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Leichtathletik INFORMationen 02/2010

Inhalt: Schwerpunkt: Talentförderung, Training und Schule, Journalist und Athlet, Aus dem Vereinsleben, FREUNDE-Kalender 2011, VEL-Treff en in Regensburg

Inhalt: Schwerpunkt: Talentförderung, Training und Schule, Journalist und Athlet, Aus dem Vereinsleben, FREUNDE-Kalender 2011, VEL-Treff en in Regensburg

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<strong>Leichtathletik</strong><br />

<strong>INFORMationen</strong><br />

Heft 2/<strong>2010</strong><br />

Freunde der <strong>Leichtathletik</strong> und Vereinigung Ehemaliger Leichtathleten<br />

Schwerpunkt: Talentförderung, Training und Schule + Journalist und Athlet +<br />

Aus dem Vereinsleben + FREUNDE-Kalender 2011 + VEL-Treffen in Regensburg


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

2<br />

Liebe Freunde der <strong>Leichtathletik</strong>,<br />

liebe <strong>Leichtathletik</strong>freunde,<br />

Angebot und Nachfrage<br />

Manche unserer Leser suchen Literatur<br />

oder Zeitschriften aus längst vergangenen<br />

Tagen, andere wiederum<br />

möchten sich von alten Sammlungen<br />

trennen. Wir können diesen <strong>Leichtathletik</strong>freunden<br />

in unserer Zeitschrift<br />

keine Plattform geben, bieten<br />

jedoch folgendes an:<br />

Äußern Sie Ihren Wunsch in unserer<br />

Geschäftsstelle bei Frau Wolfermann.<br />

Dort wird dieser sorgfältig registriert<br />

und im positiven Fall vermitteln wir<br />

den Kontakt zwischen „Angebot und<br />

Nachfrage“.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Förderverein „Freunde der <strong>Leichtathletik</strong>“ e.V.<br />

Geschäftsstelle:<br />

Auf der Leiten 8, 82377 Penzberg<br />

Telefon und Fax: (08856) 910815<br />

E-mail: Freunde.der.<strong>Leichtathletik</strong>@<br />

t-online.de<br />

Internet: www.fdlsport.de<br />

Spenden und Anzeigen willkommen.<br />

Es gilt die Preisliste 2009, die bei der<br />

Redaktion angefordert werden kann.<br />

Bankverbindung:<br />

Commerzbank Nürnberg, Kto.-Nr. 5 222 955<br />

(BLZ 760 400 61)<br />

Erscheint viermal jährlich, jeweils zum Ende<br />

des Quartals.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten.<br />

Redaktion:<br />

Siegmund Lipiak, Im Siepen 19,<br />

47055 Duisburg<br />

Telefon: (<strong>02</strong>03) 772933<br />

E-mail: SiegmundLipiak@aol.com<br />

Für Beiträge, die mit Namen oder Initialen gekennzeichnet<br />

sind, ist der Verfasser<br />

verantwortlich.<br />

Gesamtherstellung:<br />

jva druck+medien<br />

Möhlendyck 50, 47608 Geldern<br />

Telefon <strong>02</strong>831 88797-0<br />

E-mail: druckerei@jva-druckmedien.de<br />

Internet: www.jva-geldern.nrw.de<br />

Titelseite:<br />

Kampf um Punkte im Siebenkampf bei der<br />

weiblichen Jugend beim Mehrkampfmeeting<br />

in Ratingen 2009 (v.l. Ina Tabea Skworzow,<br />

Kira Biesenbach, Carolin Schäfer)<br />

Foto: Tom Finke<br />

diese Ausgabe widmet sich in 3 Artikeln und damit schwerpunktmäßig unter Darstellung<br />

der Geschichten des Sportgymnasiums Halle, der Schülerarbeit beim LAC<br />

Erdgas Chemnitz und der Kaderförderung dem Nachwuchs in der <strong>Leichtathletik</strong>.<br />

Wie in allen anderen Sportarten, ist auch in der <strong>Leichtathletik</strong> eine erfolgreiche und<br />

in breiten Bevölkerungsschichten wirksame Darstellung (eine letztendlich notwendige<br />

Voraussetzung für die Finanzierung der Arbeit an allen nur denkbaren Stellen<br />

durch die öffentliche Hand oder private Geldgeber) ohne eine effektive Nachwuchsarbeit<br />

nicht denkbar.<br />

An vielen Schulen und in zahlreichen Vereinen wird bei der sportlichen Ausbildung<br />

junger Menschen Hervorragendes geleistet. Anders sind die nationalen (hin und<br />

wieder setzen sich sogar unter 20-Jährige bei den Meisterschaften der Männer und<br />

Frauen durch) und internationalen Erfolge in den Bereichen U-20 und U-18 (zahlreiche<br />

Europa- und Weltmeisterschaftstitel sowie Platzierungen) nicht zu erklären.<br />

Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass der Übergang gerade vom Schüler-<br />

in den Jugendbereich und dann wieder zu den Erwachsenen nicht ohne Reibungsverluste<br />

verläuft. Zu viele Sportlerinnen und Sportler verlassen im Alter um<br />

die 16 Jahre ihre Vereine und gehen anderen Neigungen nach. Untersuchungen<br />

zeigen Gründe hierfür auf, ob diese immer stichhaltig und letztendlich nicht änderbar<br />

sind, bleibt dahingestellt. Die Anforderungen im Männer- und Frauenbereich<br />

bilden für nicht wenige junge Menschen eine schier unüberwindliche Hürde.<br />

Zu schnell wird dann das eine oder andere Mal die „Flinte ins Korn“ geworfen und<br />

Schule oder Beruf stellen den Mittelpunkt für die nächsten Jahre dar.<br />

In letzter Zeit ergibt sich durch die Ganztagsförderung im schulischen Bereich für<br />

die Vereine ein neues und nicht einfach zu lösendes Problem. Der bis in die Nachmittagsstunden<br />

hinein ausgedehnte Unterricht führt dazu, dass das Angebot der<br />

Vereine oft ins Leere zielt (Ende der täglichen Schulzeit fast Beginn des Trainings).<br />

Hier muss bald und über das bereits erfolgte Maß hinaus in Gesprächen zwischen<br />

Vertretern der Schulen und des Sports eine für alle Seiten verträgliche und den einzelnen<br />

Interessen zuträgliche Lösung gefunden werden.<br />

Die „Freunde der <strong>Leichtathletik</strong>“ tragen dazu bei, Lösungsansätze zu vorstehend<br />

aufgeführten Problemstellungen zu erarbeiten und umzusetzen; insbesondere<br />

auch dadurch, dass an anderer Stelle fehlende Finanzmittel bereitgestellt werden.<br />

Der Umfang dieser Bereitstellung hängt zukünftig natürlich wesentlich von einer<br />

positiven Entwicklung der Einnahmen unseres Fördervereins ab.<br />

Der Verfasser dieses Vorwortes hat die Deutsche <strong>Leichtathletik</strong>jugend in den zurückliegenden<br />

12 Jahren begleiten dürfen und dabei die Erkenntnis gewonnen,<br />

dass jeder dieser jungen Menschen, auch wenn in der Öffentlichkeit oft Anderes<br />

