MK 11/20
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ZKZ 4937<br />
<strong>11</strong> I <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
Her mit<br />
der Ware!<br />
5 Tipps: Wie Lieferketten auch<br />
im Nachfrageboom funktionieren<br />
Foto: VME<br />
Stellschrauben<br />
für die Zukunft<br />
So macht der Einrichtungspartnerring<br />
VME seine Mitglieder stark<br />
DIENSTLEISTER<br />
LOGISTIK, IT-<br />
SECURITY, CGI<br />
Leicht: 90 Mio. Euro investiert<br />
Dallmaier: Rundum erneuert<br />
Hausmesse Süd: Frische Ware<br />
Garant: Mittelstand reagiert flexibel<br />
A<strong>MK</strong>: Küche als Anker in Krisenzeiten<br />
Germania: Fokus auf globale Exzellenz
TOP-THEMA/RESTART<br />
Balanceakt:<br />
Supply Chain zwischen<br />
Effizienz und Flexibilität<br />
Nur die wenigsten in der Branche haben im Corona-Jahr damit gerechnet, dass es in<br />
diesem Herbst massive Lieferprobleme geben könnte. Besonders die Möbelindustrie muss<br />
ihre Lieferketten strategisch neu ausloten. Welche Fragestellungen dabei jetzt wichtig<br />
sind, stellt Oliver Rörig, Partner von Dr. Wieselhuber & Partner, in seinem Beitrag heraus.<br />
FLEXIBILITÄT<br />
WERTSCHÖPFUNGSSTRUKTUR<br />
LIEFERANTEN<br />
STANDORTE<br />
22 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Die Corona-<br />
Pandemie bringt<br />
Missstände in den<br />
Unternehmen in<br />
der Supply Chain<br />
schneller ans Licht.<br />
Besonders bei den<br />
Lieferketten bedeutet<br />
dies für viele<br />
ein Drahtseilakt<br />
zwischen Effizienz<br />
und Flexibilität.<br />
Die Covid-19 Pandemie führt<br />
zu ganz neuen Herausforderungen<br />
in der Möbelindustrie.<br />
Vielerorts kommt es in der Branche<br />
derzeit zu massiven Lieferengpässen<br />
bei essenziellen Vormaterialien.<br />
So der einhellige Tenor auf den<br />
vergangenen Herbstmessen. Durch<br />
die gesteigerte Nachfrage nach Spanplatten,<br />
Schäumen, Stoffen, Federkernen<br />
und Elektrogeräten, sind diese<br />
teilweise nur schwer zu bekommen.<br />
Mit der Konsequenz, dass sich Lieferzeiten<br />
signifikant verlängert haben.<br />
Die Produktion kommt ins Stocken.<br />
Die Preise steigen.<br />
Schon die von „möbel kultur“<br />
und W&P durchgeführte Umfrage<br />
„Restart Möbelwirtschaft“, die im<br />
Juni/Juli in Industrie und Handel<br />
(„möbel kultur“ 9/<strong>20</strong><strong>20</strong>, S. 24)<br />
durchgeführt wurde, ergab: Im<br />
Hinblick auf die bis zum Sommer<br />
gemachten Corona-Erfahrungen<br />
hatten und haben 94 Prozent der<br />
Händler und 60 Prozent der Hersteller<br />
Engpässe in den Lieferketten<br />
zu beklagen. Doch die Situation hat<br />
sich dramatisch verschärft.<br />
Die Gründe hierfür sind vielfältig.<br />
Nach dem Lockdown im Frühjahr<br />
ist der Bedarf an Möbeln durch<br />
Corona und die damit verbundene<br />
„neue Häuslichkeit“ enorm gestiegen.<br />
Es kommt zu einem regelrechten<br />
Boom – insbesondere die Bereiche<br />
Küche, Wohnen, Schlafen und<br />
Polstermöbel verzeichnen einen<br />
signifikanten Anstieg des Volumens.<br />
Die Folge: eine Unterversorgung<br />
von Rohstoffen. Lieferketten werden<br />
unterbrochen, Sicherheitsbestände<br />
aufgebaut, sodass der Markt<br />
zusätzlich verknappt wird. Oligopolistisch<br />
strukturierte Zuliefermärkte<br />
nutzen zudem die Versorgungsprobleme,<br />
um mit ihrer Marktmacht<br />
Preissteigerungen durchzusetzen.<br />
Covid-19 hat als disruptives<br />
Ereignis die Schwächen klassischer<br />
Lieferketten „entlarvt“: Ein signifikanter<br />
Nachholbedarf in Bezug<br />
aus Robustheit, Resilienz und Agilität<br />
der Lieferketten wird offenbar.<br />
Aus Kostengründen wurden globale<br />
Abhängigkeiten aufgebaut, ohne ein<br />
enges Monitoring, geschweige denn<br />
eine aktive Steuerung der hochkomplexen<br />
Lieferketten zu gewährleisten.<br />
Notwendige Puffer wurden<br />
abgebaut und die Flexibilität damit<br />
marginalisiert. Von diesen Einflussfaktoren<br />
sind sämtliche Lieferketten<br />
betroffen, und damit sowohl<br />
die Funktionsfähigkeit der eigenen<br />
Werke als auch die Versorgung durch<br />
Schlüssellieferanten und deren Vorlieferanten<br />
tangiert. Kein Wunder,<br />
dass für die Teilnehmer der Studie<br />
Lllustration: Shutterstock/Inamar_Stock; Fotos: Shutterstock Maxx-Studio, awf8<br />
EFFIZIENZ<br />
BESTÄNDE<br />
DIGITALISIERUNG<br />
www.webadresse.de<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 23
VERBÄNDE<br />
Garant-Gruppe: Positive Entwicklung in einem außergewöhnlichen Jahr<br />
Mittelstand reagiert<br />
flexibel auf die Situation<br />
Für die Garant-Gruppe ist die Corona-Pandemie zwar eine Herausforderung, doch die<br />
mittelständischen Handelspartner konnten sich in diesem Jahr besser schlagen, als zunächst<br />
erwartet: mit aktuell <strong>11</strong> Prozent Plus zum Vorjahr. Die Gründe lagen in der<br />
Sortimentsstärke, in der Flexibilität bei der Beratung sowie in der digitalen Kompetenz.<br />
Torsten Goldbecker, Geschäftsführer<br />
Garant-Gruppe, zeigt sich sehr zufrieden<br />
mit dem Webinar-Angebot.<br />
Jens Hölper, Geschäftsführer Garant-<br />
Gruppe, ist stolz auf den Mittelstand,<br />
weil sich dieser äußerst kreativ in der<br />
Pandemie gezeigt hat.<br />
Hendrik Schütte, Geschäftsleitung<br />
Marketing & E-Business, will das<br />
digitale Angebot noch individueller<br />
ausrichten.<br />
möbel kultur: Was hat sich bei Garant<br />
durch die Pandemie sowohl intern als<br />
auch nach außen zu den Handelspartnern<br />
verändert?<br />
Torsten Goldbecker: Zum einen reagieren<br />
wir viel flexibler auf die Situation<br />
inhouse mit flexiblen Homeoffice<br />
Regelungen und digitaler Kommunikation,<br />
zum anderen hat sich das<br />
Bewusstsein für die digitale Kommunikation<br />
aber auch nach außen hin zu<br />
unseren Handelspartnern geschärft.<br />
Diesbezüglich ist die Pandemie ein<br />
echter Treiber, und das nicht nur in<br />
der Verbandszentrale, sondern auch<br />
bei den Handelspartnern. Gleichwohl<br />
haben wir festgestellt, dass<br />
man wichtige Gespräche Face-to-<br />
Face führen muss. Das ist auch gut<br />
so, denn Geschäfte werden immer<br />
noch zwischen Menschen gemacht.<br />
möbel kultur: Sie haben von Verbandsseite<br />
von Anfang an richtig Gas gegeben<br />
und beispielsweise diverse Webinare zu<br />
unterschiedlichen Themen veranstaltet.<br />
Jens Hölper: Dafür waren wir so<br />
gut aufgestellt, dass die Betreuung<br />
unserer Partner nahtlos weiterging.<br />
Unsere Mitgliederbefragung, die wir<br />
nach dem Lockdown durchgeführt<br />
haben, hat uns diesbezüglich sehr<br />
viel positives Feedback eingebracht.<br />
Das war auch eine tolle Anerkennung<br />
für unsere Mitarbeiter, die sich in der<br />
Zeit stark engagiert haben.<br />
Was mich stolz auf den Mittelstand<br />
macht, ist die Tatsache, dass<br />
viele Partner die Zeit sehr kreativ<br />
genutzt haben und ihre Geschäfte<br />
nicht abreißen ließen, sondern digital<br />
weiter beraten haben. Meiner Meinung<br />
nach hat sich gezeigt, dass der<br />
Mittelstand flexibler ist, als so manche<br />
Großflächen der Wettbewerber,<br />
von denen einige einfach zugesperrt<br />
haben. Wie uns von der Industrie<br />
zugetragen wurde, ist selbst Ware<br />
zum Teil nicht mehr angenommen<br />
worden. Das hat sich natürlich negativ<br />
auf die gesamte Wertschöpfungskette<br />
ausgewirkt. Bei unseren Händlern<br />
haben eigentlich ausnahmslos<br />
alle durchgängig Ware angenommen,<br />
weil sie unbedingt weiter montieren<br />
wollten, damit Geld herein fließt.<br />
Der mittelständische Fachhandel hat<br />
sich damit auch für die Industrie als<br />
äußerst verlässlicher Partner erwiesen!<br />
Das hat der Branche insgesamt<br />
schon sehr geholfen, den harten<br />
Lockdown gut zu überstehen.<br />
möbel kultur: Also war die Schockstarre<br />
nur sehr kurz?<br />
Hendrik Schütte: Aus meiner Sicht gab<br />
es drei Faktoren, warum beispielsweise<br />
Online-Planungsangebote<br />
von Erfolg gekrönt waren. Das eine<br />
war das Thema Geschwindigkeit,<br />
sowohl von Verbands- als auch von<br />
Händlerseite. Was normalerweise in<br />
Wochen und Monaten umgesetzt<br />
worden wäre, wurde jetzt in Stunden<br />
und Tagen realisiert. Das hat auch<br />
Auswirkungen darauf, mit welchem<br />
Tempo man künftig auf Veränderungen<br />
reagieren wird. Zweitens waren<br />
die digitalen Lösungen nicht komplex,<br />
sondern sehr praxisnah und<br />
damit sehr gut zugänglich für den<br />
Handel und die Endkunden. Und<br />
drittens wurden optimale digitale<br />
Lösungen mit den Stärken des stationären<br />
Fachhandels verbunden,<br />
nämlich persönliche Beratung und<br />
Planung. Das hat einfach gut zusammen<br />
gepasst und war keine von uns<br />
aufgedrückte, digitale Lösung, mit<br />
der der Handel fremdelt.<br />
möbel kultur: Und wie stark wurden die<br />
Webinare angenommen?<br />
Torsten Goldbecker: Wir haben teilweise<br />
festgestellt, dass wir damit viel<br />
mehr Teilnehmer erreicht haben, als<br />
wenn wir vor Ort Seminare veranstaltet<br />
hätten. Insgesamt haben über 500<br />
Handelspartner daran partizipiert.<br />
Das ist eine wichtige Erkenntnis, dass<br />
man Themen, die man relativ breit<br />
platzieren möchte, auch zukünftig<br />
über solch einen Kanal kommunizieren<br />
sollte.<br />
möbel kultur: Und wie gestaltet sich das für<br />
den Einkauf? Haben Sie überhaupt die Zeit,<br />
sich die vielen virtuellen Präsentationen<br />
anzuschauen, die jetzt von der Industrie<br />
produziert wurden?<br />
Torsten Goldbecker: Das kann nur sehr<br />
fokussiert stattfinden. Zudem sind<br />
die Qualitäten sehr unterschiedlich,<br />
je nachdem wie viel zeitliches und<br />
