählung<br />

Bei <strong>de</strong>r mechanischen Messung und Zählung wer<strong>de</strong>n die Teilchen einzeln mit<br />

einer Schieblehre gemessen, durch Schablonen (kreisförmige Öffnungen) gesteckt<br />

o<strong>de</strong>r auf registrieren<strong>de</strong>n Waagen gewogen. Die Wägung hat <strong>de</strong>n Vorzug,<br />

ein ein<strong>de</strong>utiges, von <strong>de</strong>r Orientierung unabhängiges Merkmal (Masse)<br />

zu verwen<strong>de</strong>n. Die Zählung fällt bei <strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>s Merkmals mit an. Die<br />

Verfahren sind auf grobe Teilchen und kleine Probenumfänge beschränkt. Bei<br />

<strong>de</strong>r Klassierung und Qualitätskontrolle von Lebensmitteln (Eier, Äpfel, Tomaten)<br />

wird das Prinzip angewen<strong>de</strong>t.<br />

9.3.2 Beeinflussung von Fel<strong>de</strong>rn<br />

Transportiert man die Teilchen einzeln durch ein Feld, so verursachen sie eine<br />

Störung, die von einem Sensor erfasst und in ein elektrisches Signal umgewan<strong>de</strong>lt<br />

wird. Praktisch immer wird ein homogenes Feld vorausgesetzt, um<br />

die Auswertung einfach zu halten. Meist wird die Signalhöhe ausgewertet,<br />

seltener die Signalfläche (Integral <strong>de</strong>s Signals über die Zeit). Die Fel<strong>de</strong>r sind<br />

unterschiedlich:<br />

• Schallfel<strong>de</strong>r<br />

• elektrisches Strömungsfel<strong>de</strong>r<br />

• elektromagnetisches Fel<strong>de</strong>r (Licht)<br />

Ist <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Teilchenmerkmal und <strong>de</strong>r Signalhöhe<br />

o<strong>de</strong>r -fläche aus <strong>de</strong>r Theorie quantitativ ableitbar, kann man rechnen.<br />

Oft muss man jedoch dabei kräftig vereinfachen. Wenn sich kein einfaches<br />

Teilchenmerkmal (Projektionsfläche, Volumen, Masse) zu Grun<strong>de</strong> legen lässt,<br />

2 AUGUSTIN LOUIS CAUCHY, 1789 - 1857, französischer Bauingenieur und<br />

Mathematiker, Absolvent <strong>de</strong>r Ecole Polytechnique


9.3. UNMITTELBARE ZÄHLVERFAHREN 55<br />

spricht man von einem Wirkungsquerschnitt und rechnet um auf <strong>de</strong>n Äquivalentdurchmesser<br />

<strong>de</strong>r Kugel gleicher Wirkung.<br />

Falls man <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen Teilchenmerkmal und Signalhöhe<br />

nicht quantitativ beschreiben kann, muss man das Gerät mit bekannten<br />

Proben eichen (kalibrieren). Oft darf sich dabei die Eichsubstanz in Eigenschaften<br />

wie Teilchenform, Brechungsin<strong>de</strong>x o<strong>de</strong>r Leitfähigkeit nicht zu sehr<br />

von <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Substanz unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Teilchentransport, Koinzi<strong>de</strong>nzfehler, Randfehler<br />

9.3.2.1 Schallfel<strong>de</strong>r (Z. nach Langer)<br />

Der akustische Zähler nach G. LANGER 3 zieht die Störung einer Gasströmung<br />

durch ein Teilchen zur Messung heran. Die Teilchen wer<strong>de</strong>n mitsamt <strong>de</strong>m Gas<br />

durch eine Kapillare von 3 mm Durchmesser gesaugt, die sich an ihrem En<strong>de</strong><br />

auf 15 mm Durchmesser erweitert. Je<strong>de</strong>s Teilchen erzeugt ein akustisches<br />

Signal, das von einem Mikrofon in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Erweiterung aufgenommen<br />

und in üblicher Weise elektronisch weiter verarbeitet wird. Gleichgroße Teilchen<br />

liefern Signale, <strong>de</strong>ren Höhe um <strong>de</strong>n Faktor 3 schwankt. Der Unterschied<br />

<strong>de</strong>r durchschnittlichen Signalhöhe für Teilchen von 40 µm bis 500 µm liegt in<br />

<strong>de</strong>rselben Größenordnung. Deshalb sind ohne weitere Hilfen nur Zählungen,<br />

keine Größenbestimmungen möglich. Das Gerät ist zur Zählung von Eiskristallen<br />

in Wolken verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n.<br />

9.3.2.2 Elektrisches Strömungsfeld (Coulter Counter)<br />

¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡<br />

¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢<br />

¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡<br />

¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢<br />

¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡<br />

¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢<br />

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¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢<br />

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A<br />

¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦ a<br />

¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡¡<br />

¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢¡¢<br />

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¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦<br />

¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥<br />

¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦<br />

¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥<br />

b<br />

¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦¡¦<br />

¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥¡¥<br />

¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤<br />

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¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤<br />

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¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤<br />

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L<br />

¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤¡¤<br />

£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£¡£<br />

Abb. 9.1: Schema <strong>de</strong>r Zählöffnung eines Coulter Counters, mit Teilchen<br />

3 G. LANGER, Der akustische Teilchenzähler nach Langer, Staub - Reinhaltung<br />

<strong>de</strong>r Luft 28(1968)9, 359


56 KAPITEL 9. ZÄHLVERFAHREN<br />

Der Coulter Counter <strong>de</strong>r britischen Firma Coulter Electronics ist <strong>de</strong>r<br />

bekannteste einer Gruppe von Zählautomaten, bei <strong>de</strong>nen die in einem Elektrolyten<br />

suspendierten Teilchen durch eine Zählöffnung strömen, über <strong>de</strong>r<br />

ein elektrisches Feld liegt (Electrical sensing zone method). Befin<strong>de</strong>t sich ein<br />

Teilchen in <strong>de</strong>r Öffnung, vergrößert sich <strong>de</strong>ren elektrischer Wi<strong>de</strong>rstand und –<br />

falls <strong>de</strong>r elektrische Strom konstant gehalten wird – die über <strong>de</strong>r Öffnung abfallen<strong>de</strong><br />

elektrische Spannung. Hält man die Spannung konstant, verringert<br />

sich <strong>de</strong>r Strom. Der im I<strong>de</strong>alfall <strong>de</strong>m Teilchenvolumen proportionale elektrische<br />

Impuls wird ausgewertet. Ursprünglich sind diese Geräte zur Zählung<br />

und Messung von Blutkörperchen eingesetzt wor<strong>de</strong>n.<br />

Wir betrachten eine mit Elektrolyt gefüllte zylindrische Zählöffnung, in<br />

<strong>de</strong>r sich ein ebenfalls zylindrisches nichtleiten<strong>de</strong>s Teilchen befin<strong>de</strong>t (Abbildung<br />

9.1). A sei die Querschnittsfläche <strong>de</strong>r Zählöffnung, a die <strong>de</strong>s Teilchens;<br />

L sei die Länge <strong>de</strong>r Öffnung, b die <strong>de</strong>s Teilchens. Dann ergibt sich <strong>de</strong>r elektrische<br />

Wi<strong>de</strong>rstand R <strong>de</strong>r Zählöffnung samt Teilchen mit <strong>de</strong>m spezifischen<br />

elektrischen Wi<strong>de</strong>rstand ρ als Reihenschaltung zweier Teilwi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu:<br />

R = ρ ( L − b<br />

A + b<br />

A − a )<br />

= ρ A (L − b + b<br />

1 −<br />

A<br />

a ) (9.2)<br />

Durch Reihenentwicklung <strong>de</strong>s letzten Bruches für a/A < 1 erhält man:<br />

R = ρ [L − b + b(1 + a A<br />

A + a ]<br />

A + . . .) 2<br />

= ρ A (L + b a A + b a + . . .) (9.3)<br />

A2 Für a/A ≪ 1 vereinfacht sich die Gleichung zu:<br />

Die Wi<strong>de</strong>rstandsän<strong>de</strong>rung ∆ρ ergibt sich somit zu:<br />

R = ρ A (L + b a A ) (9.4)<br />

∆ρ = R − R 0 = ρba<br />

A 2 (9.5)<br />

o<strong>de</strong>r bezogen auf <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand R 0 <strong>de</strong>r Öffnung ohne Teilchen:<br />

∆ρ<br />

R 0<br />

= ab<br />

AL = v V<br />

(9.6)<br />

wenn v und V die jeweiligen Volumina sind. Wesentlich ist die Proportionalität<br />

zwischen Wi<strong>de</strong>rstandsän<strong>de</strong>rung ∆ρ und Teilchenvolumen v.<br />

Zum Feinen hin ist <strong>de</strong>r Messbereich dhdurch beschränkt, dass das Signal<br />

im Rauschen verschwin<strong>de</strong>t. Auch <strong>de</strong>r Elektrolyt verursacht infolge Verschmutzungen<br />

und Inhomogenitäten eine Art von Rauschen. Für eine einzelne<br />

Zählöffnung beschränkt die mit <strong>de</strong>m Teilchenvolumen wachsen<strong>de</strong> Nichtlinearität<br />

zwischen Signalhöhe und Teilchenvolumen <strong>de</strong>n Messbereich nach


9.4. ANWENDUNGSBEREICH 57<br />

oben. Außer<strong>de</strong>m wächst die Gefahr <strong>de</strong>s Verstopfens. Sehr grobe Teilchen lassen<br />

sich auch nicht mehr im Elektrolyten in <strong>de</strong>r Schwebe halten, sie sedimentieren<br />

in kurzer Zeit aus. Rührt man stärker, hat man irgendwann eine<br />

Zentrifuge. Man müsste dann dafür sorgen, dass <strong>de</strong>r gesamte Suspensionsvorrat<br />

die Zählöffnung passiert. In <strong>de</strong>r Regel lassen sich mit einer Zählöffnung<br />

Teilchen messen, <strong>de</strong>ren Durchmesser zwischen <strong>de</strong>m 0,02-fachen und<br />

<strong>de</strong>m 0,30-fachen <strong>de</strong>s Öffnungsdurchmessers liegen. Das ist immerhin ein Volumenverhältnis<br />

wie 1 zu 3375. Die kleinste han<strong>de</strong>lsübliche Zählöffnung hat<br />

einen Durchmesser von 30 µm, damit lassen sich Teilchen von 0,6 bis 9,0 µm<br />

erfassen. Im Prinzip könnte man Zählöffnungen von mehreren cm Durchmesser<br />

bauen, hat dann aber Probleme mit <strong>de</strong>m Aussedimentieren und <strong>de</strong>n Suspensionsmengen,<br />

die einen völlig an<strong>de</strong>ren Aufbau <strong>de</strong>s Messstan<strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rn.<br />

9.3.2.3 Durchfluss-Fotometer (Extinktion)<br />

Durchflusszytometer<br />

9.3.2.4 Streulicht-Analysatoren<br />

Lichtstreuung: Brechung, Reflexion, Beugung, Absorption<br />

9.3.2.5 Spektrothermaler Zähler<br />

9.4 Anwendungsbereich<br />

Bei <strong>de</strong>r Auswahl eines Meßverfahrens sind mehrere Gesichtspunkte gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

abzuwägen. Nicht zuletzt entschei<strong>de</strong>n auch die Möglichkeiten <strong>de</strong>s<br />

Labors und die Kosten. Zählverfahren kommen in Betracht:<br />

• wenn die Aufgabenstellung Anzahlverteilungen verlangt,<br />

• wenn die Aufgabenstellung das Merkmal Projektionsfläche o<strong>de</strong>r Volumen<br />

(Coulter Counter) verlangt,<br />

• bei kleinen Probenumfängen,<br />

• wenn man auch Informationen über die Teilchenform haben will,<br />

• wenn die Probe nur für eine kurze Zeit stabil ist,<br />

• wenn die Messung schnell (automatisch) erfolgen soll,<br />

• wenn die Probe Schwierigkeiten macht, die das Zwischenschalten intelligenter<br />

Lebensformen erfor<strong>de</strong>rn,<br />

• wenn die Teilchen ungewöhnlich klein o<strong>de</strong>r groß sind.<br />

Der Teilchengrößenbereich liegt bei <strong>de</strong>n unmittelbaren Zählverfahren unter<br />

100 µm (Ausnahme: Stecken), bei <strong>de</strong>n abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verfahren ist er praktisch<br />

unbeschränkt.


58 KAPITEL 9. ZÄHLVERFAHREN<br />

9.5 Memo Zählverfahren<br />

• Das Gemeinsame aller Zählverfahren ist die Bestimmung <strong>de</strong>r Mengenanteile<br />

durch Zählen. Die Dispersitätsmerkmale sind verschie<strong>de</strong>n.<br />

• Wir unterschei<strong>de</strong>n abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und unmittelbare Zählverfahren, bei <strong>de</strong>n<br />

unmittelbaren zwischen mechanischer Zählung und <strong>de</strong>r Beeeinflussung<br />

von Fel<strong>de</strong>rn.<br />

• Bei <strong>de</strong>r Abbildung geht in <strong>de</strong>r Regel die dritte Dimension verloren. Der<br />

Abbildungsmaßstab lässt sich in weiten Grenzen än<strong>de</strong>rn, Abbildungen<br />

können aufbewahrt und kopiert wer<strong>de</strong>n.<br />

• Zum Messen und Zählen müssen die Teilchen einzeln vorliegen. Wir haben<br />

es mit <strong>de</strong>r maximal möglichen Trennung o<strong>de</strong>r Entmischung zu tun.<br />

Die Vereinzelung ist ein nicht immer einfacher Vorgang.<br />

• Das Coulter-Prinzip verwen<strong>de</strong>t das Teilchenvolumen als unmittelbares<br />

Merkmal, was bei manchen Fragestellungen sehr erwünscht ist.<br />

• Streulicht-Analysatoren erlauben unter gewissen Bedingungen die Messung<br />

von Aerosolen in situ, ohne Präparation.


10 Sedimentation<br />

Bei <strong>de</strong>n Sedimentationsverfahren ist das Merkmal eine Sinkgeschwindigkeit.<br />

Das Absinken geht entwe<strong>de</strong>r im Schwerefeld o<strong>de</strong>r im Zentrifugalfeld vor sich.<br />

10.1 Sinkgeschwindigkeit<br />

Allen Sedimentationsverfahren ist das Dispersitätsmerkmal gemeinsam: die<br />

Sinkgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Teilchen in einer Flüssigkeit (seltener in Gasen) unter<br />

bestimmten Bedingungen. Obwohl es möglich wäre, einzelne Teilchen zu<br />

messen (zu zählen), wer<strong>de</strong>n die Sedimentationsverfahren praktisch immer<br />

auf Teilchenkollektive angewandt, die im Augenblick <strong>de</strong>r Messung teilweise<br />

o<strong>de</strong>r gänzlich entmischt sind. Die Mengenbestimmung erfolgt auf unterschiedliche<br />

Weisen.<br />

Teilchen, <strong>de</strong>ren Dichte sich von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n Flüssigkeit unterschei<strong>de</strong>t,<br />

folgen <strong>de</strong>r Schwerkraft o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Auftrieb und sedimentieren nach<br />

unten o<strong>de</strong>r oben. In letzterem Fall spricht man auch von Aufrahmen. Die<br />

Sedimentations- o<strong>de</strong>r Sinkgeschwindigkeit wird aus Messungen von Weg und<br />

Zeit ermittelt. Für manche Aufgabenstellungen reicht die Kenntnis <strong>de</strong>r Sinkgeschwindigkeit;<br />

meistens rechnet man aber weiter, um auf eine Teilchenlänge<br />

zu kommen. Im einfachsten Fall trifft man dazu folgen<strong>de</strong> Voraussetzungen:<br />

• die Geschwindigkeit ist stationär (zeitlich konstant),<br />

• es han<strong>de</strong>lt sich um ein einzelnes Teilchen,<br />

• das Medium ist unendlich ausge<strong>de</strong>hnt,<br />

• das Medium ist in Ruhe,<br />

• das Medium ist ein Kontinuum.<br />

Die erste Voraussetzung besagt, dass die Sedimentationsstrecke so lang sein<br />

muß, dass schon nach einer vergleichsweise kurzen Anfangsstrecke die Endgeschwindigkeit<br />

erreicht ist. Bei feinen Teilchen ist das kein Problem. Die<br />

zweite For<strong>de</strong>rung wird durch eine niedrige Teilchenkonzentration erfüllt, bei<br />

<strong>de</strong>r die Teilchen sich nicht gegenseitig beeinflussen. Punkt drei führt auf ausreichend<br />

große Sedimentationsgefäße, die auch keine Schwierigkeit darstellen.<br />

Punkt vier erfor<strong>de</strong>rt bei kleinen Teilchen einen gewissen experimentellen<br />

Aufwand, ist aber in Flüssigkeiten ereichbar. Gase – vor allem bei vermin<strong>de</strong>rtem<br />

Druck – können bei feinen Teilchen nicht mehr als Kontinuum angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n, die Teilchen fallen sozusagen zwischen <strong>de</strong>n Gasmolekülen hindurch.<br />

Dies spielt bei <strong>de</strong>r Windsichtung feiner Teilchen eine Rolle, siehe dort.<br />

Wir setzen ein Kräftegleichgewicht zwischen Strömungswi<strong>de</strong>rstand W ,<br />

Massenkraft (Gewicht o<strong>de</strong>r Zentrifugalkraft) G und Auftrieb A an, vernachlässigen<br />

also die Trägheit:<br />

G + A + W = 0 (10.1)<br />

59


60 KAPITEL 10. SEDIMENTATION<br />

Für ein Teilchen <strong>de</strong>r Dichte ρ s mit <strong>de</strong>m Volumen V ergibt sich die Massenkraft<br />

G verursacht durch die Beschleunigung (Fall- o<strong>de</strong>r Zentrifugalbeschleunigung)<br />

b zu:<br />

G = ρ s V b (10.2)<br />

Der Auftrieb A ist gleich <strong>de</strong>r Massenkraft auf die vom Teilchen verdrängte<br />

Flüssigkeit und entgegengesetzt <strong>de</strong>r Massenkraft G gerichtet:<br />

A = −ρ l V b (10.3)<br />

Der Strömungswi<strong>de</strong>rstand W eines Teilchens mit <strong>de</strong>r angeströmten Fläche<br />

(größter Querschnitt senkrecht zur Bewegungsrichtung, Spantfläche) P , das<br />

sich in einer ruhen<strong>de</strong>n Flüssigkeit <strong>de</strong>r Dichte ρ l mit <strong>de</strong>r Geschwindigkeit w<br />

bewegt, ergibt sich zu:<br />

W = − 1 2 c w(Re)P w 2 ρ l (10.4)<br />

Darin ist c w (Re) <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstandsbeiwert als Funktion <strong>de</strong>r REYNOLDS 1 -Zahl<br />

Re. Durch Einsetzen von G, A und W folgt aus Gleichung 10.1:<br />

w 2 =<br />

2b<br />

c w (Re)<br />

ρ s − ρ l<br />

ρ l<br />

V<br />

P<br />

(10.5)<br />

Für Kugeln vom Durchmesser x gilt bei laminarer Umströmung (Re ≤ 0, 25)<br />

das Wi<strong>de</strong>rstandsgesetz von G. G. STOKES 2 :<br />

c w = 24<br />

Re<br />

= 24η<br />

wxρ l<br />

(10.6)<br />

Darin ist η die Viskosität <strong>de</strong>s Fluids. Aus Gleichung 10.4 erhalten wir <strong>de</strong>n<br />

Strömungswi<strong>de</strong>rstand einer Kugel damit zu:<br />

aber das nur nebenbei. Ferner gilt für Kugeln:<br />

und wir erhalten aus Gleichung 10.5:<br />

W = 3πηwx (10.7)<br />

π<br />

V<br />

P = 6 x3<br />

π<br />

= 2 4 x2 3 x (10.8)<br />

w 2 = 4 b<br />

3 c w (Re)<br />

ρ s − ρ l<br />

ρ l<br />

x (10.9)<br />

Unter <strong>de</strong>n genannten Voraussetzungen erhalten wir die Sinkgeschwindigkeit<br />

aus <strong>de</strong>n Gleichungen 10.6 und 10.9 schließlich zu:<br />

w = b<br />

18<br />

ρ s − ρ l<br />

x 2 (10.10)<br />

η<br />

1 OSBORNE REYNOLDS, 1842 - 1912, britischer Physiker und Ingenieur<br />

2 SIR GEORGE GABRIEL STOKES, 1819 - 1903, britischer Mathematiker<br />

und Physiker, Professor in Cambridge


10.2. DISPERGIERUNG 61<br />

Da diese Sinkgeschwindigkeit unter <strong>de</strong>r Voraussetzung <strong>de</strong>r Gültigkeit <strong>de</strong>s<br />

Wi<strong>de</strong>rstandsgesetzes von STOKES abgeleitet wur<strong>de</strong>, bezeichnet man sie auch<br />

als STOKES-Geschwindigkeit.<br />

Wir können damit aus <strong>de</strong>r gemessenen Sinkgeschwindigkeit <strong>de</strong>n<br />

Äquivalent-Durchmesser <strong>de</strong>r Kugel gleicher Sinkgeschwindigkeit errechnen,<br />

<strong>de</strong>r bei Gültigkeit <strong>de</strong>s STOKESschen Gesetzes auch STOKES-Durchmesser x St<br />

genannt wird und sich aus Gleichung 10.10 ergibt:<br />

x 2 = x St<br />

2<br />

= 18<br />

b<br />

= 18<br />

b<br />

η<br />

w<br />

ρ s − ρ l<br />

η h<br />

ρ s − ρ l t<br />

(10.11)<br />

Im Schwerefeld ist für die Beschleunigung b die Fallbeschleunigung 981 cm/s 2<br />

einzusetzen.<br />

In Zentrifugen mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω wächst die Beschleunigung<br />

mit <strong>de</strong>m Radius r, und wir erhalten eine vom Radius abhängige<br />

Sinkgeschwindigkeit:<br />

dr<br />

dt = ω2 r<br />

18<br />

ρ s − ρ l<br />

x 2 St (10.12)<br />

η<br />

entsprechend <strong>de</strong>r Gleichung 10.10 für das Schwerefeld. Etwas umgestellt und<br />

zusammengefasst:<br />

dr(t)<br />

− const ∗ r(t) = 0 (10.13)<br />

dt<br />

Mit <strong>de</strong>r Anfangsbedingung r = r 0 zur Zeit t = 0 erhalten wir aus dieser Differentialgleichung:<br />

r(t) = r 0 ∗ exp( ω2<br />

18<br />

x St 2 = 18<br />

ω 2<br />

ρ s − ρ l<br />

η<br />

η 1<br />

ρ s − ρ l t<br />

x 2 St t) (10.14)<br />

ln<br />

r(t)<br />

r 0<br />

(10.15)<br />

analog zu Gleichung 10.11. Durch Erweitern mit r(t) lässt sich die Ähnlichkeit<br />

weiter treiben:<br />

x St 2 = 18<br />

r(t) ω 2<br />

η 1<br />

ρ s − ρ l t<br />

r(t) ln<br />

r(t)<br />

r 0<br />

(10.16)<br />

Die Fallbeschleunigung b ist durch die Zentrifugalbeschleunigung r(t) ω 2 ersetzt,<br />

<strong>de</strong>r Sedimentationsweg h durch <strong>de</strong>n Sedimentationsradius r(t) multipliziert<br />

mit <strong>de</strong>m Logarithmus eines Radienverhältnisses.<br />

Sedimentation bei höheren Reynoldszahlen. BROWNsche Bewegung. Sedimentation<br />

(qualitativ) bei höheren Konzentrationen.<br />

10.2 Dispergierung<br />

Für eine Sedimentationsanalyse müssen die Teilchen in einer Flüssigkeit dispergiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Flüssigkeit:


62 KAPITEL 10. SEDIMENTATION<br />

• muss die Dispergierung unterstützen,<br />

• darf die Teilchen nicht lösen o<strong>de</strong>r sonstwie in ihrer Größe verän<strong>de</strong>rn,<br />

• muss eine geeignete Dichte und Viskosität haben.<br />

Daneben spielen Faktoren wie Kosten, Giftigkeit, Entsorgung eine Rolle.<br />

10.3 Einteilung <strong>de</strong>r Verfahren<br />

Wir teilen die Sedimentationsverfahren nach drei Kriterien ein:<br />

• Ausgangslage<br />

• Meßort<br />

• Feld<br />

– Suspensionsverfahren (Auswertung unter Umstän<strong>de</strong>n schwierig)<br />

– Überschichtungsverfahren (Problem: Strähnenbildung)<br />

– inkrementale Verfahren<br />

* Messung zu einem Zeitpunkt über <strong>de</strong>r Höhe<br />

* Messung in einer Höhe über <strong>de</strong>r Zeit<br />

* bei<strong>de</strong>s kombiniert<br />

– kumulative Verfahren<br />

– Schwerefeld (g konstant, Bahnen parallel)<br />

– Zentrifugalfeld (b vom Radius abhängig, Bahnen divergierend)<br />

Zur Mengen- o<strong>de</strong>r Konzentrationsmessung stehen verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten<br />

zur Verfügung:<br />

• Pipette (DIN 66 115)<br />

• Sedimentationswaage (DIN 66 116)<br />

• Foto-, Gammastrahlen- und Röntgensedimentometer<br />

• Manometer, Diver (Aräometer)<br />

Anwendungsbereich (Dichtedifferenz bzw. Sinkgeschwindigkeit, Verträglichkeit<br />

mit Flüssigkeit, Probengröße):<br />

• Die Grenze zum Feinen: zu lange Versuchszeiten, Diffusion (Brownsche<br />

Molekularbewegung), Thermokonvektion <strong>de</strong>s Mediums, Lösungserscheinungen.<br />

• Die Grenze zum Groben: zu kurze Meßzeiten, stationäre Geschwindigkeit<br />

nicht erreicht, komplizierte Wi<strong>de</strong>rstandsgesetze, Abklingen <strong>de</strong>r<br />

Strömungen infolge Rühren.


