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Städteplanung / Architektur / Religion Buch II - VIENNA FAIR <strong>ST</strong>/A/R 13<br />
JOSEF DANNER<br />
Aus der Serie „Strange Angels” je 258 x 193cm, Mischtechnik auf Leinwand, 2004<br />
„FEUER / ERDE“, Plakatprojekt anlässlich der NÖ Landesaustellung 2007<br />
KUN<strong>ST</strong> SCHAFFT POETISCHE DINGE<br />
von Dr. Christian Denker<br />
Josef Danner<br />
Geboren wurde der Künstler 1955 in Amstetten,<br />
Niederösterreich. Er studierte Germanistik,<br />
Geschichte und Philosophie in Wien, war Mitglied<br />
diverser Musikgruppen: „Molto Brutto“, „Ganslinger”,<br />
„shineform” (Kassetten, CD‘s, 2 LPs, Plattenedition<br />
„Singles Club“) und bestritt zahlreiche Einzel- u.<br />
Gruppenaussstellungen im europäischen Raum.<br />
Arbeiten des Künstlers befinden sich sowohl<br />
in privaten als auch öffentlichen Sammlungen<br />
(MUMOK, Wien, Neue Galerie, Graz, Landesmuseum<br />
St. Pölten, Neue Galerie, Linz, Museum Stift Admont,<br />
u. a.) Abgesehen von seinen Studienaufenthalten<br />
(Paris, Reykjavik) lebt und arbeitet Josef Danner in<br />
Niederösterreich, in Wien und im Burgenland.<br />
Ausstellungen<br />
2006: „Spektrum Farbe“, Kunst der Moderne, N.Ö.<br />
Landesmuseum, St.Pölten. • „Birthday Party“, Galerie<br />
Eugen Lendl, Graz. • „Die Fortsetzung des Alltags mit<br />
anderen Mitteln“, Galerie Brunnhofer, Linz.<br />
2007: VIENNAFAIR, Galerie Brunnhofer. • „Über_<br />
Wasser“, Schloss Ulmerfeld/Amstetten. / FEUER/<br />
ERDE, Plakatkunstprojekt für den öffentlichen<br />
Raum anlässlich der NÖ Landesausstellung<br />
2007, Moststraße / Eisenstraße, August 2007. •<br />
„Gemeinsames-Unterschiedlich“, Palazzo Albrizzi,<br />
Venedig. • „Tadanatadala“, Galerie Eugen Lendl, Graz<br />
/ gemeinsam mit Judith Huemer. • „Die Liebe zu den<br />
Objekten“, NOE Landesmuseum, St. Pölten.<br />
Ursprünglich wurde Josef Danner der<br />
„abstrakten“ Linie der Neuen Wilden<br />
zugeordnet. Seine Arbeit als Maler,<br />
Texter, Grafiker sowie als Gestalter von<br />
Plakatinstallationen im öffentlichen Raum<br />
entwickelt sich zunehmend konzeptuell.<br />
Seit den 1980er Jahren beschäftigen<br />
ihn gesellschaftliche Mythen und deren<br />
mediale Darstellung kontinuierlich. Durch<br />
„Sampeln“ von Bild- und Sprache entsteht<br />
ein surreales Universum, das die Zuschauer<br />
durch überraschende Kombinationen<br />
gedanklich herausfordert. Das Spektrum<br />
der „Malerei“ wird so erweitert. Bildnerische<br />
Techniken werden nicht aufgegeben,<br />
sondern neu definiert.<br />
Danner nimmt Stellung zur allgemeinen<br />
Verwirrung, indem er den reißenden<br />
Strom des „Infotainments“ in eine<br />
persönliche Ordnung überführt. Das in<br />
Zusammenarbeit mit der Galerie und Edition<br />
Artelier editierte Buch „Fragmentarischer<br />
Bericht aus Monopolyland“ (1992)<br />
zeigt das exemplarisch. Gefundene<br />
Sprach- und Bildbeispiele werden in<br />
veränderten Kontexten zitiert. Dabei treten<br />
die Vereinfachungen und Dummheiten des<br />
Zeitgeistes hervor.<br />
„Neuen Erzählungen“ wird philosophisch<br />
nachgegangen, mit den Mitteln des<br />
Grotesken und des schwarzen Humors<br />
werden sie dekonstruiert. „Denksport<br />
für mich und andere“, nennt Danner<br />
das. Besonders fokussiert er dabei<br />
das „Neusprech“, also versinnlosende<br />
Übersymbolisierungen von Management-<br />
Skills, Gigamustersensibilisierungen<br />
auf semiotischem Lackmuspapier und<br />
ähnlichem Quatsch. Nicht zuletzt aus<br />
selbsttherapeutischen Gründen möchte<br />
Danner da Klarheit schaffen.<br />
Sein Plakatprojekt im Regierungsviertel<br />
in St. Pölten wendete die den Buchseiten<br />
innewohnende Intimität nach außen. Von<br />
einer internationalen Jury ausgewählt, wurde<br />
es zwischen 1996 und 1999 (wiederum mit<br />
Artelier) realisiert, wobei die Affichierungen<br />
etwa alle drei Monate wechselten. Gedruckt<br />
wurde im Siebdruck in unterschiedlichen<br />
Druckfarben auf verschiedenfarbige<br />