personelles Invest man dort hineingibt.<br />
Trotzdem ist das eine positive<br />
Entwicklung, weil diese Formate<br />
weiter professionalisiert werden,<br />
auch vielleicht in Richtung Endverbraucher.<br />
Ansonsten ist Einkauf<br />
immer noch ein Face-to-Face-Thema<br />
zwischen Geschäftspartnern.<br />
möbel kultur: Deshalb werden auch<br />
Messen weiterhin sehr wichtig bleiben.<br />
Torsten Goldbecker: Das charakteristische<br />
der Branche ist, dass man die<br />
Produkte nicht einfach nur visualisieren<br />
kann. Es geht um Materialien,<br />
darum, Qualitäten zu unterscheiden.<br />
Die Darstellungen werden<br />
zwar immer besser, aber am Ende des<br />
Tages muss man Produkte in Augenschein<br />
nehmen und anfassen. Die<br />
digitalen Formate sind sicherlich ein<br />
Schritt in die richtige Richtung, aber<br />
sie sind für mich auf dem aktuellen<br />
Niveau nur eine Ergänzung – aber<br />
derzeit eben alternativlos.<br />
möbel kultur: Es wird in diesem Jahr ausnahmsweise<br />
und Corona-bedingt kein<br />
Garant-Partnerforum geben. Wie wollen<br />
Sie dieses kompensieren?<br />
26 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Die digitalen Messe-<br />
Formate sind richtig, aber<br />
können immer nur eine<br />
Ergänzung sein.<br />
Torsten Goldbecker<br />
Hendrik Schütte: Die Entscheidung<br />
schmerzt natürlich sehr, weil der<br />
persönliche Kontakt durch nichts<br />
zu ersetzen ist. Neben der eigentlichen<br />
Messeaktivität, neben dem<br />
Warengeschäft wird der Austausch<br />
zwischen Handel, Industrie und Verband<br />
sowie anderen Branchenvertretern<br />
fehlen. Gleichwohl werden wir<br />
für unsere Kollektionsmarkenkonzepte,<br />
die im Mittelpunkt des Partnerforums<br />
gestanden hätten, jeweils<br />
ein eigenständiges, digitales Format<br />
aufsetzen. Das sind keine Ganztagesformate,<br />
weil es zur hohen Auslastung<br />
des Handels aktuell passen<br />
muss. Unsere Händler haben vor dem<br />
Hintergrund der guten Auftragslage<br />
nicht die Zeit, sich einen ganzen Tag<br />
aus dem Geschäft herauszunehmen.<br />
Zudem sind digitale Formate nicht<br />
für ganztägige Informations- und<br />
Präsentationsformate geeignet. Deshalb<br />
werden es kompakte Formate<br />
von ca. 45 Minuten Dauer sein mit<br />
einem hohen Grad an Abwechslung<br />
und Interaktivität.<br />
möbel kultur: Wo produzieren Sie die<br />
Beiträge?<br />
Hendrik Schütte: Wir haben ein eigenes<br />
kleines Garant Broadcasting Studio<br />
im A2-Forum eingerichtet, wo wir<br />
sehr praxisorientierte Lösungen<br />
und professionellen Video-Content<br />
produzieren können. Die Angebote<br />
werden wir zukünftig nicht nur für<br />
Messe-Formate sondern generell als<br />
wichtigen, dauerhaften Baustein in<br />
die Kommunikation mit unseren<br />
Handelspartnern integrieren. Denn<br />
wir glauben, dass sich die Kommunikation<br />
und der Austausch mit unseren<br />
Partnern nachhaltig verändern<br />
wird. Zwar werden die persönlichen<br />
Gespräche auch künftig bleiben, eher<br />
noch an Wertigkeit gewinnen für<br />
bestimmte Themen, aber es wird<br />
darüber hinaus eine regelmäßige<br />
Oben: Aus 8.188 Prospektöffnungen<br />
wurden <strong>11</strong>3 Filialbesuche<br />
– bei einem Preis von<br />
rund 16 Cent pro Prospektöffnung.<br />
Mit entsprechenden<br />
Tracking-Tools zeigt Garant so<br />
seinen Handelspartnern konkrete<br />
Marketing-Erfolge auf.<br />
Links: Mit ganzheitlichen<br />
Digital-Maßnahmen und<br />
individuellem Content schafft<br />
Garant die Grundlage für<br />
eine emotionale Endkundenansprache<br />
über alle digitalen<br />
Touchpoints hinweg.<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 27
VERBÄNDE<br />
Die Gesellschafter des VME verkörpern mittelständische Tugenden und<br />
spielen ihre regionale Stärke aus. Insgesamt bilden <strong>20</strong>0 Unternehmer im<br />
Einrichtungspartnerring VME eine Gemeinschaft. Kl. Foto: VME-Hauptgeschäftsführer<br />
Frank Stratmann setzt darauf, mit einer starken Marke<br />
und digitalen Lösungen die Gesellschafter zu unterstützen.<br />
Das bewertet auch der Aufsichtsratsvorsitzende<br />
Jürgen Karmann entsprechend:<br />
„Wir als Verband sind<br />
bestens aufgestellt. Unsere Investitionen<br />
in der Vergangenheit waren<br />
deshalb extrem wichtig, wie sich<br />
nun gezeigt hat.“<br />
Das schlägt sich auch in den<br />
Zahlen des Jahres <strong>20</strong><strong>20</strong> nieder –<br />
bis Ende September sind bis auf<br />
den SB-Bereich alle Handelsformate<br />
und alle Warengruppen im Plus.<br />
Die ersten Gesellschafter können<br />
wegen der Auftragsflut sogar keine<br />
Küchenaufträge mehr für dieses Jahr<br />
annehmen.<br />
VME: Eine Struktur für die Zukunft<br />
Der Erfolg liegt<br />
in der Breite<br />
Für den Einrichtungspartnerring war <strong>20</strong><strong>20</strong> logischerweise<br />
ein forderndes Jahr: Mit Lockdown, Re-Opening-Kampagnen,<br />
Homeoffice-Regelungen und der Integration der Union-<br />
Mitglieder war die Zentrale gefordert wie nie. Doch an allen<br />
Fronten haben die Bielefelder stets Ruhe bewahrt, die<br />
laufenden Projekte für die Gesellschafter vorangetrieben<br />
und damit eine sehr gute Basis für die Zukunft geschaffen.<br />
Die Kritiker sind in diesem Jahr<br />
erstaunlich still geworden.<br />
Einigen galt der Bielefelder<br />
Full-Service-Verband als „zu<br />
breit“ aufgestellt – mit zu vielen<br />
Handelsformaten, zu großem<br />
Mar keting-Einsatz und zu vielen<br />
ressourcenintensiven Zukunftsprojekten.<br />
Doch während Wettbewerbsverbände<br />
traditionell allein auf ihre<br />
Einkaufsmacht abstellten, haben die<br />
Bielefelder früh erkannt, dass an vielen<br />
Stellschrauben zugleich gedreht<br />
werden muss, damit die Gesellschafter<br />
auch in Zukunft erfolgreich<br />
agieren können. „Große Häuser,<br />
kleine Häuser, die Marke Interliving<br />
und eine Zentrale mit hervorragenden<br />
Mitarbeitern – die Corona-Zeit<br />
hat gezeigt, wie schlagkräftig der<br />
Einrichtungspartnerring VME aufgestellt<br />
ist, weil wir uns nicht auf<br />
Dritte verlassen müssen. Und weil<br />
wir die Dinge ganzheitlich angehen.<br />
Das haben unsere Möbelhändler in<br />
diesem Jahr sehr deutlich gespürt“,<br />
freut sich VME-Hauptgeschäftsführer<br />
Frank Stratmann. „Konzepte<br />
ohne Unterbau einer ganzheitlichen<br />
Infrastruktur aus Services, Einkauf<br />
und Technologie bringen heute zu<br />
wenig Schlagkraft.“<br />
Bemerkenswert ist vor allen<br />
Dingen, dass kein großes Verbandsprojekt<br />
der Corona-Phase zum<br />
Opfer gefallen ist. So kam beispielsweise<br />
das After Sales Tool zum Rollout,<br />
die „MarketingBOX“ wurde<br />
erweitert und die Schulungs-Plattform<br />
„VME-Learning“ aufgesetzt.<br />
FACTS<br />
❯ Einrichtungspartnerring VME<br />
❯ Gesellschafter: <strong>20</strong>0 (D, BE, NL, A, CH)<br />
❯ Verbandsmarke: Interliving als<br />
Warenmarke (>95 Prozent aller<br />
VME-Standorte) und Unternehmermarke<br />
(>45 Standorte)<br />
❯ Integration der ehem. Union-<br />
Mit glieder: Möbel Albers, Möbel<br />
Gruber, Möbel Hübner, Möbel<br />
Knappstein, Möbel Ludwig, Maschal,<br />
Rutar, Wohn Schick, Möbel Wallach,<br />
Möbel Wanninger, Werner Wohnwelt<br />
und Wohn-Center Spilger<br />
www.einrichtungspartnerring.com<br />
30 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Doch trotz der aktuell guten<br />
Möbelkonjunktur gilt es, sich für<br />
die Zukunft zu rüsten, damit sich<br />
die Händler als Multichannel-<br />
Anbieter positionieren können und<br />
keine weiteren Marktanteile an den<br />
Onlinehandel abgeben müssen. Mehr<br />
denn je benötigen die Einzelhändler<br />
deshalb Unterstützung bei der Digitalisierung,<br />
wozu beispielsweise die<br />
Bereiche PIM, Datenmanagement<br />
und Planungssoftware gehören. Das<br />
kann ein Einzelhändler kaum allein<br />
stemmen. „Wir schaffen es als Verbandszentrale<br />
die Defizite, die ein<br />
Einzelhändler zwangsläufig hat,<br />
weil er nicht auf jedem Gebiet ein<br />
Experte sein kann, auszugleichen.<br />
Und so werden wir zu einer starken<br />
Gemeinschaft“, sagt Stratmann.<br />
Mit dem Aufbau eines Kompetenzteams<br />
für Digitalisierung gab<br />
der Einrichtungspartnerring VME<br />
im November <strong>20</strong>19 den Startschuss<br />
für eine nie dagewesene<br />
Digital- Offensive im Verband. Unter<br />
der Leitung von Sebastian Moos als<br />
Chief Digital Officer hat der VME<br />
innerhalb weniger Monate den Fachbereich<br />
„IT & Digitalisierung“ aufgebaut,<br />
der sich in drei Abteilungen<br />
untergliedert.<br />
Und auch mit Interliving ist man<br />
auf einem sehr erfolgreichen Weg<br />
und nicht zuletzt die langfristig angelegte<br />
Testimonial-Strategie hat stark<br />
auf die Marke eingezahlt. „Das war<br />
ein wesentlicher Grund, warum die<br />
Union-Mitglieder sich für den Einrichtungspartnerring<br />
entschieden<br />
haben.“<br />
Denn wie sich die Marke sowohl<br />
als Warenmarke als auch als Unternehmermarke<br />
entwickelt, kann sich<br />
sehen lassen: Die Warenmarke ist<br />
so gut wie durchdistribuiert. Und<br />
das nach so kurzer Zeit. Auch die<br />
Polsterspezialisten haben viel Spaß<br />
an der Verbandsmarke. So haben es<br />
die Gesellschafter in nur drei Jahren<br />
vollbracht, genug Schlagkraft auf<br />
die Sortimente zu bringen. Deshalb<br />
schmiedet der VME auch zunehmend<br />
strategische Partnerschaften<br />
mit der Industrie, beispielsweise<br />
um Dropshipping-Lösungen umzusetzen<br />
und die Lieferzeiten zu reduzieren.<br />
„Nur so können wir unseren<br />
Gesellschaftern zu echten Multichannel-Anbietern<br />
machen. Daran<br />