10.4. MENGENMESSUNG IM SCHWEREFELD 63<br />

10.4 Mengenmessung im Schwerefeld<br />

10.4.1 Überschichtungsverfahren<br />

10.4.1.1 Inkrementelle Mengenmessung<br />

Bei <strong>de</strong>n Überschichtungsverfahren wird zu Versuchsbeginn eine dünne<br />

Schicht Suspension über die eigentliche Sedimentationsflüssigkeit geschichtet.<br />

Die Teilchen starten alle von <strong>de</strong>rselben Linie – wie beim Hun<strong>de</strong>rtmeterlauf.<br />

Es treten einige experimentelle Probleme auf, weshalb diese Verfahren<br />

im Schwerefeld selten angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Im Zentrifugalfeld ist die Situation<br />

etwas an<strong>de</strong>rs, die Überschichtung wird <strong>de</strong>shalb dort auf Seite 10.5.1 näher<br />

behan<strong>de</strong>lt.<br />

Die inkrementellen Mengenmessungen bestimmen die Teilchenmenge<br />

o<strong>de</strong>r -konzentration in einer dünnen Schicht oberhalb <strong>de</strong>s Gefäßbo<strong>de</strong>ns. Anfangs<br />

ist die Konzentration null, dann sedimentieren die groben Teilchen<br />

durch die Schicht, gefolgt von <strong>de</strong>n mittleren und schließlich <strong>de</strong>n feinen. Nach<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sedimentation ist die Konzentration wie<strong>de</strong>r null.<br />

10.4.1.2 Kumulative Mengenmessung<br />

Bei <strong>de</strong>r kumulativen Mengenmessung wird die Teilchenmenge bestimmt, die<br />

sich unterhalb eines Querschnitts im Sedimentationsgefäß ansammelt (= kumuliert).<br />

Der Querschnitt kann auch dicht über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gefäßes liegen;<br />

dann sind die kumulierten Teilchen die, die auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n liegen. Anfangs<br />

befin<strong>de</strong>n sich dort keine Teilchen, am En<strong>de</strong> alle, die Menge wächst monoton.<br />

10.4.2 Suspensionsverfahren<br />

10.4.2.1 Inkrementelle Mengenmessung<br />

Bei <strong>de</strong>n Suspensionsverfahren wird von einer anfangs gleichmäßig durchmischten<br />

Suspension ausgegangen. Das einzige Problem dabei ist, dass sofort<br />

nach <strong>de</strong>m Schütteln o<strong>de</strong>r Rühren die Suspension noch in Bewegung ist,<br />

man also einige Minuten warten muss, bis die Messung brauchbare Ergebnisse<br />

liefert. Für die inkrementelle Mengenmessung gilt das bereits Gesagte.<br />

Wegen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Startbedingungen sieht die Auswertung an<strong>de</strong>rs aus.<br />

Der klassische Vertreter dieses Prinzips ist die Pipette-Analyse nach DIN 66<br />

115, die auf Grund ihres Arbeits- und Zeitaufwan<strong>de</strong>s heute keine große Rolle<br />

mehr spielt. Ihre Fehlerquellen sind überschaubar 3 , und ein geübter Laborant<br />

bringt gute Ergebnisse. Foto- und Röntgen- o<strong>de</strong>r Gammastrahlensedimentometer<br />

sind ebefalls Vertreter <strong>de</strong>r inkrementellen Mengenmessung bei<br />

Suspensionsverfahren.<br />

3 K. LESCHONSKI, Vergleichen<strong>de</strong> Untersuchungen <strong>de</strong>r Sedimentationsanalyse,<br />

Staub – Reinhaltung <strong>de</strong>r Luft 22(1962)11, 475 - 486


64 KAPITEL 10. SEDIMENTATION<br />

Abb. 10.1: Pipetten zur Sedimentationsanalyse nach DIN 66 115<br />

10.4.2.2 Kumulative Mengenmessung<br />

Auch für die kumulative Mengenmessung gilt das bei <strong>de</strong>n Überschichtungsverfahren<br />

Gesagte. Der typische Vertreter dieses Prinzips ist die Sedimentationswaage,<br />

die sich zur Automation eignet. Der Zeitaufwand für die Sedimentation<br />

bleibt natürlich. Das Prinzip wur<strong>de</strong> erstmals von SVEN ODÉN 4<br />

beschrieben. Die Auswertungsgleichung ist nach ihm benannt.<br />

Wenn die Teilchen einer anfangs gleichmäßig durchmischten Suspension<br />

auf <strong>de</strong>n Teller <strong>de</strong>r Sedimentationswaage sedimentieren, so fin<strong>de</strong>n sich dort<br />

zur Zeit t seit Versuchsbeginn zwei Anteile. Erstens sind alle Teilchen vom<br />

größten Durchmesser bis herab zu einem Durchmesser x aussedimentiert,<br />

<strong>de</strong>r sich nach STOKES im Schwerefeld ergibt zu:<br />

x 2 = 18<br />

b<br />

= k 2 1 t<br />

η<br />

w<br />

ρ s − ρ l<br />

(10.17)<br />

4 S. ODÉN, Eine neue Metho<strong>de</strong> zur Bestimmung <strong>de</strong>r Körnerverteilung in<br />

Suspensionen, Kolloid-Z. (1916), 33 - 47


10.4. MENGENMESSUNG IM SCHWEREFELD 65<br />

siehe Gleichung 10.11. Die Konstante k 2 enthält alle konstanten Versuchsparameter:<br />

k 2 = 18 η<br />

h (10.18)<br />

b ρ s − ρ l<br />

Bezeichnen wir die Massenverteilungsdichte mit q, ist dieser erste Anteil:<br />

∫ ∞<br />

x<br />

q(ξ) dξ (10.19)<br />

Von <strong>de</strong>n feineren Teilchen ist ein Anteil aussedimentiert, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r von ihnen<br />

zurückgelegten Strecke w t im Verhältnis zur gesamten Sedimentationshöhe<br />

h proportional ist. Dieser zweite Anteil ist:<br />

∫x<br />

0<br />

wt<br />

h<br />

q(ξ) dξ (10.20)<br />

Die gesamte zur Zeit t auf <strong>de</strong>n Waageteller aussedimentierte Masse m bezogen<br />

auf die Einwaage M ist die Summe bei<strong>de</strong>r Anteile:<br />

∫∞<br />

m<br />

M = q(ξ) dξ +<br />

x<br />

∫x<br />

0<br />

wt<br />

h<br />

q(ξ) dξ (10.21)<br />

Zur Umformung <strong>de</strong>s ersten Integrals verwen<strong>de</strong>n wir die Beziehung:<br />

∫x<br />

0<br />

q(ξ) dξ +<br />

∫ ∞<br />

x<br />

q(ξ) dξ = 1 (10.22)<br />

die besagt, dass sich Durchgang und Rückstand bei ein- und <strong>de</strong>rselben Teilchengröße<br />

x stets zu 1 ergänzen. Im zweiten Summan<strong>de</strong>n ersetzen wir <strong>de</strong>n<br />

Bruch gemäß Gleichung 10.17 und erhalten:<br />

∫x<br />

m<br />

M = 1 − q(ξ) dξ +<br />

= 1 +<br />

0<br />

∫x [<br />

0<br />

( ξ x )2 − 1<br />

∫ x<br />

0<br />

]<br />

( ξ x )2 q(ξ) dξ<br />

q(ξ) dξ (10.23)<br />

Die Masse m ist eine Funktion <strong>de</strong>r Zeit t o<strong>de</strong>r über Gleichung 10.17 <strong>de</strong>s Teilchendurchmessers<br />

x, so dass wir schließlich schreiben können:<br />

∫x [<br />

0<br />

( ξ x )2 − 1<br />

]<br />

q(ξ) dξ − m(x)<br />

M + 1 = 0 (10.24)<br />

Dies ist eine VOLTERRAsche Integralgleichung 5 erster Art für die gesuchte<br />

Funktion q(x). Der in eckigen Klammern stehen<strong>de</strong> Ausdruck wird als Kern<br />

5 G. HAMEL, Integralgleichungen, Springer, Berlin, 1949, o<strong>de</strong>r H. W. EN-<br />

GEL, Integralgleichungen, Springer, Wien, 1997.


66 KAPITEL 10. SEDIMENTATION<br />

<strong>de</strong>r Integralgleichung bezeichnet. Ist <strong>de</strong>r Kern ein Polynom in ξ, lässt sich die<br />

Integralgleichung stets durch Differenzieren nach x lösen. Wir formen daher<br />

um (x ist in Bezug auf die Integration über ξ eine Konstante, wir dürfen die<br />

Gleichung mit x 2 multiplizieren):<br />

∫ x<br />

und differenzieren nach x:<br />

∫x<br />

0<br />

0<br />

[<br />

ξ 2 − x 2] q(ξ) dξ − x2<br />

M m(x) + x2 = 0 (10.25)<br />

(−2x) q(ξ) dξ − 2x<br />

M<br />

x2 dm(x)<br />

m(x) − + 2x = 0 (10.26)<br />

M dx<br />

Nach Division <strong>de</strong>r Gleichung durch −2x bleibt ein Integral über q(ξ) dξ übrig,<br />

das die Massenverteilungssumme Q(x) darstellt. Damit wird aus Gleichung<br />

10.26:<br />

Q(x) + m(x)<br />

M + x dm(x)<br />

− 1 = 0 (10.27)<br />

2M dx<br />

o<strong>de</strong>r aufgelöst nach <strong>de</strong>r gesuchten Verteilung Q(x):<br />

M (1 − Q(x)) = m(x) + x 2<br />

dm(x)<br />

dx<br />

(10.28)<br />

Hiermit sind wir fast schon am Ziel. Da wir die Masse m als Funktion <strong>de</strong>r Zeit<br />

t gemessen haben, formen wir unter Verwendung von Gleichung 10.17 um:<br />

M (1 − Q(x)) = m(t) + k 2 t− 1 2<br />

dx<br />

dt = −k 2 t− 1 2 (10.29)<br />

dm(t)<br />

−(k/2)t − 3 2 dt<br />

(10.30)<br />

o<strong>de</strong>r nach Kürzen:<br />

M (1 − Q(x)) = m(t) − t dm(t)<br />

(10.31)<br />

dt<br />

Diese Gleichung wird zur Auswertung herangezogen. Auf <strong>de</strong>r linken Seite<br />

steht <strong>de</strong>r Rückstand 1 − Q(x) multipliziert mit <strong>de</strong>r Einwaage M.<br />

Um die Massenverteilungsdichte q(x) zu erhalten, ist eine zweimalige Differentiation<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, die sich auf die Genauigkeit ungünstig auswirkt.<br />

Wir differenzieren Gleichung 10.31 nach <strong>de</strong>r Zeit t:<br />

−M dQ(x)<br />

dt<br />

= dm(t)<br />

dt<br />

− dm(t)<br />

dt<br />

Unter Berücksichtigung von Gleichung 10.17 gilt:<br />

− t d2 m(t)<br />

dt 2 (10.32)<br />

Damit erhalten wir:<br />

dQ(x)<br />

dt<br />

= dQ(x)<br />

dx<br />

−M dQ(x)<br />

dx<br />

dx<br />

dt = dQ(x)<br />

dx<br />

= 2 k t 5 2<br />

(− k 2 t− 3 2 ) (10.33)<br />

d 2 m<br />

dt 2 (10.34)


10.5. MENGENMESSUNG IM ZENTRIFUGALFELD 67<br />

Der Differentialquotient auf <strong>de</strong>r linken Seite ist die Massenverteilungsdichte<br />

q(x), so dass sich endlich ergibt:<br />

q(x) = − 2<br />

kM t 5 2<br />

d 2 m<br />

dt 2 (10.35)<br />

wie bei S. ODÉN nachzulesen ist.<br />

Programm zur Auswertung im Anhang (falls ich es wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>).<br />

10.5 Mengenmessung im Zentrifugalfeld<br />

10.5.1 Überschichtungsverfahren<br />

Die mathematischen Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>n Suspensionsverfahren im Zentrifugalfeld<br />

– siehe nächster Abschnitt – haben zu einer Bevorzugung <strong>de</strong>r<br />

Überschichtungsverfahren in Zentrifugen geführt. Falls die Überschicht vernachlässigbar<br />

dünn ist, befin<strong>de</strong>n sich auf einem beliebigen Radius zu beliebiger<br />

Zeit nur Teilchen einheitlicher Größe. Ihr STOKES-Durchmesser wird<br />

nach Gleichung 10.14 berechnet. Ihre Konzentration ist <strong>de</strong>r Verteilungsdichte<br />

q(x) proportional, wie bei je<strong>de</strong>r inkrementalen Messung; die jenseits eines<br />

bestimmten Radius befindliche Teilchenmasse <strong>de</strong>r Ergänzung <strong>de</strong>r Massenverteilungssumme<br />

zu 1 o<strong>de</strong>r 100 %, wie bei je<strong>de</strong>r kumulativen Messung. Die<br />

Auswertung ist also einfach.<br />

Abb. 10.2: Strähnenbildung in einer Zentrifuge, 4 s nach <strong>de</strong>m Überschichten<br />

Es tritt jedoch eine experimentelle Schwierigkeit auf, die Strähnenbildung,<br />

eine Art <strong>de</strong>r Dichtekonvektion. Eine Suspension, <strong>de</strong>ren Feststoffteilchen<br />

eine höhere Dichte haben als die reine Flüssigkeit, hat zwangsläufig eine<br />

höhere Dichte als diese. Beim Überschichten liegt also eine dünne Schicht höherer<br />

Dichte über <strong>de</strong>r reinen Flüssigkeit, ein instabiler Zustand. Selbst wenn<br />

wir für die Überschicht eine spezifisch leichtere Flüssigkeit wählen als für die


68 KAPITEL 10. SEDIMENTATION<br />

Sedimentation (Äthanol über Wasser), stellt sich <strong>de</strong>r instabile Zustand ein,<br />

nach<strong>de</strong>m die ersten Teilchen die Überschicht verlassen haben. Die Teilchen<br />

sedimentieren nicht mehr einzeln, <strong>de</strong>r instabile Zustand geht durch schnelle<br />

Sedimentation ganzer Suspensionstropfen o<strong>de</strong>r Strähnen in einen stabilen<br />

Zustand über. Es gibt zwei Wege, die Strähnenbildung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Gehen wir zu extrem geringen Volumenkonzentrationen in <strong>de</strong>r Überschicht,<br />

wissen die Teilchen nichts voneinan<strong>de</strong>r und sedimentieren einzeln,<br />

wie sichs gehört. Bei Volumenkonzentrationen c V < 10 −5 sind keine Strähnen<br />

mehr beobachtet wor<strong>de</strong>n. Zu messen gibt es aber auch nicht mehr viel, man<br />

kann nur noch fotometrisch arbeiten. Beispielsweise enthält 1 ml wässriger<br />

Suspension dann nur noch 27 µg Kalkstein entsprechend 2, 5 ∗ 10 6 Kügelchen<br />

von 1 µm Durchmesser.<br />

Der zweite Weg besteht im Aufbau eines Dichtegradienten in <strong>de</strong>r Sedimentationsflüssigkeit,<br />

so dass die Dichte mit <strong>de</strong>m Radius zunimmt. Das lässt sich<br />

durch Mischen zweier unterschiedlich dichter Flüssigkeiten mit einem vom<br />

Radius abhängigen Mischungsverhältnis erreichen, vielleicht auch durch Abkühlen<br />

vom Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gefäßes her. Meist wer<strong>de</strong>n Wasser, Alkohole, Glyzerin<br />

o<strong>de</strong>r Salzlösungen verwen<strong>de</strong>t. Kleine Dichtedifferenzen reichen bereits aus,<br />

in <strong>de</strong>r Auswertung darf man mit einer mittleren Dichte rechnen, sofern <strong>de</strong>r<br />

Feststoff <strong>de</strong>utlich dichter ist. Lei<strong>de</strong>r än<strong>de</strong>rt sich mit <strong>de</strong>r Dichte auch die Viskosität,<br />

und zwar erheblich. Deren Zunahme mit <strong>de</strong>m Radius darf nicht vernachlässigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Falls jemand eine Mischung verän<strong>de</strong>rlicher Dichte, aber<br />

gleichbleiben<strong>de</strong>r Viskosität ent<strong>de</strong>ckt, bitte mel<strong>de</strong>n.<br />

Technisch lässt sich ein variables Mischungsverhältnis durch zwei von<br />

Schrittmotoren angetriebene Kolbenpumpen verwirklichen, die von einem<br />

PC per Software gesteuert wer<strong>de</strong>n. Mechanische Lösungen über Kurbeltriebe<br />

sind auch verwirklicht wor<strong>de</strong>n, aber nicht anpassungsfähig.<br />

10.5.2 Suspensionsverfahren<br />

Wir betrachten eine anfangs gleichmäßig durchmischte Suspension monodisperser<br />

Teilchen in einem zylindrischen Zentrifugenrotor, siehe Abb. ??<br />

ABBILDUNG<br />

Wie sieht die Teilchenkonzentration in Abhängigkeit von Radius und Sedimentationsdauer<br />

aus? Zur Zeit t = 0 ist die Massenkonzentration c m in <strong>de</strong>r<br />

Schicht von r 0 bis r 0 + dr 0 :<br />

m<br />

c m (t = 0) =<br />

(10.36)<br />

hπ((r 0 + dr 0 ) 2 − r0)<br />

2<br />

Nach einer Zeit t sind die Teilchen von r 0 nach r und von r 0 + dr 0 nach r + dr<br />

gewan<strong>de</strong>rt. Ihre Massenkonzentration c m (r, t) beträgt:<br />

c m (r, t) =<br />

m<br />

hπ((r + dr) 2 − r 2 )<br />

Aus <strong>de</strong>n Gleichungen 10.14, 10.36 und 10.37 erhalten wir:<br />

(10.37)<br />

c m (r, t)<br />

c m (t = 0) = exp(−2(ρ s − ρ l )ω 2 x 2 t<br />

) (10.38)<br />

18η


10.6. ANWENDUNGSBEREICH 69<br />

so lange, bis:<br />

Anschließend gilt:<br />

t = t max =<br />

18η<br />

(ρ s − ρ l )ω 2 x 2 ln( r r 0<br />

) (10.39)<br />

c m (r, t > t max ) = 0 (10.40)<br />

Die Flüssigkeit ist wie<strong>de</strong>r klar.<br />

Bis jetzt haben wir nur monodisperse Teilchen betrachtet. Wir sehen nun<br />

diese Teilchen als Teilmenge einer polydispersen Menge an und erhalten die<br />

Konzentration als Summe o<strong>de</strong>r Integral über alle Teilchengrößen:<br />

Mit Gleichung 10.14 folgt:<br />

y(r,τ) ∫<br />

c(r, τ)<br />

c(t = 0) = exp(−2 (ρ s − ρ l )ω 2 x x τ<br />

) q(x) dx (10.41)<br />

18η<br />

c(y(r, τ))<br />

c 0<br />

=<br />

0<br />

y(r,τ) ∫<br />

0<br />

x 2<br />

exp(−2<br />

y 2 (r, τ) ln r ) q(x) dx (10.42)<br />

r 0<br />

Hierin ist x die Integrationsvariable, y(r, τ) ist die Variable <strong>de</strong>s Ergebnisses,<br />

bei<strong>de</strong>s sind Teilchengrößen. Falls c(r, τ) gegeben ist, bestimmt Gleichung<br />

10.42 die Verteilungsdichtefunktion q(x). Die Gleichung 10.42 ist eine inhomogene,<br />

lineare VOLTERRAsche Integralgleichung erster Art für die gesuchte<br />

Funktion q(y). Das läßt Schlimmes befürchten. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Gleichung ?? für das Schwerefeld, die <strong>de</strong>n Exponentialausdruck<br />

nicht enthält, ist Gleichung 10.42 nicht allgemein lösbar.<br />

Wir nehmen an, dass Sedimentationsgefäß sei relativ kurz und rotiere an<br />

einem langen Arm. Die Anschauung lehrt, dass wir dann Verhältnisse ähnlich<br />

wie im Schwerefeld haben, nur mit höherer Beschleunigung. Die Auswertung<br />

sollte sich vereinfachen. Rechnerisch läuft diese Langarmnäherung darauf<br />

hinaus, dass wir in Gleichung 10.42 r ≈ r 0 setzen, <strong>de</strong>n Exponentialausdruck<br />

unter <strong>de</strong>m Integral in eine Reihe entwickeln und diese nach <strong>de</strong>m ersten (konstanten)<br />

Glied abbrechen:<br />

c(y(r, τ))<br />

c 0<br />

=<br />

y(r,τ) ∫<br />

0<br />

q(x) dx<br />

= Q(y) (10.43)<br />

Aus <strong>de</strong>m Konzentrationsverhältnis ergibt sich unmittelbar die Verteilungssumme<br />

– wie im Schwerefeld. Der zugehörige STOKES-Durchmesser folgt aus<br />

Gleichung 10.15, <strong>de</strong>nn eine wenn auch noch so kleine Sedimentationsstrecke<br />

brauchen wir.<br />

10.6 Anwendungsbereich<br />

Sedimentationsverfahren kommen in Betracht:


70 KAPITEL 10. SEDIMENTATION<br />

• wenn die Aufgabenstellung Massenverteilungen verlangt,<br />

• wenn die Aufgabenstellung das Merkmal Sinkgeschwindigkeit verlangt,<br />

• wenn die Probe naß vorliegt,<br />

• wenn das Gut sich nur in Flüssigkeit dispergieren läßt,<br />

• wenn das Gut aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n nur in einer Flüssigkeit gehandhabt<br />

wer<strong>de</strong>n darf.<br />

Der Teilchengrößenbereich erstreckt sich im Schwerefeld von etwa 1 bis<br />

100 µm, im Zentrifugalfeld liegt er einen Faktor 20 niedriger.<br />

10.7 Memo Sedimentationsverfahren<br />

• Das Gemeinsame aller Sedimentationsverfahren ist das Dispersitätsmerkmal,<br />

nämlich die Sinkgeschwindigkeit. Die Mengenanteile wer<strong>de</strong>n<br />

auf verschie<strong>de</strong>ne Weisen ermittelt.


