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<strong>MONEY</strong>INSIDE<br />
Foto: S. Ugurlu/<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
Der Steuer-Knaller<br />
Steuern auf Immobilien. Steuern auf Gewinne mit Aktien und Anleihen. Eine ganz<br />
andere Stadtplanung, damit mehr bezahlbarer Wohnraum entsteht. Ein Zuschuss<br />
für Berufseinsteiger in den ersten Berufsjahren, vielleicht fünf bis zehn Prozent ihres<br />
Gehalts, als Ausgleich für teure Ausbildungskosten. Wer um Himmels willen fordert<br />
denn so etwas? Wird hier eine Art neues „Kommunistisches Manifest“ abgedruckt?<br />
Nun, das alles fordert die Deutsche Bank. Genauer, Jim Reid, Global Head of Fundamental<br />
Credit Strategy and Thematic Research der Bank, und sein Co-Autor Luke<br />
Temple man. Die Forderungen stehen in einer Aufsatzsammlung, in der es darum geht,<br />
wie die Welt nach der Pandemie erneuert werden kann. Genau geht es in dem Beitrag<br />
um den Frust der jungen Generation. Sicher sehr von amerikanischen und britischen Erfahrungen<br />
geprägt, provokant, aber bitterernst gemeint. Einen Blick wert, weil so vieles<br />
über den Atlantik und den Ärmelkanal zu uns schwappt, im Guten wie im Schlechten.<br />
Die Befunde: Die jungen Amerikaner sind stärker von der Demokratie enttäuscht als<br />
jede Generation vor ihnen. Corona hat das noch verschlimmert, denn junge Arbeitnehmer<br />
haben eher in Branchen wie der Pflege gearbeitet, wo die Arbeit härter wurde. Wer<br />
in der Rezession seinen Abschluss gemacht hat, hat überdies keine Aussicht auf einen<br />
Job und wird, wenn der Einstieg gelingt, oft lebenslang weniger verdienen als beim Einstieg<br />
in besseren Konjunkturzeiten. Das traf die Jungen auch nach der Finanzkrise – die<br />
beiden größten Schocks der letzten 100 Jahre passierten binnen zwölf Jahren.<br />
Diesen Erfahrungen und Realitäten stellen die Deutschbanker die Babyboomer gegenüber.<br />
Die hätten hart gearbeitet, um sich etwas aufzubauen, aber auch viel Glück<br />
gehabt. Zum Beispiel oft Vermögen erworben, das dank der sinkenden und heute ultraniedrigen<br />
Zinsen immer wertvoller wurde, etwa Immobilien und Aktien. Immer neue<br />
Geldspritzen der Notenbanken treiben den Prozess immer weiter an. Die junge Generation?<br />
Kann sich oft keine Immobilie mehr leisten, so viele junge Amis und Briten wie<br />
noch nie wohnen mit 30 Jahren und darüber noch bei ihren Eltern, zumal der Zuzug<br />
in die Städte wuchs und ein Regulierungsdickicht Neubauten oft erschwert. Man könnte<br />
argumentieren, so die Autoren, dass die Älteren, die Assets besitzen, eine Art „unfairen<br />
Vorteil“ gegenüber der jüngeren Generation hätten. Schieres Glück des richtigen<br />
Timings, dass der Nullzins ihr Betongold und ihre Aktien nach oben treibt.<br />
Nebenbei mussten die Jungen noch viel mehr Geld und Zeit in ihre Ausbildung stecken<br />
als früher; das hat in den USA mit den immensen Studienschulden sicher eine<br />
andere Dimension als in Deutschland.<br />
Zu alledem kommt noch, dass die Jungen die Erfahrung machen, dass ihre Kohorte<br />
keine Wahlen gewinnen kann gegen die älteren Teile der Bevölkerung. Mit den jüngeren<br />
Briten (bis 44 Jahre) hätte es keinen Brexit gegeben und mit den jüngeren Amerikanern<br />
(bis <strong>49</strong>) keinen Präsidenten Trump.<br />
Aber genau das wird sich ändern. Ende dieses Jahrzehnts werden im Schnitt der sieben<br />
westlichen großen Industriestaaten die Generation Z, die Millennials und jüngere<br />