zum Ausdruck gebracht wird, unseren Einsatz wert ist.<br />

Wolfgang Rummeld<br />

Vorstandsmitglied bei den FREUNDEN<br />

Langjähriger Vorsitzender Bundesausschuss Jugend im DLV


3 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

Wir über uns …<br />

Geburtstage<br />

Für Spenden danken wir sehr herzlich!<br />

Hanns-Dieter und Inge Lang, Claus und Ingrid Bartels,<br />

Günter Schmielus, Josef Lürkens sowie<br />

der NE-Metallspezialitäten Vertriebs GmbH<br />

Wir freuen uns über neue Mitglieder!<br />

Monika Gutzy (Murrhardt), Klaus Moritz (Weyhausen),<br />

Robert Ingenbleek (Frankenberg), Leo Monz-Dietz (Dorsten),<br />

Friedrich Barth (Witten), Astrid Thieme (Grabow), Wolfgang und<br />

Gisela Mohr (Bochum)<br />

Juli<br />

1. Rudi Steinbrecher 75<br />

Messhagen 6, 34369 Hofgeismar<br />

3. Eberhard Busch 70<br />

Göddertzgarden 25, 53340 Meckenheim<br />

8. Dr. Dr. Walter Scheel 91<br />

Basler Straße 30, 79189 Bad Krozingen<br />

8. Walter Kuhn 77<br />

Robert-Mayer-Str. 16, 72336 Balingen<br />

9. Helmut Weiß 88<br />

Kirchpfad 11, 36304 Alsfeld-Altenburg<br />

9. Albert Keller 81<br />

Hagstr. 3, 71154 Nufringen<br />

9. Martin Paschen 79<br />

Eichenweg 16, 29584 Himbergen<br />

9. Rainer Hirnschal 65<br />

Hustadtring 147, 44801 Bochum<br />

12. Horst Compagnini 88<br />

Hinterm Vogelherd 36, 22926 Ahrensburg<br />

12. Heinz Wolf 77<br />

Stoppelstrege 35, 32049 Herford<br />

13. Alwin Visser 75<br />

Hermannsburg 17, 28259 Bremen<br />

15. M. Gentejohann 77<br />

Teckentrups Weg 23, 33334 Gütersloh<br />

15. Eckardt Sperlich 50<br />

Elblingweg 4/1, 88677 Markdorf<br />

22. Günther Schlosser 70<br />

Lindenstraße 33, 36208 Wildeck-Obersuhl<br />

23. Otto Klappert 75<br />

Platanenallee 7, 59425 Unna<br />

24. Manfred Ehrmann 65<br />

Katharinenstr. 12, 74523 Schwäbisch Hall<br />

26. Bruno Vogt 81<br />

Theodor-Storm-Str. 21, 69181 Leimen<br />

26. Maria Fehr 70<br />

Redtenbacher Straße 166, 75177 Pforzheim<br />

27. Barbara Kung 75<br />

Neudecker Weg 139, 12355 Berlin<br />

28. Uwe Kollrust 75<br />

Richard-Wagner-Str. 65, 63069 Offenbach<br />

August<br />

3. Rudolf H. Holz 87<br />

Am Hang 1, 61137 Schöneck-Büdesheim<br />

4. Willi Klein 89<br />

Turnstr. 5, 56203 Höhr-Grenzhausen<br />

4. Wolf Nestele 76<br />

Kantstraße 12/3, 73529 Schwäbisch Gmünd<br />

5. Christina Geiseler 60<br />

Auf dem Börnchen 1c, 58708 Menden<br />

8. Hermann Wolkenhauer 85<br />

Dachsbau 3, 21682 Stade<br />

10. Bernhard Schwegmann 76<br />

Wielandstraße 8, 47799 Krefeld<br />

11. Günter Schmielus 85<br />

Humboldtstr. 23, 44137 Dortmund<br />

11. Adalbert Rossbach 70<br />

Nordoststr. 11, 57223 Kreuztal<br />

12. Artur Hess 81<br />

Spitzerdorfstr. 16, 22880 Wedel<br />

15. Gerhard Puscher 75<br />

Brunhildenweg 11, 70597 Stuttgart<br />

18. Prof. Dr. Manfred Steinbach 77<br />

Herrenwiesenring,<br />

53501 Grafschaft-Nierendorf<br />

20. Manon Eigenherr 60<br />

Traveredder 23, 23795 Klein Rönnau<br />

22. Günter Mönch 76<br />

Bismarckstraße 15b, 76530 Baden-Baden<br />

23. Gabriele Spitzmüller 79<br />

Waldstr. 1, 77787 Nordrach<br />

24. Jürgen Sievers 83<br />

Dresdenstraße 148, 38124 Braunschweig<br />

28. Hans Albrecht 60<br />

Vennstraße 91, 40627 Düsseldorf<br />

29. Walter Nicolini 91<br />

Kreuzberg 12, 83714 Miesbach<br />

30. Dr. Franz Josef Kemper 65<br />

Hansaallee 86, 60323 Frankfurt<br />

31. Friedhelm Boschulte 65<br />

Ravensberger Str. 6, 33829 Borgholzhausen<br />

September<br />

2. Peter Hanisch 75<br />

Arnheidstr. 12, 13467 Berlin<br />

3. Frank Hensel 60<br />

An der Steinkaute 13b, 63225 Langen<br />

4. Prof. Dr. Wilfried Kindermann 70<br />

Im Stadtwald, 66041 Saarbrücken<br />

7. Bernhard Clauss 60<br />

Richard-Wagner-Str. 46, 73642 Welzheim<br />

9. Gerhard Augustin 87<br />

Dompfaffweg 26, 90455 Nürnberg<br />

9. Willi Widmann 65<br />

Am Ringenstall 23, 72469 Meßstetten<br />

11. Willi Bechtold 76<br />

Herzbergstr. 12, 63571 Gelnhausen<br />

12. Josef Merkl 76<br />

Caspar-Schoppe-Str. 2, 85051 Ingolstadt<br />

13. Reinhard Boeck 70<br />

Alte Heerstr. 56, 41564 Kaarst<br />

13. Manfred Ommer 60<br />

Worringer Straße 14, 50668 Köln<br />

16. Otto Welker 79<br />

Schleicherstr. 2, 71067 Sindelfingen<br />

17. Karl Pfeiffer 77<br />

von-Krüger-Str. 9, 4<strong>02</strong>29 Düsseldorf<br />

17. Werner Neffgen 65<br />

Am Bostelberg 5, 38518 Gifhorn<br />

19. Manfred Wussow 81<br />

An der Bundesstr. 7, 33829 Borgholzhausen<br />

19. Gabriele Anthofer 70<br />

Möllneys Nocken 9, 45257 Essen<br />

20. Henry Müller 84<br />

Wittkopsweg 21, 38518 Gifhorn<br />

20. Joachim Plesch 84<br />

Vor dem Grabensmoor 7,<br />

27578 Bremerhaven<br />

20. Inge Lohmann 80<br />

Frickestr. 40, 50129 Bergheim<br />

20. Hans Motzenbäcker 75<br />

Lortzingstr. 2, 68782 Brühl<br />

22. Gerd Frähmcke 60<br />

Kreuzkamp 7, 25524 Itzehoe<br />

23. Eva Gentsch 86<br />

Teilfeld 6, 21339 Lüneburg<br />

23. Joachim Steudte 60<br />

Friedenstraße 12, 06888 Mühlanger<br />

24. Rudolf Witzler 75<br />

Zum Karrenbusch 8, 44536 Lünen<br />

24. Friederun Kümmerle-Valck 70<br />

Fromannstraße 32, 73033 Göppingen<br />

24. Siegmund Lipiak 65<br />

Im Siepen 19, 47055 Duisburg<br />

26. Artur Schmidt 65<br />

Eichendorffhöhe 26, 35745 Herborn<br />

27. Erich Kinscher 79<br />

Trinkmühlenweg 14,<br />

44536 Lünen-Brambauer<br />

27. Sieglinde Horner 60<br />

Paul-Bertz-Str. 189, 09120 Chemnitz<br />

28. Gustav Disse 77<br />

Hermann-Bittner-Str. 28, 44869 Bochum<br />

29. Lore Tessendorff 76<br />

Landsknechtweg 2, 68163 Mannheim<br />

Wir trauern um<br />

unsere Mitglieder<br />

Wolfgang Schumann<br />

Wolfgang Kittner<br />

Axel Renders<br />

Erhard Lenz<br />

Edith Janßen<br />

Joachim Kuhlmann<br />

Heini Gutzmann<br />

Heiner Lungwitz


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

4<br />

Talente und Kader<br />

Es gibt Kaderrichtwerte, Qualifikationsnormen und Nominierungsvoraussetzungen zur Einstufung<br />

in die diversen DLV-Kader, die Förderung bedeuten. Aber welche Kader gibt es, wen erfassen<br />

sie und in welchem Alter geht es da los? Eine kleine Einführung am Beispiel des Thüringer <strong>Leichtathletik</strong>-Verbandes.<br />

Talentleistungszentren (TLZ)<br />

Die Förderung in TLZ bildet die Talentbasis für den Thüringer<br />

<strong>Leichtathletik</strong>-Verband (TLV). In den Talentleistungszentren<br />

soll den Sportlern und ihren Heimtrainern alters- und entwicklungsgerechtes<br />

Training vermittelt werden.<br />

E-Kader<br />

sind „Sichtungskader“; sie erfassen jeweils die Jahrgänge der<br />

12-/13-Jährigen und schulen sie auf der Grundlage einer E-Kader-Konzeption<br />

des TLV in vier bis fünf Lehrgängen je Jahr. Die<br />

Kader werden auf der Grundlage von Richtwerten und den<br />

Ergebnissen der einmal jährlich durchgeführten Talentiade<br />

durch den TLV berufen.<br />

Die auf Nachhaltigkeit und Langfristigkeit gerichtete Talentförderung<br />

ermöglicht es, auch andere Faktoren als die reine<br />

erbrachte Leistung (Konstitution, Wille, Entwicklungssprünge,<br />

biologisches Alter) bei der Kaderzusammenstellung zu berücksichtigen.<br />

Für die jüngeren Jahrgänge gilt grundsätzlich:<br />

Erst ausbilden, dann trainieren.<br />

D-Kader<br />

werden differenziert in den einzelnen Teams und Disziplinen gefördert,<br />

mit dem Ziel einer Leistungsentwicklung, die sich zunehmend<br />

an nationalem Niveau orientiert (Endkampfplatzierung bei<br />

Deutschen Meisterschaften, Erfüllen der DC- und C-Kader-Norm).<br />

Im D-Kader werden in der Regel 15- bis 19-Jährige gefördert.<br />

Athletinnen/Athleten, die den Richtwert (bundeseinheitlich)<br />

ihrer Disziplin erfüllt haben, können in den D-Kader aufgenommen<br />

werden. Über die Aufnahme entscheidet der TLV-<br />

Sportdirektor.<br />

Anmerkungen zur Förderung<br />

Die Förderung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe (derzeit<br />

3.800 Sportler) orientiert sich an Leistungskriterien<br />

und sozialer Bedürftigkeit. Dabei werden z. B. Erwerbstätigkeit<br />

und sportbezogene Einkünfte (Einnahmen aus Werbeund<br />

Ausrüsterverträgen) berücksichtigt.<br />

Mit einem realen Gegenwert von<br />

jährlich rund 2,5 Millionen Euro unterstützen<br />

zudem Unternehmen in<br />

Form von Rabatten und Sonderangeboten<br />

die geförderten Athleten.<br />

Derzeit werden von der Sporthilfe<br />

219 Leichtathleten gefördert, davon<br />

26 (von 29) A-Kader, 135 (von 279) B-<br />

Kader und 58 (von 195) C-Kader. Weitere 36 Leichtathleten<br />

werden in Sport-Internaten unterstützt (Stand: Ende 2009).<br />

Von den insgesamt 29 Leichtathleten im A-Kader befinden<br />

sich zwölf in Sportfördergruppen der Bundeswehr, fünf in<br />

Förderprogrammen der Polizei, neun sind Studenten, zwei<br />

Angestellte bei sportfreundlichen Arbeitgebern und allein<br />

Irina Mikitenko gibt als Beruf Sportlerin an.<br />

Die vom DOSB Anfang des Jahres verbreitete Meldung<br />

„Deutsche Spitzensportler kommen im Schnitt auf ein monatlich<br />

verfügbares Einkommen von 626 Euro, von dem jeder<br />

zweite Athlet noch seine Miete zahlen muss“, hat eine<br />

sympathische Zielrichtung, spiegelt aber hoffentlich nicht<br />

ganz die Realität. Die zu Grunde liegende Online-Befragung<br />

der Sporthochschule Köln beruht auf 1.133 Selbstauskünften<br />

von Athleten, die von der Sporthilfe gefördert<br />

werden (Rücklauf = 35,5 %). Spitzenverdiener werden eher<br />

nicht geantwortet haben und wenn 35 Prozent der Befragten<br />

angeben, dass sie ihre finanzielle Zukunft als nicht abgesichert<br />

betrachten, so erscheint dies im Hinblick auf ihre<br />

Altersgenossen als erstaunlich niedrige Quote. Dennoch<br />

bleibt das Anliegen, Sportler auch finanziell möglichst kräftig<br />

zu fördern, damit sie Spitzenleistungen erbringen können,<br />

trotz mangelnder Transparenz grundsätzlich unterstützenswert.


5 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

Kaderathleten: Deborah Brodersen (C-Kader), Markus Münch (B-Kader), Bianca Kappler (B-Kader) und Jennifer Oeser (A-Kader)<br />

DC-Kader<br />

sind Kader, die auf Vorschlag des TLV durch den DLV benannt<br />

und dort zusätzlich zur Förderung im D-Kader zu einzelnen<br />

Maßnahmen eingeladen werden. Die Finanzierung der Lehrgänge<br />

für die in der Regel 16-/17-Jährigen liegt beim TLV.<br />

AK 20–23<br />

Struktur der Leistungsförderung im Thüringer <strong>Leichtathletik</strong>-Verband<br />

A-K.<br />

B-/U-23-<br />

Kader<br />

C-Kader<br />

werden durch den DLV berufen und gefördert. Sie werden im<br />

Hinblick auf eine intensive und regional gesicherte Förderung<br />

in Abstimmung mit den Vorgaben des DLV in das Betreuungssystem<br />

des TLV integriert. C-Kader sind in der Regel 17- bis<br />

19-jährige Jugendliche.<br />

AK 16–19<br />

AK 14–15<br />

AK 12–13<br />

C-Kader<br />

D/C-Kader<br />

D-Kader<br />

E-Kader<br />

U-23-Kader<br />

Für die leistungsstärksten 20- bis 22-Jährigen, die in den B-Kader<br />

des DLV berufen werden oder Perspektive auf Nominierung<br />

in den B-Kader und die Teilnahme an den U-23 Europameisterschaften<br />

aufweisen, erfolgt eine „Anschlussförderung“<br />

im U-23-Kader. Damit soll der problematische Übergang von<br />

der Jugend zum Aktivenbereich unterstützt werden.<br />

B-Kader, A-Kader (OS-, WM-, EM-Kader)<br />

Die Nominierung dieser Kader erfolgt durch den DLV. Ihr Trainingsprozess<br />

wird im Regelfall durch die verantwortlichen Trainer<br />

in Zusammenarbeit mit den Bundestrainern organisiert.<br />

Der TLV und der Olympiastützpunkt stellen darüber hinaus<br />

ihre strukturellen und personellen Möglichkeiten zur Betreuung<br />

der Kader zur Verfügung.<br />

Bundeskaderbildung<br />

Die Kader-Richtwerte orientieren sich am anzusteuernden<br />

Ziel, deshalb werden die IAAF-Normen für die Teilnahme an<br />

Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen grundsätzlich<br />

als Zielgröße für 25-jährige und ältere Athletinnen und Athleten<br />

festgelegt. Die B-Kader-Richtwerte werden in jahrgangsbezogenen<br />

Werten festgelegt. Die Anzahl der Kader je Disziplin<br />

im DLV ist begrenzt:<br />

B-Kader bis zu 8 Athletinnen/Athleten<br />

C-Kader bis zu 8 Athletinnen/Athleten<br />

DC-Kader nicht mehr als 3 Athletinnen/Athleten<br />

Quelle:<br />

www.tlv-sport.de/nachkads.pdf<br />

PB<br />

AK 10–11<br />

Talentleistungszentren/Vereine<br />

TLZ-Auswahl<br />

Für die einzelnen Kaderkategorien gilt:<br />

A-Kader (bundesweit 29)<br />

Für die Aufnahme in den A-Kader übernimmt der DLV die<br />

Kriterien des DOSB; es werden ausschließlich die Erfolge<br />

beim internationalen Saisonhöhepunkt berücksichtigt:<br />

OS/WM<br />

Platz 1-10 in Einzeldisziplinen<br />

Platz 1-3 in Staffeln<br />

EM<br />

Platz 1-6 in Einzeldisziplinen<br />

Platz 1-3 in Staffeln<br />

B-Kader (279)<br />

Athletinnen/Athleten, die den Kader-Richtwert ihrer Disziplin<br />

erfüllt haben, können in den B-Kader aufgenommen<br />

werden. Über die Aufnahme entscheidet der Vorsitzende<br />

des Bundesausschusses Leistungssport (BA L).<br />

C-Kader (195)<br />

Für die Förderung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe<br />

muss (von 18-jährigen und jüngeren Sportler/innen) die<br />

definierte C-Kader-Norm erfüllt werden. Es wird nur ein<br />

Richtwert für 18-Jährige veröffentlicht; 17-Jährige und<br />

jüngere können auf begründeten Vorschlag des DLV-<br />

Trainers auch ohne Erfüllung dieses Richtwerts nominiert<br />

werden.<br />

DC-Kader (84)<br />

Der DLV beruft einige D-Kader, denen eine besonders<br />

positive Karriere zugesprochen wird, in seinen DC-Kader.<br />

Sie werden frühestens mit 15 Jahren erfasst. Die Verweildauer<br />

im DC-Kader ist auf maximal 2 Jahre begrenzt.