11 Windsichtung<br />

Bei <strong>de</strong>r Windsichtung wird die Probe in einem Luftstrom in min<strong>de</strong>stens zwei<br />

Teilmengen getrennt 1 .<br />

11.1 Teilchenbewegung in einem Strömungsfeld<br />

Zum Verständnis <strong>de</strong>r manchmal nicht ganz einfachen Bauformen von Sichtern<br />

kann man sich merken, dass das Feingut immer <strong>de</strong>r Strömung folgt,<br />

während das Grobgut <strong>de</strong>n Massenkräften (Trägheit, Gewicht, Fliehkraft) gehorcht.<br />

11.2 Übersicht<br />

Die Windsichtung ist neben <strong>de</strong>r Siebung ein weiteres Trennverfahren. Die<br />

zur Kennzeichnung einer Trennung verwen<strong>de</strong>ten Verfahren gelten auch hier.<br />

Ebenso wie bei <strong>de</strong>r Siebung kann man in einem Versuchsdurchlauf zwei<br />

o<strong>de</strong>r mehrere Fraktionen <strong>de</strong>s Aufgabegutes erhalten. Mit <strong>de</strong>n meisten analytischen<br />

Windsichtern lassen sich auch kleine Gutmengen präparativ trennen.<br />

Bei großen technischen Sichtern verzichtet man im Interesse von Durchsatz<br />

und Energieeinsparung auf saubere physikalische Verhältnisse und hohe<br />

Trennschärfe.<br />

Die Teilchen bewegen sich in einem strömen<strong>de</strong>n Fluid – meist Luft. Es gibt<br />

auch Sichter mit Flüssigkeiten als Strömungsmittel (Schlämmung), aber seltener.<br />

Dabei unterliegen die Teilchen <strong>de</strong>m Einfluß von Strömungswi<strong>de</strong>rstand<br />

(proportional einer Teilchenfläche) einerseits und Massenkräften (Schwereo<strong>de</strong>r<br />

Zentrifugalfeld, Trägheit, proportional Teilchenmasse o<strong>de</strong>r -volumen)<br />

an<strong>de</strong>rerseits. Die resultieren<strong>de</strong> Kraft ist einer Teilchenlänge proportional, wodurch<br />

die Trennung möglich wird. Die feinen Teilchen folgen stets <strong>de</strong>r Strömungskraft,<br />

die groben <strong>de</strong>r Massenkraft.<br />

Im Vergleich zur Sedimentation entfällt das Dispergieren in einer Flüssigkeit,<br />

dafür han<strong>de</strong>lt man sich Probleme mit <strong>de</strong>r Dispergierung in Gasen samt<br />

<strong>de</strong>r Möglichkeit von elektrostatischen Aufladungen ein. Dispergierung contra<br />

Agglomeration und Zerkleinerung. Zugabe von Aerosil (hochdisperse Kieselsäure).<br />

Je nach <strong>de</strong>r Bewegung <strong>de</strong>r groben Teilchen relativ zum Strömungsmittel<br />

spricht man von:<br />

1 Dieses Kapitel basiert wesentlich auf K. LESCHONSKI, IFPRI-Report on<br />

Classification of Particles in Gases, 1981, International Fine Particle Institute,<br />

Newark, USA.<br />

71


72 KAPITEL 11. WINDSICHTUNG<br />

• Gegenstromsichtung (Gonell, Analysette 8)<br />

• Querstromsichtung<br />

Bei<strong>de</strong> Prinzipien wer<strong>de</strong>n im:<br />

• Schwerefeld<br />

• Zentrifugalfeld<br />

verwen<strong>de</strong>t, so dass sich vier Gruppen ergeben. Dazu sind Kombinationen<br />

<strong>de</strong>nkbar. Nimmt man noch das Strömungsmittel (Gas, Flüssigkeit) hinzu, erhält<br />

man acht Möglichkeiten.<br />

A<br />

L<br />

F<br />

L<br />

G<br />

F<br />

G<br />

Abb. 11.1: Gegenstromsichtung (links) und Querstromsichtung (rechts), schematisch.<br />

L = Luft, A = Aufgabegut, F = Feingut, G = Grobgut<br />

Wie in Abbildung 11.1 schematisch dargestellt, bil<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Gegenstromsichtung<br />

die Teilchenbahnen <strong>de</strong>s Grobgutes G mit <strong>de</strong>n Stromlinien <strong>de</strong>r Luftströmung<br />

L einen Winkel von 180 ◦ , während das Feingut F <strong>de</strong>r Luft folgt.<br />

Im Zentrifugalfeld sind dabei nur die radialen Komponenten zu betrachten,<br />

die tangentialen interessieren nicht. Bei <strong>de</strong>r Querstromsichtung verlaufen die<br />

Teilchenbahnen <strong>de</strong>s Aufgabegutes A unter einem Winkel zwischen 0 und 90 ◦<br />

zu <strong>de</strong>n Stromlinien <strong>de</strong>r Luft L, wobei das Grobgut G mehr <strong>de</strong>r Schwerkraft<br />

folgt (Winkel nahe 90 ◦ ) und das Feingut F mehr <strong>de</strong>r Luftströmung (Winkel<br />

nahe 0 ◦ ).<br />

Freier Wirbel (Potentialwirbel), erzwungener Wirbel (Starrkörperwirbel).<br />

Gonell, Analysette, Bahco, Hol<strong>de</strong>rbank, Zick-Zack-Sichter ...<br />

Schritte <strong>de</strong>r Windsichtung:<br />

• Aufgabe <strong>de</strong>s Gutes, u. U. kontinuierlich,<br />

• Dispergierung, Verhin<strong>de</strong>rung von (Re-)Agglomeration,<br />

• Transport <strong>de</strong>r Teilchen in die Trennzone,<br />

• Trennung,<br />

• Abschei<strong>de</strong>n und Abtransport <strong>de</strong>s Grobgutes,<br />

• Abschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Feingutes aus <strong>de</strong>m Luftstrom, Abtransport.


11.3. SCHWERKRAFTSICHTUNG 73<br />

Problematisch ist die genaue Beschreibung <strong>de</strong>r Strömung, die im allgemeinen<br />

ein Geschwindigkeitsprofil aufweist (vergleichbar einer breiten Maschenweitenverteilung<br />

eines Siebes). Turbulente o<strong>de</strong>r gutbela<strong>de</strong>ne Strömungen<br />

sind zu<strong>de</strong>m nur schwierig zu erfassen. In vielen Fällen muß daher <strong>de</strong>r<br />

Sichter experimentell geeicht wer<strong>de</strong>n. Bei nicht ausreichen<strong>de</strong>r Sichtdauer<br />

verbleibt Feingut im Grobgut. Umgekehrt kann bei ungeschickter Konstruktion<br />

<strong>de</strong>s Sichters Grobgut als Spritzkorn ins Feingut gelangen (ausgesprochen<br />

unangenehm bei Pigmenten o<strong>de</strong>r Schleifmitteln). Gut mit Teilchengrößen in<br />

<strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Trenngrenze erfor<strong>de</strong>rt oft lange Sichtzeiten. Wie bei <strong>de</strong>r Siebung<br />

liegt die Problematik nicht in <strong>de</strong>r Mengenbestimmung, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r<br />

Frage, welche Teilchengröße <strong>de</strong>r Trennung zuzuordnen ist.<br />

In <strong>de</strong>r Aerosolmeßtechnik wer<strong>de</strong>n Kaska<strong>de</strong>nimpaktoren verwen<strong>de</strong>t, die im<br />

Prinzip Querstromsichter sind.<br />

Wenn die Teilchenabmessungen nicht mehr groß gegen die mittlere freie<br />

Weglänge <strong>de</strong>r Moleküle in <strong>de</strong>r Luft sind, darf die Luft nicht länger als Kontinuum<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n. Das ist unter etwa 10 µm Teilchendurchmesser<br />

<strong>de</strong>r Fall. Die tatsächliche Sinkgeschwindigkeit w ergibt sich aus <strong>de</strong>r Stokes-<br />

Geschwindigkeit w Stokes mit Hilfe <strong>de</strong>r Cunningham-Korrektur k C :<br />

k C =<br />

w 0, 17<br />

= 1 +<br />

w Stokes x/µm<br />

(11.1)<br />

Diese Gleichung ist in Luft bei Atmosphärendruck gültig bis zu Teilchendurchmessern<br />

von etwa 0,5 µm. Die kleinen Teilchen sedimentieren also<br />

schneller als nach STOKES errechnet. Ein Teilchen mit einem wahren Durchmesser<br />

von 1 µm sedimentiert mit einer Geschwindigkeit, die das 1,17-fache<br />

seiner nach STOKES berechneten Geschwindigkeit beträgt. Ohne Korrektur<br />

ergibt sich aus <strong>de</strong>r gemessenen Geschwindigkeit ein Teilchendurchmesser<br />

von 1,08 µm.<br />

Anwendungsbereich <strong>de</strong>r Windsichtung etwa wie bei <strong>de</strong>r Sedimentation.<br />

Gelegentlich einzige Möglichkeit, wenn man im feinen Bereich trocken arbeiten<br />

muß.<br />

DIN 66 119 (S-G), 66 120 (F)<br />

11.3 Schwerkraftsichtung<br />

Gonell-Sichter, Analysette. Sichtdauer, Trenngrenze. Dispergierung.<br />

11.4 Fliehkraftsichtung<br />

Spiralwindsichter.<br />

11.5 Anwendungsbereich<br />

Die Windsichtung kommt in Betracht:


74 KAPITEL 11. WINDSICHTUNG<br />

• wenn die Aufgabenstellung Massenverteilungen verlangt,<br />

• wenn die Aufgabenstellung das Merkmal Sinkgeschwindigkeit verlangt,<br />

• wenn man trocken arbeiten muß,<br />

• wenn man die Sichtfraktionen weiterverarbeiten will.<br />

Der Teilchengrößenbereich geht von etwa 0,5 bis 100 µm.<br />

11.6 Memo Windsichtung<br />

• Die Windsichtung ist ein Klassierverfahren, das Massen- und Strömungskräfte<br />

ausnutzt.<br />

• Das Grobgut folgt <strong>de</strong>r Massenkraft, das Feingut <strong>de</strong>r Strömung.<br />

• Wenn sich das Grobgut genau entgegen <strong>de</strong>r Strömung bewegt, spricht<br />

man von Gegenstromsichtung. Alles an<strong>de</strong>re heißt Querstromsichtung.<br />

• Die Massenkraft kann durch das Schwerefeld o<strong>de</strong>r durch ein Zentrifugalfeld<br />

erzeugt wer<strong>de</strong>n.


12 Siebanalyse (Prüfsiebung)<br />

Bei <strong>de</strong>r Siebanalyse wird die Probe mittels eines Siebes in zwei Teilmengen<br />

gänzlich und dauerhaft getrennt.<br />

12.1 Kennzeichnung von Sieben<br />

Die Löcher sind die Hauptsache an einem Sieb, wie JOACHIM RINGELNATZ 1<br />

treffend bemerkt hat, aber es gibt weitere Komponenten. Zu einem Sieb gehören:<br />

• das Siebmedium (Siebbo<strong>de</strong>n) in Form von<br />

– Geweben aus Metall- o<strong>de</strong>r Textildrähten,<br />

– gestanzten Lochblechen,<br />

– fotochemisch hergestellten Lochblechen,<br />

• <strong>de</strong>r Siebrahmen,<br />

• die Siebpfanne zum Auffangen <strong>de</strong>s Feingutes,<br />

• <strong>de</strong>r Sieb<strong>de</strong>ckel.<br />

Siebgewebe für Analysenzwecke sind bevorzugt in Leinwandbindung hergestellt,<br />

die Maschen sind quadratisch. Bei technischen Sieben kommt auch<br />

Köperbindung vor. Als Metalle wer<strong>de</strong>n Bronze, Messing o<strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lstahl verwen<strong>de</strong>t,<br />

als textiler Werkstoff – in <strong>de</strong>r Analytik selten – Sei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Polyamid.<br />

Gestanzte o<strong>de</strong>r fotochemisch hergestellte Lochbleche weisen kreisrun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

quadratische Sieböffnungen auf. Innerhalb einer Analyse ist eine einheitliche<br />

Form <strong>de</strong>r Sieböffnungen zu verwen<strong>de</strong>n. Der Durchmesser o<strong>de</strong>r die Seitenlänge<br />

<strong>de</strong>r Sieböffnung wer<strong>de</strong>n als lichte Sieböffnungsweite (bei gewebten Sieben<br />

auch: Maschenweite) bezeichnet, <strong>de</strong>r Mittenabstand zweier benachbarter<br />

Drahtlagen o<strong>de</strong>r bei Lochblechen zweier benachbarter Löcher als Teilung.<br />

Aus alten Zeiten gibt es noch eine Kennzeichnung durch die Anzahl <strong>de</strong>r Sieböffnungen<br />

pro cm, cm 2 o<strong>de</strong>r Zoll. Da die letztgenannten Kennzeichnungen die<br />

für die Analyse nebensächliche Draht- o<strong>de</strong>r Stegstärke einschließen, sind sie<br />

zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Unter etwa 100 µm Maschenweite wird die Herstellung gewebter Siebe<br />

mit gleichmäßiger Maschenweite schwierig, die Gewebe wer<strong>de</strong>n empfindlich,<br />

und man kann sie hinsichtlich <strong>de</strong>s Siebvorgangs nicht mehr als zweidimensionale<br />

Gebil<strong>de</strong> ansehen. Hier haben fotochemisch hergestellte Lochbleche Vorteile<br />

(Mikrosiebe). Sie sind bis 5 µm Öffnungsweite im Han<strong>de</strong>l. Technisch ist<br />

die Herstellung zehnmal kleinerer Öffnungen kein Problem, aber die relative<br />

1 J. RINGELNATZ, Ich habe dich so lieb<br />

75


76 KAPITEL 12. SIEBANALYSE (PRÜFSIEBUNG)<br />

freie Siebfläche geht langsam gegen Null (bei 5 µm 2 %). Außer<strong>de</strong>m haften<br />

die Teilchen am Siebmedium, so dass man immer brutaler wer<strong>de</strong>n muss, um<br />

sie durch die Öffnungen zu transportieren. Das wirkt sich ungünstig auf die<br />

Lebenserwartung <strong>de</strong>s Siebes aus.<br />

Zum Groben gibt es für die Siebung keine Grenze. Die DIN-Norm en<strong>de</strong>t<br />

bei 125 mm Öffnungsweite.<br />

Abb. 12.1: Siebgewebe, etwas ramponiert (Gassen)<br />

Die Siebrahmen sind meist kreisförmig mit Durchmessern von 75 bis<br />

400 mm Durchmesser. Beim Einspannen <strong>de</strong>s Gewebes o<strong>de</strong>r Lochbleches in<br />

<strong>de</strong>n Rahmen dürfen keine Beulen, Falten o<strong>de</strong>r Knitter entstehen, das Medium<br />

darf nicht verzogen wer<strong>de</strong>n. Die Siebrahmen sind so gestaltet, dass sich<br />

die Siebe für die Siebung im Satz stapeln lassen.<br />

Die Sieböffnungen sind nicht genau gleich groß, ihre Weite ist statistisch<br />

verteilt. Naheliegen<strong>de</strong>rweise muss die Sieböffnungsweitenverteilung schmal<br />

sein gegen die zu ermitteln<strong>de</strong> Teilchengrößenverteilung. Die auf <strong>de</strong>m Siebrahmen<br />

angegebene Nennmaschenweite ist nur ein Anhaltspunkt – und selbst<br />

diese sollte bei <strong>de</strong>r ersten Inbetriebnahme eines Siebes nachgemessen wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n ein Verfahren kennen lernen, um die Trenngrenze einer Siebung<br />

zu bestimmen (Zähl-Wäge-Verfahren, Seite 80).<br />

Die Fläche <strong>de</strong>r Sieböffnungen bezogen auf die gesamte Fläche <strong>de</strong>s Siebmediums<br />

wird relative freie Siebfläche genannt. Für die Analyse ist ein<br />

hoher Wert dieser Fläche günstig, aber die Festigkeit <strong>de</strong>s Siebbo<strong>de</strong>ns nimmt<br />

mit steigen<strong>de</strong>r relativer freier Siebfläche ab. Während einer Siebung verarmt<br />

das auf <strong>de</strong>m Sieb befindliche Gut an feinem Material, so dass irgendwann<br />

die feinsten Sieböffnungen nicht mehr an <strong>de</strong>r Siebung teilnehmen. Die Fläche<br />

<strong>de</strong>r verbliebenen, noch zur Trennung beitragen<strong>de</strong>n Öffnungen bezeichnet<br />

man als wirksame Siebfläche, absolut o<strong>de</strong>r relativ.<br />

Ein Sieb kann bei <strong>de</strong>r Herstellung o<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Gebrauch fehlerhaft<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>n Fehlern infolge unsachgemäßer Behandlung – insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei <strong>de</strong>r Reinigung – zählen Verschiebungen von Drähten im Gewebe o<strong>de</strong>r<br />

Brüche von Drähten o<strong>de</strong>r Stegen. Feine Siebe sind empfindlicher als grobe.


12.2. SIEBVERFAHREN 77<br />

Zum Ent<strong>de</strong>cken von Fehlern hält man das Sieb schräg gegen eine Lichtquelle<br />

und schaut sich das Linienmuster an, ähnlich wie ein Schreiner prüft, ob<br />

eine Latte gera<strong>de</strong> ist. Ein fehlerhaftes Sieb ist nicht mehr für Analysen verwendbar.<br />

Punktförmige Fehler lassen sich möglicherweise mit Lötzinn o<strong>de</strong>r<br />

Zweikomponentenkleber versiegeln.<br />

Siebnormen (DIN 4187, 4188, 4195, internationale ISO-Normen)<br />

12.2 Siebverfahren<br />

12.2.1 Handsiebung<br />

Das Sieb muss bei <strong>de</strong>r Siebung bewegt wer<strong>de</strong>n, um die Teilchen zu <strong>de</strong>n Sieböffnungen<br />

zu transportieren (horizontale Bewegung) und um die Bewegung<br />

<strong>de</strong>r feinen Teilchen durch die Sieböffnungen (vertikale Bewegung) zu unterstützen.<br />

Als dritte Aufgabe kann hinzukommen, durch Teilchen verstopfte<br />

Sieböffnungen wie<strong>de</strong>r frei zu machen, aber das gelingt nicht immer. Bei <strong>de</strong>r<br />

Handsiebung wird das Sieb von Hand bewegt.<br />

Die Handsiebung ist eine Einzelsiebung. Man beginnt mit <strong>de</strong>m gröbsten<br />

Sieb. Dessen Feingut (Durchgang) wird nach Vollendung <strong>de</strong>r ersten Siebung<br />

auf das nächstgröbste Sieb aufgegeben und so fort. Zur Dauer <strong>de</strong>r Siebung<br />

siehe Abschnitt 12.3.2 Siebdauer auf Seite 80. Der Vorteil <strong>de</strong>r Handsiebung<br />

ist, dass ein erfahrener Laborant sich auf Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Siebung<br />

einstellt, <strong>de</strong>r Nachteil liegt im Zeitaufwand.<br />

12.2.2 Maschinensiebung<br />

Die ersten Siebmaschinen ahmten die Bewegungen <strong>de</strong>r Handsiebung nach.<br />

Inzwischen arbeiten die meisten Siebmaschinen mit durch Wechselstrom erregten<br />

Elektromagneten, die bei schräger Anstellung sowohl eine horizontale<br />

wie eine vertikale Bewegung <strong>de</strong>r Siebe hervorrufen, weshalb das Verfahren<br />

auch Schwingsiebung genannt wird. Üblicherweise siebt man mit einem<br />

Satz von fünf bis zehn Sieben. Das alles spart Zeit und Kraft <strong>de</strong>s Laboranten,<br />

erlaubt aber nicht ein differenziertes Eingehen auf das Siebgut wie die<br />

Handsiebung. Man kann nur die Amplitu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schwingung und die Siebdauer<br />

variieren. Das gröbste Sieb befin<strong>de</strong>t sich oben, zuunterst nimmt die<br />

Siebpfanne das Feingut <strong>de</strong>s feinsten Siebes auf.<br />

Mit einigen Vorkehrungen zur Abdichtung <strong>de</strong>r Siebe lässt sich mit einer<br />

solchen Einrichtung auch nass sieben.<br />

12.2.3 Luftstrahlsiebung<br />

Bei stark haften<strong>de</strong>m Gut muss man Strömungskräfte zur Dispergierung<br />

und für <strong>de</strong>n Teilchentransport durch die Sieböffnungen zu Hilfe nehmen.<br />

Ist man gleichzeitig darauf angewiesen, trocken zu arbeiten, kommt nur eine<br />

Luftströmung in Betracht. Die Luft geht mit <strong>de</strong>m Gut unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

auch vorsichtiger um als die Schwingungen einer Schwingsiebmaschine,


78 KAPITEL 12. SIEBANALYSE (PRÜFSIEBUNG)<br />

weshalb dieses Prinzip gern bei Lebensmitteln (Kaffee) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren empfindlichen<br />

Produkten angewen<strong>de</strong>t wird. Wir kommen damit zur Luftstrahl-<br />

Siebmaschine. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um eine Einzelsiebung, die Siebe selbst<br />

weisen keine Beson<strong>de</strong>rheiten auf. Der Sieb<strong>de</strong>ckel sollte durchsichtig sein, um<br />

die Siebung verfolgen zu können.<br />

ABBILDUNG<br />

Unter <strong>de</strong>m Sieb kreist langsam eine Schlitzdüse, die mit <strong>de</strong>r Außenluft<br />

in Verbindung steht. Die übrige Unterseite <strong>de</strong>s Siebes steht unter leichtem<br />

Vakuum (Staubsauger). Das Gut liegt auf <strong>de</strong>m Sieb, das mit einem Deckel<br />

nach oben luftdicht abgeschlossen sein muss. Man beginnt mit <strong>de</strong>m feinsten<br />

Sieb, das Feingut geht verloren (lan<strong>de</strong>t im Staubsauger). Aus <strong>de</strong>r Schlitzdüse<br />

strömt Luft mit relativ hoher Geschwindigkeit nach oben, reinigt dabei<br />

<strong>de</strong>n Siebbo<strong>de</strong>n und dispergiert das Gut. Auf <strong>de</strong>r übrigen Fläche strömt die<br />

Luft wie<strong>de</strong>r nach unten – wegen <strong>de</strong>s größeren Querschnitts langsamer – und<br />

nimmt das Feingut mit. Die kreisen<strong>de</strong> Düse bewirkt auch einen horizontalen<br />

Transport <strong>de</strong>r Teilchen.<br />

12.2.4 Ringspaltsiebung<br />

Stellen Sie sich eine kleine För<strong>de</strong>rrinne mit V-förmigem Querschnitt vor. Das<br />

V sei auf <strong>de</strong>r Unterseite offen, so dass feine Teilchen hindurchfallen. Dann<br />

ziehen Sie die bei<strong>de</strong>n Seitenwän<strong>de</strong> am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rinne etwas auseinan<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />

Schlitz auf <strong>de</strong>r Unterseite wird zum En<strong>de</strong> hin breiter. Gibt man am Anfang<br />

<strong>de</strong>r Rinne Material auf, so fallen zuerst die feinsten Teilchen nach unten,<br />

gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rinne die groben. Stellt man nun noch Auffanggefäße unter<br />

die Rinne, so können wir mit <strong>de</strong>m Gerät klassieren nach einem Prinzip, das<br />

<strong>de</strong>r Siebung nahekommt.<br />

Die Rinne wird zu einem Ring gebogen, wodurch wir einen Ringspalt erhalten.<br />

Konstruktiv wird das durch einen Kreisring mit abgeschrägter Innenseite<br />

verwirklicht, in <strong>de</strong>m leicht exzentrisch eine Kreisscheibe mit abgeschrägter<br />

Außenseite langsam rotiert. Dort wo <strong>de</strong>r Schlitz am engsten ist,<br />

wird das Gut aufgegeben. Genau gegenüberliegend hat <strong>de</strong>r Schlitz die größte<br />

Weite.<br />

Teilchen mit von <strong>de</strong>r Kugel stark abweichen<strong>de</strong>r Form orientieren sich in<br />

<strong>de</strong>m Ringspalt, ansonsten sollten die Ergebnisse mit <strong>de</strong>r einer Siebung im<br />

Satz gut übereinstimmen. Das Gerät ist einfach aufgebaut und robust. Es<br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Universität Uppsala zur Untersuchung pharmazeutischer Produkte<br />

entwickelt. W. ALEX 2 hat das Verfahren mit an<strong>de</strong>ren verglichen.<br />

12.2.5 Nasssiebung auf Mikrosieben<br />

Bei einer Sieböffnungsweite von etwa 30 µm ist mit <strong>de</strong>r trockenen Siebung<br />

Schluss, die Haftkräfte lassen sich nicht mehr überwin<strong>de</strong>n. Ebenso liegt hier<br />

die Grenze gewebter Siebe. Man geht zur nassen Siebung auf fotochemisch<br />

2 W. ALEX, Sieb-, Sedimentations- und Bildanalyse von grobdispersen Teilchen<br />

unterschiedlicher Form, Aufbereitungstechnik 25 (1984) 7, 415 - 422


12.3. DURCHFÜHRUNG DER SIEBANALYSE 79<br />

hergestellten Lochblechen in Siebrahmen von 75 o<strong>de</strong>r 80 mm Durchmesser<br />

über. Meist wird auf einzelnen Sieben gesiebt, nicht im Satz.<br />

Zur Herstellung <strong>de</strong>r Suspension gilt das bei <strong>de</strong>n Sedimentationsverfahren<br />

in Abschnitt 10.2 Dispergierung auf Seite 61 Gesagte. Der Teilchentranport<br />

durch die Öffnungen lässt sich durch Ultraschall unterstützen. Dazu wird ein<br />

Ultraschallrüssel in die über <strong>de</strong>m Lochblech stehen<strong>de</strong> Suspension gehalten.<br />

Zuviel Energie zerstört Teilchen und Siebbo<strong>de</strong>n.<br />

12.2.6 Siebhilfen<br />

Gummibärchen; grobes, abriebfestes Gut.<br />

12.2.7 Siebreinigung<br />

Insbeson<strong>de</strong>re in feinen Sieben bleiben Teilchen in <strong>de</strong>n Sieböffnungen hängen.<br />

Die Teilchen müssen vor <strong>de</strong>r nächsten Analyse entfernt wer<strong>de</strong>n, ohne das Sieb<br />

zu beschädigen. Im einfachsten Fall reicht dazu warmes Wasser mit einem<br />

Zusatz eines Geschirrspülmittels.<br />

Oft muss man jedoch mit Ultraschall im Reinigungsbad nachhelfen. Bürsten<br />

o<strong>de</strong>r Pinsel sind tabu, die Haare verhaken sich im Siebbo<strong>de</strong>n und brechen<br />

Drähte o<strong>de</strong>r Stege heraus. Bei groben Sieben darf man bürsten, aber die sind<br />

ohnehin leicht zu reinigen.<br />

Nach <strong>de</strong>r Reinigung ist je<strong>de</strong>s Sieb einer Sichtprüfung auf Fehler zu unterziehen.<br />

12.3 Durchführung <strong>de</strong>r Siebanalyse<br />

12.3.1 Einflüsse auf die Siebung<br />

Sieb und Siebung sind zweierlei. Das Ergebnis einer Siebung wird von folgen<strong>de</strong>n<br />

Faktoren beeinflusst:<br />

• Sieb<br />

– Sieböffnungsweite (Verteilung),<br />

– Form <strong>de</strong>r Sieböffnungen (Kreis, Quadrat),<br />

– freie Siebfläche,<br />

• Bewegungen<br />

– Horizontalbewegung (Frequenz, Amplitu<strong>de</strong>),<br />

– Vertikalbewegung (Frequenz, Amplitu<strong>de</strong>),<br />

– gelegentliche Klopfbewegungen zum Freimachen <strong>de</strong>r Sieböffnungen,<br />

– Ultraschall,<br />

– Strömungen (Luft, Flüssigkeit),


80 KAPITEL 12. SIEBANALYSE (PRÜFSIEBUNG)<br />

• Gut<br />

– Siebhilfen (Gummibärchen, sehr grobes Material),<br />

– Teilchengrößenverteilung (das Ziel <strong>de</strong>r Analyse),<br />

– Teilchenform,<br />

– Haftkräfte, Dispergierhilfen (Aerosil),<br />

– Abrieb,<br />

– Aufgabemenge<br />

• Einzelsiebung versus Satzsiebung,<br />

• Siebdauer<br />

Die Siebanalyse ist in DIN 66 165 Siebanalyse standardisiert. Teil 1 Beschreibt<br />

die Grundlagen, Teil 2 die Durchführung.<br />

12.3.2 Siebdauer<br />

Frage: Wie lange sieben? Kurve R(t) o<strong>de</strong>r dR<br />

dt , Vereinbarung D < 0, 001 ∗ m A<br />

pro Minute. Abrieb von Gut und Sieb.<br />

12.3.3 Trenngrenze, Zähl-Wäge-Verfahren<br />

Wie bei je<strong>de</strong>m realen Klassierverfahren stellt sich auch bei <strong>de</strong>r Siebung die<br />

Frage nach <strong>de</strong>r Trenngrenze. Vorausgesetzt, man hat ausreichend lange gesiebt,<br />

lässt sich die Frage experimentell zuverlässig beantworten, und zwar<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>s Zähl-Wäge-Verfahrens nach A. H. M. ANDREASEN.<br />

Man hält dazu das Sieb nach Beendigung <strong>de</strong>r Siebung über ein Blatt Papier<br />

o<strong>de</strong>r eine Schale und klopft leicht gegen <strong>de</strong>n Siebrahmen. Aus <strong>de</strong>m Sieb<br />

fallen dann Teilchen, die bei einer Fortsetzung <strong>de</strong>r Siebung als nächste in das<br />

Feingut gelangt wären. Diese Teilchen weisen eine enge Verteilung auf, ihre<br />

mittlere Größe stellt die Trenngrenze dar.<br />

Die Teilchen wer<strong>de</strong>n gewogen und gezählt. Daraus ergibt sich die mittlere<br />

Masse eines Teilchens, die bei bekannter Dichte in das mittlere Volumen<br />

umgerechnet wer<strong>de</strong>n kann. Aus diesem lässt sich <strong>de</strong>r Äquivalentdurchmesser<br />

<strong>de</strong>r Kugel gleichen Volumens d V bestimmen:<br />

d v = 3 √<br />

6<br />

π<br />

1<br />

ρ<br />

m<br />

n<br />

(12.1)<br />

Damit hat man ein Maß, das sämtliche Einflüsse auf die Siebung berücksichtigt.<br />

Hat man häufig ähnliche Siebbedingungen, treibt man <strong>de</strong>n Aufwand zur<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r Trenngrenze nicht je<strong>de</strong>smal.


12.4. ANWENDUNGSBEREICH 81<br />

12.3.4 Mengenanteile<br />

In Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Siebung wird das Feingut auch als Durchgang<br />

bezeichnet. Insbeson<strong>de</strong>re versteht man unter Durchgang D(x) die auf die<br />

Masse <strong>de</strong>s Aufgabegutes bezogene Masse <strong>de</strong>s Feingutes:<br />

und umgekehrt unter Rückstand das Grobgut bzw.:<br />

D(x) = Q 3 (x) = m F<br />

m A<br />

(12.2)<br />

R(x) = 1 − Q 3 (x) = m G<br />

m A<br />

(12.3)<br />

Die Siebfraktionen wer<strong>de</strong>n meist gewogen, nach<strong>de</strong>m man sie von <strong>de</strong>n Sieben<br />

entfernt hat. Das in <strong>de</strong>n Öffnungen haften<strong>de</strong> Gut wird dabei nicht erfasst.<br />

Die Summe <strong>de</strong>r Massen in <strong>de</strong>n Fraktionen soll um nicht mehr als 1 % von <strong>de</strong>r<br />

Masse <strong>de</strong>s Aufgabegutes abweichen:<br />

m A − ∑ i<br />

m i ≤ 0, 01m A (12.4)<br />

12.4 Anwendungsbereich<br />

Die Siebung kommt in Betracht:<br />

• nur für disperse Feststoffe,<br />

• wenn die Aufgabenstellung Massenverteilungen verlangt,<br />

• wenn die Aufgabenstellung ein geometrisches Merkmal verlangt,<br />

• wenn die Probe ein breites Größenspektrum ab 5 µm aufwärts umfaßt,<br />

• wenn man die Siebfraktionen weiterverarbeiten will,<br />

• wenn wenig Geld für die Ausstattung <strong>de</strong>s Labors verfügbar ist und man<br />

dafür einen gewissen personellen und zeitlichen Aufwand in Kauf nehmen<br />

kann.<br />

Analysensiebe gibt es von 5 µm bis 125 mm Sieböffnungsweite. Ab etwa 30<br />

bis 50 µm aufwärts kann man (muss aber nicht) trocken sieben.<br />

12.5 Memo Siebanalyse<br />

• Die Siebung ist ein Klassierverfahren für Feststoffe.<br />

• Das Sieb ist eine Sache, die Siebung eine an<strong>de</strong>re. Was auf <strong>de</strong>m Sieb<br />

draufsteht, braucht mit <strong>de</strong>r Siebung nicht viel gemeinsam zu haben.<br />

• Eine Siebung ist dann been<strong>de</strong>t, wenn die Abnahme <strong>de</strong>s Rückstan<strong>de</strong>s auf<br />

<strong>de</strong>m Sieb unter einen vereinbarten Wert fällt.<br />

• Die Trenngrenze einer Siebung wird mittels <strong>de</strong>s Zähl-Wäge-Verfahrens<br />

bestimmt. Dabei wer<strong>de</strong>n alle Einflussgrößen auf die Siebung berücksichtigt.


82 KAPITEL 12. SIEBANALYSE (PRÜFSIEBUNG)<br />

• Die untere Grenze für die Trockensiebung liegt bei gutmütigem Siebgut<br />

bei 30 µm. Darunter lässt sich nur noch nass arbeiten. Han<strong>de</strong>lsüblich<br />

sind Siebe (Mikrosiebe) bis 5 µm Öffnungsweite.


13 Lichtstreuung am Kollektiv<br />

13.1 Lichtstreuung am Einzelteilchen<br />

Ein Teilchen stellt für eine Lichtwelle eine Inhomogenität im Raum dar, die<br />

zu folgen<strong>de</strong>n, unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r (kohärenten) Streuung zusammengefassten<br />

Erscheinungen führt:<br />

• Reflexion,<br />

• Brechung,<br />

• Beugung,<br />

• Dispersion.<br />

Unter Reflexion versteht man die <strong>de</strong>m Reflexionsgesetz (Einfallswinkel =<br />

Austrittswinkel) gehorchen<strong>de</strong> Richtungsän<strong>de</strong>rung von Lichtstrahlen an <strong>de</strong>r<br />

Grenzfläche zweier Medien. Der Lichtstrahl verbleibt im ersten Medium.<br />

Brechung o<strong>de</strong>r Refraktion wird die Richtungsän<strong>de</strong>rung eines Lichtstrahls<br />

beim Übergang aus einem durchsichtigen Medium in ein an<strong>de</strong>res genannt,<br />

die <strong>de</strong>m SNELLIUSschen Brechungsgesetz folgt. Die Beugung bezeichnet alle<br />

Richtungsän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Lichtes, die we<strong>de</strong>r auf Reflexion noch auf Brechung<br />

beruhen. Die Dispersion berücksichtigt die Wellenlängenabhängigkeit von<br />

Brechung und Beugung, die zu einer Zerlegung weißen Lichtes in seine spektralen<br />

Bestandteile führt.<br />

Die Intensität I <strong>de</strong>s von einem Teilchen gestreuten Lichtes bezogen auf<br />

die Intensität I 0 <strong>de</strong>s einfallen<strong>de</strong>n Lichtes hängt ab von <strong>de</strong>m Streuwinkel Θ,<br />

<strong>de</strong>m Polarisationswinkel Φ, <strong>de</strong>m Brechungsin<strong>de</strong>x n <strong>de</strong>s Teilchens und einem<br />

Parameter α, <strong>de</strong>r bei Kugeln das Verhältnis von Umfang π x zu Wellenlänge<br />

λ kennzeichnet (dimensionslose Teilchenlänge, MIE-Parameter):<br />

α = π x<br />

λ<br />

(13.1)<br />

GUSTAV MIE 1 hat die Intensitätsverteilung um eine Kugel berechnet. Man<br />

unterschei<strong>de</strong>t drei Bereiche in Abhängigkeit von <strong>de</strong>m Parameter α:<br />

• α ≪ 1: RAYLEIGH-Bereich 2 , für sichtbares Licht unter Teilchendurchmessern<br />

von etwa 20 nm. Die RAYLEIGH-Streuung ist für die blaue Farbe<br />

<strong>de</strong>s Himmels ursächlich.<br />

• 0, 1 ≤ α ≤ 10: MIE-Bereich, für Teilchendurchmesser von etwa 20 nm bis<br />

2 µm.<br />

1 GUSTAV ADOLF LUDWIG MIE, 1868 - 1957, <strong>de</strong>utscher Physiker<br />

2 LORD JOHN WILLIAM RAYLEIGH, 1842 - 1919, englischer Physiker<br />

83


84 KAPITEL 13. LICHTSTREUUNG AM KOLLEKTIV<br />

• α ≫ 1: FRAUNHOFER-Bereich 3 , für Teilchendurchmesser oberhalb von<br />

etwa 2 µm. Hier gelten die Gesetze <strong>de</strong>r geometrischen Optik (Schattenbildung<br />

etc.).<br />

Während die bei<strong>de</strong>n äußeren Bereiche mathematisch gut zu beherrschen<br />

sind, macht <strong>de</strong>r MIE-Bereich Schwierigkeiten. Der Zusammenhang zwischen<br />

Teilchendurchmesser (o<strong>de</strong>r Parameter α) und Intensität <strong>de</strong>s Streulichtes ist<br />

nicht umkehrbar ein<strong>de</strong>utig; dieselbe Intensität kann von Teilchen unterschiedlicher<br />

Größe herrühren. Experimentell läßt sich die Mehr<strong>de</strong>utigkeit etwas<br />

durch Verwendung weißen Lichtes und einen großen Bereich <strong>de</strong>s Streuwinkels<br />

Θ ausbügeln, unter <strong>de</strong>m das Streulicht empfangen wird.<br />

Fraunhofer-Beugung! Diss. M. Heuer, Clausthal<br />

13.2 Memo Lichtstreuung am Kollektiv<br />

3 JOSEPH FRAUNHOFER, 1787 - 1826, <strong>de</strong>utscher Physiker


14 Spezifische Oberfläche<br />

Hier geht es um die volumen- o<strong>de</strong>r massenbezogene Oberfläche disperser Systeme.<br />

14.1 Definition <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche<br />

Die spezifische, das heißt volumen- o<strong>de</strong>r massenbezogene Oberfläche ist ein<br />

mittlerer Wert für die Feinheit eines Pulvers. Je feiner das Gut, <strong>de</strong>sto größer<br />

die bezogene Oberfläche. Für eine Kugel mit <strong>de</strong>m Durchmesser x o<strong>de</strong>r einen<br />

Würfel mit <strong>de</strong>r Kantenlänge x ist das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen:<br />

S v = S V<br />

= π x2<br />

π<br />

6 x3<br />

= 6 x<br />

(14.1)<br />

Für einen Kreiszylin<strong>de</strong>r gilt unter Vernachlässigung <strong>de</strong>r Stirnflächen (Pore,<br />

Durchmesser x):<br />

S v = 4 (14.2)<br />

x<br />

Bei beliebigen Teilchenformen gilt dieselbe Proportionalität mit an<strong>de</strong>ren, formabhängigen<br />

Proportionalitätsfaktoren f:<br />

S v = f x<br />

(14.3)<br />

Gelegentlich wird <strong>de</strong>r Formfaktor f noch in <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Kugel vorkommen<strong>de</strong>n<br />

Faktor 6 und einen HEYWOOD-Faktor f H aufgeteilt, <strong>de</strong>r die Abweichung von<br />

<strong>de</strong>r Kugelform kennzeichnet:<br />

S v = 6 ∗ f H<br />

x<br />

(14.4)<br />

Für die Kugel gilt also f H = 1, für Nicht-Kugeln f H > 1. Volumen- und massenbezogene<br />

Oberfläche sind durch die Dichte ρ verbun<strong>de</strong>n (sofern die Dichte<br />

einheitlich):<br />

S v = ρ ∗ S m (14.5)<br />

Aus <strong>de</strong>r volumenbezogenen Oberfläche wird <strong>de</strong>r SAUTER-Durchmesser d Sauter<br />

o<strong>de</strong>r d 32 berechnet:<br />

d Sauter = 6 S v<br />

(14.6)<br />

85


86 KAPITEL 14. SPEZIFISCHE OBERFLÄCHE<br />

Der SAUTER-Durchmesser ist <strong>de</strong>r Durchmesser einer Kugel, die dieselbe volumenbezogene<br />

Oberfläche hat wie das Gut.<br />

Die Körpermassenzahl (Body-Mass-In<strong>de</strong>x, BMI) <strong>de</strong>s Menschen ist <strong>de</strong>r<br />

Kehrwert einer massenbezogenen Fläche. Die Interpretation <strong>de</strong>r Zahl ist jedoch<br />

noch schwieriger als die einer massenbezogenen Oberfläche.<br />

Problematisch ist immer die Oberfläche, manchmal auch das Volumen,<br />

während die Masse klar <strong>de</strong>finiert ist:<br />

• Die Oberfläche eines Festkörpers ist seine Grenzfläche gegen das Vakuum,<br />

näherungsweise gegen <strong>de</strong>n eigenen Dampf, noch näherungsweiser<br />

gegen ein inertes Gas unter nicht zu hohem Druck. Sonst spricht man<br />

von Phasengrenzflächen. Die Oberfläche hängt genau genommen also<br />

auch von <strong>de</strong>r Umgebung ab.<br />

• Die Oberfläche eines makroskopisch glatten Körpers ist bei starker Vergrößerung<br />

immer rauh. Dazu kommen nach außen offene Vertiefungen<br />

und Poren. Was zählt davon zur Oberfläche? Nähert sich die Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Messverfahrens molekularen Abmessungen, verliert <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r<br />

Oberfläche seinen Sinn.<br />

Die nach außen sichtbare Oberfläche wird als äußere Oberfläche bezeichnet,<br />

die Porenoberfläche als innere, wobei man die Grenzziehung <strong>de</strong>m Meßverfahren<br />

überläßt (operative Definition). Der Mensch zum Beispiel hat eine<br />

äußere Oberfläche von etwa 1 m 2 , <strong>de</strong>r Luft zugänglich ist aber auch die Oberfläche<br />

<strong>de</strong>r Lungen in <strong>de</strong>r Größe von 100 m 2 . Schon hier überwiegt die innere<br />

Oberfläche die äußere <strong>de</strong>utlich. Bei hochporösen Stoffen wie Aktivkohle o<strong>de</strong>r<br />

Kieselgel ist die innere Oberfläche um Größenordnungen (Faktor 1000 bis<br />

1 Mio) größer als die äußere, ein Umrechnung <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche<br />

auf einen mittleren Teilchendurchmesser ergibt unrealistische Werte. Beim<br />

Zerkleinern wird die äußere Oberfläche vergrößert, die innere bleibt unverän<strong>de</strong>rt.<br />

Die Gesamtoberfläche hochporöser Stoffe wird durch Zerkleinern also<br />

kaum beeinflußt. Geschlossene Poren haben mit <strong>de</strong>r Oberfläche gar nichts zu<br />

tun.<br />

Die menschliche Lunge hat eine große volumenbezogene Oberfläche:<br />

100 m2<br />

S v =<br />

0, 008 m 3<br />

= 12500 m −1 (14.7)<br />

entsprechend einem mittleren SAUTER-Durchmesser von 480 µm. Demgegenüber<br />

beträgt die Körperoberfläche nur etwa 1 m 2 bei einem Volumen von<br />

0,1 m 3 , was auf eine volumenbezogene Oberfläche von 10 m −1 und einen<br />

SAUTER-Durchmesser von 0,6 m führt.<br />

14.2 Übersicht über die Messverfahren<br />

Es gibt im wesentlichen vier Wege:


14.3. BERECHNUNG AUS VERTEILUNG 87<br />

• Berechnen <strong>de</strong>r Oberfläche aus einer gemessenen Verteilung. Problem:<br />

das feine, weniger genau bekannte En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verteilung trägt viel zur<br />

Oberfläche bei.<br />

• Durchströmungsverfahren, DIN 66 126, Gleichungen von HAGEN und<br />

POISEUILLE bzw. daraus abgeleitet CARMAN und KOZENY. Annahme:<br />

laminare Kontinuumsströmung. Bei Porendurchmessern unter 10 µm<br />

Diffusion nach KNUDSEN.<br />

– Geräte mit zeitlich konstantem Druckabfall über <strong>de</strong>r Probe (Fisher<br />

Sub Sieve Sizer nach LEA und NURSE)<br />

– Geräte mit zeitlich verän<strong>de</strong>rlichem Druckabfall (BLAINE, DIN 66<br />

127)<br />

• Fotometrie in Suspensionen. LAMBERT-BEERsches Gesetz 1 . Extinktionskoeffizient<br />

k. Vergleich Nebel - Regen.<br />

– Weitwinkel<br />

– Engwinkel<br />

• Adsorption (BET, BRUNAUER, EMMET, TELLER) DIN 66 131, 66 132,<br />

meist Physisorption (nicht Chemisorption) von Gasen (Stickstoff, E<strong>de</strong>lgase)<br />

bei konstanter Temperatur (Adsorptionsisotherme) im Bereich<br />

0, 05 < p/p 0 < 0, 35.<br />

14.3 Berechnung aus Verteilung<br />

Berechnung aus Anzahl-Verteilung:<br />

S v = 6 f H<br />

x min<br />

x∫<br />

max<br />

x∫<br />

max<br />

x 2 q 0 (x) dx<br />

x 3 q 0 (x) dx<br />

x min<br />

= 6 f H<br />

M 2,0<br />

M 3,0<br />

(14.8)<br />

In Worten besagt die Vorschrift, dass man in je<strong>de</strong>r Teilchenklasse die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r Teilchen mit <strong>de</strong>r Oberfläche pro Teilchen multipliziert – von konstanten<br />

Faktoren wie π abgesehen – und die Gesamtflächen in je<strong>de</strong>r Klasse aufsummiert.<br />

Im Nenner wird dasselbe für das Volumen durchgeführt. Alle Konstanten<br />

sind in <strong>de</strong>m Faktor 6 f H zusammengefasst, f H ist <strong>de</strong>r bereits erwähnte<br />