führt aber kein Weg vorbei, denn<br />
die Verbraucher wollen sich keinen<br />
Kopf machen müssen, wie, wo und<br />
wann sie ihre Ware bekommen“,<br />
sagt Stratmann.<br />
Auch bei der Unternehmermarke<br />
geht es stetig voran – in diesem Jahr<br />
sogar mit einem kräftigen Schwung,<br />
sodass das Interliving-Logo an rund<br />
50 Standorten leuchtet. Die Marke<br />
gewinnt so zunehmend bundesweite<br />
Bekanntheit – auch weil die Testimonials<br />
Interliving mit Humor und<br />
Sympathie repräsentieren. Insbesondere<br />
stimmt die Marken-Chemie mit<br />
Samu Haber, der das Label noch bis<br />
zum 31. Januar <strong>20</strong>22 vertritt.<br />
Die Stärke der Verbandsmarke<br />
Interliving war nicht zuletzt ausschlaggebend<br />
für die Union-Mitglieder,<br />
die von dem Leistungspaket<br />
der Bielefelder überzeugt waren. Die<br />
Häuser bringen ein weiteres VK-<br />
Volumen von ca. 500 Mio. Euro ein<br />
und sorgen zudem für einen echten<br />
Interliving-Schub.<br />
„Ein Möbelhändler sollte sich<br />
jetzt fragen, in welchem Konstrukt<br />
er für die nächsten fünf bis zehn<br />
Jahre untergebracht sein möchte.<br />
Und die Herausforderungen für den<br />
Mittelstand sind so groß, dass der<br />
Blick auf die Zukunft nicht durch<br />
historische Verbundenheit getrübt<br />
sein sollte“, mahnt Stratmann.<br />
Ein Local Hero kann eine sehr gute<br />
Zukunft haben, wenn er seine mittelständischen<br />
Tugenden pflegt. Es geht<br />
darum, Kunden zu Fans zu machen.<br />
Illustration: kentoh/shutterstock.com<br />
Das gelingt allerdings nur, wenn die<br />
Kunden eine Beziehung zum Händler<br />
aufbauen, weil sie (mehrfach)<br />
ein herausragendes Einkaufserlebnis<br />
hatten. Der Einrichtungspartnerring<br />
setzt alles daran, um vom Einkauf<br />
über das Marketing bis hin zur Auslieferung<br />
Lösungen für die Gesellschafter<br />
zu entwickeln, die in der<br />
Möbelbranche Maßstäbe setzen.<br />
SASCHA TAPKEN<br />
Ehrlich, authentisch,<br />
ungezwungen: Die neue<br />
Interliving Kampagne<br />
setzt auf Emotionen (l.).<br />
Darüber hinaus wurde<br />
die Zusammenarbeit<br />
mit Samu Haber als<br />
Interliving Testimonial<br />
bis Anfang <strong>20</strong>22 verlängert<br />
(u.).<br />
Mit dem Aufbau eines Kompetenzteams<br />
für Digitalisierung<br />
gab der Einrichtungspartnerring<br />
VME im November <strong>20</strong>19<br />
den Startschuss für eine nie<br />
dagewesene Digital-Offensive<br />
im Verband. Zu den jüngsten<br />
Entwicklungen gehört die<br />
Schulungsplattform „VME-<br />
Learning“.<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 31
HANDEL<br />
Frische Fassade mit neuem<br />
Logo: Küche & Wohnkultur<br />
Dallmaier in Donauwörth.<br />
Unten: Engagiertes Verkaufsteam<br />
mit Andreas Gerwek,<br />
Roland Weh, Peter und Heinz<br />
Dallmaier, Jutta Rehmet und<br />
Gerhard Pflanz (v.l.).<br />
Küche & Wohnkultur Dallmaier: In Donauwörth etabliert<br />
Rundum erneuert<br />
Zum 15. Geburtstag hat sich Küche & Wohnkultur Dallmaier<br />
eine Frischekur spendiert. Die 800 qm große Ausstellung wurde<br />
komplett renoviert und auch die Außenfassade hat einen neuen<br />
Anstrich bekommen. Passend zum derzeitigen Nachfrageboom<br />
ist das Alliance-Mitglied damit bestens aufgestellt.<br />
Fotos: Küche & Wohnkultur Dallmaier<br />
Die individuelle Beratung<br />
steht bei Küche & Wohnkultur<br />
Dallmaier an erster<br />
Stelle. Das macht schon der Slogan<br />
„Küchen und Möbel ganz persönlich“<br />
deutlich. Damit hat sich das<br />
Unter nehmen, das <strong>20</strong>05 von Heinz<br />
Dallmaier und seinem damaligen<br />
Geschäftspartner gegründet wurde,<br />
an seinem Standort in Donauwörth<br />
etabliert. In den vergangenen 15<br />
Jahren ging es stets aufwärts, auch<br />
aufgrund eines treuen Kundenstamms,<br />
der in der Zeit aufgebaut<br />
werden konnte. Um für die<br />
Zukunft gerüstet zu sein, ist seit<br />
einem Jahr Peter Dallmaier mit an<br />
Bord. Der Sohn von Heinz Dallmaier<br />
war bereits in den letzten<br />
fünf Jahren in der Einrichtungsbranche<br />
tätig, konnte also in der<br />
Zeit einiges an Erfahrung sammeln,<br />
die er nun als Mitgeschäftsführer<br />
in das Familien unternehmen einbringen<br />
kann. Gleichwohl weiß er<br />
um die hohe Verantwortung für die<br />
insgesamt 28 Mitarbeiter, die er<br />
mit diesem Schritt übernommen<br />
hat: „Das ist jetzt natürlich eine<br />
ganz andere Position.“ Ein gut eingespieltes<br />
Team ist wichtig, da Service<br />
in dem Haus großgeschrieben<br />
wird – im Verkauf mit Leistungen<br />
wie Küchenplanung und Aufmaß<br />
vor Ort, Liefer service und Montage<br />
sowie der passenden Finan-<br />
36 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
zierung. Ausgeliefert wird darüber<br />
hinaus mit eigenen – insgesamt<br />
acht – Schreinern.<br />
Die Passion der Verkaufsmannschaft<br />
ist die persönliche Beratung,<br />
der direkte Kontakt mit den Kunden.<br />
Aktuell stand die Renovierung<br />
der 800 qm großen Ausstellung im<br />
Mittelpunkt, die pünktlich zum verkaufsstarken<br />
Herbst abgeschlossen<br />
werden konnte.<br />
Die wichtigste Warengruppe sind<br />
bei Dallmaier Küchen, die rund 70<br />
Prozent des Umsatzes ausmachen.<br />
Doch das Unternehmen will auch<br />
künftig Vollsortimenter bleiben.<br />
Denn ebenso das Angebot an Wohnund<br />
Esszimmern, die Bereiche<br />
Schlafen, Büro und Homeoffice<br />
sowie Bäder werden von den<br />
Kunden gewünscht. Bei der aktuellen<br />
Modernisierung lag der Fokus<br />
u.a. auf dem Thema Boxspring.<br />
Zudem wurde die Außen fassade<br />
und auch das Logo neu gestaltet.<br />
Um sich vom Wettbewerb zu unterscheiden,<br />
kommen bei Dallmaier<br />
die Alliance-Küchen-Konzepte<br />
„Ambienta-5-Sterne-Küche“ und<br />
„Prisma“ zum Einsatz, im Wohnen<br />
die Exklusivmodelle von „Casada“<br />
sowie das Handelskonzept „Home“.<br />
Insgesamt ist das Einrichtungshaus<br />
bislang recht gut durch die<br />
Corona-Zeit gekommen. Auch während<br />
des Lockdowns wurde der Kontakt<br />
zu den Kunden über Werbung in<br />
der örtlichen Zeitung, Rundfunk und<br />
Facebook gehalten. Zudem hat das<br />
Alliance-Mitglied die Zeit genutzt,<br />
um u.a. Prozesse zu optimieren und<br />
die Website zu aktualisieren. Der<br />
Internetauftritt und die Präsenz in<br />
den sozialen Medien wird für den<br />
Mittelständler immer wichtiger.<br />
Nach der Renovierung präsentiert<br />
sich das Einrichtungshaus<br />
Dallmaier in Donauwörth<br />
passend zum derzeitigen<br />
Nachfragehoch als solider<br />
Mittelständler mit Anspruch.<br />
Aktuell kann auch Dallmaier<br />
davon profitieren, dass sich die Kunden<br />
stärker mit dem Thema Wohnen<br />
und Einrichten beschäftigen und<br />
entsprechend ihren Bedarf decken<br />
wollen. Die Umsatzausfälle aufgrund<br />
des Lockdowns konnten wieder aufgeholt<br />
werden. Bis zum Jahresende<br />
ist deshalb ein Umsatz auf Vorjahresniveau<br />
möglich, heißt es, eventuell<br />
sogar leicht darüber.<br />
EVELYNE BECKMANN<br />
FACTS<br />
❯❯<br />
Küche & Wohnkultur Dallmaier<br />
❯❯<br />
Standort: Donauwörth<br />
❯❯<br />
Größe: 800 qm<br />
❯❯<br />
Geschäftsführung:<br />
Heinz und Peter Dallmaier<br />
❯❯<br />
Verband: Alliance<br />
❯❯<br />
Sortiment: Küchen (70 %), Wohnen,<br />
Essen, Schlafen, Bäder, Büro<br />
www.kueche-wohnkultur.de<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 37
KÜCHE<br />
BAUKONJUNKTUR<br />
+5,9 %<br />
Die steigende Zahl von genehmigten<br />
Wohnungen (bis Juli <strong>20</strong><strong>20</strong>: <strong>11</strong>.690/+5,9 %)<br />
spricht für eine positive Küchen-Nachfrage.<br />
Nach dem Einbruch von geschätzten<br />
5,4 % im laufenden Jahr wird das<br />
Bruttoinlandsprodukt laut Ifo Institut<br />
<strong>20</strong>21 wieder um 4,7 % steigen.<br />
A<strong>MK</strong>-Jahrestagung: Was sich rund um die Küche <strong>20</strong><strong>20</strong>/21 bewegt<br />
Anker in Krisenzeiten<br />
Corona hat auch den traditionellen Takt der A<strong>MK</strong>-Jahrestagung<br />
geändert. Nicht im März wie sonst, sondern am 27. Oktober und<br />
online in einer Videokonferenz trafen sich die Mitglieder. In<br />
kompakter Form wurde dabei berichtet, was die<br />
Arbeitsgruppen im vergangenen und laufenden<br />
Jahr beschäftigt hat, die Marktsituation<br />
analysiert sowie eine Einschätzung<br />
über die Konjunkturentwicklung und<br />
weitere Themen im Corona-Jahr<br />
gegeben. Der Grundtenor: Das Thema<br />
Küche als Lebensmittelpunkt ist so<br />
aktuell wie nie.<br />
Die Jahrestagung als Live-Streaming aus<br />
Mannheim: A<strong>MK</strong>- Geschäftsführer Volker Irle<br />
berichtete diesmal selbst aus den Arbeitsgruppen.<br />
ARBEITSMARKT<br />
6 %<br />
Die Arbeitslosenquote bleibt derzeit mit rund<br />
sechs Prozent niedrig. Ein aus der Kurzarbeit<br />
folgender Anstieg bzw. längerer Lockdown<br />
könnte das Konsumklima allerdings trüben.<br />
BIP<br />
+4,7 %<br />
War man sonst wechselnde<br />
Speaker der verschiedenen<br />
Arbeitsgruppen gewohnt,<br />
referierten diesmal lediglich A<strong>MK</strong>-<br />
Geschäftsführer Volker Irle sowie Dr.<br />
Oliver Streit und Roland Hagenbucher,<br />
Sprecher der Arbeitsgruppe Marketing<br />
und Öffentlichkeitsarbeit, in der Mannheimer<br />
A<strong>MK</strong>-Zentrale. Immerhin insgesamt<br />
153 Teilnehmer hatten sich am<br />
Ende zugeschaltet, etwa genauso viel<br />
wie letztes Jahr (160) und ein Zeichen<br />
für das große Interesse an den Themen.<br />
Die wichtigste Botschaft: Trotz<br />
Corona-Krise bleibt auch <strong>20</strong><strong>20</strong> für<br />
die deutsche Küchenbranche ein Jahr<br />
des Wachstums und einige Parameter<br />