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

6<br />

Schülertraining beim LAC Erdgas Chemnitz<br />

in Verbindung mit den Sportspezialschulen<br />

Kristin Gierisch, Martin Keller, Benjamin Lauckner und David Storl sind Sportler des LAC Erdgas<br />

Chemnitz, die es geschafft haben, sich in der deutschen Spitze zu etablieren. Doch wie alle guten<br />

Sportler haben auch sie mal klein angefangen und haben die Etappen des Nachwuchstrainings<br />

durchlaufen.<br />

1. Allgemeines zur Nachwuchsarbeit<br />

Derzeit trainieren in den Schülergruppen des LAC ca. 150 junge<br />

Sportlerinnen und Sportler von 6 bis 15 Jahren. Die jüngsten<br />

Kinder trainieren in unserer Bambinigruppe, in der die Kinder<br />

der 1. und 2. Klasse betreut werden. Die nächsten 2 Trainingsgruppen<br />

umfassen die Kinder der 3. und 4. Klassen. Auch der<br />

Altersbereich der Schüler B wird durch zwei Trainingsgruppen<br />

abgesichert. Mit dem Übergang zu den Schülern A werden die<br />

Sportler in 3 Trainingsgruppen eingeteilt. Dort unterteilen wir<br />

in zwei Leistungsgruppen mit Ausbildung an den Sportspezialschulen<br />

und einer allgemeinen Sportgruppe. Diese Anzahl<br />

ist notwendig, da mit der 7. Klasse die Aufnahme an die<br />

Sportspezialschulen erfolgt und die Sportler aus dem Regierungsbezirk<br />

Chemnitz die Trainingsgruppen beim LAC verstärken.<br />

Zur Auswahl und Sichtung der betreffenden Sportler<br />

später mehr. Insgesamt arbeiten im Nachwuchsbereich bis zur<br />

Altersklasse 15 acht lizenzierte Trainer mit den Athleten.<br />

2. Einheit von Schule und Sport<br />

An den beiden Sportspezialschulen in Chemnitz finden wir<br />

die typische Interpretation des Systems der sportbetonten<br />

Schulen vor. Es besteht eine Einheit von Sportgymnasium und<br />

Sportmittelschule hinsichtlich der schulorganisatorischen Abstimmung<br />

der Stundenpläne mit dem Ziel des gemeinsamen<br />

Unterrichts in der vertieften sportlichen Ausbildung. Vier Unterrichtsstunden<br />

stehen pro Woche für die vertiefte sportliche<br />

Ausbildung zur Verfügung. Die Stundenpläne sind so gestaltet,<br />

dass ein gemeinsames Training in den Nachmittagsstunden<br />

möglich ist. Um eine optimale Abstimmung zwischen<br />

Training und Schule zu erreichen, werden die Trainer der betreffenden<br />

Schülergruppen als Lehrkräfte in der vertieften<br />

sportlichen Ausbildung eingesetzt. Für die Umsetzung der inhaltlichen<br />

Ausbildungsinhalte werden Spezialisten und Lehrkräfte<br />

aus anderen Sportarten rekrutiert. Auf diese Weise unterstützen<br />

uns Fachkräfte aus den Bereichen Schwimmen,<br />

Turnen und Gewichtheben bei unserer Trainingsgestaltung.<br />

Einen großen Stellenwert besitzt die schulische Ausbildung.<br />

Im Ranking der Schulen im Regierungsbezirk Chemnitz belegten<br />

beide Schulen in den letzten fünf Jahren stets vordere,<br />

einstellige Plätze (SG unter den besten drei Gymnasien/SMS in<br />

Mathe sachsenweit stets unter den drei besten Mittelschulen).<br />

Exemplarischer Stundenplan für die 8. Klasse am Sportgymnasium<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa<br />

Erläuterungen:<br />

7.00–8.30 U<br />

9.00–10.30 U<br />

10.40–12.15 SsP<br />

VsA<br />

SW/Ath<br />

Ab<br />

9.30 U<br />

1h U<br />

+ MP<br />

U U U<br />

U U U<br />

1h U<br />

+ MP<br />

1h U<br />

+ MP<br />

SsP<br />

T<br />

(AK 15)<br />

T<br />

U<br />

SsP<br />

VsA<br />

MP<br />

SW/Ath<br />

= Training<br />

= Unterricht<br />

= Schulsport<br />

= vertiefte sportliche<br />

Ausbildung<br />

= Mittagspause<br />

= Schwimmen/Athletik<br />

12.30–14.00 1h U U U 1h U<br />

14.00–14.50 U U U<br />

VsA<br />

Turnen<br />

U<br />

15.00–17.00 T T T


7 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

Das zeigt, dass auch die schulische Förderung optimal auf die<br />

Bedürfnisse der Sportschüler abgestimmt ist. Als Gründe dafür<br />

sind zu nennen:<br />

kleinere Klassen und Kurse,<br />

Auslagerungsstunden, um den Ansprüchen der<br />

Sportarten an Trainingszeiten gerecht zu werden,<br />

geringe Ausfallrate,<br />

schulisches Fördersystem:<br />

über LAV-Förderunterricht abgesichert,<br />

GTA (Ganztagsangebote) - Förderunterricht,<br />

über deutsche Sporthilfe - Förderunterricht,<br />

durch Kollegen in individueller Initiative<br />

organisierter Förderunterricht.<br />

3. Nachwuchsgewinnung<br />

Die Nachwuchsgewinnung beim LAC Erdgas Chemnitz muss<br />

aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Zum einen die reine<br />

Gewinnung von Schülern für das Vereinstraining, zum anderen<br />

die Sichtung talentierter Sportler für die Sportspezialschulen,<br />

für deren Betreuung wir als Stützpunktverein verantwortlich<br />

sind. An dieser Stelle möchte ich noch einmal ausdrücklich<br />

darauf hinweisen, dass bei einem Wechsel an die Sportspezialschulen<br />

in Chemnitz kein Vereinswechsel erforderlich ist.<br />

Die Sportler trainieren gemeinsam mit den Sportlern des LAC<br />

und werden mit der gleichen Aufmerksamkeit betreut wie alle<br />

anderen Sportler. Derzeit trainieren in den zwei Leistungsgruppen<br />

der Schüler A Sportlerinnen und Sportler aus 5 verschiedenen<br />

Vereinen. Diese Philosophie vertreten wir auch<br />

gegenüber den Heim- bzw. Vereinstrainern, um eine vernünftige<br />

Zusammenarbeit zu bewahren.<br />

3.1 Sichtung für den Verein<br />

Zur Sichtung talentierter Kinder für das Vereinstraining nutzen<br />

wir verschiedene Möglichkeiten. An erster Stelle steht natürlich<br />

die Zusammenarbeit mit den Chemnitzer Grundschulen.<br />

Im Rahmen der Ganztagsbetreuung führen wir an verschiedenen<br />

Chemnitzer Grundschulen so genannte AG-Stunden<br />

in der Leichathletik durch, bei denen versucht wird, die talentiertesten<br />

Kinder über ein interessantes und kindgerechtes<br />

Sportangebot für die Trainingsaufnahme in einer unserer<br />

Trainingsgruppen zu begeistern. Unterrichtsbesuche während<br />

des Schulsports nutzen wir, um die begabtesten Kinder<br />

direkt anzusprechen. Als weitere Sichtungsmaßnahme nutzen<br />

wir die Sportfeste der Schulen, bei denen wir als Beobachter<br />

vor Ort sind bzw. bei deren Vorbereitung und Durchführung<br />

wir den Schulen auf Wunsch zur Seite stehen. Natürlich bieten<br />

wir den Schulen auch Angebote unsererseits zur sportlichen<br />

Beschäftigung ihrer Schüler an. Im Winter organisieren<br />

wir für die Chemnitzer Grundschulen einen Grundschulpokal<br />

in der Chemnitzer <strong>Leichtathletik</strong>halle an. Im Sommer suchen<br />

wir die schnellsten Chemnitzer Schüler. Dabei fahren wir mit<br />

einer mobilen Lichtschranke an die Schulen, um die schnellsten<br />

Sprinter zu ermitteln. Diese erhalten dann die Möglichkeit,<br />

beim Internationalen Hallenmeeting ihre Finalläufe zu absolvieren.<br />

Im September letzten Jahres haben wir erstmalig eine<br />

Mini-WM durchgeführt, an der über 2000 Chemnitzer Grundschüler<br />

teilgenommen haben.<br />

3.2 Sichtung für den Stützpunkt<br />

Für die Verstärkung der leistungsorientierten Trainingsgruppen<br />

mit Einbindung an den Sportspezialschulen nutzen wir<br />

folgende Sichtungsmaßnahmen:<br />

zentraler Talentsichtungstest des LVS,<br />

Stützpunkttraining in Chemnitz,<br />

Stützpunkttraining an den Talentstützpunkten,<br />

Trainingseinheiten bei kleineren Vereinen des<br />

Einzugsgebietes,<br />

Meisterschaften auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene,<br />

regelmäßiger Kontakt zu Regionaltrainern, Talentstützpunkttrainern,<br />

Heimtrainern, Eltern und Sportlern,<br />

zweiter Sichtungstest für alle Aufnahmekandidaten<br />

im Januar,<br />

Probewochen an den Sportschulen,<br />

Trainingslager für die Aufnahmekandidaten im<br />

Februar/März.<br />

Eine Kontaktaufnahme mit den talentierten Sportlern bzw.<br />

deren Eltern erfolgt erst nach Absprache mit den verantwortlichen<br />

Vereinstrainern der betreffenden Kinder.<br />

Thomas Seifert<br />

Nachwuchskoordinator<br />

Bundesstützpunkt Chemnitz


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

8<br />

Eine Schule mit (Sport-)Geschichte<br />

Sonderlich alt ist sie nicht, erfolgreich schon, obwohl sie auch in<br />

ihrer Existenz bedroht war: die Sportschule Halle. Die bekanntesten<br />

Athleten, die sie hervorgebracht hat, waren und sind Wassersportler<br />

– von Kornelia Ender bis Paul Biedermann. Aber auch<br />

Waldemar Cierpinski, Silke Renk, Karen Forkel, Ilke Wyludda,<br />

Nadine Müller und Norman Müller waren hier Schüler.<br />

Seit 1992 Schulleiter des Sportgymnasiums Halle:<br />

Wolfgang Vorbau<br />

Das Ganze begann 1955 mit vier Klassen als Kinder- und Jugendsportschule.<br />

Neben dem Training in den Vereinen gab<br />

es zwei- bis dreimal in der Woche Sport, von einer Medaillenschmiede<br />

war man noch weit entfernt. Sprint und Hürdenlauf<br />

fand in den Fluren statt, wo auch ein Pferd für die Turner<br />

stand. Mangel war normal, Einfallsreichtum gefragt.<br />

Die 60er Jahre brachten weitreichende strukturelle Änderungen.<br />

So wurden die Klassen kleiner, die Möglichkeit der Schulzeitstreckung<br />

geschaffen, die Ganztagsschule eingeführt. Es<br />

wuchsen die Gebäude, die Schülerzahlen und die Sportanlagen.<br />

Die erhofften Erfolge blieben nicht aus.<br />

Sie wären allerdings nicht erreichbar gewesen ohne eine Unterrichtsweise,<br />

die damals bei Unbeteiligten Kopfschütteln<br />

auslöste: Lehrgänge lösten den Unterricht ab; die Wettkämpfe<br />

brachten eine Vielzahl von Fehlstunden, dem bis zu 6-stündigen<br />

Training konnten keine 6 Stunden Unterricht folgen. Also<br />

wurden zwei Schuljahre auf drei aufgeteilt. Schulbeginn übrigens<br />

7 Uhr – dies gilt auch heute noch.<br />

Dennoch wurde es immer schwieriger, die oft hohe sportliche<br />

Belastung mit dem Schulalltag in Einklang zu bringen. Es<br />

kam ein Internat hinzu und die „teuren“ Sportarten wie Moderner<br />

Fünfkampf, Wasserball oder Basketball wurden wieder<br />

abgeschafft. Die ansonsten wenig erfolgreichen DDR-Machthaber<br />

suchten Anerkennung in publicityträchtigen Sportarten<br />

mit hoher Medaillenausbeute – Systemnähe im Leistungssport<br />

die Folge.<br />

Systemwechsel<br />

Nach dem Ende der DDR begann das Bangen um die weitere<br />

Existenz der Sportschule. Von einer „Sport- und Talentschule“<br />

war die Rede. Viele Trainer fanden bei ihrem Sportklub keine<br />

Anstellung mehr. So wie zu Beginn suchte die Sportschule<br />

wieder nach einer Turnhalle, prüfte die Möglichkeiten, Geräte<br />

zur Durchführung des Sportunterrichts zu beschaffen.<br />

Eine zu klärende Frage war die künftige Struktur der Schule. Die<br />

damalige Landesregierung von Sachsen-Anhalt wollte keine<br />

Gesamtschule .. also Gymnasium? Sekundarschule? Schließlich<br />

hieß es: Sportgymnasium und Sportsekundarschule.<br />

Nach der Wiedervereinigung hatte die Schule 1.200 Schüler,<br />

heute 500. Zwischenzeitlich wurde sehr viel gebuddelt, gebaut<br />

und renoviert. Schulleiter Wolfgang Vorbau (61) kann<br />

heute mit Schulgebäuden und Sporteinrichtungen mehr als<br />

zufrieden sein. Der drahtige Hobby-Radfahrer kam bereits<br />

1983 eher aus Zufall als Fachlehrer für Physik, Mathematik und<br />

Astronomie an die Schule und musste später als „Chef“ kräftig<br />

strampeln, um alle Neuerungen und Pläne umzusetzen.<br />

Familientraditionen<br />

Seit 1955 haben nahezu 7.000 Schüler die Sportschule besucht,<br />

darunter viele bereits mit Familientradition. Dazu gehören<br />

zum Beispiel Gudrun Wakan (Bronze über 100 mH bei<br />

der EM 1978) und Tochter Katja (Mitglied der 4x100 m Staffel<br />

bei der WM 2003 in Paris und 2005 in Osaka sowie den OS<br />

2004 in Athen) oder Werner Schildhauer (Silber über 5.000 und<br />

10.000 m bei der WM 1983) und Sohn Steffen.<br />

Wolfgang Vorbau ist für diese Werbeträger dankbar, die dazu<br />

beitragen, den Ruf und den Zulauf der Schule zu fördern. Besonders<br />

dann, wenn, wie z. B. bei Norman Müller, auch noch ein<br />

Top-Abitur den sportlichen Erfolg ergänzt. Inzwischen nimmt<br />

zu seiner Freude auch die Zahl der Schüler von außerhalb zu.<br />

Hilfreich sind dabei ein reger Förderverein und moderate Kosten<br />

von 235 Euro monatlich für eine Internatsunterbringung.<br />

PB


9 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

Kyrill – stark und<br />

wetterfest<br />

Immer häufiger haben wir mit extremen Wetterbedingungen zu<br />

tun, insbesondere Stürme oder gar Orkane machen zu schaffen.<br />

Tangiert sind dadurch die Anforderungen an die Schutzgitter für<br />

Hammer- und Diskuswurf.<br />

Dem Zuschauer von nationalen und internationalen Wettkämpfen sind die „Wurfkäfige“,<br />

hoch aufragend mit grünem Netz versehen, gut bekannt. Sie sind relativ leicht<br />

zu bewegen und schnell zu installieren. Ein Grund für dieses bequeme Handling ist<br />

der Werkstoff Aluminium. Jedoch hat dieses Material neben den genannten Vorteilen<br />

auch Nachteile, zum Beispiel bei extremen Bedingungen mit starken Stürmen.<br />

Der bekannte Sportgerätebauer Schäper GmbH mit Sitz in Münster hat im Jahr<br />

2009 seine Alternative vorgestellt: ein Schutzgitter aus Stahl. Stabile Vierkantrohre<br />