HEYWOOD-Faktor.<br />

Mit <strong>de</strong>r Beziehung (Gleichung ?? auf Seite ??)<br />

M k,r = M k+r,0<br />

M r,0<br />

(14.9)<br />

1 JOHANN HEINRICH LAMBERT, 1728 - 1777, Universalgelehrter aus <strong>de</strong>m<br />

Elsass. AUGUST BEER, 1825 - 1863, <strong>de</strong>utscher Physiker


88 KAPITEL 14. SPEZIFISCHE OBERFLÄCHE<br />

ergibt sich (r = 3, k = 2 − r = −1):<br />

x∫<br />

max<br />

1<br />

S v = 6f H ∗ M −1,3 = 6f H<br />

x q 3(x) dx (14.10)<br />

x min<br />

14.4 Durchströmungsverfahren<br />

Hagen-Poiseuille:<br />

Carman-Kozeny:<br />

S 2 v ∼<br />

∆p<br />

l<br />

= 8 ηv<br />

r 2 (14.11)<br />

ɛ 3 1<br />

(1 − ɛ) 2 η<br />

F<br />

L<br />

∆p<br />

˙V<br />

(14.12)<br />

Wir betrachten einen Strömungskanal, <strong>de</strong>ssen Querschnitt von einem porösen<br />

System ausgefüllt wird (ABBILDUNG). Darin seien:<br />

• l die Länge <strong>de</strong>s porösen Systems in Strömungsrichtung<br />

• A <strong>de</strong>r Querschnitt <strong>de</strong>s Strömungskanals<br />

• ɛ die Porosität<br />

• ρ die Dichte <strong>de</strong>s strömen<strong>de</strong>n Mediums<br />

• η die dynamische Viskosität <strong>de</strong>s strömen<strong>de</strong>n Mediums<br />

• ¯v die mittlere Geschwindigkeit <strong>de</strong>s strömen<strong>de</strong>n Mediums im Kanal<br />

• p <strong>de</strong>r hydrostatische Druck <strong>de</strong>s strömen<strong>de</strong>n Mediums im Kanal<br />

Weiter nehmen wir an, dass im stationären Zustand <strong>de</strong>r Druckabfall je Längeneinheit<br />

nur von einem mittleren hydraulischen Durchmesser d und <strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n NAVIER-STOKESschen Gleichungen für zähe inkompressible Medien<br />

vorkommen<strong>de</strong>n Größen abhängt, nämlich von <strong>de</strong>r Dichte ρ, <strong>de</strong>r dynamischen<br />

Viskosität η und <strong>de</strong>r Geschwindigkeit v <strong>de</strong>s strömen<strong>de</strong>n Mediums. Der hydraulische<br />

Durchmesser einer Pore ist <strong>de</strong>finiert zu:<br />

d = Porenvolumen<br />

Porenoberfläche<br />

ɛlA<br />

=<br />

S v (1 − ɛ)lA<br />

(14.13)<br />

Die mittlere Geschwindigkeit v <strong>de</strong>s strömen<strong>de</strong>n Mediums in <strong>de</strong>n Poren ist:<br />

v = ¯v ɛ<br />

= 1 ɛ<br />

1<br />

A<br />

dV<br />

dt<br />

(14.14)<br />

Schließlich nehmen wir noch an, dass <strong>de</strong>r Druckabfall je Längeneinheit sich<br />

durch eine Potenzreihe darstellen lässt:<br />

∆p<br />

l<br />

= ∑ r<br />

c r ρ r η s d t v u (14.15)


14.4. DURCHSTRÖMUNGSVERFAHREN 89<br />

Darin sind die c r dimensionslose Koeffizienten. Durch einen Dimensionsvergleich<br />

erhalten wir:<br />

mit <strong>de</strong>r REYNOLDSzahl Re:<br />

∆p<br />

l<br />

= ρ v2<br />

d<br />

Re = ρ d v<br />

η<br />

ψ(Re) (14.16)<br />

(14.17)<br />

Die Funktion ψ(Re) ist experimentell zu ermitteln. Im laminaren Bereich <strong>de</strong>r<br />

Strömung (Re < 1) gilt nach einigen Autoren:<br />

ψ(Re) = 5 Re<br />

(14.18)<br />

worin die Zahl 5 mit Vorsicht zu betrachten ist.<br />

Wir ersetzen v und d und erhalten die CARMAN-KOZENY-Gleichung:<br />

∆p<br />

l<br />

= ρ ( ¯v ɛ )2 S v(1 − ɛ)<br />

ɛ<br />

5ηS v (1 − ɛ)ɛ<br />

ρɛ¯v<br />

= 5 η ¯v S2 v (1 − ɛ) 2<br />

ɛ 3 (14.19)<br />

o<strong>de</strong>r aufgelöst nach <strong>de</strong>r volumenbezogenen Oberfläche S v :<br />

S 2 v =<br />

∆p ɛ 3<br />

5 ¯v l η (1 − ɛ) 2 (14.20)<br />

Diese Gleichung ist die Grundlage aller Durchströmungsverfahren, mit Be<strong>de</strong>nken<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s Faktors 5, aber <strong>de</strong>r geht später ohnehin in Kalibrierfaktoren<br />

unter 2 .<br />

Geräte mit Flüssigkeiten als strömen<strong>de</strong>m Medium sind wenig gebräuchlich,<br />

obwohl P. C. CARMAN und W. FRIEDRICH bei gröberen Körnungen mit<br />

Alkohol, Azeton und Wasser gearbeitet haben.<br />

Bei Geräten mit Gasen als strömen<strong>de</strong>m Medium unterschei<strong>de</strong>n wir zwei<br />

Bauweisen:<br />

• Geräte mit konstantem Druckabfall über <strong>de</strong>m porösen System (Fisher<br />

Sub-Sieve-Sizer),<br />

• Geräte mit verän<strong>de</strong>rlichem Druckabfall (BLAINE-Gerät, Permeabilimeter<br />

nach FRIEDRICH).<br />

Bei Geräten mit konstantem Druckabfall muss durch eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Pumpe für einen konstanten Volumenstrom <strong>de</strong>s Gases gesorgt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Auswertung erfolgt nach CARMAN-KOZENY gemäß Gleichung 14.20:<br />

S 2 v = const<br />

ɛ 3<br />

∆p (14.21)<br />

(1 − ɛ)<br />

2<br />

2 B. H. KAYE, Permeability Techniques for Characterizing Fine Pow<strong>de</strong>rs,<br />

Pow<strong>de</strong>r Technol. 1(1967), 11 - 22


90 KAPITEL 14. SPEZIFISCHE OBERFLÄCHE<br />

Die Konstante wird durch Vergleich mit einer bekannten Kapillare bestimmt.<br />

Die Geräte unterschei<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>r Porosität ɛ und <strong>de</strong>s<br />

Druckabfalles ∆p.<br />

ABBILDUNG BLAINE-G.<br />

Bei <strong>de</strong>r zweiten Bauweise – verkörpert durch das vor allem in <strong>de</strong>r Zementindustrie<br />

verbreitete BLAINE-Gerät – wird das Gas durch eine absinken<strong>de</strong><br />

Flüssigkeitssäule durch das poröse System gesaugt. Dabei än<strong>de</strong>rn sich Gasvolumenstrom<br />

und <strong>de</strong>mzufolge auch <strong>de</strong>r Druckabfall über <strong>de</strong>m porösen System<br />

mit <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Flüssigkeitssäule. Die Höhe <strong>de</strong>s Flüssigkeitsspiegels<br />

über seiner Ruhelage sei x. Dann gilt:<br />

∆p = 2 x ρ (14.22)<br />

Die Geschwindigkeit ¯v <strong>de</strong>r Luft im Strömungskanal hängt mit <strong>de</strong>r Geschwindigkeit<br />

<strong>de</strong>s Absinkens <strong>de</strong>s Flüssigkeitsspiegels dx/dt wie folgt zusammen:<br />

¯v y 2 0 = − dx<br />

dt y2 (x)<br />

= −const dV<br />

dt<br />

(14.23)<br />

mit V (x) als <strong>de</strong>m Flüssigkeitsvolumen oberhalb <strong>de</strong>r Ruhelage <strong>de</strong>s Flüssigkeitsspiegels.<br />

Nach CARMAN-KOZENY schreiben wir:<br />

Durch Einsetzen folgt:<br />

¯v =<br />

∆p ɛ 3<br />

5 S 2 v l η (1 − ɛ) 2 (14.24)<br />

−const dV<br />

dt<br />

1<br />

y 2 0<br />

=<br />

2 x ρ ɛ 3<br />

5 S 2 v l η (1 − ɛ) 2 (14.25)<br />

Nach Trennung <strong>de</strong>r Variablen und Integration erhalten wir:<br />

o<strong>de</strong>r aufgelöst nach S 2 v:<br />

∫x 1<br />

x 2<br />

dV<br />

x = 2 y0 2 ρ ɛ 3 ∫t 2<br />

Sv 2 l η (1 − ɛ) 2<br />

t 1<br />

dt (14.26)<br />

S 2 v = 2 ρ y2 0<br />

l η<br />

ɛ 3<br />

(1 − ɛ) 2 (t 2 − t 1 )<br />

1<br />

const V ∫1<br />

V 2<br />

dV<br />

x<br />

(14.27)<br />

Das letzte Glied muss bei beliebiger Form <strong>de</strong>s Flüssigkeitsbehälters experimentell<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n (Gerätekonstante). Beim BLAINE-Gerät ist <strong>de</strong>r<br />

Behälter ein kreiszylindrisches Rohr, es gilt also:<br />

V = 4 π y2 x (14.28)


14.5. FOTOMETRIE 91<br />

o<strong>de</strong>r aufgelöst nach x:<br />

Mit const = 4/π ergibt sich:<br />

x = 4<br />

π y 2 V (14.29)<br />

4<br />

π<br />

∫ v 1<br />

π y 2<br />

4<br />

v 2<br />

dV<br />

V<br />

= y 2 ln V 1<br />

V 2<br />

= y 2 ln x 1<br />

x 2<br />

(14.30)<br />

Schließlich erhalten wir die volumenbezogene Oberfläche zu:<br />

Sv 2 = 2 ρ<br />

l η (y 0 ɛ 3<br />

y )2 (1 − ɛ) (t 1<br />

2 2 − t 1 )<br />

ln (x 1 /x 2 )<br />

ɛ 3 t 2 − t 1<br />

= const<br />

(1 − ɛ) 2 η<br />

(14.31)<br />

Die Konstante kennzeichnet das Gerät und muss experimentell durch Messen<br />

bekannter Oberflächen bestimmt wer<strong>de</strong>n (Kalibrierung).<br />

KNUDSEN<br />

14.5 Fotometrie<br />

Ein nicht zu heftiger Regen setzt die Sichtweite nur wenig herab. Dieselbe<br />

Wassermenge (Volumenkonzentration) in Form feinster Tröpfchen wird als<br />

Nebel bezeichnet und trübt <strong>de</strong>n Blick erheblich. Und was ist mit Schnee?<br />

Für die Transmission T von Licht durch eine niedrig konzentrierte Suspension<br />

gilt das Gesetz von LAMBERT und BEER:<br />

T = I I 0<br />

= exp(−A v c v L) (14.32)<br />

Darin ist I 0 die Intensität <strong>de</strong>s auftreffen<strong>de</strong>n Lichtstrahls, I die Intensität <strong>de</strong>s<br />

austreten<strong>de</strong>n Lichtstrahls, c v die Volumenkonzentration <strong>de</strong>s Feststoffs in <strong>de</strong>r<br />

Suspension, L die Weglänge <strong>de</strong>s Lichtes in <strong>de</strong>r Suspension und A v <strong>de</strong>r volumenbezogene<br />

Extinktionsquerschnitt <strong>de</strong>s suspendierten Feststoffs. Obiges<br />

Exponentialgesetz besagt einfach, dass die Abnahme <strong>de</strong>r Lichtintensität in einer<br />

dünnen Suspensionsschicht proportional zur Lichtintensität ist. Kommt<br />

viel Licht an, wird viel Licht verschluckt.<br />

Der volumenbezogene Extinktionsquerschnitt eines Teilchens unterschie<strong>de</strong>t<br />

sich auf Grund von Beugungserscheinungen von <strong>de</strong>r geometrischen Projektionsfläche<br />

P durch <strong>de</strong>n Extinktionskoeffizienten K:<br />

A = K ∗ P (14.33)<br />

Der Extinktionskoeffizient K ist von <strong>de</strong>r Wellenlänge <strong>de</strong>s Lichtes, <strong>de</strong>m Strahlengang<br />

<strong>de</strong>s Fotometers und <strong>de</strong>r Teilchengröße abhängig. Die Abhängigkeiten


92 KAPITEL 14. SPEZIFISCHE OBERFLÄCHE<br />

sind für verschie<strong>de</strong>ne Kombinationen experimentell ermittelt wor<strong>de</strong>n. Beispielsweise<br />

hat H. E. ROSE 3 für ein Fotometer mit Glühlampenlicht und kleinem<br />

Öffnungswinkel <strong>de</strong>s Lichtempfängers (Selenelement) folgen<strong>de</strong>n, durch<br />

R. JOHNE 4 korrigierten Zusammenhang gefun<strong>de</strong>n:<br />

<strong>de</strong>r in einem Bereich:<br />

S v ∗ cm = 13, 1 ∗ (Av ∗ cm) 0,77 (14.34)<br />

150 < A v ∗ cm < 15000 (14.35)<br />

anwendbar ist.<br />

Man trägt die Werte <strong>de</strong>s Transmissionsgra<strong>de</strong>s T als Funktion <strong>de</strong>r Volumenkonzentration<br />

c v in einem Netz mit logarithmischer Ordinatenteilung<br />

und linearer Abszissenteilung auf. Die Messpunkte sollen auf einer Ausgleichsgera<strong>de</strong>n<br />

liegen, die bei c v = 0 durch T = 1 geht. Für T = exp(−1) =<br />

0, 368 wird ln T = −1 und Gleichung 14.32 vereinfacht sich zu:<br />

A v = L c v (T = 0, 368) (14.36)<br />

mittels <strong>de</strong>rer man aus <strong>de</strong>r bekannten Lichtweglänge L und <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r gemessenen<br />

Gera<strong>de</strong>n entnommenen Volumenkonznetration c v beim Transmissionsgrad<br />

T = 0, 368 <strong>de</strong>n volumenbezogenen Extinktionsquerschnitt A v <strong>de</strong>s<br />

Feststoffs berechnet. Gemäß Gleichung 14.34 ergibt sich dann aus A v die volumenbezogene<br />

Oberfläche S v .<br />

14.6 Adsorptionsverfahren<br />

Unter Adsorption versteht man die Anlagerung von Molekülen, Ionen o<strong>de</strong>r<br />

suspendierten Teilchen an die Oberfläche eines Feststoffs. Sind die Ursachen<br />

<strong>de</strong>r Adsorption rein physikalischer Natur (VAN-DER-WAALS-Kräfte, elektrostatische<br />

Kräfte), so spricht man von Physisorption. Spielen auch chemische<br />

Reaktionen eine Rolle, so wird <strong>de</strong>r Vorgang als Chemisorption bezeichnet.<br />

Der Übergang zwischen bei<strong>de</strong>n Sorptionsarten ist fließend. Während die<br />

Physisorption in weiten Grenzen stoffunabhängig ist, ist die Chemisorption<br />

stoffspezifisch. Im allgemeinen ist daher die Physisorption für die Oberflächenmessung<br />

geeigneter.<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen ist die an <strong>de</strong>r Oberfläche eines Feststoffs<br />

(Sorbens) adsorbierte Menge eines Gases (Sorbat) proportional zu <strong>de</strong>ren<br />

Größe. Somit können unmittelbar Vergleichswerte <strong>de</strong>r Oberflächen von Proben<br />

gleichen Materials gewonnen wer<strong>de</strong>n. Absolute Messungen erfor<strong>de</strong>rn entwe<strong>de</strong>r<br />

eine experimentelle Eichung o<strong>de</strong>r einen gesicherten mathematischen<br />

Zusammenhang zwischen Gasmenge und Oberfläche.<br />

3 H. E. ROSE, Rapid Estimation of the Specific Surface of a Pow<strong>de</strong>r, Nature<br />

184(1959), 46 - 47<br />

4 R. JOHNE, Einfluss <strong>de</strong>r Breite einer Korngrößenverteilung auf <strong>de</strong>n<br />

mittels <strong>de</strong>r photometrischen Metho<strong>de</strong> bestimmten Oberflächenwert, Staub<br />

24(1964)12, 528 - 531


14.6. ADSORPTIONSVERFAHREN 93<br />

Die im Gleichgewicht adsorbierte Gasmenge n ist bei gegebener Oberfläche<br />

um so größer, je tiefer die Temperatur ist. Bei konstanter Temperatur<br />

wächst die Sorbatmenge mit zunehmen<strong>de</strong>m Druck p. Der Zusammenhang<br />

wird durch die Sorptionsisotherme beschrieben. Ihr Verlauf hängt von <strong>de</strong>r<br />

Temperatur, <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r beteiligten Stoffe und <strong>de</strong>r Porenstruktur<br />

ab. Die Sorptionsisothermen für eine große Anzahl von Stoffen können durch<br />

wenige Kurventypen gekennzeichnet wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Druck p auf <strong>de</strong>n Sättigungsdruck<br />

p 0 bezogen wird. Nach S. BRUNAUER, L. S. DEMING, W. E.<br />

DEMING und E. TELLER wer<strong>de</strong>n die Isothermen <strong>de</strong>r Physisorption fünf Kurventypen<br />

zugeordnet. Für uns wichtig sind die Typen II und IV.<br />

Die Isothermen dieser bei<strong>de</strong>n Typen lassen sich im Bereich<br />

0, 05 ≤ p/p 0 ≤ 0, 35<br />

durch die BET-Gleichung nach S. BRUNAUER, P. H. EMMETT und E. TELLER<br />

beschreiben:<br />

n m C p/p 0<br />

n =<br />

(14.37)<br />

(1 − p/p 0 )(1 − p/p 0 + Cp/p 0 )<br />

Darin sind n m die zur Be<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Oberfläche mit einer einlagigen Schicht<br />

erfor<strong>de</strong>rliche Sorbatmenge (Monoschichtmenge) und C eine stoffabhängige<br />

Konstante. Durch Umstellen erhält man eine Gera<strong>de</strong>ngleichung:<br />

p/p 0<br />

n(1 − p/p 0 ) = 1<br />

n m C + C − 1<br />

n m C p/p 0 (14.38)<br />

Der Ordinatenabschnitt a dieser Gera<strong>de</strong>n ist:<br />

a = 1<br />

n m C<br />

(14.39)<br />

ihre Steigung b ist:<br />

b = C − 1<br />

n m C<br />

(14.40)<br />

Aus Ordinatenabschnitt a und Steigung b ergeben sich die Monoschichtmenge<br />

n m :<br />

n m = 1<br />

(14.41)<br />

a + b<br />

und die Konstante C:<br />

C = a + b<br />

(14.42)<br />

a<br />

Für die meisten Sorbentien ist bei Verwendung <strong>de</strong>r Messgase Stickstoff, Argon<br />

o<strong>de</strong>r Krypton die Konstante C sehr groß gegen eins. Ist p/p 0 nicht zu klein<br />

gegen eins, so gilt auch:<br />

C p/p 0 ≫ 1 − p/p 0<br />

Dann vereinfacht sich die BET-Isotherme (Gleichung 14.37) zu:<br />

n =<br />

n m<br />

1 − p/p 0<br />

(14.43)


94 KAPITEL 14. SPEZIFISCHE OBERFLÄCHE<br />

Mit dieser Näherung kann aus einem einzigen Punkt n die Monoschichtmenge<br />

n m bestimmt wer<strong>de</strong>n, und zwar um so genauer, je größer p/p 0 innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Anwendungsbereiches <strong>de</strong>r BET-Isotherme gewählt wird:<br />

n m = n ∗ (1 − p p 0<br />

) (14.44)<br />

Bei bekanntem Sättigungsdruck p 0 brauchen also nur ein geeigneter Druck<br />

p eingestellt und die adsorbierte Gasmenge n gemessen zu wer<strong>de</strong>n, um die<br />

Monoschichtmenge n m zu ermitteln.<br />

Aus <strong>de</strong>r Anzahl z m <strong>de</strong>r für die Monoschicht erfor<strong>de</strong>rlichen Gasmoleküle<br />

und <strong>de</strong>m Platzbedarf f eines Gasmoleküls kann die be<strong>de</strong>ckte Oberfläche S<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n:<br />

S = z m f (14.45)<br />

Wird die Gasmenge n in Mol angegeben, so erhält man die Anzahl <strong>de</strong>r Moleküle<br />

durch Multiplikation <strong>de</strong>r Gasmenge mit <strong>de</strong>r LOSCHMIDT-Zahl L =<br />

6, 02 ∗ 10 23 /mol. Es folgt:<br />

S = n L f (14.46)<br />

Der Platzbedarf f eines Gasmoleküls ist eine nicht ganz sichere Größe. Bei<br />

Stickstoff (N 2 ) hat man sich auf f = 16, 2 ∗ 10 −20 m 2 geeinigt.<br />

Vor <strong>de</strong>r Messung müssen an <strong>de</strong>r Probe adsorbierte Verunreinigungen –<br />

vor allem Wasser – mit Hilfe von Wärme, Vakuum und/o<strong>de</strong>r Spülen mit <strong>de</strong>m<br />

Messgas entfernt wer<strong>de</strong>n. Dabei darf die Oberfläche nicht verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Erhitzt man beispielsweise Zucker zu sehr, so erhält man einen Karamellbonbon.<br />

Messung <strong>de</strong>r adsorbierten Gasmenge:<br />

• volumetrisch<br />

• gravimetrisch<br />

• Konzentration in einem Trägergas, z. B. mittels Wärmeleitfähigkeit<br />

• radioakives Adsorbat, Strahlungsmessung<br />

• in Lösungen durch Titration<br />

• Adsorptionswärme<br />

Das von R. HAUL und G. DÜMBGEN entwickelte Areameter <strong>de</strong>r Firma<br />

Ströhlein ist in DIN 66132 genormt. Das die Probe enthalten<strong>de</strong> Gefäß und<br />

ein leeres Vergleichsgefäß gleicher Größe wer<strong>de</strong>n bei Raumtemperatur mit<br />

Stickstoff von Atmosphärendruck gefüllt. Anschließend wer<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Gefäße<br />

verschlossen und mittels eines Ba<strong>de</strong>s aus sie<strong>de</strong>n<strong>de</strong>m Stickstoff auf 77,4 K<br />

abgekühlt. Die durch die Adsorption an <strong>de</strong>r Probe entstehen<strong>de</strong> Druckdifferenz<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gefäßen wird mit einem U-Rohr-Manometer ermittelt.<br />

Der Messbereich <strong>de</strong>s Manometers entspricht Oberflächen von 7 bis 50 m 2 .<br />

Danach ist die Einwaage zu wählen.


