Die Neue Hochschule Heft 6-2020
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8 Campusnotizen<br />
Jade <strong>Hochschule</strong>/<strong>Hochschule</strong> Emden/Leer<br />
Energieeffizienter Bau:<br />
Inselkita Spiekeroog<br />
In dem kollaborativ-interdisziplinären<br />
Lehrprojekt „Inselkita Spiekeroog“ von<br />
der Jade <strong>Hochschule</strong> Wilhelmshaven<br />
Oldenburg Elsfleth und der <strong>Hochschule</strong><br />
Emden/Leer beschäftigten sich Studierende<br />
aus vier Bachelor-Studiengängen<br />
(Architektur, Bauingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwissenschaften<br />
Geoinformation<br />
und Kindheitspädagogik) mit<br />
einem realitätsnahen Problem als Aufgabenstellung,<br />
das sie nur gemeinsam als<br />
interdisziplinäres Team lösen konnten:<br />
Für eine Kita sollte sowohl das pädagogische<br />
Konzept gewählt, anschließend<br />
in räumlich gebaute Umwelt umgesetzt<br />
und standortgerecht nachhaltig konstruiert<br />
werden. Eine besondere Herausforderung<br />
bestand dabei in der freien<br />
Standortwahl auf der Insel Spiekeroog<br />
als Fallbeispiel. Hierfür wurden verfügbare<br />
Geodaten zur Bodenbeschaffenheit,<br />
Topografie und Siedlungsstruktur in ein<br />
Geoinformationssystem integriert und<br />
der Standortwahl zugrunde gelegt.<br />
Titelbild: Orkan Christian, Svenja Wiemers<br />
Im sicheren Erprobungsraum <strong>Hochschule</strong><br />
sollte das Projekt die Kommunikationsfähigkeiten,<br />
Kooperationsfähigkeiten<br />
und Koordinationsfähigkeiten der<br />
Lernenden erweitern und die Entwicklung<br />
eines forschen-reflektiven Habitus sowie<br />
von Flexibilität und Offenheit gegenüber<br />
Unbekanntem und Fremdem fördern. <strong>Die</strong><br />
Lernenden sollen sich über die Projektlaufzeit<br />
zu unabhängigen, kreativen und<br />
verantwortungsbewussten Teammitgliedern<br />
entwickeln und darüber Freude<br />
und intrinsische Motivation am Lernen<br />
hervorbringen.<br />
<strong>Die</strong> größte Herausforderung bestand<br />
in der interdisziplinären Zusammenarbeit.<br />
<strong>Die</strong> Studierenden haben sich nie<br />
zuvor gesehen und in ihrem bisherigen<br />
Ausbildungshergang kaum mit anderen<br />
Fachdisziplinen zusammengearbeitet. <strong>Die</strong><br />
Fachdisziplinen arbeiteten in der Regel<br />
mit ihren eigenen Arbeitsmethoden und<br />
einer eigenen Fachkultur. Somit galt es<br />
zunächst, die Hemmschwelle der Kommunikation<br />
zu überwinden und eine vertrauensvolle<br />
Atmosphäre herzustellen, wobei<br />
eine fachinterne Gruppenbildung vermieden<br />
wurde. Das ursprünglich geplante<br />
Blockseminar auf Spiekeroog sollte es den<br />
Studierenden durch den neuen Arbeitsrahmen<br />
in Form einer Exkursion erleichtern,<br />
die bisherigen jeweiligen fachspezifischen<br />
Arbeitskulturen zu verlassen und<br />
sich auf neue Rahmenbedingungen und<br />
Arbeitsweisen einzulassen. <strong>Die</strong> fachliche<br />
Wissensgrundlage sollte durch Kurzreferate<br />
während der Anreise geschaffen<br />
werden, sodass gleichzeitig die jeweiligen<br />
Expertenrollen für die verschiedenen<br />
Disziplinen für späteren Konsultationsbedarf<br />
festgelegt wurden. <strong>Die</strong> eigentliche<br />
Aufgabenbearbeitung der Inselkita erfolgte<br />
in Gruppen, bei der jeweils mindestens<br />
eine Studentin oder ein Student der vier<br />
Fachdisziplinen vertreten war.<br />
Aufgrund von Corona musste das<br />
gesamte Modul kurzfristig in einen digitalen,<br />
auf Internet-Tools basierenden<br />
Modus überführt werden, in dem statt<br />
des geplanten Blockseminars vor Ort nun<br />
eine achtwöchige intensive Projektphase<br />
online stattfand – mit wöchentlichen<br />
Aufgabenpaketen und Präsentationen<br />
der Teilergebnisse. <strong>Die</strong> Abschlussveranstaltung<br />
wurde von der lokalen Presse<br />
begleitet und dokumentiert. Daraus resultierende<br />
Veröffentlichungen und Pressemitteilungen<br />
sind auf der Webseite der<br />
Jade <strong>Hochschule</strong>, der <strong>Hochschule</strong> Emden<br />
Leer und dem ScienceBlog erschienen.<br />
Fazit<br />
<strong>Die</strong> digitale Durchführung des Moduls<br />
erwies sich als barrierearm hinsichtlich<br />
der interdisziplinären Arbeit. <strong>Die</strong> Studierenden<br />
haben in ihren Arbeitsgruppen<br />
sehr gut zusammengearbeitet und blieben<br />
über den Verlauf des Projektes konstant<br />
motiviert. Allerdings gab es an den<br />
Schnittstellen fachspezifische Reibungen,<br />
Mehrarbeit und Informationsverluste,<br />
welche mit einem digitalen Software-Workflow<br />
für die Datenübergabe<br />
optimiert werden könnten.<br />
Eine Weiterführung des Lehrmoduls<br />
ist vorgesehen und soll dabei auf andere<br />
Räume (z. B. alternative Insellage)<br />
übertragen werden. Zur Erweiterung des<br />
Lehrmoduls um Schnittstellen zwischen<br />
Simulationsmodellen aus der Architektur,<br />
Gebäudedatenmodellierung (Building<br />
Information Modeling – BIM) aus<br />
dem Bauingenieurswesen sowie Geodatenmodellierung<br />
aus den Geoinformationswissenschaften<br />
wurde kürzlich ein<br />
Antrag „Innovative Lehr- und Lernkonzepte:<br />
Innovation plus“ beim Niedersächsischen<br />
Ministerium für Wissenschaft und<br />
Kultur (MWK) eingereicht.<br />
Prof. Dr. Sebastian Hollermann<br />
Prof. Anja Willmann<br />
Prof. Dr. habil. Roland Pesch<br />
Jade <strong>Hochschule</strong><br />
Prof. Dr. Lena Kaiser<br />
<strong>Hochschule</strong> Emden/Leer<br />
06 | <strong>2020</strong> DNH