(120 x 120 x 4 mm) für zehn Standpfosten und eine Quertraverse (100 x 100 x 3 mm)<br />

bieten eine nahezu optimale Standfestigkeit. Diese Metallteile sind feuerverzinkt<br />

und somit gegen äußere Einflüsse geschützt. Die Höhe des Schutzgitters beträgt<br />

7 m im hinteren Teil und im vorderen Klappen-/Wurfbereich 10 m. Bei Wettkampfunterbrechungen<br />

kann das Netz mühelos herabgelassen und wieder aufgezogen<br />

werden.<br />

Nach Angaben des Herstellers entspricht diese neue Version mit dem Namen „Kyrill“<br />

den Vorschriften der IAAF.<br />

Als erster Landesverband des DLV sammelte der Fußball- und <strong>Leichtathletik</strong>-Verband<br />

Westfalen mit Leistungssportkoordinator Winfried Vonstein gute Erfahrungen<br />

mit diesem robusten Produkt. Das kanadische WM-Team bereitete sich in der<br />

Sportschule Kamen-Kaiserau auf die Berliner WM vor und konnte sich von der Stabilität<br />

dieses Gitters überzeugen. Trainer Anatoli Bondartschuk, Olympiasieger 1976 in<br />

Montreal für die UdSSR, war voll des Lobes.<br />

An den<br />

Förderverein<br />

Freunde der <strong>Leichtathletik</strong><br />

Auf der Leiten 8<br />

D - 82377 Penzberg<br />

Ich möchte den Förderverein<br />

Freunde der <strong>Leichtathletik</strong> e.V.<br />

unterstützen und werde<br />

◦ Mitglied (Jahresbeitrag 50 Euro)<br />

◦ Mitglied als Ehepartner/Partner<br />

(Jahresbeitrag 25 Euro)<br />

Einzugsermächtigung:<br />

Ich ermächtige Sie widerruflich, die<br />

Beiträge zu Lasten des Kontos<br />

Nr.:<br />

BLZ:<br />

Bank:<br />

einzuziehen.<br />

Name:<br />

Anschrift:<br />

Nähere Einzelheiten können Sie unter www.sportschaeper.de erfahren.<br />

SL<br />

Geburtsdatum:<br />

(Angabe freiwillig)<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />

Dr. Anatoli Bondartschuk (Olympiasieger 1976) hat in der Sportschule Kaiserau mit seinem Schützling Jenifer<br />

Joyce (CAN - BL 70,14 m) „Kyrill“ ausgiebig geprüft.<br />

Übrigens:<br />

Spenden auf unser FdL-Konto sind<br />

willkommen und steuerlich absetzbar!<br />

Commerzbank Nürnberg<br />

Kto.-Nr. 5 222 955 (BLZ 760 400 61)


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

10<br />

Einer von uns<br />

Mit der Ausgabe 1/ <strong>2010</strong> begannen wir unsere neue Reihe, in der wir aus dem Kreis der FREUNDE<br />

interessante Personen vorstellen wollen. Heute schildern wir die glanzvolle Karriere eines Mannes,<br />

der seine großen Erfolge erst nach Ende der „normalen“ Laufbahn erzielte. Die Sprache ist von<br />

Guido Müller, den viele von uns, aber längst nicht alle, kennen werden. Seit 1983 ist Guido Mitglied<br />

bei den FREUNDEN.<br />

Der junge Leichtathlet<br />

Guido Müller ist gebürtiger Schwabe, dies ist unüberhörbar,<br />

wenn er temperamentvoll aus seinem Leben erzählt. Trotz<br />

längerem Aufenthalt in den USA und Italien und vielen Reisen<br />

rund um die Welt lernt ein Schwabe kein „Hochdeutsch“, wie<br />

eine populäre Werbung aus Württemberg versichert. Auch<br />

die Tatsache, dass Guido seit vielen Jahren mit seiner bayrischen<br />

Ehefrau Helga in München sesshaft geworden ist, hat<br />

den schwäbischen Akzent nicht verschwinden lassen. Der<br />

1938 in Stuttgart geborene Müller gewann 1956 bei den württembergischen<br />

Landesmeisterschaften den Titel über 400 m<br />

in 51,7 sec. Für Salamander Kornwestheim startend erzielte<br />

er seine ersten Erfolge über die Stadionrunde. Sein persönlicher<br />

Rekord stammt aus dem Jahr 1963, als er 47,6 sec lief. Höhepunkt<br />

seiner ersten Karriere war jedoch das Jahr 1964. Inzwischen<br />

hatte Guido sich auf die Hürdenstrecke über 400 m<br />

konzentriert. Nach einem vierten Platz bei den DM 1963 in<br />

51,4 sec wurde er 1964 Dritter und qualifizierte sich für die<br />

Ausscheidungskämpfe der beiden deutschen Verbände zur<br />

Bildung der Olympiamannschaft. Dabei lief Müller seine persönliche<br />

Bestzeit von 51,3 sec und verpasste als Fünfter die<br />

Olympiateilnahme in Tokio nur um fünf Zehntelsekunden.<br />

Danach hatte für den gelernten Kaufmann der Beruf Vorrang<br />

mit längeren Aufenthalten in New York und Italien.<br />

Die große Karriere<br />

In den folgenden Jahren beschränkte sich die sportliche Aktivität<br />

des Geschäftsmannes Guido Müller aufs Joggen zum Zwe-<br />

Guido Müller war der überragende Athlet bei der Senioren-Weltmeisterschaft<br />

2009 in Lahti<br />

Olympiaausscheidung für die Spiele 1964 in Tokio, von außen: Müller, Haas,<br />

Singer, Janz und Gieseler


11 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

cke der Gewichtskontrolle. Erst im Jahre 1982 schloss er sich<br />

dem TSV Vaterstetten an und begann seine erstaunliche und<br />

wunderbare neue Laufbahn. Mit Disziplin, Gewissenhaftigkeit<br />

und perfekter Methodik entwickelte sich Guido zu einem<br />

Topathleten im Seniorenbereich. Einen eigenen Trainer hatte<br />

und hat er nicht. Gesunde Lebensweise und kluge, ausgewogene<br />

Belastung seines Körpers unterstützten die erstaunliche<br />

Erkenntnis: Guido scheint langsamer zu altern als die meisten<br />

Menschen. In toller Regelmäßigkeit ist er in seiner Altersklasse<br />

Weltspitze. Elfmal nahm er zwischen 1985 und 2009 an Senioren-Weltmeisterschaften<br />

teil, 18 mal an Europameisterschaften<br />

zwischen 1984 und 2009. Beeindruckende 28 WM-Titel, davon<br />

achtmal Gold in der Staffel, und 61 Siege bei Europameisterschaften,<br />

davon 16 in der Staffel, stehen zu Buche. Mit Sicherheit<br />

ist Müller hiermit unangefochten die Nummer eins innerhalb<br />

der FREUNDE-Familie. Für die vielen Fachleute unter den<br />

FREUNDEN listen wir einige Bestleistungen auf:<br />

Nicht nur die Fachpresse und die lokalen Medien berichten<br />

über sein Leben und seine Laufbahn, auch im Magazin „Focus“<br />

erschien im Januar <strong>2010</strong> ein langer Artikel, in dem unter anderem<br />

aus Sicht von Medizinern die Gründe für die Erfolgsstory<br />

des bekennenden Katholiken genannt wurden. BMI, körperliche<br />

Leistung in Watt/kg, Herzvolumen, Fettanteil und<br />

Knochendichte ergaben bei Müller‘s Körper für sein Alter untypische<br />

Werte. Im November 2006 durfte Guido beim Forum<br />

„Knochen und Muskeln“ in Berlin unter dem Titel „Leistungssport<br />

im Ruhestand – Eine Herausforderung“ referieren.<br />

Ehefrau Helga weiß, dass „<strong>Leichtathletik</strong> sein Leben ist“, sie<br />

selbst bevorzugt Bergsteigen und Wandern. Im Mai dieses<br />

Jahres war das Ehepaar Müller zum Wandern im schönen Kroatien,<br />

Beweis dafür, dass der Perfektionist Guido Müller auch<br />

bereit ist, Konzessionen zu machen!<br />

SL<br />

200 m 21,7 sec (1960) 22,80 sec (M45)<br />

400 m 47,6 sec (1963) 50,10 sec (M45)<br />

400 mH 51,3 sec (1964) 55,18 sec (M45, WR)<br />

Als erster Mensch blieb Guido Müller in der Altersklasse M70<br />

über 400 m unter einer Minute. 59,34 sec lautet die Weltrekordzeit<br />

aus dem Jahr 2009. Auch die im gleichen Jahr erzielten<br />

26,48 sec über 200 m bedeuten Weltrekord.<br />

Höhepunkte<br />

Höhepunkte seiner sportlichen Laufbahn: Zweimal, 2004 und<br />

2009, wurde Müller zum Weltseniorenleichtathleten des Jahres<br />

von der IAAF gewählt. Während der Ehrungen in Monte<br />

Carlo, dem Sitz der IAAF, lernte er viele Topstars der <strong>Leichtathletik</strong><br />

kennen. Genannt seien nur Sanya Richards, Felix Sanchez,<br />

Sergej Bubka, Virgilius Alekna und Dr. Roger Bannister, erster<br />

Mensch, der die Meile unter 4 Minuten lief.<br />

Ordentliche<br />

Mitgliederversammlung<br />

am 18. Juli <strong>2010</strong> in Braunschweig<br />

Wir laden hiermit zur ordentlichen Mitgliederversammlung<br />

unseres Vereins<br />

am Sonntag, dem 18. Juli <strong>2010</strong>, 11.00 Uhr<br />

in das VIP-Zelt des Stadions ein.<br />

Tagesordnung:<br />

Eröffnung und Begrüßung – Feststellung der Stimmberechtigten<br />

Ehrungen<br />

Berichte des Vorstandes einschließlich des Kassenberichtes<br />

Bericht der Kassenprüfer<br />

„Unsere Zeitschrift“<br />

Allgemeine Anträge<br />

Planungen für die DM 2011 Kassel<br />

„Freunde“-Reisen (EM Barcelona)<br />

Verschiedenes<br />

Anträge bitte schriftlich an unsere Geschäftstelle<br />

„Freunde der <strong>Leichtathletik</strong>“, Auf der Leiten 8, 82377<br />

Penzberg.<br />

Ehrung im Museum von Marathon 2009 als „Best European Master Athlet“ gemeinsam<br />

mit Gitte Karlshoj (DK) als “Best Female European Master Athlet“,<br />

rechts Marathons Bürgermeister Spiridon Zagaris.<br />

Wir hoffen auf eine rege Teilnahme und würden uns<br />

freuen, möglichst viele Mitglieder begrüßen zu können.<br />

Hans G. Schulz<br />

1. Vorsitzender


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

12<br />

Vorstandssitzung der FREUNDE<br />

Die Frühjahrs-Vorstandssitzung der FREUNDE in Kamen-Kaiserau behandelte wieder eine Fülle<br />

von Tagesordnungspunkten – hier die wichtigsten Ergebnisse in Kürze.<br />

Erfreulich gestiegene Einnahmen und stabilisierte Mitgliederzahlen<br />

in 2009 konnte Schatzmeister Sepp Anthofer vermelden.<br />

Die gelungene Außendarstellung unseres Fördervereins soll in<br />

diesem Jahr mit gleicher Intensität fortgesetzt werden. Ein Kalender<br />

2011 mit attraktiven Fotos aus der Welt der <strong>Leichtathletik</strong><br />

soll im Sommer präsentiert und zum Verkauf angeboten<br />

werden.<br />

Im Sinne einer verbesserten Bewältigung der Vorstandsarbeit<br />

beschloss der Vorstand unter Vorsitz von Hans Schulz eine<br />

neue klare Festlegung der Aufgabenverteilung.<br />

Bei der Mitgliederversammlung während der DM in Braunschweig<br />

wird der Vorstand einen Vorschlag zur Abstimmung<br />

stellen, der den Jahresbeitrag für neu eintretende Personen unter<br />

26 Jahren auf 12 Euro stellen soll („ Jugend fördert Jugend“).<br />

Die Fördermittel für das Jahr <strong>2010</strong> fließen in die Fair-Play-<br />

