Schulfenster Nr. 51, Dezember 2020
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Schule Lindenbüel<br />
Wenn der Sehsinn wegfällt<br />
Sehen können – für die meisten von uns eine Selbstverständlichkeit. Nicht so für blinde Menschen.<br />
Im «Lindenbüel» konnten Sekundarklassen erleben, wie es sich anfühlt, den Alltag<br />
mit einer Sehbeeinträchtigung zu meistern.<br />
Einen Blindenstock – korrekt Lang- oder Weissstock genannt –<br />
kennen alle Schülerinnen und Schüler der 1. Sek A1b. Wie es<br />
sich anfühlt, blind oder mit einer starken Sehbehinderung<br />
durchs Leben zu gehen, können sie nur erahnen. Dies soll sich in<br />
den nächsten eineinhalb Stunden ändern. Sie besuchen neben<br />
weiteren Klassen das Erlebnismobil der Christoffel Blindenmission<br />
(CBM*), das Ende September im «Lindenbüel» auf dem Pausenplatz<br />
haltmacht. Ins Thema Blindheit und Sehbehinderung<br />
eingeführt werden sie von CBM-Mitarbeiter Dave Gooljar.<br />
Mit dem Langstock im Erlebnismobil<br />
Ausgerüstet mit Langstock und einer Milchglasbrille, die den<br />
grauen Star im Endstadium simuliert, tasten sie sich durch<br />
einen Gang im Erlebnismobil. Die Schülerinnen und Schüler erfahren<br />
so, welche Herausforderungen blinde Menschen täglich<br />
bewältigen.<br />
Der zwölf Meter lange Erlebnisgang befindet sich in einem<br />
speziell dafür konzipierten Fahrzeug. Er ist bestückt mit alltäg-<br />
lichen Hindernissen und Gegenständen zum Tasten, Hören und<br />
Riechen. Schwierig sei es gewesen, meint eine Schülerin, als sie<br />
den Parcours im Erlebnismobil beendet hat. Was als Sehende<br />
selbstverständlich sei – sich im Raum orientieren zu können –,<br />
sei plötzlich nicht mehr möglich. Mit dem Langstock müsse man<br />
sich an alles herantasten, um überhaupt vorwärts zu kommen.<br />
Alle Sinne einsetzen<br />
An verschiedenen Posten können die Schülerinnen und Schüler<br />
zudem üben, ihre Sinne wie Riechen, Hören oder Fühlen einzusetzen<br />
– die Augen sind dabei immer mit einer Augenbinde<br />
abgedeckt. So gilt es ein «Vier gewinnt» zu spielen, Gegenstände<br />
zu ertasten oder Gewürze zu riechen. Organisiert hat das<br />
Blindenmobil Lehrerin Sonja Fröhlich, die Koordinationsverantwortliche<br />
der 2. Sekstufe. «Die Klassen haben alle motiviert<br />
mitgemacht. Ich finde es wichtig, dass unsere Schülerinnen und<br />
Schüler auch ein Bewusstsein für die Probleme von Menschen<br />
mit Beeinträchtigungen entwickeln – etwa dem Blindsein.»<br />
Zuerst führte Dave Goljaar ins Thema ein, dann durften die Schüler mit dem Langstock den Parcours im Erlebnismobil absolvieren.<br />
26 <strong>Schulfenster</strong> <strong>51</strong> | <strong>2020</strong>