ST:A:R_44
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14 Städteplanung / Architektur / Religion<br />
MetzgerMensch Nr. <strong>44</strong>/2015<br />
15<br />
entdeckt von metzgermensch fuer <strong>ST</strong>/A/R<br />
LENA<br />
Von der<br />
Komposition<br />
Wenn ich komponiere, dann denke<br />
ich dabei an Bilder, an Emotionen,<br />
an Geschichten. Musik, das ist ein<br />
reißender Strom von Gedanken.<br />
Musik, das entstammt einer schier<br />
unerschöpflichen Quelle der Inspiration.<br />
Wenn ich komponiere, dann verliere<br />
ich mich in den Möglichkeiten<br />
und finde mich wieder in der Schönheit.<br />
Das Einfache ist der Lehrmeister<br />
der Virtuosität. Klang immer eine<br />
sehr persönliche Sache.<br />
Als man vom Komponieren noch gut<br />
leben konnte, da wurden Gedichte<br />
vertont, oder Bilder, oder Mythen.<br />
Heute muss ein Komponist alle<br />
Möglichkeiten seiner Musiker ausreizen,<br />
ein Musiker alle Möglichkeiten<br />
seines Instrumentes ausspielen. Und<br />
warum komponieren wir eigentlich<br />
noch? Wenn ich als Musiker das Gedicht,<br />
das Bild, den Mythos auch direkt<br />
vertonen kann, wozu dann erst<br />
tonale Grenzen setzen. Jedes Publikum<br />
ist anders. Jeder Raum ist anders.<br />
Jeder Moment ist anders. Musik,<br />
Klang und Sound in ihrer Essenz sind<br />
Emotion pur. Über das Gehör direkt<br />
ins Innerste eines Menschen. Wenn<br />
die Erzeugung von Klang der eigentliche<br />
Zweck der Schrift ist, warum<br />
dann heutzutage noch den Umweg<br />
über die Schrift gehen? Digitale Reproduzierbarkeit<br />
wie immer auch<br />
man dazu stehen mag eröffnet für<br />
alle Beteiligten neue Möglichkeiten<br />
und lässt alte Gewohnheiten obsolet<br />
erscheinen. Als komponierender<br />
Musiker, als musizierender Komponist<br />
sehe ich mich in der Pflicht<br />
der Komposition im herkömmlichen<br />
Sinne zu entsagen. Direkte Vertonung.<br />
Klangskulpturen: Ein Bild<br />
von Miró, eine Erinnerung an einen<br />
Tag am Meer, ein zufälliges Haiku<br />
aus dem Internet, ein besonders<br />
aufmerksamer Zuhörer, ein besonders<br />
schöner mathematischer Beweis.<br />
Alle Sinne, alle Gedanken lassen sich<br />
kombinieren. Synthese. Immer mehr<br />
stehen wir als Musiker in der Pflicht<br />
unsere Empfindungswelt direkt zu<br />
vertonen, und auf diesem Wege auch<br />
anderen die Augen für die allgegenwärtige<br />
Synthetizität zu öffnen. Viva<br />
la contemplación! Die Komposition<br />
ist tot! Es lebe die Komposition!<br />
CHRI<strong>ST</strong>OF<br />
SPANRING<br />
„Neue Zugänge zum Text“<br />
verspricht Verleger Dieter Kordik vollmundig<br />
im Vorwort zum im Herbst 2014 erschienenen<br />
Lyrikband „herzgeröll“ von Gerlinde Hacker<br />
und stellt seine Autorin forsch auch gleich<br />
indirekt in die Nachfolge von künstlerischen<br />
Schwergewichten wie Karl Kraus und<br />
Frank Zappa. Das lässt einiges erwarten.<br />
... Das ist kein einfaches Kommunizieren oder<br />
Aneinander-Vorbeireden zwischen Ich und Du,<br />
immer sind die Subjekte auch Protagonisten<br />
einer zerfallenden neoliberalen Ordnung, die<br />
alles bestimmend auch noch in den privatesten<br />
Winkeln der Einsamkeit ihr Gift versprüht:<br />
„alleinsein macht schamlos/ich will mich<br />
nicht duschen, bei klingelnder tür“ (S.90).<br />
gerlinde<br />
hacker<br />
bildet Gefühlsebenen des “homo<br />
neoliberalensis” ab. Politischer<br />