sprechen dafür, dass die positive Stimmung<br />
weiter anhält und zumindest<br />
zu einem verhaltenen Optimismus<br />
veranlasst: Zu Hause kochen zeigt<br />
sich als langfristiger Trend, die Küche<br />
wird immer mehr zum Statussymbol<br />
und die Baukonjunktur wächst auf<br />
hohem Niveau.<br />
Neben den schon via VdDK veröffentlichten<br />
Umsätzen der Küchenmöbelindustrie<br />
(bis August <strong>20</strong><strong>20</strong>:<br />
+2,99% im Inland/-3,4% im Ausland)<br />
wurden in der Videokonferenz<br />
auch Zahlen aus dem Handel genannt.<br />
Zunächst die Entwicklung <strong>20</strong>19:<br />
Stieg die verkaufte Menge laut GfK<br />
um 3,9 Prozent, konnte der Umsatz<br />
dank höherer Auftragswerte (+2%)<br />
um 6 Prozent zulegen. Noch deutlicher<br />
wird das Trading-up in diesem<br />
Jahr: Bis Ende Juni lag zwar die Anzahl<br />
verkaufter Küchen noch 1,7 Prozent<br />
unter Vorjahr, doch das Umsatzplus<br />
von 0,5 Prozent korreliert mit einem<br />
um 4,3 Prozent gewachsenen Auftragswert<br />
pro Küche. Der Trend zu höherer<br />
Wertigkeit setzt sich nach Einschätzung<br />
von Nobilia-Geschäftsführer Dr. Oliver<br />
Streit in den folgenden Monaten noch<br />
deutlicher fort. Der Durchschnittswert<br />
pro verkaufter Küche liegt derzeit bei<br />
9.635 Euro gegenüber 8.541 Euro<br />
im Jahr <strong>20</strong>17 (jeweils abzüglich des<br />
SB-Bereichs, der nicht mehr erfasst<br />
wird). Auch die von der A<strong>MK</strong> beauftragte<br />
Studie durch das Zukunftsinstitut<br />
bestätigt, dass die „Küche als Anker in<br />
Krisenzeiten“ wahrgenommen wird,<br />
während die GfK die Umschichtung<br />
der Budgets zugunsten des eigenen<br />
Zuhauses und Selberkochens anstelle<br />
von Reisen, Fashion und Außerhaus-Aktivitäten<br />
bestätigt.<br />
Nach dem kurzfristigen Einbruch<br />
im März/April konnte sich die Branche<br />
also schnell wieder erholen. Dabei<br />
haben sich die gewohnten Verhältnisse<br />
allerdings verkehrt: Wurde das Wachs-<br />
40 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Inlandsumsatz der deutschen Küchenmöbelindustrie<br />
Inlandsumsatz bis August (in 1.000€): <strong>20</strong>19: 1.892.384 <strong>20</strong><strong>20</strong>: 1.948.947<br />
300000<br />
250000<br />
Der Umsatz der deutschen<br />
Küchenmöbelindustrie stellt<br />
sich bislang als „V-Kurve“<br />
dar: Nach dem Corona-bedingten<br />
Einbruch im April/Mai<br />
konnte sich die Branche vor<br />
allem im Inland (s. Grafik)<br />
schnell erholen. Durch den<br />
abgeschwächten Export lag<br />
jedoch der Gesamtschnitt bis<br />
August bei 3,264 Mrd. Euro<br />
(+0,32%).<br />
<strong>20</strong>0000<br />
150000<br />
Januar Februar März April Mai Juni Juli August<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, VdDK, A<strong>MK</strong><br />
tum zuvor vom Export stärker als vom<br />
Inlandsgeschäft getragen, war es in diesem<br />
Jahr umgekehrt. Und der Blick auf<br />
die internationalen Märkte zeigt fast<br />
überall Rückgänge. Einzig China macht<br />
derzeit eine Ausnahme. Grund genug,<br />
um den Markt weiterhin intensiv zu<br />
bearbeiten. So prüft die A<strong>MK</strong> aktuell<br />
die Beteiligung an der Messe AWE in<br />
Shanghai (<strong>11</strong>. bis 14. März <strong>20</strong>21) mit<br />
einem deutschen Pavillon. Die erneute<br />
Gemeinschaftsausstellung auf der KBIS<br />
<strong>20</strong>21 in den USA muss dagegen durch<br />
Absage der Messe ausfallen.<br />
Was die A<strong>MK</strong> im vergangenen und<br />
laufenden Jahr außerdem an Themen<br />
bearbeitet hat, fasste Volker Irle in seinem<br />
Bericht aus den Arbeits gruppen<br />
zusammen. Dazu gehören neue bzw.<br />
überarbeitete Merkblätter der AG<br />
Technik & Normung zum Thema<br />
„Hocheinbau von Geschirrspülern“,<br />
„Thermobeschichtete Folienfronten“,<br />
„Koordinationsmaße für Küchen möbel<br />
und -geräte“ oder Qualitätsanforderungen<br />
an Arbeitsplatten aus Naturstein,<br />
Quarzkomposit und Keramik.<br />
Besondere Beachtung gilt dem neuen<br />
EU-Energielabel mit stark veränderter<br />
Klassifizierung, das zum 1. März <strong>20</strong>21<br />
für Geschirrspüler, Kühl-/Gefriergeräte<br />
und Weinlagerschränke in Kraft<br />
tritt. Während Lieferanten die Etiketten<br />
seit 1. November ihren Geräten beilegen<br />
müssen, dürfen Händler erst ab<br />
1. März aktiv werden und haben dann<br />
14 Tage Zeit, die Label auszutauschen.<br />
Ein eigenes Thema ist die Erarbeitung<br />
küchenrelevanter Normen in China.<br />
Und die AG Spülen & Zubehör rollt die<br />
Entsorgung der Transportverpackungen<br />
wieder auf: Nach der Verlängerung<br />
des Branchenvertrags mit dem Dienstleister<br />
RKT <strong>20</strong>19 gab es nun eine neue<br />
Ausschreibung.<br />
Hohe Reichweiten hat wiederum<br />
die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
der A<strong>MK</strong> erzielt, insbesondere durch<br />
Interviews mit Volker Irle, die Radiosendern<br />
zur Verfügung gestellt wurden<br />
und durchschnittlich 1,6 Mio. Hörer<br />
pro Stunde einbrachten. Die Pressemitteilungen<br />
zu diversen Themen<br />
sorgten zudem für die Rekordauflage<br />
von 131 Mio. gedruckten Exemplaren.<br />
Als Erfolg wurde überdies der erste<br />
digitale „Tag der Küche“ gewertet, der<br />
mit einem 4-stündigen, abwechslungsreichen<br />
Livestreaming auf Youtube und<br />
Facebook durchgeführt wurde. Auch<br />
das neue Logo und die überarbeitete<br />
Homepage zeugen für ein positives<br />
Update des Branchenevents.<br />
All dies dokumentiert erneut die<br />
Bedeutung der Arbeitsgemeinschaft<br />
Die Moderne Küche. Nicht zuletzt deshalb<br />
konnte die Mitgliederzahl weiter<br />
gesteigert werden: Aktuell 147 Unternehmen<br />
sind es derzeit, wobei gegenüber<br />
sechs Abgängen <strong>20</strong>19 neun und<br />
in diesem Jahr fünf neue Mitglieder<br />
dazugekommen sind. Interessant wird<br />
sicherlich auch der am 18. November<br />
stattfindende Online-Workshop zum<br />
Brexit. Die nächste A<strong>MK</strong>-Tagung ist<br />
für den 15./16. März <strong>20</strong>21 geplant,<br />
möglichst wieder live in Mannheim.<br />
<br />
HEIKE LORENZ<br />
www.amk.de<br />
Als Livestream wurde<br />
erstmals auch der „Tag der<br />
Küche“ am 26. September<br />
veranstaltet, wobei vier<br />
Stunden lang Talkrunden und<br />
Kochshows bis in die teilnehmenden<br />
Küchenstudios<br />
übertragen wurden.<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 41
KÜCHEN<br />
40.000 qm modernste Korpusproduktion<br />
und Logistik: Am 27. Oktober wurde<br />
das neue Werk in Gügling offiziell eingeweiht.<br />
Von links: Landrat Dr. Joachim<br />
Bläse und die lokalen Bürgermeister<br />
sowie Kathrin Erdmann, Aufsichtsratsvorsitzende<br />
der Welle Holding,<br />
Ralph Glorim, Vorstand Leicht AG, der<br />
technische Leiter Jürgen Schmitt und<br />
Vorstandschef Stefan Waldenmaier.<br />
Leicht Küchen: Werk 2 läuft an<br />
Neue Maßstäbe<br />
für Losgröße 1<br />
Nur vier Kilometer vom Headquarter entfernt, aber ein Meilenstein in der Firmengeschichte:<br />
Mit dem Werk 2 in Gügling gewinnt Leicht bei seiner individuellen<br />
Serienfertigung erneut an Niveau. 90 Mio. Euro wurden in den zusätzlichen Standort<br />
mit 40.000 qm Hallenfläche investiert. Dabei schafft die hochautomatisierte<br />
Produktion nicht nur die Voraussetzungen für weiteres Wachstum, sondern wird<br />
auch zum Benchmark für mehr Effizienz im Workflow.<br />
Nach der Nullserie im Sommer<br />
laufen seit Oktober in<br />
Gügling, einem Ortsteil von<br />
Schwäbisch Gmünd, die ersten Kommissionen<br />
vom Band. Zwei Jahre<br />
Bauzeit liegen zurück, bis Werk 2<br />
in Betrieb gehen konnte. Endlich,<br />
denn das Stammwerk in Waldstetten<br />
platzte bereits aus allen Nähten. Aber<br />
nicht nur unter diesem Aspekt setzt<br />
die neue Leicht-Produktion Maßstäbe.<br />
Denn mit dem Umzug der<br />
Korpusfertigung inklusive Versand<br />
wurde zugleich der gesamte Workflow<br />
optimiert und entsprechend<br />
effizienter.<br />
Die Mengensteigerungen durch<br />
die zunehmende Varianz im Portfolio<br />
in den letzten Jahren machten<br />
ein neues Fertigungslayout mit<br />
innovativen und zukunftsweisenden<br />
Lösungen erforderlich, so erklärt das<br />
Unternehmen. Der entscheidende<br />
Effekt resultiert dabei aus dem<br />
Zusammenspiel von Robotertechnik<br />
und digitaler Prozesssteuerung. Ein<br />
leistungsfähiges Datenmodell in Verbindung<br />
mit modernster Anlagenund<br />
Transporttechnik ermöglicht es<br />
nun, die Bauteile oder Bauteilgruppen<br />
fast vollständig automatisiert zu<br />
fertigen, sodass diese just in time<br />
für die Montageanlagen angeliefert<br />
werden können. Dieser sequentielle<br />
Fertigungsgedanke sorge dafür, dass<br />
immer nur die Ware in Bewegung<br />
oder im Fertigungsprozess ist, die in<br />
einer definierten Zeitzone benötigt<br />
wird. Es werden also keine Bauteile<br />
in klassischer Lagerfertigung<br />
produziert und zugleich die Durchlaufzeiten<br />
entsprechend verkürzt.<br />
So verbindet das neue Konzept<br />
die Vorzüge der Losgröße-1-Fertigung<br />
mit den wirtschaftlichen Vorteilen<br />
genormter Massenfertigung.<br />
Ein wichtiger Effizienzbaustein ist<br />
dabei der Bereich „Sortierung und<br />
Fotos: Leicht<br />
42 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Weil am Standort Waldstetten alle<br />
Flächen ausgereizt waren, wurde<br />
das zweite Werk nötig. Gelegenheit<br />
für das technische Upgrade: Wie im<br />
Reißschlussverfahren werden die<br />
Korpusteile an der großen Sortierwand<br />
durch Roboter „verheiratet“.<br />
Zugrunde liegt ein Algorithmus, der<br />
die jeweils optimalen Stellplätze ermittelt<br />