14.7. ANWENDUNGSBEREICH 95<br />

14.7 Anwendungsbereich<br />

14.8 Memo Oberfläche<br />

• Die spezifische Oberfläche ist ein Mittelwert zur Kennzeichnung <strong>de</strong>r<br />

Dispersität, <strong>de</strong>r unmittelbar Be<strong>de</strong>utung haben und ausreichen kann. Sie<br />

ist <strong>de</strong>r Teilchenlänge umgekehrt proportional.<br />

• Man unterschei<strong>de</strong>t zwischen <strong>de</strong>r von außen sichtbaren, äußeren Oberfläche<br />

und <strong>de</strong>r inneren Oberfläche <strong>de</strong>r nach außen offenen Poren und<br />

Spalten. Die Grenze zwischen bei<strong>de</strong>n ist unscharf und eine Frage <strong>de</strong>s<br />

Messverfahrens. Die Oberfläche geschlossener Poren lässt sich mit <strong>de</strong>n<br />

hier behan<strong>de</strong>lten Verfahren nicht bestimmen.<br />

• Die spezifische Oberfläche kann aus einer Teilchengrößenverteilung berechnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Problematisch sind die Fehler am feinen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verteilung.<br />

• Durchströmungsverfahren beruhen auf <strong>de</strong>m Druckabfall <strong>de</strong>r Strömung<br />

eines Fluids durch eine poröse Packung <strong>de</strong>s Gutes. Wir haben laminare<br />

Kontinuumsströmung o<strong>de</strong>r KNUDSEN-Strömung.<br />

• Fotometrische Verfahren nutzen die Extinktion von Licht wie Fotosedimentometer,<br />

nur ohne Sedimentation.<br />

• Adsorptionsverfahren - vor allem die Physisorption inerter Gase – beruhen<br />

auf <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Oberfläche mit im Mittel monomolekularen<br />

Schichten <strong>de</strong>s Adsorbats. Die Menge <strong>de</strong>s Adsorbats kann auf verschie<strong>de</strong>ne<br />

Weisen bestimmt wer<strong>de</strong>n, im einfachsten Fall volumetrisch.<br />

• Die Porosität eines Festkörpers o<strong>de</strong>r Haufwerks ist sein Hohlraumvolumen<br />

bezogen auf das Gesamtvolumen. Linien-, Flächen- und Volumenporosität<br />

sind bei zufälliger Verteilung <strong>de</strong>r Poren gleich. Die Porosität<br />

hängt bei gleichbleiben<strong>de</strong>r geometrischer Struktur nicht von <strong>de</strong>r Teilchengröß<br />

ab.


15 Packungen, Porosität<br />

15.1 Porosität<br />

Unter <strong>de</strong>r Porosität ɛ eines Festkörpers o<strong>de</strong>r Haufwerks versteht man das<br />

Poren- o<strong>de</strong>r Hohlraumvolumen bezogen auf das Gesamtvolumen:<br />

ɛ = V p<br />

V =<br />

V p<br />

V p + V s<br />

(15.1)<br />

Es läßt sich zeigen, dass die Porosität dieselbe bleibt, wenn man anstelle <strong>de</strong>r<br />

Volumina die entsprechen<strong>de</strong>n Flächen eines Schnittes durch <strong>de</strong>n Körper betrachtet<br />

o<strong>de</strong>r sogar nur die entsprechen<strong>de</strong>n Anteile auf einer gera<strong>de</strong>n Linie<br />

durch <strong>de</strong>n Körper. Dabei wird eine zufällige Verteilung <strong>de</strong>r Poren vorausgesetzt.<br />

Bei gleicher Teilchenform und Packungsstruktur ist die Porosität unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Teilchengröße (geometrische Ähnlichkeit), im Gegensatz zur<br />

spezifischen Oberfläche.<br />

Kennt man die Reindichte ρ s <strong>de</strong>s Feststoffs und die Dichte ρ <strong>de</strong>s porösen<br />

Körpers, so kann man die Porosität berechnen:<br />

ɛ = ρ s − ρ<br />

ρ<br />

(15.2)<br />

Für trockenes Na<strong>de</strong>lholz kommt man so auf eine Porosität von ungefähr 0,8 ,<br />

das heißt, die Poren machen 80 % <strong>de</strong>s gesamten Holzvolumens aus.<br />

Messverfahren:<br />

• Mikroskopie<br />

• Kapillardruck nichtbenetzen<strong>de</strong>r Flüssigkeiten (Hg)<br />

• Kapillarkon<strong>de</strong>nsation<br />

15.2 Memo Packungen, Porosität<br />

96


16 Formanalyse<br />

Beschreibung und Messung <strong>de</strong>r Formen disperser Elemente, unabhängig von<br />

<strong>de</strong>ren Größe.<br />

16.1 Aufgabe <strong>de</strong>r Formanalyse<br />

Nicht nur die Größe, son<strong>de</strong>rn auch die Form <strong>de</strong>r dispersen Elemente hat Einfluss<br />

auf die verfahrenstechnischen Eigenschaften eines dispersen Systems.<br />

Beispiele sind das Fließverhalten von Schüttgütern (Lawinen, Silos), die Festigkeit<br />

von Tabletten, das Abrasionsverhalten von Schleifmitteln, die Cancerogenität<br />

von Stäuben, das Schmiervermögen fester Schmiermittel (Graphit,<br />

Talkum), die Wirksamkeit fester Katalysatoren, das Schrumpf- und Brennverhalten<br />

von Keramikpulvern zur Herstellung von Maschinenteilen, die Eigenschaften<br />

von Verbundwerkstoffen (GFK, Autoreifen). Trieure trennen Getrei<strong>de</strong>körner<br />

von Unkrautsamen auf Grund ihrer Form (Sortierung nach <strong>de</strong>r<br />

Form). Die Formanalyse o<strong>de</strong>r Morphologie ist jedoch noch nicht so weit gediehen<br />

wie die Größenanalyse. Vor allem fehlen Erkenntnisse, welche quantitativen<br />

Formparameter wesentlich sind für die Verfahrenstechnik. In an<strong>de</strong>ren<br />

Wissensgebieten wie <strong>de</strong>r Medizin o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r militärischen Aufklärung spielt die<br />

Morphologie ebenfalls eine Rolle, wobei die dort entwickelten Techniken zum<br />

Teil auf verfahrenstechnische Fragestellungen angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können.<br />

Von <strong>de</strong>m Begriff Form (E: shape, F: forme) hat je<strong>de</strong>r eine Vorstellung.<br />

Wenn es aber um die Beschreibung unregelmäßig geformter Körper geht,<br />

wird die Sache schwierig 1 . In <strong>de</strong>r Dispersitätsanalyse wird die Form hauptsächlich<br />

unter zwei Gesichtspunkten gesehen:<br />

• Man braucht Umrechnungsfaktoren (Formfaktoren, shape factors), um<br />

die Ergebnisse verschie<strong>de</strong>ner Analyseverfahren miteinan<strong>de</strong>r zu vergleichen.<br />

Die tatsächliche Form spielt keine Rolle.<br />

• Die tatsächliche Form interessiert – gegebenenfalls nur Teilaspekte<br />

(Grobform, Oberflächenstruktur). Dann gibt es zwei Wege:<br />

– Beschreibung durch Wörter o<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r (qualitativ)<br />

– Beschreibung durch Zahlen (mathematisch, quantitativ)<br />

Geht es um die tatsächliche Form, ist es zweckmäßig, zwischen Grobform (Gestalt),<br />

Rundheit und Rauhigkeit zu unterschei<strong>de</strong>n, wobei die Grenzen zwischen<br />

<strong>de</strong>n drei Komponenten fließend sind. Es stellt sich immer die Frage,<br />

wieweit die Beschreibung umkehrbar ein<strong>de</strong>utig ist, wieweit sich also die Form<br />

aus <strong>de</strong>n Wörtern o<strong>de</strong>r Zahlen rekonstruieren lässt.<br />

1 M. H. PAHL, G. SCHÄDEL, H. RUMPF, Zusammenstellung von Teilchenformbeschreibungsmetho<strong>de</strong>n,<br />

Aufbereitungs-Technik 14(1973)5, 10 und 11<br />

97


98 KAPITEL 16. FORMANALYSE<br />

16.2 Verbale Formbeschreibung<br />

Einige Adjektive sind in <strong>de</strong>r britischen Norm BS 2955 festgelegt: nadlig, kantig,<br />

faserig, schuppig, kuglig, körnig, gerun<strong>de</strong>t, verzweigt (<strong>de</strong>ndritisch) usw.<br />

Es gibt auch Musterbil<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nen man eine vorliegen<strong>de</strong> Teilchenform zuordnen<br />

kann. Nur rechnen lässt sich mit solchen Angaben nicht.<br />

16.3 Formfaktoren<br />

Formfaktoren dienen <strong>de</strong>m Vergleich, ohne einen direkten Bezug zur Form zu<br />

haben. Vergleichsobjekt ist entwe<strong>de</strong>r ein geometrisch regelmäßig geformter<br />

Körper (Kugel, Qua<strong>de</strong>r, Ellipsoid) o<strong>de</strong>r das Ergebnis eines an<strong>de</strong>ren Meßverfahrens<br />

an <strong>de</strong>mselben dispersen Element. Es gibt zahlreiche mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

brauchbare Faktoren dieser Art, die unter Umstän<strong>de</strong>n auch noch von <strong>de</strong>r<br />

Teilchengröße abhängen:<br />

f A,B =<br />

Merkmal nach Verfahren A<br />

Merkmal nach Verfahren B<br />

(16.1)<br />

Solange nicht eine enge Korrelation eines Formfaktors mit einer Produkteigenschaft<br />

nachgewiesen ist, ist ein Faktor so gut o<strong>de</strong>r schlecht wie <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re.<br />

16.3.1 Sphärizität nach WADELL<br />

Sphärizität Ψ nach H. WADELL:<br />

Oberfläche <strong>de</strong>r volumengleichen Kugel<br />

Ψ = ≤ 1<br />

Oberfläche <strong>de</strong>s Teilchens<br />

= ( x V<br />

) 2 (16.2)<br />

x S<br />

mit <strong>de</strong>n Äquivalentdurchmessern <strong>de</strong>r Kugeln gleichen Volumens bzw. gleicher<br />

Oberfläche. Für einen Zylin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Radius r und <strong>de</strong>r Höhe h ergibt sich<br />

mit <strong>de</strong>n Formeln für Oberfläche und Volumen von Kugel und Zylin<strong>de</strong>r:<br />

Ψ =<br />

4π( 3 √<br />

3<br />

4 r2 h) 2<br />

2πr(h + r)<br />

√<br />

3<br />

( 3 4 r2 h) 2<br />

= 2<br />

r(h + r)<br />

(16.3)<br />

Setzen wir <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rdurchmesser 2r gleich seiner Höhe h, folgt:<br />

Ψ = 2 3 ( 3 √<br />

3<br />

2 )2 = 0.874 (16.4)


16.3. FORMFAKTOREN 99<br />

Ein Stück Würfelzucker mit <strong>de</strong>n Abmessungen 16,66 mm, 16,45 mm und<br />

11,08 mm liefert:<br />

Ψ =<br />

2π( 3 √<br />

3abc<br />

4π )2<br />

ac + ab + bc<br />

√<br />

3 ∗ 16, 66 ∗ 16, 45 ∗ 11, 08<br />

2π( 3 ) 2<br />

4π<br />

=<br />

16, 66 ∗ 11, 08 + 16, 66 ∗ 16, 45 + 16, 45 ∗ 11, 08<br />

= 506, 8<br />

640, 9<br />

= 0, 791 (16.5)<br />

16.3.2 Dynamischer Formfaktor κ<br />

Der dynamische Formfaktor κ nach E. S. PETTIJOHN und E. B. CHRISTIAN-<br />

SEN:<br />

κ =<br />

Sinkgeschwindigkeit <strong>de</strong>s Teilchens<br />

Sinkgeschwindigkeit <strong>de</strong>r volumengleichen Kugel<br />

16.3.3 Rundheit nach WADELL<br />

Die Rundheit nach H. WADELL:<br />

(16.6)<br />

R = 1 n<br />

∑ r i<br />

R<br />

für i von 1 bis n (16.7)<br />

16.3.4 Elongation und Schuppigkeit nach HEYWOOD<br />

Längenverhältnisse <strong>de</strong>s umschriebenen Qua<strong>de</strong>rs (Ellipsoids) nach H. HEY-<br />

WOOD mit a ≥ b ≥ c:<br />

Elongation = a (16.8)<br />

b<br />

Schuppigkeit = b c<br />

(16.9)<br />

Das erwähnte Stück Würfelzucker weist eine Elongation von 1,01 und eine<br />

Schuppigkeit von 1,48 auf. Die Elongation könnte auch von einer Kugel stammen.<br />

16.3.5 Formfaktor nach KRUMBEIN<br />

Der Formfaktor nach W. C. KRUMBEIN:<br />

Ψ = c b ∗ ( b a )2 (16.10)<br />

Besagtes Zuckerstückchen führt auf einen Wert von 0,66.


100 KAPITEL 16. FORMANALYSE<br />

16.3.6 Formfaktor nach COREY<br />

Der Formfaktor nach A. T. COREY:<br />

F =<br />

c √<br />

a ∗ b<br />

(16.11)<br />

Das Zuckerstückchen hat einen COREY-Formfaktor von 0,67. Auf <strong>de</strong>m Marktplatz<br />

von Karlsruhe steht eine Pyrami<strong>de</strong>. Der COREY-Formfaktor ist das<br />

Verhältnis <strong>de</strong>r Seitenlänge <strong>de</strong>r quadratischen Grundfläche zur Höhe dieses<br />

Denkmals.<br />

Aus einem einzelnen Formfaktor lassen sich die Seitenverhältnisse <strong>de</strong>s<br />

Qua<strong>de</strong>rs nicht zurückrechnen und schon gar nicht die Qua<strong>de</strong>rform. Wieviel<br />

Information steckt bereits in <strong>de</strong>m Wort Qua<strong>de</strong>r?<br />

16.4 Fourier-Analyse<br />

Die Fourier-Transformation 2 ist zunächst eine rein mathematische Angelegenheit,<br />

hat aber viele Anwendungen in Physik und Technik. Es geht darum,<br />

eine beliebige periodische Funktion anzunähern, wozu sich gebräuchliche<br />

periodische Funktionen anbieten, nämlich Sinus und Cosinus. Gegeben<br />

sei eine Funktion f(ξ) mit <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> p:<br />

f(ξ) mit f(ξ) = f(ξ + p) (16.12)<br />

Mittels einer Abszissentransformation läßt sich die Perio<strong>de</strong> immer auf <strong>de</strong>n<br />

Wert 2π bringen:<br />

ξ = 2π p x (16.13)<br />

Wir nähern die gegebene Funktion durch eine unendliche Reihe folgen<strong>de</strong>r<br />

Form an:<br />

f(x) =<br />

a 0<br />

2<br />

+ (a 1 cos x + b 1 sin x)<br />

+ (a 2 cos(2x) + b 2 sin(2x))<br />

+ . . .<br />

+ (a n cos(nx) + b n sin(nx))<br />

+ . . .<br />

o<strong>de</strong>r:<br />

f(x) = a 0<br />

∞<br />

2 + ∑<br />

(a n cos(nx) + b n sin(nx)) (16.14)<br />

n=1<br />

2 JEAN-BAPTISTE JOSEPH BARON DE FOURIER, 1768 - 1830, französischer<br />

Mathematiker und Physiker


16.4. FOURIER-ANALYSE 101<br />

Die Koeffizienten a n , b n bestimmen wir aus <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach einem Minimum<br />

<strong>de</strong>r Abweichungsquadrate zwischen gegebener Funktion und Reihe zu:<br />

a n = 1 π<br />

b n = 1 π<br />

∫2π<br />

0<br />

∫2π<br />

0<br />

f(x) ∗ cos(nx) dx (16.15)<br />

f(x) ∗ sin(nx) dx (16.16)<br />

Die Integration kann auch von −π bis +π erfolgen. Auf Grund trigonometrischer<br />

Umformungen läßt sich die obige Reihe umformen:<br />

o<strong>de</strong>r gleichbe<strong>de</strong>utend (i imaginäre Einheit):<br />

mit:<br />

∞∑<br />

f(x) = A 0 + C n ∗ cos(nx − ϕ n ) (16.17)<br />

n=1<br />

f(x) =<br />

A n = 1<br />

2π<br />

n=+∞ ∑<br />

n=−∞<br />

∫+π<br />

−π<br />

A n ∗ exp(inx) (16.18)<br />

f(x) ∗ exp(−inx) dx (16.19)<br />

Der Mittelpunkt eines Kugelkoordinatensystems wird in das Teilchen gelegt.<br />

Dann wird die Form durch <strong>de</strong>n Radius in Abhängigkeit von zwei Winkeln<br />

beschrieben. Praktische Messung? Etwas einfacher und damit <strong>de</strong>r automatischen<br />

Bildverarbeitung zugänglich wird das Problem, wenn man von einer<br />

zweidimensionalen Abbildung ausgeht. Der Radius ist dann die Funktion nur<br />

eines Winkels. Die Funktion ist periodisch mit <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> 2π. Man kann das<br />

Bild auch in ein cartesisches Koordinatensystem legen, nicht notwendig in<br />

<strong>de</strong>n Mittelpunkt, und <strong>de</strong>n Radiusvektor als Funktion <strong>de</strong>r Bogenlänge auf <strong>de</strong>m<br />

Umfang darstellen, ebenfalls periodisch.<br />

Die periodische Funktion läßt sich nach einer Fourier-Transformation<br />

durch Summen von sinus- bzw. cosinus-Funktionen darstellen, <strong>de</strong>ren Koeffizienten<br />

die Form beschreiben. Die Form <strong>de</strong>r Abbildung kann man aus <strong>de</strong>r Reihe<br />

wie<strong>de</strong>rherstellen. Vorteil: die Koeffizienten niedriger Ordnung beschreiben<br />

die Grobform, die höheren Koeffizienten die Oberflächen- bzw. Umfangsstruktur.<br />

Je nach Aufgabenstellung kann man die Fourierreihe abschnei<strong>de</strong>n. Es<br />

gibt die Fourier-Transformation auch in drei Dimensionen sowie schnelle Algorithmen<br />

(FFT), die sich gewisse zusätzliche Informationen (Symmetrie) zu<br />

nutze machen. Das Problem liegt darin, an die zu transformieren<strong>de</strong> Funktion<br />

zu kommen.


102 KAPITEL 16. FORMANALYSE<br />

16.5 Fraktale<br />

Auch Fraktale sind zur Formbeschreibung herangezogen wor<strong>de</strong>n 3 . Dabei<br />

hängt die Länge einer Linie (Umfang) von <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>ten Maßstabes<br />

ab.<br />

Die Theorie <strong>de</strong>r Formbestimmung ist noch nicht sehr weit entwickelt, die<br />

praktische Meßtechnik noch weniger, und am wenigsten weiß man darüber,<br />

welcher Formparameter für die Verfahrenstechnik wichtig ist.<br />

16.6 Memo Formanalyse<br />

• Es gibt technische Eigenschaften, die außer von <strong>de</strong>r Größe auch von <strong>de</strong>r<br />

Form <strong>de</strong>r dispersen Elemente abhängen.<br />

• Die Teilchenform kann mit Wörtern o<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rn beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit solchen Angaben lässt sich nicht rechnen, Computer können nichts<br />

damit anfangen.<br />

• Formfaktoren dienen <strong>de</strong>m quantitativen Vergleich, ohne einen direkten<br />

Bezug zur Form zu haben. Man kann aus einem Faktor nicht zurück auf<br />

die Form schließen. Es gibt zahlreiche solcher Faktoren. Formfaktoren<br />

als Quotient zweier Merkmalswerte nach verschie<strong>de</strong>nen Verfahren o<strong>de</strong>r<br />

aus <strong>de</strong>n Hauptabmessungen.<br />

• Bei <strong>de</strong>r zwei- o<strong>de</strong>r dreidimensionalen FOURIER-Analyse wird die Teilchenform<br />

durch die Koeffizienten einer FOURIER-Reihe beschrieben.<br />

Aus <strong>de</strong>r Reihe lässt sich rückwärts wie<strong>de</strong>r die Form ermitteln. Theoretisch<br />

eine saubere Sache, aber es gibt kein Messgerät dafür im Han<strong>de</strong>l.<br />

3 B. H. KAYE, Multifractal Description of a Rugged Fineparticle Profile,<br />

Part. Charact. 1(1984), 14 - 21


17 Konzentrationen, Abstän<strong>de</strong><br />

Zur Beschreibung eines dispersen Systems gehört je nach Aufgabenstellung<br />

auch die Ermittlung von Konzentrationen und Abstandsverteilungen.<br />

17.1 Übersicht<br />

Bei manchen Aufgaben interessiert die Gesamt-Konzentration <strong>de</strong>r dispersen<br />

Phase in einem dispersen System o<strong>de</strong>r die Konzentration unter- o<strong>de</strong>r oberhalb<br />

einer bestimmten Grenze <strong>de</strong>s Merkmals. Beispiele hierfür sind die Vorschriften<br />

über <strong>de</strong>n Staubgehalt <strong>de</strong>r Luft.<br />

Will man das disperse System genauer kennzeichnen, so ist auch die<br />

räumliche Verteilung <strong>de</strong>r Elemente zu untersuchen 1 . Beispielsweise hängt<br />

<strong>de</strong>r Verlauf <strong>de</strong>r Verbrennung im Zylin<strong>de</strong>r eines Dieselmotors davon ab, wie<br />

die Öltröpfchen im Verbrennungsraum verteilt sind. Die räumliche Verteilung<br />

ist in diesem Fall zeitabhängig.<br />

1 P. NEUMANN, H. UMHAUER, Characterization of the spatial distribution<br />

state of particles transported by a turbulent gas flow, Experiments in Fluids<br />

12(1991), 81 -89<br />

103


104 KAPITEL 17. KONZENTRATIONEN, ABSTÄNDE


A<br />

Computerprogramme<br />

A.1 Statistik<br />

/*<br />

v.c zum Auswerten von Anzahl-Verteilungen<br />

W. <strong>Alex</strong>, Universitaet Karlsruhe<br />

*/<br />

/*<br />

Aufruf: v urliste klassengrenzen<br />

Das erste Argument enthaelt die Urliste, jeweils ein Wert<br />

pro Zeile. Die Werte sind ganzzahlig einzugeben.<br />

Das zweite Argument enthaelt die oberen Klassengrenzen,<br />

jeweils ein Wert pro Zeile, ebenfalls ganzzahlig.<br />

Die aeussersten Klassen sollen leer sein.<br />

Bei<strong>de</strong> Dateien duerfen maximal MAX Werte enthalten.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Dateien wer<strong>de</strong>n vom Programm nur gelesen.<br />

Die Ausgabedateien *.*plot koennen von gnuplot gelesen<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

gnuplot: plot ’*.splot’ smooth unique (Verteilungssumme)<br />

gnuplot: plot ’*.dplot’ smooth unique (Verteilungsdichte)<br />

gnuplot: set data style histeps; plot ’*.dplot’ (Histogramm)<br />

Zur Statistik siehe L. Sachs, Angewandte Statistik, Springer.<br />

*/<br />

/*<br />

Die Wertebereiche unterliegen folgen<strong>de</strong>n Beschraenkungen:<br />

*/<br />

/*<br />

Compileraufruf HP-UX 10.20: cc -Aa -o v v.c -lm<br />

Compileraufruf Linux:<br />

*/<br />

cc -o v v.c -lm<br />

/*<br />

$Log: anhang6.tex,v $<br />

Revision 1.1.1.1 2005/02/06 19:40:51 wulf<br />

Anlegen <strong>de</strong>s kruemel-Reps<br />

* Revision 1.6 01/04/23 17:15:52 17:15:52 wualex1 (W. <strong>Alex</strong>)<br />

* Meldungen <strong>de</strong>fined<br />

*<br />

* Revision 1.5 01/04/23 15:40:37 15:40:37 wualex1<br />

* an gnuplot angepasst<br />

*<br />

* Revision 1.4 01/03/03 15:50:38 15:50:38 wualex1<br />

* Ausgabe in File hinzugefuegt.<br />

*<br />

* Revision 1.3 01/03/03 14:23:48 14:23:48 wualex1<br />

105


106 ANHANG A. COMPUTERPROGRAMME<br />

* *** empty log message ***<br />

*<br />

* Revision 1.2 01/03/03<br />

* In RCS aufgenommen.<br />

14:21:53 14:21:53 wualex1<br />

*<br />

*/<br />

/* #<strong>de</strong>fine DEBUG *//* fuer Normalbetrieb auskommentieren */<br />