Camps des DLV und in diverse Fachlehrgänge. Auch der Gehernachwuchs<br />

erhält eine Unterstützung, außerdem helfen<br />

wir mit einer Einzelmaßnahme einem Nachwuchstalent des<br />

DLV. Wie gewohnt ehren und honorieren wir die besten U-20-<br />

und U-18-Athletinnen und Athleten.<br />

Eine weitere Ausweitung unserer Aktivitäten: erstmalig bei<br />

den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm werden Preise<br />

für die besten Leistungen des Tages (Samstag und Sonntag<br />

getrennt) verliehen.<br />

Und noch eine Änderung: Ende des Jahres wird der Vorstand<br />

der FREUNDE erstmalig zusammen mit den Lesern der Fachzeitschrift<br />

„leichtathletik“ und den Usern des Internetportals<br />

„<strong>Leichtathletik</strong>.de“ die besten Nachwuchsathleten des Jahres<br />

wählen.<br />

SL<br />

Aus dem Vereinsleben<br />

Es ist inzwischen eine gute Tradition geworden: Henning Wedderkop lud die FREUNDE an Rhein<br />

und Ruhr zu einem Museumsbesuch ein. „Das schönste Museum der Welt – Museum Folkwang* bis<br />

1933“ heißt die Ausstellung in Essen, zu der 20 Mitglieder am 23. April <strong>2010</strong> erschienen.<br />

Essen, zusammen mit dem Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas<br />

<strong>2010</strong>, erhielt pünktlich ein beeindruckendes Geschenk der<br />

Krupp-Stiftung: einen Neubau im Museum Folkwang, großartig<br />

konzipiert vom britischen Stararchitekten David Chipperfield.<br />

Die Sonderausstellung reflektiert auf die große Vergangenheit<br />

des Museum Folkwang bis 1933, als eine weltberühmte<br />

Sammlung Meisterwerke von Manet, Cezanne, Renoir, Gauguin,<br />

van Gogh, Matisse neben weiteren bedeutenden Werken<br />

des Expressionismus zusammen führte. Im Dialog mit<br />

diesen Werken werden wertvolle Beispiele der alten und außereuropäischen<br />

Kunst gezeigt. Diese produktive Arbeit des<br />

Museums fand 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />

ein jähes Ende.<br />

Für die Dauer der Ausstellung (bis 25. Juli <strong>2010</strong>) wurde die<br />

weltberühmte Sammlung im Bestand des Jahres 1933 rekonstruiert.<br />

Eine fachmännische Führung machte es den FREUNDEN<br />

leicht, Zugang zu diesen Top-Gemälden zu finden.<br />

Einen gemütlichen, kommunikativen Abschluss fand der<br />

Freundetreff in einem Lokal auf der „Rü“, der bekannten Meile<br />

im Essener Süden.<br />

* Folkwang: in den altnordischen Mythen der Edda Name des Palastes der Göttin<br />

Freya<br />

SL


13 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

FREUNDE-Kalender 2011<br />

auf einem guten Weg<br />

November<br />

Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />

1 2 3 4 5 6<br />

7 8 9 10 11 12 13<br />

14 15 16 17 18 19 20<br />

21 22 23 24 25 26 27<br />

28 29 30<br />

Förderverein „FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong>“ www.fdlsport.de<br />

In den 70er und 80er Jahren bis zur Wiedervereinigung erschien<br />

regelmäßig ein vom DLV herausgegebener Kalender<br />

mit Aufnahmen der bundesdeutschen Spitzenathletinnen<br />

und -athleten im DIN A4-Format. Die Fotos von den seinerzeit<br />

überragenden Läufern, Springern und Werfern, den Meistern<br />

und Rekordlern, üben auch heute noch ihren Reiz aus und wecken<br />

Erinnerungen an großartige Sportlerinnen und Sportler.<br />

Seither hat sich nicht nur in der deutschen <strong>Leichtathletik</strong><br />

vieles verändert, sondern haben auch die Digitalkameras<br />

die Sportfotografie revolutioniert. So manche veröffentlichte<br />

Aufnahme eines professionellen Sportfotografen von damals<br />

würde heute bereits vom ehrgeizigen Amateur gelöscht.<br />

Aber es ist ja nicht nur die Technik, die die Faszination eines<br />

Sportfotos ausmacht. Den richtigen Augenblick erwischen,<br />

den Kampf mit sich selbst oder dem Gerät festhalten,<br />

die Spannung rüberbringen, die Bestleistung einfrieren, die<br />

Freude übertragen – das ist es.<br />

Unsere Fotografen waren in den letzten Monaten insbesondere<br />

auch bei den Nachwuchsathleten unterwegs. Wir möchten<br />

in dem neuen Kalender nicht vorrangig die Etablierten<br />

der <strong>Leichtathletik</strong>szene bei internationalen Großveranstaltun-<br />

gen zeigen, sondern junge Athleten, ehrgeizige Sprinttalente,<br />

begabte Werfer, unbekannte Springer oder auch übermotivierte<br />

Anfänger. Die Fotos haben Gladys Chai von der Laage,<br />

Iris Hensel, Tom Finke und Peter Busse den FREUNDEN für den<br />

guten Zweck honorarfrei zur Verfügung gestellt – der erhoffte<br />

Reinerlös fließt unserer Förderkasse zu.<br />

Bereits bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig<br />

können Sie den oder besser die Kalender an unserem Infostand<br />

erwerben. Der Preis beträgt 14,95 € pro Exemplar, beim Kauf<br />

von 10 Exemplaren und mehr (oder beim Versand an eine Anschrift)<br />

ermäßigt sich der Preis auf 10,95 €. Ab sofort sind Bestellungen<br />

in unserer Geschäftsstelle bei Frau Wolfermann möglich.<br />

Unser FREUNDE-Kalender 2011 – ein ideales Geschenk für<br />

Sie, Ihre Familie, Freunde und den Verein!<br />

FREUNDE<br />

der <strong>Leichtathletik</strong><br />

2011<br />

www.fdlsport.de<br />

Zur EM 1986 in Stuttgart gab der DLV diesen Kalender heraus<br />

25 Jahre später wird der erste FREUNDE-Kalender erscheinen


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

14<br />

Eine Reise nach Kenia<br />

Robert Hartmann, über viele Jahre anerkannter Fachjournalist der <strong>Leichtathletik</strong> und FREUNDE-<br />

Mitglied, gilt als der Kenner der Läuferszene in Kenia; in seinem folgenden Beitrag erkennen wir<br />

seine Zuneigung zu Land und Leuten.<br />

Auf dieser großen, weiten Welt gibt es einen gesegneten kleinen<br />

Flecken, an dem die Luft ein besonderes, eigentümliches<br />

Aroma verströmt. Dieser Flecken liegt im ostafrikanischen Kenia.<br />

Wer von der Hauptstadt Nairobi in Richtung Nordwesten<br />

über 300 km weit fährt, landet in der Provinzstadt Eldoret. Sie<br />

soll geschätzte 300.000 Einwohner haben. Wer auf der sehr<br />

gut ausgebauten Straße mit einem Matatu, einem Überlandtaxi,<br />

fährt, benötigt dahin etwa fünf Stunden. Oder man fliegt,<br />

und der Hüpfer über das Rift Valley, den Grabenbruch, dauert<br />

nur gut dreißig Minuten.<br />

Der Besucher erreicht hier am Äquator das Gebiet des Volkes<br />

der Kalenjin, der so genannten „Läufervölker“. Diese früheren<br />

Nomaden heißen Nilohamiten, weil sie vor langer Zeit vom Nil<br />

in Richtung Süden wanderten. Sie sind nur drei Millionen Menschen,<br />

die aber auf den Laufstrecken von 800 m bis Marathon<br />

in den Weltranglisten der besten Zehn die Hälfte der Rangliste<br />

einnehmen. Auf die Landkarte des internationalen Sports<br />

setzten sie sich mit einem Paukenschlag bei den Olympischen<br />

Spielen 1968 in Mexico-City. Damals sammelten sie nicht weniger<br />

als acht Medaillen, davon drei aus Gold.<br />

Mein Vater und ich als junger Sportjournalist organisierten bereits<br />

im Jahre 1969 zwei Sportfeste in Fulda und in Münster mit<br />

den „Wunderläufern“ als Mittelpunkt. Daraus entstanden in einer<br />

gemeinsamen Woche erste Freundschaften. Vor 15 Jahren<br />

organisierte ich eine Reise nach Kenia, damit diese Reisegruppe<br />

Land, Leute und Läufer kennen lernen konnte. Ein paar<br />

FREUNDE waren auch dabei. Mittlerweile habe ich mir meinen<br />

langjährigen Wunsch erfüllt und Anfang des Jahrtausends<br />

ein Haus auf der Kazi-Mingi-Farm von Kipchoge Keino bauen<br />

lassen. Kip ist die Lauflegende seines Landes, er gewann in Mexico<br />

Gold über 1.500 m und Silber über 5.000 m. Vier Jahre später<br />

in München holte er Gold auf der 3.000-m- Hindernisstrecke<br />

und Silber über 1.500 m.<br />

Eldoret und Kazi Mingi sollen jetzt der Zielpunkt einer neuen<br />

Reise sein. Über jene Premiere vor 15 Jahren sagte erst vor kurzem<br />

Henner Miserski, Vater der späteren Biathlon-Olympiasiegerin<br />

Anke, es sei die schönste und nachhaltigste Sportreise<br />

seines Lebens gewesen.<br />

Als Reisetermin empfehle ich den kommenden Dezember,<br />

Dauer etwa 14 Tage, eine kürzere Reisezeit ist nicht zu empfehlen.<br />

Zu dieser Zeit herrscht schon die Dry Season (die trockene<br />

Jahreszeit). Keinos Farm liegt genau in 2.<strong>02</strong>0 m Höhe.<br />

Wir sprechen vom besten Klima der Welt. Es wird nicht heißer<br />

als 25 Grad Celsius und nicht kühler als 10 bis 12 Grad. Wer<br />

nichts von den hohen Aidsraten in den afrikanischen Ländern<br />

weiß, glaubt, im Hochland um Eldoret endlich den Garten<br />

Eden gefunden zu haben.<br />

Ich möchte die Reiseschwerpunkte in zwei Teile gliedern: in den<br />

sportfachlichen und in den touristischen Teil. Wir werden einige<br />

bekannte ehemalige Läufer kennen lernen, in erster Linie Kip<br />

Keino. In Eldoret leben Moses Kiptanui, der erste Hindernisläufer<br />

unter acht Minuten, Patrick Sang, Olympiasieger und WM-Zweiter<br />

über die Hindernisse, Yobes Ondieki, der erste 10.000-m-Läufer<br />

unter 27 Minuten, Daniel Komen, der seit schon zehn Jahren<br />

die 3.000-m-Weltrekorde im Freien und in der Halle hält. Mit ihnen<br />

treffe ich mich regelmäßig seit Jahren, und ein neuerliches<br />

Treffen während unserer Reise ist sehr wahrscheinlich.<br />

Wettkampf auf Naturrasen, Kunststoffpisten existieren nicht!<br />

Daneben fahren wir zum 160 km entfernten Nationalpark Lake<br />

Nakuru, der zwei Autostunden entfernt liegt, und zu den mit


15 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

Andrang beim Start der Mädchen<br />

Äquatorlinie<br />

Auf langen Beinen mehr als 50 km/h schnell<br />

Teepflanzen überzogenen Nandi Hills, die 60 km weit weg liegen.<br />

Weiterhin empfiehlt sich ein Besuch des 45 km entfernten<br />

Städtchens Iten. Dort lebt seit 1976 Brother Colm O`Connor,<br />

der einst Wilson Kipketer entdeckte, den 800-m-Weltrekordler.<br />

Zurzeit trainiert er David Rudisha, einen Massai, 800-m-Bestzeit<br />

1:42,01. Zusammen mit ihm können wir „Kerio View“ besuchen,<br />

ein Restaurant direkt am nördlichen Grabenbruch. Von<br />

ihm geht es 500 m steil nach unten, ein atemberaubender Anblick.<br />

Sein Besitzer ist der Belgier Jean-Paul Fourier, früher ein<br />

bekannter Lauftrainer und Manager.<br />

Überall trifft man auf deutsche Spuren. Als ich im vorigen Jahr<br />

Dr. Thomas Bach, unserem DOSB-Präsidenten, bei einem Treffen<br />

in Frankfurt sagte, dass Kip Keino ihn als seinen besten Freund<br />

bezeichnete, reagierte er geradezu feierlich und sagte, welch<br />

große Ehre dies für ihn sei. Fast zur gleichen Zeit wollte Jimmy<br />

Simba mehr über den derzeitigen Niedergang des deutschen<br />

Laufes erfahren. „Alles, was ich über die <strong>Leichtathletik</strong> weiß, erfuhr<br />

ich von Deutschen.“ Der Heidelberger Walter Abmayr war<br />

einst vom auswärtigen Amt nach Kenia geschickt worden, sein<br />

bleibendes Verdienst ist die Trainer-Ausbildung, die er zwischen<br />

1980 und 1984 in Kenia ins Leben rief. Simba und Brother Colm<br />

zählten zu seinen ersten „Schülern“. Simba trainierte Kiptanui<br />

und Komen, die Elite. „Ich möchte nun den Deutschen helfen, so<br />

wie sie mir geholfen haben“, sagte er mir beim Abschied.<br />

Simba leitet das Höhentrainingslager auf der Kazi-Mingi-Farm.<br />

Es liegt 250 m von meinem Haus entfernt. Wenn wir einmal<br />

nicht im Wohnzimmer auf Kips Farm zu Mittag und Abend essen,<br />

dann im Trainingslager zusammen mit Läufern mehrerer<br />

afrikanischer Länder. Und mit Simba.<br />

Ich möchte darauf hinweisen, dies ist wichtig zu wissen: durch<br />

meine Reiseleitung entstehen keine Kosten, ich verstehe mich<br />

nicht als gewerblicher Reiseveranstalter. Zu den Reisebedingungen:<br />

Nairobi fliegen mehrere Gesellschaften an. Meine<br />

Erfahrungen beziehen sich auf KLM, British Airways und die<br />

Emirates. Zurzeit werden Flüge ab 684 Euro (hin und zurück)<br />

angeboten. Die Matatufahrt von Nairobi nach Eldoret kostet<br />

für die 320 km umgerechnet ca. sieben Euro. Per Flugzeug liegen<br />

die Preise für hin und zurück bei etwa 120 Euro. Ein Doppelzimmer<br />

in meinem Haus kostet pro Nacht 40 Euro, pro<br />

Person also 20 Euro bei Belegung mit zwei Personen. Bitte<br />

kontaktieren Sie mich unter hartmannfulda@web.de oder telefonisch<br />

unter 06109/62487.<br />

Robert Hartmann Lebende Legende: Kipchoge Keino Fotos: Klaus Breitung


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

16<br />

Journalist und Athlet im Wandel<br />

der Zeiten – Vom „Du“ und vom „Sie“<br />

Unser Autor, Jahrgang 1939, war von 1960 bis 20<strong>02</strong> Redakteur der Süddeutschen Zeitung, seit 1981<br />

bis zum Renteneintritt deren Sportchef; Mitherausgeber des „Olympisches Feuer“ der DOG; von<br />

