Die Neue Hochschule Heft 6-2020
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Foto: melpomen/123rf.com<br />
Mit E-Mail vom 9. März wurde der für den Folgetag<br />
geplante hochschulweite Info-Tag durch den für<br />
Lehre zuständigen Vizepräsidenten abgesagt und<br />
am selben Tag sandte erstmals die Hochschulpräsidentin<br />
an die Beschäftigten einen Hinweis, dass<br />
„nach aktueller Lage“ Veranstaltungen mit über<br />
1.000 Teilnehmenden nicht stattfinden könnten.<br />
Am 11. März veröffentlichte die Kanzlerin<br />
eine erste <strong>Die</strong>nstanweisung zum Umgang mit<br />
der Corona-Situation und wies auf eine in der<br />
Abstimmung zwischen Ministerium und <strong>Hochschule</strong>n<br />
befindliche, mögliche Verschiebung des<br />
Beginns der Präsenzveranstaltungen hin (geplant<br />
war dieser für den 30. März).<br />
Unter dem Betreff „EILT Information in die <strong>Hochschule</strong>:<br />
Semesterstart am 20.4.<strong>2020</strong>“ verschickte<br />
die Präsidentin am 13. März an alle Hochschulangehörigen<br />
die Botschaft, „dass der Vorlesungsbeginn<br />
für das Sommersemester <strong>2020</strong> auf den<br />
20.4.<strong>2020</strong> verschoben wird“. In der E-Mail hieß<br />
es weiter: „Eine Verschiebung des Vorlesungsbeginns<br />
bedeutet derzeit nicht, dass die <strong>Hochschule</strong><br />
oder der Lehrbetrieb geschlossen sind. <strong>Die</strong> Fachbereiche<br />
werden gebeten zu prüfen, welche Inhalte<br />
der Vorlesungen über Distant Learning oder<br />
E-Learning erbracht werden können. Sollte dies<br />
der Fall sein, werden Sie als Studierende weitere<br />
Informationen zur Vorbereitung erhalten.“<br />
Damit trat das ein, was gewiss nicht beabsichtigt<br />
war, was aber aufgrund ungenauer Formulierung<br />
eintreten musste: Jeder las das, was er (oder sie) lesen<br />
wollte:<br />
Lehrende, die ihre Vorlesungsvorbereitungen zu<br />
diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen oder<br />
ihre Veranstaltungen bisher nicht hinreichend<br />
digitalisiert hatten (dies betrifft sowohl die<br />
Veranstaltungsadministration wie die Veranstaltungsunterlagen<br />
wie Skripte, Übungen, Materialsammlungen<br />
etc.), nahmen hauptsächlich den<br />
Betreff und damit die Verschiebung des Vorlesungsbeginns<br />
zur Kenntnis. Gleiches gilt für die<br />
Studierenden, die froh über drei Wochen zusätzliche<br />
vorlesungsfreie Zeit waren, oder diejenigen,<br />
die diese Zeit zur Verdiensterzielung nutzten.<br />
Der Teil der Lehrenden, der in Sachen Digitalisierung<br />
up to date war und seine Veranstaltungen<br />
auf die übliche Vorlesungszeit von 14 Wochen<br />
getaktet hatte, hob ab auf den zweiten Teil der<br />
zuletzt zitierten E-Mail und konnte bzw. wollte<br />
daher zum ursprünglichen angesetzten Vorlesungsbeginn<br />
starten. Studierende, die mit dem<br />
30. März gerechnet hatten, waren verunsichert<br />
und warteten auf die in der E-Mail angekündigten<br />
Informationen.<br />
Damit war ein für die meisten Beteiligten mehr<br />
oder minder ungeordneter Start ins Sommersemester<br />
vorgezeichnet:<br />
<strong>Die</strong>jenigen Lehrenden, die wie ursprünglich<br />
geplant starten wollten (und konnten), suchten<br />
rechtzeitig ihre Studierenden zu erreichen,<br />
sei es via E-Mails an Multiplikatoren, sei es über<br />
Ankündigungen auf ihren Fachgebiets-Websites,<br />
sei es über diverse Lehr-/Lernplattformen wie<br />
Stud.IP, Moodle, Ilias oder OpenOlat (wobei diese<br />
i. d. R. die vorherige Anmeldung der Studierenden<br />
voraussetzen). Gleichzeitig wurde, mit mehr<br />
oder minder großer Unterstützung des Landes,<br />
der Hochschulleitung und der -rechenzentren,<br />
fieberhaft nach einer auch bei hohen Teilnehmerzahlen<br />
funktionierenden Videokonferenz- bzw.<br />
Cloud-Meeting-Plattform gesucht. Hierbei zeichnete<br />
sich ebenfalls ein ziemliches Durcheinander<br />
ab: Land und <strong>Hochschule</strong> präferierten Systeme,<br />
die zumindest in den ersten Wochen hinsichtlich<br />
Nutzerzahl, Qualität, Benutzerfreundlichkeit<br />
oder lehrbezogener Anwendungsmöglichkeiten<br />
kaum brauchbar, aber eben vorhanden<br />
waren (wie DFNconf, Panopto, BigBlueButton,<br />
MS Teams, Skype), während erfahrene Videokonferenzteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer wieder<br />
andere Anbieter bevorzugten, die teils auf Datenschutzbedenken<br />
stießen (dann aber „auf eigenes<br />
Risiko“ doch eingesetzt werden durften, wie<br />
WebCT, Adobe Connect, GoToMeeting, Jitsi,<br />
WebEx, insbesondere aber Zoom); diese mussten<br />
häufig aus Eigenmitteln des Fachgebiets finanziert<br />
werden (was andernorts durch die <strong>Hochschule</strong><br />
selbst erledigt wurde).<br />
DNH 06 | <strong>2020</strong>