#<strong>de</strong>fine MAX 400 /* max. Anzahl Werte */<br />

#<strong>de</strong>fine EPS 0.01 /* zum Testen von Divisoren */<br />

#<strong>de</strong>fine SUFS ".splot" /* Suffix fuer Plotfile Summe */<br />

#<strong>de</strong>fine SUFD ".dplot" /* Suffix fuer Plotfile Dichte */<br />

/* Meldungen, in Hea<strong>de</strong>rfile auslagern */<br />

#<strong>de</strong>fine MESS00 "Hier wer<strong>de</strong>n Sie geholfen."<br />

#<strong>de</strong>fine MESS01 "Gebrauch: v urliste klassengrenzen"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS02 "Datei %s existiert nicht.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS03 "Datei %s darf nicht gelesen wer<strong>de</strong>n.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS04 "Datei %s kann nicht geoeffnet wer<strong>de</strong>n.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS05 "Mehr als %d Werte.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS06 "Kein Wert vorhan<strong>de</strong>n.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS07 "Zu wenige Werte vorhan<strong>de</strong>n.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS08 "Anzahl Werte: %d\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS09 "Mehr als %d Klassen.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS10 "Keine Klasse vorhan<strong>de</strong>n.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS11 "Zu wenige Klassen vorhan<strong>de</strong>n.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS12 "Anzahl Klassen: %d\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS13 "Nur positive Werte erlaubt.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS14 "Nur positive Klassengrenzen erlaubt.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS15 "Problem beim Sortieren <strong>de</strong>r Urliste.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS16 "Sortiert, Anzahl Werte: %d\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS17 "Problem beim Sortieren <strong>de</strong>r Klassengrenzen.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS18 "Sortiert, Anzahl Klassen: %d\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS19 "Klassengrenze %d doppelt.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS20 "Groesster Wert %d ueber oberster Klassengrenze %d.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS21 "Problem bei V’summe ohne Klassen.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS22 "V’summe ohne Klassen: %d Stuetzstellen.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS23 "Problem bei Verteilung.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS24 "*** Auswertung von %s und %s\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS25 " mittels %s\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS26 "Datei %s kann nicht beschrieben wer<strong>de</strong>n.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS27 "Divisor bei Mittelwertbildung < EPS.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS28 "Divisor bei Varianz < EPS.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS29 "Divisor bei Verteilung o. Kl. < EPS.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS30 "Divisor bei x(Q = 0,5) < EPS.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS31 "Divisor bei Verteilung < EPS.\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS50 "\n*** Kennwerte:\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS51 "Anzahl <strong>de</strong>r Werte: %d\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS52 "Kleinster Wert: %d\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS53 "Groesster Wert: %d\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS54 "Mittelwert:<br />

%.2f\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS55 "Varianz:<br />

%.2f\n"<br />

#<strong>de</strong>fine MESS56 "Standardabweichung: %.2f\n"


A.1. STATISTIK 107<br />

#<strong>de</strong>fine MESS57 "Medianwert:<br />

#<strong>de</strong>fine MESS58 "x(Q = 0,5):<br />

%.2f\n"<br />

%.2f\n"<br />

/* inclu<strong>de</strong>-Files */<br />

#inclu<strong>de</strong> <br />

#inclu<strong>de</strong> <br />

#inclu<strong>de</strong> <br />

#inclu<strong>de</strong> <br />

/* RCS-Versionsnummer */<br />

static char rcs[] = "$Id: anhang6.tex,v 1.1.1.1 2005/02/06 19:40:51 w<br />

/* Typ<strong>de</strong>finitionen */<br />

type<strong>de</strong>f struct {<br />

int ogrenze;<br />

double summe;<br />

} TABLE1;<br />

type<strong>de</strong>f struct {<br />

int in<strong>de</strong>x;<br />

int ogrenze;<br />

int breite;<br />

double mitte;<br />

int anzahl;<br />

int summe;<br />

double relh;<br />

double vdichte;<br />

double vsumme;<br />

} TABLE2;<br />

/* Funktionsprototypen */<br />

int bubble(int *a, int y);<br />

double mittelwert(int *a, int y);<br />

double varianz(int *a, int y);<br />

double median(int *a, int y);<br />

double x50(TABLE1 *v);<br />

int vsumme(int *a, int y, TABLE1 *v);<br />

int verteilung(int *a, int y, int *b, int z, TABLE2 *v);<br />

/*****************/<br />

/* Hauptprogramm */<br />

/*****************/<br />

int main(int argc, char *argv[])<br />

{<br />

int url[MAX]; /* Urliste */<br />

int kla[MAX]; /* Klassen-Obergrenzen */<br />

char plotfs[256]; /* Plotfile Summe */<br />

char plotfd[256]; /* Plotfile Dichte */


108 ANHANG A. COMPUTERPROGRAMME<br />

FILE *fp; /* Filepointer */<br />

int n = 0; /* Anzahl Werte */<br />

int k = 0; /* Anzahl Klassen */<br />

int i = 0, j = 0; /* lfd. Nummer o. aehnlich */<br />

double m; /* Mittelwert */<br />

double v; /* Varianz */<br />

double z; /* Medianwert (Zentralwert) */<br />

double x; /* x(Q = 0,5) */<br />

TABLE1 vso[MAX]; /* Verteilungssumme, ohne Klassen */<br />

TABLE2 ver[MAX]; /* Verteilung, mit Klassen */<br />

/* Pruefung <strong>de</strong>r Kommandozeile */<br />

/* evntl. Optionen abfragen */<br />

switch(argv[1][1]) {<br />

case ’?’:<br />

case ’h’:<br />

case ’H’:<br />

puts(MESS00);<br />

return (0);<br />

<strong>de</strong>fault:<br />

; /* weitermachen */<br />

}<br />

if (argc < 3) {<br />

puts(MESS01);<br />

return (-1);<br />

}<br />

if (access(argv[1], 0)) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS02, argv[1]);<br />

return (-1);<br />

}<br />

if (access(argv[1], 4)) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS03, argv[1]);<br />

return (-1);<br />

}<br />

if (access(argv[2], 0)) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS02, argv[2]);<br />

return (-1);<br />

}<br />

if (access(argv[2], 4)) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS03, argv[2]);<br />

return (-1);<br />

}<br />

/* Einlesen */<br />

if ((fp = fopen(argv[1], "r")) == NULL) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS04, argv[1]);<br />

return (-1);<br />

}


A.1. STATISTIK 109<br />

while (fscanf(fp, "%d", url + n) != EOF) {<br />

n++;<br />

if (n > MAX) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS05, MAX);<br />

return (-1);<br />

}<br />

}<br />

if (n == 0) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS06);<br />

return (-1);<br />

}<br />

if (n < 3) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS07);<br />

return (-1);<br />

}<br />

fclose(fp);<br />

#if<strong>de</strong>f DEBUG<br />

printf(MESS08, n);<br />

for (i = 0; i < n ; i++) {<br />

printf("%d\n", url[i]);<br />

}<br />

#endif<br />

if ((fp = fopen(argv[2], "r")) == NULL) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS04, argv[2]);<br />

return (-1);<br />

}<br />

while (fscanf(fp, "%d", kla + k) != EOF) {<br />

k++;<br />

if (k > MAX) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS09, MAX);<br />

return (-1);<br />

}<br />

}<br />

if (k == 0) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS10);<br />

return (-1);<br />

}<br />

if (k < 2) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS11);<br />

return (-1);<br />

}<br />

fclose(fp);<br />

#if<strong>de</strong>f DEBUG<br />

printf(MESS12, k);


110 ANHANG A. COMPUTERPROGRAMME<br />

#endif<br />

for (i = 0; i < k ; i++) {<br />

printf("%d\n", kla[i]);<br />

}<br />

/* Pruefen <strong>de</strong>r Werte */<br />

for (i = 0; i < n; i++) {<br />

if (url[i]


A.1. STATISTIK 111<br />

}<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS20, url[n - 1], kla[k - 1]);<br />

return (-1);<br />

/* Obige Pruefungen koennte man noch erweitern */<br />

/* Hier geht die Rechnerei los */<br />

/* Rechnung Mittelwert, Varianz, Median */<br />

m = mittelwert(url, n);<br />

v = varianz(url, n);<br />

z = median(url, n);<br />

/* Rechnung Verteilung */<br />

/* Verteilungssumme ohne Klassenbildung */<br />

if (!(j = vsumme(url, n, vso))) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS21);<br />

return (-1);<br />

}<br />

#if<strong>de</strong>f DEBUG<br />

printf(MESS22, j);<br />

for (i = 0; i


112 ANHANG A. COMPUTERPROGRAMME<br />

puts("\n*** Verteilung:\n");<br />

puts(" i ugrz ogrz brte mitte anzahl summe \<br />

relhfg vdichte vsumme ");<br />

for ( i = 0, j = 0; i < k; i++) {<br />

printf("%2d %4d %4d %4d %6.2f %6d %6d \<br />

%5.3f %7.5f %5.3f\n",\<br />

ver[i].in<strong>de</strong>x,\<br />

j,\<br />

ver[i].ogrenze,\<br />

ver[i].breite,\<br />

ver[i].mitte,<br />

ver[i].anzahl,\<br />

ver[i].summe,\<br />

ver[i].relh,\<br />

ver[i].vdichte,\<br />

ver[i].vsumme);<br />

j = ver[i].ogrenze;<br />

}<br />

/* ASCII-Grafik? */<br />

/* Ausgabe in Files */<br />

strncpy(plotfs, argv[1], 250);<br />

strcat(plotfs, SUFS);<br />

if ((fp = fopen(plotfs, "w")) == NULL) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS04, plotfs);<br />

return (-1);<br />

}<br />

for (i = 0; i < k; i++) {<br />

if (!(fprintf(fp, "%4d %5.3f\n", ver[i].ogrenze, \<br />

ver[i].vsumme))) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS26, plotfs);<br />

return (-1);<br />

}<br />

}<br />

fclose(fp);<br />

strncpy(plotfd, argv[1], 250);<br />

strcat(plotfd, SUFD);<br />

if ((fp = fopen(plotfd, "w")) == NULL) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS04, plotfd);<br />

return (-1);<br />

}<br />

for (i = 0; i < k; i++) {<br />

if (!(fprintf(fp, "%4.2f %1.6f\n", ver[i].mitte, \<br />

ver[i].vdichte))) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS26, plotfd);<br />

return (-1);<br />

}


A.1. STATISTIK 113<br />

}<br />

fclose(fp);<br />

return 0;<br />

}<br />

/**********************/<br />

/* En<strong>de</strong> Hauptprogramm */<br />

/**********************/<br />

/* Funktion bubble() zum Sortieren */<br />

/* a Array <strong>de</strong>r Werte, y Anzahl <strong>de</strong>r Werte */<br />

int bubble(int *a, int y)<br />

{<br />

int i = 0, flag = 0;<br />

int x;<br />

y = y - 1;<br />

while (flag == 0) {<br />

flag = 1;<br />

for (i = 0; i < y; i++) {<br />

if (a[i + 1] < a[i]) {<br />

x = a[i]; /* vertauschen */<br />

a[i] = a[i + 1];<br />

a[i + 1] = x;<br />

flag = 0;<br />

}<br />

}<br />

}<br />

return 0;<br />

}<br />

/* Funktion mittelwert() */<br />

double mittelwert(int *a, int y)<br />

{<br />

int i = 0, s = 0;<br />

double m = 0;<br />

y = y - 1;<br />

for (i = 0; i < y; i++) {<br />

s = s + a[i];<br />

}<br />

if (((y + 1) < 0 ? - (y + 1) : (y + 1)) < EPS) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS27);<br />

return (-1);<br />

}<br />

m = (double)s / (double)(y + 1);<br />

return m;


114 ANHANG A. COMPUTERPROGRAMME<br />

}<br />

/* Funktion varianz() */<br />

double varianz(int *a, int y)<br />

{<br />

int i = 0;<br />

double s1 = 0, s2 = 0, v = 0;<br />

y = y - 1;<br />

for (i = 0; i < y; i++) {<br />

s1 = s1 + a[i] * a[i];<br />

s2 = s2 + a[i];<br />

}<br />

if (((y + 1) < 0 ? - (y + 1) : (y + 1)) < EPS) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS28);<br />

return (-1);<br />

}<br />

if (((y) < 0 ? - (y) : (y)) < EPS) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS28);<br />

return (-1);<br />

}<br />

v = (s1 - s2 * s2 / ((double)y + 1)) / (double)y;<br />

return v;<br />

}<br />

/* Funktion median() */<br />

double median(int *a, int y)<br />

{<br />

double m = 0;<br />

if (y % 2 == 0) {<br />

y = y / 2;<br />

m = (a[y - 1] + a[y]) / 2;<br />

}<br />

else {<br />

y = y / 2;<br />

m = a[y];<br />

}<br />

return m;<br />

}<br />

/* Verteilungssumme Q(x) ohne Klassenbildung */<br />

int vsumme(int *a, int y, TABLE1 *v)<br />

{<br />

int i = 0, j = 0, x = 0;


A.1. STATISTIK 115<br />

v[j].ogrenze = 0;<br />

v[j].summe = 0;<br />

for (i = 0; i < y; i++) {<br />

if (a[i] > x) {<br />

j++;<br />

v[j].ogrenze = a[i];<br />

v[j].summe = v[j - 1].summe + 1;<br />

x = a[i];<br />

}<br />

else {<br />

v[j].summe = v[j].summe + 1;<br />

}<br />

}<br />

for (i = 0; i < y; i++) {<br />

if (((v[j].summe) < 0 ? - (v[j].summe) : (v[j].summe)) < EPS)<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS29);<br />

return (-1);<br />

}<br />

}<br />

v[i].summe = v[i].summe / v[j].summe;<br />

return j;<br />

}<br />

/* Funktion fuer x(Q = 0,5), linear interpoliert */<br />

double x50(TABLE1 *v)<br />

{<br />

int i = 0;<br />

double x = 0, y = 0;<br />

for(i = 0; v[i].summe < 0.50; i++) ;<br />

#if<strong>de</strong>f DEBUG<br />

printf("1. Wert x(Q < 0,5): %d %.2f\n", \<br />

v[i - 1].ogrenze, v[i - 1].summe);<br />

printf("2. Wert x(Q > 0,5): %d %.2f\n", \<br />

v[i].ogrenze, v[i].summe);<br />

#endif<br />

y = v[i - 1].summe - v[i].summe;<br />

if ((y < 0 ? - y : y) < EPS) {<br />

fprintf(st<strong>de</strong>rr, MESS30);<br />

return (-1);<br />

}<br />

x = (0.50 * (v[i - 1].ogrenze - v[i].ogrenze) - \<br />

v[i].summe * v[i - 1].ogrenze + v[i - 1].summe * \<br />

v[i].ogrenze) / y;<br />

return x;


116 ANHANG A. COMPUTERPROGRAMME<br />

}<br />

/* Verteilung mit Klassenbildung */<br />

/* a Array <strong>de</strong>r Werte, y Anzahl <strong>de</strong>r Werte,<br />

b Array <strong>de</strong>r Klassengrenzen, z Anzahl <strong>de</strong>r Klassen,<br />

v Ergebnistabelle */<br />

int verteilung(int *a, int y, int *b, int z, TABLE2 *v)<br />

{<br />

int i = 0, j = 0, ugrenze = 0, inhalt = 0, summe = 0;<br />

#if<strong>de</strong>f DEBUG<br />

printf("y = %d\n", y);<br />

printf("z = %d\n", z);<br />

#endif<br />

for (i = 0, j = 0; i < z; i++) {<br />

v[i].in<strong>de</strong>x = i;<br />

v[i].ogrenze = b[i];<br />

v[i].breite = v[i].ogrenze - ugrenze;<br />

v[i].mitte = ((double)(v[i].ogrenze + ugrenze)) / 2.00;<br />

for (; (a[j]


A.1. STATISTIK 117<br />

}<br />

/*******************/<br />

/* En<strong>de</strong> vons Janze */<br />

/*******************/


B<br />

Prüfungsfragen<br />

Diese Sammlung soll Hinweise geben, was ungefähr in <strong>de</strong>r Prüfung gefragt<br />

wer<strong>de</strong>n könnte. Ich beschränke mich aber we<strong>de</strong>r auf genau diese Fragen noch<br />

auf genau diesen Wortlaut. Das Verständnis <strong>de</strong>r Themen ist mir wichtiger<br />

als die Gedächtnisleistung – wobei es ganz ohne Fakten natürlich auch nicht<br />

geht.<br />

• Disperse Systeme<br />

– Was ist ein disperses System? Beispiele?<br />

– Welche physikalischen Größen kennzeichnen ein disperses System?<br />

Denken Sie auch an bewegte o<strong>de</strong>r zeitlich verän<strong>de</strong>rliche Systeme.<br />

– Nennen Sie Beispiele für dispersitätsabhängige Stoffeigenschaften.<br />

– Welche Aggregatzustän<strong>de</strong> kommen in dispersen Systemen vor? Beispiele?<br />

– Nennen Sie einige physikalische Größen, die als Dispersitätsmerkmal<br />

geeignet sind. Anfor<strong>de</strong>rungen an ein Dispersitätsmerkmal?<br />

– Welche Arten von Skalen gibt es? Beispiele?<br />

– Welche Größen kommen zur Angabe <strong>de</strong>r Mengenanteile in Frage?<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an diese Größen?<br />

– Wie wird eine statistische Verteilung (Mengenanteil = f(Merkmal))<br />

dargestellt? Wie können die Kurven aussehen? Welche Beziehung<br />

besteht zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Arten <strong>de</strong>r Darstellung?<br />

– Wie sehen die Verteilungskurven einer Mischung zweier unterschiedlicher<br />

Komponenten aus?<br />

– Was be<strong>de</strong>utet eine Stufe in <strong>de</strong>r Verteilungssummenkurve (Q = konstant)?<br />

– Wie sind Mittelwerte <strong>de</strong>finiert?<br />

– Nennen Sie wenigstens zwei spezielle Verteilungen, die in <strong>de</strong>r Dispersitätsanalyse<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n? Welche Eigenschaften haben<br />

sie?<br />

– Wie än<strong>de</strong>rt sich das Verhalten von Teilchen, wenn man aus <strong>de</strong>m<br />

grobdispersen in <strong>de</strong>n kolloidalen Bereich kommt?<br />

– Wieviele Teilchen von 1/100 mm Durchmesser sind unter realistischen<br />

Annahmen in 1 mg eines Feststoffs ungefähr enthalten?<br />

– Worin bestehen die verfahrenstechnischen Unterschie<strong>de</strong> zwischen<br />

Würfelzucker und Kandiszucker?<br />

• Probenvorbereitung<br />

118


119<br />

– Was versteht man unter einer Probenahme? Warum ist sie erfor<strong>de</strong>rlich?<br />

– Welche Regeln gelten für die Probenahme?<br />

– Was versteht man unter einer Probenteilung?<br />

– Was ist ein statistischer, was ein systematischer Fehler?<br />

– Wie kann man systematische Fehler verhin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r verringern?<br />

– Wie kann man statistische Fehler verringern?<br />

• Zählverfahren<br />

– Was ist das Gemeinsame aller Zählverfahren? Allgemeine Vor- und<br />

Nachteile aller Zählverfahren?<br />

– Für welche Aufgaben wür<strong>de</strong>n Sie Zählverfahren einsetzen?<br />

– Vor- und Nachteile <strong>de</strong>r abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zählverfahren (Bildauswertung)?<br />

Anwendungsbereich?<br />

– Einige Dispersitätsmerkmale <strong>de</strong>r abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zählverfahren?<br />

– Prinzipien <strong>de</strong>r unmittelbaren Zählverfahren?<br />

– Fehlermöglichkeiten bei unmittelbaren Zählverfahren? Wie kann<br />

man die Fehler verringern?<br />

– Welches Dispersitätsmerkmal verwen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Coulter Counter? Anwendungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Gerätes?<br />

– Wie hängt die Intensität <strong>de</strong>s an einem Teilchen gestreuten Lichtes<br />

von <strong>de</strong>r Teilchenlänge ab? Welche Bereiche gibt es?<br />

– Anwendungsbereich von Streulicht-Analysatoren?<br />

• Sedimentationsverfahren<br />

– Dispersitätsmerkmal <strong>de</strong>r Sedimentationsverfahren? Voraussetzungen?<br />

– Für welche Aufgaben wür<strong>de</strong>n Sie Sedimentationsverfahren einsetzen?<br />

– Wie ist <strong>de</strong>r Stokes-Durchmesser <strong>de</strong>finiert?<br />

– Worauf ist bei <strong>de</strong>r Dispergierung zu achten?<br />

– Was ist Thermokonvektion? Wo stört sie, was tut man dagegen?<br />

– Was ist Dichtekonvektion? Wo stört sie, was tut man dagegen?<br />

– Was ist Strähnenbildung? Wo tritt sie auf?<br />

– Einteilung <strong>de</strong>r Sedimentationsverfahren (drei Gesichtspunkte)<br />

– Möglichkeiten <strong>de</strong>r Mengen- o<strong>de</strong>r Konzentrationsmessung<br />

– Warum spielt die Sedimentation in Gasen als Meßverfahren keine<br />

Rolle?<br />

– Anwendungsbereich <strong>de</strong>r Sedimentationsverfahren


120 ANHANG B. PRÜFUNGSFRAGEN<br />

• Trennverfahren<br />

– Wie läßt sich eine Trennung kennzeichnen? (Kurve, Werte)<br />

– Anomalien <strong>de</strong>r Trennkurve (Zerkleinerung, Agglomeration)? I<strong>de</strong>ale<br />

Trennung, i<strong>de</strong>ale Teilung?<br />

– Bauarten von Sieben?<br />

– Kennzeichnung von Sieben?<br />

– Behandlung von Sieben; Siebschä<strong>de</strong>n?<br />

– Anwendungsbereiche <strong>de</strong>r Siebanalyse?<br />

– Einflußgrößen auf die Siebung?<br />

– Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>r Trenngrenze (Zähl-Wäge-<br />

Verfahren)<br />

– Bauarten von Siebmaschinen<br />

– Für welche Aufgaben wür<strong>de</strong>n Sie die Analysensiebung einsetzen?<br />

– Prinzip <strong>de</strong>r Windsichtung (und Schlämmung)?<br />

– Einteilung <strong>de</strong>r Windsichtverfahren (zwei Gesichtspunkte)<br />

– Bauweise eines Gegenstromsichters im Schwerefeld, Probleme?<br />

– Bauweise eines Querstromsichters im Schwerefeld<br />

– Bauweise eines Spiralwindsichters<br />

– Vergleich Windsichtung - Sedimentation<br />

– Für welche Aufgaben wür<strong>de</strong>n sie die Analysensichtung einsetzen?<br />

• Oberfläche, Porosität<br />

– Definition <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche? Wert für Kugel o<strong>de</strong>r Würfel?<br />

– Definition <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Oberfläche eines Festkörpers?<br />

– Was versteht man unter äußerer und innerer Oberfläche?<br />

– Nennen Sie Beispiele für Stoffe mit hoher innerer Oberfläche.<br />

– Definition <strong>de</strong>r Porosität?<br />

– (Berechnung <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche aus <strong>de</strong>r Verteilung)<br />

– Prinzipien zur Messung <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche?<br />

– Gesetz von Hagen und Poiseuille? (Proportionalität reicht)<br />

– Grenzen von Hagen + Poiseuille bzw. Carman + Kozeny bei kleinen<br />

Teilchen.<br />

– Bauprinzipien von Oberflächenmeßgeräten nach <strong>de</strong>m Durchströmungsverfahren<br />

– Gesetz von Lambert und Beer? (Proportionalität reicht)<br />

– Grenzen <strong>de</strong>r fotometrischen Verfahren zur Oberflächenmessung?<br />

– Prinzip <strong>de</strong>r Oberflächenmessung durch Physisorption?