und diese dann im Sinne der<br />
sequenziellen Fertigung in mobile<br />
Transporteinheiten steckt.<br />
Auch die Montagelinie ist auf neuestem Stand:<br />
Bevor der Korpus zusammengebaut wird, erfolgen<br />
sämtliche Bohr- und Fräsbearbeitungen an den<br />
Bauteilen automatisch.<br />
Reihenfolgebildung“. Die täglich<br />
zu produzierenden Korpusbauteile<br />
werden dabei zunächst in zeitlich<br />
und inhaltlich chaotischer Reihenfolge<br />
im Säge- und Bekantungszentrum<br />
erzeugt. Anschließend<br />
werden sie in einem vollautomatischen<br />
Sortierzentrum von Robotersystemen<br />
in die richtige Reihenfolge<br />
gebracht und zeitnah in mobilen<br />
Transporteinheiten gestaut. Jede<br />
dieser mobilen Transporteinheiten<br />
hat im Sinne des sequenziellen<br />
Fertigungsgedanken einen exakten<br />
Zielort und Zeitzone, da aus anderen<br />
Bereichen andere Bauteile nach<br />
gleicher Logik zugesteuert werden.<br />
In der Möbelindustrie Deutschlands<br />
sei diese Systematik – die quasi im<br />
Reißverschlussverfahren die Prozesse<br />
zusammenfügt – die erste<br />
ihrer Art, betont Leicht-Geschäftsführer<br />
Stefan Waldenmaier. Gerade<br />
weil die Komplexität, wie sie der<br />
Hersteller durch seine individuelle<br />
Küchen-Architektur pflegt und erst<br />
jüngst durch die 86er Korpushöhe<br />
und den neuen Korpuston Carbon<br />
erweitert hat, enorm zunimmt.<br />
Im Werk 1 am Firmenstandort<br />
Waldstetten wird indes die Fertigung<br />
der Fronten und des gesamten<br />
Umfelds verbleiben und sukzessive<br />
zu einem Kompetenzzentrum für<br />
diesen Teilbereich ausgebaut. Die<br />
hier produzierten Bauteile werden<br />
per Shuttle, nach sequenzieller<br />
Logik, ins vier Kilometer entfernte<br />
Werk 2 verbracht und dort mit<br />
dem Korpus „verheiratet“. Ebenfalls<br />
erfolgt der weltweite Versand<br />
vom Standort Gügling.<br />
Bereits seit <strong>20</strong>18 als CO2-neutraler<br />
Hersteller zertifiziert, erfüllt<br />
auch Werk 2 diesen Anspruch.<br />
Zur Reduktion der CO2-Emission<br />
wird beispielsweise etwa ein Drittel<br />
der Dachfläche mit PV-Anlagen<br />
ausgestattet. Zur Verbesserung der<br />
Biodiversität sind fast 50 Prozent<br />
begrünt, im Außenbereich sind<br />
weniger Flächen versiegelt worden<br />
und zum Großteil als Blühwiesen<br />
angelegt. Außerdem wird in einer<br />
ersten Phase ein Bestand von über<br />
50 Bäumen angelegt.<br />
Mit der 90 Mio. Euro teuren<br />
Investition will Leicht aber ebenso<br />
die Basis für weiteres Wachstum<br />
schaffen. Auch wenn der bislang so<br />
starke Export (rund 60 % Umsatzanteil)<br />
bedingt durch die Corona-<br />
Krise aktuell rückläufig ist. Insgesamt<br />
werden <strong>20</strong><strong>20</strong> voraussichtlich<br />
143 Mio. Euro Umsatz erzielt, was<br />
einem Minus von drei bis vier Prozent<br />
gegenüber <strong>20</strong>19 entspricht.<br />
Immerhin blieb aber das Inlandsgeschäft<br />
sehr erfolgreich. Dies<br />
stimmt zuversichtlich, dass es bei<br />
dem Küchenhersteller mit seinen<br />
670 Mitarbeitern (derzeit Platz 6<br />
im Deutschland-Ranking) weiter<br />
aufwärts geht. HEIKE LORENZ<br />
Noch stärker als bisher<br />
will sich die Marke Leicht<br />
mit variantenreichen und<br />
flexibel planbaren Küchen<br />
profilieren. Die moderne<br />
Losgröße-1-Fertigung ist<br />
dafür ein wichtiger Baustein,<br />
dass dies auch wirtschaftlich<br />
möglich wird.<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 43
INDUSTRIE<br />
Alles an einem Termin:<br />
Ambiente, Christmasworld,<br />
Creativeworld und Paperworld –<br />
vom 17. bis <strong>20</strong>. April <strong>20</strong>21<br />
in Frankfurt/Main.<br />
International Consumer Goods Show<br />
Persönlich<br />
& virtuell<br />
Als Special Edition veranstaltet die Messe Frankfurt<br />
Mitte April <strong>20</strong>21 die Ambiente, Christmasworld,<br />
Creativeworld und Paperwold einmalig gemeinsam.<br />
Die beiden Messemacher Stephan Kurzawski und<br />
Philipp Ferger erläutern in der „möbel kultur“, wie<br />
das hybride Konzept der gebündelten Konsumgütermessen<br />
aussehen wird.<br />
möbel kultur: Herr Ferger, Herr Kurzawski,<br />
die Nordstil war die erste Veranstaltung<br />
der Messe Frankfurt nach dem Shutdown.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?<br />
Und wie können Sie bei der Planung und<br />
Organisation der kommenden Messen<br />
davon profitieren?<br />
Philipp Ferger: Die vergangene Sommerausgabe<br />
der Nordstil hat uns<br />
gezeigt, dass Messen auch in der<br />
Corona-Zeit möglich und gewünscht<br />
sind und mit entsprechenden<br />
Schutz- sowie Hygienevorkehrungen<br />
in einem sicheren Rahmen stattfinden<br />
können. Klar, im Messealltag<br />
einen Mund- und Nasenschutz zu<br />
tragen und Abstandsregeln einzuhalten,<br />
ist für uns alle noch etwas<br />
gewöhnungsbedürftig. Aber solche<br />
Einschränkungen haben unsere Aussteller<br />
und Besucher gerne in Kauf<br />
genommen. Es überwog eindeutig<br />
die Freude, sich nach der langen<br />
Pause endlich wieder persönlich auf<br />
der Messe treffen zu können. Unser<br />
Schutz- und Hygienekonzept wurde<br />
verantwortungsvoll umgesetzt und<br />
die Branche hält in diesen turbulenten<br />
Zeiten zusammen – dies sind<br />
Erfahrungen, von denen wir bei der<br />
Planung der kommenden Winter-<br />
Nordstil auf jeden Fall profitieren.<br />
möbel kultur: Was hat für Sie den Ausschlag<br />
gegeben, erst wieder im April in<br />
Frankfurt eine Konsumgütermesse zu<br />
veranstalten?<br />
Stephan Kurzawski: Unsere Messen<br />
im Frühjahr sind geprägt von einem<br />
hohen Internationalitätsgrad – und<br />
das sowohl auf Aussteller- als auch<br />
auf Besucherseite. Da die Corona-Pandemie<br />
aktuell jedoch verschärfte<br />
Reiserestriktionen und<br />
Quarantäneverordnungen mit sich<br />
bringt, fehlt einem Großteil unserer<br />
Kunden Planungssicherheit für ihre<br />
Messeteilnahme im ersten Quartal.<br />
Daher haben wir gemeinsam entschieden,<br />
unser Messefrühjahr neu<br />
zu sortieren, in der Hoffnung, dass<br />
sich die Bedingungen für erfolgreiche<br />
internationale Veranstaltungen<br />
bis zum zweiten Jahresquartal<br />
verbessern.<br />
möbel kultur: Die International Consumer<br />
Goods Show – Special Edition wird<br />
die erste Messe sein, auf der Ambiente,<br />
Christmasworld und Paperworld zusammen<br />
an den Start gehen. Was war der<br />
Grund für die gemeinsame Veranstaltung?<br />
Stephan Kurzawski: Uns hat aus großen<br />
Teilen der internationalen<br />
Konsumgüterbranche der Wunsch<br />
erreicht, die Ambiente, Christmasworld,<br />
Creativeworld und Paperworld<br />
stattfinden zu lassen. Denn:<br />
Viele Unternehmen möchten in diesen<br />
turbulenten Zeiten durch einen<br />
Messeauftritt ihre Geschäfte wieder<br />
ankurbeln. Und wir als Veranstalter<br />
tun alles, um dieser Notwendigkeit<br />
mehr denn je nachzukommen. Wie<br />
sagt man so schön: Außergewöhnliche<br />
Situationen erfordern außergewöhnliche<br />
Maßnahmen. Und<br />
diese wird im kommenden April<br />
die International Consumer Goods<br />
Show – Special Edition sein.<br />
möbel kultur: Es ist zurzeit sehr schwierig,<br />
in die Zukunft zu schauen. Dennoch:<br />
Worauf müssen sich die Aussteller dieser<br />
Messe einstellen?<br />
Stephan Kurzawski: Sollte uns das<br />
Corona-Virus im kommenden<br />
April noch beschäftigen, wird<br />
unser oberstes Gebot weiterhin die<br />
Sicherheit und die Gesundheit aller<br />
Messeteilnehmer sein. Hier kommt<br />
unser Schutz- und Hygienekonzept<br />
zum Tragen, das mit den Behörden<br />
abgestimmt ist und alle notwendigen<br />
hygienischen, medizinischen<br />
und organisatorischen Maßnahmen<br />
berücksichtigt. Und dieses hat beispielsweise<br />
auch Auswirkungen<br />
auf die Gestaltung der Hallen und<br />
Messestände. Alle Informationen<br />
hierzu finden Aussteller tagesaktuell<br />
auf den Websites der Messe<br />
Frankfurt und der International<br />
Consumer Goods Show – Special<br />
Edition. Lassen Sie mich eines sagen:<br />
Unsere Hallen sind sehr sicher und<br />
erfüllen sämtliche Kriterien, um<br />
Fotos: Messe Frankfurt Exhibition GmbH<br />
48 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Veranstaltungen auch unter Pandemie-Bedingungen<br />
den passenden<br />
Raum zu bieten.<br />
möbel kultur: Und was erwartet die<br />
Besucher?<br />
Stephan Kurzawski: Alle Teilnehmer<br />
können sich auf ein einzigartiges<br />
Messeerlebnis freuen, denn die<br />
einmalige Zusammenlegung der<br />
Ambiente mit der Christmasworld,<br />
Paperworld und Creativeworld<br />
schafft neue geschäftsfördernde Synergien<br />
und ist die beste Antwort auf<br />
die aktuellen Herausforderungen.<br />
Mit der Veranstaltung bieten wir die<br />
Chance auf geschäftliche Begegnung,<br />
Order und Networking in Frankfurt<br />
oder virtuell im Rahmen der Consumer<br />
Goods Digital Days. Diese<br />
finden parallel zur physischen Messe<br />
statt und bieten eine noch breitere<br />
Vernetzung aller Branchenteilnehmer<br />
– auch jenen, die aufgrund<br />
etwaiger Reisebeschränkungen im<br />
April nicht anreisen können.<br />
möbel kultur: Werden Sie den hohen<br />
Standard des Rahmenprogramms halten<br />
können? Was planen Sie?<br />
Stephan Kurzawski: Wir werden natürlich<br />
– soweit es möglich ist –unseren<br />
Besuchern auch in Corona-Zeiten<br />
ein hochwertiges Rahmenprogramm<br />
anbieten. Aber dies wird unter Pandemie-Bedingungen<br />
anders aussehen<br />
als in der Vergangenheit. Wenn<br />
wir die Trend-Sonderpräsentation<br />
als Beispiel nehmen, brauchen wir<br />
hier beispielsweise eine klare Wegeführung.<br />