Kohorten über beinahe so viele Stimmen verfügen wie die älteren Generationen. Der Ärger<br />
der Jungen, fürchten Reid und Templeman, birgt das Risiko, dass ein Populist ihn<br />
einfängt und den Kapitalismus auf den Kopf stellt – das wäre ein Desaster für jedermann.<br />
Daher das Plädoyer der Deutschbanker für eine Umverteilung – zum Beispiel mit den<br />
oben schon genannten Steuern. Die Babyboomer, so schreiben sie, wollten sich doch in<br />
einer Wirtschaft zur Ruhe setzen, die ihre Pensionen, ihr Wohlbefinden und das Gesundheitswesen<br />
unterstützt. Die vielen Älteren hingen vom Goodwill der Jungen ab, von den<br />
Früchten von deren Ausbildung, ihrem Willen, wieder größere Familien zu gründen. „Derzeit<br />
gibt es diesen Goodwill nicht.“ Ohne eine frühe, freiwillige Umverteilung, glauben<br />
Reid und Templeman, werden die Jüngeren, wenn sie die Macht erobern, eben selbst<br />
massiv umverteilen und die Fundamente der Marktwirtschaft erschüttern.<br />
Als Babyboomer kann man nur wünschen, dass diese Prognose zwar Aufsehen<br />
erregt, aber nie eintrifft.<br />
Frank Mertgen,<br />
stellv. Chefredakteur<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2020</strong><br />
3
<strong>MONEY</strong>INHALT<br />
Nr. <strong>49</strong> / 25. November <strong>2020</strong> www.money.de<br />
32<br />
Schlauer als der Markt<br />
Die Wissenschaft zeigt: Es gibt bestimmte Faktoren, mit denen<br />
Sie den Markt langfristig schlagen können. Die cleversten<br />
ETFs der neuesten Generation bündeln solche Werte. Value,<br />
Growth oder Momentum – Hauptsache, besser als der Rest<br />
8<br />
Egal wann, egal wo – Sie gewinnen immer<br />
Wall-Street-Legende und Hedge-Fonds-Milliardär Ray Dalio<br />
weiß, wie die Börse funktioniert. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> kennt<br />
seinen „Heiligen Gral“ und weiß, wie Sie seine Immer-<br />
Gewinner-Strategie mit sechs ETFs nachbauen<br />
<strong>MONEY</strong>TITELTHEMA<br />
6 ETF-Boom: Die besten ETFs, die cleversten Strategien,<br />
die höchsten Renditen. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> zeigt<br />
Ihnen das Beste aus dem ETF-Universum<br />
8 Allwetter-Strategie: Ray Dalio ist eine Legende an<br />
der Börse. Mit nur sechs ETFs können Sie seine<br />
beste Strategie nachbauen. So geht’s<br />
12 Nebenwerte: Apple & Co. kennt jeder! Wie Sie mit<br />
kleinen Nischen-Playern groß abkassieren<br />
16 Timing: Buy & Hold funktioniert – aber es geht noch<br />
besser. So schlagen Sie den Markt<br />
19 Dividenden: Dividenden sind seit Jahrzehnten ein<br />
erprobter Sicherheitspuffer. Fünf Top-ETFs für bis<br />
zu sechs Prozent Rendite – plus Kurs-Chance<br />
22 Goldminen: Sie wollen Ihr Depot breiter aufstellen?<br />
Mit Goldminen-ETFs haben Sie ein Ass im Ärmel<br />
26 Brasilien: Das Riesenland leidet unter Corona – die<br />
heimische Börse ebenfalls. Noch. Ihre Chance<br />
28 Value: Gut und günstig! Diese ETFs sind ganz nach<br />
dem Geschmack von Warren Buffett konstruiert<br />
32 Smarte Strategien: ETFs können mehr als Dax &<br />
Co. Wie Sie mit smarten Produkten glänzen<br />
36 Besser als der Dax: Der deutsche Leitindex deckt<br />
die heimische Wirtschaft nur unzureichend ab. Mit<br />
diesem ETF geht es viel besser<br />
38 Portfolio-ETFs: Sie sind günstig. Flexibel. Und<br />
erfolgreich. Das steckt hinter Portfolio-ETFs<br />
41 Telekommunikation: Die europäische Telekombranche<br />
wurde während Corona übertrieben hart<br />
abgestraft. Die Comeback-Chance<br />
42 MSCI-World: Fünf Gründe, warum das Welt-Portfolio<br />