Papiere: Zeichen gegen monotone<br />
Massenproduktion!<br />
Der Fülle an Werbebotschaften mit ihren<br />
erotischen und mythischen Appellen<br />
(an das Siegen, die Genussfähigkeit u.<br />
a.) wurde etwas entgegengestellt, das<br />
durch seine Rätselhaftigkeit irritierte.<br />
Bild- und Textelemente wurden dergestalt<br />
kombiniert, dass sie nicht nur als isolierte<br />
Plakatständer sondern auch als über<br />
40 m lange Plakatskulptur fungieren<br />
konnten. Es wurde dort Verwirrung<br />
geschaffen, wo „normale“ Werbeträger<br />
unser Konsumverhalten gewöhnlich<br />
wirtschaftstauglich ordnen.<br />
Es folgten Affichierungen in Innenräumen<br />
(Reykjavik 1999, Wien 2000, München<br />
2001, Eisenstadt 2004). In Zusammenarbeit<br />
mit der Heimatwerbung (inzwischen<br />
EPAMEDIA) wurde ein weiteres Plakat-<br />
Kunstprojekt auf 300 kommerziellen<br />
Werbeflächen in ganz Niederösterreich<br />
realisiert (2003). Anstatt einer suggestiven<br />
Kaufanleitung hat Danner ein „poetisches<br />
Ding“ in den öffentlichen Raum gestellt, das<br />
mit den Mitteln gewohnter (Werbe-) Logik<br />
nicht geknackt werden konnte.<br />
Sein Plakat-Projekt für die NOE<br />
Landesausstellung 2007 zum Generalthema<br />
„FEUER / ERDE“ entstand wieder in<br />
Zusammenarbeit mit der EPAMEDIA.<br />
Von den offiziellen Werbeplakaten für die<br />
Ausstellung wurde der modulare Aufbau<br />
übernommen. Inhaltlich wurden die<br />
archaischen, quasi „esoterischen“ Aspekte<br />
der Werbelinie (der kraftvolle Schmied vor<br />
dem Amboss, der gerundete Mostbauer<br />
im Wams, strahlende Menschen unter<br />
blühenden Bäumen etc.) aufgebrochen,<br />
psychologisiert, ironisiert und um<br />
analytische, bedrohliche oder erotische<br />
Aspekte der Thematik erweitert. Die so<br />
entstandenen „Bildgeschichten“ nehmen<br />
Anleihe bei aussereuropäischen Kulturen<br />
und bei mittelalterlicher Sakralmalerei.<br />
Es mag überraschen, dass Danner parallel<br />
zu seinen farbigen Verwirrspielen von 1988<br />
bis 1992 rein schwarze Bilder gestaltet hat.<br />
Er selbst bezeichnet seine schwarze Serie als<br />
einen Tabubruch, als ein Experiment über<br />
das „ heilige Schwarz “, unter gelegentlicher<br />
Einbeziehung schwarzen Humors.<br />
Durch eine Vielfalt von<br />
Gestaltungstechniken entstehen sehr<br />
unterschiedliche sinnliche Erfahrungen<br />
von „Schwarz“: Schwarz erweist sich als<br />
farbig! Spielerisch erkundet der Künstler<br />
ein Feld formaler Möglichkeiten, wobei<br />
er bewusst den begrenzten Raum des<br />
Tafelbildes für ungeahnte Ereignisse im<br />
„Schwarzbereich“ nutzt. Bewusst und<br />
augenzwinkernd nimmt er Bezug auf das,<br />
was er den „Theoriemüll“ der Moderne<br />
nennt, zum Beispiel die kunstgeschichtlich<br />
konservierten Überzeugungsreservoire von<br />
Malewitsch, Rodtschenko und Reinhardt.<br />
Unhinterfragbare „Wahrheiten“ lehnt<br />
er ab, insofern sie Blockaden gegen<br />
subversives Denken und Schaffen bilden.<br />
Der Strenge der klassischen Moderne<br />
begegnet er spielerisch, indem er scheinbar<br />
widersprüchlichste Gestaltungsformen<br />
verwendet. Deren einzig relevante Klammer<br />
bildet das, was der Künstler als seine<br />
“persönliche Aussagenotwendigkeit”<br />
bezeichnet.<br />
Auf der VIENNAFAIR 2008 bespielt<br />
Danner einen Solostand der Linzer Galerie<br />
Brunnhofer, mit der er seit 2000 erfolgreich<br />
zusammen arbeitet. Zu sehen sind Arbeiten<br />
aus seiner Serie „blaue Bilder“ und Grafiken<br />
(2004 begonnen) sowie digitale fine art<br />
prints, die parallel zum Plakat-Projekt für<br />
die NOE Landesausstellung als Edition in<br />
Zusammenarbeit mit der adb- bild daten<br />
managen GmbH. entstanden.<br />
Die Galerie Eugen Lendl (Graz ), mit der<br />
eine langjährige Zusammenarbeit besteht,<br />
hat 2005 u. 2007 ebenfalls Arbeiten aus<br />
dieser neueren Werkserie gezeigt.<br />
Josef Danner ist für die Verleihung des <strong>ST</strong>/<br />
A/R-Preises („Freunde-kommen-ins-Offene“)<br />
nominiert.<br />
„SPEKTRUM FARBE“, NÖ-Landesmuseum 2006/07