Die Besucher werden nicht<br />
mehr, wie sie es bisher gewohnt<br />
sind, zwischen den Trends hin und<br />
her wechseln können, sondern werden<br />
bei dem einen Trend eintreten,<br />
durch den zweiten geführt und<br />
müssen am dritten die Präsentation<br />
wieder verlassen.<br />
Unten: Stephan Kurzawski,<br />
Geschäftsleitung der Messe<br />
Frankfurt, weiß, dass sich<br />
viele aus der internationalen<br />
Konsumgüterbranche wieder<br />
Messeauftritte wünschen, um<br />
die Geschäfte anzukurbeln.<br />
möbel kultur: Welche Herausforderungen<br />
sind jetzt für die Messe Frankfurt<br />
am größten?<br />
Stephan Kurzawski: Die Corona-Pandemie<br />
hat uns Messeveranstalter<br />
vor ganz neue Herausforderungen<br />
gestellt, in denen wir aber auch<br />
Chancen für die Zukunft sehen. Es<br />
wird uns deutlich noch mehr Flexibilität<br />
abverlangt als zuvor. Aber<br />
es ist auch die richtige Zeit, Mut zu<br />
beweisen und aktiv neue Messekonzepte<br />
auf den Weg zu bringen.<br />
Momentan befasst sich der Großteil<br />
der Branche – die Messe Frankfurt<br />
eingeschlossen – mit der Entwicklung<br />
hybrider Veranstaltungsmodelle<br />
sowie mit digitalen Erweiterungen<br />
zur klassischen Messeteilnahme. Da<br />
kommt aktuell und auch in Zukunft<br />
noch einiges an Arbeit auf uns zu,<br />
denn unser Anspruch ist hier wie<br />
überall einer der besten zu sein – im<br />
Sinne unserer Kunden.<br />
möbel kultur: Wie ist die Stimmung unter<br />
den Mitarbeitern der Messe Frankfurt?<br />
Wie kann man die Motivation aufrecht<br />
erhalten, obwohl <strong>20</strong><strong>20</strong> kaum Veranstaltungen<br />
und die erste in <strong>20</strong>21 erst wieder<br />
im April stattfinden wird?<br />
Stephan Kurzawski: Grundsätzlich<br />
sind wir Messemacherinnen und<br />
Messemacher optimistisch eingestellt,<br />
selbst in diesen herausfordernden<br />
Zeiten. Auch wenn<br />
aktuell in Frankfurt kaum physische<br />
Veranstaltungen stattfinden,<br />
heißt das nicht, dass bei der<br />
Messe Frankfurt die Arbeit ruht.<br />
Aktuell befindet sich zwar rund<br />
die Hälfte der Mitarbeitenden am<br />
Standort Frankfurt in Kurzarbeit,<br />
die anderen sind jedoch weiterhin<br />
für unsere Kunden erreichbar. Wir<br />
haben in den vergangenen Monaten<br />
quer durch die von uns betreuten<br />
Branchen eine Reihe von digitalen<br />
Ergänzungsformaten kreiert, wie<br />
beispielsweise digitale Seminare,<br />
Online-Match-making-Plattformen<br />
und Panel- Diskussionen oder auch<br />
Kongressformate mit Live-Streaming.<br />
Messen und auch digitale<br />
Erweiterungen der realen Begegnungsstätte<br />
haben einen langen Planungsvorlauf.<br />
Seit Sommer finden<br />
sukzessive kleinere Veranstaltungen<br />
auf dem Frankfurter Messegelände<br />
statt. Am Standort Hamburg haben<br />
wir die Nordstil veranstaltet, die<br />
Oben: Philipp Ferger, Bereichsleiter<br />
Tendence und Nordstil<br />
sowie zweiter Geschäftsführer von<br />
nmedia, freut sich über eine große<br />
Nachfrage nach der Onlineplattform<br />
Nextrade.<br />
Hypermotion steht als Hybridveranstaltung<br />
im November in Frankfurt<br />
vor der Tür, ebenso die Formnext<br />
und die Cleanzone als digitale<br />
Kommunikationsplattformen. Wir<br />
sind mitten in den Planungen für<br />
die Veranstaltungen <strong>20</strong>21. Auch<br />
hierfür werden digitale Formate<br />
integriert, die es vorzubereiten gilt.<br />
Und natürlich hoffen wir alle, dass<br />
sich im kommenden Jahr das Leben<br />
Stück für Stück normalisiert und<br />
wir uns alle wieder von Angesicht<br />
zu Angesicht treffen können. Übrigens<br />
fanden in China zwischenzeitlich<br />
16 Messen der Messe Frankfurt<br />
erfolgreich statt. Und auch in Japan<br />
waren die ersten Veranstaltungen<br />
wieder am Start.<br />
möbel kultur: Die Digitalisierung erfährt<br />
aktuell einen großen Schub. Wie hat sich<br />
Ihre Onlineplattform Nextrade in der<br />
Pandemie weiterentwickelt?<br />
Philipp Ferger: Die Nachfrage nach<br />
Nextrade in der Corona-Zeit ist groß<br />
und wir haben ein starkes Interesse<br />
von Lieferanten und Händlern<br />
weltweit festgestellt. Sicherlich<br />
führen die abgesagten Messen dazu,<br />
dass der Handel vermehrt digital<br />
unterwegs ist. Allerdings haben<br />
wir keinen Vergleich, wie sich das<br />
Online-Portal ohne die Pandemie<br />
entwickelt hätte. Wir sind aber auf<br />
jeden Fall in unserem gesamten<br />
Vertrieb als Messe Frankfurt, insbesondere<br />
mit unserem globalen<br />
Netzwerk aus Tochtergesellschaften<br />
und Vertriebspartnern, schon sehr<br />
weit vorne dabei. Wo andere jetzt<br />
aus der Not heraus digitale Modelle<br />
und Möglichkeiten suchen, haben<br />
wir mit Nextrade bereits eine etablierte<br />
Lösung gefunden.<br />
möbel kultur: Viele Unternehmen investieren<br />
aktuell in virtuelle Showrooms.<br />
Warum können diese auf Dauer Messeauftritte<br />
im Konsumgüterbereich nicht<br />
ersetzen?<br />
Philipp Ferger: Virtuelle Showrooms<br />
sind nützliche Tools, ersetzen langfristig<br />
jedoch weder das persönliche<br />
Gespräch zwischen Lieferanten<br />
und Handel noch die emotionale<br />
Komponente beim Einkauf. Auch<br />
sind die nachhaltige Vernetzung, das<br />
Aufspüren von Neuheiten und die<br />
Sortimentsstärkung viel besser auf<br />
physischen Messen möglich. Lassen<br />
Sie es mich so zusammenfassen:<br />
Digitale Angebote, wie die genannten<br />
Showrooms, werden wichtiger<br />
und werden uns auch sicherlich<br />
nach der Pandemie begleiten. Für<br />
uns steht jedoch fest: eine virtuelle<br />
Zusammenkunft kann die persönliche<br />
Begegnung und das Erleben<br />
von Produkten auf Messen ersetzen,<br />
sondern lediglich sinnvoll ergänzen.<br />
Und hier kommt unser digitaler<br />
Marktplatz Nextrade ins Spiel: Nextrade<br />
treibt das Messegeschäft voran<br />
und hält Geschäftsbeziehungen zwischen<br />
den Veranstaltungen aufrecht,<br />
verlängert Content und Austausch<br />
virtuell über das ganze Jahr hinweg<br />
– und ermöglicht es zudem,<br />
neue Zielgruppen zu erschließen.<br />
Und noch ein Pluspunkt für das<br />
Portal: Es schafft bei realen Messebegegnungen<br />
Ausstellern und Besuchern<br />
mehr Freiräume. Da Händler<br />
365 Tage im Jahr rund um die Uhr<br />
ordern können, bleibt mehr Zeit<br />
für das Wesentliche vor Ort auf der<br />
Messe. Mit dem Launch der Plattform<br />
nutzen wir als erster Messeveranstalter<br />
dieses Potenzial und<br />
gestalten gemeinsam mit starken<br />
Partnern die digitale Transformation<br />
der Branche mit. In Zukunft<br />
wird Nextrade auch mobil per App<br />
nutzbar sein. Auf diese Weise können<br />
Händler beim Ordern direkt vor<br />
Ort auf der Messe Nextrade nutzen.<br />
Damit verknüpfen wir nachhaltig<br />
die persönliche Messebegegnung<br />
mit den digitalen Vorteilen der Plattform.<br />
Und natürlich werden wir<br />
zeitnah auch auf Nextrade virtuelle<br />
Showrooms anbieten, die Lieferanten<br />
jederzeit bespielen können – mit<br />
dem Vorteil, dass die Showrooms<br />
direkt mit Nextrade verknüpft sind<br />
und die Händler direkt aus diesem<br />
heraus ordern können.<br />
https://consumergoodsshow.<br />
messefrankfurt.com<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 49
IDEEN ZUR<br />
LOOKINSPIRATION<br />
50 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Kare legt zur dunklen Jahreszeit ein Verwöhnprogramm zum Thema Wohnen auf. Mit italienischer<br />
Eleganz und glanzvollem Metropolen-Schick. Da stimmen selbst die verschiedenen Grautöne fröhlich.<br />
GEGEN DEN<br />
HERBST-BLUES<br />
/// Polstermöbel stehen neben den Küchen bei den Verbrauchern derzeit ganz<br />
besonders hoch im Kurs. Das gemütliche Loungen, Kuscheln und ja, auch das<br />
Sitzen passen nicht nur zum Herbst, sondern einfach in die unwirtliche Corona-<br />
Zeit, in der man es sich trotz allem schön machen will.<br />
Foto: Kare Design GmbH<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 51
WESTFALEN/PEOPLE<br />
2<br />
3<br />
1<br />
1 Maske tragen war nicht nur in Bad Salzuflen<br />
Pflicht. Markus Wiemann machte<br />
daraus eine Kür – als Wildkatze aus dem<br />
Osnabrücker Zoo. 2 Neben Modellerweiterungen<br />
sorgten bei dem 3C-Team mit<br />
Jürgen Kleinegesse, Frank Scheddien und<br />
Tanja Roß Neuentwicklungen wie das Multifunktionssofa<br />
„Twister“ und eine Stärkung<br />
der Lederkompetenz mit einer neuen Qualität<br />
in 102 Farben für gute Stimmung.<br />
Meetingpoint Ostwestfalen<br />
Relaxte<br />
Stimmung<br />
4<br />
Auf den Fotos mit unseren Gesprächspartnern<br />
ist kaum zu erkennen, dass<br />
die Herbstmessen in Ostwestfalen<br />
dieses Mal unter anderen Voraussetzungen<br />
über die Bühne gegangen sind.<br />
Jedenfalls war – trotz Abstand – zu<br />
spüren, dass sich alle Beteiligten auf<br />
den persönlichen Austausch gefreut<br />
haben – und froh waren, sich endlich<br />
mal wieder live in die Augen blicken zu<br />
können.<br />
3 Loungige Optiken und Samtstoffe stehen<br />
bei Easysofa derzeit hoch im Kurs, weiß<br />
Produktentwickler Jean-Claude Gertschen.<br />
4 Gute Laune bei der M.O.W.-Truppe, weil das<br />
Timing stimmte. Die beiden Geschäftsführer<br />
Andreas Reibchen und Bernd Schäfermeier,<br />
Projektmanager Maximilian Richter sowie<br />
Kaja Möller von der WAW Werbeagentur<br />
ließen sich auf dem Weg zur M.O.W. <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
nicht beirren.<br />
58 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
5<br />
6<br />
5 Ada war in diesem Jahr erstmals auf der M.O.W.mit seinen fünf Marken Ada Austria Premium,<br />
Alina, Trendline, Tom Tailor sowie Chillin‘ vertreten. Bereits am Messedienstag konnten die beiden<br />