in Ihr Depot gehört<br />
12<br />
Klein, aber mit Power!<br />
Sie sind klein, wachstumsfreudig und bieten immense<br />
Chancen. Mit diesen Nebenwerte-ETFs sichern Sie<br />
sich Ihre Extraportion Zukunftsfantasie im Depot<br />
4 Titelfoto: Can Stock Photo<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2020</strong>
44 Post-Corona-Depot: 20 Megatrend-ETFs, die durch<br />
die Corona-Pandemie sogar profitieren – und das<br />
langfristig<br />
48 Steuern sparen: Swaps statt Abgaben!? <strong>FOCUS</strong>-<br />
<strong>MONEY</strong> weiß, wie es geht<br />
52 Asiatische Tech-Pioniere: 60 Prozent Plus seit<br />
Januar – dieser ETF kennt keine Grenzen<br />
54 Kryptowährungen: Fast schon unbemerkt hat sich<br />
der Bitcoin in den letzten Jahren an sein altes<br />
Allzeithoch herangekämpft. So profitieren Sie<br />
57 Nasdaq: Der amerikanische Technologie-Index ist<br />
ein Klassiker. Aber nicht altbacken – im Gegenteil<br />
58 Der etwas andere Digitalisierungs-ETF: Hier spielt<br />
Nachhaltigkeit eine Hauptrolle – und die Logistik<br />
60 CFD-Hebel: Fünfmal mehr Rendite dank Hebel. Mit<br />
diesen ETFs maximieren Sie Ihre Gewinne<br />
<strong>MONEY</strong>MARKETS<br />
62 Musterdepots: Grenke-Aufstockung zahlt sich aus,<br />
Kaufauftrag für Telekom-Zertifikate<br />
64 Nachhaltigkeit: Wie Anleger in eine bessere Welt<br />
investieren und was sie beachten sollten<br />
68 Chartanalyse: Intaktes Kaufsignal beim Dax,<br />
Nikkei auf 29-Jahres-Hoch<br />
DSW ANLEGERSCHUTZ<br />
69 Termingeschäfte: 2021 droht ein Steuerhammer<br />
69 Standpunkt: Im Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz<br />
fehlt die Haftungsfrage<br />
<strong>MONEY</strong>SERVICE<br />
70 Baukredite: Nicht nur Zinsen machen eine gute<br />
Immobilienfinanzierung aus. Auch Beratung und<br />
Service müssen stimmen. Welche Institute top sind<br />
74 Betriebliche Krankenversicherung: Zusatzpolicen<br />
bringen Unternehmen und Mitarbeitern zahlreiche<br />
Vorteile. Die besten Angebote im Überblick<br />
80 Fondsrente: Welche Fondspolicen im Praxistest die<br />
höchsten Renditen erzielen<br />
84 Verbraucherurteil: Welche Firmen genießen hohes<br />
Vertrauen? DEUTSCHLAND TEST hat 17 000<br />
Firmen und Marken aus 250 Branchen untersucht<br />
<strong>MONEY</strong>RUBRIKEN<br />
3 <strong>MONEY</strong>Inside<br />
90 Leserbriefe • Impressum<br />
106 Terminkalender: Zahlen von Dr. Hönle, Osram und<br />
Pernod Ricard<br />
52<br />
Die Zukunft heißt Asien<br />
In Asien entsteht eine neue Riege an Technologiekonzernen,<br />
die das Silicon Valley das Fürchten lehrt.<br />
Clevere Anleger schlagen jetzt zu<br />
Samba für Ihr Depot<br />
Krisenland Brasilien? Ein Blick in die Zukunft verrät:<br />
Das Land kann mehr. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> beantwortet<br />
die wichtigsten Fragen und zeigt Ihnen die<br />
größten Potenziale des Schwellenlands<br />
26<br />
<strong>MONEY</strong>KURSTEIL<br />
91 Fonds • 94 Aktien Deutschland<br />
100 Aktien international • 104 Zertifikate<br />
105 Neuemissionen<br />
Titelthemen sind mit<br />
roten Seitenzahlen<br />
gekennzeichnet<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2020</strong><br />
Inhalt: Illustration: iStock Fotos: iStock, Depositphotos, Dreamstime Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5
<strong>MONEY</strong>MARKETS<br />
Geldstapel: mit regelmäßigen<br />
Dividenden ein solides Portfolio<br />
aufbauen<br />
Dividenden-ETFs<br />
Mit Sicherheitspuffer<br />
Weniger Risiko, mehr Ertrag. Mit ETFs<br />