1954 bis 1964 aktiver Leichtathlet in Stuttgart (VfB) und München (1860, USC), 1957 deutscher Jugendrekordhalter<br />

über 100 m (10,6), 1958/1959 dreimal Juniorenmeister im Sprint, nahm an zwei<br />

Länderkämpfen (1958/59) für den DLV teil und ist seit 1999 FREUNDE-Mitglied.<br />

Bevor es zur Hauptsache geht vorab die Sache mit Ingrid.<br />

Die geht so. Ein Sportjournalist und die Olympiasiegerin Ingrid<br />

Mickler-Becker kennen sich seit Jahrzehnten. Genau so<br />

lang kennt Mickler-Becker die Frau des Pressemanns, ebenfalls<br />

Leichtathletin. Die beiden Sportlerinnen duzen sich, logisch,<br />

sie standen gemeinsam im Olympiateam von 1960 und treffen<br />

sich noch heute jährlich: bei den „Turnschwestern“, einem<br />

Kreis Ehemaliger. Genauer betrachtet hätte das „Du“ auch zwischen<br />

ihm und der Olympionikin längst gelten müssen. War<br />

aber nicht der Fall. Einem Journalisten-Kodex folgend meinte<br />

er, das Distanz gebietende „Sie“ wahren zu müssen. Bis Folgendes<br />

passierte.<br />

Er, inzwischen in Rente, und sie, auch schon a. D., stehen in<br />

einem Münchner Hotel beim Small Talk zusammen. Ein Dritter<br />

gesellt sich dazu, registriert, wie die beiden, von denen er<br />

weiß, dass die sich seit Jahren nicht fremd sind, sich siezen.<br />

Und fängt an zu lachen: „Was ihr zwei siezt euch? Das darf<br />

doch nicht wahr sein“. Organisiert zwei Glas Sekt, drückt sie<br />

den Siezern in die Hand und sagt: „Schluss jetzt mit dem Sie“.<br />

Man beobachtet dann zwei, die irgendwie erleichtert sind<br />

ob des Anstoßes von außen: „Prost Ingrid, ich bin der Michel,<br />

Prost Michel, ich bin die Ingrid“. Als hätten sie das nicht schon<br />

seit einer Ewigkeit gewusst. Soweit der Prolog.<br />

In der Hauptsache geht es um das Verhältnis von Sportjournalisten<br />

zu Sportlern. Ein weites Feld, zugegeben, beschränken<br />

wir uns deshalb auf den doch überschaubaren deutschen Kosmos<br />

und auf die über die <strong>Leichtathletik</strong> berichtenden Journalisten<br />

des Printmediums.<br />

Das Thema läuft zunächst entlang an seiner Chronologie. Die<br />

Männer der so genannten Stunde Null, der Kriegsgeneration<br />

– unter ihnen Ludwig Koppenwallner, Ekkehard zur Megede,<br />

Gustav Schwenk, Heinz Vogel, Wolfgang Wünsche – näherten<br />

sich zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn, in der Zeit also<br />

des von Mangel und Einschränkung gezeichneten Wiederaufbaus<br />

nach dem Krieg, den Athleten selten auf direktem Weg:<br />

sondern, nun ja, über die Statistik, die sie handschriftlich auf<br />

schlechtem Papier anlegten. Aus dem Zahlenmaterial lasen<br />

sie heraus, was sie für ihre Berichterstattung über die Athleten<br />

wissen mussten. Die Kladden von Vogel, in denen er jedes Resultat,<br />

Ort und Zeit der Besten säuberlich notierte, brachten es<br />

unter den Kollegen zu einer gewissen Berühmtheit.<br />

Bemerkenswert auch: Damals bewegte sich der Journalist<br />

kaum weg von seinem Tribünenplatz, er beschrieb von dort<br />

im Detail, was er sah auf Bahn und Feld und nicht, was er so<br />

hörte. So verlangte es sein Leser, dem noch keine Fernsehbilder<br />

zur Verfügung standen. Und die „Mixed Zone“ harrte noch<br />

ihrer Erfindung.<br />

Interview-Training – Heutzutage für Sportler ein Muss<br />

Die zweite Generation – u. a. Robert Hartmann, Steffen Haffner,<br />

Uli Werner und der Autor dieses Berichts – machte sich in<br />

den 1960er Jahren auf den Weg, nicht selten „an der Hand“<br />

der älteren Kollegen. Sie lehnten deren „Spielverlauf“ ab, die<br />

chronologische Schilderung jedes einzelnen Bewerbs, verpackten<br />

stattdessen Höhepunkte in kommentierender Ge-


17 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

Fachkundiger Leser<br />

WM Berlin 2009: Selten fand die <strong>Leichtathletik</strong> solch ein Medienecho.<br />

schichte. Und als das Fernsehen Ernst machte, konterten sie<br />

die bewegten bunten Bilder mit dem Genre der Hintergrundstory.<br />

Derlei funktionierte nun nicht mehr ohne vermehrt direkten,<br />

wiewohl, im übertragenen Sinn, noch distanzierten<br />

Kontakt zu den Aktiven.<br />

Generation Nummer drei – stellvertretend erwähnt: Hans-Joachim<br />

Waldbröl, Jörg Hahn, Olaf Bachmann, Reinhard Sogl,<br />

Jutta Deiß (leider viel zu früh verstorben) und später Michael<br />

Reinsch und Thomas Hahn – forcierte die von den „1960ern“<br />

begonnene kritisch-nachdenkliche, fokussierte Berichterstattung.<br />

Und das Verhältnis zu den Sportlern verlor zusehends<br />

seine zuweilen steife Form. Beide Seiten hatten jetzt herausgefunden:<br />

Man war doch aufeinander angewiesen.<br />

Dieses neue Miteinander erfuhr freilich mit dem Start des<br />

Kommerz-TV und dessen Aufbereitung des Geschehens noch<br />

einmal eine Zäsur. Die Folge waren Blaupausen in den Printmedien:<br />

teilweise zügellose Vorstöße in das Innen- und Außenleben<br />

des Athleten, unter Hintanstellung der fachlichen<br />

Beurteilung der Sportlerleistung. Stichwort: Boulevardisierung.<br />

Im Verhältnis der Protagonisten zueinander verschwammen<br />

nun die Grenzen der Gegensatzpaare Distanz oder Nähe, Sie<br />

oder Du, privat oder öffentlich. Auch Journalisten der gern als<br />

seriös bezeichneten Blätter nahmen es zuweilen nicht mehr<br />

ganz so genau mit der Differenzierung. Fragen nach dem<br />

Glücksbringer der Oma für den weitspringenden Enkel rückten<br />

in den Vordergrund, dessen Problem, den Balken im Wettkampf<br />

meist nur zweimal zu treffen, indes nur Ewiggestrige<br />

zu interessieren schien. Vorläufiger Höhepunkt des Siechtums<br />

sportfachlicher Journalistenneugier war hierzulande vergangenen<br />

Sommer die öffentliche Befragung des Athletenpärchens<br />

Nytra/Bayer. Dabei noch erstaunlicher als die dreiste<br />

Neugier der Fragesteller: dass die Hürdenläuferin und der<br />

Weitspringer die Ampel nicht auf rot stellten, als die Angele-<br />

genheit ins extrem Private lappte. Weil geblendet vom grellen<br />

Licht des Moments oder in Wahrnehmung der seltenen<br />

Chance, wenigstens einmal den langen vom Fußball geworfenen<br />

Schatten abzustreifen?<br />

Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich Journalist und Sportler<br />

heutzutage bewegen, aber wohl auch unbestritten, auf wessen<br />

Seite das Übergewicht der Verantwortung lastet. Ronald<br />

Reng, mehrfach ausgezeichneter Sportjournalist und Buchautor,<br />

früher mal Mittelstreckler in Frankfurt und Trainingspartner<br />

des Olympiavierten Christoph Herle, hat unlängst die<br />

Frage „was von einer Person in die Zeitung gehört“ als den<br />

„eigentlichen Konflikt“ bezeichnet, „den inneren eines Journalisten,<br />

der eine besondere Nähe gefunden hat: Wo hört<br />

das öffentliche Interesse auf, wo fängt die Privatsphäre an“.<br />

Die richtige Balance zwischen Nähe und Abstand zum Athleten<br />

gewährleistet vor allem: Professionalität mit den Koordinaten<br />

Verständnis und Einfühlungsvermögen. Darüber hinaus<br />

gilt weiterhin das Bekenntnis des legendären TV-Anchorman<br />

Hans-Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt<br />

man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache,<br />

auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist,<br />

aber nirgendwo dazu gehört“.<br />

Bleibt die Sache mit dem Du/Sie? Muss jeder selbstverantwortlich<br />

regeln. Immerhin, nicht alle haben in der beklemmenden<br />

Enge der Stadionkatakomben, die sie jetzt zum Zwecke<br />

der Begegnung Mixed-Zone nennen, bis dahin an den Tag<br />

gelegten Respekt fahren lassen und sind zu Duz-Maschinen<br />

mutiert. Der Autor dieses Berichts hat in fast 50 Jahren Sportjournalismus<br />

nur fünf Athleten geduzt – Sepp Schwarz, Karl<br />

Honz, Ingo Sieghart, Carlo Thränhardt und Christian Haas –<br />

und ist damit gut gefahren.<br />

Michael Gernandt


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

18<br />

<strong>Leichtathletik</strong>informationen<br />

Deutsche Meisterschaften in Braunschweig<br />

Die diesjährigen Meisterschaften finden am 17. und 18. Juli statt. Eintrittskarten aus<br />

dem FREUNDE-Kontingent können, falls noch verfügbar, in der Geschäftsstelle (Tel.:<br />

08856/910815) bestellt werden.<br />

Der traditionelle FREUNDE-Treff findet am Samstag, 17. Juli, ab 18.30 Uhr im Restaurant<br />

„Gewandhaus“, Altstadtmarkt 1, Raum Gildesaal, statt. Als speziellen Gast haben<br />

wir Dagmar Freitag, Vizepräsidentin des DLV und Sportausschuss-Vorsitzende des<br />

Deutschen Bundestages, eingeladen. Bitte melden Sie Ihre Teilnahme in unserer Geschäftsstelle<br />

bei Frau Wolfermann.<br />

Zu unserer diesjährigen Mitgliederversammlung laden wir herzlich am Sonntag um<br />

11 Uhr ins VIP-Zelt ein (siehe Seite 11).<br />

Deutsche Jugendmeisterschaften in Ulm<br />

Die Jugendmeisterschaften <strong>2010</strong> finden vom 6. bis 8. August im Donaustadion in<br />

Ulm statt. Große Teilnehmerfelder, begeisterte Mädchen und Jungen und unterstützende<br />

Betreuer und Familienangehörige garantieren stimmungsvolle Wettkämpfe.<br />

Die FREUNDE sind auch bei dieser Veranstaltung mit einem Informationsstand vertreten.<br />

Wir laden alle Mitglieder zu diesem Saisonhöhepunkt der DLV-Jugend ein.<br />

Übrigens: Ulm und die Donau sind auch ohne Deutsche Meisterschaften mindestens<br />

eine Wochenendreise wert!<br />

Immer noch aktuell: Die FREUNDE-Poloshirts<br />

Wir erinnern an den großen Verkaufserfolg des Jahres 2009: unsere Förderkasse<br />

wurde ordentlich durch die zahlreichen Käufe gefüllt. Noch haben wir einige Restbestände,<br />

und jedem <strong>Leichtathletik</strong>fan steht unser Shirt gut zu Gesicht.<br />

Bestellen Sie Ihr Hemd – und Ihre original Nationalmannschaftskappe – in unserer<br />

Geschäftsstelle bei Frau Wolfermann. Zur Erinnerung: Der reduzierte Preis beträgt<br />

15 Euro.<br />

90 Jahre und noch immer aktiv<br />

Noch in den 50er Jahren drehten sie ihre Runden auf den Aschenbahnen der Republik,<br />

die Demand-Schwestern vom Postsportverein und später MTG Mannheim mit<br />

den wohlklingenden Namen Alida und Tosca. Viele Erfolge im Sprint und 200 m und<br />

vor allem in Staffelrennen teilten sich die Schwestern, Tosca errang aber auch Kreisund<br />

badische Titel im Waldlauf. Nach Beendigung der aktiven Laufbahn war sie unzählige<br />