121<br />

– Möglichkeiten zur Bestimmung <strong>de</strong>r sorbierten Gasmenge?<br />

– Wege zur Messung <strong>de</strong>r Porosität eines Haufwerks?<br />

• Formbeschreibung<br />

– Nennen Sie Beispiele disperser Systeme, bei <strong>de</strong>nen die Teilchenform<br />

wesentlich für die verfahrenstechnischen Eigenschaften ist.<br />

– Wie kann man eine Form kennzeichnen (2 Wege)?<br />

– Wie sind Formfaktoren allgemein <strong>de</strong>finiert?<br />

– Wie kann man die Form (gegebenenfalls einer zweidimensionalen<br />

Abbildung) quantitativ kennzeichen?<br />

– Was ist (in groben Zügen) eine Fourierreihe?<br />

– Welche Formeigenschaften sind für die niedrigen bzw. hohen Koeffizienten<br />

<strong>de</strong>r Fourierreihe maßgebend?<br />

Falls Sie eine <strong>de</strong>r obigen Fragen nicht verstehen, fragen Sie mich rechtzeitig<br />

direkt o<strong>de</strong>r per Email (wulf.alex@mvm.uni-karlsruhe.<strong>de</strong>). Ich wer<strong>de</strong><br />

versuchen, die Frage besser auszudrücken. Falls Sie eine Antwort nicht wissen<br />

und auch nirgends fin<strong>de</strong>n, dürfen Sie mich ebenfalls fragen.<br />

Wenn man Namen wie HAGEN, POISEUILLE, STOKES o<strong>de</strong>r FOURIER erwähnt,<br />

sollte man die zugehörigen Gleichungen o<strong>de</strong>r Gesetze in etwa kennen.<br />

Eine sinnvolle Übung ist es, sich in seinem häuslichen Bereich einmal<br />

nach dispersen Systemen umzusehen (Zucker!) und sich ihre Eigenschaften<br />

zu vergegenwärtigen. In <strong>de</strong>r Prüfung fallen Ihnen dann vielleicht eher Beispiele<br />

ein. Betrachten Sie mal einen Topfkuchen als disperses System, ehe<br />

Sie ihn seiner Bestimmung zuführen. Eine Erfahrung aus vielen Prüfungen<br />

ist, daß die Verbindung <strong>de</strong>s Lehrstoffs mit <strong>de</strong>m Alltag oft Schwierigkeiten bereitet.<br />

Und <strong>de</strong>nken Sie daran: Manche Prüfungsfragen lassen sich mit <strong>de</strong>m<br />

gesun<strong>de</strong>n Menschenverstand beantworten.<br />

Mit <strong>de</strong>n besten Wünschen für Ihre Prüfung verkrümelt sich<br />

Ihr W. <strong>Alex</strong>.


C<br />

DIN-Normen<br />

DIN 66 111 Sedimentationsanalyse im Schwerefeld, Grundlagen<br />

DIN 66 115 Sedimentationsanalyse im Schwerefeld, Pipette-Verfahren<br />

DIN 66 116 Sedimentationsanalyse im Schwerefeld, Sedimentationswaage<br />

DIN 66 118 Sichtanalyse, Grundlagen<br />

DIN 66 119 Sichtanalyse, Schwerkraft-Gegenstromsichter<br />

DIN 66 120 Sichtanalyse, Fliehkraftsichter<br />

DIN 66 126 Bestimmung <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche pulverförmiger<br />

Stoffe mit Durchströmungsverfahren, Grundlagen<br />

DIN 66 127 Bestimmung <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche pulverförmiger<br />

Stoffe mit Durchströmungsverfahren, Blaine<br />

DIN 66 131 Bestimmung <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche von Feststoffen<br />

durch Gasadsorption, BET, Grundlagen<br />

DIN 66 132 Bestimmung <strong>de</strong>r spezifischen Oberfläche von Feststoffen<br />

durch Stickstoffadsorption, Einpunkt-Differenzverfahren<br />

DIN 66 141 Darstellung von Korn-(Teilchen-)größenverteilungen,<br />

Grundlagen<br />

DIN 66 142 Darstellung und Kennzeichnung von Trennungen<br />

disperser Güter<br />

DIN 66 144 Darstellung von Korn-(Teilchen-)größenverteilungen,<br />

logarithmisches Normalverteilungsnetz<br />

DIN 66 160 Messen Disperser Systeme, Begriffe<br />

DIN 66 161 Partikelgrößenanalyse, Formelzeichen, Einheiten<br />

DIN 66 165 Siebanalyse, Grundlagen, Durchführung<br />

Daneben gibt es eine Vielzahl stoffspezifischer Normen, zum Beispiel für<br />

die Baustoff- o<strong>de</strong>r die Pigmentindustrie.<br />

122


D<br />

Zum Weiterlesen<br />

Die aufgeführten Werke wer<strong>de</strong>n zur Vertiefung empfohlen. Die Auswahl ist<br />

subjektiv, Vollständigkeit war nicht das Ziel.<br />

D.1 Gesamtdarstellungen<br />

T. Allen Particle Size Measurement<br />

Vol. 1: Pow<strong>de</strong>r Sampling and Particle Size Measurement<br />

Vol. 2: Surface Area and Pore Size Distribution<br />

Chapman + Hall, London, 1997, 525 + 251 S.<br />

W. Batel Einführung in die Korngrößenmeßtechnik<br />

Springer-Verlag, Berlin, 1971, 214 S.<br />

S. K. Friedlan<strong>de</strong>r Smoke, Dust, and Haze<br />

Oxford University Press, New York, 2000, 407 S.<br />

B. H. Kaye Characterization of Pow<strong>de</strong>rs and Aerosols<br />

Wiley-VCH, Weinheim, 1998, 312 S.<br />

K. Leschonski, W. <strong>Alex</strong>, B. Koglin Teilchengrößenanalyse<br />

Chemie-Ingenieur-Technik 46 (1974) Nr. 1, 3, 7, 9, 11. 13. 15, 17, 19,<br />

21, 23 und 47 (1975) Nr. 1, 3<br />

D.2 Grundlagen<br />

H. Brauer Grundlagen <strong>de</strong>r Einphasen- und Mehrphasenströmungen<br />

Verlag Sauerlän<strong>de</strong>r, Aarau, 1971, 955 S.<br />

P. Grassmann Physikalische Grundlagen <strong>de</strong>r Verfahrenstechnik<br />

Salle, Frankfurt + Sauerlän<strong>de</strong>r, Aarau, 1982, 943 S.<br />

H. Rumpf Über die Eigenschaften von Nutzstäuben<br />

Staub - Reinhaltung <strong>de</strong>r Luft 27 (1967) Nr. 1, S. 3 - 13<br />

M. Stieß Mechanische Verfahrenstechnik 1<br />

Springer-Verlag, Berlin, 1995, 369 S. (2008, in Vorbereitung)<br />

D.3 Mathematik, Statistik, Informatik<br />

O. Brigham FFT Schnelle Fourier-Transformation<br />

Ol<strong>de</strong>nbourg, München (1995)<br />

R. Hafner Nichtparametrische Verfahren <strong>de</strong>r Statistik<br />

Springer, Wien (2001)<br />

123


124 ANHANG D. ZUM WEITERLESEN<br />

B. Jähne Digitale Bildverarbeitung<br />

Springer, Berlin (2002)<br />

E. Kreyszig Statistische Metho<strong>de</strong>n und ihre Anwendungen<br />

Van<strong>de</strong>nhoeck + Ruprecht, Göttingen (1991)<br />

M. Kühlmeyer Statistische Auswertungsmetho<strong>de</strong>n für Ingenieure<br />

Springer, Berlin (2001)<br />

H. Marko Systemtheorie<br />

Springer, Berlin (1995)<br />

R. Mohr Statistik für Ingenieure und Naturwissenschaftler<br />

exper-Verlag, Renningen (2003)<br />

L. Sachs Angewandte Statistik<br />

Springer-Verlag, Berlin (1997)<br />

D. Stoyan Stochastik für Naturwissenschaftler und Ingenieure<br />

Wiley-VCH, Weinheim (1998)<br />

D.4 Probennahme und -vorbereitung<br />

K. Sommer Probenahme von Pulvern und körnigen Massengütern<br />

Springer-Verlag, Berlin, 1979, 305 S.<br />

D.5 Zählverfahren<br />

W. <strong>Alex</strong> Prinzipien und Systematik <strong>de</strong>r Zählverfahren in <strong>de</strong>r Teilchengrößenanalyse<br />

Aufbereitungstechnik 13 (1972) Nr, 2, 3, 10 und 11<br />

R. Broßmann Die Lichtstreuung an kleinen Teilchen als Grundlage einer<br />

Teilchengrößenbestimmung<br />

Dissertation Universität Karlsruhe 1966<br />

D.6 Sedimentationsverfahren<br />

C. Bernhardt Granulometrie – Klassier- und Sedimentationsmetho<strong>de</strong>n<br />

Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1990, 400 S.<br />

D.7 Windsichtung<br />

C. Bernhardt Granulometrie – Klassier- und Sedimentationsmetho<strong>de</strong>n<br />

Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1990, 400 S.


D.8. TRENNVERFAHREN ALLGEMEIN, SIEBANALYSE 125<br />

D.8 Trennverfahren allgemein, Siebanalyse<br />

C. Bernhardt Granulometrie – Klassier- und Sedimentationsmetho<strong>de</strong>n<br />

Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1990, 400 S.<br />

D.9 Weitere Verfahren<br />

U. Riebel Die Grundlagen <strong>de</strong>r Partikelgrößenanalyse mittels<br />

Ultraschallspektrometrie<br />

Dissertation Universität Karlsruhe 1988<br />

D.10 Oberfläche, Porosität<br />

H. Schubert Kapillarität in porösen Feststoffsystemen<br />

Springer-Verlag, Berlin, 1982, 350 S.<br />

D.11 Formanalyse<br />

W. <strong>Alex</strong> Einfluss <strong>de</strong>r Partikelform auf das Ergebnis von Dispersitätsmessungen<br />

mittels Siebung, Sedimentation und Bildanalyse im Bereich<br />

0,05 bis 2 mm<br />

Schlussbericht DFG-Vorhaben Al 174/1 (1982)<br />

D. Huller Quantitative Formanalyse von Partikeln<br />

Dissertation Universität Karlsruhe 1984<br />

M. Pahl, G. Schä<strong>de</strong>l, H. Rumpf Zusammenstellung von Teilchenformbeschreibungsmetho<strong>de</strong>n<br />

Aufbereitungstechnik 14 (1973) Nr. 5, 10 und 11<br />

M. Schroe<strong>de</strong>r Fractals, Chaos, Power Laws<br />

W. H. Freeman, New York 1990<br />

D. Stoyan, H. Stoyan Fraktale - Formen - Punktfel<strong>de</strong>r<br />

Aka<strong>de</strong>mie-Verlag, Berlin 1992<br />

A. Vretblad Fourier Analysis and Its Applications<br />

Springer, Berlin (2003)


126 ANHANG D. ZUM WEITERLESEN


D.11. FORMANALYSE 127


Personenverzeichnis<br />

BEER, A. 86<br />

BENETT 28<br />

BINOMI, G. 48<br />

BLAINE, R. L. 86<br />

BROWN, R. 62<br />

BRUNAUER, S. 86, 92, 93<br />

CARMAN, P. C. 86, 89<br />

CAUCHY, A. L. 53<br />

COREY, A. T. 100<br />

DEMING, L. S. 92<br />

DEMING, W. E. 92<br />

DÜMBGEN, G. 94<br />

EDER, TH. 39<br />

EMETT, P. H. 86<br />

EMMETT, P. H. 93<br />

ODÉN, S. 64<br />

POISEUILLE, L. 86<br />

RAMMLER, E. 28<br />

RAYLEIGH, LORD J. W. 83<br />

RINGELNATZ, J. 75<br />

ROSIN, P. 28<br />

RUMPF, H. 4<br />

SCHUMANN, R. 26<br />

SPERLING 28<br />

STOKES, G. G. 61<br />

TELLER, E. 86, 92, 93<br />

WADELL, H. 98<br />

FERET, R. L. 53<br />

FOURIER, J. J. 100<br />

FRAUNHOFER, J. 83<br />

FRIEDRICH, W. 89<br />

GATES, A. O. 26<br />

GAUDIN, A. M. 26<br />

GAUSS, C. F. 27<br />

HAGEN, G. 86<br />

HAUL, R. 94<br />

HEYWOOD, H. 99<br />

Heywood, H. 85<br />

KNUDSEN 86<br />

KOZENY, J. 86<br />

KRUMBEIN, W. C. 99<br />

LAMBERT, J. H. 86<br />

LEA 86<br />

LESCHONSKI, K. 63<br />

MARTIN, G. 53<br />

MIE, G. 83<br />

NURSE 86<br />

128


Sachverzeichnis<br />

Abbildung 53<br />

Abschei<strong>de</strong>grad 36<br />

Abschei<strong>de</strong>n 35<br />

Abszissensubstitution 33<br />

Adsorption 92<br />

Äquivalent-Durchmesser 61<br />

Äquivalent-Durchmesser 10<br />

Aerogel 6<br />

Aerosol 6<br />

Aggregatzustand 6<br />

Anzahl 11, 52<br />

Anzahlverteilung 16<br />

Aräometer 62<br />

Areameter 94<br />

Aufgabegut 35<br />

Aufladung, elektrostatische A. 71<br />

BET 86<br />

BET-Isotherme 93<br />

Beugung 83<br />

Bildauswertung 53<br />

Bioverfügbarkeit 3<br />

Blaine-Gerät 86, 89<br />

Blase 5<br />

Blasensystem 6<br />

Blut 2<br />

Brechung 83<br />

Brownsche Bewegung 62<br />

Carman-Kozeny-Gleichung 89<br />

Chemisorption 86, 92<br />

Coulter Counter 55<br />

Cunningham-Korrektur 73<br />

Deckkraft 3<br />

Dekontaminierungsfaktor 36<br />

Dichte 9<br />

Differenzenskala 8<br />

DIN 66115 62, 63<br />

DIN 66116 62<br />

DIN 66119 73<br />

DIN 66120 73<br />

DIN 66126 86<br />

DIN 66127 86<br />

DIN 66131 86<br />

DIN 66132 86, 94<br />

DIN 66142 35<br />

DIN 66143 26<br />

DIN 66144 27<br />

DIN 66145 28<br />

DIN 66165 79<br />

diskret-dispers 5<br />

Dispergierung 61<br />

Dispersion (Licht) 83<br />

Dispersität 3, 5<br />

Dispersitätsanalyse 3<br />

Dispersitätsmerkmal 8<br />

Dispersoid 5<br />

Durchfluss-Fotometer 57<br />

Durchgang 81<br />

Durchlassgrad 36<br />

Durchmesser<br />

Äquivalent-D. 10, 61<br />

Dispersitätsmerkmal D. 9<br />

Feret-D. 53<br />

hydraulischer D. 88<br />

Martin-D. 53<br />

Sauter-D. 85<br />

Stokes-D. 61<br />

Durchströmungsverfahren 86<br />

Écart probable 39<br />

Eigenschaftsfunktion 4<br />

Einzelsiebung 79<br />

Elektronenmikroskop<br />

Raster-E. 53<br />

Transmissions-E. 53<br />

Element, disperses E. 5<br />

Elongation 99<br />

Emulsion 6<br />

Energie 9, 11<br />

Expertensystem 13<br />

Explosionsverhalten 3<br />

Extinktionskoeffizient 86<br />

Farbe 3<br />

129


130 SACHVERZEICHNIS<br />

Fehler<br />

F. bei <strong>de</strong>r Probenahme 46<br />

statistischer F. 43<br />

systematischer F. 43<br />

Feingut 35<br />

Feinheit 3<br />

Feret-Durchmesser 53<br />

Festigkeit 3<br />

Fisher-Sub-Sieve-Sizer 89<br />

Fisher Sub Sieve Sizer 86<br />

Flocke 5<br />

Form 97<br />

Formbeschreibung<br />

verbale F. 98<br />

Formfaktor 85<br />

dynamischer F. 99<br />

F. nach COREY 100<br />

F. nach KRUMBEIN 99<br />

Übersicht 98<br />

Fotometer 86<br />

Fotosedimentometer 62<br />

Fourier-Analyse 101<br />

Fourier-Transformation 100<br />

Fraktal 102<br />

Gegenstrom-Sichtung 71<br />

Geschmack 3<br />

Geschwindigkeit 9<br />

grobdispers 7<br />

Grobgut 35<br />

Grundgesamtheit 48<br />

Häufigkeit 16<br />

Handsiebung 77<br />

Häufigkeit 12<br />

Hefe 2<br />

Heywood-Faktor 85<br />

Histogramm 19<br />

Imperfektion 39<br />

Impuls 9<br />

inkrementale Verfahren 62<br />

Integralgleichung, Volterrasche I.<br />

65, 69<br />

Inter<strong>de</strong>zilbereich 25<br />

Interquartilbereich 15, 25<br />

Intervallskala 8<br />

Kamera 53<br />

Kappawert nach EDER 39<br />

Kaska<strong>de</strong>n-Impaktor 73<br />

Klasse 16<br />

Klassenbreite 16<br />

Klassengrenze 16<br />

Klassieren 35<br />

Körnungsnetz 28<br />

kohärent-dispers 5<br />

Konglomerat 6<br />

Konzentration 12<br />

Koordinaten 30<br />

Korn 5<br />

Krümel 5<br />

Kuchen 1<br />

kumulative Verfahren 62<br />

Lambert-Beersches Gesetz 86, 91<br />

Langarmnäherung 69<br />

Länge 9<br />

Laser-Scanning-Mikroskop 53<br />

Lawinengefahr 3<br />

Licht<br />

Beugung 83<br />

Brechung 83<br />

Dispersion 83<br />

Reflexion 83<br />

Streuung 83<br />

Lichtmikroskop 53<br />

Lichtwellenlänge 7<br />

Lochblech (Sieb) 75<br />

Lösungsverhalten 3<br />

Loschmidt-Zahl 94<br />

Luftstrahlsiebung 77<br />

Lungengängigkeit 3<br />

Lupenaufnahme 53<br />

Maßstabsfaktor 30<br />

Makroskop 53<br />

Manometer 62<br />

Martin-Durchmesser 53<br />

Maschenweite (Sieb) 75<br />

Maschinensiebung 77<br />

Masse 9, 11<br />

Massenanteil 36<br />

Massenkraft 71<br />

Massenverteilung 21<br />

Medianwert 15, 21<br />

Medium, umgeben<strong>de</strong>s M. 5


SACHVERZEICHNIS 131<br />

Mengenanteil 11<br />

Mengenbilanz (bei Trennungen)<br />

35<br />

Mengeninhalt 11, 12<br />

Mengenmessung, inkrementelle M.<br />

63<br />

Mengenmessung, kumulative M.<br />

63, 64<br />

Mikrosieb 75, 78<br />

Mikroson<strong>de</strong> 53<br />

Mittelwert 23<br />

Modalwert 23<br />

Moment, statistisches M. 23<br />

Morphologie 97<br />

Nasssiebung 78<br />

Navier-Stokes-Gleichung 88<br />

Nebel 6, 91<br />

Nennmaschenweite 76<br />

Nominalskala 8<br />

Normalverteilung 27<br />

Oberfläche 9, 12<br />

äußere O. 86<br />

Definition 86<br />

innere O. 86<br />

massenbezogene O. 85<br />

Messung 86<br />

spezifische O. 85<br />

volumenbezogene O. 85<br />

Oberflächengüte 3<br />

Ordinalskala 8<br />

Orientierung 12<br />

Packungsdichte 3<br />

Partikel 5<br />

Phase, disperse P. 5<br />

Physisorption 86, 92<br />

Pipette-Verfahren 62<br />

Platzbedarf 94<br />

Porosität 96<br />

Potenzverteilung 26<br />

Präparation 47<br />

Probenahme 45<br />

Probenteilung 45<br />

Probenumfang 48<br />

Projektionsfläche 9<br />

Quartil 15<br />

Querstrom-Sichtung 71<br />

Rauch 6<br />

Reflexion 83<br />

Regen 91<br />

Rieselfähigkeit 3<br />

Ringspaltsieb 78<br />

Röntgensedimentometer 62<br />

RRSB-Verteilung 28<br />

Rückstand 28, 81<br />

Rundheit 99<br />

Satzsiebung 79<br />

Sauter-Durchmesser 85<br />

Schaum 6<br />

Schlämmung 71<br />

Schlamm 6<br />

Schleifmittel 3<br />

Schnee 91<br />

Schrumpfverhalten 3<br />

Schuppigkeit 99<br />

Schwerefeld 71<br />

Schwingsiebung 77<br />

Sedimentation 12, 59<br />

Sedimentationswaage 62<br />

Sichtanalyse 71<br />

Sichtung 12<br />

Sieb 75<br />

Siebanalyse 79<br />

Siebbo<strong>de</strong>n 75<br />

Siebdauer 80<br />

Sieb<strong>de</strong>ckel 75<br />

Siebfehler 76<br />

Siebfläche 76<br />

Siebgewebe 75<br />

Siebhilfe 79<br />

Siebmedium 75<br />

Siebnorm 77<br />

Sieböffnung 76<br />

Sieböffnungsweite 75<br />

Siebpfanne 75<br />

Siebrahmen 75<br />

Siebreinigung 79<br />

Siebung 12<br />

Sinkgeschwindigkeit 59<br />

Skala 8<br />

Skalenniveau 8<br />

Sorption 86


132 SACHVERZEICHNIS<br />

Sorptionsisotherme 92<br />

Sortieren 35<br />

Spannweite 15, 25<br />

Sphärizität 98<br />

Sphärizität 98<br />

Spritzkorn 38<br />

Stabilität 3<br />

Standardabweichung 26<br />

Staub 6<br />

Stecken 54<br />

Stichprobe 48<br />

Stokes-Durchmesser 61<br />

Stokes-Geschwindigkeit 61<br />

Strähnenbildung 67<br />

Streulicht-Analysator 57<br />

Streuung (Licht) 83<br />

Streuung (Statistik) 25<br />

Streuungsmaß 23<br />

Strömungskraft 71<br />

Stück 5<br />

Suspension 6<br />

Suspensionsverfahren 62, 63, 68<br />

Verteilungssumme 16<br />

Verunreinigungen 52<br />

Volterrasche Integralgleichung<br />

65, 69<br />

Volumen 9, 11<br />

Wägen 54<br />

Wechselwirkung 12<br />

Windsichtung 71<br />

Wirkungsquerschnitt 9<br />

x 50 -Wert 21<br />

Zähl-Wäge-Verfahren 80<br />

Zählverfahren 12, 52<br />

Zentralwert 23<br />

Zentrifugalfeld 71<br />

Zerstäubung 1<br />

Zodiakallicht 2<br />

Zucker 1<br />

Teilchen 5<br />

Teilchenform 78<br />

Teilen 35<br />

Teilung (Sieb) 75<br />

Thermokonvektion 62<br />

Transmission (Licht) 91<br />

Trennen 35<br />

Trenngrenze 39, 80<br />

Trennkurve 36<br />

Trennschärfe 39<br />

Trieur 97<br />

Tropfen 5<br />

Überschichtungsverfahren<br />

62, 63, 67<br />

Urliste 15<br />

Urnenmo<strong>de</strong>ll 48<br />

van-<strong>de</strong>r-Waals-Kraft 92<br />

Varianz 26<br />

Vereinzelung 52<br />

Verteilung, hypergeometrische 48<br />

Verteilung, räumliche V. 12<br />

Verteilung, statistische V. 11, 15<br />

Verteilungsdichte 16

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