bündeln Anleger wachstumsstarke<br />
und sichere Dividendenstrategien –<br />
einfach und kostengünstig<br />
Sicherheit dank Dividende<br />
Ausschüttungsrenditen von bis zu 6,5 Prozent bilden<br />
einen soliden Sicherheitspuffer gegen Rückschläge<br />
an den Finanzmärkten – und in guten<br />
Zeiten einen lukrativen Zusatzertrag.<br />
Jährliche Ausschüttungen<br />
in Euro je Anteil<br />
Ausschüttungsquote in Prozent<br />
0,94<br />
0,98<br />
0,85<br />
0,89<br />
0,84<br />
0,78<br />
0,77 0,74 0,77 0,76<br />
6,5<br />
0,71<br />
5,7<br />
4,9<br />
4,5<br />
4,7<br />
5,0 4,7<br />
4,2 3,8 3,8 3,6<br />
2009<br />
10<br />
Quelle: DekaBank<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
2019<br />
6 % Dividende<br />
Sie wirken wie aus einer längst vergangenen Zeit: Renditen<br />
von vier, fünf oder gar sechs Prozent. Pro Jahr!<br />
Solche Prozentwerte sind aber höchst aktuell. Sie zeigen<br />
Dividendenrenditen, und zwar von großen Standardaktien,<br />
nicht von irgendwelchen obskuren Exoten. Und das<br />
Beste: Anleger können diese Dividendenbringer günstig<br />
in einem ETF kaufen – sie sichern sich Chancen, streuen<br />
ihre Geldanlagen rund um den Globus und bauen einen<br />
wirksamen Sicherheitspuffer ein.<br />
Das Angebot an ETFs, mit denen Anleger unterschiedliche<br />
Dividendenstrategien umsetzen können, ist inzwischen<br />
riesig. Regionen – von Deutschland über Europa<br />
und die USA bis nach Asien und global – und die besten<br />
Auswahlansätze – hohe Dividendenrenditen, Dividendensteigerer<br />
oder Aristokraten – stehen heute auch für Fondssparer<br />
mit kleinem Geldbeutel ganz einfach und vor allem<br />
sehr kostengünstig offen.<br />
Mehr als fünf Prozent. Vor allem bekommen Anleger mit<br />
Dividenden-ETFs einen Sicherheitspuffer. Sie können an<br />
den Kurssteigerungen der Aktienmärkte teilhaben, müssen<br />
aber nur einen kleinen Teil der Risiken tragen. Beim<br />
Deka Euro Stoxx Select Dividend 30 bekamen Anleger im<br />
vergangenen Jahr eine Ausschüttungsrendite von 5,44<br />
Prozent. Das ist schon einmal ein ordentlicher Puffer gegen<br />
kurzfristige Verluste. Noch größer wird der Puffer<br />
langfristig: Seit der Auflage im Jahr 2008 bekamen Anle-<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2020</strong><br />
Foto: 123RF 19
<strong>MONEY</strong>MARKETS<br />
ger allein schon Ausschüttungen in Höhe von mehr als<br />
neun Euro. Anfang 2009 kostete ein Fondsanteil 13,60<br />
Euro. Damit konnten Fondssparer einen Großteil ihres Anfangsinvestments<br />
allein schon mit den Ausschüttungen<br />
hereinholen. Allerdings: Ein Großteil der Gesamtrendite<br />
von gut 21 Prozent seit Auflage entfiel bei dem Deka-ETF<br />
auf die Ausschüttungen. Deswegen müssen Anleger genau<br />
überlegen, in welchen Index sie über einen ETF investieren<br />
wollen – um langfristig über mehrere Jahre nicht<br />
nur hohe Ausschüttungsquoten, sondern auch eine möglichst<br />
hohe Wertsteigerung zu erzielen.<br />
Regelmäßige Zahlungen. Besonders geeignet sind Dividenden-ETFs<br />
für Investoren, die regelmäßige Ausschüttungen<br />
brauchen. Während es in Deutschland üblich ist,<br />
nur die Dividende an einem Termin an die Aktionäre zu<br />
überweisen, bekommen Anteilseigner in anderen Ländern<br />
eine halb- oder vierteljährliche Zahlung, in einigen<br />
wenigen Fällen kommt das Geld sogar monatlich aufs<br />
Konto. Viele Dividenden-ETFs schütten vierteljährlich aus<br />
und vereinfachen Anlegern so die Verwaltung ihrer eigenen<br />
Geldflüsse.<br />