Jahre in Schwetzingen als Trainerin, Abteilungsleiterin und Kampfrichterin in<br />

der <strong>Leichtathletik</strong> tätig.<br />

Tosca Oberst wie sie heute heißt, ist seit 1984 Mitglied bei den FREUNDEN und der<br />

VEL und feierte kürzlich ihren 90. Geburtstag. Den Sport hat sie in all den Jahren<br />

nicht aus den Augen verloren, ist auch heute noch aktiv dabei und so trotz ihres fortgeschrittenen<br />

Alters fit wie der sprichwörtliche Turnschuh. Mehrere Male pro Jahr<br />

verblüfft Tosca Oberst die Reha-Spezialisten einer Baden-Badener Klinik, wenn sie,<br />

günstige Feiertagsangebote nützend, die Fitness-Räume unsicher macht und beweist,<br />

dass lebenslanger Sport die Menschen einfach langsamer alt werden lässt.<br />

Weiter so!<br />

(fw)


19 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

Vereinigung Ehemaliger Leichtathleten e.V.<br />

gegründet 1946<br />

1. Vorsitzender: Jörg Lawrenz, Vossbarg 34, 24598 Boostedt, Telefon und Fax: (04393) 972673<br />

2. Vorsitzender: Peter Laufer, Ziegeleistr. 2, 15345 Altlandsberg-Gielsdorf, Telefon: (03341) 25136<br />

Redaktion: Frank Scheffka, Brandenburger Str. 24A, 27755 Delmenhorst,<br />

Telefon: (04221) 5877925 bzw. (0179) 7413879<br />

Als wir jüngst in Regensburg waren…<br />

… wurde zum abschließenden Festabend auch dieses bekannte<br />

Volkslied geträllert. Außerdem wurde wieder einmal<br />

reichlich aus alten Zeiten geplaudert,<br />

fanden die Preise der Tombola großen<br />

Zuspruch und wirbelte zu fortgerückter<br />

Stunde so manches Tanzbein<br />

über das Parkett im gastlichen<br />

Hotel Bartholomäus. Damit ging ein<br />

VEL-Treffen zu Ende, das alle Teilnehmer<br />

garantiert in äußerst angenehmer<br />

Erinnerung behalten werden.<br />

Neben den persönlichen Wiedersehen<br />

und dem Spaß miteinander trug<br />

dazu aber auch das übersichtlich gestaltete<br />

Programm bei, das uns die<br />

150.000-Einwohner-Stadt mit ihren<br />

mehr als 1.200 bezeichneten historischen Bauten näher brachte.<br />

Von den überaus kompetenten Stadtführern erfuhren wir z. B.,<br />

dass Regensburg eigentlich die erste Hauptstadt Bayerns sei,<br />

denn immerhin wäre sie ca. 1000 Jahre älter als München. Das<br />

wurde uns erklärt, als wir die älteste Brücke der Donau, die „Steinerne<br />

Brücke“ betraten, die früher die freie Reichsstadt Regensburg<br />

mit dem „Feindesland Bayern“ am Nordufer verband. Wir<br />

bestaunten nicht nur dieses UNESCO-Welterbe, sondern auch<br />

den Dom mit seinen sich ergänzenden romanischen und gotischen<br />

Türmen. Da vergleichbare Städte wie Köln oder Nürnberg<br />

im II. Weltkrieg stark zerstört wurden, findet man heute<br />

in Regensburg das größte erhaltene mittelalterliche Ensemble<br />

Deutschlands. Es war das passende Ambiente, um sich bei herrlichem<br />

Wetter das Freiluft-Mittagessen munden zu lassen. Mit<br />

Stadtbummel, Abendessen im Hotel und einer kurzen Mitglieder-Information<br />

war der Freitag schnell vergangen, und man<br />

war gespannt auf den Besuch des<br />

Thurn und Taxis-Schlosses am Samstag.<br />

Erneut hatten wir Glück mit den<br />

Führern beider Gruppen, die schauspielerisch<br />

begabt und unglaublich<br />

humorvoll den Schlossrundgang zu<br />

einem in mehrfacher Hinsicht puren<br />

Kunstgenuss werden ließen. Mit einem<br />

zünftigen Mittag im Fürstlichen<br />

Brauhaus nahmen wir Anlauf zu bereits<br />

erwähntem Festabend. Die Zeit<br />

verging mal wieder wie im Fluge…<br />

Mit hoffnungsvollen Umarmungen,<br />

sich nächstes Jahr in Malente gesund wieder zu sehen,<br />

nahm man am Sonntag dann Abschied und machte sich auf<br />

die teilweise sehr lange Heimfahrt mit vielen neuen Eindrücken<br />

und dem Gefühl, sich wieder einmal herzlich mit alten<br />

Weggefährten getroffen zu haben. Bleibt zu hoffen, dass<br />

das 2011 auch wieder einige der treuen VEL-Mitglieder miterleben<br />

können, die in diesem Jahr leider nicht zum Treffen<br />

reisen konnten, so wie etwa Helmut Joho, der uns im Vorfeld<br />

mit historischen Hintergrundinformationen versorgt<br />

hatte!<br />

Frank Scheffka


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

20<br />

Gedanken zu einem Olympiafoto<br />

Über einen alten schwarz-weiß Schnappschuss bin ich sehr glücklich, denn seine Entstehung war<br />

einem Zufall geschuldet, von dem noch die Rede sein wird, und er erinnert mich an die olympischen<br />

Wettkampftage vor 50 Jahren in Rom.<br />

Vorspann: Zum 2. Wettkampftag der<br />

Zehnkämpfer hatten wir Diskuswerfer<br />

in zwei Gruppen startend unsere Qualifikation.<br />

Ab 10.00 Uhr war ich mit dem<br />

späteren Olympiasieger Alfred Oerter<br />

in der 2. Gruppe an der Reihe und just<br />

zum Ende der Quali waren die Zehnkämpfer<br />

für ihre siebte Disziplin, dem<br />

Diskuswurf, schon an der Wettkampfanlage.<br />

So konnte ich den Modellathleten<br />

Rafer Johnson in der gleißenden Mittagssonne<br />

ohne Trainingsanzug im Nationaldress<br />

bewundern.<br />

Bekanntlich endete der Zehnkampf in<br />

den späten Abendstunden, sodass die<br />

Siegerehrung erst am folgenden Tag<br />

stattfand. Und nun kommt der oben erwähnte<br />

Zufall ins Spiel, denn zum Zeitpunkt<br />

der Ehrung begann unsere Diskuswurfvorbereitung;<br />

ich eilte quer<br />

über den Platz und mit meiner „Beltica“ gelang mir der abgebildete<br />

schwarz-weiß Schnappschuss. Stolz bin ich nun<br />

auf die Einmaligkeit dieser Ehrung, weil auf dem Podest Vertreter<br />

aller drei Hautfarben des Erdballs stehen und das ausgerechnet<br />

in der Königsdisziplin der Leichtathleten: Yuang<br />

Chuan-Kwang (Taiwan), Rafer Johnson (USA), Wassili Kusnetzow<br />

(UdSSR) (v.l.n.r.).<br />

Alle drei schrieben in den 50er und 60er Jahren Zehnkampfgeschichte<br />

ganz persönlicher Art. Johnson erzielte schon<br />

1955 seinen ersten Weltrekord (7885/ neue Wertung 7608);<br />

in Melbourne wurde er hinter dem erfahrenen Milton Campbell<br />

Zweiter. Danach entwickelte sich ein Zweikampf mit<br />

dem dreifachen Europameister Wassili Kusnetzow um die begehrte<br />

8000-Punkte-Marke. Kusnetzow war 1958 der erste<br />

(8014/7653). Zehn Wochen später übertraf ihn Johnson beim<br />

Länderkampf in Moskau (8320/7789); im folgenden Jahr konterte<br />

Kusnetzow (8357/7939) ehe Johnson vor Olympia 1960<br />

mit 8683 (7982) Punkten den Thron wieder bestieg. Als Favorit<br />

hatte er in Rom überraschend mit dem Taiwan-Chinesen Yang<br />

Siegerpodium im Zehnkampf bei den OS 1960 in Rom.<br />

Chuan-Kwang zu kämpfen: Entgegen<br />

der ursprünglichen Einteilung (!?) starteten<br />

beide im letzten Lauf über 1500 m<br />

zusammen, wo Yang hätte 10 Sekunden<br />

schneller laufen müssen, um zu gewinnen;<br />

so musste Johnson an seine Leistungsgrenze<br />

gehen und war mit 4:49,7<br />

über 20 Sekunden schneller als bei seinem<br />

WR-Zehnkampf zuvor.<br />

Wassili Kusnetzow war in diesen Jahren<br />

unbestritten Europas Zehnkämpfer<br />

Nr. 1, denn neben seinen zwei WR<br />

und zwei Bronzemedaillen bei Olympia<br />

1956 und 1960 bewies er seine langjährige<br />

Stabilität nachhaltig mit den drei<br />

Europameistertiteln 1954, 1958 und<br />

1962. Bei seinem letzten Titelgewinn<br />

kam ihm die alte Regel (in Rom negiert<br />

worden; s.o.) entgegen, denn für die<br />

abschließenden 1500 m wurde der in<br />

Führung liegende Werner von Moltke (43 PKT. = ca. 4,5 sec)<br />

und Kusnetzow in zwei Läufe eingeteilt, wobei von Moltke<br />

mit 4:46,9 min „vorlegen“ musste; Kusnetzow errang in persönlicher<br />

Bestzeit (4:41,9) mit 4 Punkten Vorsprung den Titel.<br />

Dieser Lapsus im Regelwerk (Auslosung zur Laufeinteilung)<br />

wurde alsbald behoben. Nach heutiger Regel müssen die<br />

nach 9 Disziplinen führenden Zehnkämpfer im letzten Lauf<br />

zusammen starten.<br />

Schließlich schrieb auch Yang Zehnkampfgeschichte. Mit<br />

den neuen Glasfiberstäben kam er bestens zurecht, denn er<br />

schaffte mit dem elastischen Sprungstab im Zehnkampf überragende<br />

4,84 m (nur 16 cm unter dem aktuellen WR) und verbesserte<br />

so den Weltrekord am 27./28.4.1963 in Walnut auf<br />

sensationelle 9121 (8009) Punkte. Für diese Stableistung bekam<br />

er nach der damaligen progressiven Punktewertung unglaubliche<br />

1515 Punkte; die IAAF reagierte sofort und änderte<br />

die Punktewertung noch vor Tokio. Bei diesen OS war Yang<br />

nicht mehr in Hochform und belegte im von Willi Holdorf gewonnenen<br />

Zehnkampf den 5. Platz (7650 P.).


21 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

So ist eine längere „Bildbeschreibung“ aus dem seltenen Sachverhalt der römischen<br />

Siegerehrung entstanden. Und Seltenheitswert besitzt diese Podestzusammensetzung<br />