Vorstände Simon Bair und Gerhard Vorraber (v.l.) ein positives Resümee ziehen. 6 Immer für eine<br />
Überraschung gut: Benjamin Stewner. Er kam passend zur lebensnahen Präsentation des „Home of<br />
colours“ von Tom Tailor im Blaumann. 7 Tim und Lea Oberwelland führen die Werther Möbelmanufaktur<br />
in die Zukunft.100 Hochwert-Händler zählen inzwischen zum Kundenstamm.<br />
8<br />
7<br />
9<br />
8 Christoph Gwosdz (l.) und<br />
Ricardo López (IMS Group)<br />
profitieren derzeit stark<br />
davon, dass sie in Deutschland<br />
ihre Polstermöbel<br />
fast ausschließlich online<br />
vermarkten. 9 Die Relaxsessel-Linie<br />
„Flexlux“ will<br />
Theca-Vertriebsleiter Thomas<br />
Jäger als Marke etablieren.<br />
10<br />
10 Auf 350 qm zeigte Domo<br />
Collection-Geschäftsführer<br />
Ulf Vietor nicht nur diverse<br />
Polstermöbel-Konzepte mit<br />
raffinierten Funktionen, sondern<br />
auch topaktuell „Looks<br />
by Wolfgang Joop“.<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 59
WESTFALEN<br />
Herbstmessen in Westfalen: Von gedeckten Farben bis zur Eiche als Dauerbrenner<br />
Das gab es zu entdecken<br />
Die Herbstmessen <strong>20</strong><strong>20</strong> in Ostwestfalen waren ein Erfolg – trotz Corona. Nicht nur, weil die Messen überhaupt stattgefunden<br />
haben. Die Industrie hat größtenteils während der Frühjahrs- und Sommermonate ihre Sortimente weiterentwickelt.<br />
Das haben Handel und Verbände honoriert. Selbst wenn keine Innovationsflut zu erwarten war, so hat die „möbel<br />
kultur“ einige interessante Neuheiten entdeckt, die die derzeitige Sonderkonjunktur im Wohnen sicherlich beflügelt.<br />
Einfach QR-Code scannen, PDF<br />
öffnen und die große Analyse<br />
zu den Herbstmessen, die<br />
bereits in der Oktober-Ausgabe<br />
erschienen ist, lesen.<br />
Erst seit 2,5<br />
Jahren ist der<br />
französische<br />
Hersteller<br />
Akante auf<br />
dem deutschen<br />
Markt aktiv.<br />
Seine Spezialität<br />
sind Tische<br />
mit Keramikoberflächen<br />
und Funktionen.<br />
Echt lebensnah: Die Kojen<br />
bei Tom Tailor. Als Vorbild<br />
dienten reale Wohnungen.<br />
Neben der überarbeiteten<br />
Stoffkollektion war Farbe<br />
das große Thema.<br />
Der wichtigste Trend vorab:<br />
Wohnen hat einen neuen Stellenwert<br />
bei den Verbrauchern<br />
bekommen – und davon profitieren<br />
alle Marktteilnehmer. Dazu kommt,<br />
dass oftmals die Durchschnittsbons<br />
gestiegen sind. Viele Kunden kaufen<br />
hochwertiger. Eine positive Entwicklung,<br />
die der Einrichtungsbranche<br />
gut tut. Bei bestimmten Warengruppen,<br />
wie beispielsweise Möbeln für<br />
das Homeoffice, ist in den letzten<br />
Monaten ein echter Bedarf entstanden.<br />
Germania ist hier schon länger<br />
aktiv, Bega hat aktuell nachgelegt.<br />
Auch Polstermöbel laufen derzeit<br />
überdurchschnittlich gut, das Wohnzimmer<br />
als Familienraum rückt wieder<br />
stärker in den Mittelpunkt. Bei<br />
den Farben dominieren gedeckte<br />
Töne wie Curry, Grün oder Bordeaux.<br />
Samt- und Cordstoffe kommen<br />
immer häufiger zum Einsatz.<br />
Das zeigte die riesige Ausstellung<br />
bei Polipol in Diepenau, auch Ada,<br />
3C oder Easysofa setzen auf diese<br />
Trends. Es soll eben gemütlich werden<br />
im Corona-Herbst und -Winter.<br />
Das gilt selbstverständlich auch für<br />
das nach wie vor wachsende Angebot<br />
bei Polster- und Boxspringbetten.<br />
Und von der Tatsache, dass in den<br />
60 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Loungig und elegant:<br />
Die Inszenierung bei<br />
BeType (IMS Group),<br />
griffige Leder und<br />
geradlinige Formen.<br />
Kommt bei ES Brand<br />
(Easysofa) gut an:<br />
Gemütliches Sofa<br />
mit Wipp-Funktion.<br />
Ekornes zeigte alle vier<br />
Linien des Konzerns: u.a.<br />
Stressless „Ella“ (l.) ganz<br />
klassisch mit Vintageleder<br />
und erstmals skandinavischer<br />
Look von Qumei (r.).<br />
Volker Schrader präsentierte<br />
mit seinem Trio Mintjens,<br />
Ztahl und HCM Furniture<br />
schicke, aufeinander abgestimmte<br />
Inszenierungen.<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 61
WESTFALEN<br />
Corona-bedingt auf Abstand,<br />
aber in der strategischen Ausrichtung<br />
im engen Schulterschluss:<br />
Christian Pauly (l.),<br />
Germania-Geschäftsführer, und<br />
Volkmar Halbe, Unternehmensberater<br />
und Koordinator für<br />
Vertrieb und Produkt.<br />
Germania: Profitiert von hohem Onlineanteil<br />
Fokus auf globale Exzellenz<br />
Germania hat erfolgreich einen knallharten Sanierungskurs hinter sich gebracht. Im Zuge dessen<br />
stellte sich das Unternehmen für die hohen Ansprüche der Onlineanbieter neu auf. Die „möbel kultur“<br />
sprach mit Christian Pauly, verantwortlich in der Geschäftsleitung für das Supply Chain Management,<br />
und Volkmar Halbe, Interimsmanager für Vertrieb und Produkt, über die Herausforderungen, diese<br />
Prozess-Exzellenz nun auch ins Ausland zu transferieren.<br />
Fotos: Germania und möbel kultur<br />
möbel kultur: <strong>20</strong><strong>20</strong> ist ein verrücktes Jahr.<br />
Inwieweit ist Germania von den Irrungen<br />
und Wirrungen betroffen?<br />
Volkmar Halbe: Man muss zwei Phasen<br />
unterscheiden. In der ersten Phase,<br />
beginnend mit dem 16. März bis<br />
Juni, haben wir online richtig gut<br />
gelegen. Obwohl die Nachfrage aus<br />
dem stationären Handel in diesen<br />
Monaten wegbrach, haben wir das<br />
Werk auf 80 Prozent weiter gefahren.<br />
Mit der Wiedereröffnung der<br />
Möbelhäuser gab es in der gesamten<br />
Der stationäre<br />
Möbelhandel interessiert<br />
sich für Produkte, Onliner<br />
für Dropshipping.<br />
Christian Pauly<br />
Branche einen sehr starken Juli und<br />
August. Daran konnte auch Germania<br />
partizipieren, weil insbesondere<br />
die großen, stationären Häuser sehr<br />
gut geordert haben. Aktuell ist das<br />
Onlinegeschäft prozentual wieder<br />
im normalen Bereich, doch die<br />
Nachfrage im stationären Handel<br />
ist nachhaltig hoch, egal ob wir<br />
über Deutschland, Österreich oder<br />
die Schweiz reden. Etwas anders<br />
gestaltet sich die Situation in den<br />
Anrainerstaaten, weil wir dort zum<br />
einen nicht so stark vertreten sind,<br />
und zum anderen die Lockdowns<br />
in Ländern wie beispielsweise Belgien<br />
oder Frankreich doch deutlich<br />
restriktiver waren. Wenn wir<br />
von boomenden Märkten sprechen,<br />
dann von Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz.<br />
Christian Pauly: Aufgrund unseres<br />
starken Onlineengagements von 45<br />
bis 50 Prozent Umsatzanteil werden<br />
wir also weit besser durch das Jahr<br />
kommen, als zu Beginn der Pandemie<br />
gedacht.<br />
möbel kultur: Gleichwohl haben auch Sie<br />
Kurzarbeit als Instrument genutzt. Wie<br />
lange?<br />
Christian Pauly: Nur sieben Wochen<br />
in der Produktion. Von Seiten des<br />
Staats sind da die richtigen Entscheidungen<br />
getroffen worden,<br />
gerade das Thema Kurzarbeit konnte<br />
schnell und pragmatisch angegangen<br />
werden. Das hat uns sehr geholfen,<br />
obwohl wir es nur sehr kurz in<br />
Anspruch genommen haben.<br />
Volkmar Halbe: Diesen Schritt halte<br />
auch ich für richtig. Ich glaube, dass<br />
sich jetzt einmal mehr zeigt, wer in<br />
der Unternehmensführung gut ist<br />
und wer nicht. Sie wissen ja, dass<br />
Germania zwei, drei Jahre einen<br />
harten Sanierungsprozess durchlebt<br />
hat. In dieser Zeit haben wir<br />
66 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
gelernt, sehr schnell zu reagieren.<br />
Alles andere ist unverantwortlich<br />
in solchen Situationen. Deshalb<br />
runterbremsen, Kurzarbeit beantragen,<br />
Kosten runterfahren. Der<br />
Werkzeugkasten ist in Krisenzeiten<br />
relativ klar umrissen.<br />
möbel kultur: Mit welcher Sortimentsstrategie<br />
wollen Sie ins nächste Jahr gehen?<br />
Volkmar Halbe: Wir haben uns aus der<br />
Sanierung heraus in den letzten Jahren<br />
schon sehr klar positioniert. Wir<br />
produzieren ausschließlich zerlegte<br />
Ware und sehen uns hier im mittleren<br />
bis oberen Preissegment, weil<br />
wir die Skalenvorteile, die Wettbewerber<br />
generieren, die im Ausland<br />
fertigen, in deutscher Produktion<br />
nicht darstellen können. Anders<br />
ausgedrückt: Wir sind die Edel-<br />
Zerlegten, die in der Positionierung<br />
Preis, Produkte, Preiswürdigkeit,<br />
das Made in Germany auch kapitalisieren<br />
müssen. 95 Prozent der<br />
Teile, die wir fertigen, kommen hier<br />
aus dem Werk in Schlangen. Dabei<br />
wird es bleiben, aber dafür müssen<br />
wir dann einen Mehrwert bieten,<br />
sowohl in der Formensprache als<br />
auch in der Funktionalität, der sich<br />
dann im Preis niederschlägt. Gleichwohl<br />
müssen wir auf der Kostenseite<br />
und logistisch auf dem Punkt<br />
sein. Dabei hat die Sanierung sehr<br />
geholfen. Auf dieser Basis wollen<br />
wir online weiter in die Offensive<br />
gehen, was nicht heißt, dass wir<br />
den stationären Handel vernachlässigen,<br />
aber wir sind davon überzeugt,<br />
dass dem Multi-Channel die<br />
Zukunft gehört.<br />
möbel kultur: Gibt es Verschiebungen in<br />
den Segmenten?<br />
Volkmar Halbe: Unser Fokus liegt weiterhin<br />
auf Garderoben und Wohnen.<br />
Darüber hinaus entwickelt<br />
sich das Thema Bad sehr gut, das<br />
wir vor zwei Jahren hinzugenommen<br />
haben. Und ebenso hat der<br />
Office-Bereich im letzten Jahr schon<br />
durch den Wegfall von Welle einen<br />
Schub bekommen und in diesem<br />
Jahr Corona-bedingt. Immer bezogen<br />
auf den Heimarbeitsplatz bzw.<br />
bis hin zum Semi-Profi-Bereich.<br />
Hiermit werden wir uns nach der<br />