Doch die Ausschüttungen sind nur eine Seite der Medaille.<br />
Mindestens genauso wichtig sind Kurssteigerungen.<br />
Vieles spricht dafür, dass Aktien, die Dividenden zahlen<br />
– insbesondere über viele Jahre und bestenfalls noch<br />
mit regelmäßigen Erhöhungen – und die nicht ihren gesamten<br />
Gewinn für die Ausschüttungen aufwenden müssen,<br />
ein stabiles Geschäftsmodell haben. Das sollte diesen<br />
Unternehmen auch in Zukunft beste Wachstumschancen<br />
bringen. Zusätzlich spricht eine nachhaltige Dividendenpolitik<br />
für ein verantwortungsvolles Management,<br />
das auf eine gesunde Bilanz Wert legt. Mehrere dieser<br />
Aktien, gebündelt in einem ETF, sollten ein risikoarmes<br />
und wachstumsstarkes Portfolio ergeben.<br />
MIKA HOFFMANN<br />
COMSTAGE-DIVDAX-UCITS-ETF<br />
Konservative Portfolio-Basis<br />
So etwas nennen ETF-Kenner Plain Vanilla. Ein börsengehandelter Indexfonds,<br />
der ein einfaches Börsenbarometer nachbildet – nicht mehr<br />
und nicht weniger. Aber auf alle Fälle wissen Anleger ganz genau, was<br />
sie bekommen. Im Fall des ComStage DivDax sind es die 15 Werte aus<br />
dem bekannten Dax mit der höchsten Dividendenrendite. Insgesamt<br />
kommt bei den Aktien des DivDax eine Dividendenrendite von 4,41 Prozent<br />
heraus. Gewichtet wird nach dem Streubesitz, jede einzelne Aktie<br />
darf maximal zehn Prozent des Fondsvolumens ausmachen.<br />
Die Mitgliederliste liest sich wie das Who’s who der deutschen Großunternehmen.<br />
An der Gewichtungsspitze stehen der Versicherer Allianz,<br />
der Technologiekonzern Siemens und der Chemiewert BASF. Die höchsten<br />
Gewichtungen entfallen auf Industrietitel, gefolgt von Finanzdienstleistern<br />
und Basiskonsumgüterherstellern. Aufgrund der konservativen<br />
Portfolio-Mischung eignet sich der ComStage DivDax ETF auch besonders<br />
für langfristige Sparpläne.<br />
Comstage-DivDax-ETF<br />
%<br />
prozentuale Entwicklung seit 31.1.2015, auf Euro-Basis<br />
+20<br />
+10<br />
0<br />
–10<br />
–20<br />
2015 16 17 18 19 <strong>2020</strong><br />
WKN/ISIN:<br />
ETF003/LU0603933895<br />
Fondsvolumen:<br />
56,4 Millionen Euro<br />
TER (Gesamtkostenquote):<br />
0,25 Prozent<br />
Ertragsverwendung/Indexnachbildung: aussch./replizierend<br />
Ausschüttungsquote 2019:<br />
3,9 Prozent<br />
Quelle: Thomson Reuters Datastream<br />
DEKA EURO STOXX SELECT DIVIDEND 30<br />
Bis zu 6,5 Prozent Rendite<br />
Die 30 Aktien, die im Euro-Stoxx-600 die höchsten Dividenden zahlen,<br />
schaffen die Aufnahme in den Deka-ETF. Grundvoraussetzungen für die<br />
Aufnahme sind: eine Zahlung im Vorjahr, kein negatives Dividendenwachstum<br />
in den vergangenen fünf Jahren und eine Ausschüttungsquote<br />
von maximal 60 Prozent. Diese Mischung ergab in der Vergangenheit<br />
ein robustes Depot mit einem Sicherheitspuffer in Form der Ausschüttung:<br />
2019 lag die Ausschüttungsrendite bei stolzen 4,69 Prozent, in der<br />
Spitze erreichte sie 6,5 Prozent – ein hervorragender Wert, der sich sehen<br />
lassen kann.<br />
Unter den größten Positionen finden sich der Versicherer Aegon, der<br />
Vermögensverwalter NN Group und der Immobilienwert Covivio. Finanztitel,<br />
die traditionell in guten Zeiten hohe Dividenden zahlen, machen<br />
fast ein Drittel des Portfolios aus. Wer Banken und Versicherer aufgrund<br />
von Risikoerwägungen nicht dabei haben möchte, greift zum Deka Euro<br />
iStoxx ex Fin Dividend+ (ISIN: DE000ETFL482).<br />
Deka-Euro-Stoxx-Select-Dividend-30-ETF<br />