schon, denn nur wenige „Nachfolger“ sind auszumachen, wobei die Olympische<br />

Ehrung im Weitsprung 1936 in Berlin mit Owens (USA), Long (D) und Tajima<br />

(JAP) sogar den Anfang machte.<br />

Diese „vielfarbigen“ Einläufe habe ich noch entdeckt:<br />

1960–Marathon: Abebe (ETH), Heatley (GB), Tsuburaya (JAP)<br />

1968–Marathon: Wolde (ETH), Kimihara (JAP), Ryan (NZL)<br />

1996–5000 m Fr.: Junxia (CHN), Konga (KEN), Brunet (ITA)<br />

1996–10000 m Fr.: Ribeiro (POR), Junxia (CHN), Wami (ETH)<br />

2008–Marathon Fr.: Tomescu (ROM), Ndereba (KEN), Zhou (CHN)<br />

2008–Hammer Fr.: Mjankowa (BLR), Moreno (CUB), Zhang (CHN)<br />

Quellen: „<strong>Leichtathletik</strong>“<br />

E. zur Megede: „Progression of World Records”<br />

Manfred Grieser<br />

Rafer Johnson auf einer Albumseite von Frank Scheffka<br />

Unsere Geburtstagskinder<br />

Juli<br />

4. Walter Konrad 82<br />

Via Giacomo Matteotti 1004,<br />

I-21<strong>02</strong>0 Cadrezzate VA, Italien<br />

7. Anneliese Bromberger 75<br />

An der Wuhlheide 146, 12459 Berlin<br />

7. Wilfried Wesch 70<br />

Im Brühl 30, 54470 Bernkastel-Kues<br />

8. Rolf Lamers 83<br />

Taunusblick 6c, 56112 Lahnstein<br />

9. Hanfried Oertel 85<br />

Klappergasse 36, 55469 Simmern<br />

10. Manfred Preußger 78<br />

BS Steinfeld 76, 04827 Gerichshain<br />

10. Rolf Herings 70<br />

Graseggerstr. 93, 50737 Köln<br />

17. Peter Kraus 78<br />

Hochbirk 16, 82064 Straßlach<br />

18. Renate Bohla 77<br />

Siedlung West 81, 04821 Brandis<br />

18. Leonhard Pohl 81<br />

Berliner Str. 24, 64319 Pfungstadt<br />

23. Otto Klappert 75<br />

Platanenallee 7, 59425 Unna<br />

26. Karl-Heinz Steinhoff 80<br />

Otto-Hahn-Weg 4A,<br />

383<strong>02</strong> Wolfenbüttel<br />

26. Lothar Beckert 79<br />

Kastanienallee 17, 15344 Strausberg<br />

28. Monika Beckert 78<br />

Kastanienweg 17, 15344 Strausberg<br />

30. Frank Scheffka 45<br />

Brandenburger Str. 24a,<br />

27755 Delmenhorst<br />

August<br />

1. Annelore Preußger 77<br />

BS Steinfeld 76, 04827 Gerichshain<br />

2. Wilhelmine Peugler 89<br />

Wilhelm-Albrecht-Str. 5,<br />

91781 Weissenburg/Bayern<br />

4. Lothar Knoerzer 77<br />

Boeckhstr. 44, 76137 Karlsruhe<br />

10. Dr. Rolf Stätter 82<br />

Spittel – Seniorenzentrum<br />

Parktorweg 3, 78713 Schramberg<br />

11. Dr. Willi Pfeiffer 90<br />

Roonstr. 10, 67655 Kaiserslautern<br />

11. Alwin J. Wagner 60<br />

Küstriner Str. 8, 34212 Melsungen<br />

18. Prof. Dr. Manfred Steinbach 77<br />

Herrenwiesenring,<br />

53501 Grafschaft-Nierendorf<br />

20. Ruth Wiederhold 87<br />

Dimpfelstr. 30, 04347 Leipzig<br />

20. Betta Meister 81<br />

Parkstr. 22, 82049 Pullach<br />

23. Gabriele Spitzmüller 79<br />

Waldstr. 1, 77787 Nordrach<br />

24. Wolfgang Troßbach 83<br />

Kardinal-Schulte-Str. 33,<br />

51429 Bergisch-Gladbach<br />

September<br />

8. Hans-Jürgen Jenss 79<br />

115 Fisher-Road,<br />

Mahwah NJ 07430/USA<br />

9. Ernst Grässle 88<br />

Höfenerstr. 69, 75323 Bad Wildbad<br />

10. Dolf Kluck 78<br />

Königsberger Str. 9, 64319 Pfungstadt<br />

11. Maria Helm 86<br />

Robert-Leicht-Str. 1, 70563 Stuttgart<br />

13. Anneliese Keilitz 81<br />

Eibacher Hauptstr. 93, 90451 Nürnberg<br />

13. Peter Offermann 76<br />

Hermannstr. 8, 65366 Geisenheim<br />

16. Heinz Oetken 75<br />

Königsweg 3, 96163 Gundelsheim<br />

17. Gretel Schmidt 78<br />

Emile-Zola-Str. 30,<br />

16540 Hohen Neuendorf<br />

17. Hermann Eberlein 93<br />

KWA Georg-Brauchle-Haus App. 222<br />

Staudinger Str. 58, 81735 München<br />

18. Doris Oberbeck 77<br />

Fürst-Joh.-Aug.-Str. 3, 56564 Neuwied<br />

19. Dr. Oskar Wegener 82<br />

Fasanenweg 21, 22926 Ahrensburg<br />

20. Alfons Ida 77<br />

Niederstr. 10, 46509 Xanten<br />

20. Hans Motzenbäcker 75<br />

Lortzingstr. 2, 68782 Brühl<br />

21. Klaus Keilitz 77<br />

Eibacher Hauptstr. 93, 90451 Nürnberg<br />

22. Helmut Frank 77<br />

Groter Kamp 11, 48599 Gronau<br />

23. Gerhard Hennige 70<br />

In der Wildnis 8a, 64367 Mühltal<br />

28. Gustav Disse 77<br />

Hermann-Bittner-Str. 28, 44869 Bochum<br />

28. Hans Geister 82<br />

Dahler Dyk 88a, 47803 Krefeld


Heft 2/<strong>2010</strong> <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong><br />

22<br />

In eigener Sache …<br />

Wir gratulieren!<br />

Manfred Grieser hat mal wieder die Statistiken der vorjährigen Senioren-<br />

Meisterschaften<br />

gewälzt und mir folgende – wie er selber betont „wahrscheinlich unvollständige“ –<br />

Übersicht der Erfolge von VEL-Mitgliedern zukommen lassen:<br />

Guido Müller (M70) siegte bei der DHM in Düsseldorf jeweils<br />

über 60 m, 200 m und 400 m. Bei der HEM in Ancona (ITA) stand<br />

er über 60 m und 400 m auf dem höchsten Treppchen. Die Krönung<br />

seiner Leistungen im Jahre 2009 erlebte er dann bei der<br />

WM in Lahti, wo er gleich fünffacher Weltmeister wurde: Er<br />

siegte über 100 m (13,17), 200 m (26,81), 400 m (59,34), 4 x 100 m<br />

(53,03) sowie 4 x 400 m (4:17,47). Ebenfalls in Finnland räumte<br />

Petra Zörner ordentlich ab, denn sie kehrte als dreifache Weltmeisterin<br />

nach Hause zurück. In der Altersklasse W60 gewann<br />

sie die 100 m (15,04), wurde Vierte über 400 m (1:18) und siegte<br />

mit der 4 x 100 m-Staffel. Besonders bemerkenswert ist jedoch,<br />

dass sie dann auch noch in der 4 x 100 m-Staffel in der Altersklasse<br />

W55 eingesetzt wurde, mit der sie ihren dritten Titel gewann.<br />

Bereits bei den DM in Vaterstetten hatte sie über 100 m,<br />

200 m und mit der Sprintstaffel des OSC Berlin drei Deutsche<br />

Meisterschaften W60 errungen. Dr. Georg Werthner (M50)<br />

(AUT) wurde bei der HEM in Ancona Zweiter im Speerwurf und<br />

Dritter im Dreisprung.<br />

Wir gratulieren zu den genannten Erfolgen, hoffen gegebenenfalls<br />

auf Ergänzungen und wünschen allen VEL-Mitgliedern,<br />

die sich z. Z. auf die EM vom 15.–24. Juli <strong>2010</strong> in Ungarn<br />

vorbereiten, viel Erfolg! Und dann geht der Blick ja auch schon<br />

voraus nach Sacramento, wo im nächsten Jahr die Weltmeisterschaften<br />

ausgetragen werden.<br />

Frank Scheffka<br />

Regionaltreffen in Leipzig<br />

Die alten Leipziger Leichtathleten treffen sich diesmal am 4. September um<br />

10.00 Uhr in der Olympiagaststätte, Am Sportforum 10, ehemals Friedrich-<br />

Ebert-Str. 130/SC DHfK.<br />

Ansprechpartner: Manfred Grieser, Toskastr. 32, 04159 Leipzig,<br />

Tel.: 0341/9110080<br />

Noch ein Termin für <strong>Leichtathletik</strong>anhänger:<br />

Am 24. Juli veranstaltet das LAZ Leipzig im Sportforum Nordanlage die<br />

13. Jugendgala. Die Wettkämpfe finden von 11 bis 17 Uhr statt.<br />

Da sollte man hingehen! Mehr Informationen unter www.laz-leipzig.de<br />

Für immer sind von<br />

uns gegangen<br />

Dieter<br />

Kohls<br />

15. April 1921 –<br />

26. April <strong>2010</strong><br />

Karl<br />

Kluge<br />

21. Dezember 1924 –<br />

29. April <strong>2010</strong>


23 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> Heft 2/<strong>2010</strong><br />

VEL-Museum<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Vom 25. August bis zum 11. September fanden in Rom die XVII. Olympischen Sommerspiele statt. Etliche von Ihnen haben dieses Ereignis,<br />

das sich nun zum 50. Male jährt, aktiv miterlebt. Vielleicht sind die hier abgebildeten Erinnerungen aus meiner Sammlung ja doch<br />

noch einmal ein Anstoß, ein paar ganz persönliche Eindrücke von damals aufzuschreiben, so, wie es Manfred Grieser mit seiner „Bildbeschreibung“<br />

in diesem Heft bereits getan hat?! Ein besonders wertvolles Exponat zu diesem Thema, den Teilnehmerausweis von<br />

Horst Flosbach, hatte ich bereits im Heft 3/2009 abgebildet.<br />

Die Programmhefte zu den leichtathletischen Wettbewerben<br />

hatten jeden Tag eine andere Farbe. Helle Pastellfarben waren<br />

insgesamt für die Spiele in Rom typisch. Ich bekam diese bis<br />

auf das Heft Nr. 1 vom 31.8. vollständige Sammlung beim VEL-<br />

Treffen in Regensburg von Hilke Windh geschenkt. Ihr Vater,<br />

der deutsche Zehnkampfmeister von 1925 und 1927, Bernhard<br />

Thymm, hatte sie aufgehoben.<br />

Für die Vormittags- und Nachmittagsveranstaltungen gab es<br />

getrennte Eintrittskarten. Auch diese bekam ich von Hilke, der<br />

Tochter der 1928 in Amsterdam mit der Bronzemedaille geehrten<br />

Staffelsprinterin Leni Junker-Thymm, jetzt mitgebracht.<br />

Gisela Birkemeyer, die mir den ebenfalls abgebildeten Kofferanhänger<br />

überließ, unterschrieb die Karte des Tages ihres<br />

80m-Hürden-Bronze-Laufes.<br />

Die italienische Post hatte zahlreiche Ideen, die Spiele philatelistisch<br />

zu würdigen. Besonders gelungen ist eine Couvert-Serie<br />

mit Abbildungen aller Sieger. Die hier abgebildeten wurden<br />

von Armin Hary sowie den beiden sowjetischen Speerwurf-<br />

Olympiasiegern Elwira Ozolina und Wiktor Zybulenko für mich<br />

unterschrieben. Friederike und Klaus Wolfermann haben mir<br />

die beiden letztgenannten Unterschriften während der Feier<br />

zu Janis Lusis’ 70. Geburtstag organisiert.<br />

Der große Star der Spiele war die „Schwarze Gazelle“ Wilma Rudolph.<br />

Als sie 1993 anlässlich der <strong>Leichtathletik</strong>-WM in Stuttgart<br />

weilte, hatte ich das große Glück, sie persönlich zu treffen und<br />

einige Autogramme von ihr zu bekommen. Hier die Seite aus<br />

meinem Album mit Widmung „To Frank best wishes Wilma Rudolph“.<br />

Auch in Anbetracht ihres Krebstodes nur ein Jahr später<br />

zählt diese Begegnung zu den emotionalen Höhepunkten meiner<br />

30-jährigen Sammler-Karriere.


leichtathletik <br />

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leichtathletik<br />

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leichtathletik<br />

www.leichtathletik.de 27. Januar <strong>2010</strong> . € 3,00 . 4492 . Nr. 4<br />

Neue Fehlstartregel<br />

leichtathletik<br />

www.leichtathletik.de 3. Februar <strong>2010</strong> . € 3,00 . 4492 . Nr. 5<br />

Warum den Jüngsten<br />

weiter ein Frühstart<br />

erlaubt wird<br />

Training in Russland<br />

JOANA KRAFT IM PORTRÄT<br />

Neue Stabhoffnung<br />

INTERVIEW<br />

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Seite 16<br />

Warum Sergej Litvinov<br />

im Winter Deutschland<br />

verlässt<br />

Seite 8<br />

ÜBERRASCHENDE STEIGERUNG<br />

Marco Schmidt<br />

stößt 20,58 m<br />

CHRISTINA SCHWANITZ<br />

WM-Norm nach Umzug<br />

Seite 9<br />

EUROPAS NATIONEN IM VERGLEICH<br />

Deutschland<br />

auf Platz zwei<br />

Warum Haile<br />

Gebrselassie den<br />

Weltrekord in<br />

Dubai verpasste<br />

Seite 3<br />

INTERVIEW<br />

Seite 3<br />

ARIANE FRIEDRICH VOR<br />

DEM START IN KARLSRUHE<br />

Seite 17<br />

Wie hoch springt<br />

Nr. 206<br />

leichtathletik<br />

www.leichtathletik.de 3. März <strong>2010</strong> . € 3,00 . 4492 . Nr. 9<br />

DAS TEAM FÜR DOHA<br />

?<br />

Seite 4<br />

Seite 22<br />

Mit 19 Athleten zur<br />

Hallen-WM – das<br />

sind die Aussichten<br />

RIESENSPRUNG<br />

Seite 8<br />

Sosthene<br />

Moguenara so<br />

stark wie<br />

zuletzt Heike<br />

Drechsler<br />

Warum Ariane Friedrich<br />

in Karlsruhe den<br />

Wettkampf vorzeitig<br />

abbrechen musste<br />

Seite 12<br />

DIE SCHNELLSTE FRAU DES JAHRES<br />

2009 IN DEUTSCHLANDS HALLEN<br />

JET Carmelita Jeter Seite 9<br />

Wie schnell rennt<br />

leichtathletik<br />

Seite 4<br />

Seite 6<br />

FEHLSTART-FESTIVAL<br />

Wie Routinier<br />

Tobias Ruhe bewahrte<br />

Unger<br />

?<br />

Seite 6<br />

PLUS: LANDESMEIS TERSCHAFTEN IM ÜBERBLICK +++ V EREINS RANGLISTE<br />

ZWEI ÜBER ZWEI METER: ARIANE FRIEDRICH UND<br />

MEIKE KRÖGER KRÖNEN DIE HALLEN-DM IN KARLSRUHE<br />

DOPPELPACK<br />

PLUS: TUS METZINGEN GEWINNT TRAININGSLAGER AUF MA LLORCA<br />

Seite 5<br />

PLUS: DIE BESTEN DM-STORYS – ALLE DISZIPLINEN IM ÜBERBLICK

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