Bezug in körperzellnaher<br />
Empfindung<br />
“Wortanschwemmungen“<br />
HackerscherPrägung“<br />
Submission for Issue<br />
#4<br />
what are we looking<br />
for? (please read before<br />
submitting)<br />
we are looking for sound poetry, poesie sonore,<br />
lautpoesie, noise poetry, electronic voice phenomenon,<br />
sample poetry, text-sound-composition, ...<br />
what we are not too interested in: normal poetry, poetry<br />
readings, poetry with music, pop songs, rap, hip hop,<br />
spoken word, songs, slam poetry, ...<br />
in case of doubt listen to some of the tracks of the other<br />
issues. you are very welcome to broaden our horizon<br />
and submit something that has not been featured yet<br />
but we certainly prefer new, strange things that don’t fit<br />
anywhere else.<br />
DEADLINE: may 31, 2015<br />
Huellkurven audiopoetische räume<br />
http://www.huellkurven.net<br />
online magazine for<br />
sound poetry, poésie sonore,<br />
lautpoesie, noise poetry, sound-text<br />
composition, auditive poesie,<br />
audio poetry etc.<br />
Edited by: Thomas Havlik, Jörg Piringer und Jörg Zemmler<br />
Thomas Havlik www.thomashavlik.net<br />
Die lyrische Essenz Gerlinde Hackers aus<br />
den Jahren 2003 bis 2014 ist in ihrem Band<br />
„herzgeröll“ vereint, und sie gipfelt in wenigen<br />
Gedichten im Kapitel „angriff“, deren letztes<br />
sich mit beinahe slam-poetry-hafter Allüre<br />
(in einem Internetvideo der kunsthallegraz<br />
übrigens sehr eindrucksvoll interpretiert von<br />
ihrem Verleger Dieter Kordik) mit Produktion<br />
und Rezeption von Literatur auseinandersetzt:<br />
„keine may geröckt am jandl baum“ (S. 102).<br />
Der oftmals herbe Ton der Gedichte bedient<br />
keinen Massengeschmack, will dies sicherlich<br />
auch gar nicht, aber dem im Vorwort<br />
postulierten Anspruch „das immer wieder<br />
scheiternde Projekt Aufklärung“ durch die<br />
Schaffung von Kunst zu unterstützen wird<br />
Gerlinde Hacker mit ihrem Gedichtband<br />
„herzgeröll“ in vollem Umfang gerecht.<br />
Marie-Theres Gallnbrunner<br />
mthg.net<br />
LO<strong>ST</strong><br />
LOFTsternhimmelqualle<br />
LO<strong>ST</strong>LOFT.COM<br />
lepschi@lostloft.com<br />
Tarnanzug Frucht. Es tauen die Körper, es korken<br />
Aus den Hälsen die Pfropfen. 30 Milliarden Silben<br />
Stürmen die Blüten. Sie stürmen die Blüten, schütteln<br />
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Wieviele Zikaden sind notwendig, wieviele Ichs<br />
Um das Schnalzen der gerissenen Sehne zu übertönen<br />
Welcher Akt. Für das Honorar, das mir dieses Gedicht<br />
Einbringt, werde ich mir ein weiteres Gedicht zulegen<br />
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Auszug aus der Rezension von Marcus Neuert 25. Februar 2015<br />
Gerlinde Hacker<br />
herzgeröll, 102 Seiten,<br />
broschiert, Euro 23,10; kd-Verlag<br />
Infos und Bestellungen: www.hackerin.at<br />
sternhimmelqualle<br />
LO<strong>ST</strong>LOFT.COM<br />
lepschi@lostloft.com<br />
Den Stengel, saufen das Licht: ihre Halbleiterkristalle<br />
Flimmern im Glimmstock. Jede der 30 Milliarden Silben<br />
Hat rote hervortretende Augen und nur eines im Kopf<br />
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Anfang April. Pyramidenspiel. Pollenallergie. Im Aussichts<br />
Nest hockt der Maikäfer und beflegelt das Tamagochi-Kind<br />
Beiderseits entlang der Donauufer zieht man den Einsatz von<br />
Chemikalien in Erwägung: meine Stechkollegen verharren