prozentuale Entwicklung seit 11.7.2008, auf Euro-Basis<br />
%<br />
+50<br />
+30<br />
+10<br />
–10<br />
–30<br />
–50<br />
2008 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 <strong>2020</strong><br />
WKN/ISIN:<br />
ETFL07/DE000ETFL078<br />
Fondsvolumen:<br />
140,6 Millionen Euro<br />
TER (Gesamtkostenquote):<br />
0,3 Prozent<br />
Ertragsverwendung/Indexnachbildung: aussch./replizierend<br />
Ausschüttungsquote 2019:<br />
5,4 Prozent<br />
Quelle: Thomson Reuters Datastream<br />
20 <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2020</strong>
<strong>MONEY</strong>MARKETS<br />
Börsen-Kristallkugel: Mit diesen 20 ETFs<br />
können Sie in die Zukunft schauen<br />
Kurs-Chance 3 Jahre<br />
50–100 %<br />
Post-Corona-Depot<br />
ETFs for Future<br />
Corona bremst die Wirtschaft? Von wegen! Einige Megatrends treibt die Pandemie<br />
schon jetzt in die Gegenwart. 20 ETFs, mit denen Sie auf die Zukunft setzen<br />
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen eine Kristallkugel.<br />
Eine Kugel, die Ihnen die Zukunft der Börse voraussagt.<br />
Die Ihnen sagt, welche Aktien durch die Decke gehen<br />
– und von welchen Sie besser die Finger lassen. Leider<br />
zu schön, um wahr zu sein. Tricksen kann man dennoch.<br />
Geheimwaffe: Megatrends. Digitalisierung, Demografie,<br />
Ressourcenknappheit ... Megatrends zeigen, wie unser Leben<br />
in der Zukunft aussieht – und geben langfristig orientierten<br />
Anlegern schon heute Impulse für ihr nächstes Investment.<br />
Doch hat Corona nicht gezeigt, dass auf die<br />
Zukunft kein Verlass ist? Dass sich die Börse ganz schnell<br />
auf den Kopf stellen kann? Nicht unbedingt: Für einige Megatrends<br />
war die Pandemie sogar eine Art Turbolader, der<br />
ihre Entwicklung nur noch mehr beschleunigte. Und in die<br />
kann man investieren, auch ohne Kristallkugel. In der Ta-<br />
belle stellen wir Ihnen 20 ETFs vor, die auf die Themen von<br />
morgen setzen. Um die Pandemie müssen Sie sich dabei<br />
keine Gedanken machen. Sie treibt diese Megatrends und<br />
deren Branchen sogar noch schneller in die Gegenwart.<br />
Der Kompromiss: ETFs. Ob Home-Office, kontaktloses<br />
Bezahlen oder ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein:<br />
Corona prägt das Leben in der Zukunft nachhaltig. Als<br />
Anleger möchte man die Chancen dabei nicht verpassen,<br />
gleichzeitig aber auch nicht aufs falsche Pferd setzen. Die<br />
Lösung: ETFs. Mit ihnen kann man an den Corona-Megatrends<br />
teilhaben und das Risiko zudem gering halten.<br />
Die Krisen-Krieger. Nie bekamen Biotech-Firmen so viel<br />
Aufmerksamkeit wie <strong>2020</strong>. Das war längst fällig. Denn die<br />
Branche setzt sich nicht nur gegen Viren, sondern auch gegen<br />
andere Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer ein. Un-<br />
44 Foto: Depositphotos Illustrationen: VectorStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2020</strong>
Mit 20 ETFs in die Zukunft schauen<br />
Die Tabelle zeigt 20 ETFs, die auf die Themen der Zukunft setzen. Die Corona-Pandemie hält die Branchen dabei nicht<br />
auf. Im Gegenteil: Ihr Wachstum und ihre Bedeutung werden durch die Pandemie oft sogar verstärkt.<br />
Trend-Branche Name Performance 1/3/5 Jahre in % Auflagedatum TER in % WKN<br />
Pandemiebekämpfer & -helfer<br />
Biotechnologie und Pharmazie iShares Nasdaq US Biotechnology UCITS ETF 29/34/– 19.10.2017 0,35 A2DWAW<br />
Gesundheitsforschung und -innovation iShares Healthcare Innovation UCITS ETF 52/57/– 08.09.2016 0,40 A2ANH2<br />
