Leichtathletik INFORMationen 02/2010
Inhalt: Schwerpunkt: Talentförderung, Training und Schule, Journalist und Athlet, Aus dem Vereinsleben, FREUNDE-Kalender 2011, VEL-Treff en in Regensburg
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Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />
8<br />
Eine Schule mit (Sport-)Geschichte<br />
Sonderlich alt ist sie nicht, erfolgreich schon, obwohl sie auch in<br />
ihrer Existenz bedroht war: die Sportschule Halle. Die bekanntesten<br />
Athleten, die sie hervorgebracht hat, waren und sind Wassersportler<br />
– von Kornelia Ender bis Paul Biedermann. Aber auch<br />
Waldemar Cierpinski, Silke Renk, Karen Forkel, Ilke Wyludda,<br />
Nadine Müller und Norman Müller waren hier Schüler.<br />
Seit 1992 Schulleiter des Sportgymnasiums Halle:<br />
Wolfgang Vorbau<br />
Das Ganze begann 1955 mit vier Klassen als Kinder- und Jugendsportschule.<br />
Neben dem Training in den Vereinen gab<br />
es zwei- bis dreimal in der Woche Sport, von einer Medaillenschmiede<br />
war man noch weit entfernt. Sprint und Hürdenlauf<br />
fand in den Fluren statt, wo auch ein Pferd für die Turner<br />
stand. Mangel war normal, Einfallsreichtum gefragt.<br />
Die 60er Jahre brachten weitreichende strukturelle Änderungen.<br />
So wurden die Klassen kleiner, die Möglichkeit der Schulzeitstreckung<br />
geschaffen, die Ganztagsschule eingeführt. Es<br />
wuchsen die Gebäude, die Schülerzahlen und die Sportanlagen.<br />
Die erhofften Erfolge blieben nicht aus.<br />
Sie wären allerdings nicht erreichbar gewesen ohne eine Unterrichtsweise,<br />
die damals bei Unbeteiligten Kopfschütteln<br />
auslöste: Lehrgänge lösten den Unterricht ab; die Wettkämpfe<br />
brachten eine Vielzahl von Fehlstunden, dem bis zu 6-stündigen<br />
Training konnten keine 6 Stunden Unterricht folgen. Also<br />
wurden zwei Schuljahre auf drei aufgeteilt. Schulbeginn übrigens<br />
7 Uhr – dies gilt auch heute noch.<br />
Dennoch wurde es immer schwieriger, die oft hohe sportliche<br />
Belastung mit dem Schulalltag in Einklang zu bringen. Es<br />
kam ein Internat hinzu und die „teuren“ Sportarten wie Moderner<br />
Fünfkampf, Wasserball oder Basketball wurden wieder<br />
abgeschafft. Die ansonsten wenig erfolgreichen DDR-Machthaber<br />
suchten Anerkennung in publicityträchtigen Sportarten<br />
mit hoher Medaillenausbeute – Systemnähe im Leistungssport<br />
die Folge.<br />
Systemwechsel<br />
Nach dem Ende der DDR begann das Bangen um die weitere<br />
Existenz der Sportschule. Von einer „Sport- und Talentschule“<br />
war die Rede. Viele Trainer fanden bei ihrem Sportklub keine<br />
Anstellung mehr. So wie zu Beginn suchte die Sportschule<br />
wieder nach einer Turnhalle, prüfte die Möglichkeiten, Geräte<br />
zur Durchführung des Sportunterrichts zu beschaffen.<br />
Eine zu klärende Frage war die künftige Struktur der Schule. Die<br />
damalige Landesregierung von Sachsen-Anhalt wollte keine<br />
Gesamtschule .. also Gymnasium? Sekundarschule? Schließlich<br />
hieß es: Sportgymnasium und Sportsekundarschule.<br />
Nach der Wiedervereinigung hatte die Schule 1.200 Schüler,<br />
heute 500. Zwischenzeitlich wurde sehr viel gebuddelt, gebaut<br />
und renoviert. Schulleiter Wolfgang Vorbau (61) kann<br />
heute mit Schulgebäuden und Sporteinrichtungen mehr als<br />
zufrieden sein. Der drahtige Hobby-Radfahrer kam bereits<br />
1983 eher aus Zufall als Fachlehrer für Physik, Mathematik und<br />
Astronomie an die Schule und musste später als „Chef“ kräftig<br />
strampeln, um alle Neuerungen und Pläne umzusetzen.<br />
Familientraditionen<br />
Seit 1955 haben nahezu 7.000 Schüler die Sportschule besucht,<br />
darunter viele bereits mit Familientradition. Dazu gehören<br />
zum Beispiel Gudrun Wakan (Bronze über 100 mH bei<br />
der EM 1978) und Tochter Katja (Mitglied der 4x100 m Staffel<br />
bei der WM 2003 in Paris und 2005 in Osaka sowie den OS<br />
2004 in Athen) oder Werner Schildhauer (Silber über 5.000 und<br />
10.000 m bei der WM 1983) und Sohn Steffen.<br />
Wolfgang Vorbau ist für diese Werbeträger dankbar, die dazu<br />
beitragen, den Ruf und den Zulauf der Schule zu fördern. Besonders<br />
dann, wenn, wie z. B. bei Norman Müller, auch noch ein<br />
Top-Abitur den sportlichen Erfolg ergänzt. Inzwischen nimmt<br />
zu seiner Freude auch die Zahl der Schüler von außerhalb zu.<br />
Hilfreich sind dabei ein reger Förderverein und moderate Kosten<br />
von 235 Euro monatlich für eine Internatsunterbringung.<br />
PB