Messe auch noch einmal intensiv<br />
beschäftigen.<br />
möbel kultur: Die Herbstmessen haben<br />
einmal mehr gezeigt, dass der Austausch<br />
wichtig ist und das Begutachten der Produkte<br />
vor Ort.<br />
Christian Pauly: Ja, das gilt für den<br />
stationären Handel, der ein Produkt<br />
auf der Messe ordert, während die<br />
Onliner einen Prozess kaufen.<br />
Volkmar Halbe: Während der stationäre<br />
Händler sich beim Einkauf die<br />
Beschläge, und die Oberflächen etc.<br />
anschaut, fragt der Onlinehändler<br />
nach Dropshipping oder wie er die<br />
Bilddaten bekommt, über welche<br />
Systeme wir verfügen.<br />
möbel kultur: Wie lange braucht ein<br />
Unternehmen aus Ihrer Erfahrung, um<br />
Dropshipping-fähig zu sein?<br />
Christian Pauly: Die erste Frage, die<br />
sich einem Unternehmer stellt, ist,<br />
ob das überhaupt von der Grundstruktur<br />
der Firma funktionieren<br />
kann. Selbst wenn Sie diese Frage<br />
mit Ja beantworten können, braucht<br />
es immer noch zwei bis drei Jahre,<br />
bis die Prozesse alle laufen.<br />
möbel kultur: Produkte sind den Onlineanbietern<br />
also eher egal?<br />
Christian Pauly: Natürlich muss ein<br />
Produkt zur Zielgruppe passen und<br />
die Qualität muss stimmen, aber<br />
die Kommunikation der Onliner<br />
funktioniert völlig anders als im<br />
klassischen Möbelhandel.<br />
Volkmar Halbe: Am Ende des Tages<br />
bekommen wir drei Gigabyte zur<br />
Verfügung und wir müssen diese<br />
Wir sind die Edel-<br />
Zerlegten, die das „Made<br />
in Germany“ auch kapitalisieren<br />
müssen.<br />
Volkmar Halbe<br />
so nutzen, dass wir bei den Suchmaschinen<br />
ganz oben stehen.<br />
Christian Pauly: Letztendlich entscheiden<br />
die Kunden, so argumentieren<br />
Onliner. Ein stationärer Händler hat<br />
diesbezüglich mit ganz anderen Dingen<br />
zu kämpfen, muss die Kojen<br />
dekorieren, die Werbung organisieren<br />
und hat im Zweifel das Lager voll<br />
und muss ein neues Produkt listen,<br />
wenn das andere nicht läuft.<br />
möbel kultur: Das hört sich nach einer<br />
düsteren Zukunft für den stationären<br />
Möbelhandel an.<br />
Volkmar Halbe: Auch der großflächige<br />
Möbelhandel erlebt aktuell Zeiten,<br />
wie es sie lange nicht gab. Wir<br />
hören davon, dass die Frequenzen<br />
relativ normal sind, aber die Entscheidungsgeschwindigkeiten<br />
und<br />
die Einkaufskörbe der Kunden deutlich<br />
gestiegen sind. Und das führt in<br />
der Industrie zu gefüllten Auftrags-<br />
Mit „GW-Lissabon“<br />
bedient Germania den<br />
Homeoffice-Bereich.<br />
Grifflose Fronten in<br />
den Dekoren Eiche<br />
und Graphit und eine<br />
moderne Schreibtischlösung<br />
entsprechen<br />
dem Zeitgeist.<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 67
HAUSMESSE SÜD<br />
Hausmesse Süd: Solide gearbeitet<br />
Frische<br />
Ware aus<br />
dem Süden<br />
Ruf Betten<br />
Glückwunsch Composium!<br />
Highlight bei Ruf war der wirklich erstaunliche<br />
40. Geburtstag des echten Klassikers<br />
„Composium“: eine Erfolgsgeschichte, die vor<br />
14.710 Nächten startete. Darüber hinaus lancierte<br />
der Bettenspezialist mit „Livera“ ein neues System in<br />
Kombination mit Lack sowie mit „Veronesse“ den „SUV“<br />
unter den Boxspringbetten. Trotz Corona-bedingt weniger<br />
Frequenz, vor allem aus dem Ausland, freute sich Geschäftsführer<br />
Heiner Goossens (Foto) über erfrischende Gespräche,<br />
die „allesamt zukunftsorientiert optimistisch waren.“<br />
Dass überhaupt eine Messe stattfinden konnte, war seiner<br />
Meinung nach richtig. Denn wesentlich für das kommende<br />
Jahr sei die „Umsatzsicherheit in Zeiten unsicherer Rahmenbedingungen.“<br />
Fazit: „Es wurde sehr deutlich, dass wir mit<br />
unseren spannenden Entwicklungen auch künftig eine starke<br />
Markt- und Markenposition besetzen.“ www.ruf-betten.de<br />
Die Hausmesse Süd hatte das Glück, ebenso<br />
wie die Veranstaltungen in Westfalen im<br />
Corona- schwachen Zeitfenster Ende September<br />
über die Bühne gehen zu können. Und auch<br />
wenn die Anzahl der Teilnehmer in diesem<br />
Jahr etwas dezimiert war, so hatten sich<br />
die Hersteller, die ihre Showrooms geöffnet<br />
hatten, wie gewohnt bestens vorbereitet und<br />
einiges an Neuheiten parat. Davon konnte sich<br />
die „möbel kultur“ vor Ort überzeugen.<br />
Rolf Benz<br />
Komplette Wohnbilder<br />
Eine weiche Umarmung“ nennt Rolf Benz das ikonische<br />
Modell „594“, das der Designer Sebastian Herkner<br />
für die Nagolder entworfen hat (unten). Nach dem Motto<br />
„Mix & Match“ kann die Rückenschale im Bezug (Stoff/<br />
Leder) abgesetzt werden. Interessant ist außerdem, dass<br />
die Marke zunehmend auch Kastenmöbel anbietet (neu:<br />
Schrankmöbelsystem „Stretto“, rechts).<br />
Ein sichtbarer Einfluss der chinesischen<br />
Inhaber Kuka, die, auch für den<br />
wachsenden asiatischen Markt, eine<br />
komplette Rolf Benz-Welt abbilden<br />
wollen. Erst Mitte des Jahres wurde<br />
der erste Monobrand-Store in Shanghai<br />
eröffnet. www.rolf-benz.com<br />
ROLF BENZ<br />
76 möbel kultur <strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>
Hausmesse Süd-<br />
Geschäftsführer Lars<br />
Bornschein freute sich,<br />
dass die teilnehmenden<br />
Hersteller ein positives<br />
Fazit ziehen konnten.<br />
Gwinner<br />
Midcentury-Style<br />
Das Highlight bei Gwinner war „Brera“,<br />
ein sehr modernes, individuelles<br />
Planungsprogramm für Solitärmöbel (oben).<br />
Hier treffen schlichte Hölzer – dunkle oder helle<br />
Eiche – auf Akzentflächen in Gold oder Silber. Damit will der<br />
Hersteller aus Pfalzgrafenweiler mit Brand Managerin Tamara<br />
Gwinner-Henssler und ihrer Mutter Claudia Gwinner- Henssler<br />
(Foto) neue Zielgruppen für sich gewinnen. Zweite Neuheit:<br />
das modulare Planungssystem „Calea“ mit viel Lack, und einer<br />
klaren Linienführung. www.gwinner.de<br />
Rauch<br />
Zweimal ganz „Easy“<br />
In diesem Corona-Jahr, in dem nichts ist wie gedacht, hatte Rauch das<br />
Glück, dass die Transformation des Unternehmens schon recht weit fortgeschritten<br />
ist, so dass u. a. durch den steigenden E-Commerce-<br />
Anteil einiges an Einbußen aufgefangen werden konnte. Zudem profitiert<br />
der Hersteller in Zeiten von Materialknappheit in besonderem Maße von<br />
dem eigenen Spanplattenwerk, erläutert der Geschäftsführende Gesellschafter<br />
Michael Stiehl (r. zusammen mit dem neuen CCO Jochen Arndt).<br />
Weiter geht‘s für Rauch zudem mit dem im letzten Jahr gestarteten Markenrelaunch<br />
und die erforderliche Marktdurchdringung von Rauch „Black“<br />
(neu: „<strong>20</strong>up Wood“, Foto), „Orange“ und „Blue“. Bislang wurden 180<br />
Studios umgesetzt. In der Produktentwicklung setzen die Freudenberger<br />
darüber hinaus auf die beiden Innovationen „Easy slide“, einer geteilten<br />
Schwebetüren-Laufschiene, die den Transport enorm erleichtert und auf<br />
werkzeuglose Beschläge namens „Easy fix“. www.rauchmoebel.de<br />
Resümee von Lars Bornschein<br />
„Hausmesse Süd überzeugt<br />
in der Corona-Krise“<br />
Der Mut, trotz Coronakrise zu den Ausstellungen<br />
der Hausmesse Süd zu fahren,<br />
wurde belohnt. So lässt sich das Fazit der diesjährigen<br />
Hausmesse Süd zusammenfassen. Von<br />
den Verbänden und Einkäufern die unterwegs<br />
waren kamen jedenfalls sehr positive Feedbacks,<br />
was auch mit einer sehr guten Ordertätigkeit<br />
quittiert wurde. Das Versprechen der Einladungskampagne<br />
lautete „Feinste Ideen. Mit<br />
Lust auf Mehr.“ Ohne zu übertreiben kann man<br />
konstatieren, dass die Aussteller das Versprechen<br />
eingelöst haben. Für den Messebesucher war<br />
bis auf das Maskentragen und das Ausfüllen der<br />
Rückverfolgungslisten kaum ein Unterschied zu<br />
den Vorjahren zu bemerken. In jeder Ausstellung<br />
waren ein hoher Prozentsatz neuer Modellreihen<br />
sowie auf neue Konsumenten-Trends und<br />
Ansprüche ausgerichtete Produktergänzungen<br />
zu sehen. Aus so einer schwierigen Position<br />
heraus in der Lage zu sein, Normalität auszustrahlen<br />
und wichtige Impulse für eine positive<br />
Marktentwicklung zu setzen, beweist die Stärke<br />
der Möbelmarken aus dem Süden.<br />
Bedauerlich bleibt freilich, dass vor allem<br />
Besuche aus dem Ausland kaum möglich waren.<br />
Und auch aus dem Inland war coronabedingt<br />
weniger Fachpublikum unterwegs als sonst. Dies<br />
war jedoch zu erwarten, weshalb die Hersteller<br />
neue Wege beschritten haben um den Möbelhändlern<br />
die Messe-Highlights auf digitalen<br />
Kanälen erlebbar zu machen.<br />
Auf www.hausmesse-sued.de finden Sie die<br />
wichtigsten Neuheiten, sowie zahlreiche Links<br />
zu 360 Grad-Rundgängen durch Ausstellungen,<br />
zu Modellkonfiguratoren oder speziellen<br />
Themen- oder Modell-Landingpages.<br />
Wer dann noch Lust auf mehr hat, kann<br />
immer noch seinen ganz individuellen Messebesuch<br />
realisieren. Denn die Ausstellungen bleiben<br />
fast ein ganzes Jahr bestehen und können nach<br />
Terminabsprache besucht werden. Bis zur<br />
nächsten Hausmesse Süd vom 27. September bis<br />
1. Oktober <strong>20</strong>21 (Kernzeit).<br />
<strong>11</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> möbel kultur 77
Nie war eine<br />
leistungsstarke<br />
Gemeinschaft so<br />
wichtig wie heute! Zum<br />
Faktencheck<br />
Der Einrichtungspartnerring VME bietet neben dem professionellen Einkauf<br />
exklusive Handelsmarken wie Interliving und eine Rundum-Vermarktung.<br />
Mit unserer Zukunftsorientierung bieten wir dem mittelständischen<br />
Möbelhandel eine starke Händler-Gemeinschaft.<br />
Werden Sie Teil der Gemeinschaft!<br />
geschaeftsfuehrung@einrichtungspartnerring.com