Konsumgüter Xtrackers MSCI World Consumer Staples UCITS ETF 6/19/– 09.03.2016 0,30 A113FG<br />
Tech-Dauerläufer<br />
Künstliche Intelligenz WisdomTree Artificial Intelligence UCITS ETF 51/–/– 30.11.2018 0,40 A2N7KX<br />
Gaming & E-Sports VanEck Vectors Video Gaming and eSports UCITS ETF 83/–/– 24.06.2019 0,55 A2PLDF<br />
Kryptowährungen HANetf BTC Bitcoin Exchange Traded Crypto 3 Monate: 42,00 08.06.<strong>2020</strong> 2,00 A27Z30<br />
Cloud-Computing WisdomTree Cloud Computing UCITS ETF 93/–/– 06.09.2019 0,40 A2PQVE<br />
Cybersecurity L&G Cyber Security UCITS ETF 16/72/81 12.10.2015 0,75 A14WU5<br />
Robotik & Automation iShares Automation & Robotics UCITS ETF 29/40/– 08.09.2016 0,40 A2ANH0<br />
Streaming iShares S&P 500 Communication Sector UCITS ETF 23/–/– 18.09.2018 0,15 A2JQ2H<br />
Smart Factory Amundi Smart Factory UCITS ETF 22,3/–/– 01.10.2019 0,35 A2PN78<br />
Fintech Invesco KBW Nasdaq Fintech UCITS ETF 14/59/– 09.03.2017 0,<strong>49</strong> A2DHWJ<br />
MSCI World Technology Xtrackers MSCI World Information Technology UCITS ETF 42/89/– 09.03.2016 0,38 A113FM<br />
Umweltschutz<br />
Verringerung CO 2-Emissionen Deka MSCI USA Climate Change ESG UCITS ETF 3 Monate: 8,82 26.06.<strong>2020</strong> 0,25 ETFL57<br />
Erneuerbare Energien iShares Global Clean Energy UCITS ETF 101/140/136 06.07.2007 0,65 A0MW0M<br />
Sauberes Wasser iShares Global Water UCITS ETF 13/32/66 16.03.2007 0,65 A0MM0S<br />
Leben in der Zukunft<br />
Demografie iShares Ageing Population UCITS ETF 10,61/13,82/– 08.09.2016 0,40 A2ANH1<br />
Bildung und E-Learning Rize Education Tech and Digital Learning UCITS ETF 1 Monat: 0,22 27.08.<strong>2020</strong> 0,45 A2P877<br />
Smart City Amundi Smart City UCITS ETF 11,93/–/– 01.10.2019 0,35 A2PN77<br />
New Mobility Xtrackers Future Mobility UCITS ETF 6,00/–/– 29.01.2019 0,35 A2N6LL<br />
Quellen: onvista.de, Fondsgesellschaften<br />
ser Bewusstsein für die eigene Gesundheit ist wacher denn<br />
je. Die Nachfrage nach Lösungen und Schutz steigt. Laut<br />
Fior Markets soll der Markt für Biotechnologie von 2019 bis<br />
2027 jährlich sieben Prozent wachsen. Aber: Die Branche<br />
ist volatil. ETFs wie der iShares-Nasdaq-US-Biotechnologyoder<br />
der iShares-Healthcare-Innovation-ETF setzen diversifiziert<br />
auf mehrere Kandidaten. Zu den Krisen-Kriegern<br />
zählen aber nicht nur Impfstoff-Hoffnungsträger, sondern<br />
auch Basiskonsumgüterhersteller. Die zeigten während Corona<br />
einmal mehr, wie wichtig sie zu Krisenzeiten sind –<br />
und sollten im Depot von Anlegern nicht fehlen.<br />
Glück gehabt! Stellen Sie sich nur vor: Die Pandemie<br />
hätten wir nicht <strong>2020</strong>, sondern in den 80ern gehabt. Ob<br />
wir sie genauso gut hätten bewältigen können? Wohl<br />
kaum. Kein Online-Unterricht, kein Home-Office, keine<br />
Corona-Warn-App, keine Online-Bestellungen . . . Die Liste<br />
ist lang. Unsere Abhängigkeit von der Tech-Branche<br />
hat Corona noch einmal mehr verstärkt. Amazon musste<br />
100 000 Lagermitarbeiter einstellen. Bei Microsoft ist die<br />
Zahl der Microsoft-Teams-Nutzer um fast 40 Prozent gestiegen<br />
– in nur einer Woche! Es ist kein Zufall, dass sich<br />
in der Tabelle besonders viele Tech-ETFs befinden. Denn<br />
die Wachstumsbranche bietet enorm viele Möglichkeiten<br />
zum Investieren. Aussichtsreich sind sie alle – deswegen<br />
stehen sie auch dort.<br />
Nachhaltiger leben. Aus der Plastikmenge, die die Welt<br />
seit 1950 erzeugte, könnte man 822 000 Eiffeltürme bauen.<br />
Und: Bis 2050 schwimmt mehr Plastik im Meer als Fische.<br />
Diese Beispiele sollen verdeutlichen: Auch nach Corona<br />
bleibt Umweltschutz ein Thema. Im Lockdown reflektieren<br />
viele Menschen die eigene Nachhaltigkeit, etwa bei Urlauben<br />
oder Geschäftsreisen. Eine Umfrage der ING ergab,<br />
dass sich fast 18 Prozent der Befragten für Bankprodukte interessieren,<br />
die eine nachhaltigere Zukunft unterstützen. Bei<br />
sechs Prozent davon habe sich dies durch Corona noch verstärkt.<br />
Auch die EU und die Bundesregierung verfolgen ihre<br />
Klimaziele weiterhin. Der iShares-Global-Clean-Energy-<br />
ETF liegt <strong>2020</strong> trotz Corona 70 Prozent im Plus!<br />
Zurück in die Zukunft. Gibt künftig noch Büros? Wird Bargeld<br />
Geschichte? Existieren Krankheiten dann überhaupt<br />
noch? Vieles bleibt ungewiss. Aber: Einige Megatrends<br />
sind trotzdem relativ sicher. Corona hat etwa nachhaltig<br />
die Trends E-Learning und Home-Office geprägt. Auch<br />
der demografische Wandel setzt sich fort: Bis 2030 soll es<br />
rund eine Milliarde Menschen über 65 geben. Und: Zwei<br />
Drittel der Menschen leben bis 2050 in den Städten.<br />
Trotz oder gerade wegen Corona war Investieren in die<br />
Zukunft mit den ETFs for Future nie einfacher.<br />
JENNIFER SENNINGER<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2020</strong><br />
45
<strong>MONEY</strong>SERVICE<br />
Krankenzusatzversicherung<br />
SCHUTZ VOM CHEF<br />
Betriebliche Krankenversicherungen werden immer beliebter. Solche Zusatzpolicen<br />
bringen Firmen wie Mitarbeitern zahlreiche Vorteile. Die besten Angebote<br />
Ziehen Chef und Mitarbeiter am selben Strang, kommt<br />
in aller Regel etwas Gutes dabei heraus. Nicht nur im<br />
täglichen Arbeitsablauf, sondern bei grundsätzlich gleicher<br />
Interessenlage auch weit darüber hinaus. Schon seit mehr<br />
als 150 Jahren ist das beispielsweise bei Betriebsrenten erfolgreich<br />
erprobt. Doch auch eine weitere Versorgungsleistung<br />
gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit, die gerade<br />
in Corona-Zeiten nicht hoch genug geschätzt werden kann<br />
– der erweiterte Gesundheitsschutz der Beschäftigten durch<br />
eine betriebliche Krankenversicherung (bKV).<br />
Begehrtes Extra. Dabei schließt der Arbeitgeber einen<br />
Gruppenvertrag für alle seine Mitarbeiter ab, er macht sie<br />
also kollektiv zu Privatpatienten. Gesetzlich Versicherte erhalten<br />
so umfangreichere Leistungen, aber auch für Privatpatienten<br />
können sich je nach Ausgestaltung ihres eigenen<br />
Tarifs zusätzliche Vorteile ergeben. Dabei sind die bKV-Angebote<br />
modular aufgebaut, der Betrieb kann die Bausteine<br />
dazu frei wählen oder kombinieren. Und das Beste: Meist<br />
zahlt der Arbeitgeber diesen Zusatzschutz sogar komplett<br />
aus der Firmenkasse. Sonst immerhin anteilig. So gehört<br />
die bKV inzwischen zu den beliebtesten Extras neben dem<br />
Gehalt – weit vor anderen Angeboten wie Gutscheinen, Jobtickets,<br />
Dienst-Handys oder Personalrabatten.<br />
„Die betriebliche Krankenversicherung bietet einen Vorteil<br />
im Wettbewerb um die besten Köpfe und hilft dabei, qualifizierte<br />
Mitarbeiter längerfristig an das Unternehmen zu<br />
binden“, erläutert PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther<br />
die bKV für Arbeitgeber. Und für die Beschäftigten: „Die<br />
Arbeitnehmer profitieren von einem erweiterten Versicherungsschutz,<br />
der zudem aufgrund der Gruppenverträge pro-<br />
74 Foto: iStock<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2020</strong>